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Jeff Madison und die Shimmer von Drakmere (Buch 1)
Jeff Madison und die Shimmer von Drakmere (Buch 1)
Jeff Madison und die Shimmer von Drakmere (Buch 1)
eBook336 Seiten4 Stunden

Jeff Madison und die Shimmer von Drakmere (Buch 1)

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Über dieses E-Book

Angenommen, ein hinterhältiger König und seine bösartige Hexe könnten den Schlaf aller Kinder der Erde mit schrecklichen Alpträumen beeinflussen? Alles, was sie dazu bräuchten, wäre ein ganz bestimmter Junge ...
Als Matt, Jeffs kleiner Bruder, entführt und in das verwunschene Königreich Drakmere verschleppt wird, weiß Jeff, dass er ihn retten muss.
Aber wer sind die geheimnisvollen Krieger, die Matts Spur verfolgen? Und was bedeutet es, wenn sie behaupten, dass Matt ein Traumfänger wäre?
Sehr bald muss Jeff sich entscheiden: Er kann entweder den Kriegern durch die Mondscheintür folgen und sich den Gefahren in Schloss Drakmere stellen, oder aber zuhause bleiben und riskieren, seinen Bruder nie wiederzusehen.
Die Zeit wird knapp und Jeff muss sich entscheiden, bevor der letzte Mondstrahl vorbeizieht und die Mondscheintür sich für immer schließt.

SpracheDeutsch
HerausgeberBernice Fischer
Erscheinungsdatum15. März 2016
ISBN9780620672856
Jeff Madison und die Shimmer von Drakmere (Buch 1)
Autor

Bernice Fischer

Best-selling Teen & Young Adult Fantasy Author and 2015 Voice ArtsTM Awards Nominee for "Best Voiceover" children's Audiobook narration for Jeff Madison and the Shimmers of Drakmere (Book 1). http://sovas.org/2015-nominees/Bernice grew up reading all sorts of books and believes that the best stories happen in books as they so rarely happen in real life, for they allow you to enter a world of fantasy and imagination needed to survive the reality of today.Bernice likes to laugh, and hopes that her readers enjoy a good breeze of humor, for her books are written with an impish, yet barely-suppressed humor that peeks out at odd moments.Finding voices for her book's characters is one of the most inspiring events Bernice experiences as a writer. She believes that the magic of dialogue can sweep readers away from their everyday lives, transporting them through time and space to a kingdom she has created.The talented voice actor, Matt Wolfe, narrator of her 2015 Voice Arts Awards nominated audiobook, has given each character a different voice, thereby creating a movie in the listener's head.Bernice's descriptive writing style, compelling dialogue and riveting action make this book "a page turner" "a must read" for fans of young adult fantasy, adults and children alike!To learn more about her books go to: http://BerniceFischer.com

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    Buchvorschau

    Jeff Madison und die Shimmer von Drakmere (Buch 1) - Bernice Fischer

    Table of Contents

    Copyright

    Widmung

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Kapitel 33

    Kapitel 34

    Kapitel 35

    Kapitel 36

    Kapitel 37

    Kapitel 38

    Kapitel 39

    Kapitel 40

    Kapitel 41

    Kapitel 42

    Kapitel 43

    Kapitel 44

    Kapitel 45

    Kapitel 46

    Kapitel 47

    Kapitel 48

    Kapitel 49

    Kapitel 50

    Jeff Madison

    Auflage 2014

    Jeff Madison und die Schimmer von Drakmere

    ISBN 978-0-620-67285-6

    Urheberrechtlich geschützt © 2014 Bernice Fischer

    Besuchen Sie uns im Internet:

    www.BerniceFischer.com

    Taschenbuchausgabe

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors wiedergegeben werden.

    Adaptierung / Übersetzung: André Fischer

    Lektorat: Gerrit Sasse

    Korrekturlesen: Theo Cleven

    Umschlaggestaltung: Darko Tomic - paganus

    HINWEIS

    Alle Namen und Charaktere, die in dieser Arbeit erscheinen, sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, ist rein zufällig.

    Dieses hier ist für Euch alle:

    Wir treffen uns beim großen Baum

    am Eingang des Traumland-Tors,

    wo Euch das Abenteuer erwartet!

    1

    Jeff spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Etwas Eisiges rauschte an seinem Hals vorbei, sodass er zusammenzuckte und sich krümmte. Lange, nebelhafte Finger glitten - nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt – lockend und wabernd durch die Luft.

    Wie eine graue Wolke formte sich hinter den Fingern ein Nebelschleier, der sich ihnen langsam näherte.

    »Nichts wie weg hier!«, schrie Jeff Rhed und Matt zu.

    Alle drei rasten den schmalen Weg hinunter, während der Nebel weiterhin pulsierte. Jeff packte Matts Arm, um zu verhindern, dass sein jüngerer Bruder sich wehren oder in die falsche Richtung rennen würde.

    Dabei gerieten Matt und Jeff aneinander, sodass sie beide auf dem Waldboden landeten. Als Jeff wieder hochkam, sah er gerade noch, wie Matt von dem Nebelschleier eingehüllt wurde.

    Der Junge schrie vor Angst. Just in diesem Moment raste Rhed an Jeff vorbei und rempelte Matt mit solcher Wucht an der Schulter, dass beide durch den Nebel flogen und ein paar Schritte weiter auf dem Pfad landeten.

    Rhed stellte Matt wieder auf die Beine; dann zog er das zitternde Kind den Weg hinunter in Richtung von Jeffs Haus.

    Jeff starrte in den Nebel, der seinen Weg aus dem Wald heraus blockierte. Hinter dem Nebelschleier sah er Rhed zögern und brüllte: »Lauf, lauf, lauf!«

    Er wartete nicht, um zu sehen, ob Rhed sich bewegte, und rannte den Weg hinunter tiefer in den Wald hinein. Als er sich umdrehte, sah er, dass der Nebelschleier ihn immer noch verfolgte und beinahe eingeholt hatte.

    Jeff rannte weiter, während er über Wurzeln stolperte und auf heruntergefallenen Ästen ausrutschte.

    Zwanzig Schritte weiter hatte er das Gefühl, dass der Wald voller Wut lebendig geworden war. Der Wind und die Bäume machten derartig laute Geräusche, dass Jeff ruckartig stehen blieb. Er schaute sich um, drehte sich im Kreis und sah, wie der Nebelschleier näher kam. Es war, als ob ein Tornado den Nebel auseinanderreißen würde. Er riss die Arme hoch und schützte seine Augen mit beiden Händen, während Blätter und Zweige gegen sein Gesicht klatschten.

    Mit dem ohrenbetäubenden Geheul des Waldes in den Ohren sprang Jeff einen Seitenpfad hinunter, rannte so schnell er konnte und versuchte, zwischen sich und dem Nebelschleier Abstand zu gewinnen. Die Bäume schwankten protestierend hin und her und es wirkte, als ob Mutter Natur einen Orkan ausgelöst hätte. Jeff erreichte den Waldrand und arbeitete sich durch das Gebüsch, das an den Garten seines Elternhauses grenzte.

    Weder Rhed noch Matt, die im Garten standen und in den Wald hineinstarrten, hatten Jeffs Rückkehr bemerkt. Rhed sprang von einem Fuß auf den anderen, als ob er in den Wald rennen wollte, um Jeff zu suchen; er war jedoch nicht bereit, Matt, der auf den Knien lag und nach Luft schnappte, alleine zurückzulassen.

    Jeff schleppte sich zu ihnen hin; er merkte, dass der Wind genau so schnell aufgehört hatte, wie er angefangen hatte.

    »Habt ihr das gesehen?«, keuchte Jeff.

    Erschrocken versetzte Rhed reflexartig Jeff einen Schlag gegen den Arm. »Mensch, schleich dich doch nicht so an uns heran, du Troll!«

    Jeff antwortete nicht, – er hatte auch den Hieb nicht gespürt, – sah in den Himmel und fragte: »Wo ist denn jetzt der Sturm hin?«

    »Sturm?« Rhed schob sich seine Dreadlocks aus dem Gesicht, während er den Himmel nach schlechtem Wetter absuchte und murmelte: »Was denn für‘n Sturm?«

    Jeff nahm Matt bei der Hand und zog ihn auf die Beine.

    »Ok, wir müssen los, Rhed, bis später.«

    Sie rannten über die Veranda durch die Hintertür ins Haus. Dort kniete sich Jeff nieder, sodass er mit Matt auf Augenhöhe war.

    »Matt, alles okay? Hast du dir weh getan?«

    Matt schüttelte den Kopf und lispelte: »Ich hatte nur Angst! Ich habe Stimmen im Nebel gehört, Jeff ... Stimmen.«

    Jeff sah, wie Matt an seiner Unterlippe herumkaute. Mit seiner verstrubbelten, sandfarbenen Igel-Frisur war er für einen Sechsjährigen noch klein. Mit seinem Finger rieb er abwesend an seiner Stupsnase herum. Jeff war zwar erst zwölf Jahre alt, dennoch war er im Gegensatz zu Matt ein kräftiger, großer Junge.

    Jeff hatte Matt immer beschützt. Natürlich gab es auch Streitereien – insbesondere dann, wenn Matt unerlaubt in Jeffs Zimmer mit dessen Sachen spielte; aber sie hatten auch viel Spaß zusammen.

    Jeff und Rhed saßen beieinander auf dem Sofa in Jeffs Zimmer und analysierten, was sich im Wald abgespielt hatte.

    »Der Nebel hatte es auf Matt abgesehen, da bin ich mir sicher.«

    Rhed fuchtelte mit dem Zeigefinger in der Luft herum, während er sprach.

    »Ja, allem Anschein nach hat der Nebel Matt attackiert und kam erst dann hinter mir her, als du Matt aus dem Nebel getackelt hattest. Übrigens, das war der Hammer, du solltest American Football spielen.«

    »Und was ist mit den Stimmen, die Matt angeblich im Nebel gehört haben will?« Rhed rümpfte die Nase, während er seine Brille hochschob. »Und warum hat es nur im Wald gestürmt?«

    Ella, Jeffs Mutter, rief nach den beiden. Sie sollten kommen und den Tisch decken. Dann kam sie selbst, um Matt zu holen.

    Jeff hörte die Schritte auf der Treppe und ihre Rufe nach Matt. Es schien, dass er nicht in seinem eigenen Zimmer spielte. Ihre Schritte waren weiter oben im Haus zu hören, während sie von Zimmer zu Zimmer ging, und schließlich in Richtung von Jeffs Zimmer lief.

    Und dann ertönte ein herzzerreißender Schrei.

    »Maaaaaatt!«

    Beide Jungen ließen sofort alles fallen und rannten die Treppe hoch. Dort fanden sie Jeffs Mutter, wie sie Matts Kopf in ihren Händen hielt, während sie versuchte, Augenkontakt zu ihm herzustellen. Vor der Glastür, der sie den Namen Mondscheintür gegeben hatten, saß Matt mit offenem Mund, aus dem Speichel floss. Seine Augen waren verhangen und er starrte in Richtung des Mondes, der durch die Tür schien.

    Jeff kam sich vor wie in einem Theaterstück; er war sicher, dass er in Matts Augen für einen winzigen Moment ein kurzes Aufflackern gesehen hatte, das aber in der nächsten Sekunde wieder verschwand, als seine Augen erneut glasig wurden.

    Ein paar Tage später saßen Jeff, Matt und deren Mutter erneut in Jeffs Zimmer. Obwohl der Kleine immer noch etwas benommen schien, hielt er sich am liebsten vor der Mondscheintür auf.

    »Mama, was hat er denn?«

    Matt hatte seit Tagen weder gesprochen noch gelächelt und nur ununterbrochen ins Leere gestarrt.

    »Wie kommt es, dass es so aussieht, als ob er schlafen würde, obwohl er doch die Augen auf hat?«

    »Das weiß ich nicht, Jeff. Er tut, was ich ihm sage und er setzt sich dorthin, wo er sitzen soll, aber ...«

    Jeff wusste, das dieses „aber" nichts Gutes bedeutete: Der sonst so lebhafte Matt hatte seit jenem Tag noch nicht ein einziges Mal selbständig etwas unternommen.

    Jeffs Mutter legte ihre Hand auf Matts Stirn und schnalzte sorgenvoll mit der Zunge.

    »Er scheint kein Fieber zu haben. Ich mache mir wirklich Sorgen, Jeff.«

    Nach einer kurzen Pause, während sie nachdenklich die Stirn runzelte, sagte sie holperig:

    »Ist ... im Wald ... irgendwas ... Ungewöhnliches passiert?« Danach kamen ihre Worte zügiger. »Oder hat Matt irgend etwas angestellt? Hat er vielleicht in der Schule mit jemandem Streit gehabt? Ist da irgend etwas Außergewöhnliches passiert, das du mir erzählen solltest?«

    Jeff starrte seine Mutter an. Weshalb sie wohl auf den Wald kam? Und seit einiger Zeit führte sie Selbstgespräche, die immer irgendwie mit dem Wald zu tun hatten, wӓhrend sie leckere Pralienen backte.

    Jeff fühlte sich schuldig. Er war immer offen und ehrlich zu seiner Mutter. Ihm war jedoch klar, dass die Ereignisse im Wald ein Geheimnis zwischen Rhed und ihm bleiben mußten, bis sie einen Sinn darin erkannten.

    Auf dem Rückweg von der Sprechstunde bei Dr. Swanson, dem Psychiater,

    schaute Jeff aus dem Auto und versuchte die Regentropfen zu zählen, die gegen die Windschutzscheibe prasselten. Seine Mutter fuhr jetzt viel langsamer, um den Wagen sicher durch die scharfen Kurven der Umgehungsstraße Nr. 647 zu steuern.

    Die Straße schlängelte sich hoch durch ein waldbedecktes Gebirge und als sie an einem heruntergekommenen, verwitterten Schild vorbeifuhren, auf dem „Little Falls 38 km" stand, wußte Jeff, dass es jetzt nicht mehr weit bis nach Hause war!

    Er kniff die Augen zusammen und versuchte zwischen den Bäumen hindurchzuschauen. Sie waren dunkelgrün, gewaltig und wirkten erdrückend.

    »Wie dunkel kann es dort hinten wohl werden?«, dachte er sich.

    Die Schwärze des Waldes zwischen und hinter den riesigen Bäumen wirkte einerseits beängstigend und andererseits irgendwie einladend.

    Es schien, als ob die Dunkelheit die Bäume miteinander verbunden hatte und daraus ein schwarzer Hohlraum entstanden war. Der Wald wirkte bedrohlich und gefährlich. Bislang war ihm das noch nie so aufgefallen, aber nachdem der Nebel sie angegriffen hatte, hatte sich Jeffs Perspektive geändert.

    Er riss sich von dem beunruhigenden Waldanblick los und sah zu seinem kleinen Bruder hinüber. Matt saß still neben ihm auf dem Rücksitz. Mit seinen blauen Augen starrte er zum Fenster hinaus, und es schien, als ob er nichts wahrnehmen würde. Jeff war nicht sicher, ob Matt überhaupt etwas hinter den Regentropfen auf der Autoscheibe sehen konnte.

    »Wie kann ich mit Matt sprechen?«, wunderte er sich. »Ob er wohl möchte, dass ich ihn zu dem Platz im Wald bringe?«

    Matt hatte seinen großen Bruder sehr gern und folgte ihm überall hin.

    Das war manchmal echt nervig für Jeff und doch fehlte ihm der Kleine jetzt sehr.

    »Das regnet ja ganz schön, nicht?«, sagte Jeffs Mutter zu ihm über ihre Schulter. Jeff wandte den Blick von seinem Bruder ab und lehnte sich nach vorn, um mit ihr zu sprechen.

    »Wir sind gerade am Schild vorbeigefahren, ist nicht mehr weit«, sagte er.

    So plötzlich wie der Regen vor dem Little-Falls-Schild angefangen hatte, so abrupt hatte es aufgehört zu regnen, als sie das Schild passierten. Es war wie eine Regenwand. Das Dorf zeigte sich jetzt im vollen Glanz der Sonne, die durch die feuchte Luft strahlte.

    »Wie merkwürdig, dass der Regen so plötzlich aufgehört hat.«

    Jeff drehte sich auf dem Rücksitz um und sah nachdenklich aus dem Rückfenster; die Regenwand hinter ihnen war immer noch sichtbar.

    »Was ist hier los mit dem Wald und dem Regen? Alles ist irgendwie seltsam. Merkt das jeder, oder fällt es nur mir auf?«, wunderte er sich.

    Jeff schaute nach links und rechts, um zu sehen, ob einige seiner Freunde vielleicht mit dem Fahrrad unterwegs waren. Es machte so viel Spaß, nachdem es geregnet hatte, mit dem GMX-Rad durch die Pfützen zu flitzen, durch den Schlamm zu schlittern und durch das Wasser neben den Rinnsteinen zu platschen.

    »Ob ich noch Zeit habe, mein Fahrrad zu holen, um auf den Straßen herumzufahren? … Und ich frage mich, wo Rhed ist …«

    Rhed und Jeff waren seit ihrem sechsten Lebensjahr gute Freunde. Rhed hatte dünne Beine, knochige Knie und Dreadlocks, die wie lange Spiralnudeln aussahen. Sie hatten sich bei ihrer ersten Schlammschlacht kennen gelernt, die in wildem Gelächter und gegenseitigem Vollkleistern endete; zu einer Prügelei kam es dabei nicht, und seitdem waren die beiden unzertrennlich und unternahmen alles gemeinsam.

    Sie erreichten ihr Haus, in dem Jeff von Geburt an lebte. Es war riesig, mit zwei Stockwerken und großen, von Jasmin umrankten Fenstern. Der Vordergarten war mit roten Tulpen und großen gelben Narzissen bepflanzt sowie winzigen Narzissen, die wie Trauben aussahen. Lavendel, der auch den Fußweg säumte, blühte unter zwei großen Bäumen. Seine Mutter liebte es, im Vorgarten zu arbeiten.

    »Mama kann den Vorgarten haben – der Garten hinterm Haus, der gehört uns!«, dachte Jeff.

    Der Garten hinterm Haus war so dunkel und geheimnisvoll wie die Wälder um Little Falls herum, denn er war rund und ungewöhnlich gestaltet. Am Rand des kreisförmigen Rasens gab es Sträucher und dichtes Gebüsch, alles miteinander verflochten und verwoben.

    Im Laufe der Jahre hatten Jeff, Rhed und Matt mit ihren Freunden das Gebüsch mit Öffnungen versehen. Geheime Fußwege führten zu ihrem gemeinsamen Versteck. Sobald sie einen Fußweg freigeschaufelt hatten, schossen hinter ihnen die Grasbüschel auch schon wieder aus der Erde. Das Ganze entwickelte sich immer mehr zu einem Irrgarten aus dichtem Gebüsch, unterbrochen von kleinen Gras-anpflanzungen.

    Jeffs Mutter, die Matt auf dem Arm trug, öffnete die Tür zu der riesigen Eingangshalle. Auf der linken Seite des Hauses befand sich das Wohnzimmer, das etwa doppelt so groß war wie die Eingangshalle.

    Sie setzte Matt auf das Sofa, schnappte sich das Telefon und rief Jeffs Vater an, der sich auf einer Geschäftsreise befand. Sie erzählte ihm, was der Arzt gesagt hatte. Dieser hatte empfohlen, bei Matt ein paar Tests machen zu lassen und deshalb sollte mit der Angel-Wings-Klinik innerhalb der nächsten zwei Wochen ein Termin vereinbart werden.

    Jeff schnappte sich eine Flasche Apfelsaft aus dem Kühlschrank und ging hinauf. Er hatte ein großes Zimmer und jedes Mal, wenn er von einer langen Reise nach Hause kam, bekam er hier das wohltuende Gefühl der Geborgenheit.

    Er drehte sich um und betrachtete die Dachschräge, die dem Zimmer eine eigene Note gab. Das Erkerfenster lag über dem grünen Hintergarten, der an den Waldrand grenzte. Jeff kletterte die Wendeltreppe hoch zum Dachboden, der nur halb so groß war wie sein Zimmer. Quadratisch angelegt, mit Platz für zwei Stühle und ein Sofa, war es sein absoluter Lieblingsplatz.

    Der Dachboden sah aus wie ein Speicher mit nur einer einzigen großen, ovalen Glastür, dessen Glass milchig wirkte, durchzogen von seltsamen Mustern.

    Manchmal hatte man den Eindruck, als ob die Tür ein Durchgang zu dem dunklen Wald sein könnte. Die Glastür führte zu einem schmalen Balkon, der bis an einen großen Baum im Hintergarten des Hauses reichte.

    »Genial! Ich finde den Dachboden echt cool und dann hat er auch noch seinen eigenen Eingang!«, sagte Rhed damals. Er war begeistert, als er den Raum zum ersten Mal sah.

    »Meine Mutter nennt die Glastür Mondscheintür. Wenn du mich fragst, ist der Name eher langweilig«, hatte Jeff erläutert.

    »Da geb ich dir Recht! Gallactic-Pforte oder sowas ähnliches wäre ein cooler Name gewesen!«, meinte Rhed.

    »Sie hat erzählt, dass sie den Eingang immer nur unter diesem Namen kannte, und sie hat vergessen, wer ihr das mal erzählt hat. Wahrscheinlich war es mein Opa, bevor er verschwand. Sie spricht auch nicht gerne darüber, jedenfalls verschwand er lange, bevor ich geboren wurde«, hatte Jeff erklärt.

    Jeff ließ sich aufs Sofa plumpsen und musterte die Mondscheintür.

    »Ja klar, Gallactic-Pforte ist cool.«, dachte er.

    Er nahm sein Handy und wählte Rheds Nummer. Sein Freund antwortete beim zweiten Klingeln.

    »Wie geht's Matt?«, fragte Rhed.

    »Die wollen ein paar Tests machen, aber das muss bis übernächste Woche warten, da ist kein Platz in der Kinderklinik frei. Mama wird ihn begleiten und ein paar Tage bei ihm bleiben!«, antwortete Jeff.

    »Ach nee, echt?«

    »Dr. Swanson, der Psychiater, sagte, er hätte keine Erklärung dafür. Er meinte, es sei kein medizinisches Problem, nur Einbildung. Er fragte meine Mutter sogar, ob Matt etwas passiert sei, ob es ein Schockerlebnis war, das ihm die Sprache veschlagen hat.«

    Jeff hörte, wie Rhed tief Luft holte.

    »Hör mal Jeff, ich glaube, du solltest deiner Mutter erzählen, was im Wald passiert ist.«

    Jeff konterte: »Und wie stellst du dir das vor? Mama, wir wurden im Wald vom Nebel angegriffen - wir hatten Schiss, und ich glaube, dass Matt dadurch ... Nee, Mensch, du hast vielleicht Ideen!«

    Rhed lachte. »Hast Recht, klingt nicht gut, und dann bist du der Nächste, der auf die Couch muss.« Er ahmte den Doktor mit tiefer Stimme nach: »Na dann erzählen Sie mal, junger Mann. Wann ist das zum ersten Mal passiert?«

    »Und wie haben Sie sich danach gefühlt?«, fuhr Jeff fort und schniefte. »Dann wird meine Mutter mir wieder und wieder vorhalten, wie oft sie mir schon verboten hat, im Wald zu spielen.«

    Er wechselte das Thema. »Wir können heute nicht mehr im Park Fahrrad fahren. Wir sind zu spät nach Hause gekommen, aber wir werden bestimmt auch morgen noch irgendwo Schlamm finden.«

    »Hey, du, Jessica hat gestern nach dir gefragt; sie lässt ausrichten, dass sie immer noch dein Geschichtsbuch hat. Ich glaube, die steht auf dich!«

    Jeff war nachdenklich, während er sich vorstellte, wie Jessica ihn anlächelte ... ihn, gerade ihn!

    »Jeff? Hallooo - bist du noch da?«

    »Ich habe ihr nur mein Geschichtsbuch geliehen, Rhed, sonst nichts!« antwortete Jeff.

    »Ist ja auch egal - ich muss jetzt gehen - bis später.«

    Jeff seufzte. Er mochte Jessica sehr. Der Knoten in seinem Magen ließ den Gedanken an Mädchen jedoch verschwinden. Vielleicht hatte Rhed recht. Vielleicht sollte er das Ganze seiner Mutter nicht länger verschweigen.

    Dann erinnerte er sich an die eisigen Nebelfinger im Nacken und es schauderte ihn. Er war sich nicht sicher, aber er hatte inzwischen den Eindruck, dass etwas Übles hinter der ganzen Sache steckte. Und dass es an ihm war, herauszufinden, was Matt aus dem Lot gebracht hatte.

    2

    Nach dem Abendessen schaltete Jeff den PC ein, um sich mit Rhed auszutauschen.

    »Yo, Alter.« Die Nachricht blinkte orange-farbig auf.

    »Wann kommt dein Vater zurück?«

    »Er sollte morgen wieder da sein.« Jeffs Vater befand sich seit vier Tagen auf einer Geschäftsreise und Jeff vermisste ihn ein wenig.

    »Matt hat sich heute beim Abendessen so komisch aufgeführt«, schrieb er.

    »Wie meinst du das?«, kam die Antwort.

    »Nun, er drehte seinen Kopf immer wieder zur Seite, als ob er versuchte, irgend etwas oder jemanden besser zu hören.«

    »Krass - glaubst du, dass das Nebelding wieder da ist?«

    »Ich habe nachgesehen, aber da war nichts und dann - ganz plötzlich - war Matt wieder bewegungslos.«

    »Hat deine Mutter das auch gemerkt?«, fragte Rhed.

    Jeff seufzte, als er die Antwort schrieb.

    »Ich glaube nicht, aber sie benimmt sich in letzter Zeit auch verdammt merkwürdig: Sie führt Selbstgespräche über den Wald und backt von morgens bis abends Plätzchen.«

    Seine Mutter rief von unten, woraufhin er zum Treppenabsatz ging.

    «Jeff, mein Schatz, ich gehe mal eben zu Tante Alena, um mit ihr über Matt zu sprechen und ihr ein paar Bücher und Pralinen zu bringen. Ich bin in zwei Stunden wieder da.»

    «Geht in Ordnung, Ma«, rief er über das Geländer zurück. Unten sah er seine Mutter an der Treppe stehen, wie sie mit ihren grünen Augen zu ihm hochsah. Ihr langes braunes Haar war zu einem lockeren Knoten auf dem Hinterkopf zusammengebunden und sie trug, schlank wie sie war, verwaschene Jeans und ein einfaches weißes T-Shirt.

    »Matt ist in seinem Zimmer!«, fuhr sie fort.

    »Ok Mama, ich hole ihn, und er kann hier bei mir auf dem Sofa schlafen.«

    Seine Mutter verschwand aus seinem Blickfeld.

    Jeff blieb stehen und fing verstohlen an, rückwärts zu zählen: „Uuuuund ... drei, zwei, eins ...?"

    Da tauchte ihr Gesicht auch schon wieder auf, und sie fuhr lächelnd fort: »Und mach mir bitte keinen Unfug - null - nada!«

    »Nada«, sagte Jeff leise gleichzeitig mit seiner Mutter und lächelte zurück.

    »Du bist ein braver Junge – Ciao, mein Schatz«, rief sie, während sie die Küchentür schloss und zu ihrem Auto ging, das in der Einfahrt parkte.

    Jeff steuerte auf Matts Zimmer zu. Matt saß auf dem Boden inmitten seiner Spielsachen, wahrscheinlich genau dort, wo Mutter ihn hingesetzt hatte. Er hatte einen Spielzeug-Laster in der Hand und starrte ins Leere. Jeff zauste fürsorglich Matts Haar, zog ihn an der Hand hoch und stellte ihn auf die Beine.

    »Komm mit, Matt, wir gehen zu meinem Zimmer.« Er hievte ihn auf seine Schultern und erinnerte sich plötzlich daran, wie Matt früher immer vor Freude dabei gequietscht hatte.

    Jeff machte es seinem Brüderchen auf dem Sofa bequem, wo er auch sofort einschlief. Er sah sehr klein aus, wie er so zusammengerollt in den Kissen lag in seinem mit bunten Flugzeugen gemusterten Schlafanzug. Er schlief friedlich und sein Gesicht mit den rosigen Backen wirkte ein wenig gerötet.

    Jeff raste die Treppe hinunter zurück zu seinem PC: Er dachte nicht daran, wie viel Krach er dabei machte, weil Matt sowieso immer tief schlief. Nicht einmal ein Tornado konnte ihn wecken. Wieder an seinem Computer, las er Rheds Mails, der mehrmals ungeduldig geschrieben hatte: »Ey Alter - Was ist los? - Mann, wo bist du?«

    Sie unterhielten sich über den Tanzabend in der Schule und ob es wohl cool oder uncool wäre, daran teilzunehmen. Müssten sie wirklich ein Mädchen einladen, falls sie gehen würden? Vielleicht würde Jessica mit einem von ihnen beiden hingehen wollen - vielleicht hatte sie eine Freundin, die sie mitbringen könnte?

    Jeff wollte Rhed gerade von seiner neuen Idee für ihr Camp im Wald berichten, als er ein Klirren von oben hörte. Es war irgendwie ein sanftes, melodiöses Geräusch, es klang wie zerbrochenes Glas in einem Sack, und kam aus der Richtung seines Zimmers – da, wo er Matt schlafen gelassen hatte.

    Jeffs Herz setzte kurz aus. Er hastete die Treppe hinauf.

    3

    Beim Anblick, der sich ihm bot, als er auf dem Treppenabsatz ankam, stockte ihm der Atem.

    »Was zum Teufel …?«

    Grünes, helles Licht schien durch die Glasscheibe der Mondscheintür; es war gezielt mit einem grünen Strahl auf Matt gerichtet, der im Zimmer in der Luft schwebte.

    Das Licht umhüllte ihn funkelnd und glitzernd mit einem grünlichen Nebel, der um ihn

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