Über dieses E-Book
Dorians einzige Hoffnung, in seinen eigenen Körper zurückzukehren, hat sich mit Phillips Verschwinden zerschlagen. Der Ersatzkörper, den Bastet ihm gegeben hat, beginnt zusehends zu verfallen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, in dem der Dämonenkiller die Spur des Hermaphroditen wieder aufnehmen muss. Seine Suche führt ihn nach Versailles – und in ein weiteres seiner früheren Leben ...
"Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer
enthält die Romane:
277: "Herrin der Marionetten"
278: "Der Hermaphrodit"
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Rezensionen für Dorian Hunter 78 – Der Hermaphrodit
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Buchvorschau
Dorian Hunter 78 – Der Hermaphrodit - Simon Borner
Der Hermaphrodit
Logo-DHBand 78
Der Hermaphrodit
von Simon Borner und Catalina Corvo
© Zaubermond Verlag 2014
© Dorian Hunter – Dämonenkiller
by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Titelbild: Mark Freier
eBook-Erstellung: story2go | Die eBook-Manufaktur
http://www.zaubermond.de
Alle Rechte vorbehalten
Was bisher geschah:
Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.
Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, wanderte seine Seele in den nächsten Körper. Im Jahr 1713 wurde er als Ferdinand Dunkel in Wien Zeuge, wie Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, von einem Nachfolger verdrängt wurde, der sich fortan Asmodi II. nannte. Asmodi II. wird von Dorian schließlich getötet.
Nach vielen Irrungen nimmt Lucinda Kranich, die Schiedsrichterin der Schwarzen Familie, Asmodis Rolle an. Niemand weiß, dass es in Wirklichkeit Lucinda ist, die sich hinter der Maskerade des Fürsten verbirgt. Doch es wird ihr zum Verhängnis, dass sie sich einen Teil Asmodis einverleibt hat, um dessen Macht zu erlangen. Der in ihr schlummernde Asmodi übernimmt die Kontrolle über ihren Körper und kann auf diese Weise tatsächlich wiederauferstehen.
Die Umstände wollen es, dass daraufhin ausgerechnet Coco Zamis zur neuen Schiedsrichterin ernannt wird. Dorian fühlt sich von ihr verraten, setzt aber alles daran, sie auf seine Seite zurückzuholen. Es gelingt ihm zwar, Cocos größten Konkurrenten, Edwin Jong, zu töten, doch Dorian zahlt dafür einen hohen Preis: sein Leben.
Zwar gelingt es Dorians Freund Jeff Parker fast, den Dämonenkiller aus dem Reich der Toten zurückzuholen, doch noch steht auf der Kippe, ob er wieder vollständig unter die Lebenden zurückkehren kann. Dafür braucht es das Blut eines Hermaphroditen. Gerade als Dorian den potenziellen Spender Phillip um dessen Blut bitten will, wird dieser von seinem dämonischen Zwillingsbruder entführt …
Erstes Buch: Herrin der Marionetten
Herrin der Marionetten
von Simon Borner
nach einem Exposé von Susanne Wilhelm
1. Kapitel
Sein Name lautete Dorian Hunter. Vor Kurzem war er noch tot gewesen. Und wenn sich sein Blatt nicht bald wendete, würde er es schnell wieder sein.
Aber in der Zeit dazwischen werde ich kämpfen, dachte er grimmig und sah in das Gesicht, das ihm aus dem kleinen Badezimmerspiegel entgegenblickte. So wie sonst auch.
Sein Leben war der Kampf. Das war schon immer so gewesen, aber in den vergangenen Tagen und Wochen hatte dieser Satz eine zweite, viel direktere Bedeutung für ihn bekommen. Seit ihm der Mann im Spiegel fremd geworden war. Seit seine Zeit ablief, ohne dass er es aus eigener Kraft verhindern konnte.
»Kommst du?«, drang eine Stimme durch die geschlossene Tür des Bads. Dann klopfte jemand an das Holz. »Wir wären jetzt so weit.«
»Sofort«, rief Dorian zurück. Er riss sich von dem Anblick des fremden, vertrauten Spiegelbilds los und sah auf seine Hände im Waschbecken. Auf die Wunden auf seinem Handrücken und dem Unterarm. Sie verheilten nicht richtig. Mehr noch: Sie schienen eigenartig torfig zu werden. Dort, wo ihn die Schlachten der vergangenen Tage gezeichnet hatten, bekam sein Körper eine fast schon an Lehm erinnernde Konsistenz.
Nicht mehr lange, und ich muss Handschuhe tragen, wenn ich unter Leute will, ahnte er. Sonst hören die fragenden Blicke gar nicht mehr auf. Nicht mehr lange, und er würde nicht mehr auf Erden sein. Dann wäre Bastets großes Geschenk umsonst gewesen.
Seufzend öffnete er die Badezimmertür und trat auf den Korridor. Der Kampf rief, und wie so oft, bedeutete er seine letzte Chance.
Don Chapman wartete im Wohnzimmer. Die Jugendstilvilla, die dem Dämonenkillerteam nach einem Brand nun wieder als Hauptquartier diente, lag am Ende der Baring Road und somit in einem südöstlichen, besseren Viertel der Themsemetropole London. Seit Jahren schon diente sie Dorian als Zuflucht und Zentrale, und seine illustren Mitstreiter gaben sich hier nicht selten die Klinke in die Hand. Es schien stets Gründe en masse zu geben, sie an seiner Seite zu haben. Und stets Feinde en masse.
Chapman zählte zu Dorians engsten Vertrauten. Der ehemalige Agent des Secret Service hatte die Welt des Paranormalen buchstäblich am eigenen Leib kennengelernt. Seitdem war zwar schon einige Zeit verstrichen, doch Chapman hatte nie wieder wirklich zurück ins Leben gefunden; jedenfalls nicht in das, das er davor geführt hatte. Manchmal kam es Dorian vor, als gäbe es für den durchtrainierten Mann mit den weißen Haaren gar nichts anderes mehr als den Kampf gegen die Dämonen. Falls dem wirklich so war, konnte Dorian das sehr gut nachempfinden. Und bedauern.
»In Ordnung«, sagte Dorian, als er den gemütlich eingerichteten Raum betrat. »Was gibt's?«
Chapman, der sich gerade einen kräftigen Tee eingoss, sah auf. »Das frage ich dich. Du weißt in der Regel mehr als wir.«
Wieder seufzte Dorian, diesmal aber nur innerlich. »Don, ich …«
»Nein, nein«, unterbrach sein alter Weggefährte ihn streng. Er stellte die silberne Kanne zurück auf den Tisch und rührte in seiner Porzellantasse. »Red dich jetzt nicht raus, verstanden? Wir müssen uns unterhalten. Uns gegenseitig auf den neuesten Stand bringen. Vielleicht erkennen wir dann Zusammenhänge, die uns bislang entgangen sind.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Dorian und ließ sich in einen bequemen Ledersessel fallen. Als Chapman ihm ebenfalls einen Tee anbot, winkte er ab. Er sah sich um. »Also gut, von mir aus. Noch mal von null. Wo steckt Morales?«
»Ist mit Recherchen beschäftigt, aber wir haben bereits geredet, während du im Bad warst.«
Dorian nickte. Das würde genügen. »Wo fangen wir an?«
»Wie wär's in Sedlec?«, schlug Chapman vor und nahm gegenüber von ihm Platz, die dampfende Tasse in beiden Händen. »Erzähl's mir wieder so, als wäre es das erste Mal.«
»Da wird aber nichts kommen, was du nicht längst weißt.«
»Das sehen wir dann schon«, sagte Chapman geduldig. »Also?«
Sedlec. Die Knochenkirche. Der Ort lag in der Tschechischen Republik, knapp siebzig Kilometer östlich von Prag, und auf Touristen übte er einen äußerst morbiden Charme aus. Denn vor einigen Dekaden hatte jemand die Gebeine mehrerer Tausend Toter verwendet, das dortige Kircheninnere – insbesondere das Ossarium im Untergeschoss – komplett umzugestalten. Die Welt hielt die damals ausgeführten Arbeiten für extravagante Kunst, für Architektur gewordene düstere Romantik. Doch Dorian kannte seit einigen Tagen die Wahrheit, und die war ganz und gar unromantisch.
»Es ging um Phillip Hayward, den Hermaphroditen«, begann er den Bericht, den er Chapman und Morales bereits vor Tagen gegeben hatte, aufs Neue. »Sein uns bisher unbekannter Zwillingsbruder Maximilian hatte ihn aus Wien entführen lassen und in der Knochenkirche eingesperrt. Die Umbauten dort … Ihr gemeinsamer Vater hatte sie vorgenommen, Maximilian zu Schwarzenberg I., um ihre Mutter Aphrodite daran zu hindern, ihn zu verlassen. Maximilian Senior begehrte Aphrodite nämlich, und die Ärmste konnte dem magischen Kerker namens Knochenkirche erst entkommen, nachdem sie sich ihrem Peiniger hingegeben und die beiden Kinder mit ihm bekommen hatte: Maximilian II. und das, dem man später den Namen Phillip gab.«
»Hermaphroditen«, sagte Chapman, und es klang wie eine Frage.
Dorian nickte.
»Deren Blut du brauchst, um …«
Ein zweites Nicken. »Um das hier aufzuhalten.« Dorian hob die Hand, zeigte seinem Gegenüber die Lehmränder seiner Verletzungen. »Als ich zurück ins Leben geholt wurde, fand meine Seele ja nicht in meinen eigenen Körper. Bastet versah mich deshalb kurzerhand mit diesem Ersatzkörper, den du vor dir siehst, doch dessen Tage sind sehr offensichtlich gezählt, findest du nicht?«
»Was meinst du, wie viel Zeit dir in dieser Hülle noch bleibt?«
Er schnaubte. »Wenn ich das wüsste. Ich war nach Wien gereist, um Phillip um ein wenig seines Blutes zu bitten. Ich brauche es, um das Ritual durchzuführen, das mich in meinen eigenen Leib zurückbringt.«
»Und dieser Maximilian Junior entführt dir deinen Hermaphroditen vor der Nase weg.« Chapman schüttelte den Kopf. »Ehrlich, Dorian: Jeder hat manchmal Pech, aber du? Du hast ein Pech-Abonnement!«
»Ein unkündbares«, sagte er und schmunzelte. Galgenhumor war wie Medizin; wenn man ihn in den richtigen Dosen einsetzte, konnte er helfen. Und sei es auch nur der Gemütsverfassung.
»Also gut«, kam Chapman wieder zur Sache. »Phillips Bruder ließ Phillip aus Wien verschleppen und sperrte ihn in das magische Gefängnis, das schon ihrer beider Mutter Aphrodite hatte bewohnen müssen.«
»Ganz genau. Maximilian II. wollte sich mit Phillip vereinen, also ein gemeinsames Wesen werden.«
»Weil er glaubte, allein unvollständig zu sein«, ergänzte Chapman.
Dorian nickte. »So kann man das sagen, schätze ich. Den Großteil der elenden Geschichte erfuhren Coco und ich erst drüben in Sedlec, aber diese Maximilians, der junge und der alte, haben ganz unzweifelhaft einen gehörigen Knall.«
»Ohne Frage«, stimmte Chapman zu. »Aber einen nachvollziehbaren. Immerhin wirkte Phillip auf mich schon immer, als wäre er nicht ganz da. Durchaus vorstellbar, dass er nur die Hälfte von etwas anderem darstellt, oder?«
»Sein Bruder war jedenfalls dieser Ansicht. Weil sein Vater ihm jahrzehntelang das Gefühl gegeben hat, alleine nicht zu genügen.« Dorian erschauderte beim Gedanken an den alten Maximilian. Der geistige Vater des magischen Gefängnisses war ein Dämon gewesen und hatte kein Nein als Antwort akzeptiert. Als Aphrodite sich ihm trotzdem erfolgreich verweigerte – sie starb lieber, als ihm den Aufenthaltsort des von ihr versteckten zweiten Zwillings zu verraten –, wuchs sein Hass auf sie ins Unermessliche. Diesen Hass reichte Maximilian an den bei ihm verbliebenen Zwilling weiter. Maximilian II. lernte, seine verstorbene Mutter und seinen unerreichbar scheinenden Bruder zutiefst zu verachten. »Jahrelang suchten Vater und Sohn nach dem zweiten Kind, das Aphrodite bei ihrer Flucht mitgenommen hatte. Nach Phillip. Doch Aphrodites Versteck war zu gut.«
»Bei den Haywards«, vermutete Chapman.
»Nein, in Griechenland. Dort lebende Mönche fanden das bemerkenswerte Kind und gaben es schließlich Lord Hayward zur Adoption. So wurde aus Phillip unser Phillip.«
»Und just als du in Wien bei ihm und Coco aufgetaucht bist, hat Maximilian II. seinen Bruder endlich finden können.«
»Wie gesagt: Pech im Abonnement.«
Chapman stellte die inzwischen leere Tasse auf dem Tisch zwischen ihnen ab. Dann lehnte er sich zurück und sah nachdenklich ins Leere. »Spulen wir mal etwas vor, okay? Coco und du eilen dem Entführten nach, kommen aber zu spät in Sedlec an, um Maximilians Ritual zu verhindern. Aus Maximilian Junior und Phillip wird somit ein einziges Wesen. Wie es der böse Fürstensohn die ganze Zeit über wollte.«
»Fast«, warf Dorian ein. »Du vergisst Aphrodite. Coco konnte sie heraufbeschwören, und sie fuhr während des magischen Spektakels in den gemeinsamen Körper der beiden Brüder ein; sie kämpfte auf Phillips Seite gegen die drohende Verschmelzung.«
»Doch der Körper verschwand. Einfach so. Mit allen drei Seelen in seinem Inneren.«
Er nickte. »So ungefähr.« Die Erinnerung war noch frisch, und obwohl er es mit eigenen Augen gesehen hatte, kam ihm das Erlebte beinahe unwirklich vor. »Von einem Moment zum nächsten waren sie alle drei fort – und Coco und ich blieben allein mit unseren Fragen.« Und unseren vertanen Chancen, ergänzte er in Gedanken – und bezog sich damit längst nicht nur auf die Rettung des Hermaphroditen.
»Also bist du jetzt so weit wie vor Wien«, folgerte Chapman. »Nur mit mehr Wunden. Und weniger Zeit.«
»Nicht ganz«, widersprach Dorian erneut. »Ich habe zwar keine Spur, die mich zu Phillip führt – falls er denn überhaupt noch existiert –, aber ich habe vielleicht die Spur einer Spur.«
»Meinst du etwa deine Handvoll Erde?« Ungläubig sah Chapman ihn an. »Erwartest du wirklich, damit weiterzukommen? Mit ein paar Brocken tschechischem Dreck?«
Dorian stand auf und ging ein paar frustrierte Schritte auf und ab. »Nein«, gestand er dann. »Ich weiß genauso gut wie du, wie gering die Chancen sind. Aber, verdammt, Don, ich muss irgendetwas tun. Verstehst du das denn nicht? Und diese Erde ist momentan echt das Einzige, was wir haben.«
Chapman trat zu ihm, legte ihm eine beruhigende Hand auf die Schulter. »Das verstehe ich sogar sehr gut«, sagte er versöhnlich. »Ich wollte dich damit nur aus der Reserve locken. Als Advokat des Teufels dein Gedächtnis weiter ködern.«
Dorian musste lächeln. »Don, der Psychologe.«
Die Erde, von der sie sprachen, stammte aus der Knochenkirche. Dorian hatte sie der Stelle entnommen, an der Maximilian, Phillip und Aphrodite verschwunden waren. Vielleicht – und ihm war klar, wie groß und möglicherweise unüberwindbar dieses spezielle Vielleicht war – gab sie ihm Auskunft über den Ort, an den sie sich von Sedlec aus begeben hatten. Denn eins bezweifelte er absolut nicht: Was immer da auch in der Kirche geschehen war, es hatte die drei Seelen an einen anderen Platz befördert. Er durfte daran nicht zweifeln, denn es war die einzige Chance, die ihm – und Phillip – noch blieb.
Fragt sich nur, ob uns die Erde verrät, wo dieser andere Platz ist, dachte er. Und ob ich unseren Hermaphroditen dort lebend auffinden werde … oder nur noch seinen dunklen Zwilling.
»Weiß die Bruderschaft denn schon mehr?«, fragte Chapman und klang doch, als ahne er die Antwort.
Dorian verneinte. »Bislang habe ich nichts von ihr gehört.« Er hatte das irdene Mitbringsel an die Magische Bruderschaft weitergereicht. Seitdem wartete er darauf, dass sie ihm sagte, woher sie stammte – und somit, wohin sich die drei Seelen gezaubert hatten.
»Wir aber von Fred und Hermann«, sagte Chapman. Es war das erste Aufmunternde, was Dorian an diesem Tag hörte. »Sie haben sich vorhin, als du schliefst, telefonisch gemeldet. Morales und ich wollten dich deswegen nicht wecken. Du … Na ja, nichts für ungut, aber du bist ziemlich durch den Wind.«
Wieder musste er lächeln, wenn auch schwach. »Was sagen sie?«
Fred Archer und Hermann Falk befanden sich in Russland und suchten dort die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen.
»Nicht viel«, gab Chapman zu. »Kiwibin ist nach wie vor unauffindbar, doch die beiden bleiben guter Dinge. Fred meinte aber, so etwas wie den Hauch einer Spur gefunden zu haben – eine Möglichkeit, keine Garantie. Das waren seine genauen Worte. Er versprach, dieser Möglichkeit nachzugehen und sich zu melden, sobald er mehr weiß.«
So weit war es also mit ihnen gekommen. Schon die Aussicht auf den Hauch einer möglichen Spur genügte, um ihren Tag zu erhellen. Dorian trat ans Fenster des Wohnzimmers und sah hinaus. Die dichte Wolkendecke über der Stadt passte zu seiner Stimmung, und doch wusste er, dass er die Hoffnung auf Licht nicht aufgeben durfte. Wer aufgab, hatte bereits verloren – und dafür stand viel zu viel auf dem Spiel. Nämlich alles.
»Heureka!«
Die Stimme war in seinem Rücken erklungen und gehörte eindeutig nicht zu Don Chapman. Dorian drehte sich um und fand George Morales auf der Schwelle des Zimmers, ein Funkeln im Blick und die beachtlichen Fäuste zu einer Siegerpose geballt. In der rechten hielt er ein schnurloses Telefon.
Morales war ein nüchterner Mensch, für den ein gezielter Hieb mehr ausdrückte als zehn wohlfeil formulierte Sätze. Ein Macher, trocken und sachlich. Normalerweise neigte er nicht zu Scherzen – und nicht zu kryptischen Aussagen wie dieser.
Dorian hob die Brauen. »Soll heißen?«
»Ich habe
