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Das Wittlager Land: Geschichten aus seiner Geschichte
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eBook240 Seiten2 Stunden

Das Wittlager Land: Geschichten aus seiner Geschichte

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Über dieses E-Book

Von ersten Hinweisen auf steinzeitliche Siedlungen über die mittelalterliche Welt der Burgen, Schlösser und kriegerischen Auseinandersetzung bis hin ins 20. Jahrhundert führt dieses Buch auf die Fährte der geschichtlichen Entwicklung des Wittlager Landes, schildert wann und wie es sich gebildet hat, und verfolgt seinen
Weg bis weit in das 20. Jahrhundert hinein.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum28. März 2013
ISBN9783848286614
Das Wittlager Land: Geschichten aus seiner Geschichte

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    Buchvorschau

    Das Wittlager Land - Wolfgang Huge

    Literatur

    Vorwort

    Die Geschichte des Wittlager Landes geht nach heutigen Erkenntnissen weit zurück fast bis in die Jahre um 5.000v.Chr. Bereits damals lebten Menschen in unserer Region. Sie hinterließen Bohlenwege im Moor und steinzeitliche Grabstellen, die uns an eine frühe Besiedlung des Wittlager Landes erinnern. Doch was verbindet uns mit diesen Menschen? Gehen unsere Wurzeln bis dahin zurück oder haben wir aufgrund von Völkerwanderung und Evolution mit diesen Menschen der Frühgeschichte überhaupt nichts zu tun? Und wann und wie hat sich überhaupt das gebildet, was wir heute als das „Wittlager Land" bezeichnen?

    Dies sind Fragen, die mich schon lange beschäftigt haben. Denn ich wollte wissen, was das für ein Landstrich ist, in dem ich geboren wurde, den ich zeitweise verließ, und in dem ich heute wieder wohne. Mein Interesse für die Geschichte des Wittlager Landes geht dabei auf die Urfrage aller Menschen zurück, die sich damit befasst, woher wir kommen und wohin wir gehen. Genau das wollte ich herausfinden, zumindest zusammentragen, was darüber bekannt ist. Mit dem Gedanken, darüber ein Buch zu schreiben, habe ich mich erst später vertraut gemacht. Aber nach drei historischen Bildbänden zu Bad Essen, zum Altkreis Wittlage und zum Wittlager Land stellt sich fast zwangsläufig die Aufgabe, die Geschichte des Wittlager Landes auch in Worte zu fassen.

    Dabei konnte ich auf die in der Literaturliste erwähnten Vorarbeiten zurückgreifen, die mir den Einstieg erleichterten und Orientierung verschafften. Sie bildeten die Korsettstangen, das Gerüst, in das ich weitere Puzzlestücke aus eigener Recherche einfügen konnte. Mehr und mehr entstand ein Bild von der Geschichte des Wittlager Landes, von seiner Entwicklung, auch davon, dass sich das Wittlager Land erst nach 1300 und zudem in einem langen Prozess als einheitliche Region herausgebildet hat. Eine Chronik im Sinne einer durchgängigen Darstellung historischer Abläufe ist dabei nicht entstanden. Dazu ist die Quellenlage zu dürftig, sind Vorarbeiten zu rar, und vor allem ist die Zeit für solch ein Unterfangen auch zu knapp. Entstanden ist aber eine Mischung von Geschichten aus der Geschichte, die episodenhaft Ausschnitte aus der Geschichte des Wittlager Landes entlang der historischen Zeitlinie ordnet und so einen Überblick über die wichtigsten Verläufe und Ereignisse gibt. Wenn dieses Buch dazu beitragen kann, der Geschichte unserer Heimat wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, dann hat sich die Arbeit gelohnt. In diesem Sinne wünsche ich dem Leser viel Freude beim Lesen.

    Bad Essen, im Frühjahr 2010

    Dr. Wolfgang Huge

    Frühgeschichtliche Spuren

    Das Wittlager Land erstreckt sich von den Höhen des Wiehengebirges bis weit hinunter ins Bruch, bis in die Moore sowie an das Ufer des Dümmer. Hier befinden sich eine Reihe archäölogischer Fundorte, deren Dichte ungewöhnlich ist und so manchen Rückschluss über eine frühe Besiedlung des Raumes zulassen. Interessant ist dabei, dass die ur- und frühgeschichtlichen Fundstädten im Landkreis Wittlage hauptsächlich oberhalb der 45m Höhenlinie liegen. Aber auch in den tiefer gelegenen Moorgebieten fanden sich menschliche Spuren, wie bereits im vergangenen Jahrhundert Funde von Moorleichen aus dem Schweger Moor bei Hunteburg oder ein damals noch nicht sicher zu datierender Bohlweg durch das Schweger Moor und Dievenmoor bei Hunteburg zeigten. Sie wurden als Einzelfunde an der Hunte und am Rande des Dümmer der Jungsteinzeit zuzuordnen, in der Moorgebiete als Siedlungsboden bevorzugt wurden. Hinzu gekommen sind in den letzen 20 Jahren die Hinweise auf die Varusschlacht in Kalkriese im Jahr 9 n. Chr. sowie die Ausgrabung von Resten einer eisenzeitlichen Siedlung auf dem Schnippenberg, die etwa um 100v. Chr. unter noch völlig ungeklärten Gründen niedergebrannt worden ist. Weitere Belege früher Siedlungen im Kerngebiet des Wittlager Landes sind die Hünengräber der Megalithzeit, die menschliche Spuren teilweise bis in das fünfte Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen lassen.

    Ältere Berichte erwähnen eine Vielzahl an Hügelgräbern, ja sogar ganzen Gräberfeldern, die jedoch um 1800 bis 1810 der Sammelleidenschaft einheimischer Hobbyhistoriker zum Opfer gefallen sein sollen. Von der Lage dieser Gräberfelder sind nur noch recht vage Überlieferungen erhalten, die bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr ausreichend konkret waren, um davon eine nur einigermaßen vollständige Verbreitungskarte anzufertigen. Und selbst wenn wir einen Blick auf eine entsprechend vollständige Karte werfen könnten, die heute um die archäologischen Fundorte der Schnippenburg, des Varus-Geländes in Kalkriese oder der von den Moorarchäologen ausgegrabenen Bohlwege zu ergänzen wäre, dann herrschten in weiten Bereichen weiße Flächen vor, so östlich von Bohmte sowie in der Bohmter Heide, in denen eigentlich viele Grabhügelzeichen zu finden sein müssten.

    Ähnlich irrtierend verhält es sich mit den Einzelfunden. Würde man alle aus der Gemarkung Langelage bei Schwagstorf vorhandenen Steinbeile kartenmäßig erfassen, so ergäbe sich eine Häufung, die in keinem Verhältnis zu den Funden in den benachbarten Gebieten steht. Denn diese Flächen sind entweder fundleer oder weisen nur einige wenige Stücke auf. Die hier angesprochenen Steinbeile aus Langelage könnten auch aus anderen Gemarkungen stammen und dem damaligen Besitzer von Langelage, dem Grafen Münster, dessen Sammelleidenschaft nicht unbekannt war, als auf den Feldem von Langelage gefunden abgeliefert worden sein. Die Sammlung jedenfalls zählte über dreißig Steinbeile, die damals in erster Linie als Rarität und erst in zweiter Linie als archäologischer Fund betrachtet worden sind. Fundumstände und Fundstelle sind nicht dokumentiert worden, wodurch ihr archäologischer Wert erheblich gelitten hat. So bleiben die Funde zur Ur- und Frühgeschichte des Wittlager Landes, wenn auch relativ zahlreich, so doch bruchstückhaft und mit Lücken behaftet.

    Wie wir heute wissen, geht die Besiedlung des Hunteburger und Venner Raums weit in die Geschichte zurück. Die Ausgrabung von verschiedenen Bohlwegen südwestlich des Dümmer hat im Schweger Moor bei Hunteburg und in Campemoor bei Venne Hinweise auf eine frühe menschliche Zivilisation zutage gefördert, die teilweise fast 7000 Jahre alt sind. Es sind überhaupt die ältesten künstlichen Verkehrswege der Menschheit, die unmittelbar an der Kreisgrenze in Campemoor ausgegraben wurden. Bereits seit 1991 laufen die Untersuchungen, die die Bohlwege im Moor in einer Notgrabung dokumentieren sollen. Denn wenn sie erfasst sind, wird das um sie herum liegende Moor abgebaut, und die Spuren werden für immer verschwinden. In Campemoor liegt der älteste, stellenweise sehr breite und kurvenreiche Weg/Steg, der bislang gefunden wurde. Er verlief durch einen Wald und existierte laut C14-Daten zwischen 4835 und 4715v. Chr. Ganz in der Nähe dieser Fundstelle wurden bislang 5 Wege und 2 Stege freigelegt. Und auch der neueste Fund von 2008 ist über 6000 Jahre alt und stammt etwa aus dem Jahr 4100v. Chr. Allerdings handelt es sich bei den Funden in Campemoor nicht um breite Straßen, sondern eher um schmalere Wege, die den vernässten Randmoorbereich überbrückten und auf die Hochmoorfläche führten. Hinzu kommt ein 2004 in einer Länge von 200 Metern ausgegrabenen Bohlweg, dessen Hölzer nach einer Bestimmung ihrer Jahresringe zwischen 2890 und 2882v. Chr. gefällt worden sein müssen. So dokumentieren die Bohlwege eine frühe menschliche Anwesenheit im Moor über mehrere Jahrtausende hinweg. Der Grund für die Häufung so vieler Bohlwege dürfte wohl in der Tatsache liegen, dass Bohlwege im Moor immer nur etwa für eine Generation gehalten haben und danach aufgegeben worden sind. Zudem wuchs das Moor damals noch immer weiter an, so dass die vorhandenen Wege nach einigen Jahrhunderten komplett von neuen Moorschichten bedeckt wurden.

    Zu der Zeit, als der erste Weg entstand, gab es mehrere Sandinseln, die aus dem Moor herausragten und durch die Wege verbunden wurden. Auf einer der Sandinseln fanden die Archäologen zudem Hinweise auf einen Lagerplatz von Steinzeitmenschen, die die Moorwege angelegt haben könnten. Aber Anzeichen für eine dauerhafte Anwesenheit von Menschen auf den Inseln gibt es nicht. Hier haben die Steinzeitmenschen offenbar ihr Vieh auf kleine Sandinseln in moorastiger Umgebung geführt, die als natürliche Weideflächen genutzt wurden. Oder sie haben sich darauf zurückgezogen, wenn sie bedroht wurden. Spuren von festen Wohnsitzen wurden allerdings bislang nicht gefunden, anders als in der Dümmerregion, wo steinzeitliche Siedlungen bereits 1937 nachgewiesen werden konnten. Ebenso denkbar ist aber auch, dass es auf den Sandflächen Feuersteinknollen zu finden gab - noch stehen die Archäologen und Historiker vor einem Rätsel. Es ist nicht viel, was wir von den Menschen wissen, die diese Bohlwege gebaut und benutzt haben. Den Funden nach scheinen sie die gleichen Tongefäße benutzt zu haben wie die Menschen in den Dümmersiedlungen. Sie haben sich, wie man aus Gefäßresten weiß, unter anderem von gerösteten Haselnüssen ernährt, Äxte aus Stein benutzt, kannten Rinder als Haustiere und benutzten Gefäße aus Ton.

    Auffällig ist, dass offenbar alle Wege entlang eines Sees ausgerichtet waren, in dessen Nähe die Siedlung lag. In der Regel bestand der Unterbau dieser Wege aus Birken-, der Oberbau (also die begehbare Ebene) aus Kiefernholz. Die Hölzer wurden in unmittelbarer Nähe geschlagen und sogleich verlegt. Hinweise darauf, dass die Wege auch mit Wagen befahren wurden, konnten die Archäologen bislang nicht finden, obwohl das Rad nördlich der Alpen seit etwa 3500v. Chr. bekannt war. Außer einem Kuhhorn wurden auf oder neben den Wegen bisher keine nennenswerten Funde gemacht. Wie es scheint, steht der Lagerplatz offenbar in Beziehung zu 250 weiteren Siedlungsplätzen in der Umgebung des Dümmersees, die inzwischen nachgewiesen sind.

    Wahrscheinlich hatten die Menschen aus den Moorniederungen ihre festen Siedlungen am Geestrand nahe Damme oder am Dümmerufer. Aus raumzeitlicher Nähe kommen sie auch als Erbauer der Megalithgräber im Wittlager Raum in Frage, die aus den Jahren zwischen 3500v. Chr. und 2800v. Chr. stammen - so die Datierung einzelner Steingräber in Schwagsdorf und Darpvenne.

    Den Bohlwegen ähnliche Wegbefestigungen waren bereits in den 1950er bzw. 1960er Jahren beim Handtorfstich in Campemoor beobachtet, aber nicht wissenschaftlich untersucht worden. Im Schweger Moor war zuvor im Jahr 1938 ein Bohlweg in unmittelbarer Nähe der Hannoverschen Kolonisations- und Moorerschließungsgesellschaft (Hakumag) entdeckt worden. Diese Funde erfreuten sich jedoch nur kurzer Aufmerksamkeit und gerieten schnell wieder in Vergessenheit, bis Ende der 1980er Jahre das Moor in Campemoor erneut, diesmal jedoch maschinell abgebaut wurde. Die Fundstelle wurde erneut freigelegt, und nur wenige Meter entfernt wurde ein zweiter Weg gefunden. Beide wurden im Herbst 1991 dem Staatlichen Museum für Naturkunde und Vorgeschichte in Oldenburg gemeldet und von dort aus in den Zuständigkeitsbereich des Instituts für Denkmalpflege (IfD) gestellt. Im Sommer 1992 fanden dann erste archäologische Untersuchungen durch das Institut statt.

    Die nächsten Hinweise auf eine Besiedlung des Wittlager Landes finden sich für die Jungsteinzeit, in der die Menschen begannen, feste Häuser zu errichteten und sich dem Ackerbau und der Viehzucht zuwandten. Ob sie sich bereits als Jäger und Sammler zu dieser Zeit an den Gestaden des Dümmers aufgehalten haben, wissen wir nicht. In jedem Fall aber zeigen die heute noch erhaltenen großen Riesensteingräber in Darpvenne, Felsen, Driehausen und Haaren, dass hier im Zeitalter der Megalithkulturen Menschen gelebt haben müssen. Gefäßreste aus dem Dümmer, die wie die der älteren Bronzezeit sicher aus Siedlungen stammen, ferner eine bronzene Tüllenaxt mit seitlicher Öse von Ippenburg und Urnengräber liefern weitere Hinweise, dass das Kreisgebiet auch in der jüngeren Bronzezeit (1200 bis 800v. Chr.) besiedelt war.

    Aufgrund jüngster archäologischer Untersuchungen zwischen 2001 und 2004 gilt es als gesichert, dass es in einer Befestigungsanlage im Wiehengebirge oberhalb der Ostercappelner Krebsburg bereits in der vorrömischen Eisenzeit zu einem länger andauenden Austausch von germanischer und keltischer Kultur gekommen ist. Die Ortsbezeichnung „Schnippenburg", die den Ort des Geschehens heute bezeichnet, ist seit langem bekannt. Auch dass hier eine eigenwillige Wallanlage im Wald zu bemerken war. 1896 erfolgte ihre erste Vermessung durch den Heimatforscher Dr. Herrmann Hartmann. Lange aber blieb unklar, aus welcher Zeit die Anlage stammte. Wegebauarbeiten berührten 1983 das Profil eines Walles, aus dem Holzkohle geborgen und wissenschaftlich (C-14-Methode) datiert werden konnte. Das Ergebnis: Die Schwagstorfer Anlage stammt aus der vorrömischen Eisenzeit, aus den Jahrhunderten vor Christi Geburt. Die Ausgrabungsarbeiten haben etwas zutage gefördert, was in dieser Form bislang einmalig ist. In ganz Deutschland konnte zuvor keine Burganlage mit Opferplätzen aus der vorrömischen Eisenzeit nachgewiesen werden. Opferplätze sind allgemein kaum bekannt, da See- oder Mooropfer vorherrschten. Zunächst konnten hier Opfergruben mit den entsprechenden Funden von Bronzeschmuck, Perlen und Waffen belegt werden, und in einer späteren Untersuchungsphase zeigte sich gar, dass im Bereich der Schnippenburg Raseneisenerz aus der Gegend verhüttet und verarbeitet wurde. Dies erklärt auch die große Zahl von Eisenfunden, darunter die für die Schnippenburg charakteristischen Tüllenbeile. Eine Analyse der über 2000 metallischen Fundstücke führte zu der Einschätzung, dass sich and diesem Ort die germanische und die keltische Kultur getroffen haben müssen. Allerdings scheint es auch, als wenn es sich hier nicht um eine Siedlung mit ungeheuerem Reichtum gehandelt hat. Und offen bleibt die Frage, ob es sich vorrangig um einen Opferplatz oder um ein Handelsareal mit Opferplatz oder um eine Befestigung für Fernhandelsbeziehungen mit Opferplatz handelt. Ebenso ungeklärt ist noch, ob die zwischen 278 und 258v. Chr. erbaute Schnippenburg vorrangig eine Verteidigungsanlage war oder nur im Stil einer Burganlage gebaut wurde. Die Struktur der Wälle nämlich zeigt, dass es wesentlich massivere Anlagen gab. Doch wer die Anlage genutzt hat, und warum die Befestigungsanlage in den Ausläufern des Wiehengebirges schließlich um 180v. Chr. in Brand gesetzt und systematisch eingeäschert wurde, bleibt ein Rätsel.

    Ganz in der Nähe von Venne liegt ein weiterer Treffpunkt unterschiedlicher Kulturen. Denn Kalkriese scheint der Ort zu sein, wo eine über 400 Jahre andauernde Suche nun ihr Ende gefunden hat. Es ist dies die Suche nach dem Ort, an dem der Germanenführer Arminius die Römer unter ihrem Feldherrn Varus im Jahre 9 nach Christus vernichtend besiegt hat und zum ersten Helden der deutschen Geschichte wurde. Mit diesem Sieg schaffte er eine historische Leistung und legte die Grenze des römischen Reichs ein für alle Mal auf die gallische Seite des Rheins fest. Und so haben sich die Germanen erfolgreich gegen alle Versuche der Römer gewehrt, ihr Weltreich auf das Territorium östlich des Rheins auszudehnen. Und offensichtlich ist das Wittlager Land der letzte Landstrich, den diese Legionen durchzogen. Denn mittlerweile sieht es so aus, als hätten die drei römischen Legionen hier an der Kreisgrenze in Kalkriese ihr Schicksal gefunden. Ein Major der englischen Truppen namens Tony Clunn hatte mit den Archäologen der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück Kontakt aufgenommen und sich die Erlaubnis geben lassen, in der Landschaft um Kalkriese spazieren gehen zu dürfen - und zwar mit einem Metalldetektor, um das Gelände zu prospektieren. Denn er folgte der zuvor bereits vom Historiker Theodor Mommsen vertretenen Vermutung, Kalkriese könne der Ort sein, an dem die legendäre Varusschlacht stattgefunden habe. In rascher Folge entdeckte er römische Münzen und drei römische Schleuderbleie. Obwohl der Ort sehr weit entfernt ist von dem damaligen römischen Reich und den nächsten bekannten römischen Lagern, begannen in Kalkriese 1989 Ausgrabungen, die nach einigen Jahren die Erkenntnis brachten, dass es sich in Kalkriese nicht um irgendeinen Ort handelt. Aufgrund der dichten Indizienkette können wir heute davon ausgehen, dass das Gelände eng mit der Varusschlacht zusammenhängt. Das Museum Kalkriese beherbergt die Ergebnisse von mehr als 15 Jahren archäologischer Forschung. Diese zeigen, dass es hier zu einer ganz harten Auseinandersetzung gekommen sein muss: unzählige römische Waffen, menschliche Knochen mit eindeutigen Hinweisen auf tödliche Verletzungen, hunderte von Münzen aus der Zeit der Varusschlacht, eine freigelegte Wallanlage, um die herum sich die Funde konzentrieren, sowie die 1990 gefundene Gesichtsmaske, die heute als Wahrzeichen des Museums dient.

    Weitaus spärlicher sind die Funde aus den ersten Jahrhunderten

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