Die 40 bekanntesten historischen und archäologischen Stätten in Istrien
Von Wolfram Letzner
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Buchvorschau
Die 40 bekanntesten historischen und archäologischen Stätten in Istrien - Wolfram Letzner
144 Seiten mit 61 Abbildungen
Titelbild: Pula. Amphitheater (oben: Blick auf Fassadenmauer vom Inneren der Arena, unten: Durchblick)
Abb. S. 4: Motovun. Impression am Abend
Abb. S. 10: Pula. Das Amphitheater bei Nacht. Blick vom Hafen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2014 by Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz am Rhein
ISBN 9783943904857
Gestaltung: Noch & Noch GbR Satz- und Reprotechnik
Lektorat: Frauke Itzerott
Gestaltung des Titelbildes: Manuela Wirtz, Kommunikationsdesign
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
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www.na-verlag.de
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Istrien – ein geografischer Überblick
Historischer Überblick
Die Westküste Istriens
01 Triest – eine Metropole mit besonderem Charme
02 Muggia – eine Kleinstadt, die einst Waffenschmiede war
03 Koper (Capo d’Istria) – das Verwaltungszentrum der Venezianer in Istrien
04 Izola (Isola) – ein romantischer Ort an der Küste Sloweniens
05 Piran (Pirano) – eine Perle der Adria
06 Savudrija (Salvore) – der älteste Leuchtturm Kroatiens
07 Umag (Umago) – eine Kleinstadt mit Tradition
08 Novigrad (Cittanova) – wo Franken und Venezianer ihre Spuren hinterlassen haben
09 Lorun – war vielleicht auch Nero hier?
10 Červar Porat – ein moderner Badeort mit antiker Tradition
11 Poreč (Parenzo) – das Leben mit einem Weltkulturerbe
12 Vrsar (Osera) – auch Casanova liebte es
13 Sveti Lovreč (San Lorenzo del Pasenatico) – eine Reise in das Mittelalter
14 Dvigrad (Duecastelli) – beeindruckende Ruinen und ein Piratenschatz?
15 Rovinj (Rovigno) – eine Stadt ganz im Zeichen einer Heiligen
16 Monkodonja – ein Mykene Istriens
17 Karaštak – eine bedeutende vorgeschichtliche Höhensiedlung
18 Maklavun – Luxus für das Leben nach dem Tod
19 Bale (Valle) – Oliven, Wein und mehr
20 Peroj – fast nur eine Randnotiz
21 Vodnjan (Dignano) – Mumien und Reliquien
22 Betiga – römische Villen und frühes Christentum
23 Pula (Pola) – Leben in eindrucksvoller Kulisse
24 Brijuni (Brioni) – Insulae Pullariae: Luxus-Resorts der Antike
25 Barbariga – Sonnenstrand und antiker Wohlstand
26 Nesactium – die archäologische Ausgrabung Istriens
Die Ostküste Istriens
27 Medulin (Medolino) – vom Fischerdorf zur Touristenhochburg
28 Vižula (Isola del Vescovo) – wo ein römischer Kaiser residierte
29 Mutvoran (Momarano) – eine Stadt im Zeichen der Renaissance
30 Plomin (Fianona) – die verwunschene Stadt
31 Labin (Albona) – eine Perle Istriens
32 Lovran (Laurana) – Leben im Lorbeer
Das istrische Binnenland
33 Buje (Buie d’Istria) – die größte Stadt im Nordwesten Istriens
34 Buzet (Pinguente) – eine wehrhafte Stadt
35 Oprtalj (Portole) – ein beschaulicher Ort im Mirna-Tal
36 Motovun (Montona) – eine Stadt bekannt für Trüffel
37–38 Hum und Roč – Zentren altslawischer Kultur
39 Beram (Vermo) – Meisterwerke mittelalterlicher Malerei
40 Pazin (Pisino) – eine Schlucht und die heutige Politik
Glossar
Abbildungsnachweis
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Vorwort
Denkt man heute an Istrien, so verbindet man diese Region am Adriatischen Meer fast automatisch mit deren kroatischem Teil. Über Jahrzehnte hinweg war es neben anderen Küstenabschnitten an der Adria ein überaus beliebtes Ziel für deutsche Touristen, die Sonne, Strand und unberührte Natur, aber auch die Gastfreundschaft der Einheimischen zu schätzen wussten. Viele werden schöne Erinnerungen an unbeschwerte Urlaubstage haben. Diese Traumwelt ging kurzfristig unter, als Jugoslawien, zu dem Istrien nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend gehörte, zerbrach.
Bei einer internationalen Tagung zur Provinzialrömischen Archäologie, die 2003 in Zagreb stattfand, lernte der Autor das reiche archäologische und historische Erbe Istriens kennen. Im Laufe der Jahre – nachdem schon 2005 eine Monografie zum römischen Pula entstanden war – kam der Gedanke, sich erneut mit der Geschichte und Kultur dieser eindrucksvollen Landschaft zu beschäftigen. Eine darüber hinausgehende Publikation wäre zu umfassend geworden, um einem Reisenden als „Lesebuch und als „Führer
zu dienen. Selbst in Istrien musste eine Auswahl getroffen und einige Orte recht knapp beschrieben werden, während andere Stätten doch erheblich umfangreicher zu behandeln waren. Dies mag zu einem Teil an den Neigungen des Autors liegen, zum anderen aber auch daran, dass es oft kleine Orte sind, in denen nur wenige, aber dann wichtige Denkmäler existieren. Den einen oder anderen Ort wird der Leser vielleicht vermissen, den er aus anderer Reiseliteratur oder aus den touristischen Angeboten kennt. Dies liegt daran, dass diese Orte insgesamt sehr modern sind und so kaum etwas an archäologischen Stätten oder historischer Bedeutung bieten.
Während des Schreibens stellte sich immer wieder heraus, dass es in der Forschung hinsichtlich der Datierungs- und Deutungsfragen Unterschiede gibt. Wie diese zustande gekommen sind, lässt sich heute oft nicht mehr nachvollziehen. An dieser Stelle ist es weder gewollt noch möglich, wissenschaftliche Diskussionen anzustoßen oder diese darzustellen, zumal es bei Veröffentlichungen dieser Art üblich ist, auf einen kritischen Apparat zu verzichten. Die Literaturangaben versuchen aber demjenigen Leser, der in die Tiefe gehen möchte, die Möglichkeit zu bieten, selbst etwas zu dem einen oder anderen Thema nachzulesen. Oft stößt man hier an Grenzen, weil wichtige Ausgrabungen und Denkmäler nur in der jeweiligen Landessprache veröffentlicht sind.
Bedenkt man, dass Istrien eine Region ist, so liegt es nahe, einen Überblick über Geografie und Geschichte zu geben. Besonders im Bereich der Geschichte wiederholen sich Grunddaten an einzelnen Orten immer wieder. Ein ständiges Repetieren von Fakten würde den Leser nur langweilen. Daher werden bei den behandelten Stätten vor allem die wichtigen lokalen Daten erwähnt. Liegen keine weiteren Angaben vor, oder sind diese knapp gehalten, so greift immer die regionale Geschichte.
Aufgrund historischer Ereignisse gibt es zwischen Istrien und Italien eine intensive kulturelle Verbindung. Für viele Orte und Regionen haben sich daher sowohl die slowenischen bzw. kroatischen als auch die italienischen Namen eingebürgert. Die angegebenen Anschriften und Telefonnummern folgen den Angaben auf den Websites der entsprechenden Museen oder Kommunen, weil diese den jeweils aktuellen Stand widergeben. Darüber hinaus sind dort auch die genauen Öffnungszeiten zu finden.
An dieser Stelle sei auch J. Eingartner (Augsburg) und M. Sprungala (Dortmund) gedankt, die in Gesprächen Anregungen gaben und großzügig Bildmaterial zur Verfügung stellten.
Hamm, im Oktober 2013
Wolfram Letzner
Istrien – ein geografischer Überblick
Geografisch gesehen ragt die Istrische Halbinsel, deren Name sich vom Volk der Istroi oder Histri ableitet, in der Form eines Dreiecks weit in das Adriatische Meer hinein. Im Westen wird sie begrenzt durch den Golf von Triest; im Osten bildet die Kvarner Bucht (Quanero) die Grenze. Ein Blick auf die Karte, welche die moderne Staatenwelt zeigt, verdeutlicht, dass sich Istrien heute im Wesentlichen auf die Territorien Sloweniens und Kroatiens erstreckt, aber auch Italien einen Anteil daran aufweist. Streng genommen bildet der Rio Ospo die genaue geografische Grenze Istriens, sodass die Stadt Triest nicht mehr dazu zählen würde. Aber die historischen Umstände sprechen für eine entsprechende Zuordnung, weil das Territorium des antiken Tergeste bis tief nach Istrien hinein reichte. Darüber hinaus gelangte die Zone um Triest erst in den 50er-Jahren des letzten Jhs. nach einem Teilungsabkommen zu Jugoslawien. Daher wäre es fahrlässig, wollten wir uns nur mit dem kroatischen Teil beschäftigen, auch wenn sich hier der weitaus größte Teil der behandelten historischen und archäologischen Stätten befindet. (Karte S. 8).
Die Fläche der Istrischen Halbinsel wird in der Literatur mit erheblichen Unterschieden angegeben: Sie schwankt von
3.160
km
² bis
4.437
km
². Um dies in eine Relation zu setzen: Das Saarland und Berlin weisen zusammen eine Fläche von rund
3.421
km
² auf. Die abweichenden Flächenangaben lassen sich wohl durch die unterschiedliche Interpretation Istriens erklären. Man kann von Istrien als geografische Bezeichnung oder im Sinne einer historischen Region sprechen, die dann eine größere Fläche meint. Spricht man hingegen von einem politischen Istrien, so ist damit nur das kroatische Komitat dieses Namens gemeint.
Die niedrige Felsküste ist durch zahlreiche geschützte Buchten gegliedert, die in ihrem Erscheinungsbild durchaus verschieden sein können: So gibt es breitere Buchten wie die von Muggia oder von Koper. Andere Buchten hingegen muten wie nordische Fjorde an, ohne es aber zu sein, weil ein Fjord durch Gletscher in die Landschaft eingetieft und dann erst überflutet wurde. Die Buchten an der istrischen Küste sind z. T. auf eine andere Art entstanden. Als Beispiel lässt sich der zwischen Vrsar und Rovinj gelegene
12
km
lange und bis zu
30
m
tiefe Limski-Kanal (Limski zaljev) mit seinen steilen, von dichter Vegetation bedeckten Wänden anführen (Abb. 1). Hier handelt es sich um den Unterlauf des Fojba-Trockentals, das nach der letzten Eiszeit (vor rund 20.000 Jahren) aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels überflutet wurde. Dazu kommt, dass sich die Westküste um
1
mm
pro Jahr absenkt. Genauer betrachtet ergibt dies eine Absenkung von
1
m
in 1.000 Jahren. Daher sind viele antike Denkmäler, die ursprünglich unmittelbar an der Küste lagen, heute im Meer verschwunden. Dank der modernen Unterwasserarchäologie können sie aber erforscht werden und der Besucher kann die Ruinen oft im glasklaren Wasser der Adria vom Ufer aus sehen. Mit den zahlreichen vorgelagerten Inseln hat sich die Küstenregion zu einem Zentrum des Tourismus entwickelt, auch wenn die Strände von Feinkies und Felsen geprägt sind.
Abb. 1 Limski-Kanal. Mit kleineren Booten kann man bis zu einem bestimmten Punkt in den Limski-Kanal einfahren und die eindrucksvolle Natur genießen.
Geologisch ist Istrien in drei Zonen gegliedert, die in der Region um Pazin (s. S. 136) aufeinander treffen. Der nördliche Teil der Halbinsel besteht aus Kalkstein. Seinem Erscheinungsbild in der Landschaft verdankt die Region den Namen „Weißes Istrien". Diesem Teil Istriens wird ein felsiges Hochplateau mit dem Namen Ćićarija zugerechnet. Der Name leitet sich von dem einer istrorumänischen Bevölkerungsgruppe ab, die auf Kroatisch Ćići genannt wird. Auf dem Hochplateau findet sich nur eine karge Vegetation.
Eine grundlegend andere Struktur als der nördliche Teil Istriens zeigt der zentrale Bereich der Halbinsel, der von einer hügeligen Landschaft bestimmt und von den Flüssen Rižna (Formio), Dragonja (Dragogna) und Raša (Arsa) durchzogen wird. Die geologische Grundlage bilden Mergel und Tonschiefer mit Sandsteineinlagerungen. Diesen Materialien verdankt die Region den Namen„Graues Istrien".
Zwischen dem„Grauen Istrien und der Westküste liegt der letzte Teil der Halbinsel, der sich geologisch deutlich von den anderen Teilen abhebt. Die hier vorkommende Erde, bei der es sich um die Verwitterungskrume des anstehenden Gesteins handelt, zeigt eine rote Farbe, die zu einer analogen Namensgebung als„Rotes Istrien
geführt hat und den größten Teil der istrischen Halbinsel ausmacht. Die höchste Erhebung in dieser Zone ist im Učka-Gebirge der Vojak mit einer Höhe von
1.401
m
.
So unterschiedlich sich die Landschaft Istriens geologisch darstellt, so unterschiedlich ist auch die Vegetation. In der Antike war Istrien dicht bewaldet. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Wald jedoch abgeholzt, weil das Holz ein unentbehrlicher Rohstoff für den Bau von Häusern und Schiffen war. In einigen Regionen haben sich jedoch größere Waldbestände mit Buchen, Kastanien oder Eichen erhalten. Bei den Küstenregionen und den Tälern handelt es sich heute um Kulturland, auf dem Landwirtschaft betrieben werden kann. Von Bedeutung ist dabei die Produktion von Olivenöl und Wein – Produkte, die schon in der Antike von Bedeutung waren (Abb. 2). In den höheren Lagen ist bestenfalls noch Viehwirtschaft möglich.
Blickt man auf das Klima Istriens, so zeigt sich, dass dieses zweigeteilt ist. An der Küste kann man es als mildes, mediterranes bezeichnen; im Gegensatz dazu herrscht im Landesinneren, in den höheren Lagen, ein raues, submediterranes Klima vor.
Zur Geografie gehört auch die Frage nach der Besiedlung Istriens. Für den kroatischen Teil, der im Komitat Istrien zusammengefasst ist, liegen verlässliche Daten vor, während für die anderen Teile Istriens verschiedene regionale Zuordnungen existieren, die Aussagen zur Besiedlung erschweren.
Im kroatischen Teil Istriens gibt es insgesamt zehn Städte, 31 Gemeinden und 656 Siedlungen. Wie schon in der Antike liegen die meisten Städte und größeren Gemeinden an der Küste, bei denen der Hafen das Erscheinungsbild des Ortes prägt. Im Landesinneren hingegen bilden die zahlreichen Bergstädtchen eine einzigartige Kulturlandschaft.
Abb. 2 Brijuni. Der älteste Olivenbaum Istriens mit einem Alter von mehr als 1.600 Jahren findet sich auf Brijuni. Noch heute lieferter Früchte, aus denen Öl hergestellt wird.
Sicher lässt sich das Land mit der reizvollen Landschaft und romantischen kleinen Städten gut mit dem Auto erkunden. Die kurzen Strecken, die in Istrien bewältigt werden müssen, erlauben es, von einem Standort aus zahlreiche sehenswerte Städte zu erreichen.
Aber weil die bedeutendsten Orte der Halbinsel über Jahrhunderte hinweg von der See aus zu erreichen waren, ist es immer wieder ein Erlebnis, diesen althergebrachten Weg zu wählen und sich so in längst vergangene Zeiten zurückzuversetzen. Wer das Abenteuer einer Segeltour – dazu sollte man auch einigermaßen seefest sein – nicht wagen möchte, kann immer noch mit einer Fähre zahlreiche Häfen erreichen. So ist man etwa in wenigen Stunden von Triest aus in Pula.
Literatur
M. Zaninović, Küste, Gebirge und Binnenland – ein Leben in geographischen Gegensätzen, in: M. Sanader (Hrsg.), Kroatien in der Antike (2007) 11 – 15; DNP V (1998) 644, s. v. Histria. Histri (M. Šašel Kos); D. Alberi, Istria. Storia, arte, cultura (1997) 109 – 114.
Historischer Überblick
Bei der Betrachtung der wechselvollen Geschichte Istriens wird man immer wieder feststellen können, dass es sich um Geschichte handelt, die weit über die Region hinausreicht. Die meisten Leser wissen um die Herrschaft der Donaumonarchie über Istrien und Oberitalien. Was aber heute in den Schulen kaum noch vermittelt wird, betrifft etwa die Rolle der römisch-deutschen Könige und Kaiser in Istrien. So wird ein Blick auf dessen Geschichte auch ein Blick auf unsere eigene Vergangenheit.
Vorgeschichte – einheimische