Typisch Mann, typisch Frau: Innere Polaritäten erkennen und überbrücken - in der Partnerschaft und in der Arbeit
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Buchvorschau
Typisch Mann, typisch Frau - Sagarpriya DeLong
DeLong
1. Kapitel
DER INNERE MANN UND DIE INNERE FRAU — EINE EINFÜHRUNG
DIE LIEBE IST EIN THEMA, das bei jedem sofort Interesse hervorruft. Wohin du auch schaust, überall geht es um Liebe, im Film, in der Musik, in den Magazinen. Oft sind deine Augen, bevor du es überhaupt merkst, auf eine Schlagzeile gerichtet, die die neusten Liebesgeschichten verkündet. Und selbst wenn es dich nicht wirklich interessiert, wirfst du gelegentlich einen Blick auf die Geschichte von Prominenten, die „sich gefunden haben". Jeder unterliegt der Macht der Liebe, denn sie ist das Aufregendste, was einem Menschen passieren kann. Die Anziehung zwischen den zwei Geschlechtern ist so magnetisch, die Vereinnahmung so total, dass du dich am liebsten völlig darin verlieren möchtest. Darum wirst du, wenn du jemanden hast, den du liebst und der dich liebt, alles tun, um ihn in deinem Leben zu halten. Und wenn du keinen Partner hast, dann ist das Wichtigste auf der Welt, einen zu finden!
Aber je mehr Erfahrungen du in Beziehungen machst, desto klarer wird dir, dass du immer wieder genau dieselbe Art von Problemen hast, und du weißt nicht, wie du es ändern kannst. Wenn du Schwierigkeiten mit deinem Partner hast, kann es sich erdrückend anfühlen. Oder manchmal hast du den Eindruck, nur noch Pflichten zu haben und Erwartungen erfüllen zu müssen. Oder du musst ständig hinter deinem Partner her sein… Ganz gleich, welche Dynamik sich in deinen Beziehungen wiederholt, das Gefühl dabei ist Schwere und mangelnde Freiheit. In solchen Momenten, wenn dir alles aussichtslos erscheint, möchtest du nur noch fliehen – alles, nur keine Beziehung!
In der Regel glaubst du dann, der Grund für deine Schwierigkeiten bestehe darin, dass du nicht den richtigen Partner hast, dass du dir den Falschen ausgesucht hast. Und du glaubst fest daran, dass du nur den „Richtigen" zu finden brauchst, damit alles gut wird!
Vielleicht. Aber die Hoffnung auf den perfekten Partner ist oberflächlich; die Wurzeln von Beziehungen reichen sehr viel tiefer, sie liegen in deinem Unbewussten begraben. Um in Beziehungen erfolgreich zu sein, muss man sich dort umsehen.
Die zwei inneren Polaritäten
Dem Psychologen Carl Gustav Jung zufolge hat jede Frau in ihrem Unbewussten einen „Animus, der die Prägung oder der „Archetyp
einer männlichen Figur ist. Diese männliche Figur bleibt sich nicht immer gleich, sondern trägt Wesensmerkmale, Charakteristika, die reifen können, wenn die Person psychologisch wächst. Und genauso hat jeder Mann eine „Anima mit sich wandelnden – oder wandelbaren – weiblichen Charakteristika. Diese zwei Figuren unterschiedlichen Geschlechts zeigen sich nicht unbedingt im täglichen Leben, aber in unseren Träumen zeigen sie sich sehr deutlich. Gestützt auf seine Studien der alchimistischen Wissenschaften hing Jung der Idee an, dass jeder „die Sonne und den Mond
in sich trägt, was bedeutet, dass jeder einen männlichen und einen weiblichen Aspekt hat.
Ich machte eine ähnliche, wenn auch nicht genau gleiche Erfahrung. Ich kam auf einem ganz anderen Weg als Jung zu meinen Schlussfolgerungen. Viele Jahre lang gab ich eine bestimmte Form der Massage, bei der ich hellsichtig Bilder „sah", die aus der Energie des Körpers aufstiegen, an dem ich arbeitete. Mit der Zeit stellte ich fest, dass diese Eindrücke sich in zwei qualitativ unterschiedlichen Formen ausdrückten und die Bilder weibliche oder männliche Wesensmerkmale hatten, je nachdem, an welcher Stelle des Körpers ich arbeitete. Es waren Bilder voller exakter Details wie Gesichtsausdruck, Körperbau, Art der Kleidung und vergangene Berufserfahrung.
Als ich die „Portraits" dieser zwei gegensätzlichen Figuren entdeckte, wusste ich noch nicht viel von Jungs Lehren. Die Philosophien des Ostens waren mir jedoch vertraut, dazu gehörten taoistische und tantrische Prinzipien, sodass es mich nicht weiter überraschte, dass sich eine Energie des anderen Geschlechts in den Schlupfwinkeln des Körpers versteckte. Was mich wirklich überraschte war, dass sich mir beide, die männliche und die weibliche Figur, so spezifisch und so plastisch darstellten. Ich kam zu der Überzeugung, es sei wichtig, meine Klienten auf sie aufmerksam zu machen. Am Anfang beschränkte ich mich darauf, ihnen einfach nur die Bilder zu beschreiben, die ich sah. So zeigte zum Beispiel ein Bild eine starke Frau in einem Hauskleid mit strengem Gesicht und massivem Körper, die jemand mit erhobenem Zeigefinger ermahnte – sie sah aus wie eine unangenehme Mutter. Die Gegenfigur war ein etwa zwanzigjähriger junger Mann mit schlankem, agilem Körper, der auf dem Weg zum Markt war, um Einkäufe zu machen und sich unterwegs gerne ablenken ließ. Ich konnte mir die Beziehung zwischen den beiden lebhaft vorstellen: die Frau war dominant, und der Mann hatte es sich leider zur Gewohnheit gemacht, ihren Anordnungen zu folgen. Aber damals besaß ich noch nicht das Handwerkszeug dazu, diese Figuren auf einer Bühne zum Leben zu erwecken oder sie miteinander agieren zu lassen. Erst später entwickelte ich Methoden, durch die meine Klienten männliche und weibliche Anteile direkt erleben konnten. Das war bereits sehr viel besser, als einfach nur durch mich von ihrer Existenz zu erfahren.
Wie Polaritäten die Wahl deines äußeren
Lebenspartners bestimmen
Auf meinem weiteren Weg erkannte ich, dass die Beziehung, die im Innern zwischen den beiden Polaritäten sichtbar wird, genauso ist wie die äußere Beziehung.
Bei mir zum Beispiel entdeckte ich, dass der männliche Teil in mir am liebsten schon in jungen Jahren mit der Schule aufgehört hätte. Ich folgte jedoch, weil ich zu jener Zeit überhaupt nicht auf meinen männlichen Teil hörte, einem sehr intellektuellen Weg, studierte Philosophie an einer amerikanischen Eliteuniversität und setzte viele Jahre alles daran, ein gutes Examen zu machen. Als ich dann später heiratete, suchte ich mir einen Mann aus, der schon mit 16 Jahren von der Schule abgegangen war. Als ich zum zweiten Mal heiratete, war es das Gleiche, und ebenso bei der dritten Beziehung. Alle drei Männer waren sehr intelligent, hatten aber mit 16 Jahren ihre Schulausbildung abgebrochen!
Nachdem mir mein innerer Mann vertrauter geworden war, entdeckte ich, dass ihn alles anzieht, woraus Häuser gebaut werden – Holz, Stein, Gips, Fliesen – und wenn er sich seine ideale Arbeit aussuchen könnte, dann wäre das die des Zimmermanns. Es macht ihm auch Spaß, praktische Lösungen für mechanische Probleme zu finden. Oberflächlich betrachtet habe ich immer geglaubt, dass ich nicht einmal eine Glühbirne austauschen kann. Und doch waren alle Männer in meinem Leben Schreiner oder Handwerker, und einige von ihnen zu anderen Zeiten auch Mechaniker!
Das geht nicht nur mir so. Oft höre ich einen Klienten sagen: „Meine innere Frau ist genau wie meine Ehefrau oder manchmal: „Genau das würde meine Freundin jetzt auch sagen.
Das ist kein Zufall; in uns besteht ein Drang, unsere männliche und weibliche Energie zu vereinigen, sie eins werden zu lassen. Wenn es sich um einen Mann handelt, sucht er im Außen nach der Person, die ihm entspricht, das heißt nach einer Person, die seiner inneren Frau gleicht. Eine Frau wird den Mann finden, der die gleichen Charakteristika hat wie ihr innerer Mann. In einer riesigen Menschenmenge bist du fähig, Hunderte auszusondern, bis deine Wahl schließlich auf den einen trifft und du ganz genau weißt: Der ist es!
Das trifft ganz besonders zu, wenn du heiratest. Wenn du dich entschließt, dich tiefer und länger auf jemanden einzulassen, dann immer deshalb, weil du deine „andere Seite" in diesem Menschen siehst. Vielleicht ist dir das nicht bewusst, vielleicht stehst du diesem Menschen sogar kritisch gegenüber, aber du hast irgendwie das Gefühl, dass du nicht von ihm loskommst, selbst wenn du möchtest. Wenn es sich um den Freund oder die Freundin handelt, gilt diese Übereinstimmung nicht immer. Aber tatsächlich versorgt dich dein Partner in viel mehr Fällen, als du vielleicht glaubst, mit einem Spiegelbild deiner versteckten Seite, auch wenn ihr nicht verheiratet seid.
Durch zehn Fragen das Männliche und das Weibliche
in dir erkennen
Es ist möglich, mit einer einfachen Methode deine eigene maskuline und feminine Seite zu erleben. Du beantwortest zehn Fragen, aber das funktioniert besser, wenn dir jemand dabei zuhört. Du solltest mit dem Zuhörer nicht emotional verstrickt sein. Wenn du die Fragen hörst, wird dir klar warum. Vielleicht mag es dir merkwürdig vorkommen, aber du wirst nacheinander von einem deiner Augen aus sprechen. Die Augen sind wie Fenster, die dir Zugang auf die zwei Energien gewähren, auch wenn die Wurzeln dieser Energien tiefer im Körper liegen. Das rechte Auge ist mit der männlichen Energie verbunden, das linke mit der weiblichen. Jetzt halte mit einer Hand dein rechtes Auge zu oder, wenn du eine Brille trägst, stecke ein Taschentuch zwischen Brille und Auge. Das linke Auge bleibt offen, also die weibliche Seite.
Die Fragen:
1. Wie geht es dir damit, dass dich gerade jemand anschaut und dir zuhört?
2. Wie siehst du den Raum, in dem du dich befindest? Magst du die Farben, findest du es warm oder kalt?
3. Was für Tätigkeiten machen dich glücklich?
4. Magst du den Platz, an dem du lebst? Sprich über alles, was dazu gehört — die Beschaffenheit des Hauses oder der Wohnung, das Licht darin, den Garten (oder das Fehlen eines Gartens), die Nachbarn, das Land, den Kontinent … Würdest du lieber woanders leben?
5. Arbeitest du? (Diese Frage muss so gestellt werden, denn manchmal arbeitet nur eine Seite des Körpers.) Wenn du eine Arbeit hast, welche Aspekte dieser Arbeit machst du? Gefällt dir diese Arbeit oder würdest du lieber eine andere Arbeit machen?
6. Welche Prioritäten setzt du in deinem Leben? — erstens, zweitens, drittens und alles, was danach kommt.
7. Hast du genug Raum im Leben, um deinen Interessen nachzugehen und deiner Kreativität Ausdruck zu verleihen?
8. Wenn du eine Beziehung hast, wie ist sie für dich? Bist du es, die deinen Partner anfangs ausgesucht hat? Liebst du deinen Partner jetzt?
9. Gibt es Dinge, die du tun musst, die du aber nicht gern tust? Und was würdest du, wenn du sie nicht tun müsstest, mit der Freizeit machen?
10. Gibt es noch irgendetwas anderes, was du gern sagen würdest, wo du jetzt gerade einen Zuhörer hast?
Mach eine kurze Pause. Bedecke dann dein linkes Auge, sodass du von deinem rechten Auge aus – von der männlichen Seite – antworten kannst und lass deinen Freund dir wieder die Fragen stellen.
Du wirst feststellen, dass deine Antworten völlig unterschiedlich sind. Es ist gut, dass wir zwei Energien haben, die Unterschiedliches wollen! Der Tag hat vierundzwanzig Stunden, da schaffst du es, beiden Raum zu geben, sich auf ihre Art zu betätigen. Als ich diese Übung einmal mit einem Freund machte, wurde ihm klar, dass seine männliche Seite gerne mehr Sport machen wollte. Er begann jeden Tag Fahrrad zu fahren und fühlte sich viel wohler.
Natürlich entsteht ein Problem, wenn ein Teil dem anderen nicht erlaubt, sein Ding zu machen. Doch selbst diese Entdeckung kann positiv sein, denn dadurch wird sich mit Sicherheit etwas verändern. Aber im Moment präsentiere ich die zehn Fragen nicht, damit du etwas verändern kannst, sondern nur um dir zu zeigen, wie einfach es ist, mit dem Mann und der Frau in deinem Inneren in Kontakt zu kommen.
Die gegensätzlichen Eigenschaften erleben
In ihrem natürlichen Zustand bewegt sich die männliche Energie nach außen; sie ist extrovertiert. Sie liebt Expansion und mag es, sich in immer größere Bereiche auszudehnen. Sie berührt gern, streckt gern die Hände aus und lässt in dieser Expansion die ausgestreckten Fingerspitzen auf etwas treffen.
Die weibliche Energie dagegen möchte ihrer Natur entsprechend nirgendwo hin: für sie hat eine Mondlandung keine Bedeutung! Sie geht nach innen, sie liebt Stille, sie liebt Ruhe, sie möchte einfach nur sein.
Nehmen wir zum Beispiel Frage fünf: „Wenn du eine Arbeit hast, welche Aspekte dieser Arbeit machst du?"
Im Allgemeinen wird der Mann sagen: „Organisieren, planen, praktische Probleme lösen."
Die Frau: „Mit Menschen zusammen sein, zuhören, auf intuitive oder nicht-rationale Weise Lösungen finden."
So ist es jedenfalls, wenn das Männliche und das Weibliche dieselbe Arbeit haben. Das ist aber nicht immer der Fall. Manchmal macht nur eine Seite des Körpers den Job, und die andere Hälfte arbeitet gar nicht. Und manchmal, wenn nur die eine Hälfte arbeitet, mag sie den Job zwar nicht, macht ihn aber, um zu überleben.
Wie du eine Seite bevorzugst
Kommen wir noch einmal auf die Unterschiede zwischen männlich und weiblich, der eine liebt die Welt, „Action", Krach, die andere liebt Intimität, Nichtstun, Stille. Welche dieser zwei Seiten wir höher bewerten, hängt weitgehend von unserer sozialen Konditionierung ab. Es kann durch die Kultur oder die Familie bestimmt werden.
Manche Kulturen messen den irrationalen Aspekten des Lebens große Bedeutung zu, andere den rationalen, praktischen Aspekten. In der Vergangenheit gehörten die Völker von Indien, Japan und China zu der ersten Variante, sie waren interessiert an Schönheit, Anmut, an Dingen, die den Geist erheben – natürlich hat sich diese Polarität heute verändert und sie interessieren sich mehr für Geld und Technologie als früher. Europa und Amerika haben, zumindest in der Vergangenheit, dem materiellen Wohlstand, dem Erobern neuer Territorien mehr Bedeutung zugemessen – zum Beispiel die britischen Kolonien. Heutzutage besteht dort eine Tendenz zum Wandel. Wenn man also in eine Kultur geboren wurde, die Kunst und Musik, Literatur und Religion würdigt, entwickelt man eine eher feminine Sichtweise, und alles, was nicht symbolisch ist, was nichts mit Liebe oder Geist zu tun hat, hat keine allzu große Bedeutung. Wenn aber jemand in eine Kultur geboren wurde, die Geld und Technologie für wichtig erachtet, wird alles, was nicht nützlich oder konkret ist, von ihm eher gering geschätzt.
Auch die Familie kann mitbestimmend dafür sein, welchem Aspekt man den Vorzug gibt. Wenn der Vater Unternehmer oder Geschäftsmann ist, wird der Sohn beeinflusst, in seine Fußstapfen zu treten. Wenn die Mutter Musikerin ist, lernen die Kinder Dinge zu schätzen, die Gefühle hervorrufen, und sie für wichtig zu erachten.
Das soll nur zeigen, wie es kommt, dass die zwei Teile nicht gleichermaßen in deinem Leben repräsentiert sind. Es ist dir vielleicht schon aufgefallen, als du die Fragen beantwortet hast. In Frage sieben könnte der eine Teil geantwortet haben, dass er genug Raum hat, und der andere, dass er nicht genug Raum hat.
Und es gibt noch etwas zu bedenken. Wenn der eine Teil lange Zeit dominant war, kann es sein, dass der andere Teil die Hoffnung verliert, je in gleichem Maße repräsentiert zu werden. Und wenn er sein Vertrauen und seine Selbstachtung verliert, verschließt sich der schwächere Teil. In diesem Fall können wir keinerlei spontane Äußerungen dieses Teils mehr wahrnehmen. Doch diese Situation kann „repariert werden. Die „Reparatur
kann ganz natürlich, ohne Anstrengung geschehen.
Normalerweise, wenn wir das Gefühl haben, etwas sei schief gelaufen, versuchen wir, es in Ordnung zu bringen. Wir versuchen es! Und je mehr wir uns bemühen, desto verwirrter werden wir. Dieses Buch wird dir einen völlig neuen Weg aufzeigen, wie deine männliche und deine weibliche Energie ihren rechtmäßigen Platz im Leben einnehmen können. Wenn das geschieht, entsteht Liebe und Zufriedenheit in deinem Innern. Die Spannung der Unvollkommenheit verschwindet, denn die zwei Teile in dir empfangen endlich genau das voneinander, was sie sich schon immer gewünscht haben.
2. Kapitel
DIE ENERGIE DES KÖRPERS ZEIGT DIE
MÄNNLICHE UND DIE WEIBLICHE FIGUR
VIELLEICHT IST DIR DIE VORSTELLUNG neu, dass jemand Eindrücke gewinnen oder „Bilder sehen" kann, wenn er einfach nur den physischen Körper berührt. Mir passierte es ganz spontan, als ich noch ziemlich