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Viermal Mord! Thriller: Sammelband mit 4 Romanen
Viermal Mord! Thriller: Sammelband mit 4 Romanen
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eBook633 Seiten6 Stunden

Viermal Mord! Thriller: Sammelband mit 4 Romanen

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Über dieses E-Book

Viermal Mord!

Sammelband mit 4 Romanen.

Thriller von Alfred Bekker (Henry Rohmer).

Der Umfang dieses Ebook entspricht 500 Taschenbuchseiten.

Viermal spannende Mördersuche!

Vier Action Thriller in einem Band. Toughe Ermittler im Kampf gegen Terrororisten, Syndikate, irre Killer und die Mafia. Der Kampf gegen das Verbrechen endet nie...

Das Ebook beinhaltet folgende Romane:

Die programmierten Todesboten

Mörderpost

Killerpfeile

Central Park Killer

Henry Rohmer ist das Pseudonym eines Autors, der unter dem Namen Alfred Bekker vor allem als Autor von Fantasy-Romanen und Jugendbüchern bekannt wurde. Daneben war er Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair , Kommissar X und Ren Dhark.

Covermotiv: STEVE MAYER

SpracheDeutsch
HerausgeberBEKKERpublishing
Erscheinungsdatum5. Nov. 2019
ISBN9781533708670
Viermal Mord! Thriller: Sammelband mit 4 Romanen
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Viermal Mord! Thriller - Alfred Bekker

    Viermal Mord!

    Sammelband mit 4 Romanen .

    Thriller von Alfred Bekker (Henry Rohmer).

    Der Umfang dieses Ebook entspricht 500 Taschenbuchseiten.

    Viermal spannende Mördersuche!

    Vier Action Thriller in einem Band. Toughe Ermittler im Kampf gegen Terrororisten, Syndikate, irre Killer und die Mafia. Der Kampf gegen das Verbrechen endet nie...

    Das Ebook beinhaltet folgende Romane:

    Die programmierten Todesboten

    Mörderpost

    Killerpfeile

    Central Park Killer

    Henry Rohmer ist das Pseudonym eines Autors, der unter dem Namen Alfred Bekker vor allem als Autor von Fantasy-Romanen und Jugendbüchern bekannt wurde. Daneben war er Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Cotton Reloaded, John Sinclair , Kommissar X und Ren Dhark.

    Covermotiv: STEVE MAYER

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © 2014 by Author

    © 2014 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Alfred Bekker

    Die programmierten Todesboten

    Lee Jiang betrat mit seinem Gefolge das Nobellokal 'The Temple' in der Fifth Avenue. Der kahlköpfige Mann mit den asiatisch-starren Gesichtszügen wurde von einem Dutzend Männern in dunklen Maßanzügen begleitet. Die Meisten von ihnen trugen MPis im Anschlag.

    Sie flankierten ihren Boss von allen Seiten.

    Lee Jiang selbst trug eine kugelsichere Kevlar-Weste unter dem Jackett.

    Der große Boss aus Chinatown blieb stehen, fixierte mit seinem Blick die Männer, die bereits an der langen Tafel Platz genommen hatten.

    Es handelte sich um Jorge Menendez und seine Puertoricaner. Blitzschnell gingen auch bei ihnen die Hände zu den Waffen. Ein Dutzend Mündungen von MPis und automatischen Pistolen zeigten in Richtung der Chinesen.

    Der Kellner wartete erstarrt neben dem Buffet.

    Sekundenbruchteile lang herrschte Stille.

    Dann murmelte Lee Jiang einen knappen Befehl auf Kantonesisch. Seine Männer senkten die Waffen.

    Das Gesicht des Chinesen blieb völlig unbewegt.

    Verstehen Sie so einen Empfang etwa als puertoricanische Gastfreundschaft, Mr. Menendez?, fragte er in makellosem Englisch.

    Jorge Menendez war noch keine dreißig. Ein fast zierlich wirkender Latino, mit kinnlangem, schwarzblauem Haar und dünnem Knebelbart, bis auf den Millimeter genau rasiert.

    Eine dunkle Sonnenbrille verdeckte seine Augen. Er zögerte noch eine Sekunde, machte dann seinen Leuten ein Zeichen.

    Auch die Puertoricaner senkten jetzt die Waffen, die Lage entspannte sich.

    Setzen Sie sich!, bot Menendez an.

    Lee Jiang nickte. Zusammen mit einem Teil seines Gefolges trat er an die Tafel heran, während sich der Rest im Raum verteilte. Jemand zog für den Boss aus Chinatown den Stuhl zurück, Jiang setzte sich.

    Ein schönes Lokal haben Sie für dieses Treffen ausgesucht, sagte der Mann aus Chinatown anerkennend.

    Menendez grinste schief, kicherte, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund.

    Seit kurzem gehört es mir, erklärte er.

    Mein Respekt.

    Ihre Gorillas können hier ruhig herumschnüffeln, soviel sie wollen! Meinetwegen auch in der Küche! Ich habe nichts dagegen.

    Ich gehe davon aus, dass Sie ein Ehrenmann sind, Mr. Menendez.

    Ach, ja?

    Menendez grinste.

    Lee Jiangs Gesicht blieb unbeweglich wie eine Maske.

    Sollte sich etwas anderes herausstellen, gibt es keinen Ort auf der Welt, an dem Sie noch sicher wären. Ich - oder mein Nachfolger - würden sich dann nicht nur damit begnügen, Sie einfach zu töten...

    Menendez' Gesichtsausdruck wurde hart.

    Wollen Sie mir drohen?

    Ich möchte das Geschäft mit Ihnen neu ordnen.

    Es wird uns niemand dabei stören, erklärte Menendez.

    Wie Sie sehen, haben wir diesen Nobelschuppen heute für uns ganz allein...

    Es gab in der Vergangenheit einige Unstimmigkeiten, die wir aus der Welt schaffen sollten. Einen Krieg können wir uns im Moment beide nicht leisten!

    Menendez bleckte die Zähne.

    Ich teile Ihre Analyse, Mr. Jiang.

    Einer der Bodyguards, die den Mann aus Chinatown begleiteten, hatte sich an der großen Fensterfront postiert. Er blickte hinaus. 'The Temple' lag im 27. Stock. Man hatte eine traumhafte Aussicht auf den Central Park.

    Der Bodyguard genoss sie einige Augenblicke lang. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck.

    Es verzog sich zu einer Maske des Entsetzens.

    Er trat einen Schritt zurück, schrie ein paar Worte auf Kantonesisch.

    Die Chinesen an der Tafel wirbelten herum.

    Auch Menendez' Männer starrten jetzt zur Fensterfront.

    Das Glas zersprang.

    Pfeilschnell drang ein Geschoss ins Innere des 'Temple'.

    Sekundenbruchteile danach gab es eine gewaltige Detonation, der einen Moment später noch eine zweite und dritte folgte.

    Die Todesschreie gingen im Lärm der Explosionen unter.

    Eine mörderische Druckwelle breitete sich aus, ließ menschliche Körper wie Puppen durch den Raum fliegen.

    Innerhalb von Sekunden verwandelte sich 'The Temple' in eine grausame Flammenhölle.

    1

    Die 5th Avenue war durch die zahllosen Einsatzfahrzeuge völlig blockiert. Wagen der City Police und der Feuerwehr befanden sich dort. Außerdem mehrere Krankenwagen, Fahrzeuge von Notärzten, Einsatzwagen des FBI und der Scientific Research Division, dem zentralen Erkennungsdienst aller New Yorker Polizeieinheiten.

    Ich stellte den Sportwagen am Central Park ab.

    Milo und ich stiegen aus.

    Einige hundert Schaulustige hatten sich angesammelt. Die Kollegen der City Police hatten ihre Mühe, sie davon abzuhalten, näher an den Tatort heranzugehen.

    Wir starrten die Fassade des 30 Stockwerke hohen Wolkenkratzers hinauf. In Etage 27 war es geschehen. Die Folgen der gewaltigen Explosion, die sich ereignet hatte, waren auch von außen nicht zu übersehen. Eine Rauchsäule hing über dem Central Park. Aber es quoll nichts mehr aus der zerstörten Fensterfront der 27. Etage heraus.

    Offenbar war der Brand gelöscht.

    Ein gewaltiger Rußfleck verdunkelte die Fassade auf einer Fläche von mindestens zwanzig Quadratmetern.

    Milo und ich zeigten den Kollegen vom NYPD unsere FBI-Dienstausweise, nachdem wir uns durch die Schaulustigen gedrängelt hatten. Ein Sergeant winkte uns weiter.

    Wir erreichten das Foyer.

    Die Security Guards wirkten ziemlich hektisch.

    Der Einsatzleiter der Feuerwehr gab über Walkie-Talkie seine Befehle.

    Wir mussten noch einmal unsere Ausweise vorzeigen. Der Einsatzleiter wurde auf uns aufmerksam.

    FBI?, fragte er. Ihre Kollegen von der SRD sind schon oben!

    Haben Sie eine Ahnung, was hier passiert ist?, fragte Milo.

    Fragen Sie mich leichteres. Es sieht aus, als hätte jemand eine Handgranate durchs Fenster geworfen!

    In den 27. Stock?, hakte Milo nach.

    Ich sagte ja nur, dass es so aussieht. Wenn Sie wollen, können Sie hinauf, aber Sie müssen über das Treppenhaus. Die Aufzüge sind noch nicht wieder in Betrieb.

    Ich atmete tief durch.

    Das hatte ich schon befürchtet.

    Aber das war bei jedem Hochhausbrand die eiserne Regel: Nie die Fahrstühle benutzen. Da konnte man nicht vorsichtig genug sein.

    So blieb uns nichts anderes übrig, als das Treppenhaus zu benutzen. Immer zwei Stufen nahmen wir auf einmal.

    Nimm's als Konditionstraining, meinte Milo.

    Ich dachte eigentlich, dass ich genug in dieser Hinsicht tue...

    Wird sich gleich zeigen, Jesse!

    Ach, ja?

    Wenn wir oben sind und du kriegst immer noch Luft, dann bist du in Form!

    Sehr witzig!

    Wir brauchten eine ganze Weile, bis wir die 27. Etage erreichten und jene Räume betraten, in denen sich noch vor kurzem ein Nobelrestaurant mit dem klangvollen Namen 'The Temple' befunden hatte.

    Der Anblick war entsetzlich, der Geruch beinahe unerträglich. Überall waren Spurensicherer bei der Arbeit.

    Captain Ronny Kwizinzky vom 43. Revier begrüßte uns.

    Hallo, Jesse! Er sah ziemlich mitgenommen aus. Frag mich nicht, was hier genau passiert ist. Wir können mit Sicherheit nur sagen, dass eine gewaltige Detonation stattgefunden hat. Es gibt schätzungsweise zwanzig Todesopfer. Genau können wir das nicht sagen. Bis die Toten allesamt identifiziert sind, kann es eine Weile dauern...

    Ja, nickte ich düster.

    Und Milo fragte: Keine Überlebenden?

    Doch, zwei. Der eine heißt George Davis und arbeitete hier als Kellner. Der Mann liegt im Koma, hat schwerste Verletzungen und wird vielleicht nicht durchkommen.

    Wie konnte er die Detonation überleben?, erkundigte ich mich.

    Er muss in der Tür zur Küche gestanden haben und wurde dann zurückgeschleudert.

    Und der andere?, hakte ich nach.

    Mark Millroy, der Koch des 'Temple'. Er befand sich zum Zeitpunkt der Explosion in der Küche.

    Ist er ansprechbar?

    Körperlich fehlt ihm kaum etwas. Aber er steht unter Schock, redet nur noch wirres Zeug...

    Ich verstehe...

    Der Besitzer dieses Ladens ist übrigens seit kurzem ein gewisser Jorge Menendez, berichtete Kwizinzky. Das ist für euch ja wohl kein Unbekannter!

    Allerdings, nickte ich.

    Jorge Menendez war unseren Informationen nach eine aufstrebende Größe in der New Yorker Unterwelt. Wir verdächtigten ihn in illegale Waffengeschäfte verwickelt zu sein. Bislang lagen allerdings nicht genügend gerichtsverwertbare Indizien vor.

    Gibt es Hinweise darauf, ob Menendez unter den Toten ist?, fragte mein Freund und Kollege Milo Tucker.

    Kwizinzky hob die Augenbrauen.

    Wie kommst du darauf?

    Weil wir von einem Informanten wissen, dass hier ein Treffen zwischen Menendez und Lee Jiang stattfinden sollte.

    Kwizinzky pfiff durch die Zähne. Eine Konferenz der Bosse!

    Ja, so könnte man sagen.

    Milo, wir haben keine Ahnung, wer die Toten sind. Noch nicht...

    In diesem Moment trafen unsere Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina ein. Sie wurden von Al Baldwin, einem unserer Sprengstoffexperten, begleitet.

    Al ließ den Blick kreisen.

    Das wird nicht einfach, meinte er. Er wandte sich an mich. Die Verwüstungen sind so groß, dass es schwer werden wird, noch irgendwelche aussagekräftigen Spuren zu finden.

    Eine Angabe zur Beschaffenheit des Sprengstoffs würde uns schon ein Stück weiterbringen, sagte ich.

    Als Gesicht wurde skeptisch. Du wirst Geduld haben müssen, Jesse.

    Eine halbe Stunde später waren wir immerhin etwas schlauer. Die Videoüberwachungsanlage des privaten Sicherheitsdienstes hatte genau festgehalten, wer sich hier getroffen hatte.

    Menendez und seine Puertoricaner waren etwa zwanzig Minuten vor den Männern aus Chinatown eingetroffen.

    Jetzt lebte vermutlich keiner mehr von ihnen.

    Genau wussten wir das erst, wenn wir überprüft hatten, wer von diesen Männern das Gebäude wieder verlassen hatte.

    Wir beschlagnahmten sämtliche Videobänder der letzten Tage. Unsere Innendienstler würden sie sich vornehmen müssen. Irgendwie musste die Sprengladung in das Restaurant 'The Temple' gebracht worden sein. Bislang hatten wir keine Ahnung, wie das geschehen sein konnte. Alle diejenigen, die uns darüber hätten Auskunft geben können, waren tot oder nicht aussagefähig.

    Der Täter - beziehungsweise sein Auftraggeber - muss von dem Treffen gewusst haben, stellte Milo fest. Und er muss irgendeinen Nachteil von einer Einigung zwischen den Puertoricanern und Jiangs Leuten befürchtet haben.

    Ich nickte. Wenn man unseren Informanten glauben kann, dann überschneiden sich die Interessen beider Gruppen beim illegalen Waffenhandel.

    Dann wette ich, dass wir in der Waffenhändler-Szene auch früher oder später auf jemanden treffen, der einen Vorteil von diesem Verbrechen hat!

    Etwas später traf Terrence Cardigan ein.

    Cardigan war der Geschäftsführer des 'Temple'.

    Im Gegensatz zu dem bedauernswerten Koch, der jetzt die Hilfe eines Psychologen brauchte, war Cardigan zur Zeit des Sprengstoffanschlags nicht im Gebäude gewesen. Wir unterhielten uns in einem Nebenraum mit ihm, der von den Security Guards als Umkleide benutzt wurde.

    Mr. Cardigan, wann haben Sie von dem Treffen erfahren, das im 'Temple' stattfinden sollte?, fragte ich.

    Cardigan, ein Mittdreißiger mit dunklen Haaren und kantigem Gesicht, hob die Augenbrauen.

    Ich weiß nicht, von was für einem Treffen Sie reden, behauptete er.

    Spielen Sie nicht den Ahnungslosen, forderte ich. Sie sind der Geschäftsführer. Sie können mir nicht erzählen, dass Sie nicht wussten, wer sich heute im 'Temple' getroffen hat. Schließlich war das Lokal für alle anderen Gäste geschlossen...

    Cardigan atmete tief durch.

    Kann ich meinen Anwalt sprechen?

    Natürlich, wenn Sie wollen... Ich nehme an, es handelt sich um Mr. Rick Tejero, den Sie jetzt anrufen wollen...

    Cardigan wirkte verblüfft. Wie...?

    Tejero ist der Anwalt von Mr. Menendez - und 'The Temple' gehört ihm doch seit kurzem.

    Eigentümer ist Mr. Wynton Cross, korrigierte mich Cardigan.

    Ein Strohmann, erwiderte ich.

    Wollen Sie mir was anhängen, oder was? Ich bin der Geschäftsführer, nichts weiter, G-man.

    Irgendwie muss die Sprengladung in das Lokal gelangt sein. Haben Sie eine Ahnung, wie das geschehen sein könnte?

    Er schüttelte den Kopf. Nein.

    Wissen Sie etwas über die näheren Umstände, unter denen 'The Temple' in Jorge Menendez' Besitz übergegangen ist?

    Cardigans Nasenflügel bebten. Was soll das ganze Theater? Warum werden mir solche Fragen gestellt? Ich mache hier hier meinen Job und fertig. Das ist alles!

    Ich nickte nur, wechselte einen Blick mit Milo.

    Sie können gehen, meinte Milo. Wenn wir noch Fragen an Sie haben, melden wir uns...

    Cardigan blickte von einem zum anderen. Dann verließ er den Raum.

    An dem Kerl ist etwas faul, meinte ich. Der weiß sehr viel mehr, als er uns weismachen will, da bin ich mir sicher.

    Ja, aber im Moment hat es wenig Sinn, mehr aus ihm herauspressen zu wollen.

    Ich zuckte die Schultern. Schon merkwürdig, dass der Geschäftsführer des 'Temple' ausgerechnet an dem Tag nicht im Laden ist, an dem sich dort eine Explosion ereignet...

    Wir befragten noch Dutzende von Personen. Anlieger, Geschäftsleute, deren Büros im gleichen Gebäude lagen, Menschen die vielleicht irgendetwas beobachtet hatten.

    Zwischendurch rief Mr. McKee an.

    Der Chef des New Yorker FBI-Field Office hatte inzwischen jeden verfügbaren G-man zu unserer Unterstützung abgestellt.

    Die Sorge, die dahinterstand, war klar.

    Das Attentat mochte der Vorbote eines Gangsterkrieges sein. Von den Spannungen in der Waffenhändlerszene wussten wir schon seit längerem. Auch davon, dass Jorge Menendez ein sehr ehrgeiziger Mann gewesen war, der versucht hatte, den illegalen Waffenmarkt nach und nach unter seine Kontrolle zu bekommen.

    Wer immer dieses Attentat ausgeheckt hat, wollte möglicherweise ganz bewusst beide aus dem Weg räumen - Lee Jiang und Menendez, meinte Milo.

    Du meinst, ein fremdes Syndikat versucht, hier mit Brachialgewalt Fuß zu fassen?, fragte ich.

    Milo nickte.

    Für mich sieht das so aus.

    Am späten Nachmittag tauchte dann eine Spur auf, die unseren Ermittlungen später eine ganz andere Richtung geben sollte.

    Wir sprachen mit Cal McMartin, der ein Stockwerk unterhalb des 'Temple' als Senior Director der Werbeagentur McMartin & Friends fungierte.

    Ich habe es genau gesehen, behauptete McMartin. Ich stand am Fenster, blickte hinaus auf den Central Park... Wissen Sie, manchmal kommt man in einer Kampagne einfach nicht weiter und dann...

    Was genau haben Sie gesehen?, hakte ich nach.

    Etwas, das durch die Luft flog... Ich meine, es ging so rasend schnell... Ich dachte zumindest, dass da etwas fliegt. Ein Ding, das nicht größer als ein Stein gewesen sein kann!

    Er atmete tief durch, fuhr sich mit einer nervösen Handbewegung durch das graue, kurzgeschorene Haar.

    Er zeigte uns die Stelle in seinem Büro, wo er gestanden hatte. Der Brandgeruch war auch bis hierhin vorgedrungen.

    Aber die Scheiben der Fensterfront wiesen nur einige Sprünge auf. Weiter hatte die Explosion in der Etage darüber sie nicht in Mitleidenschaft gezogen - abgesehen von ein paar Eimern Putz, die von der Decke gerieselt waren. Ein weißgrauer Staubfilm lag über der gesamten Einrichtung der Agentur.

    Hier genau habe ich gestanden, sagte McMartin. Im ersten Moment dachte ich, ich bilde mir etwas ein, dann kam dieses Ding dahergezischt... Es gab erst ein Geräusch wie von einem Aufprall, dann klirrte es, so als würde eine Scheibe zu Bruch gehen.... Ich dachte erst an einen Vogel. Wissen Sie, es wäre ja nicht das erste Mal, das so ein Tier in eine Scheibe hineinfliegt, weil sich der Himmel darin spiegelt.

    Aber dies war kein Vogel?, hakte ich nach.

    Er schüttelte den Kopf.

    Nein, flüsterte er. Sekundenbruchteile später folgte die Explosion.

    Ich trat ans Fenster heran, blickte hinaus.

    Die Zahl der Schaulustigen unten an der Straße hatte sich inzwischen deutlich verringert.

    Der Verkehr auf der Fiths Avenue hatte sich normalisiert, ein Großteil der Einsatzfahrzeuge war abgezogen. Ich sah auf den Central Park hinaus.

    Milo trat neben mich.

    Und er dachte dasselbe wie ich.

    Siehst du da irgendwo einen Punkt, von dem aus man in den 27.Stock dieses Hauses ein Geschoss hineinjagen könnte, Jesse?

    Ich schüttelte den Kopf.

    Aus jeder anderen Richtung wäre das eher möglich gewesen, als ausgerechnet aus dieser, meinte ich.

    Der Central Park lag im Mittel um die 70 Meter unter uns.

    Es gab keine Erhebungen, die wesentlich über dieses Niveau hinausgingen. Und andere, ähnlich hohe Gebäude, von denen aus jemand hätte schießen können, gab es nur in entgegengesetzter Richtung.

    Wollen Sie etwa behaupten, dass ich Unsinn rede?, fragte McMartin etwas ungehalten.

    Nein, versicherte ich. Wir nehmen Ihre Aussage sehr ernst.

    2

    Dr. Alex Ferraro knüllte den Zettel zusammen. Jemand musste ihn durch den Belüftungsschlitz in seinen Spind hineingeschoben haben.

    '22.30 im Labor!', hatte auf dem Zettel in ungelenk wirkenden Druckbuchstaben gestanden. Darunter und etwas kleiner der Zusatz: 'Wir müssen reden...'

    Alex Ferraro zerriss den Zettel sorgfältig und ließ die Fetzen in den Papierkorb segeln.

    Verdammt!, dachte er. Musste das unbedingt jetzt sein sein? Nach diesem Tag?

    Ferraro kratzte sich nachdenklich am Kinn, das von einem grauen Stoppelbart bedeckt wurde.

    Er hatte gerade eine strapaziöse Sitzung mit dem Vorstand von Lonbury Electronics hinter sich. Ihm rauchte immer noch der Kopf. Ferraro arbeitete in der wissenschaftlichen Entwicklungsabteilung der aufstrebenden Firma im Osten von Queens. Sein Spezialgebiet waren elektronische Steuerelemente und Relais von mikroskopischer Größe. Ferraro hatte schon auf diesem Gebiet promoviert und galt mittlerweile als eine der größten Kapazitäten im Bereich der Mikroelektronik.

    Er hatte den Labortrakt des Lonbury Central Buildings an diesem Abend eigentlich nur deswegen noch einmal betreten, weil er den Regenmantel mit den Wagenschlüsseln aus seinem Spind holen musste, bevor er nach Hause fahren konnte.

    Ferraro schloss den Spind wieder.

    In einem Schrank auf der anderen Seite des Umkleideraums hingen die hauchdünnen, weißen Staubschutzoveralls, die jeder tragen musste, der die Labors von Lonbury Electronics betrat. Schon winzige Staubmengen hätten ansonsten dafür sorgen können, dass die Prototypen hochmoderner Mikrochips nicht mehr funktionierten.

    Ferraro streifte den Overall über, dann verließ er den Umkleideraum und passierte mit Hilfe seiner ID-Card ein System von Schleusen.

    Auf den Korridoren traf er niemanden mehr.

    Nicht um diese Zeit.

    Er erreichte das eigentliche Labor, ein Raum, in dem Dutzende von Computern und Schaltkonsolen standen. Durch ein Sichtfenster getrennt war ein Raum zu sehen, in dem elektronisch gesteuerte Roboterhände mit unglaublicher Präzision arbeiten konnten. Jetzt ragten sie wie erstarrt in den Raum. Hier und da leuchteten Kontrolllampen.

    Ferraro sah sich um.

    Eric?, rief er.

    Ferraro bekam keine Antwort, blickte auf die Uhr.

    Ein paar Minuten würde er Eric Daly noch geben. Ferraro tickte nervös mit den Fingern auf einem der Tische herum.

    Warum ausgerechnet das Labor als Treffpunkt?

    Dann fiel Ferraros Blick auf eine der Kontrollanzeigen.

    Da stimmte etwas nicht...

    Ferraro trat an die Anzeigen heran, runzelte die Stirn.

    Ein Stromausfall, ging es ihm siedend heiß durch den Kopf. Es musste hier vor kurzem einen Stromausfall gegeben haben. Aber angesichts der Tatsache, dass das Labor über mehrere eigenständige Notsysteme verfügte, war das eigentlich so gut wie unmöglich.

    Ferraro berührte einen der Schalter.

    Ein grellweißer Blitz zuckte aus der Schaltkonsole heraus, tanzte Ferraros Arm bis zur Schulter empor. Das schüttere Haar stellte sich auf, Ferraros Hand schien an der Konsole zu kleben.

    Er zitterte heftig, wie von grausamen Krämpfen geschüttelt. Es gab nichts, was er gegen die Kontraktionen seiner Muskeln tun konnte.

    In diesem Moment trat ein Mann durch eine Schiebetür ein, die zu einem bis dahin geschlossenen Nebenraum führte, der als Lager für elektronische Bauteile diente.

    Der Mann lächelte kalt, während er beobachtete, wie Ferraro hilflos an der Schaltkonsole hing.

    Er wartete.

    Dann trat er an eine andere Konsole heran, legte einen Schalter um.

    Das zischende Geräusch verstummte.

    Ferraro fiel zu Boden und blieb reglos liegen.

    Sein Mörder trat an ihn heran, kniete kurz nieder, um zu überprüfen, ob der Elektroniker auch wirklich tot war.

    Dann erhob der Mörder sich und verließ das Labor.

    3

    Es war kurz nach Dienstbeginn , als wir im Besprechungszimmer unseres Chefs saßen. Mr. McKee, der Special Agent in Charge unseres Field Office, hatte Milo und mich zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer G-men zu sich bestellt. Wir sollten auf den neuesten Stand der Ermittlungen gebracht werden.

    Die Labors der Scientific Research Division und unsere eigenen Spezialisten hatten die ganze Nacht hindurch gearbeitet. Das Sprengstoff-Attentat im 'Temple' besaß höchste Priorität.

    Milo unterdrückte ein Gähnen und nahm einen Schluck von Mandys vorzüglichem Kaffee. Wir hatten bis in den späten Abend hinein noch Zeugen befragt. Uns allen rauchten noch immer die Köpfe davon.

    Jetzt würde sich vielleicht zeigen, was von diesem Wust an zum Teil sehr widersprüchlichen Aussagen durch harte Fakten aus den Labors untermauert wurde.

    Ray Denzell, ein Erkennungsdienstler der Scientific Research Division, fasste die Erkenntnisse vom Tatort für uns zusammen.

    Mit einem Projektor warf er dabei stark vergrößerte Fotos vom Tatort an die Wand.

    Zunächst einmal dachten wir an einen gewöhnlichen Sprengstoff-Anschlag unter Verwendung eines herkömmlichen Plastiksprengstoffs, der mit einem Zeit- oder Fernzünder versehen wurde. Um so schwere Zerstörungen anzurichten, wie sie im 'Temple' vorliegen, muss sich die Sprengladung mitten im Raum befunden haben, etwa ein Meter fünfzig oberhalb des Fußbodens.

    Sie meinen, einer der Männer, die bei dem Treffen der Bosse anwesend waren, hat die Bombe mitgebracht?, hakte unser Kollege Fred LaRocca nach.

    Ray Denzell nickte.

    Ja, ein Selbstmordanschlag, das war unser erster Gedanke. Aber dann fanden wir einige seltsame Metallsplitter aus einer besonders harten Legierung. Wir haben die Splitter zusammenzusetzen versucht. Sie könnten aus einem Objekt stammen, das etwa die Größe eines Kugelschreibers besitzt.

    Denzell zeigte uns ein paar Abbildungen.

    Auf einem der Splitter, so fuhr Denzell fort, ist eine Art Signatur eingestanzt. Sie ist nicht vollständig erhalten. Nur einziges Wort.

    Eine starke Vergrößerung wurde eingeblendet.

    LONBUR stand dort gut erkennbar in Großbuchstaben.

    Können Sie sich irgendeinen Reim darauf machen?, hakte Mr. McKee nach.

    Denzell hob die Schultern. Nun, was diesen Punkt angeht, gebe ich das Wort lieber an Ihren Kollegen, Agent Max Carter, ab...

    Alle Augen richteten sich auf Max.

    Er wirkte ziemlich übernächtigt.

    Der Innendienstler deutete auf einen Stapel mit Computerausdrucken. Ich habe per EDV-Recherche herauszufinden versucht, wofür die Buchstaben LONBUR wohl stehen könnten und bin auf die Firma LONBURY ELECTRONICS gestoßen. Sie werden gleich ein kleines Dossier bekommen, in dem die wichtigsten Daten zu diesem Unternehmen zusammengefasst sind.

    Die Dossiers wurden ausgeteilt.

    Während Carter fortfuhr, überflog ich das Wichtigste.

    Lonbury hatte seinen Firmensitz in Queens. Eine High-Tech-Firma, die sich auf hochmoderne elektronische Steuerungssysteme spezialisiert hatte. Sie war ein wichtiger Zulieferer für die Luft- und Raumfahrt sowie die Militärtechnik. Außerdem galt sie als führender Entwickler sogenannter 'Smart Weapons'.

    'Intelligente Munition', die ihr Ziel selbständig erfassen, verfolgen und vernichten kann. Die Marschflugkörper herkömmlicher Machart oder die im Kosovo eingesetzten vollautomatischen Aufklärungsdrohnen waren nur eine Vorstufe dessen, wovon man im Pentagon träumte: Winzigen Flugkörpern, die selbständig über große Distanzen hinweg navigieren und Sprengladungen in ein gegnerisches Hauptquartier bringen konnten. Nicht eine ganze Stadt sollte unnötig zerstört werden, sondern unter Umständen nur ein einzelnes Büro.

    Wie weit man auf diesem Weg schon war, blitzte nur hin und wieder mal in den Medien auf.

    Carter beendete seine Ausführungen.

    Ray Denzell ergriff wieder das Wort.

    Auch in Anbetracht der Tatsachen, die Agent Carter vorgebracht hat, müssen wir davon ausgehen, dass die Sprengladung durch eine Art ferngelenktes Geschoss in das Restaurant 'The Temple' gelangte...

    Das passte im Übrigen auch mit der Aussage des Werbeagenten McMartin zusammen, die mir am Tag zuvor noch ziemlich eigenartig vorgekommen war.

    Mr. McKee wandte sich an Milo und mich. Ich möchte, dass Sie beide sich die Verantwortlichen bei Lonbury Electronics vorknöpfen. Immerhin ist bei diesem Attentat offenbar ein Produkt aus deren Fertigung verwandt worden.

    In Ordnung, Sir, sagte ich.

    Unser Chef wandte sich an Clive Caravaggio.

    Der flachsblonde Italo-Amerikaner hatte den Rang eines stellvertretenden Special Agent in Charge und war damit nach Mr. McKee die Nr. 2 im Field Office. Clive, versuchen Sie alles, was wir in der Waffenhändler-Szene an Informanten haben, zu aktivieren. Wenn wirklich High Tech-Waffen, wie Lonbury Electronics sie herstellt, im Umlauf sind, dann muss doch irgendjemand davon gehört haben...

    4

    Ein Anruf erreichte uns, als wir gerade den Queens/Midtown-Tunnel passiert hatten.

    Mr. McKee meldete sich.

    Über die Freisprechanlage des neuen Sportwagens, den die Fahrbereitschaft unseres Field Office mir zur Verfügung stellte, konnten Milo und ich beide mithören.

    Die Kollegen der City Police haben uns den Mord an Dr. Alex Ferraro gemeldet, berichtete uns der Chef. Dr. Ferraro leitete die Entwicklungsabeilung von Lonbury Electronics. Den Angaben der Kollegen nach hat jemand wohl Ferraros Arbeitsplatz im Labor derart manipuliert, dass er von einem Stromschlag getötet wurde.

    Sie meinen, es gibt da einen Zusammenhang mit unserem Fall? fragte Milo.

    Das ist zumindest nicht ausgeschlossen. Sprechen Sie mit den Kollegen vor Ort darüber. Die Ermittlungen werden von Captain Pat Jones geleitet...

    Eine Viertelstunde später erreichten wir das Firmengelände von Lonbury Electronics. Es war durch hohe Mauern, elektronische Überwachungsanlagen und einen gut bewaffneten Security-Dienst nahezu perfekt abgeriegelt.

    An der Pforte ließ man uns bereitwillig herein, nachdem wir unsere Dienstausweise vorgezeigt hatten.

    Offenbar brachte man uns sofort mit den Ermittlungen unserer Kollegen vom NYPD in Zusammenhang.

    Das Lonbury-Gelände war für die engen Großstadtverhältnisse von Queens sehr weiträumig angelegt.

    Es wirkte wie eine kleine Stadt für sich. Mehrere zwischen zehn und zwanzig Stockwerke hohe Gebäudekomplexe erhoben sich. Daneben gab es Lager- und Fabrikhallen sowie großzügige Parkplätze. Dazwischen lagen ein paar Grünflächen, durchzogen von einem Netz asphaltierter Straßen und Wege.

    Die Beschilderung war exzellent.

    Man konnte sich problemlos zurechtfinden.

    Sieh mal, die haben hier sogar eigene Läden und Restaurants für die Mitarbeiter, stellte Milo fest. Er deutete mit der Hand hinaus.

    Ich nickte. Allerdings auch an jeder Ecke einen Wächter mit MPi.

    Milo hob die Augenbrauen.

    Eine regelrechte Festung - und das am Rande von Queens!

    Kein Wunder - wenn man bedenkt, woran hier gearbeitet wird!

    Wir folgten den Schildern, die zu den Labors der Entwicklungsabteilung führten. Ein Pulk von Einsatzwagen parkte vor dem Central Building, in denen die Labors untergebracht waren.

    Ich parkte den Sportwagen in der Nähe. Wir stiegen aus, gingen die letzten Meter zu Fuß.

    Zwei Uniformierte trugen einen Zinksarg zum Wagen des Coroners. Bei einem der Zivilfahrzeuge des NYPD entdeckte ich Captain Patricia 'Pat' Jones. Sie war schlank und zierlich. Die Haare fielen ihr in einer wallenden Lockenmähne bis über die Schultern. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie noch Lieutenant gewesen.

    Pat telefonierte gerade. Sie grüßte uns knapp.

    Wir gingen auf sie zu.

    Pat steckte das Handy ein.

    Hallo Jesse! Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr...

    Wenn bei einem Unternehmen wie Lonbury jemand umgebracht wird, dann ist das schon fast eine Frage der nationalen Sicherheit.

    Pat nickte. Stimmt. Und angesichts der High-Tech-Waffen, die hier entwickelt werden, kann man kaum vorsichtig genug sein. Nicht auszudenken, wenn davon etwas in falsche Hände gerät.

    Vermutlich ist genau das geschehen, Pat.

    Ach!

    Sie starrte mich an.

    Du hast sicher von der Explosion Ecke Central Park/Fifth Avenue gehört.

    Sicher.

    Der oder die Täter haben ein ferngelenktes Geschoss von Lonbury Electronics verwendet, um zwei Unterweltbosse aus dem Weg zu räumen.

    Pat atmete tief durch. Ihr vermutet einen Zusammenhang, zwischen dem Tod von Dr. Ferraro und dem Sprengstoffattentat?

    Ich zuckte die Achseln. Ausgeschlossen ist das nicht. Aber im Moment stochern wir noch ziemlich im Dunkeln.

    Ich nehme an, du willst eine Zusammenfassung der bisherigen Ermittlungen, vermutete Pat.

    Ich lächelte sie an. Ich bitte darum.

    Pat strich sich mit einer schnellen Bewegung eine Strähne aus dem Gesicht. Dr. Alex Ferraro war Chef der Entwicklungsabteilung von Lonbury Electronics. Jemand hat seinen Arbeitsplatz im Labor so manipuliert, dass Ferraro einen tödlichen Stromstoß erhielt.

    Ein Unfall ist ausgeschlossen?

    Nach Meinung unserer SRD-Kollegen ja. Die sind zwar noch dabei, den Tatort zu untersuchen, aber die Indizien, die sie bisher gefunden haben, sind sehr eindeutig.

    Seit wann ist Ferraro tot?

    Seit gestern Abend. Der Coroner meint, dass Ferraro auf jeden Fall vor Mitternacht starb. Heute Morgen wurde die Leiche von seinem Assistenten Dr. Daly gefunden.

    Ich würde mir den Tatort gerne mal ansehen, meinte ich.

    Nichts dagegen.

    Pat führte uns zu den Labors.

    Ein ziemlich nervös wirkender Vertreter von Lonbury Electronics bestand darauf, dass auch wir Staubschutz-Overalls anlegten.

    Das ist übrigens Dr. Eric Daly, stellte Pat uns den graugesichtigen Mann mit den flaschendicken Brillengläsern vor.

    Special Agent Jesse Trevellian, FBI, stellte ich mich vor.

    Ich deutete auf Milo. Dies ist mein Kollege Milo Tucker.

    Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, dass einer von uns so etwas fertig bringen könnte... Einen Menschen ermorden.

    Einer 'von uns'?, echote ich.

    Eric Daly blickte ruckartig auf. Nun, ich dachte, dass wäre Ihnen klar. Die Zahl der Menschen, die die elektronischen Schranken überwinden können ist begrenzt. Es handelt sich nur um eine Handvoll autorisierter Personen, die mit einer elektronischen ID-Card Zugang zu den Labors besitzt.

    Ich hob die Augenbrauen. Und Sie meinen, dass einer von denen der Mörder sein muss.

    Liegt das nicht auf der Hand?

    Ich nehme an, Sie gehören auch zu diesem auserwählten Kreis?

    Das ist richtig. Eine Liste der Verdächtigen stellt das Personalbüro von Lonbury Electronics gerade für Ihre reizende Kollegin vom Police Department zusammen. Sie können sicher eine Kopie bekommen...

    Daly führte uns dann durch verschiedene Schleusen und Korridore zum Tatort.

    Die Kollegen der Scientific Research Division waren noch bei der Arbeit.

    Woran arbeitete Dr. Ferraro genau?, wandte ich mich an Daly.

    Mikroelektronische Steuerungssysteme, sagte er.

    Das ist sehr allgemein.

    Genaueres werden Sie von mir nicht erfahren. Jedenfalls nicht, so lange mich die Führungsetage von Lonbury nicht ausdrücklich dazu ermächtigt, Ihnen etwas zu den laufenden Projekten zu sagen...

    Ich blickte mich in dem Labor um. Die Stelle, an der Ferraro zusammengebrochen war, hatten die Kollegen mit Kreide markiert.

    Wenig später erläuterte uns einer der Erkennungsdienstler vom SRD, wie die Anlage manipuliert worden war.

    Es war Mord, Jesse, bekräftigte Pat die Ausführungen des Kollegen. Daran kann es keinen vernünftigen Zweifel geben.

    Pats Handy schrillte.

    Sie griff zum Apparat, nahm ihn ans Ohr und sagte zweimal kurz hintereinander Okay.

    Neuigkeiten?, erkundigte ich mich.

    Sie nickte.

    Wir wissen jetzt, wer außer Ferraro gestern zur fraglichen Zeit noch im Labor gewesen ist... Wollt ihr an dem Verhör teilnehmen, Jesse?

    5

    Lonbury Electronics hatte für die Vernehmung einen Büroraum zur Verfügung gestellt. Außer Milo und mir nahmen noch Pat, ein Lieutenant namens Bolder sowie ein Anwalt teil, der die Interessen des Beschuldigten wahren sollte.

    Dr. Brad Weston war ein drahtiger Mittvierziger mit Halbglatze. Er saß zusammengesunken in einem der schlichten Ledersessel.

    Pat setzte ihm stark zu.

    So zierlich und sexy sie auch auf den ersten Blick wirken mochte, so unerbittlich nahm sie Westons widersprüchliche Äußerungen auseinander.

    Dr. Weston, Sie können doch nicht leugnen, dass Sie gestern Abend noch im Labor waren. Die elektronischen Kontrollen sind unbestechlich! Genau um 22.13 Uhr. Haben Sie den Magnetstreifen Ihrer ID-Card ins letzte Schloss gesteckt!

    Ich sagte doch: Ich war zu Hause!

    Ja, allein - und ohne Zeugen!

    Diese Tatsache dürfen Sie meinem Mandanten nicht anlasten, mischte sich der Anwalt ein. Er hieß Belmont.

    Stimmt es, dass Sie gute Chance haben, Dr. Ferraros Nachfolger als Entwicklungschef bei Lonbury Electronics zu werden?

    Wer sagt das?

    Entspricht es den Tatsachen? Pat ließ nicht locker.

    Einspruch!, zeterte Belmont.

    Pat wies ihn mit Bestimmtheit zurecht. Sie sind hier nicht vor Gericht.

    Ich protestiere trotzdem gegen die Art und Weise Ihrer Befragung!

    Es stimmt, gab Weston dann zu. Aber ich würde deswegen doch keinen Mord begehen!

    Was haben Sie gestern Abend im Labor getan?

    Meine ID-Card ist mir gestohlen worden. Jemand anderes muss sie benutzt haben!

    Ich will Ihnen sagen, was passiert ist, Dr. Weston. Sie sind ins Labor gegangen und haben auf Dr. Ferraro gewartet. Die Art und Weise, in der Ferraros Arbeitsplatz manipuliert worden ist, spricht dafür, dass der Täter sich dort hervorragend auskannte. So wie Sie!

    Ach was!, stieß Weston hervor. Jeder könnte das! Jeder, der in der Entwicklungsabteilung tätig ist. Vielleicht mit Ausnahme der Security-Leute. Aber mir wollen Sie das anhängen! Dahinter steckt doch Methode!

    Pat hob die Augenbrauen. Ihr Tonfall wurde etwas sanfter.

    Und welches Interesse sollte ich daran haben, Ihnen etwas anzuhängen, wie Sie es formulieren?

    Liegt doch auf der Hand!

    Ach!

    Sie brauchen einen Schuldigen, wollen um jeden Preis Ergebnisse vorweisen. Koste es, was es wolle!

    "Das

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