Der Zögling des Philosophen
Von D.P. Prior
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Über dieses E-Book
Deacon Shader ist ein Kind, das aus einer anderen Zeit stammt, denn es wurde als Baby seinen Vorzeit-Eltern entrissen und wuchs auf dem Eiland von Maranore auf.
An seinem siebten Geburtstag erscheint der Philosoph Aristodeus und beginnt, den Knaben im Umgang mit dem Schwert und mit dem Verstand zu schulen. Nur absolutes Geschick ist gefordert, wenn Deacon seine Bestimmung erfüllen und das Entweben aller Dinge abwenden soll.
Aber als Aristodeus ihn bis an seine Grenzen treibt, werden Plünderer gesichtet, die sich der Küste nähern. Eine dunkle Wolke des Schreckens geht über das Dorf nieder. Denn das sind keine gewöhnlichen Piraten. Ihre Schiffe fahren unter der grausigen Flagge von Verusia, Land der Untoten und Reich des Lich Lord.
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Buchvorschau
Der Zögling des Philosophen - D.P. Prior
PROLOG
Graecia, die Welt von Urddynoor, das Zeitalter der Vorfahren
Eumelia sah nochmal nach dem Baby. Das ruhige Schnuffeln sagte ihr, dass der kleine Aris in den Pelz gekuschelt schlummerte, aber sie sah trotzdem nach.
Mit ihrem Mann Vasilis, der immer noch nicht von der Feuerheide zurück war, fühlte sie sich ein Nervenbündel. Die Armee war siegreich, aber die Nachzügler tröpfelten noch heim. Immer wenn die Hopliten weiter vorrückten, erfasste sie gequälte Aufregung, bis endlich Vassilis durch die Tür treten würde und sich an das Herdfeuer setzte. Ohne dass nur ein Wort über seine oder ihre Lippen kommen musste, versorgte sie die Wunden und schenkte ihm Wein ein. Jeder andere Mann würde zuerst bei der Kneipe haltmachen, um sich zu besaufen und mit blutstrotzenden Taten auf dem Schlachtfeld zu prahlen. Nicht so ihr Vassilis. Er hatte an der Akademie gelernt, was sich ziemt und gehört. Seine Pflicht war zuerst die Familie und dann der Stadtstaat. Alles was beiden in den Weg kam, war in seinen Augen nur Abschaum und Eitelkeit.
Aris regte sich, als sie seine Decke hochzog, schnarchte aber bald wieder friedlich. Eumelia drehte die Öllampe herunter und verließ den Alkoven, der nun dem Baby als Schlafstatt diente, durchzuckt von den flackernden Schatten des Herdfeuers. Entschieden flog sie durch den einzigen Raum der Hütte und zog das Bett straff, dass sie und Vassilis unzählige Male teilten. Nach dem Tosen der Schlacht wäre es das Letzte, in ein schmuddeliges Zuhause heimzukehren.
Rasch bewegte sie sich vom Bett zum Herdfeuer, warf einen anderen Scheit darauf. Sie füllte Vassilis den Becher mit verdünntem Wein aus dem Krug und stellte ihn auf den niedrigen Tisch neben seinem Stuhl. Dieses Einschenken machte es leichter daran zu glauben, dass er heimgekommen wäre. In Gedanken nahm sie selbst einen Schluck, um sich zu beruhigen, aber Vassilis würde ihn auf ihren Lippen schmecken und sie für ihre Unmäßigkeit tadeln. Wenn er einmal mehrere Becher getrunken hatte, würde er sie auch dazu ermuntern, und dann würden sie aufs Bett fallen, bis er in ihr gekommen wäre, solange sie das Baby nicht in seinem Schlummer störten.
Grünes Licht fiel durch das einzige Fenster. Sie durchquerte das Zimmer, um nachzusehen.
Draussen war der dämmernde Himmel eine undurchdringliche Schicht von Grau. Vor dem Haus wiegte sich der Wipfel des Olivenbaums in der rauschenden Brise. Eumelia wollte gerade die Laden schließen, als sie bemerkte, dass sich etwas in der Finsternis neben dem Baumstamm regte. Das Fenster beschlug sich, wo sie ihr Gesicht gegen die Scheibe drückte.
Da gab es ein Schemen neben dem Baum.
Ein Mann.
Das musste Vassilis sein, aber warum blieb er dort stehen?
Von plötzlicher Beägstigung befallen begriff sie, dass er verwundet sein mußte.
Sie riß die Tür auf und lief auf ihn zu. Doch nach zehn Schritten wurde sie langsamer und hielt inne. Das war nicht ihr Mann. Dieser Mann war älter. Viel älter. Bei Vassilis hatte sich in diesen letzten Jahren ein spitzer Haaransatz entwickelt, aber dieser alte Mann war kahl und bärtig. Er trug eine Toga im Stil der Philosophen an der Akademie. Grünes Licht umgab seinen Umriß. Es strahlte kurz auf, flackerte schwächer und erstarb.
Er leckte die Lippen, als sich ihre Blicke trafen. Eumelia trat einen Schritt zurück. Seine Augen waren glimmende Bernsteine. Er kam auf sie zu, und sie schlug einen Arm über ihr Gesicht.
„Nur ruhig. Eumelia, sagte er.
Ich will dir nichts antun."
Seine Stimme... Es klang so als ob ihr Vater spräche, nur war der schon mehr als zehn Jahre tot. Sie senkte ihren Arm und schaute ihn wieder an. Das Feuer verließ seine Augen und eisiges Blau trat an seine Stelle. Es waren Vassilis Augen und seine Nase und Backenknochen. Doch sie kannte Demetrius, den Vater ihres Gatten, und wußte nichts davon, dass Vassilis einen Onkel hätte.
„Wer bist du?", fragte Eumelia. Vom Frost gebildete Ameisen huschten über ihre Haut.
„Ein Gespenst", sagte er, als er an ihr vorbeiwallte und auf das Haus zuglitt.
Eumelia stand wie angewurzelt und starrte auf den Olivenbaum, aber dann fiel ihr das Baby ein und sie stürmte zurück durch die Haustür.
Raus!
kreischte sie auf, doch das Wort blieb ihr im Hals stecken.
Der alte Mann ging stracks zum Alkoven und beugte sich über das schlummernde Kind.
Eumelia stürzte durch das Zimmer und warf sich auf ihn. Mit einer Gewandheit, die nicht seinem Alter entsprach, wich er aus und schlug einen Arm um ihren Hals. Mit der Hand, die er frei hatte, drückte er auf ihren Kopf. Sie schnappte nach Atem und keuchte. Alles verschwamm vor ihren Augen.
„Ich möchte dir nicht wehtun", sagte der Mann.
Ein Schatten fiel über den Raum.
„Ich wünschte, ich könnte dasselbe behaupten."
Es war Vassilis.
Eumelia konnte nur seinen zerzausten Umriss gegen das Zwielicht draussen erkennen. Er zog sein Schwert und schritt auf sie zu.
Der Alte schleuderte Eumelia in den Weg, aber Vassilis hatte noch