Damit der Glaube weitergeht: Ein Buch für Großeltern und ihre Enkel
Von Odilo Lechner
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Über dieses E-Book
Odilo Lechner
Dr. phil., Ehrendoktor der Münchner Theologischen Fakultät, als Hans Helmut Lechner 1931 in München geboren. Seine Gymnasialzeit absolvierte er am Münchner Wilhelmsgymnasium und nach dem Krieg am Benediktinergymnasium Metten. Nach dem Abitur 1949 studierte er an den Universitäten München, Innsbruck und Würzburg Philosophie und Theologie. 1963 promovierte er in Würzburg mit einer philosophischen Dissertation „Idee und Zeit in der Metaphysik Augustins", 1952 trat er in die Benediktinerabtei St. Bonifaz, München-Andechs ein und erhielt den Ordensnamen Odilo. 1956 empfing er die Priesterweihe. 1964 wurde er zum siebten Abt von St. Bonifaz gewählt und leitete die beiden Klöster in München und Andechs bis zum Jahr 2003. 15 Jahre war er Präses der Bayerischen Benediktinerkongregation, zehn Jahre Vorsitzender der Salzburger Äbtekonferenz.
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Buchvorschau
Damit der Glaube weitergeht - Odilo Lechner
Odilo Lechner
Damit der Glaube weitergeht
topos taschenbücher, Band 1063
Eine Produktion der Verlagsgemeinschaft topos plus
Verlagsgemeinschaft topos plus
Butzon & Bercker, Kevelaer
Don Bosco, München
Echter, Würzburg
Lahn-Verlag, Kevelaer
Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern
Paulusverlag, Freiburg (Schweiz)
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg
Tyrolia, Innsbruck
Eine Initiative der
Verlagsgruppe engagement
www.topos-taschenbuecher.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-8367-1063-3
E-Book (PDF): ISBN 978-3-8367-5060-8
E-Pub: ISBN 978-3-8367-6060-7
2016 Verlagsgemeinschaft topos plus, Kevelaer
© by Vier Türme GmbH, Verlag, D-97359 Münsterschwarzach, Abtei.
Erweiterte Lizenzausgabe
Umschlagabbildung: © SolStock/iStock.com
Einband- und Reihengestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart
Satz: SATZstudio Josef Pieper, Bedburg-Hau
Herstellung: Friedrich Pustet, Regensburg
Inhalt
Vorwort
Haben wir versagt?
Schriftmeditation
Verurteilt und frei geworden
Gott ist ein Liebhaber der Freiheit
Schriftmeditation
Last und Lust der Freiheit
Ist alles anders geworden?
Schriftmeditation
Der Weg zum Größeren
Kinder brauchen Religion
Schriftmeditation
Das Vorrecht des Kindes
Schriftmeditation
Maßstab Kind
Die Chancen des Alters
Schriftmeditation
Die späte Chance
Für die Kinder beten
Mit Kindern beten, die nicht gewohnt sind zu beten
Literaturauswahl
Vorwort
Im Frühjahr 2005 durfte ich mich in der Abtei Münsterschwarzach mit benediktinischen Seelsorgern und einigen Laien über die Frage unterhalten: „Wie geht es heute den älteren Menschen in der Kirche?"
Dieser Erfahrungsaustausch machte offenbar, wie viele Menschen darunter leiden, dass sich ihre erwachsenen Kinder und damit auch ihre Enkelkinder dem kirchlichen Leben entfremdet haben. Viele quält die Frage: „Was haben wir falsch gemacht, dass diese Kinder und Enkelkinder nicht mehr glauben und nicht nach unseren christlichen Wertvorstellungen leben?"
Aus diesem Gespräch entstand die Anregung zu diesem Buch. Die Fragen, die hier nun zusammengestellt sind, tauchten so oder ähnlich in Gesprächsrunden von Senioren, in Begegnungen, im Sprechzimmer oder im Beichtstuhl immer wieder auf.
Nun, zehn Jahre später, hat sich die Situation verschärft. Nach der Shell-Jugendstudie 2015 ist die Zahl der der Kirche Entfremdeten weiter gestiegen. So ist seit 2002 die Zustimmung junger Katholiken zur Aussage, der Glaube an Gott sei für die Lebensführung wichtig, von 51 % auf 39 % gesunken. Eine Mehrheit der Eltern legt, wie Umfragen ergeben, keinen Wert auf die religiöse Erziehung ihrer Kinder. 56 % sagen, dass sie ihren Kindern nicht irgendeine religiöse Haltung nahelegen wollen, sondern sie sollten später selber entscheiden.
Und doch ist es vielen Menschen ein Bedürfnis, dass der Glaube weitergeht. Diesem Anliegen wollen die Überlegungen in diesem Buch dienen.
Odilo Lechner OSB
Haben wir versagt?
Nun, da meine Tochter selbst Mutter geworden ist und ihr Kind nicht taufen lässt, fällt es mir und meinem Mann schwer auf die Seele:
Warum ist ihr das gleichgültig, was uns doch immer wichtig war, der christliche Glaube? Warum hat sie sich von der Kirche entfernt? Ich frage mich: Was haben wir falsch gemacht? Ich fühle mich schuldig, in der Erziehung, in der Weitergabe des Glaubens versagt zu haben.
Wenn Kinder gläubiger Eltern nicht mehr zur Kirche gehen, ja aus der Kirche austreten, muss dies kein Zeichen dafür sein, dass die Eltern etwas falsch gemacht haben und sie sich dafür die Schuld zuschreiben müssten.
Heute beklagen viele Menschen, dass die jüngeren Generationen oft ganz andere Wertvorstellungen haben, vor allem aber dass sie die kirchliche Bindung verloren haben. So berichtet mir ein befreundeter Pfarrer aus Unterfranken von der Pfarrei, die er fast drei Jahrzehnte lang betreut hat:
1971 hatte sie 72,64 % Kirchgänger. Als er die Pfarrei 1999 abgab, waren es nur noch 21 %. Auch er ist bedrückt über diese Entwicklung, fragt sich: „Was habe ich falsch gemacht? Habe ich mich nicht genügend eingesetzt? Aber er sagt sich auch: „Ich habe mich wie viele Mitbrüder unablässig eingesetzt, getan, was mir möglich war.
Früher hatte er sehr viele Ministranten, die gerne und bis ins Erwachsenenalter noch Dienst taten. Die letzte Zeit musste er unter den Kommunionkindern mühsam werben und betteln, um sie für den Ministrantendienst zu gewinnen. Bewegt hat ihn ein Erlebnis vor ein paar Jahren. Er ging am Abend über den Marktplatz und sah eine Gruppe von 16- bis 18-Jährigen, von denen die meisten Ministranten oder Mitglieder der Pfarrjugend gewesen waren. Sie haben ihn kaum gegrüßt. Als er einen fragte, was sie denn heute Abend machen würden, wussten sie es selbst noch nicht: „Wir müssen zunächst entscheiden, in welche Disco wir heute fahren, weil es da erst um zehn oder elf Uhr richtig losgeht."
Wir alle haben in den letzten Jahrzehnten den Rückgang an Kirchlichkeit erlebt. Der nüchterne Blick auf die Statistiken lässt uns erschrecken: 1950 sind 50,4 % der Katholiken in Deutschland in den Sonntagsgottesdienst gegangen, 2003 waren es 15,2 %. 1983 gab es in Deutschland 115 000 kirchliche Trauungen, 2003 waren es nur noch 50 000.
Natürlich müssen und dürfen wir nach den individuellen und allgemeinen Ursachen solch betrüblicher Entwicklungen fragen. Aber zunächst einmal darf uns dieser Befund in der Frage nach der persönlichen Schuld auch entlasten. Jeder Mensch geht seinen eigenen Weg, jeder steht auch unter dem Einfluss seiner Umwelt, seiner Zeit. Ich muss solche Tatsachen annehmen. Ich muss Entscheidungen, Entwicklungen, Wege der Kinder, der Enkelkinder, anderer mir anvertrauter Menschen annehmen. Jesus ist es nicht anders gegangen.
Das Johannesevangelium berichtet von der Begeisterung der