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Captain Phil Harris: Fischer, Outlaw, Fernseh-Held - ein wildes Leben, erzählt von seinen Söhnen
Captain Phil Harris: Fischer, Outlaw, Fernseh-Held - ein wildes Leben, erzählt von seinen Söhnen
Captain Phil Harris: Fischer, Outlaw, Fernseh-Held - ein wildes Leben, erzählt von seinen Söhnen
eBook355 Seiten3 Stunden

Captain Phil Harris: Fischer, Outlaw, Fernseh-Held - ein wildes Leben, erzählt von seinen Söhnen

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Über dieses E-Book

Sein Gespür für die besten Fangreviere der Beringsee und sein bedingungsloser Einsatz für seine Crew sind legendär. Seine Trunksucht, notorische Untreue und Wutanfälle waren gefürchtet. Und als Kapitän Phil Harris mit nur 53 Jahren in Anchorage, Alaska, starb, kannte ein Millionenpublikum sein von Stürmen und Wodka gezeichnetes Gesicht. Wer war der Mann, den seine Gefährten wahlweise den "König der Beringsee" oder den "zähesten Bastard der Welt" nannten? Fesselnd geschildert von Harris' Söhnen, erzählt CAPTAIN PHIL HARRIS von den Träumen eines kleinen Jungen auf dem Fangboot seines Vaters, von der ersten Sturmfahrt eines siebzehnjährigen Greenhorns - unbezahlt und seekrank - und vom märchenhaften Aufstieg eines abgewrackten Krabbenfischers zum schillernden Fernseh-Helden der DMAX-Serie "Fang des Lebens".

Ein Leben so wild und unberechenbar wie die Beringsee. Die Saga von einem unbeugsamen Kapitän und seinen Dämonen, von der Macht der rauen See und der Kraft der Vaterliebe.
SpracheDeutsch
HerausgeberAnkerherz Verlag
Erscheinungsdatum30. Juni 2014
ISBN9783940138743
Captain Phil Harris: Fischer, Outlaw, Fernseh-Held - ein wildes Leben, erzählt von seinen Söhnen

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    This was incredibly disappointing. The book is only a touch over 200 pages and sources the accounts of about 5-6 people to describe an entire man's life. Large slabs of the book are simply scenes referenced from The Deadliest Catch or its producers. Jake and Josh may be referenced as co-authors but they both put very little into this book. Such a shame. I hate to say it, but it really does look like a cash-grab with the help of two professional writers with minimum effort. Having said that, it's still readable - just disappointing.

Buchvorschau

Captain Phil Harris - Josh Harris

Josh und Jake Harris

mit Steve Springer und Blake Chavez

CAPTAIN PHIL HARRIS

Fischer, Outlaw, Fernseh-Held – ein wildes Leben, erzählt von seinen Söhnen

Aus dem Englischen von

Olaf Kanter

CAPTAIN PHIL HARRIS

Fischer, Outlaw, Fernseh-Held – ein wildes Leben,

erzählt von seinen Söhnen

EDITION CAMPFIRE

Deutsche Erstausgabe

Juni 2014

Alle Rechte vorbehalten.

© 2014 by Ankerherz Verlag GmbH, Hollenstedt

© 2013 by Jake Harris, Josh Harris, and Steve Springer

Die englischsprachige Originalausgabe »Captain Phil Harris: The Legendary Crab Fisherman, Our Hero, Our Dad« erschien 2013 bei Simon & Schuster, New York.

Übersetzung: Olaf Kanter, Hamburg

Fotografien: Privatarchiv Jake und Josh Harris,

mit Ausnahme der Fotoreportage auf den Seiten 10–27: Todd Stanley;

sowie der Seiten 6–7, 36, 39, 157, 210–211, 250–251, 255: Corey Arnold.

Umschlag-/Reihengestaltung, Layout und Satz: Ana Lessing, Berlin

Korrektorat: Wolfgang Sand, Landsberg

Herstellung: Peter Löffelholz, Berlin

E-Book: Max Dombrowski, Berlin

Ankerherz Verlag GmbH, Hollenstedt

info@ankerherz.de

www.ankerherz.de

ISBN: 978-3-940138-74-3

Dieses Buch ist allen Fans von »Fang des Lebens« gewidmet, die unseren Vater von Tag eins der ersten Folge an unterstützt haben. Ihr habt in unserem Dad genau das erkannt, was wir an jedem Tag unseres Lebens in ihm gesehen haben.

Ihr habt ihn mit offenen Armen zu euch ins Wohnzimmer eingeladen – und ihn so in den Kreis eurer Familie aufgenommen.

Unser Dad war immer stolz auf seine vielen Fans auf der ganzen Welt, und er war dankbar, dass er so viele Menschen erreichen konnte. Ihr wart alle da, als wir ihn verloren haben, und deshalb gehört ihr für uns zum erweiterten Familienkreis.

Im Geiste wird er immer für uns da sein, bis in alle Ewigkeit.

Dad hat es immer so gesagt:

Ihr könnt zusehen, wie etwas passiert.

Ihr könnt zusehen, dass etwas passiert.

Oder ihr könnt euch wundern, was zum Teufel passiert ist.

Wir haben uns die Worte unseres Vaters zu Herzen genommen und hoffen, dass sie auch euch inspirieren. Wir danken euch für eure Liebe und eure Unterstützung.

Josh und Jake Harris

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DER GEFÄHRLICHSTE JOB ALASKAS

Eine Fotoreportage

Von Todd Stanley

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BIS GANZ ZUM SCHLUSS

Als Captain Phil Harris im Krankenhaus aus einem künstlichen Koma erwachte und nicht sprechen konnte, schrieb er einen Zettel. »Filmt weiter«, stand darauf. »Das Ende fehlt noch.« Sechs Jahre lang hatte der Kameramann Todd Stanley bis dahin die Arbeit der Fischer an Bord der Cornelia Marie dokumentiert. Er war in den schlimmsten Stürmen dabei, während der Konflikte zwischen Captain Harris und seinen Söhnen und auch in den Stunden, in denen es um Leben und Tod ging. »Wir sind eine große, enge Familie geworden«, sagt Stanley. Im Moment des Todes von Captain Harris liefen die Kameras nicht. Für seinen berührenden und gleichzeitig respektvollen Umgang mit der Situation wurde Stanley, mehrfacher Emmy-Preisträger, in den Medien gelobt.

Wir zeigen hier seine besten Bilder von Bord der Cornelia Marie, auf der er viele Reisen auf die Beringsee vor Alaska unter­nahm.

Todd Stanley, Jahrgang 1971, lebt in Lotus, Kalifornien. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Das mystische Nordlicht tanzt am Himmel über Alaska. Gottes große Bühne. Doch wendet man den Blick nur ein wenig weiter gen Südwesten, verliert die karge Schönheit dieser unwirtlichen Region unseres Planeten schnell ihren Reiz. Wer hier unterwegs ist, muss einiges an Härte mitbringen. Das Terrain der Aleuten, einer Inselkette im Süden der Beringsee, ist rau, eigentlich kaum bewohnbar, und die Gewässer rund­he­rum sind noch bedrohlicher.

Die wenigen Seelen, die es mit den harschen Bedingungen hier aufnehmen, müssen sich ihren Lebensraum mit Eisbären, Seeottern und Weißkopfseeadlern teilen. Und das ist nur der kleinste Teil der Bevölkerung in diesen Breiten: 25 Arten von Meeressäugern sind hier zu Hause, Wale und Robben. Die Zahl der Vögel am Himmel über Alaska wird auf 110 Millionen geschätzt, 40 Arten sind heimisch im hohen Norden. Dazu kommen hunderte Spezies von Wirbellosen und noch einmal 450 Fischarten.

Die meisten Menschen, die sich in diese Grenzregionen der Zivilisation vorwagen, sind in der Fischindustrie beschäftigt. Ein Teil von ihnen arbeitet in den diversen Fischfabriken der Aleuten, die Übrigen verdingen sich als Crew der Fischfangflotte und trotzen den Gefahren der Beringsee.

Die Schiffe, mit denen sie hier zum Fischen rausfahren, sind von anderer Bauart als die Kutter, die an der Ostküste Amerikas im Einsatz sind. Kein Krabbenfänger auf der Beringsee ist kürzer als 30 Meter und nicht wenige der ganz großen Schiffe sind länger als 60 Meter. Kutter an der Ostküste bringen es im Schnitt gerade mal auf ein Viertel davon. Die größeren Dimensionen müssen sein, wenn man Wellen überstehen will, die so hoch werden wie ein Haus mit vier Stockwerken.

Kurz: Es ist ein besonderer Menschenschlag, der auf der Beringsee fischt.

Die Fischgründe der Krabbenfänger sind im Prinzip auf die gesamte Beringsee verteilt, die mit ihren 2,25 Millionen Quadratkilometern das drittgrößte Nebenmeer der Welt ist. Die Beringsee ist die nördliche Verlängerung des Pazifiks; am Westufer liegt Russland, gegenüber Alaska, und den Abschluss im Süden bilden die Aleuten. Hinter der Meerenge im Norden, der Beringstraße, liegt der arktische Ozean.

Das Beringmeer ist schon immer ein Mysterium gewesen für die Seeleute, die auf seinen Wassern kreuzten, ein Meer mit einer gespaltenen Persönlichkeit. An manchen Tagen ist es glatt wie Glas und so still, dass man den Schrei einer Möwe noch aus großer Entfernung hört. An solchen Tagen ist das Meer majestätisch. Seeotter lassen sich faul auf dem Rücken liegend von der Strömung treiben, am Horizont sieht man einen Wal blasen, überall tummeln sich Robben und Seelöwen, während Delfine der auslaufenden Fangflotte ein spielerisches Geleit geben; in den Augen vieler Seefahrer ein gutes Omen.

In nur wenigen Stunden kann sich diese Idylle dramatisch wandeln: Dann demonstriert die Natur, welche tödliche Gewalt in ihr steckt, und es ist vorbei mit der Schönheit dieses riesengroßen Aquariums. Über tausend Quadratseemeilen heulen plötzlich Stürme mit Windgeschwindigkeiten, wie man sie sonst nur von Orkanen kennt – der Rekord für die Beringsee liegt bei 254 Kilometer pro Stunde, eine Windstärke wie bei einem Wirbelsturm der Kategorie 5. Solche Winde peitschen das Meer zu gigantischen Wellen auf, die höchsten in der Beringsee wurden auf 100 Fuß geschätzt – also an die 30 Meter. Wenn ein Schiff von einem gigantischen Brecher getroffen wird, knallen mehrere tausend Liter Wasser aufs Deck. Und dabei reden wir noch nicht von dem wahren Räuber der See, dem Kaventsmann, der sich bei der Überlagerung verschiedener Wellensysteme zu noch höheren Wellenkämmen aufbäumen kann, zu einer wahren Wand aus Wasser.

Und als wären Wind und Wellen noch nicht gefährlich genug, kommen auch noch die Temperaturen dazu: Im Winter, zur Hochsaison der Krabbenfischerei, geht es schon mal bis zu minus 40 Grad runter. Wenn das Quecksilber so weit fällt, verwandelt sich Gischt sofort zu Eis, und die Crew steht draußen an Deck in einem Hagel feiner Eissplitter.

Überall auf dem Boot ist Eis: am Bug, an Deck, auf den 400 Kilogramm schweren Stahlkäfigen für den Krabbenfang, auf allen Seilen, auf jeder Winsch, selbst in den Bärten der Crew. Der Eispanzer an Deck wird tonnenschwer, was die Statik des Schiffs komplett auf den Kopf stellen kann. Je dicker die Eislast, desto größer die Gefahr, dass der Kahn auf die Seite rollt und kentert – das Todesurteil für alle an Bord.

Um dieses Schicksal abzuwenden, muss die Crew raus und mit großen Hämmern das Eis abschlagen. Ein knochenharter Job, oft ist die Crew stundenlang draußen in der Eiseskälte. Wenn die Männer das Eis endlich beseitigt haben, können sie wieder fischen. Oft dauert es nur wenige Stunden, bis der Eispanzer wieder so weit angewachsen ist, dass die ganze Prozedur von vorne losgeht.

Auch das Eis im Wasser, in Form von Eisbergen, birgt Gefahren. Eine einzige unsanfte Begegnung mit einem solchen Riesen kann der Besatzung zum Verhängnis werden. Die Krabbenfischer sind in viel kleineren Schiffen unterwegs – und sie müssen nah ran an diese Ungeheuer. Krabben versammeln sich gerne mal unter den großen Eisbrocken. Und Krabbenfischer müssen dorthin, wo die Krabben sind.

Das Gesetz schreibt es vor, dass Schiffe auf der Beringsee für jedes Crewmitglied einen so genannten Überlebensanzug an Bord haben, und das wird von der Küstenwache regelmäßig überprüft. Die Kontrolleure lassen sich sogar vorführen, wie schnell die Besatzung ihre Anzüge anlegen kann. Wenn ihr Schiff sinkt, müssen sie die Montur in weniger als einer Minute anziehen können – davon hängt es ab, ob sie eine Havarie überleben.

Denn zwischen der Beringsee und den Männern, die auf ihr fischen, gilt ein ungeschriebenes Gesetz: Wer ohne den Anzug ins Wasser fällt, hat sein Leben verspielt. Wer bei Temperaturen von unter Null ins Wasser stürzt, ist praktisch sofort wie gelähmt, denn die Hyperthermie setzt fast unmittelbar ein. Lebenswichtige Organe versagen, und nach wenigen Minuten ist man an der Schwelle zum Tod. Und die Zeit, die einem bleibt, reicht meistens nicht für eine Rettungsaktion. Weil die Krabbenfänger große Schiffe sind, brauchen sie an die zehn Minuten, bis sie gewendet und zu der Stelle zurückgefahren sind, wo der Mann über Bord gegangen ist. Hohe Wellen und Dunkelheit erschweren die Suche nach einem Verunglückten zusätzlich.

Allein schon an Bord eines Krabbenfängers zu sein, ist ein riskantes Unterfangen, und die Fischer sind nie einfach nur Passagiere auf einer solchen Reise. Sie sind da, um einen Job zu erledigen, und dieser Job ist mörderisch. Nehmen wir nur die Aufgabe, die tonnenschweren Krabbenfallen, die Pots, an Deck zu stapeln. Auch wenn der hydraulische Kran dabei hilft, die schweren Kästen zu bewegen, müssen sie per Hand in die richtige Position manövriert werden, damit die Stapel unterwegs nicht umkippen und die Crew unter sich begraben. Dabei ist pure Muskelkraft wichtiger als Fingerspitzengefühl. Doch selbst wenn die Pots fachmännisch aufgestapelt sind, können sie jederzeit umkippen, etwa wenn sie mit einer dicken Eisschicht überzogen sind.

Auch ohne größere Katastrophen werden die Crewmitglieder physisch regelrecht durch die Mangel gedreht. Es ist völlig normal, wenn sie bei Seegang draußen auf Deck dauernd so gegen die Pots geworfen werden, dass sie sich das Steißbein blutig schlagen. Ein wunder Hintern und ein zerschundener Rücken gehören einfach zum Job, fertig.

Die extremen Temperaturstürze und die ständigen Wetterkapriolen ruinieren jeden, da kann man noch so abgehärtet sein. Wenn ein Gesicht dem eisigen Wind ausgesetzt ist, pellt die Haut sich in großen Streifen ab wie bei einem schweren Sonnenbrand. Die Pranken eines Beringsee-Fischers sind derart rau und schwielig, dass dagegen selbst die Hände eines professionellen Rodeoreiters zart und sorgfältig manikürt wirken. Die Seeleute auf einem Krabbenfänger können von Glück reden, wenn sie überhaupt noch alle Finger haben. Und das, was übrigbleibt, ist dann eben krumm, geschwollen, deformiert. Für einen Krabbenfischer ist es so selbstverständlich, seine eigenen Wunden zu nähen, wie für einen Zimmermann, ein Pflaster aufzukleben.

Die extremen Gefahren des Jobs spiegeln sich auch in den offiziellen Statistiken der Behörden wider: In der Rangliste der tödlichen Arbeitsunfälle nimmt die Krabbenfischerei regelmäßig die Spitzenposition ein. Hoch­gerechnet auf 100.000 Beschäftige fordert die kommerzielle Fischerei jedes Jahr rund 120 Todesopfer – das ist 35-mal mehr als der Schnitt der amerikanischen Industrie insgesamt. In der Forstarbeit werden jährlich um die hundert tödliche Unfälle gezählt, unter Piloten und technischem Flug­personal gibt es 57 Opfer. Bei Krabbenfischern in der Beringsee liegt die Todes­rate noch einmal deutlich höher. Einer Studie der Bundesbehörde für Arbeitsschutz zufolge sterben auf 100.000 Beschäftigte gerechnet jedes Jahr 260 Männer bei der Ausübung ihres Jobs. 80 Prozent der Todesfälle sind auf Ertrinken oder Unterkühlung zurückzuführen. Wer über Bord fällt, hat schlechte Karten.

Angesichts solcher Bedingungen ist es keine Übertreibung zu sagen: Einen härteren Schlag als die Krabbenfischer gibt es auf dem ganzen Planeten nicht.

Es war genau dieses Leben, das unserem Vater bestimmt war, als er am 19. Dezember 1956 das Licht der Welt erblickte.

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UNSER VATER,

DER KAPITÄN

Wer die TV-Doku »Fang des Lebens« kennt, kennt Phil Harris. Die Zuschauer konnten verfolgen, wie er sein Schiff, die Cornelia Marie , auch unter grausamen Bedingungen sicher steuerte, egal wie hoch sich die Wellen oder das Eis der Beringsee auftürmten. Sie wurden Zeuge, wie er im Laufe der Jahre abertausende Tonnen Krabben aus dem Meer gefischt hat. Immer hat er es geschafft, seine Fangquote auszuschöpfen, in guten wie in schlechten Jahren. Und sie bewunderten, wie es ihm jedes Mal aufs Neue gelang, aus harten und sturen Seeleuten eine eingespielte Crew zu formen. Er war so etwas wie eine Vaterfigur dieser Familie zur See, das Oberhaupt des Clans der Fischer.

Die Zuschauer lachten über seine Witze und spürten die Kraft seiner Persönlichkeit. Sein Mut flößte ihnen nicht selten Ehrfurcht ein. Und sie weinten, als er viel zu früh starb. Er wurde gerade einmal 53 Jahre alt.

Aber unser Vater war keine Figur aus einer TV-Serie, die sich ein cleverer Drehbuchschreiber ausgedacht hat, kein Job für einen Schauspieler. Er war ein Mensch aus Fleisch und Blut mit einer Familie und einer bewegten Biografie. Sein wirkliches Leben war mindestens so spannend und unterhaltsam wie die Episoden der TV-Serie, die der Discovery Channel auf der ganzen Welt ausstrahlt. Aber dieses Leben von Phil Harris bekamen die Zuschauer nicht zu sehen.

Drei Jahre nach seinem Tod ist es an der Zeit, denken wir, seinen Millionen Fans zu erzählen, wer der Mann hinter dem Mythos wirklich war. Aus diesem Grund haben wir dieses Buch geschrieben.

Ihr werdet unserem Großvater Grant begegnen, dem ersten Harris, der zur See fuhr und damit den Kurs vorgegeben hat, dem wir nun seit drei Generationen folgen. Denn unser Vater tauchte selbstverständlich nicht urplötzlich auf der Brücke eines Schiffs auf. Ihr werdet die Vorgeschichte erfahren und sehen, welche Widerstände und Ängste er überwinden musste, weil sie seinem Traum im Weg standen, Kapitän auf einem Krabbenfänger zu werden.

Seine Mutter starb an Krebs, da war er gerade einmal acht. In der Highschool trug er den wenig schmeichelhaften Titel »Aus dem wird nie was«, und als er zum ersten Mal auf einem Schiff anheuerte, hielten ihn die anderen Fischer für eine absolute Niete. Mitfahren durfte er nur, weil er praktisch umsonst arbeitete. Er war für alle nur das Greenhorn, der blutige Anfänger, und stand in der Hackordnung an Bord auf der untersten Stufe. Sein erster Kapitän machte sich ständig lustig über ihn und ließ keine Gelegenheit aus, seiner Verachtung für den Neuling Ausdruck zu verleihen – gerne so laut, dass es die ganze Crew hören konnte.

Doch in unserem Vater haben Spott und Häme nur den Ehrgeiz geweckt, allen zu zeigen, dass er es eben doch draufhat. Diese Entschlossenheit, sich unter allen Umständen zu beweisen, hat ihn sein ganzes Leben lang angetrieben, auch als er längst erfolgreicher war, als er es sich je erträumt hatte, und zu den besten Fischern der gesamten Beringsee-Flotte zählte.

Als der TV-Produzent Thom Beers 2005 mit den Vorarbeiten für »Deadliest Catch« begann, wurde ihm schnell klar, dass es für die Hauptfigur der Serie nur einen Mann gab: unseren Vater.

Wir erzählen euch, wie er war, wenn er nicht zur See fuhr. Denn die Zeiten in Dutch Harbor, diesem einsamen Vorposten Alaskas auf den Aleuten, waren schon ziemlich verrückt. Dasselbe lässt sich allerdings ohne Übertreibung auch über die Jahre in seinem Heimatort Bothell sagen, ein winziges Kaff im Bundesstaat Washington. Auf seiner Harley oder hinter dem Lenkrad einer Corvette war er genauso eine Legende wie an Deck der Cornelia Marie.

Unsere Mutter werden wir ins Rampenlicht rücken, auch das ist eine Premiere, ebenso wie die vielen Freunde, die Phil über die Jahre begleitet haben.

Wir wollen allen zeigen, wie er als Ehemann war, als Vater und als Kumpel. Alle sollen verstehen können, dass er auch für uns ein Held war und dass wir alles, was wir von ihm gelernt haben, ein Leben lang in uns tragen werden.

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»Wir finden beide langsam zu uns selbst.« Josh am Fisherman’s Terminal in Seattle.

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Seelenverwandte: Jake mit seinem geretteten Pitbull Rasta vor seinem Zuhause in Monroe, Washington.

Er hat es wirklich wild getrieben an Land, das soll hier nicht unterschlagen werden. Aber sowie die Cornelia Marie den sicheren Hafen verlassen hatte, verwandelte er sich in einen anderen Menschen: Von diesem Moment an war er ein versierter, gewissenhafter Seemann, der unter seinesgleichen den größten Respekt genoss. Die erste und wichtigste Aufgabe eines Kapitäns ist es, sein Schiff und seine Besatzung heil wieder zurückzubringen, und diese Verantwortung hat wohl kaum jemand so ernst genommen wie unser Vater.

Sein Ehrgeiz, einen guten Fang zu machen, ließ ihn niemals vergessen, dass er draußen auf der Beringsee keine unkalkulierbaren Risiken eingehen durfte. Natürlich kamen wir ihm viel näher als der Rest der Crew, doch ihm war das Wohlergehen aller Männer zu jeder Zeit genauso wichtig wie das seiner Söhne.

Gleichzeitig war niemand so gut darin, Krabben aufzuspüren, wie unser Vater. Jeder Kapitän hat seine eigenen Tricks und geheimen Fanggründe. Nur waren sie bei unserem Vater immer noch ein paar Tonnen ergiebiger als bei den anderen.

Es vergeht kein Tag, an dem uns nicht irgendjemand sagt, wie sehr er unseren Vater vermisst. Wir hoffen, dass es uns mit diesem Buch gelingt, ihn für einen Moment wieder zum Leben zu erwecken.

Um unsere Geschichte aufzuschreiben, haben wir zwei Profis als Verstärkung angeheuert: Steve Springer, 25 Jahre lang Reporter bei der »L. A. Times« und Autor von elf Büchern, und den Schriftsteller Blake Chavez. Sie haben mit den Menschen gesprochen, die im Leben unseres Vaters eine wichtige Rolle gespielt haben, und so eigene Eindrücke gesammelt. So ist ein Porträt unseres Vaters entstanden, das nicht immer schmeichelhaft ist, aber dafür ehrlich – und hoffentlich eine Quelle der Inspiration. Unser Vater hätte nichts anderes gewollt.

Er selbst hat es so gesagt: »Was mein eigenes Leben betrifft – alles ist erlaubt.«

Das ist nun dabei rausgekommen: ein Buch über die zwei Gesichter des Phil Harris. Den einen glaubt ihr vielleicht zu kennen. Den anderen, den echten Phil Harris, seht ihr hier zum ersten Mal.

Josh und Jake Harris

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In Gedenken an ihren Vater: Josh und Jake am Fisherman’s Memorial in Seattle.

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SALZWASSER IM BLUT

Grant Harris war die Seefahrt nicht in die Wiege gelegt worden, er stammte nicht aus einem Clan namhafter Fischer und folgte keiner Familientradition. Aber er begründete eine neue, so viel ist mal sicher.

Grant, 1933 in Seattle geboren, hat seinen Vater, einen Stahlarbeiter, nie kennengelernt. Seine Eltern hatten sich scheiden lassen und waren ihre eige­nen Wege gegangen, bevor er das Licht der Welt erblickte.

Obwohl er in Seattle aufwuchs, einer Hafenstadt mit einer großen Fischereiflotte, behielt er lange festen Boden unter den Füßen. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Automechaniker und arbeitete auf dem Bau. Erst 1961, mit 27 Jahren, heuerte er das erste Mal auf einem Schiff an. Über Kanus und Ruderboote war er bis dahin nicht hinausgekommen.

Sein erstes Schiff war die Reefer II, ein Frachter, der auf See tiefgekühlten Fisch bei den Trawlern abholte und zu den Fischfabriken in Alaska brachte. Auf seinen fünfjährigen Sohn Phil wirkte der Abschied des Vaters wie der Aufbruch zu einem großen Abenteuer.

»Es war ein knochenharter Job, aber wenn man jung ist, macht einem das nicht so viel aus. Für mich galt immer: Je härter es wurde, desto größer war auch die Herausforderung.«

Grant Harris

Sechs Monate dauerte Grants erste Fahrt, sechs Monate ohne Frau und Sohn, das tat weh. In den folgenden Jahren sollten noch viele solcher langen Reisen folgen. Die Familie gewöhnte sich an den neuen Rhythmus, und Grant lernte, was es bedeutete, ein Fischer zu sein. Doch kaum hatte er seine Liebe zur See entdeckt, verlor er die größte Liebe seines Lebens. 1964 starb seine Frau Phyllis mit gerade einmal 27 Jahren an Hautkrebs.

Phil, acht Jahre alt, war am Boden zerstört, in seinem Leben klaffte plötzlich ein Loch, das nicht mehr zu füllen war. Weil sein Vater stets die Hälfte des Jahres auf See verbracht hatte, war die Bindung zu seiner Mutter umso stärker geworden. Ein Band, das Phil für unzerstörbar gehalten hatte.

Seine beiden Großmütter versuchten, ihn wieder aufzurichten. Ersatzmütter wollten sie sein, jeder Besuch von Phil sollte etwas Besonderes sein. Sie überhäuften ihn mit Geschenken, wachten über seine Hausaufgaben und pflegten ihn hingebungsvoll, wenn er sich eine Erkältung eingefangen hatte. Sie waren immer für ihn da – besonders wenn Grant auf See war.

Um seinem Sohn den Halt der gewohnten Umgebung nicht zu nehmen, behielt Grant das Haus der Familie in Bothell, auch wenn jedes einzelne Zimmer ihn daran erinnerte, wie sehr ihm seine Frau fehlte. Bothell sollte der einzige Ort sein, den Phil je sein Zuhause nannte. Das Städtchen liegt zwölf Meilen nordöstlich von Seattle und hatte rund 2200 Einwohner, als er noch ein Kind war. Ein ruhiger Ort, die meisten Bürger zählten zur Mittelschicht und verdienten ihren Lebensunterhalt in der Industrieproduktion oder der Forschung und Entwicklung.

In Bothell zu bleiben hatte für Phil einen wichtigen Vorteil: Er konnte weiter zur selben Schule gehen und behielt auch seinen Freundeskreis. Trotzdem war Grant klar, dass er ohne Phyllis noch mehr für seinen Sohn tun musste. Als alleinerziehender Vater musste er sein eigenes

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