Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Geformt mit göttlichem Atem: Römisches Glas
Geformt mit göttlichem Atem: Römisches Glas
Geformt mit göttlichem Atem: Römisches Glas
eBook278 Seiten1 Stunde

Geformt mit göttlichem Atem: Römisches Glas

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Durchscheinende Schönheit und zerbrechlicher Luxus Gut erhaltene Glasgefäße gehören zu den kostbarsten Erbstücken der Antike und sind die Attraktion in den Schausammlungen von Museen. Ihre Dünnwandigkeit, bunte Farbigkeit und ihr Formenreichtum erstaunt den Betrachter. Wie aber findet man sich in dieser Vielfalt zurecht? Wozu dienten die Gefäße? Wie wurden sie hergestellt, wie verziert? Wie erkennt man ein frührömisches, ein spätantikes oder mittelalterliches Glas? Das vorliegende Buch bietet Lesern und Museumsbesuchern einen Überblick über den aktuellen Kenntnisstand zu antikem Glas und ist gleichzeitig Leitfaden durch die Formenvielfalt. Es gibt Auskunft zu den Herstellungstechniken und Verzierungen, informiert über die Verwendung des Glases im täglichen Leben und ermöglicht dem Betrachter eine zeitliche Einordnung der Objekte. Glas war nicht nur eine billigere Alternative zu Edelsteinen, sondern konnte in gleicher Weise durch Schliff bearbeitet werden. In Glas ahmte man andere Materialgattungen wie Keramik oder Bronze nach. Für die Römer galt Glas als „besseres Geschirr“, denn: Anders als Metall oder Keramik, veränderte es den Geschmack seines Inhaltes nicht, was für die Vorratshaltung von Bedeutung war. Die Käufer wurden – genau wie heute – von Moden und Stil-Strömungen beeinflusst, die um ihre Gunst warben. Ein „must have“ gab es also schon zur Römerzeit!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. März 2016
ISBN9783945751565
Geformt mit göttlichem Atem: Römisches Glas

Ähnlich wie Geformt mit göttlichem Atem

Ähnliche E-Books

Antike Geschichte für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Geformt mit göttlichem Atem

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Geformt mit göttlichem Atem - Andrea Rottloff

    Andrea Rottloff

    Geformt mit göttlichem Atem – Römisches Glas

    Impressum:

    128 Seiten mit 108 Abbildungen

    Titelbild:

    unten: © GDKE_Ursula Rudischer (Landesmuseum Mainz);

    links oben: © Museo Archeologico di Milano, Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Coppa_diatreta_Trivulzio.TIF?uselang=de;

    rechts oben: © Marie-Lan Nguyen (2011), Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lycurgus_Cup_red_BM_MME1958.12-2.1.jpg?uselang=de

    Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    ISBN 978-3-945751-56-5

    © 2015 Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz am Rhein

    Idee: Andrea Rottloff

    Lektorat: Natalia Thoben, Carolin Witte

    Gestaltung des Titelbilds: Sebastian Ristow

    Satz: Design Depot Ltd

    Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors, der Herausgeber und des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.

    Weitere Titel aus unserem Verlagsprogramm finde Sie unter: www.na-verlag.de

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Einleitung: Glas – zerbrechliche Schönheit

    Das Material – Quarzsand, Flussmittel und Stabilisator

    Farbe und Irisierung

    Chronologie – seit wann gibt es den Werkstoff Glas?

    Forschungsgeschichte – das „Who is Who" der Glaswelt

    Herstellung – vom Rohglas zum fertigen Gefäß

    Literarische und bildliche Quellen

    Herstellung des Rohglases (primäre Glasproduktion)

    Wannenofen vs. Kuppelofen (sekundäre Glasverarbeitung)

    Woher kam das Rohglas?

    Der Handel bis zu den Verarbeitungsorten

    Gefäßproduktion – Techniken

    Sandkerngefäße

    Geformte Gefäße

    Auf der Glasmacherscheibe rotierend geformt

    Geblasenes Glas – Seit wann wird Glas zu Gefäßen geblasen?

    Formgeblasene Gefäße

    Halbformgeblasene Gefäße

    Optisch geblasene Gefäße

    Gestaltung / Dekor / Verzierung

    Gefäßaufbau und Formdetails

    Rand

    Henkel

    Boden

    Oberflächenverzierung

    Heiß aufgebrachte Verzierung

    Kalt aufgebrachte Verzierung

    Der sekundäre Glasofen und seine Werkzeuge

    Ofenbauten

    Schmelztiegel

    Werkzeuge

    Produktionsreste und Abfälle

    Die Glasmacher – was weiß man über die GlasbläserInnen?

    Quellen

    Bodenmarken nennen Glasmacher?

    Glasregionen umschreiben Verarbeitungsgebiete

    Konnte man antikes Glas recyceln?

    Hellenistisches Glas

    Canosa und Antikythera

    Kurzer Überblick über die Formen des 3.−1. Jhs. v. Chr.

    Römisches Glas

    Ostmittelmeer / Westmittelmeer – Verlagerung der Glashütten

    Über Herstellungszentren, Handelswege und den Einzelhandel

    Beinahe an jedem Ort – Glasverarbeitung in den römischen Provinzen

    Hauptsache billig?

    Handel, Verpackung und Läden

    Bezeichnungen der Gefäße –

    Einige Vorbemerkungen zum formenkundlichen Teil

    Feines Tafelgeschirr in verschiedenster Herstellungstechnik

    Geblümt, gestreift und gebändert – das Mosaikglas

    Cameoglas – die Portlandvase

    Das etwas andere Essgeschirr – Gläser mit Keramikprofilen

    Entfärbt-überschliffenes Geschirr – die Weiterentwicklung der TS-imitierenden Gläser in farbloser Glasmasse

    Geschliffen wie Bergkristall? Facettschliffbecher und Verwandtes

    Souvenirs, Souvenirs – Zirkusbecher und Gläser der „Marke" Ennion

    …nicht nur „Kölner Schnörkel" – Schlangenfadengläser

    Rippenschalen, Rippenschalen!

    Allgegenwärtig und doch rätselhaft – die Rippenschalen

    Rippenschale ist nicht gleich „Zarte Rippenschale"

    Vierkantkrüge und -töpfe – halbformgeblasenes Vorratsgeschirr

    Massenware über Jahrhunderte – das freigeblasene Alltagsgeschirr

    Opak, buntgefleckt und gefiedert – das farbenfrohe 1. Jh. n. Chr.

    Schliffrillengruppen ohne Ende – die Becherfamilie Is12/29/30

    Schiefe Schälchen – Schalen, Teller und Schüsseln

    Phantasievoll verziert und doch praktisch – die freigeblasenen Krüge

    Transparente Leuchter – die Glaslampen

    Ein Dauerbrenner in jeder Hinsicht – die Balsamarien

    Momentaufnahme Pompeji

    Glas als Grabbeigabe

    Antike und moderne Imitationen – Freie Nachschöpfung und auf Genauigkeit abzielende experimentelle Archäologie

    Gläserne Kleinfunde – Perlen, Gerät und Fensterglas

    Schmuck und Schutz – Perlen und Anhänger

    Perlen verschiedener Typen

    Anhänger und Amulette

    Rotes Glas und echte Perlen

    Goldglasperlen

    Schwarzes Glas als Imitation von Gagat

    Ein komplizierter Haarschmuck

    Gläserner Luxus? Geräte und Einlagen

    Spinnwirtel aus Glas – die Wirtelperlen

    Spieglein, Spieglein – die gläsernen Spiegel

    In Stäbchenform – Nadeln, Rührstäbchen und Wanddekorationen

    Geometrische und figürliche Einlagen, Mosaiken

    Ludus latrunculorum und Rechenbrett – die Spielsteine

    Gläserne Orden – die Phaleren

    Lange noch ohne Durchblick – das antike Fensterglas

    Gegossenes Fensterglas

    Zylindergeblasenes Fensterglas

    Runde geschleuderte Scheiben

    Farbe und Befestigung der Fenstergläser

    Die Spätantike – eine andere Welt

    Veränderte Tischsitten

    Kaum noch verziert

    Luxus pur? Diatrete, Schliffschalen und Goldgläser

    Gläserne Netzbecher – die Diatrete

    Bilder für Heiden und Christen – Szenisch verzierte Schliffschalen

    Mottogläser

    Goldgläser

    Ausblick ins (frühe) Mittelalter

    Wie unterscheidet man römisches und mittelalterliches Glas?

    Epilog – Glasforschung heute

    Zum Weiterlesen

    Glossar – Fachbegriffe der Glastechnologie

    Abbildungsnachweis

    „Es dürfte sich als notwendig erweisen, Form für Form – bei Glas immer gekoppelt mit Technik und Farbe – genau zu studieren und daraus die notwendigen Schlüsse zu ziehen."

    (Thea Elisabeth Haevernick, 1958)

    Einleitung: Glas – zerbrechliche Schönheit

    Glas ist seit seiner Entdeckung in vorgeschichtlicher Zeit einer der faszinierendsten Werkstoffe der Welt – er bietet beinahe unendliche Variationen der Bearbeitung, von heiß bis kalt, von geformt bis geblasen, von gefleckt bis gewickelt: Myriaden von Verzierungsmöglichkeiten, die auch heute noch angewendet und weiterentwickelt werden. Man denke an die eleganten Jugendstilgläser der Zeit um 1900, die Murano-Gläser der 1940er- und 50er-Jahre, an die internationale Studioglasbewegung der 1960er- und 70er-Jahre oder die modernen Arbeiten des amerikanischen Glaskünstlers Dale Chihuly, der mit seinen riesigen hängenden Objekten auf der ganzen Welt Aufsehen erregt.

    War Glas in vorgeschichtlicher Zeit noch ein überaus seltener Werkstoff, der vor allem für Perlen und andere Schmuckstücke oder als Einlage von Möbeln oder Wänden verwendet wurde, begann sein Siegeszug in griechischer, besonders hellenistischer Zeit, als man erste größere, offene Gefäße in bunten Farben zu fertigen verstand. Diese verbreiteten sich vor allem im Ostmittelmeerraum, gelangten aber gelegentlich auch in den Westen – man denke etwa an die Fragmente von Mosaikgläsern, die im keltischen Oppidum von Manching bei Ingolstadt gefunden wurden. Ab der späten Republik und frühen Kaiserzeit schließlich entwickelte sich um die Zeitenwende das Glas im gesamten Römerreich zum Allgemeingut, welches vielfach als Luxusware hohe Preise erzielte, später jedoch dank der Erfindung des Glasblasens zur allgegenwärtigen, nun erschwinglichen Massenware wurde.

    Das Material – Quarzsand, Flussmittel und Stabilisator

    Glas ist eine Mischung aus Quarz, Natron oder Soda sowie Kalk, die bei Temperaturen ab 800° C Hitze formbar wird. Gießflüssig wird sie allerdings erst bei etwa 1.200° C, einer Temperatur, die mit antiken Mitteln noch nicht zu erreichen war. Mit welcher Temperatur man arbeitete, hing von der chemischen Zusammensetzung der Schmelze ab, den technischen Möglichkeiten des offenen Feuers oder Ofens sowie davon, welche Art von Glasobjekt man daraus zu schaffen gedachte – besonders in der Römerzeit kamen neue, nie zuvor gesehene Verarbeitungs- und Verzierungstechniken auf, die in diesem Band schlaglichtartig besprochen werden sollen.

    Der Legende nach (Plin. nat. 36, 190f.) wurde das Glas zufällig „an einem Levantestrand" entdeckt, dessen Sandzusammensetzung die Glasschmelze begünstigte, und in Verbindung mit dem Lagerfeuer die ersten amorphen Glasbrocken hervorbrachte. Dies fiel auf und so wurde von da an das neue Material mittels Versuch und Irrtum über Jahrhunderte hinweg erprobt. Die erfolgreichen Rezepte gab man an die nächste Generation weiter, hielt sie aber wohl noch nicht schriftlich fest. Wichtigstes Grundelement ist demnach Quarzsand, der, abhängig von seinem natürlichen Vorkommen, so rein sein sollte wie nur möglich. Dazu kommt ein Flussmittel zum Senken des Schmelzpunktes – in der Antike verwendete man hierzu fast immer Natriumkarbonat bzw. Soda –, sowie einen sog. Stabilisator, der verhindert, dass sich das Glas in Wasser auflöst. Dazu wurde normalerweise Kalk verwendet, der idealerweise bereits mit im Sand enthalten war und dementsprechend nicht eigens zugesetzt werden musste.

    Farbe und Irisierung

    Die natürliche Farbe der Glasschmelze ist das sog. Blaugrün, dessen Schattierung vom natürlichen Eisengehalt des Sandes abhängig ist. Alle anderen, bunteren Farben müssen durch die Zugabe von Mineralien erzeugt werden. Dabei ergibt beispielsweise eine Beimischung von Mangan Rotviolett, die Kombination von Antimon und Blei ein opakes Gelb oder – sicher am bekanntesten – Kobalt, ein leuchtendes Dunkelblau. Rein rote Gläser sind dagegen in der Antike sehr kostbar und selten und werden erst im Mittelalter häufiger. Sie besitzen einen hohen Kupferanteil, der bedingt, dass sich die Glasmasse der Oberfläche unter bestimmten Umständen zu Grün hin verändert: eine noch nicht oft nachzuweisende Reaktion.

    Völlig farbloses Glas war lange Zeit sehr selten, da es ebenfalls schwer herzustellen war. Erst in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. wurde es möglich, durch die Zugabe bestimmter Mineralien auch farbloses Glas in größerer Menge zu produzieren. Dabei ist im Nachhinein nur schwer festzustellen, ob ein Glas nun bewusst entfärbt wurde oder nicht. Zwar existieren ganze Gattungen absichtlich entfärbter Gläser (die Facettbecher oder das „bessere geformte Tafelgeschirr, s. u.), aber oftmals ist es neutraler, den Terminus „farblos zu verwenden, vor allem dann, wenn ein Glas nicht chemisch analysiert wurde.

    Ähnlich problematisch ist die Bezeichnung „schwarzes Glas, das in der Antike ebenfalls noch nicht herzustellen war. Daher muss man sehr genau hinsehen (am besten durch den Bruch einer Scherbe oder eines Armreifens), um zu erkennen, ob an sich schwarz wirkende Gefäße oder Schmuckstücke eigentlich dunkelst Rotviolett, Braun oder aber Oliv sind. Inzwischen gibt es umfangreiche Studien, die sich mit den „schwarzen Gläsern des 1. und des 3. Jhs. befassen, die jeweils eine eigene Gruppe mit charakteristischen Gefäßformen bilden.

    Von der eigentlichen Glasfarbe zu unterscheiden ist die sog. Iris, ein Verwitterungsprodukt, das entsteht, wenn ein Glas Umwelteinflüssen, etwa im Boden, unterworfen ist. Dabei kommt die Dichte der Verwitterung zum einen auf die beeinflusste Glasmasse an, zum anderen auf die chemischen Bedingungen, unter denen das Glas im Boden lagert. In den Nordwestprovinzen ist die Irisschicht oft sehr dünn und bei frührömischen Gläsern kaum zu erkennen. Dagegen bildet sich an Gläsern aus dem (östlichen) Mittelmeerraum in der Regel eine dichte, leuchtend regenbogenfarbig schillernde Irisschicht, die es ermöglicht, auch Gläser in Museums- oder Sammlungsbesitz, die keine Fundortangaben mehr besitzen, eindeutig einer östlichen bzw. allgemein mediterranen Provenienz zuzuschreiben.

    Chronologie – seit wann gibt es den Werkstoff Glas?

    Glas ist seit der Bronzezeit (ca. 2500 v. Chr.) als eigenständiger Werkstoff bekannt, der zunächst nur für geformte Perlen, Schmuckstücke, Geräte und Intarsien verwendet wurde. Erst später wagte man sich an die ersten kleinen Gefäße wie den Kelch mit Königskartusche des Thutmosis III. (um 1450 v. Chr) in der Ägyptischen Staatssammlung München, das älteste sicher datierte Glasgefäß der Welt. Bekannt sind außerdem u. a. die figürlichen ägyptischen Einlagen für Möbel

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1