Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Heimatgeschichte von Weitenhagen: eine Chronik
Heimatgeschichte von Weitenhagen: eine Chronik
Heimatgeschichte von Weitenhagen: eine Chronik
eBook275 Seiten2 Stunden

Heimatgeschichte von Weitenhagen: eine Chronik

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Es wird die Entwicklung des Ortes Weitenhagen bei Greifswald und seiner Umgebung von der Steinzeit bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts beschrieben. Äußere Einflüsse wie z.B. Kriege haben ebenso wie die Kirche, Verwaltungsstrukturen, das Bildungswesen usw. die Bedingungen für die jeweilige Situation im Ort bestimmt. Aber es waren auch einzelne Personen in unterschiedlichen zeitlichen Epochen, die das Leben hier mitgeprägt haben. Von einigen sind die Namen noch bekannt, von anderen eher weniger. Den chronologischen Ablauf der Geschichte von Weitenhagen, der sicher in der einen oder anderen Form vergleichbar in weiteren Ortschaften unseres Gebietes verlief, hier darzustellen, ist das Anliegen dieses Buches. Aus der Sicht des Autors bzw. des Herausgebers besonders wichtige Sachverhalte sind, wie z.B. der Wald, die Kirche, die Schule und das gesellige Leben, in einzelnen Abschnitten hervorgehoben. Es wäre wünschenswert, dass möglichst viele Leser zu dem Gedanken kämen: So war das damals?!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum18. Dez. 2014
ISBN9783738665970
Heimatgeschichte von Weitenhagen: eine Chronik
Autor

Karl Schultz

Karl Schultz (1878 – 1956) war von 1915 bis 1948 Lehrer bzw. Hauptlehrer in Weitenhagen. Er hatte ein sehr gutes Allgemeinwissen und war interessiert an historischen, heimatkundlichen und naturwissenschaftlichen Fragen. In der Freizeit widmete er sich der Imkerei. Seine handschriftlichen Aufzeichnungen füllen über einen Meter Regalfläche. Ehemalige Schüler haben erzählt, dass er ein guter und verständnisvoller Lehrer war. Er galt als aktiver und ausgleichender Mensch im dörflichen Leben.

Ähnlich wie Heimatgeschichte von Weitenhagen

Ähnliche E-Books

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Heimatgeschichte von Weitenhagen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Heimatgeschichte von Weitenhagen - Karl Schultz

    Bildnachweis

    Vorwort

    Die vorliegende Abhandlung umfasst den Zeitraum bis 1952, in wenigen Ausnahmen auch darüber hinaus. Karl Schultz hat akribisch alle ihm zugänglichen mündlichen und schriftlichen Überlieferungen gesammelt sowie ausgewertet und zusammen mit seinen eigenen Beobachtungen in einem Manuskript zusammengestellt. Es war mir ein Bedürfnis, seine von historischen und naturwissenschaftlichen Detailkenntnissen geprägten Aufzeichnungen aufzugreifen, durch weitere aus seiner Feder stammende Dokumentationen sowie mit Fotos zu ergänzen und eine Publikation daraus anzufertigen.

    Dabei sollte auch ein Zeitdokument geschaffen werden, das die Wortwahl, Ausdrucksweise und die spezielle Aneinanderreihung von Fakten zu seiner Zeit festhält. Deshalb wurde so wenig wie möglich an seinen Formulierungen verändert, auch wenn man einiges heute vielleicht anders schreiben würde.

    Es ist schwierig, einen Weg zu finden, der es ermöglicht, den chronologischen Faden nicht zu verlieren, andererseits aber sachliche bzw. thematische Schwerpunkte zusammenhängend darzustellen. Um die allgemeine Verständlichkeit zu wahren, sind inhaltliche Wiederholungen nicht immer ganz zu vermeiden.

    Karl Schultz war mir in seiner Lebensart, Ruhe und seinen Kenntnissen immer ein Vorbild. Sein ausgleichender Charakter ist wohl nicht nur in der Familie geachtet und anerkannt worden.

    In ehrfurchtsvollem Gedenken an meinen Großvater.

    Helmut Dietrich

    Erster Teil

    Unser Heimatkreis in ältester Zeit

    Weitenhagen ist ein Ort in Vorpommern, etwa 5 km südlich von Greifswald gelegen. Die morphologische Prägung des Weitenhäger Raumes erfolgte vor allem späteiszeitlich durch geringmächtige Grundmoränen- und Sandersedimente, die eine ausgeglichene Morphologie schufen, etwa einen Ost - West - Verlauf besitzen und sich zum Teil unregelmäßig verzahnen. Das sind zum einen Geschiebemergel und -wenn diese ihren Kalkgehalt verloren haben - Geschiebelehme, zum anderen Sande und untergeordnet Kiese, Schluffe und Tone der Weitenhagen - Südusedomer -Satzendmoränenzone. Diese sind lokal von geringmächtigen nacheiszeitlichen Sedimenten, v. a. Torfen und Mudden, überlagert.

    Im Bereich des Rycktales werden Höhenlagen bis zu etwa 5 m über NN erreicht. Im südlich angrenzenden Gebiet der ebenen bis flachwelligen Grundmoräne steigt das Gelände zunächst allmählich an und erreicht im Bereich der Territorialgrenze Greifswald - Weitenhagen Höhen, die um 20 m über NN schwanken. In diesem Gebiet treten vereinzelt Sölle auf. Am östlichen Ortsrand von Weitenhagen entspringt der Bierbach, der durch den Ortsteil Klein Schönwalde und dann in Richtung Eldena fließt.

    Weiter in Richtung Süden - zur einsetzenden Sanderzone - ist ein verstärkter morphologischer Anstieg zu verzeichnen. Die Ortslagen Helmshagen, Potthagen, Weitenhagen und Klein Schönwalde liegen etwa um 30 m über NN. Die höchsten Erhebungen in diesem Raum sind der Voßberg bei Helmshagen (40,9 m), der Joelkenberg bei Potthagen (36,6 m) und der Lange Berg bei Weitenhagen (36,5 m).

    Südlich dieses Höhenzuges folgt auf einem etwa gleichbleibenden morphologischen Niveau um 30 m über NN eine ebene Beckenlandschaft, die durch eine enge Verzahnung von Beckensanden, -schluffen und -tonen mit Geschiebemergel geprägt ist. Der Ortsteil Grubenhagen befindet sich in diesem Gebiet. Die hier häufig auftretenden, vermoorten Flachsenken - meistens ehemalige Tot- oder Resteisfelder -bilden das Einzugsgebiet der nach Westen entwässernden Schwinge und des Brandmühlengrabens im Osten, der sich südlich von Hanshagen mit dem nach Norden fließenden Hanshäger Bach vereinigt. Zwei kleine Seen, der Sölkensee südlich von Weitenhagen und die Tonkuhle (u.a. durch Tonabbau entstanden) südwestlich von Potthagen, prägen diese morphologische Einheit mit.

    Während das Gebiet nördlich von Helmshagen, Potthagen und Weitenhagen vorwiegend landwirtschaftlich genutzt wird, finden sich südlich dieser Ortschaften insbesondere Mischwaldgebiete.

    Mit dem Rückzug der letzten eiszeitlichen Gletschermassen vor 12000 bis 15000 Jahren zog auch der Mensch aus den eisfrei gebliebenen mitteldeutschen Gebieten weiter nach Norden, und schon vor etwa 10 000 Jahren lebten Menschen mit dem Rentier zusammen in unserem Heimatkreise, der landschaftlich damals noch ganz anders gestaltet war als heute. Mönchgut auf Rügen und die Inseln Greifswalder Oie und Ruden standen mit der heutigen Küste in Landverbindung. Erst durch Meeresspiegelanstieg in der Nacheiszeit und eine gewaltige Sturmflut wurden diese vom pommerschen Festlande getrennt, die Landverbindung zerstört und der Greifswalder Bodden mit seiner Fahrrinne geschaffen. Am 1. Februar 1304 trennte eine große Sturmflut die Halbinsel Zicker vom Ruden.

    Steinwerkzeuge aus dem Raum Weitenhagen

    Links: ein wegen aufgetretener Risse nicht fertiggestelltes Steinbeil aus Diabas

    Rechts: Schaber aus Feuerstein

    (Foto: H. Dietrich)

    Auf der Feldmark von Wusterhusen fand man 1937 beim Grabenräumen im Wiesenkalk eine von Menschenhand angeschnittene Rentiergeweihstange, eines der spärlichen Zeugnisse menschlicher Besiedlung des Kreises Greifswald in ältester Zeit. Die Rentierjäger lebten von Jagd und Fischfang. Ihre Nachkommen haben auf Sandboden an offenen Süßwasserflächen und Flüssen bis zum Ausgang des 3. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung, also vor nunmehr 5000 Jahren, hier gelebt, immer noch ohne Kenntnis von Ackerbau und Viehzucht.

    Erst etwa um das Jahr 2000 v. Chr. drang die erste Bauernbevölkerung von Dänemark über Rügen in Vorpommern ein, die die Kenntnis von Ackerbau und Viehzucht mitbrachten. Es waren die Menschen der jüngeren Steinzeit, über die Hünengräber mit ihrem Inhalt wertvolle Aufklärung geben. Ein solches wurde 1937 bei Klein Zastrow ausgebeutet. Diese Gräber sind in der ersten Zeit nicht für einen einzelnen angelegt worden, sondern Generation um Generation setzte dort ihre Verstorbenen bei und gab ihnen mit ins Grab, was sie im Leben gebraucht hatten. Auch in unserem Walde am Wege nach Guest führt ein Hügel die Bezeichnung „Hünengrab"; aber Nachgrabungen haben ergeben, dass er diesen Namen zu Unrecht trägt.

    Nach diesen Einwanderern kamen solche aus Falster und Laaland (Kelten), die nicht derartige „Grosssteingräber, sondern „Einzelgräber anlegten, also für jeden Verstorbenen ein besonderes Grab. Oft räumten sie den Inhalt der Grosssteingräber aus und bestatteten dort ihre Toten. Dieses Einzelgrabvolk vermischte sich mit dem bäuerlichen Volk der Grosssteingräber, und so entstand in der Bronzezeit (8. bis 6. Jahrhundert v. Chr.) das Volk der Germanen. Bei ihnen setzte sich noch in der Bronzezeit nach und nach die Sitte durch, ihre Toten auf Scheiterhaufen zu verbrennen und den Leichenbrand in Urnen beizusetzen.

    Diese Germanen verlegten dann ihre Wohnsitze weiter nach Osten bis an die Weichsel, so dass am Ende der Bronzezeit Vorpommern fast entvölkert war.

    In diesem Raum siedelte etwa um das Jahr 300 v. Chr. ein westgermanischer Stamm aus dem westlichen Mecklenburg über. Westgermanische - suebische Stämme saßen hier bis ins 1. Jahrhundert nach Christus. Dann erschienen aus Ostpommern die ostgermanischen Rugier, die bis ins 7. Jahrhundert n. Chr. bei uns nachzuweisen sind (ältere Eisenzeit: 600 v. Chr. bis 600 n. Chr.). Erst dann rückten in das durch die Völkerwanderung (375 bis 625) entleerte Ostdeutschland Slawen (Wenden) ein, in Rügen die Ranen, an der Peene die Zirzipanier, in Vorpommern nördlich der Peene die Leutizier oder Wilzen, im westlichen Mecklenburg die Obotriten (auch Obotriden oder Abotriden genannt).

    Die Wendenzeit

    Die Wenden wohnten im Gegensatz zu den Germanen, die als Wohnung einzeln liegende Gehöfte bevorzugten, in Dörfern und Städten. Eigentümlich ist bei den Wenden die runde Dorfanlage um einen freien Platz, auf dem sich meistens ein Teich befand. Gewöhnlich hatte das Dorf nur einen Zu- und Ausgang. Die Ortsnamen endigen in der Regel auf -ow, -in usw.; z. B. Kiesow, Subzow, Pansow, Dargelin, Negentin, Bandelin u.a. Guest und Sanz (Sanzat) sind ebenfalls wendische Siedlungen. Das Land war in Hufen eingeteilt. Die wendische Hufe (Hakenhufe) war 30 Morgen, das ist 7,5 ha, gross.

    In der ältesten Zeit verbrannten sie ihre Toten. Die Leichenreste wurden in Urnen geschüttet und diese in grosser Zahl nebeneinander im losen Sande eingegraben. Aus dieser Zeit stammen auch die Urnen, die 1727 in dem Sandrücken von Weitenhagen gefunden wurden und nach denen der „Pottkrug" und der Ortsteil Potthagen ihren Namen erhielten. (Urne = Pott, Topf). In späterer Zeit bestatteten sie die Verstorbenen einfach in flacher Erde, nur mit einem Kranz von Kopfsteinen umgeben.

    Die Wenden trugen ursprünglich eine spitze Mütze, bunte Strümpfe und einen mantelartigen Kittel. Wendischer Aberglaube und auch so mancher wendische Brauch sind hier und da in heutiger Zeit noch wiederzuerkennen: Mitgeben von Sachen des Verstorbenen in den Sarg, und die bei der Trauerfeier brennenden Lichter dürfen nicht ausgeblasen werden, weil damit einem anderen Menschen das Lebenslicht ausgeblasen wird, Glaube an Hexen und Zauberei, Besprechen (Stillen) usw.

    Während die Ranen und die Obotriten schon früh eigene Stammesherzöge hatten, bildeten die Leutizier oder Wilzen einen lockeren Staatenbund.

    Wenn wir den Wenden zuerst in unserer Heimat begegnen, sind sie freie Bauern, die hauptsächlich Landbau, Honigbau und Fischerei betrieben. Dann traten auch adlige Familien mit grösserem Landbesitz unter ihnen auf, während sich in den Seestädten begüterte Kaufmannsfamilien fanden, die über zahlreiche Schiffe geboten (z. B. auf Julin, dem heutige Wollin). Spät erst, am Ende des 11. Jahrhunderts, gab es in Pommern ein Herzogsgeschlecht, als dessen Ahnherr Swantibor I. gilt, der erste Erbfürst Pommerns. Er starb 1107. Dieses Herzogsgeschlecht war aus dem einfachen Adel hervorgegangen und vermehrte seine Hausmacht durch Eroberungen, besonders auch im Gebiet der Wilzen, fand aber kaum allgemeine Anerkennung. Nur zögernd und allmählich erlangte es Gehorsam, nachdem es sich überall in den Städten Burgen (Kastelle) angelegt hatte, die von Vögten verwaltet wurden. In den Städten waren die Kaufherren selbständig, und das Volk wurde von den Tempelpriestern geleitet. Die Kastellane der herzoglichen Burgen sprachen Recht im Namen des Herzogs und zogen Steuern und Abgaben ein, so dass schliesslich auch das Herzogsgeschlecht der Greifen in Pommern nach Art der benachbarten deutschen Fürsten seine Macht über das Land festigte.

    Einige hundert Jahre seit ihrer Einwanderung lebten die Wenden in Frieden. Als die Deutschen und Polen aber Christen geworden waren, zogen sie gegen die pommerschen Wenden heran, um das Christentum auch im Wendenlande auszubreiten. 789 unternahm der Frankenkaiser Karl einen Angriff gegen die Wilzen, drang von Westen her bis zur Peene vor und begann sie dem Christentum zuzuführen, ebenso auch Heinrich I., der die Wilzen zur Tributzahlung zwang. 983 erhoben sich die Obotriten und Wilzen in einem wütenden Aufstande, bezwangen die sächsischen Besatzungen, erschlugen die deutschen Priester und vernichteten alles Christliche in ihrem Lande.

    150 Jahre lebten sie nun in alter Freiheit und in dem alten Götzendienst. Zum Schutz gegen ihre Feinde legten die Wenden Burgwälle an, rundliche Erdwälle, die meist einen vertieften Innenraum umschlossen (Kessel), in dem sie mit ihrem Vieh Zuflucht suchten. Sie waren in Mooren oder auf geeigneten Hügeln aufgeschüttet und trugen einen Kranz von Palisaden (Burgwälle bei Grubenhagen und Wrangelsburg). Später bildeten die Burgwälle die Grundlage zu mittelalterlichen Burgen. Nicht selten flüchteten sich die Wenden zu Kriegszeiten auch auf die im Anschluss an Burgwälle in Sümpfen angelegten Pfahlbauten. Die beständigen Kriege und die Grausamkeit, womit ihre Feinde sie behandelten, verdarben nach und nach die Wenden. Sie wurden selbst wild und räuberisch und fielen in die benachbarten Länder ein, um da selbst zu rauben und zu plündern. Auch auf dem Meere schifften sie als gefürchtete Seeräuber und fielen sogar räuberisch in die nordischen Länder ein, indem sie sich den Seezügen der Wikinger anschlossen.

    Um die Mitte des 12. Jahrhunderts brachte Heinrich der Löwe das ganze Wendenland von der Unterelbe bis zur Peene in seine Gewalt und betrachtete es als seinen freien Besitz. 1155 berief er den begeisterten Zisterzienser Mönch Berno aus dem Kloster Amelungsborn (Amelunxborn) bei Stadtoldendorf im Kreise Holzminden (Braunschweig) zwischen Weser und Leine, erbaut 1129 bis 1135, als Bischof nach Mecklenburg, auf dass er Fürst und Volk zum christlichen Glauben bekehre. Kolonisten wanderten ein aus Holland, Friesland, Westfalen, Flandern. Stetig wuchs ihre Zahl und damit auch die Macht des Herzogs. Berno veranlasste 1171 die früheren Konventsgenossen in Amelungsborn zur Stiftung eines Tochterklosters in Doberan. Nach mehreren Aufständen gaben die Slawenfürsten ihren Widerstand auf und beugten sich unter die Macht des Christentums und deutscher Kultur. Nach der Entzweiung Heinrichs des Löwen mit Kaiser Friedrich Barbarossa wurden Heinrich sämtliche Allode abgesprochen, die Fürsten von Mecklenburg und Pommern wurden reichsunmittelbar und erhielten den Herzogstitel (1181).

    Das Fürstentum Rügen vermochte bei seiner durch das Meer geschützten Lage und natürlichen Festigkeit länger den fremden Einflüssen zu trotzen. Erst als Waldemar I. von Dänemark 1168 die Insel eroberte, wurden die Fürsten Tetzlaw und Jaromar I. mit ihren Untertanen zur Annahme des Christentums und der dänischen Oberlehnsherrschaft gezwungen und Rügen mit der Diözese von Roeskilde in Dänemark 1169 vereinigt.

    Da es von Rügen aus für Dänemark leicht wurde, seine Macht auch über Norddeutschland zu entfalten, und sich im Süden von Pommern auch Brandenburg unter den Nachfolgern Albrechts des Bären zu einer solchen Bedeutung erhob, dass es mit Sachsen und Dänemark wetteifern konnte, so wurden Rügen, Mecklenburg und Pommern (mit seinen drei Hauptburgen Demmin, Gützkow und Wolgast) der Mittelpunkt schwerer Kriege. Während nun der Kampf dieser drei Grossmächte um die Oberherrschaft über die südbaltischen Länder entbrannte, mussten ihnen die wendischen Fürsten nach ihrer Lehnspflicht als Bundesgenossen dienen.

    Jaromar I. von Rügen vertrat fast immer mit grossem Eifer die dänische Sache, Mecklenburg und Pommern nahmen eine wechselnde Stellung ein. Letzteres verbündete sich oft wider Willen, jedoch durch seine Lage gezwungen, mit Brandenburg. Ferner machten sich auch die drei Bischöfe von Roeskilde auf Seeland, Schwerin und Pommern (Sitz in Julin) die Grenzen ihrer Diözesen streitig. So war die Lage der Wenden zu jener Zeit eine sehr traurige. Die segensreiche Zukunft hing vorzugsweise von dem Walten der Zisterzienser - Klöster ab, welche als kirchliche Freistätten das verödete Land mit neuen Hoffnungen zu erfüllen vermochten.

    Nach dem pommersch - dänischen Kriege (1170 bis 1171) verwertete der König Waldemar von Dänemark seinen Sieg zur Begründung des Klosters Dargun in dem pommerschen Grenzlande Circipanien. Kasimir I. von Pommern musste es mit reichem Grundbesitz ausstatten, und Waldemar bewog den Abt Walbert des Klosters Esrom auf Seeland, Mönche von dort zur Bildung des Darguner Filials zu berufen.

    In einem zweiten Kriege 1185 wurde das Land aber dermassen verwüstet, dass die siegreichen Fürsten Kanut von Dänemark und Jaromar I. von Rügen sich der Pflicht bewusst wurden, die Frevel des Krieges durch kirchliche Stiftungen zu sühnen. Das 1179 zerstörte Kloster Doberan wurde wieder aufgebaut, und Jaromar I. verlieh dem Kloster Dargun einen Teil des am Hildafluss (Ryck) gelegenen Salzwerkes am Rosental (Rozdal, d. h. Zweistromland), wo der Bach Baberow in den Hildafluss mündet.

    In einem dritten Kriege jedoch, 1198, in dem Pommern im Bunde mit Brandenburg gegen Dänemark, Mecklenburg und Rügen siegreich war, wurde die Abtei Dargun völlig verwüstet. Jaromar verlieh dem Konvent einen neuen Wohnsitz südlich der Mündung des Hildaflusses, wo 1199 bis 1204 unter dem Abt Livinius das Kloster Eldena errichtet wurde.

    Das Kloster Eldena

    Da die Mönche seit 1193 einen Teil der Rosentaler Salzquellen als Eigentum besassen, ihnen die Gegend also schon bekannt war, traten sie

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1