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Steinzeitliche Bilddokumente eines Kultplatzes nahe der mecklenburgischen Ostseeküste: Fundgeschichte und genetische Betrachtung
Steinzeitliche Bilddokumente eines Kultplatzes nahe der mecklenburgischen Ostseeküste: Fundgeschichte und genetische Betrachtung
Steinzeitliche Bilddokumente eines Kultplatzes nahe der mecklenburgischen Ostseeküste: Fundgeschichte und genetische Betrachtung
eBook297 Seiten2 Stunden

Steinzeitliche Bilddokumente eines Kultplatzes nahe der mecklenburgischen Ostseeküste: Fundgeschichte und genetische Betrachtung

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Über dieses E-Book

In diesem Buch wird ein bildkünstlerisches Inventarium in Gestalt von Bildersteinen offengelegt, das von einem steinzeitlichen Kultplatz nahe der mecklenburgischen Ostseeküste stammt. Die Entdeckung erfolgte auf privater Basis und ist im Blick auf Form und Umfang bisher einzigartig. Kunstartefakte weisen auf die inneren Wesenzüge ihrer Schöpfer hin und damit auf die unserer nordeuropäischen Vorfahren. Auf diese Weise werden Lebensaspekte berührt, die über die von archäologischen Fachexperten zumeist auf äußere Lebenspraktiken gerichteten Artefakte nicht aufzudecken sind. So besteht ein wesentlicher Teil dieses Buches in dem Versuch, den umfangreichen Bilderfundus inhaltlich zu erschliessen. Dieser ist durch ein ikonografisch und formmäßig charakteristisches Spektrum an Bildersteinen illustriert.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum17. Juli 2015
ISBN9783738696189
Steinzeitliche Bilddokumente eines Kultplatzes nahe der mecklenburgischen Ostseeküste: Fundgeschichte und genetische Betrachtung
Autor

Hartwig Stamer

Dr.-Ing. Hartwig Stamer 1937Geboren in Venzkow bei Schwerin in Mecklenburg 1943 - 1952 Aufgewachsen und Schulbesuch in verschiedenen dörflichen Gegenden Mecklenburgs 1952 - 1955 Tätigkeit in der Landwirtschaft 1956 - 1972 Ausbildung in technischem Beruf, Abitur, Maschinenbaustudium und Promotion 1972 - 1991 Ingenieurtätigkeit in Forschung und Entwicklung 1992 - 2001 Gründung und Betrieb einer eigenen Firma zur Umsetzung eigener Maschinenpatente 2001 Eintritt in den Ruhestand Seit 1973 neben Beruf und Familie Privatforschung am archäologischen Projekt - Hütter Wohld

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    Buchvorschau

    Steinzeitliche Bilddokumente eines Kultplatzes nahe der mecklenburgischen Ostseeküste - Hartwig Stamer

    Danksagung

    Die vorliegende Arbeit beruhte auf Eigeninitiative und entstand nebenberuflich. So ging die dafür verwendete Freizeit in erheblichem Maße zu Lasten familiären Angelegenheiten. Deshalb gilt der Dank meiner Ehefrau Gisela Stamer-Roßberg die viel Verständnis dafür aufbrachte, dass ich ihr manche Beihilfe in ihrer Tätigkeit als freischaffende Bildhauerin versagen musste. Mein besonderer Dank gilt auch unserem Sohn Dr. Mark Stamer, ohne dessen Hilfe bei technischen und gestalterischen Umsetzungsproblem diese Arbeit nicht zustande gekommen wäre.

    Kühlungsborn den 03.12.2014

    Inhaltsverzeichnis

    I. Eine archäologische Fundgeschichte

    1. Einführung

    2. Geographische und geologische Anmerkungen zum Fundort

    3. Erwägungen zur Eingrenzung der Zeitepoche

    4. Methodische Gesichtspunkte

    4.1. Entdeckungsgeschichte

    4.2. Kriterien der Bildentschlüsselung

    5. Deutungsansätze in Anlehnung an überlieferte naturreligiöse Orientierungskonzepte

    II. Inhaltliche Betrachtung der Bildersteine

    1. Einführung

    2. Kunsttheoretischer Exkurs

    2.1. Ikonografie

    2.2. Stilistische Gesichtspunkte

    2.3. Formaspekte

    3. Exkurs durch die Bewusstseinsgeschichte seit der Prähistorie

    3.1. Das Numinose

    3.2. Das Unbewusste in der analytischen Psychologie

    3.3. Mythologiegeschichte

    3.4. Philosophiegeschichte

    3.4.1. Philosophie der Antike

    3.4.2. Philosophie des Mittelalters

    3.4.3. Philosophie der Neuzeit

    4. Inhaltliche Deutungsansätze der Bilderstein-Formattribute

    4.1. Vielfigürlichkeit

    4.2. Mosaikform

    4.3. Monoperspektivität

    4.3.1. Einführung

    4.3.2. Biologisch-psychologische Wechselbezüge in der Paläoanthropologie, Ontogenese und Mythologie

    5. Gesichtspunkte zum geistigen Werdegang des Abendlandes

    5.1. Wegspuren in der Mythologie

    5.2. Die Achszeit

    5.3. Markante weltanschauliche Orientierungsströmungen seit der Zeitenwende

    5.3.1. Christentum

    5.3.2. Alchemie

    5.3.3. Astronomie

    5.3.4. Neuzeitliche gesellschaftliche Umbrüche

    5.4. Innere Aspekte der neuzeitlichen gesellschaftlichen Umbrüche

    6. Epilog

    A. Motivgruppen

    A.1. Werkzeuge

    A.2. Vielfigürlichtkeit

    A.3. Menschliche Köpfe

    A.4. Verinnerlichte Köpfe

    A.5. Porträt

    A.6. Gestalten

    A.7. Miniaturbilder

    A.8. Devotionale Figuren

    A.9. Tiermotive

    A.10. Werkzeuge mit Bildern

    A.11. Kultinventarium

    A.12. Ergänzung zum ikonografischen Spektrum

    Teil I.

    Eine archäologische Fundgeschichte

    – Bildersteine aus der Steinzeit –

    1. Einführung

    Auf der Suche nach Zeugnissen von geistiger Regsamkeit im steinzeitlichen Nordeuropa, fällt ein Blick in die darüber bisher bekannte Fachliteratur auf ein ziemlich leeres Blatt. Besonders auch, was das Auffinden von steinzeitlicher Kleinkunst anbetrifft, blieb die Fundhäufigkeit in den nördlichen Regionen Europas bisher weit hinter der diesbezüglichen Vielfalt des südeuropäisch-kleinasiatischen Raumes zurück. Zwar war durch die lange eiszeitliche Vergletscherung im Norden, der erst seit etwa 15000 Jahren eisfrei ist, eine relativ späte Besiedlung möglich, aber dennoch ist hier auf eine viele Jahrtausende währende wohnliche Vereinnahmung zurückzublicken. Das kann bezeugt werden durch zahlreiche Werkzeugfunde diverser Typen sowie anderer praktischer Lebensinventarien. Zeugnisse bildkünstlerischen Charakters aus jenen frühen Epochen blieben jedoch die Ausnahme. Im Angesicht dieser Tatsache steht in Fachkreisen zuweilen der Begriff von einer Bilderfeindlichkeit in den steinzeitlichen Kulturkreisen des Nordens zur Rede¹²¹,²⁰⁵,²²².

    Gerade aber wegen mancherlei Funden von bildlicher Kleinkunst in Form von Skulpturen, Reliefs und Rollsiegel, sind die Kulturen des vorgeschichtlichen europäischen Südens und Kleinasiens aus heutiger Sicht von einem greifbaren magischen und mythischen Fluidum umwoben. Die mehr spärlichen frühen steinernen Kultzeugnisse des Nordens, so in Gestalt von Megalithbauten, deuten zwar auch hier auf einstige kulturelle Regungen hin, lassen aber wegen ihrer Kargheit die dahinter liegenden Inhalte umso rätselhafter erscheinen.

    Die allgemeine Vorstellung von der bildschöpferischen Armut in den Wesensäußerungen der nacheiszeitlichen nordeuropäischen Ureinwohner, will jedoch, gemessen an neuerlichen, auf privater Basis gewonnenen Forschungsergebnissen, nicht mehr so recht passen. Nach Analysen von Funden, die seit 1973 alljährlich getätigt wurden, gibt es Anlass zu der Aussage, dass hier eine Fülle bildnerischer Äußerungen vorhanden sind. Sie häufen sich auf einem begrenzten beackerten Feldabschnitt am Rande des Hütter Wohld, einem Waldgebiet nahe der Ostseestadt Rostock. Diese vermögen Auskunft über intime Wesenszüge einer einst hier gepflegten nordischen Steinzeitkultur zu vermitteln. Sie sind eingeprägt in steinerne Bildträger von durchweg handlicher Größe und basieren meistens auf Feuerstein. Als solche liegen sie, in Abhängigkeit von den ablaufenden Feldwirtschaftszyklen, oberflächensichtig eingestreut zwischen der unübersehbaren Vielfalt tauben Naturgesteins. Nur durch geübten Blick sind sie hier herauszufinden. Durch Einfühlung in die Bearbeitungsspuren ist Bildliches zu erlesen.

    Ein hier feststellbarer Fundnestcharakter stellt, global betrachtet, keine Ungewöhnlichkeit dar. Vielmehr sind derartige Fundumstände, gemessen an weltweiter Beobachtungserfahrung, häufiger anzutreffen. Damit wird allgemein die Vorstellung verbunden, dass es sich dabei um Orte handelte, die einst gemeinschaftstragenden kultischen Handlungen dienten²²³. Als heilige Orte empfunden, wurden sie oft über mehrere Zeitepochen hinweg genutzt.

    Gegenstand der bisherigen Forschungen war es, neben dem Erspüren des Fundgebietsumrisses, soweit es zugänglich war, die der professionellen Urund Frühgeschichtsforschung bisher unbekannt gebliebenen Bildartefakte dokumentarisch plausibel zu machen. Das war nur möglich, in Verknüpfung mit dem gleichzeitigen Bemühen um inhaltliche Aufklärung.

    So ist nach langjähriger Arbeit Sachkompetenz gewachsen, um ein längst verloren gegangenes, zugegebenermaßen verkapptes Form-Inhaltsgefüge, wieder offenzulegen und als reproduzierbare Fundtatsache verfügbar zu machen.

    Angesichts zunehmend schwererer Bodenbearbeitungs- und Erntetechnik war die Forschung von der stetigen Sorge begleitet, dass hier kulturelle Urdokumente unwiederbringlich zerstört werden. So mag die hier vorliegende Arbeit vor allem Anregung dafür zu sein, das Fundgebiet einer institutionellen Betreuung zuzuführen, um so gegebenenfalls auch juristisch fundierte Forschungsbedingungen durchzusetzen.

    Grundlegende Anregung, den Blick für sensible archäologische Spuren zu schärfen, hat der Verfasser insbesondere dem Pfarrer und Altphilologen Dr. Albrecht Meyer(+1985) zu verdanken, der seit Mitte des vorigen Jahrhunderts in Rostock wirkte und selbst archäologische Forschungen betrieb¹³⁹.

    2. Geographische und geologische Anmerkungen zum Fundort

    Bei dem von Feldern und Viehweiden umgebenen Hütter Wohld handelt es sich um ein hügeliges Mischwaldgebiet (siehe Landkarte in Abb. 2.1).

    Zu Fuße der Erhebungen erstreckt sich, in nördlicher Richtung gesehen, eine flache Niederung. Diese wird durch die Küstenlinie der Ostsee begrenzt. Ein Blick von den höchsten Hügeln aus in diese Richtung, reicht bis hin zu der etwa zehn Kilometer entfernt gelegenen Meeresküste. Die Höhenlandschaft ragt mit ihren Gipfelpunkten bis mehr als neunzig Meter über den Meeresspiegel hinaus. Und im Umfeld einer solchen Gipfelregion, auf einem am Waldrand gelegenen freien Feld, liegt das Fundgebiet.

    Die am Fuße verschiedener Hänge entspringenden Quellen nähren Bäche, die unter anderem zum Waidbachtal fließen. Sie speisen den Waidbach, der im seinem unteren Bereich die Conventer Niederung durchläuft und nahe des Ostseebades Heiligendamm in das Meer mündet. Nach geologischem Befund handelt es sich bei dem Waidbachtal um ein verlandetes Seitental des Warnowflusses.

    Die finalen geologischen Gegebenheiten dieser Landschaft, so auch die hügeligen Verwerfungen, sind wesentlich von eiszeitlich bedingten Strukturbildungsprozessen geprägt worden. So begannen hier vor etwa sechzehntausend Jahren die letzten Gletschermassive der pleistozänen Eiszeit zurückzuweichen⁷,¹²².

    Die gegenwärtige Küstenlinie begann sich erst vor etwa achttausend Jahren einzupegeln. Zuvor war das heutige Ostseebecken mit Süßwasser angefüllt, das von den abgeschmolzenen Gletschermassen herrührte. Der Wasserspiegel dieses Sees, in der Fachsprache Ancylussee genannt, stand damals etwa siebzehn Meter unterhalb des heutigen Meeresniveaus. Zeuge davon ist die als Fossil erhaltene Süßwasserschnecke Ankylus fluviales. Jedoch infolge einer weiträumigen Landsenkung, die um jene Zeit im westlichen Beckengebiet stattfand, brach sich das das Meer von der Nordsee her Zufluss. So füllte sich das Süßwasserbecken innerhalb weniger Jahrhunderte mit Meerwasser auf und weitete seine Küstenlinie bis auf den heutigen Stand aus¹⁸⁶. Damals hier beheimatete mittelsteinzeitliche Bewohner waren sicherlich unmittelbare Zeugen dieses abrupten Naturereignisses.

    Die das Fundgebiet betreffenden Bodenverhältnisse tragen, ihrer eiszeitlichen Entstehung gemäß, Grundmoränenstruktur²¹ (siehe glazialmorphologische Karte in Abb. 2.1). Das heißt, dass die Erdoberfläche, sofern sie nicht nachträglich durch Windärosionsmaterial überschüttet worden ist, mit Transportresten des pleistozänen Gletschergeschiebes durchsetzt ist. Merkmal eines solchen Bodengefüges ist seine starke Anreicherung mit Geschiebegestein. Dieses stellte für die menschlichen Zuwanderer, die nunmehr das ursrüngliche Gletschergebiet in Anspruch nahmen, einen besonderen Fundus dar. Diese natursteinerne Vielfalt, die nachweislich zur Herstellung von Werkzeugen genutzt wurde, auch in ein bildgestalterisches Anliegen einzubeziehen, mag bereits den frühsten Ankömmlingen in den Sinn gekommen sein, und sie zu den an die Gegebenheiten angepassten Kreationen angeregt haben.

    Geographiches Umfeld

    Glazialmorphologisches Umfeld¹⁸⁶

    Abbildung 2.1.: Geographisches und glazialmorphologisches Umfeld des Fundgebietes

    Zur bevorzugten Besitznahme dieser Landschaft hat wohl insbesondere auch ihr Quellenreichtum inspiriert. Sie wurde damals zudem noch von einem offenen Flusslauf tangiert. Dabei handelte es sich um einen heute verlandeten Seitenarm der bei Rostock-Warnemünde in die Ostsee fließenden Warnow. Die Anziehungskraft dieses Umfeldes auf prähistorische Lebensgemeinschaften geht, über steinerne Werkzeugfunde hinaus, auch aus bereits bekannten kultischen Hinterlassenschaften hervor. Zu solchen Zeugnissen gehören neolithische Steingräber bei dem Dorf Hütten. Dazu zählt des Weiteren eine zentrale heidnische Kultstätte in Althof, auf der im Zuge der im elften Jahrhundert hier einsetzenden Christianisierung ein Kloster gegründet wurde. Und schließlich ist auf einen 1985 entdeckten Friedhof aus der vorrömischen Eisenzeit zu verweisen, dessen Terrain sich inmitten der Sammelstelle der hier gemeinten Bildersteine befindet²⁰⁴. Der Friedhof wurde anlässlich einer hier 1985 erschlossenen Kiesgrube entdeckt.

    Es konnte auf einem relativ eng begrenzten Gebiet von wenigen Hektar bisher eine bis weit in den dreistelligen Bereich hineinreichende Anzahl von Bildartefakten sichergestellt werden. Das lässt auf eine lange Besitznahme dieser Örtlichkeit durch steinzeitliche Kulturgruppen schließen, die dieses Brauchtum pflegten.

    Gleichwohl sind prähistorische Fundstätten mit großer Funddichte auch in den hiesigen nordischen Regionen nicht unbekannt. Solche Orte werden als zyklisch besuchte Wanderlager von umherziehenden Jäger- und Sammlergruppen angesehen¹²¹. Darin dominieren neben Resten von Speiseabfällen vor allem auch werkzeugartige Artefakte. Von bildlichen Zeugnissen ist dabei bisher nicht die Rede gewesen.

    Auch im Umfeld des hier angesprochenen Fundgebietes sind steinerne Werkzeuge von bekannter Art in größerer Häufung zu finden. Besonderes Interesse erweckten hier jedoch die Bildartefakte, mit denen sich, gemessen am bisherigen Kenntnisstand, Neuland auftut.

    Da die Funde auf landwirtschaftlich genutztem Gebiet getätigt werden, ist ihre Bergung jeweils nur in der vegetationslosen Jahreszeit möglich und somit weitgehend dem Zufall anheim gegeben. Über das wirkliche Ausmaß des Fundgebietes ist hier keine Aussage zu treffen, da die betreffende Feldmark stark von Windärosion gekennzeichnet ist. Funde treten nur in Bereichen zutage, die keiner feinkörnigen Materialzufuhr unterliegen, welche die Fundschicht überdeckt. Was sich unter den Sandwehen verbirgt, aber auch durch den angrenzenden Wald nicht zugänglich ist, konnte in diesem Rahmen nicht ermittelt werden. Problematisch ist auch eine Rekonstruktion des Niederlegungsprofils der Bildartefakte, da in Anbetracht vieler Jahrzehnte währender Beackerung, die ursprüngliche gegenseitige Zuordnung der Artefakte nicht mehr gegeben ist.

    3. Erwägungen zur Eingrenzung der Zeitepoche

    Denkt man an erste nacheiszeitliche, menschliche Regsamkeit in der Region der südlichen Ostsee, so kommen die Mammutjäger in den Sinn, die ihrer auf den Eissteppen weidenden Jagdbeute mit den nach Norden zurückweichenden Gletschern folgten. Sicherlich haben auch sie hier ihre Spuren hinterlassen, wozu möglicherweise eine bisher unveröffentlichte strukturierte Feuersteinscheibe gehört, die an der dem Hütter Wohld nahe gelegenen Warnemünder Stoltera, einem Steilküstenabschnitt der Ostseeküste, gefunden wurde. Gleiches mag auch für die späteiszeitliche Tundrenzeit gelten, als Renntierjäger im Verfolgen der wandernden Renntierherden die nordeuropäischen Regionen tangiert haben. In Ahrensburg, nahe Hamburg gelegen, fanden sich besonders aufschlussreiche Spuren ihrer Lebensweise, deren geschätztes Alter etwa 14 000 Jahre beträgt¹²³. Doch all dem widersprechen die Bildersteine selbst. Sie enthalten Abbildungen von Tierarten, durch welche die Darsteller sicherlich selbst Anregung erfahren haben. So sprechen Darstellungen von Wildschwein, Bär, Wisent, Elch und Wolf für eine Waldlandschaft, die durch Gruppen von Jägern und Sammlern durchwandert wurde. Dies besagen jedenfalls auch in einer Nachbarregion entdeckte Lagerspuren solcher Gruppen, so in Hohen Viecheln am Schweriner See. Die dort durchgeführten wissenschaftlichen Erkundungen ergaben, dass alle genannten Tiere zur Jagdbeute mittelsteinzeitlicher Menschengruppen gehörten¹²⁴. Dieses Alter konnte dort u.a. fundiert werden durch Radiokarbondatierung von Pollen, die der Lagerschichtung zugehören. Durch Pollenanalysen konnte auch die Bestimmung der Baumarten unterstützt werden. Kiefer, Birke, Haselstrauch, Ulme, Espe und Eiche geben demnach Hinweis auf eine einstige lockere Waldlandschaft, in der die genannten Tierarten eine artgerechte Beherbergung fanden¹²¹. Eine solche boreale Vegetation war hier seit etwa neuntausendfünfhundert Jahren zu finden. Ähnliche Naturgegebenheiten waren hier auch noch während der jungsteinzeitlichen Epoche zu finden, so dass aus dieser Sicht ein weiter zeitlicher Einordnungsspielraum gegeben ist. Einen weiteren Anhaltspunkt zum Alter der Bildersteine könnten parallele Werkzeugfunde oder Keramikreste an ihrem Häufungsort vermitteln. Jedoch fanden sich hier bisher nur vereinzelt Werkzeuge oder Werkzeugfragmente, deren Alter nicht exakt bestimmbar ist (Abb. A.3 und A.4). Von Keramik war bisher keinerlei Spur zu finden.

    Anders verhält es sich mit einem nur in Rufweite vom Bilderstein-Fundort entfernt gelegenen sandigen Hügel, zu dessen Füßen sich einst eine Quelle befand. Hier konnten, ebenfalls im Rahmen der hier dargestellten Forschungsarbeit, auf begrenztem Raum, eine große Anzahl von Werkzeugen sicher gestellt werden. Deren Altersstruktur weist auf eine Zeitspanne zwischen 3800 bis 500 v. Chr. (Abb. A.1. A.2)²⁵. Auch an diesem Fundort waren bisher keine Keramikspuren zu finden. Eine größere Anzahl der hier gefundenen Werkzeuge ist jedoch zeitlich nicht eindeutig bestimmbar, da deren Typus zwischen Mesolithikum und Bronzezeit in Gebrauch war und über diese Zeitspanne unverändert blieb. Dieses Hügelareal wurde deshalb systematisch mit untersucht, da in den an sich bekannten Werkzeugtypen in manchen Fällen auch Bilder integriert sind, die, wenn auch modifiziert, ikonografisch denen des benachbarten Hauptfundgebietes entsprechen.

    Ein definitiv zeitlicher Fixpunkt im Blick auf den Hauptfundort der Bildartefakte ist durch einen im Zentrum desselben befindlichen Friedhof aus der vorrömischen Eisenzeit gegeben, der 1985 im Rahmen der Erschließung einer Kiesgrube entdeckt wurde²⁰⁴. Dieser ist dem Deponierungsort des hier bereits 1973 entdeckten steinzeitlichen Bilderfundus in seiner Anlage offensichtlich zeitlich überlagert. Das ist nicht ungewöhnlich, denn die Existenz von Orten, in denen sich kultisches Brauchtum verschiedener Entwicklungsepochen übereinander geschichtet befindet, ist eine weltweit anzutreffende Gegebenheit. Dem magischen und mythischen Bewusstsein galten sie als heilige Orte. So könnte der Friedhofsfund auch einer professionellen archäologischen Sichtweise die Einsicht erleichtern, dass es sich bei dem Fundgebiet und seines näheren Umfeldes um einen angestammten Kultplatz handelt, auf

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