Der Bodenseeraum in der Antike: Leben und Alltag vor 1800 Jahren am Bodensee
Von Eric Breuer
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Über dieses E-Book
Viel weniger wissen wir hingegen über die Regionen am Rande der antiken Welt. Auch der Bodenseeraum war Teil der antiken Koine.
Der Leser, sei er nun Tourist oder Einheimischer, wird mit dem Leben am Bodensee in römischer Zeit und römischen Orten des Bodenseeraumes vertraut gemacht.
Hierdurch erhält er anhand ausgewählter Lebensbereiche schlaglichtartig Einblicke in Alltag, Lebensweise und Mentalität der Bewohner des Bodenseeraums vor fast 2000 Jahren.
Eric Breuer
Als profunder Kenner der Archäologie und Geschichte der Mittelmeerinsel Zypern und der Levante insgesamt entwirft der Archäologe Eric Breuer eine kurze einprägsame Zusammenfassung zur Geschichte und Archäologie der Mittelmeerinsel Zypern aus der Sicht eines Historikers und Archäologen. Während seiner umfangreichen Studien an der Universität Basel beschäftigte er sich auch mit Archäologie und Geschichte des Levanteraums.
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Buchvorschau
Der Bodenseeraum in der Antike - Eric Breuer
Inhaltsverzeichnis
1. Forschungsgeschichte
1.1 Warum wir heute nicht von antiken Tempeln umgeben sind
1.2 Eine kurze Forschungsgeschichte
2. Geschichte
2.1 Archäologische Funde der Vorgeschichte im Bodenseeraum
2.2 Kelten - Gallier – Galater – Eine mediterrane Randkultur
2.3 Wie mediterrane Kultur in den Bodenseeraum gelangte
2.4 Römische Verwahrfunde der Region
2.5 Ende der Antike und Nachleben
2.6 Alamannen im spätantiken Bodenseeraum
3. Geographie
3.1 Antike Geographie der Region
3.2. Bregenz – Brigantium – Die „Haupt"-stadt des Bodenseeraumes
3.3. Arbon - Arbor felix – Von der Kaiserzeit bis zur Spätantike
3.4. Konstanz – Constantia – Vom namenlosen vicus zur „Kaiser"-Stadt
3.5. Eschenz – Tasgaetium – Von hölzernen Latrinen und Göttern auf Abwegen
3.6. Orsingen – Ein Tempel und seine Wurzeln
3.7. Eriskirch – Von Flusshäfen, Brücken und Strassen
3.8. Leben zwischen Vulkanen -Westlicher Bodenseeraum
3.9 Von der Sonne verwöhnt – Östlicher Bodenseeraum
4. Architektur
4.1 Aussehen römischer Gebäude
4.2 Innenausstattung römischer villae rusticae
4.3 Mediterrane Thermentechnik am Bodensee
5. Leben und Alltag
5.1 Alltag am römischen Bodensee
5.2 Mentalität und Wertesystem der Antike
5.3 Zeitvertreib kleiner Römer
5.4 Mode, Kleidung und Schmuck vor 1750 Jahren am römischen Bodensee
6. Verkehr
6.1 Verkehr auf römischen Strassen
6.2 Schiffahrt am Bodensee in römischer Zeit
6.3 Transport und Lagerung in der Antike
7. Ökonomie
7.1 Römisches Geldwesen
8. Essen
8.1 Speisenzubereitung vor fast 2000 Jahren
8.2 Antike Tisch- und Speisesitten
8.3 Antikes Geschirr vom Bodensee
9. Tod und Religion
9.1 Religion und Göttervorstellungen der Antike
9.2 Antike Nekropolen
10. Anhang
10.1 Literatur
Forschungsgeschichte
Verschwundene Zeugnisse der Antike
Warum wir heute nicht von antiken Tempeln umgeben sind…
Wer als Tourist die Mittelmeerregion bereist, steht staunend vor den Zeugnissen der klassischen Antike. Ausgrabungs- und Ruinenstätten zeugen vom Glanz vergangener Zeiten. Der Besucher kann unter anderem klassisch griechische, hellenistische oder römische Podiumstempel besichtigen, sich antike Thermenanlagen ansehen oder ganze Stadtanlagen durchwandern. Auch wenn oftmals nur noch wenige Säulenschäfte in den zu grossen Teilen erdbebengefährdeten Mittelmeerländern aufrecht stehen oder grosse Teile der Baustruktur erst in jüngerer Zeit wiederhergestellt und restauriert wurden: Die Spuren des klassischen Altertums ziehen bis heute Besucher an und sind beliebte Ausflugsziele für kulturinteressierte Urlauber. Wenig beachtet ist jedoch der Umstand, dass auch unsere Regio Teil dieser klassischen Welt der Antike war. Denn mit der Eingliederung in das Imperium der Römer hielt auch mediterrane Lebenswelt Einzug am Bodensee. Auch in unserem Raum gab es antike Tempel, Thermen und stadtartige Siedlungen. Selbst auf abgeschiedenen landwirtschaftlichen Anwesen des antiken Bodenseeraumes existierten kleine Thermenanlagen und die Innenhöfe mögen in so manchem Fall eher einem hellenistischen Peristylhof des Südens geglichen haben, als dem heutiger traditioneller alemannischer Bauernhöfe. Alle diese Zeugen der Antike sind heutzutage in unserer Regio verschwunden. Selbst an Geschichte interessierte Fachleute können im Bodenseeraum kaum touristisch interessante Bauten aus der Zeit der Antike benennen. Doch warum sind wir heute nicht von imposanten antiken Ruinen und klassischen Podiumstempeln umgeben? Nach dem Ende römischer Verwaltungshoheit wurde der Bodenseeraum von Alamannen besiedelt. Im Laufe der Zeit verfielen die nicht genutzten antiken Gebäude immer mehr. Flurnamen wie „Mauern oder „Weiler
bezeugen, dass bis weit ins Mittelalter von diesen antiken Gebäuden noch aufrecht stehende Mauern vorhanden waren. Die im tektonisch aktiven Bodenseeraum mit seinen Hegauvulkanen periodisch auftretenden Erdbeben dürften so manches baufällige Gemäuer zu Einsturz gebracht haben. Im Mittelalter und in der Neuzeit war gutes Baumaterial für Häuser rar. Deshalb verkaufte man in der Regio bis in 19. Jahrhundert sogar verfallene mittelalterliche Burgen zum Abbruch, um die Bausteine wiederzuverwerten. Auch die römischen Ruinen wurden zu diesem Zweck bis auf die Grundmauern abgetragen. Die Mauerstümpfe wurden, da schwierig zu beackern, von Pflanzen überwuchert, so dass sie bald unter einer Pflanzen- und Humusdecke nicht mehr im Gelände sichtbar waren. Da breiten Schichten der hiesigen Bevölkerung kaum etwas darüber bekannt ist, wird in diesem kleinen Büchlein ein kleiner Einblick in die Lebenswelt am Bodensee in der Zeit der klassischen Antike gegeben. Der Leser, sei er nun Tourist oder Einheimischer, wird mit den römischen Altertümern des Bodenseeraumes vertraut gemacht. Durch historisch-archäologische Erläuterungen zu den antiken Funden, erklärende Skizzen und kulturhistorischen Zwischenbemerkungen erhält er anhand ausgewählter Lebensbereiche schlaglichtartig Einblicke in Alltag, Lebensweise und Mentalität der Bewohner des Bodenseeraumes vor nahezu 2000 Jahren.
Pioniere und Enthusiasten von der Renaissance bis heute ...
Eine kurze Forschungsgeschichte
Die Beschäftigung mit römischen Altertümern geht im Bodenseeraum bis in die Zeit der Renaissance zurück. Angeregt durch die beginnende Erforschung des Altertums im Mittelmeerraum, hätten es die neuen bürgerlichen Eliten der aufstrebenden Städte des Bodenseeraumes nicht ungern gesehen, wenn die Wurzeln ihrer Orte bis in die Antike zurückreichen würden. So versuchte man gleichzuziehen, indem man mit viel Phantasie durch Interpretation der Ortsnamen eine Entstehung in der Antike postulierte. Für das Jahr 1490 ist eine erste Grabung im Bereich des spätantiken Kastells Vemania durch Bürger der nahen Stadt Isny überliefert. Eine der frühesten Ausgrabungen am Bodensee fand im Jahr 1686 in der Nähe von Bodman statt. Hierbei wurden die hypokaustierten Räume eines römischen Bades freigelegt. Die für die Ausgräber fremdartige Fussbodenheizung führte jedoch dazu, dass der ganze Komplex fälschlich als Schmelzofen für