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Brigg nach New Franken: Land des Kummers - Land des Segens      Historischer Roman
Brigg nach New Franken: Land des Kummers - Land des Segens      Historischer Roman
Brigg nach New Franken: Land des Kummers - Land des Segens      Historischer Roman
eBook213 Seiten2 Stunden

Brigg nach New Franken: Land des Kummers - Land des Segens Historischer Roman

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Über dieses E-Book

Franken und die Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 1847

Die drei Brüder, Karl Friedrich, Melcher und Theodor Jakob entschließen sich, aus den unterschiedlichsten Motiven heraus, zur Auswanderung nach Nordamerika.
Um nicht ohne Barmittel in der neuen Welt beginnen zu müssen, drängen sie die Familie zum Verkauf eines Gasthofs und teilen das Geld unter allen neun Geschwistern auf.
Als sie sich auf die Reise machen, ahnen sie noch nichts von den Schwierigkeiten, die solch´ eine viele Wochen dauernde Emigration, mit dem Floß, der Kutsche, der Eisenbahn, dem Segelschiff, -einer Brigg-, der Fähre und auch zu Fuß mit sich bringt.
Nicht nur, dass man sie in ihrer deutschen Heimat, dem „Land des Kummers“, wie es in einem alten Auswandererlied heißt, um ihr Geld und damit auch um ihre Zukunft bringen will.
Nein, auch in Amerika, dem Land ihrer Träume, dem „Land des Segens“, müssen sie viele Gefahren und Abenteuer bestehen.

Bis zur Ankunft in New Franken, in Wisconsin, müssen sie so manches Hindernis überwinden, um das Glück und auch die Liebe zu finden, nach der alle suchen.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum1. März 2016
ISBN9783740708146
Brigg nach New Franken: Land des Kummers - Land des Segens      Historischer Roman
Autor

Paul Merklein

Jahrgang: 1954 Geboren in Würzburg Der Autor verarbeitet Geschichten aus seiner Familie in seinen Romanen.

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    Buchvorschau

    Brigg nach New Franken - Paul Merklein

    Begebenheit 

    Kapitel 1

    An einem tristen, kalten Novembermorgen des Jahres 1846, haben sie sie beerdigt, Elisabeth, die junge Ehefrau von Karl Friedrich, dem Bauern aus dem fränkischen Dorf.

    Es war eine schöne Totenmesse und eine ergreifende Feier. Die Worte des Pfarrers rührten viele zu Tränen. Manchen machten sie nachdenklich und nur wenige ließen alles regungslos über sich ergehen.

    Doch nun ist Elisabeth unter der Erde und nachdem sich alle ein letztes Mal bekreuzigt haben, verlassen sie den Friedhof und wenden sich ihrem täglichen Überlebenskampf zu.

    Kaum einer der Trauernden wechselt mit seinem Nachbarn ein Wort an diesem grauen Tag, am dem die Wolken tief herabhängen und das unterhalb der Kirchenburg liegende  Dorf in einen fahl schimmernden Schleier hüllen.

    Alle, ausnahmslos alle, sind schwarz gekleidet.

    Auch der Pfarrer trägt ein mit Goldbordüre besetztes, schwarz samtiges Trauergewand und nur das weiße Chorkleid der Ministranten sticht unter dem schwarzen, breiten Kragen hervor.

    Auch für den Priester ist die Zeremonie zu Ende und er eilt mit seinen Ministranten der Kirche zu, die mit ihrem schlanken Echterturm das Zentrum der Schutzburg bildet.

    Die Frauen in ihren bodenlangen, schwarzen und dunkelgrünen Trachten folgen, zusammen mit den Kindern, der Schar der Männer.

    Die verheirateten Frauen tragen wegen des nasskalten Wetters ein schwarzes, mit dunklen Farben besticktes, aber dennoch fast buntes Seitentuch über den Kopf, dessen Franzen auch noch weit die Schultern bedecken.

    Die Männer sind eingehüllt in dunkle, knielange Gehröcke, an denen nur die goldfarbenen Knopfreihen hervorstechen. Die Köpfe der Bauern schützen hohe schwarze Filzhüte vor den feuchten Nebelschwaden.

    Getragen von ihren, trotz des sonnenlosen Himmels, matt schwarz glänzenden Schaftstiefeln, verlässt die Gruppe der Männer die Kirchenburg, in der sich auch der Friedhof befindet.

    In Dreierreihen durchqueren sie das enge Wehrtor und gehen die Treppen hinunter ins Dorf.

    Es ist fast still, würde man nicht auf dem Kopfsteinpflaster und den Stufen die vielen Schritte der Trauergemeinde hören. Doch selbst dieses Geräusch stört kaum die Ruhe und lässt  an diesem traurigen Tag die Frauen ebenso wortkarg erscheinen, wie sonst die Männer.

    „Wo geht es jetzt hin?", wispert Melcher seinen Bruder Theodor Jakob zu.

    „Na wohin wohl, zum Leichentrunk in unser Wirtshaus, antwortet dieser ebenso flüsternd. „Davon hat keiner was gesagt. „Aber gut dass ich das auch weiß, denn das bedeutet wieder Arbeit und keine Einnahme für uns und unseren Vater."

    Melcher betreibt als Metzger, zusammen mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Theodor Jakob, der mit seinen siebzehn Jahren gerade erst das Bierbrauen erlernt hat, und dem Vater das Dorfwirtshaus am Marktplatz.

    Durch Theodor Jakobs Aussage aufgeschreckt und Eingedenk des bevorstehenden Ansturms im „Weißen Ross" verlässt er schnell den Trauerzug und eilt die vielen Treppenstufen hinab ins Dorf.

    Sein um neun Jahre älterer Bruder, nunmehr der Witwer Karl Friedrich, führt die Gruppe der Männer an, als dessen weiterer Bruder, Georg von hinten zu ihm aufschließt und ihn anspricht: „Nur gut, dass du keine Kinder hast, denn sonst stünden die jetzt ganz ohne Mutter da."

    Georg, stolz, hinsichtlich des Beistandes für seinen Bruder, sieht diesen in einer Erwartungshaltung an, so, als ob er nunmehr dafür gelobt werden wollte.

    Karl Friedrich, der zuerst nicht so Recht weiß, wie er diesen Ausspruch werten soll, nimmt ihn eine ganze Zeit lang wortlos hin. Den Blick starr nach vorne gerichtet denkt er: „Na ja, Georg du warst schon immer etwas ungeschickt, speziell im Umgang mit Worten, also ist dies wahrscheinlich deine Art mich zu trösten."

    Eine kurze Wegstrecke geht er mit keiner Silbe auf Georgs Aussage ein, doch dann antwortet er: „Ich werde wohl nicht mehr lange da sein!"

    Georg ist erschrocken über diesen Ausspruch und glaubt Karl Friedrich beleidigt zu haben, was er sogleich zu beschwichtigen sucht:

    „Tut mir leid, Karl, ich wollte dir nicht den Lebensmut nehmen. „Mach´ doch keine Dummheiten! „Du bist doch noch so jung!"

    Karl Friedrich verzieht keine Miene und geht weiter die Treppen hinab.

    „Das Leben geht auch für dich weiter und wie soll ich ohne dich die Landwirtschaft bestellen! „Das geht doch gar nicht!, und Georgs Stimme wird lauter und lauter.

    „Ach Georg, du Dummkopf, unterbricht ihn Karl Friedrich, „das ist es doch gar nicht! „Ich habe nicht vor mir was anzutun! „Ganz im Gegenteil, es wird viel besser werden!

    Georg ist nun völlig verwirrt und weiß überhaupt nicht mehr, was er mit solchen Aussagen anfangen soll.

    „Hat Karl den Verstand verloren? „Erst klingt es so, als wolle er sich was antun und dann wieder will er anscheinend auf die Pauke hauen! „Und all das so kurz nach dem Tod seiner Frau! „Sie ist noch nicht kalt und der hat schon andere, ja bessere Pläne?

    Georg, der bis zu seiner eigenen Hochzeit mit der Müllerswitwe Barbara Gehring schon immer Gefallen an Elisabeth gefunden hatte, dies jedoch auch immer für sich behalten hatte, und ihn Karl Friedrichs letzter Satz daher besonders schockiert, kommt ganz und gar nicht mit dieser Einschätzung der Situation zu Recht.

    Verstört lässt er sich wieder eine Reihe zurück fallen und sein Blick verrät, dass er noch lange über Karl Friedrichs Worte nachdenkt.

    Dieser führt weiter den ungeordneten Trauerzug an. Am unteren Ende der Kirchenburgtreppe und somit am Marktplatz angekommen, halten alle, Männer, Frauen und Kinder auf das „Weiße Ross" zu und in kürzester Zeit betritt fast das ganze Dorf die Wirtsschänke.

    Schnell füllt sich der Gastraum. Jeder findet einen, wenn auch noch so kleinen Platz und im Nu sitzen alle vor einem Glas Bier, Apfelmost oder nur einem Glas Wasser. Wein wird bei solchen Gelegenheiten keiner ausgeschenkt, da alle Gäste durch die Hinterbliebenen frei gehalten werden müssen, und Wein hierfür zu teuer ist.

    Wie allgemein üblich tauschen die Trauergäste sich aus, über die Tote ebenso, wie über die Arbeit auf dem Feld, das Wetter, den Dorftratsch und besonders innig werden Verwandte befragt, die nur des Trauerfalls wegen und damit nur selten im Dorf weilen.

    Und so Mancher gibt Lebensweisheiten von sich, wie der Bauer Busch, der wie immer bei solchen Gelegenheiten, wenn junge Frauen verstorben sind zu seinem Tischnachbar sagt: „Weibersterben kein Verderben, Gäulsverrecken, das bringt Schrecken!" Und jeder weiß, was er damit meint.

    Karl Friedrich, quasi als Hauptperson des Ereignisses, hat am Stammtisch der Bauern Platz genommen und rasch gesellen sich seine Brüder, Vettern und die anderen Jungbauern seines Alters zu ihm. Der Tisch ist mehr als überbelegt, doch da alle nur was zu trinken bekommen, reicht der Platz aus, mit einer Hand über die Schultern oder vorbei am Rücken des Nachbarn, an ihr Getränk zu kommen.

    Die vielen Wirtshausgespräche lassen den Lärmpegel schnell nach oben gehen und bald kann jeder, gerade noch wahrnehmbar, nur die Stimme seine direkten Nachbarn hören. 

    Mehr als zwei Stunden sind vergangen und viele Trauergäste haben das Wirtshaus wieder verlassen, als Georg, der neben Karl Friedrich sitzt und dessen Worte von vorhin ihn immer noch beschäftigen, die Gelegenheit ergreift,  um nachzufragen: „Wie hast du das denn gemeint, du wirst nicht mehr lange da sein?"

    „Genau so wie ich das gesagt habe! „Ich werde nach Amerika gehen!, antwortet Karl Friedrich. „Ich werde alles verkaufen was ich habe und werde im Staat von Milwaukee neu beginnen."

    „He, wo ist das denn!, will Georg wissen. „Das ist in Nordamerika, ziemlich weit im Westen, wo es noch viel kostenloses Land für junge Bauern wie mich gibt und das Leben nicht so mühevoll ist, wie hier!, erklärt ihm Karl Friedrich.

    „Da gibt es doch noch Wilde und Heiden, sagt der Pfarrer! „Und da willst du ganz alleine hin!, fragt Georg nach.

    „Unsinn, so Karl Friedrich, „nach Neu Frankland, das liegt auch in Milwaukee, sind schon viele aus Aschfeld ausgewandert und denen geht es gut!

    „Und von Wilden keine Rede!"

    „Ja, da werde ich auch hingehen und du kannst ja mitkommen, oder du!", blickt Karl Friedrich seine Brüder Theodor Jakob und Melcher an, die sich zwischenzeitlich zu den beiden und den anderen Vettern an den Tisch gesetzt haben.

    „Ja und was wird aus unseren Feldern hier?", will Georg wissen.

    „Die kann man verkaufen, denn es gibt mehr Leute die Land wollen, als solche die was zu verkaufen haben!"

    Georg ist absolut überrascht von Karl Friedrichs Idee und kann seine Aufregung nur mit den Worten quittieren: „Nein, ohne mich! „Ich bleibe hier in Aschfeld, hier in Franken und werde weiter die Äcker bestellen! Du kannst das ja tun, nein ich nicht!", beginnt Georg mit kräftiger Stimme zu artikulieren.

    „Keiner von uns spricht Amerikanisch!", kann er noch lautstark sagen, bevor Melcher ihn noch lauter verbessert:

    „Englisch spricht man da und das ist gar nicht so schwer, sagen die Werber! „Und im Übrigen spricht man dort auch viel Deutsch, denn von Deutschland kommen die meisten Einwanderer her. „Bis jetzt sind in den letzten Jahren mehr als eine Million dorthin ausgewandert! „Eine Million! „Weißt du was das heißt! „Es gibt dort wahrscheinlich mehr Leute, die Deutsch, als Englisch sprechen!

    Georg reagiert mit skeptischer Mine und schweigt.

    Karl Friedrich, der alle am Tisch auffordert sich im Ton zu mäßigen, denn einige Gäste am Nebentisch haben Wortfetzen der Diskussion wahrgenommen und sich mehr auf das Zuhören verlegt, als darauf, ihre eigenen Gespräche zu Ende zu führen.

    Er erklärt seinen drei Brüdern und den vielen Vettern, dass es für ihn mehr als interessant sei nach Amerika zu gehen, denn dort gebe es ausreichend Land für Jeden der kommt. Er sei nicht der Einzige der diesen Schritt unternommen habe, denn die Werbebüros seien voll von Auswanderern.

    Er erklärt weiter, dass bei der fränkischen Realteilung des Grundbesitzes, im Zuge von Erbverfahren, auch mit den vielen Geschwistern und somit auch mit den Schwestern, es für ihn hier keine Zukunft gebe.

    Interessiert hört Theodor Jakob zu und fragt seinen Bruder: „Brauchen die dort auch Bierbrauer?"

    „Gerade die haben sie noch nicht!, weiß Karl Friedrich und fährt fort: Als Bierbrauer kannst du dort stinkreich werden, denn die Amerikaner trinken sehr viel Bier, und gutes fränkisches Bier ist besser als alles andere Bier!"

    „Das stimmt!", sagt Theodor Jakob, der noch nie anderes Bier, als solches aus Franken getrunken hat, und dabei fährt ihm ein Lächeln übers Gesicht, das Karl Friedrich andeutet einen Mitreisenden schon gefunden zu haben.

    Karl Friedrich dem das Thema zum jetzigen Zeitpunkt nicht genehm ist, unterbindet die weiter Diskussion darüber und sagt: Lasst uns ein anderes Mal darüber sprechen, wenn die Zeit dafür reif ist.

    Keiner der Anderen wagt dem zu widersprechen und so verlassen nach kurzer Zeit alle das Gasthaus und gehen nach Hause.

    Der Winter zieht ins Land und auch wenn die Arbeit auf den Feldern ruht, so gibt es für die Bauern dennoch viel zu tun.

    Im Wald wird Holz geschlagen und Weiden, die erst kürzlich geschnitten wurden, werden zu Körben und Alltagsgegenständen verarbeitet.

    Daneben muss das Vieh versorgt werden und an Haus und Hof werden Ausbesserungsarbeiten vorgenommen, wenn es das Wetter erlaubt.

    Nach vielen, langen Frosttagen schneiden die Brüder Eis im nahen Weiher und bringen es in Theodor Jakobs Bierkeller, um das Bier den Sommer über schön frisch halten zu können.

    In den ruhigen Tagen nach Weihnachten, das Wirtshaus ist geschlossen, und noch vor Dreikönig, bittet Karl Friedrich seine neun Geschwister und Eltern ins Weiße Ross, um mit ihnen über seine Auswanderungspläne zu sprechen.

    Karl Friedrich weiß, auch wenn er alles verkauft was er hat, dass er über zu wenig Barmittel für eine Auswanderung verfügt und deshalb möchte er sowohl Theodor Jakob, als auch Melcher davon überzeugen, dass sie mit ihm auswandern sollen.

    Sein Plan ist, dass die Eltern, der nunmehr dreiundsechzig-jährige Vater Johann Michael und seine sechzig-jährige Mutter Elisabeth, zu seiner verheirateten Schwester Margareta Emmert ziehen sollen, die mit ihrer Familie nur einen Steinwurf entfernt vom Weißen Ross lebt, um dort den Austrag zu bestreiten.

    Den dann frei werdenden Gasthof könnte man verkaufen und den Erlös unter den sieben Brüdern und zwei Schwestern aufteilen. Da lediglich Melcher als Metzger und Theodor Jakob als Bierbrauer durch den Gasthof ihren Lebensunterhalt bestreiten, müssten die beiden somit mit Karl Friedrich auswandern.

    Ein Plan, den Karl Friedrich folglich versucht, in die Tat umzusetzen.

    Er rechnet ganz sicherlich mit Widerstand der Eltern und vielleicht auch von Melcher, aber dadurch, dass er allen Geschwistern einen ordentlichen Batzen Geldes aus dem Verkauf des Wirtshauses in Aussicht stellen könnte, glaubt er die Anderen von seinem Ansinnen überzeugen zu können. Auch aus dem Umstand heraus, dass von seinen Brüdern und Schwestern nur er, Theodor Jakob und Melcher im Weißen Ross leben und alle Anderen verheiratet sind und ein eigenes Haus besitzen, hofft er auf keinen großen Widerstand zu treffen. Im Gegenteil, er erwartet Unterstützung von der Mehrheit der Geschwister.

    Als nun alle Geschwister und die Eltern in der Wirtsstube versammelt sind, steht Karl Friedrich auf und holt tief Luft. Seine Auswanderungsgedanken haben sich schon vor Wochen in Windeseile unter den Geschwistern herumgesprochen und alle Augenpaare im Raum sind auf ihn gerichtet. Fast alle erwarten nun eine erste Abschiedsrede.

    Karl Friedrich, der nun auch nicht gewohnt ist große Reden zu halten, nimmt all seinen Mut zusammen und beginnt: „Also, wie ihr alle bereits wisst, habe ich nach dem Tod meiner Frau das Gefühl, ja das Verlangen, irgendwo anders nochmals neu anzufangen. „Was mich hier gehalten hat, ist nicht mehr da und jeder Baum und jeder Strauch, ebenso wie jedes Haus und sogar manches Gesicht im Dorf geben mir das Gefühl nicht mehr hierher zu gehören. „Ich bin jetzt 27 Jahre alt, bin kinderlos und verwitwet und das wird den Rest meines Lebens auch so bleiben, wenn ich hier bleibe. „Einige im Dorf sehen mich schon schräg an, weil ich nach acht Jahren Ehe keine Kinder habe, und auch dass ich meine Frau so früh verloren habe, lassen mich einige, besonders die Geschwister meiner Frau, spüren. „Ich kann nichts dafür und dennoch meiden sie mich!"

    Alle lauschen aufmerksam und gespannt Karl Friedrichs Worten. Es ist ganz still.

    „Ja, ich weiß, dass einer jetzt gleich sagen wird, dass ich doch wieder eine Frau finden werde und auch Kinder dann noch möglich sind „Aber zum Einen bleiben mir hier nur noch die Witwen und deren Kinder, und das will ich einfach nicht. „Und darüber hinaus möchte ich nicht weiter mit meinem Bruder Georg mir zwanzig Hektar Feld teilen müssen, die nur gerade so eine Familie ernähren können und nicht zwei!"

    „Und als Knecht bei meinem jüngeren Bruder, und vielleicht noch in dessen angeheirateter Familie, werde ich

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