Faust II: Ein dramatisches Gedicht · Des Schauspiels zweiter Teil
Von Meno Schuhmann
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Über dieses E-Book
Der erste Teil des Schauspiels erschien 2010 unter dem Titel »Faust. Ein dramatisches Gedicht«.
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Buchvorschau
Faust II - Meno Schuhmann
Projektionen.
1. Akt
1. Szene
Mitternacht, auf einer Lichtung, sie umgebender Wald.
Mephisto etwas kleinlaut:
Hier bin ich nun zur vorgeschriebenen Stunde
und sehr begierig, Neues zu erfahren,
zumal aus Eurem werten Munde.
Mysterium, Stimme scheint von allen Seiten zu kommen:
Red keinen Unsinn, Mund und solche Dinge,
wohl möglich, dass ich mich von Zeit zu Zeit
zu menschlich Antlitz zwinge.
Die Sache fiele mir wohl leicht,
bin in Myriaden von Gestalten,
doch will ich mich nie lange halten,
weil immer Neues meinem Geist entspringt
und eine Form gern mit der anderen ringt.
Doch nun zu dir und deinen Missetaten,
die Sache war voraussehbar und gar nicht
anders zu erwarten.
Du kleiner Teufel hast die Regeln kalt gebrochen
und übermütig, teilnahmslos zerstochen,
was tief in Faustens Herzen lebt.
Du kannst nun einmal nicht verlieren,
doch da du Teil der Welt,
müsst ich mich wohl genieren.
Mephisto:
Verzeiht, dass ich Euch unterbreche, sie kannten
sich nur ein paar Stunden..
Mysterium:
Die dennoch reichten ernstlich zu verwunden!
Schweig endlich still, wenn streng ich zu dir spreche!
Ein dunkler Bereich der Bühne erhellt sich, Faust
an einem Teleskop wird sichtbar.
Sieh ihn nur an, den Faust, wie er sich plagt,
die ganze Nacht bis früh der Morgen tagt,
gebrochenen Herzens will er sich berauschen
und in des Weltalls Stille voller Hoffnung lauschen.
Faust:
So angeweht von der Erkenntnis,
die sich mir zögernd offenbart,
Gedanke, Spiel, ein wenig Wagnis,
im besten Fall mit Wirklichkeit gepaart.
Doch was für eine Wirklichkeit?
Ein Reigen aus fünf Sinnen,
der Urgrund bleibt fern unserem Raum,
ein Blatt vielleicht in zeitlichem Verrinnen,
nur Blütenstaub vom großen Schöpfungsbaum.
Das alles fließt, das wussten schon die Alten,
doch wie es fließt, das öffnet sich uns voll
in sternenklaren Nächten,
tief umhüllt von Kaltem,
in denen dieses Abbild überquoll.
Und beinah zitternd führt die Hand die Linse
und tiefer dringt der Blick zu fernstem Raum,
am Ende Dunkelheit und wenig Lichtgebilde
und schwarz die Gottheit,
bröckelnd unser Traum.
Die Feuerschwaden fressen ganze Welten,
vielleicht auch Leben,
das dem unseren gleicht.
Ob eine Formung häufig oder selten,
nichts bleibt von der Vernichtung unerreicht.
Doch vor dem Leuchten, Licht und Wolkenschleier,
die wie Giganten durch das Dunkel ziehen,
greift Menschengeist nach Abbild und nach Leier
und sieht die Schönheit selbst im Untergehen.
Die Elemente tauschen sich
in ungezähltem Reigen
im myriadenhaften Meer,
und aus Vernichtung schafft sich neues Leben,
und Herz und Moleküle werden schwer.
Ich blicke auf zur Magellanschen Wolke
hinein in einen Schleier voller Licht,
in dessen Austausch, Flammenräusche,
der große Wunsch nach Dauer gleißend bricht.
Das Auge trinkt die wunderbaren Dinge,
die mir der Schirm dort nächstens angezeigt.
Durch alles dringt ein Hauch jener Sekunde,
in der sich Dunkelheit vor erstem Licht verneigt.
Licht um Faust wird eingezogen.
Mysterium zu Mephisto:
Zwar bist du Teil von mir,
doch ist es so bei meinen höheren Kreaturen,
sie führen oft ein Eigenleben
voll individueller Spuren.
Mich amüsiert, was sich da stets gebiert,
an Formenreichtum immer interessiert,
sag ich nur:
Mutig und sich nicht geziert,
denn was sich aus des Urgrunds Tiefe
so manches Mal durch Menschengeist entbunden,
das ist schon einer Schöpfung wert,
das Tier in ihm scheint überwunden,
doch meistens ist es schnell zurückgekehrt.
Doch nun zu dir, Mephisto, alte Plage,
zwar brauch ich dich für diesen Menschenbrei,
damit sein Übermut gedämpft und noch so allerlei.
Doch mit dem Faust, da hast dus überspannt!
Was schlägst du vor, das seine Leiden bannt?
Mephisto zuckt mit den Achseln.
Mysterium:
Nun gut, ich möchte, dass ihm wieder Hoffnung
winkt,
nicht vollends er im Schmerz versinkt!
Oh menschlich Fortpflanzung!
Selbst