Der Original-Knigge in modernem Deutsch: Über den Umgang mit Menschen (1788), erster Teil
Von Felix Goda und Adolph Freiherr von Knigge
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Über dieses E-Book
Was hat dieser Knigge damals eigentlich geschrieben? Was steht im "Original-Knigge" von 1788, was macht ihn zum Namensgeber für tausende Benimm-Ratgeber? Was macht die Zeitlosigkeit des Werkes von Adolph Freiherr von Knigge aus?
Knigge höchstpersönlich ist im Jahr 2016 wieder aufgetaucht und hat sein Werk "Über den Umgang mit Menschen" gemeinsam mit seinem WG-Mitbewohner Felix Goda für die zeitgenössische Leserschaft sprachlich behutsam entstaubt. Aufbau und Inhalt blieben wie im Original. Diese Neubearbeitung macht den "Original-Knigge" für heutige Leser zu einem authentischen, aber zeitgemässen Lesevergnügen, kurzweilig und lehrreich zugleich.
In diesem ersten von drei Teilen beschäftigt sich Knigge mit allgemeinen Umgangsregeln, dem Umgang mit sich selbst sowie dem Umgang mit unterschiedlichen Charakteren.
Felix Goda
Felix Goda (*1986), Pseudonym von Felix Gottschalk, ist seit Freiherr von Knigges Wiederauftauchen dessen WG-Mitbewohner. Gleichzeitig ist er der Verleger des wiederaufgetauchten Knigge im von ihm gegründeten Persephone Verlag. Ansonsten ist er ein junger Mann, geboren in Darmstadt (D), Doktor der Volkswirtschaftslehre, Liebhaber alter Schriften, wohnhaft in Zürich.
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Rezensionen für Der Original-Knigge in modernem Deutsch
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Buchvorschau
Der Original-Knigge in modernem Deutsch - Felix Goda
„Selbst die Wahrheit bedarf zu
anderen Zeiten wieder einer anderen
Einkleidung, um gefällig zu sein."
Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799),
Freund Knigges
Die Vorgeschichte
Knigge ist wieder da. Ohne erkennbaren Anlass ist Adolph Freiherr von Knigge 2016 auf einer Uferwiese am Schweizer Zürichsee erwacht. Außer seinem Dreiteiler mit Rock und Kniestrümpfen hatte er nichts bei sich. Der erste Mensch, den er traf, war Felix Goda. Die beiden gerieten schnell in ein lebhaftes Gespräch über Lebensweisheit und die Regeln des guten Umgangs. Noch am selben Tag nahm Goda Knigge in seiner WG auf. Das erste Projekt, das sie in ihrer gemeinsamen WG-Zeit verwirklicht haben, ist vorliegende sprachliche Neubearbeitung des ersten von drei Teilen des „Original-Knigge" von 1788.
Inhalt
VORWORTE ZU DEN NEUEN AUFLAGEN (2017 & 2016)
VORWORT ZUR DRITTEN AUFLAGE (1790)
VORWORT ZUR ERSTEN UND ZWEITEN AUFLAGE (1788)
EINLEITUNG
Worüber ich (nicht) schreibe
Andere Länder, andere Sitten
Warum ich dieses Buch schreibe
Meine Erfahrungen mit dem Thema dieses Buches
ERSTES KAPITEL
ALLGEMEINE BEMERKUNGEN UND VORSCHRIFTEN ÜBER DEN UMGANG MIT MENSCHEN
Etwas gelten
Schein und Sein
Sklave sein
Auf Kosten anderer glänzen
Fremde Lorbeeren einheimsen
Probleme gestehen
Vom Glück prahlen
Zuversicht und Vertrauen
Übereifrig sein
Verbindlichkeiten
Notlügen
Ordnung halten
Interesse für Andere
Offen- und Verschlossenheit
Humor und Entertainment
Leeres Geschwätz und Höflichkeit
Lästern
Vom Hörensagen
Interna
Kritik äußern
Mit Worten haushalten
Gesprächsthemen
Von sich reden
Die Meinung ändern
Anekdoten wiederholen
Zoten machen
Sprichwörter zitieren
Unnötige Fragen stellen
Widerspruch ertragen
Vergnügen
Religion
Äußerlichkeiten
Briefverkehr
Sich lustig machen
Falschnachrichten, Neugier und Peinlichkeiten
Schlechte Erinnerungen wachrufen
Zeuge von Ausfällen werden
Hinweis
Leben und leben lassen
Langweilige Gesprächspartner
Verschwiegen sein
Kontakt aufnehmen
Vorträge & kleine Anstandsregeln
Kleidung
Kleinere Fehltritte
Wie gesellig soll man sein?
Vom Fordern und Erwarten
Mit Gesten differenzieren
Launisch sein
Andere glänzen lassen
Gesellschaftliches Fingerspitzengefühl
Mit wem soll man seine Zeit verbringen?
Provinz und Großstadt
In fremden Städten und Ländern
Privatangelegenheiten
Berufliches Vorankommen fordern
Die Grenzen des Gebens
Ein Urteil über Menschen bilden
Unter anderen über andere reden
Wer braucht (keine) Umgangsregeln?
Grundsätze
Das gute Gewissen
Frauen
ZWEITES KAPITEL
ÜBER DEN UMGANG MIT SICH SELBST
Die innere Stimme der Wahrheit
Dein bester Freund in schweren Zeiten
Das richtige Maß
Nicht verzagen!
Dich respektieren, wenn es niemand sieht
Die innere Größe bewahren
Sich selbst unterhalten
Streng gegen sich selbst sein
Sich selbst bewerten
DRITTES KAPITEL
ÜBER DEN UMGANG MIT VERSCHIEDENEN CHARAKTEREN
Die vier Hauptcharakterzüge und ihre Extreme
Machtbesessene Menschen
Ehrgeizige Menschen
Eitle Menschen
Stolz und Hochmut
Empfindliche Charaktere
Sture Menschen
Streitsüchtige Leute
Choleriker
Rachsüchtige Menschen
Faule und leidenschaftslose Menschen
Misstrauische, Schlechtgelaunte, Verschlossene
Neidische und schadenfrohe Menschen
Geizige Menschen
Undankbare Menschen
Intrigen und Täuschungen
Angeber und Prahler
Zudringliche Leute und Schleimer
Schlechte Menschen
Bescheidene Menschen
Plaudertaschen, Neugierige und Vergessliche
Wunderliche, Sonderlinge und Launische
Dumme und schwache Leute
Leute mit wahrem Humor & Satiriker
Trinker, Wollüstlinge, lasterhafte Menschen
Schwärmer
Gottesgläubige, Heuchler und Abergläubische
Atheisten & Religionsverächter
Depressive, verrückte, hysterische Menschen
ANHANG I
Ein paar Zitate
ANHANG II
Interview mit Knigge & Goda
ANHANG III
Altes & Neues Deutsch
ANHANG IV
Auszug aus dem Original von 1788
Vorworte zur 4. Auflage (2017)*
Meine wohlgeborenen Freunde! Der fortwährende Erfolg meines geliebten Werkes in neuem Gewand ist mir Freude und Glück. Der Persephone Verlag hat für diese Auflage eine umfangreiche Korrektur durchgeführt; man versicherte mir, dass jeder Buchstabe geprüft wurde. Goda und ich haben an einigen Stellen kleinere Verbesserungen vorgenommen. Meine aufrichtigste Dankbarkeit und Anerkennung für meine Helfer können nicht billig genug sein!
Adolph Freiherr von Knigge,
Diktiert am Zürichsee im Sommer 2017
Vorwort zur Neuauflage (2016)*
Freien Herzens gestehe ich, mit dieser Neuauflage meine Vermögenssituation in günstigere Bahnen lenken zu wollen. Dennoch kann ich voller Stolz sagen: „Über den Umgang mit Menschen, der „Original-Knigge
von 1788, ist vielleicht das vortrefflichste, sicher aber das bekannteste unter meinen bisherigen Werken. Ich habe nicht wenig Herzblut in diese Neubearbeitung gesteckt – stets mit dem Wunsch im Sinn, dass sie Euch, liebe Freunde, gefallen möge!
Es erfüllt mich mit stolzer Freude, dass mein Name heute noch ein Begriff ist und sich so viele Bücher und Seminare auch 220 Jahre nach meinem Tod namentlich auf ihn beziehen. Einzig, dass viele Menschen den „Original-Knigge" nicht kennen, trübt diese Freude. Doch wen nimmt die Unwissenheit Wunder? Das Buch zählt nun mehr als 225 Lenzen und entspricht freilich sprachlich nicht mehr billig den Erfordernissen der Zeit. Nicht nur zur Verringerung meiner Schulden, sondern in gleichen Stücken zur fortwährenden Sicherung meines Nachruhms, war es nun eiligst angeraten, das Werk zu überarbeiten.
„Über den Umgang mit Menschen habe ich mithilfe meines dienstfertigen Kompagnons Felix Goda – einem Kind des 20., einem Mann des 21. Jahrhunderts – sprachlich entstaubt und behutsam modernisiert. Es soll so klingen, als hätte ich es gerade erst von der Feder aufs Pergament gebracht. Allein, die Sätze im „Original-Knigge
waren oft eher lang und verwinkelt, ich geriet ins Schwärmen. Das Werk enthielt Wörter, die heute jeder nachschlagen müsste; viele Wörter hat man früher in anderer Weise gebraucht als man sie heute gebrauchen würde. Manche Redewendung aus dem Original ist veraltet. Das alles erschwert dem heutigen Leser den freudigen Genuss meines Buches, auf das ich nach wie vor so stolz bin und das viele von Euch, liebe Freunde, doch so gerne lesen würden. Den Inhalt des Originals haben Goda und ich bei der Überarbeitung deshalb, so weit als möglich, nicht modifiziert. Auch wurde nichts an andere Stellen gesetzt, alles blieb an seinem Orte. Es war gewiss unvermeidlich, einige Nuancen des Originals zu verwerfen oder umzuformen. Mein Stil ist aber, soweit mein geringes Urteil darüber zu richten vermag, unverkennbar erhalten geblieben.
Adolph Freiherr von Knigge,
Zürich im Frühjahr 2016
*Die aktuellen Vorworte Knigges beruhen auf
dessen Diktat und wurden nur geringfügig bearbeitet.
Vorwort zur dritten Auflage (1790)
Wie das Publikum im In- und Ausland dieses Buch würdigt, übertrifft meine Erwartungen. Der schnelle Verkauf der ersten zwei Auflagen, die guten Kritiken und nicht zuletzt die Übersetzungen des Buches in andere Sprachen, haben mich darin bestärkt, das Buch in der dritten Auflage noch ein wenig zu verbessern.
Die aufmerksamen Leser werden sofort merken, dass es gegenüber den ersten zwei Auflagen einige Veränderungen im Inhalt und in der Anordnung der Kapitel gegeben hat. Dabei habe ich mich nicht nur von meinen eigenen Überzeugungen leiten lassen, sondern auch von den Tipps anderer. Ich danke besonders dem Literaturkritiker im 87. Band der Allgemeinen Deutschen Bibliothek, dessen rücksichtsvolle, aber ernsthafte Kritik ich zu meinem Vorteil nutzen konnte.
Über unweise, nicht gut überlegte Kritik, habe ich mich dagegen hinweggesetzt. Ich werde nicht näher auf die verachtenswerten Beschuldigungen des Herrn Kritikers aus Salzburg eingehen. Ich möchte mich nur zum Vorwurf der zu großen Vollständigkeit meines Werkes äußern, womit mich der Rezensent in der Allgemeinen Literatur-Zeitung beehrt. Ich werde weiterhin versuchen, diesem Vorwurf bestmöglich gerecht zu werden. Wenn mein Buch einen besonderen Wert hat, dann eben den der Vollständigkeit – und ich bin jedem dankbar, der mir noch mehr Ideen aus dem menschlichen Leben liefert, über die ich schreiben kann.
Den Titel des Buchs „Über den Umgang mit Menschen hat man kritisiert, weil er nur das Wort „Umgang
betone, während das Buch aber allgemeiner ein Buch der Sittenlehre sei. Die meisten Kritiker haben eingesehen, dass das kaum zu vermeiden war. Die Regeln des Umgangs sollten allerdings nicht nur Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit sein. Deshalb müssen sie auf die Lehre der Pflichten gegründet sein, die wir jedem Menschen schulden – und die wir wiederum von jedem Menschen einfordern können. Das heißt, dem Umgang mit Menschen muss eine Theorie unterliegen, deren Grundpfeiler Moral und Lebenskenntnis sind. Denjenigen, die den Titel des Buches immer noch unpassend finden, schlage ich folgenden Alternativtitel vor: „Vorschriften, wie der Mensch sich zu verhalten hat, um in dieser Welt und in Gesellschaft mit anderen Menschen glücklich und vergnügt zu leben und seine Nebenmenschen glücklich und froh zu machen. Dieser Titel kommt mir allerdings zu prahlerisch vor – man verzeihe mir, dass ich es bei „Über den Umgang mit Menschen
belassen habe.
Manche Kommentatoren haben explizite Regeln für junge Menschen, zum Beispiel Studenten, vermisst. Wie vom Rezensenten in den Würzburger Gelehrten Anzeigen aber richtigerweise angemerkt wurde, hätte ich dann so ins Detail gehen müssen, dass zehn Bücher nicht gereicht hätten, um über alles und jeden zu schreiben. Außerdem hätte ich mich dann wiederholen müssen. Ich füge noch hinzu, dass junge Leute ohnehin noch nicht sehr charakterfest sind – und sie bezüglich des Betragens noch eine Art Narrenfreiheit genießen. Sie können sich für den Umgang mit Menschen im gleichen Alter daran halten, was in diesem Buch in allgemeiner Form beschrieben ist.
Hannover, im Januar 1790
Vorwort zur ersten und zweiten Auflage (1788)
Das Thema dieses Buches kommt mir groß und wichtig vor – und der Gedanke, ein Buch über den Umgang mit allen Arten von Menschen zu schreiben, ist meines Erachtens noch neu. Da mir daher niemand als Vorbild dienen konnte, muss ich einige Unvollständigkeiten dieses Buches entschuldigen. Es wäre viel verlangt, ein vollständiges Buch zu schreiben, und für meine Fähigkeiten wäre das zu viel. Wenn das Buch als Ausgangspunkt für weitere Arbeiten dienen könnte, so könnten mir die Leser dennoch dankbar sein.
Vielleicht wird man mir Weitschweifigkeit vorwerfen. Es ist jedoch schwierig, die Grenze zu ziehen. Wenn ich zum Beispiel darüber schreiben möchte, wie Freunde miteinander umgehen sollen, so finde ich es passend, erst etwas über die Wahl der Freunde und die Grenzen der Freundschaft zu schreiben. Wenn ich andererseits über den Umgang im gesellschaftlichen Leben schreibe und zeige, dass man anderen ihre Schwächen nachsehen soll, dann stehen ein paar philosophische Bemerkungen über diese Schwächen sicher nicht am falschen Ort.
Übrigens habe ich dieses Buch nicht flüchtig hingeschrieben, wie andere meiner Werke. Es enthält Überlegungen aus meinem ziemlich unruhigen Leben, in dem ich Kontakt mit vielen unterschiedlichen Leuten hatte. Bei dem veränderlichen Geschmack des deutschen Publikums und der übertriebenen Nachsicht, mit der man hier unbedeutende Romane, Klatschzeitschriften oder nichtsnutzige Anekdotensammlungen aufnimmt, kann