Un alemán en La Habana - Ein Deutscher in Havanna
Von Thomas Ahnfeld
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Buchvorschau
Un alemán en La Habana - Ein Deutscher in Havanna - Thomas Ahnfeld
Thomas Ahnfeld
Un alemán
en La
Habana
(Ein Deutscher in Havanna)
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2016
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Für meinen besten kubanischen Freund Jorge.
Danksagung
Zunächst möchte ich mich herzlich beim Engelsdorfer Verlag für das Vertrauen in meine Buchidee und die geleistete Unterstützung bedanken.
Mein größter Dank gilt hierbei meinen beiden Lektorinnen Daniela Lorenz und Marion Vogelsang sowie Anita Ahnfeld und Birte Kindor für die unschätzbar wertvollen Korrekturvorschläge zu meinem Buchentwurf.
Alexandra Bär und Tony Glasow waren mir eine große Hilfe bei der Entwicklung meiner Buchidee und haben den Gestaltungsprozess weitgehend mitgetragen. Darüber hinaus haben mich Monika König mit handgezeichneten Symbolen und Janko Marquardt mit dem Titelbild kreativ unterstützt.
Zu guter Letzt danke ich nachfolgend allen Briefempfängern für ihre zahlreichen positiven Rückmeldungen, welche mich in meinem Schaffen stets bestärkt und motiviert haben:
Volker, Simone und Christin Ahnfeld, Luise und Walter Schütt, Daniel Schwarz, Philipp Seide, Thomas Marten, Oskar Tiex, Fred Krause, Frank Skorupa, Sebastian Brinkmann, Christian Andrä, Feyoena Rabelink, Anne Struckmeyer, Hanna Joachimmeyer, Isa Abele, Begoña Rey und Corinna Vogt.
Zur Entstehung dieses Buches
Es war der 25. August 2015 und mein zweiter Tag auf Kuba.
Als ich zum allerersten Mal durch Havanna gelaufen war und in einem Park am Ende des „Prado" Schatten unter ein paar Palmen gesucht hatte, da stellte ich mir die Frage, wie ich die mir wichtigen Menschen zu Hause über meine Eindrücke hier im fernen Kuba informieren könnte. Über das Internet würde es schwierig werden, das wusste ich bereits, und so ließ ich meine Gedanken schweifen.
Ich war mein einjähriges Auslandsstudium mit der Idee angetreten, ab und zu einen Brief nach Deutschland verschicken zu wollen, hatte alle Heimatadressen beisammen und dachte so vor mich hin: „Es wäre doch eine tolle Idee, meine Erlebnisse und persönlichen Erfahrungen in Briefform festzuhalten. Viel authentischer als E-Mails, nicht noch ein Videotagebuch, sondern passend zu Kuba etwas Traditionelles."
In diesem Moment war die Idee geboren.
Allerdings musste ich zunächst weitere Vorüberlegungen anstellen, wie ich dieses neue Projekt auf Kuba realisieren könnte. Es folgte eine kurze Liste mit Voraussetzungen wie Papier, Briefumschlägen, Briefmarken, einem Postamt, Briefkästen und natürlich auch der Kostenfrage. Ich hatte ja zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt keine Ahnung, wie solche Dinge auf Kuba funktionieren würden.
Nun machte ich mir gleichzeitig Gedanken über die inhaltliche Ausgestaltung der Briefe.
„Zum einen sollen sie den Empfänger natürlich persönlich erreichen, mit ehrlichen Worten über private Themen. Zum anderen will ich meine Erlebnisse und Geschichten aber auch irgendwie lesbar für andere machen …"
Dank Vorder- und Rückseite des Briefpapiers kam mir schnell die Idee, eine persönliche und eine allgemeine Seite zu verfassen. Ich wollte mich aber nicht darauf verlassen, dass die Briefe auch wirklich zu Hause ankommen, und habe sie gleichzeitig digital gesichert. Als es mit den Wochen immer mehr und mehr Episoden wurden, jeder Empfänger schon zwei Briefe bekommen hatte und die anfänglichen Befürchtungen, mir würde beispielsweise das Durchhaltevermögen für dieses Projekt fehlen oder die Themen ausgehen, zerstreut waren, übertrug ich eines Nachts die Fotosicherung in eine Textdatei.
Diesem doppelten Schreibprinzip bin ich bis zum Ende treu geblieben, und aus dieser anfänglich kleinen Briefsammlung ist dann die Idee für dieses Buch entstanden. Zunächst nur als Erinnerung an meine Zeit in Havanna, dann als Geschenkidee für meine Briefempfänger und schließlich als Episodensammlung von mehr als 200 Seiten Kubaerfahrung, die hoffentlich auch für eine größere Leserzahl attraktiv ist.
Einen Großteil der Episoden habe ich fern vom eigenen Schreibtisch verfasst, um meine Gedanken und Erlebnisse so frisch wie möglich niederzuschreiben. Dabei habe ich im Nachhinein nur orthografische und wenige sprachliche Fehler verbessert und mich bewusst gegen eine inhaltliche Korrektur entschieden.
Das bedeutet natürlich, dass mein Sprachstil formbedingten Schwankungen unterworfen ist und ich mich, beispielsweise in Bezug auf die Länge der Episoden, erst finden musste, schließlich stellen sie meine ersten ernsthaften Schreibversuche dar. Wegen dieser Bemühungen um maximale Originalität wird jeder Briefempfänger „seine" Episoden nahezu identisch auf der entsprechenden Seite in diesem Buch wiederfinden.
Im Laufe der Zeit habe ich auch die Anekdoten aus meinen Rundmails aufgenommen, welche ich alle paar Wochen nach Hause geschickt habe. Deren Nummern beginnen im Inhaltsverzeichnis jeweils mit # gekennzeichnet.
Nach reiflichen Überlegungen habe ich mich dazu entschlossen, der Chronologie der Niederschriften der Episoden den Vorrang gegenüber ihrer tatsächlichen zeitlichen Abfolge zu lassen. Da ich manches spontan oder rückblickend geschrieben habe und jede Episode eine Momentaufnahme darstellt, empfinde ich dies als sinnvoller und hoffe, den Leser mit etwaigen Zeitsprüngen nicht zu irritieren.
Da es sich bei einigen Episoden um sehr ähnliche Themen oder zeitgleiche Geschehnisse handelt, gebe ich auf jeder Seite eine Reihe von Leseempfehlungen. Es steht dem Leser frei, diesen zu folgen und sich so von Episode zu Episode treiben zu lassen. Oft reichte eine Seite kaum aus, um die Komplexität einzelner Sachverhalte in Gänze zu beschreiben, weshalb ich auf diese Weise versuche den Eindrücken und Ereignissen besser gerecht zu werden.
Auf den letzten Seiten habe ich sowohl eine Karte von Havanna, als auch von Kuba beigefügt, die zur Orientierung dienen sollen. Besonders diejenigen, die selbst noch nicht auf Kuba gewesen sind, können meinen Episoden so sicher leichter folgen. Ähnliches gilt für das Glossar, das das Verständnis der hin und wieder verwendeten spanischen Wörter erleichtern soll. Derjenige, der sich bei den verschiedenen Währungsangaben wundern sollte, ist gut beraten, Episode 94 zu lesen.
Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass die Episoden meine ganz individuelle Wahrnehmung von Kuba wiedergeben und nicht als objektives Abbild der kubanischen Gesellschaft verstanden werden dürfen. Ich habe versucht die Allgemeinplätze der Reiseführer zu vermeiden und mich stets lieber meinen persönlichen Erlebnissen und Gedanken gewidmet.
Ich wünsche allen Lesern viel Freude mit meiner Reise durch Kuba und ihrer Reise durch dieses Buch.
Herzlichst, Ihr und euer Thomas Ahnfeld.
17.04.2016, La Habana
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Widmung
Danksagung
Zur Entstehung dieses Buches
Erlebnisse aus dem Alltag
Reiseerfahrungen
Kubanische Besonderheiten
Persönliche Gedanken
Studium & berufliche Entwicklung
Episoden aus den Rundmails
Der erste Eindruck
¿Ellenbogengesellschaft?
Clevere Ganoven
Lehrgeld zahlen
Ankommen
La muchacha cubana
Pläne schmieden
Zu Hause bei einer Familie zu Gast
La Máquina
Verzicht
Erste-Hilfe-Notfall
Fremd vertraut
Ein Abend im Park
Erste Tage in der Uni
Ein bisschen wie Urlaub
Eine Nacht in Guanabo
Zocken!!!
Die deutsche Crew
Strandausflug
Am Malecón sitzen
Ich raste komplett aus!
Das schöne Mädchen
Eine oberflächliche Analyse
Wieder einmal Glück gehabt
Ernährungswissenschaft
Großer Bruder und heimlicher Verehrer
Das neue Apartment
Lass das mal den Papa machen!
Wunderbare Konzerte
Ein wundervolles Wochenende
Una noche de Salsa
Run all day!
Pech gehabt
Semesterauftaktparty
Ein romantischer Abend
Warum es keine „Treffs" gibt
Die schlechte Moral auf Kuba
Berichterstattung
Ich bin glücklich!
Die Schmach von Gijón
Preiswertes Kulturangebot
Eine Cola bitte!
Noten, Prüfungen, Unterricht
Einen Namen machen
El acento Cubano
Status Quo
Einfach eine andere Mentalität
Ein Lob auf Deutschland
Teil 01: Kaufen und reparieren
Pläne schmieden – Träume haben
Prüfungsstress und Notendruck
Ab an die Schweinebucht!
Ein perfekter Tag am Strand
Wo ist die Revolution geblieben?
Auf gute Freunde
Papstbesuch
Wahrnehmung von außen
Herumreisen
Zeltwochenende
Alternative Studienorte
Zocken mit Tony
Ein Lob auf Deutschland
Teil 02: Organisieren
Ich werde alt!
Dinge über Kuba lernen
Ärger am Wasserfall
Studienaufwand
Kurzer persönlicher Eindruck
Rückfahrt aus Soroa
Pleite in Viñales
Kubas Schönheiten
Korruption auf der Insel
Mitfahrgelegenheit
Neustart 2016
Rückkehr nach Trinidad
Weihnachtsstimmung
Deutschkurs
Chulos und Jineteros
Rettungsfahrt im Polizeiwagen
Skurrile Dinge
¡Hasta la victoria siempre!
Mehr Dinge über Kuba lernen
Heimweh
Ärger mit Iván
DDR-Vergleiche
Die eigene Einstellung
Service-Verhalten
Persönliche Entwicklung
Ein Lob auf Deutschland
Teil 03: Kommunizieren
Prostitution im Nebenzimmer
Die Rumschreier
Hotelbau auf den Cayos
Kartentricks
Sagua la grande
Aktuelle Veränderungen
Ein grandioser Ausflug
José Martí
Praktikumskampf
Kommissionanskys
Fábrica del arte Cubano
Schlechte Erfahrungen
Lieblingsspeisen
Dschungelabenteuer
Nächtliche Unterhaltung
Das Währungssystem
Seltsame Namensgebung
Tanzkurs
Gipfelbesteigung
Geräuschkulisse
Restaurantsuche
Welcome Mr. President
Gespräche statt Kokosnüsse
Briefreflexion
Internationale Buchmesse
Prüfungsvorsitz
Keine Angst vor Kuba
Kubanische Sprüche
Mit dem Kopf durch die Wand
Kuba-Ranking
Gedanken von Hans Modrow
Dschungelwanderung
Unterschiedliche Wahrnehmung
Reifenpanne im Nirgendwo
Ausflug in den botanischen Garten
Das gemütlichste Leben
In Deutschland genießen
Teil 01: Das Essen
Entspannt bleiben
Albträume
Spannendes Reisen
In Deutschland genießen
Teil 02: Sich ein wenig Luxus gönnen
Wartende Kubaner
Kubanische Angewohnheiten
Verliebt sein
Flexible Prüfungsgestaltung
Jorges Tod
Ein ganz normaler Morgen
Taxi, Cigarr, Chica, Casa, Taxi?
Vorfreude
Was die Kubaner transportieren
Restaurant „La Sevillana"
Kursbeginn
Ein riskanter Auftrag
Ganz leicht in die Sierra
Restprogramm
Fackelmarsch
Was im Sozialismus alles gut ist
Überraschender Restaurantbesuch
Wochenende in Matanzas
Tarará
Ein Auge zudrücken
Salsatänzer
In Deutschland genießen
Teil 03: Ruhe haben
Schmi Schma Schmutzig
Über sich selbst lernen
Die Uni fällt aus!
Restaurantbetrüger
Fumigación – Vernebelung
Ein Schwein im Zug
Alkoholismus
Was ich mir vornehme
Probleme im Sozialismus
Kein Internet auf Kuba
Fahrt auf den Gran Piedra
Obamabesuch
Auf zum Konzert
Das Bila-Abkommen
Raffinierte Frühaufsteher
David hat keine Freunde
Betrug im Supermarkt
Entschlackungskur
Wir sind kleine Kubaner geworden
Daily struggle
Angst vor dem Abschied
Meine wichtigsten Wegbegleiter
Teil 01: Monika
Glück muss man haben
Würfeldrehen
Veränderungen
Turbulente Gepäckaufgabe
Tolles WG-Leben
Perspektivlosigkeit
Meine wichtigsten Wegbegleiter
Teil 02: Tony
Einkaufszentrum „Carlos III"
Bücher lesen
Ausflug nach Lawton
Zeit für Altlasten
Meine wichtigsten Wegbegleiter
Teil 03: Jorge
Zelten in Canasí
Rennradausflug
ROLLING STONES KONZERT
Rassismus auf Kuba
Mein neuer Lieblingsplatz
Abschiedsgespräche
La plaza vieja
Bedürfnisse
Die Jagd nach dem Carnet
Die Zukunft Kubas
Un alemán en La Habana
Glossar
Karte Havanna
Karte Kubas
- Episode 1 -
Der erste Eindruck
Havanna ist unglaublich laut. Nicht nur vom Straßenlärm, sondern von den ständig redenden, schreienden und einen ansprechenden Menschen, genauso wie von unzähligen anderen Geräuschen der Baustellen, Geschäfte, Straßenmusiker usw.
Die Häuserfassaden sind bunt, die Oldtimer und Stadtbewohner sind es auch. Man sagt: die Zeit scheint stehen geblieben zu sein, doch davon merke ich kaum etwas. Dass ich kein modernes Straßen- oder Stadtbild vorfinden würde, hatte ich erwartet, und der Zahn der Zeit, der an Häusern, Straßen und Autos seit Jahrzehnten nagt, gehört für mich einfach dazu, ist weder Makel noch Glanz.
Womöglich ist Habana Vieja (die Altstadt von Havanna) nicht der Ort, um nach dem Charme zu suchen, von dem immer alle sprechen, oder nach der Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit. Denn diese habe ich bereits bei Jorge gefunden, der mir von Beginn an die größte Hilfe war.
Die Stadt als „Local" und nicht als Tourist, sondern mit Freunden besser kennenzulernen, hat hoffentlich die Chance, meinen Eindruck von Havanna zu schärfen und in jede mögliche Richtung zu verschieben.
Lies auch: 11 34 42 58 #06 64 84 89 98 128 168 172
- Episode 2 -
¿Ellenbogengesellschaft?
Noch im Flugzeug lese ich im Buch von Hans Modrow über Solidarität, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt als wichtige Werte in Kubas Gesellschaft.
Direkt nach der Gepäckausgabe möchte ich dem gerade vorgefahrenen Busfahrer eine Frage stellen, doch alle anderen drängeln sich vor. Das scheint niemanden zu stören, am allerwenigsten den Fahrer selbst. Der Bus ist voll, der nächste