Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Was mir am Herzen lag: Vorträge von Alfred Sommer für die Stefanusgemeinschaft Immenstadt
Was mir am Herzen lag: Vorträge von Alfred Sommer für die Stefanusgemeinschaft Immenstadt
Was mir am Herzen lag: Vorträge von Alfred Sommer für die Stefanusgemeinschaft Immenstadt
eBook394 Seiten4 Stunden

Was mir am Herzen lag: Vorträge von Alfred Sommer für die Stefanusgemeinschaft Immenstadt

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Das vorliegende Buch ist gewissermaßen eine unausgesprochene Hommage an meinen Vater zu seinem 75. Geburtstag. Er hatte seit jeher feste Leitlinien im Leben, von denen er nicht so leicht abwich. Sein unerschütterlicher Glaube, seine konsequente Erziehungshaltung, aber auch seine oft nachdenkliche, über
die richtige Lebensgestaltung sinnierende Art haben mich immer beeindruckt. Bei aller Themenvielfalt der Vorträge lassen sich doch vielfach ähnliche Leitprinzipien in seinem Denken feststellen.
Als ich eines Tages bemerkte, wie schwer es ihm fiel, seine Reden, die er vor dem Stefanuskreis gehalten hatte, zu entsorgen, habe ich den Entschluss zu der vorliegenden Sammlung gefasst. Vielleicht können ja einige der Gedanken, die meinem Vater am Herzen lagen, auch für Außenstehende von Nutzen sein.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum24. Juli 2019
ISBN9783749400591
Was mir am Herzen lag: Vorträge von Alfred Sommer für die Stefanusgemeinschaft Immenstadt
Autor

Alfred Sommer

Alfred Sommer wurde am 20.5.1944 in Obersandau (Egerland) geboren. Er wirkte u.a. als Oberstudiendirektor am Gymnasium in Sonthofen und hat in dieser Zeit auch die vorliegende Sammlung an Vorträgen für den Stefanuskreis Immenstadt gehalten.

Ähnlich wie Was mir am Herzen lag

Ähnliche E-Books

Christentum für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Was mir am Herzen lag

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Was mir am Herzen lag - Alfred Sommer

    Zum Geleit

    Die in diesem Band zusammengefassten Vorträge aus den Jahren 1991 bis 2015 wurden vorwiegend im Kreis der Stefanusgemeinschaft Immenstadt, aber auch in Kempten, Kaufbeuren, Schongau und in Nachbarorten gehalten. Ich wollte mit diesen Vorträgen interessierte Christen aus den unterschiedlichsten Bildungsschichten im Glauben stärken, ihren Horizont erweitern oder ihnen aufzeigen, welche Stellung ich zu gängigen Themen unserer Zeit einnehme. Keinesfalls sollte man an das Buch die Maßstäbe anlegen, wie sie für wissenschaftliche Arbeiten gelten, da Zitate und Übernahmen aus Zeitungen, Zeitschriften oder anderen einschlägigen Veröffentlichungen nicht immer gekennzeichnet sind und auch keine Quellenangaben erfolgen. (Auf gute Literatur zum jeweiligen Thema habe ich meist bei der Einleitung oder der Aussprache hingewiesen.) Sprachlich habe ich gelegentlich etwas provoziert, um die Zuhörer zur anschließenden Diskussion anzuregen. Einige Beiträge (besonders in den Anfangsjahren) sind etwas zu ausführlich ausgefallen, andere zeigen nur ganz knapp den Gedankengang auf, weil ich zum betreffenden Thema so viel zu sagen hatte, dass ich keine Notizen brauchte. Gelegentliche Übernahmen von Textstellen aus früheren Vorträgen sind dadurch zu erklären, dass es sich ja um Reden aus zweieinhalb Jahrzehnten handelt. In dieser langen Zeit wechselt zum einen das Publikum, zum anderen haben die Zuhörer meist längst wieder vergessen, was vor einigen Jahren gesagt wurde. (Als Lehrer wundert man sich oft, wie schnell selbst eindringlich vorgetragener Stoff vergessen wird.)

    Das Buch eignet sich nicht dazu, es von vorne nach hinten einfach durchzulesen. Den größten Gewinn hat man wohl, wenn man sich zu einem Thema erst selbst Gedanken macht, dann erst mit dem Lesen beginnt und schließlich noch etwas darüber nachdenkt. Bei der Konzeption der Vorträge habe ich natürlich nie an eine Veröffentlichung gedacht. Aber mein Sohn Georg hat die teilweise nur handschriftlich erhaltenen Manuskripte eines Tages mitgenommen, aufbereitet und zu meiner Überraschung als Buch herausgegeben. Dafür möchte ich ihm herzlich danken.

    Alfred Sommer

    Inhaltsverzeichnis

    Warum nervt die Kirche? (2011)

    Die Betrachtung des Gewissens und der Gebote

    Die Glaubensinhalte der Kirche

    Zentral ist die Menschwerdung Gottes

    Falsche Erwartungen

    Tomas Morales: Die Stunde der Laien (2010)

    Hinderungsgründe bei der Mobilisierung der Laien

    Unsere Wirkungsmöglichkeiten

    Die Weitergabe des Glaubens in der Familie (2006)

    Die Familie als Hauskirche

    Familienkatechese

    Wallfahrten und Glaubensgespräche

    Der Gedanke ans Sterben hilft bewusster zu leben (2008)

    Das Sterben eines Christen

    Gott kommt nach Beresniki (2012)

    Rückblick

    Die Anfänge des Wirkens von Pfarrer Fink

    Pilgerfahrt nach Beresniki

    Der Christ und die Bildung (1999)

    Glauben - Wissen - Reden:

    Das Märchen vom wahren Glück durch Bildung

    Ist Bildung für den Glauben notwendig?

    Der Kern der christlichen Bildung

    Ohne Christus laufen unsere Bildungsbemühungen ins Leere

    Vom Sinn des menschlichen Leidens (2006)

    Tiefenpsychologische Hintergründe

    Die Annahme des Leids

    Unsere Feiertage: sinnentleert und umgedeutet? (2014)

    Die Profanierung der Glaubensinhalte

    Was wir tun können?

    Freiheit und Gehorsam - ein Widerspruch? (1993)

    Der Begriff „Gehorsam"

    Die Freiheit

    Das Gewissen

    Hinweise zum Gehorsam in der Heiligen Schrift

    Fehlargumente, die beim Thema „Kirche und Gehorsam" oft auftauchen

    Das richtige Verständnis des Gehorsams in Freiheit

    Die Aufgabe der Eltern zur Weitergabe des Glaubens (1993)

    Die Situation der Jugendlichen

    Die Situation der Elternhaus

    Realisierung der Glaubensweitergabe

    Lebenshilfe aus den Briefen des Hl Apostel Paulus (2009)

    Aus Sorge um unsere Kirche (1997)

    Lebensfragen unserer Zeit (2000)

    Solidarität unter den Menschen

    Egoismus - Selbstbezogenheit

    Der Mensch ist auf Erfüllung angelegt

    Wozu sind wir auf Erden?

    Krisen in der Geschichte der katholischen Kirche (2004)

    Die Krise der Kirche heute

    Beispielhafte Krisen aus früherer Zeit

    Legenden und historische Wirklichkeiten (1994)

    Der Fall Galilei

    Die Inquisition

    Soziale Bewegungen und Lösungsversuche im Zeitalter der industriellen Revolution (2005)

    Die Wirtschaft Deutschlands im Umbruch

    Das Zeitalter der Industrialisierung

    Wohn- und Arbeitsbedingungen des Industrieproletariats

    Lösungsversuche der sozialen Frage

    Würdigung Papst Benedikts anhand seiner Reden (2007)

    Papst Benedikt als oberster Lehrer

    Papst Benedikt als oberster Hirte

    Papst Benedikt als Pontifex maximus

    Die Kirche auf dem Weg in die Zukunft (1998)

    Das Streben des Menschen nach der Wahrheit (2003)

    Stefanus-Gemeinschaft: Betrachtung und Diskussion

    Der Gebrauch der Sprache als Machtmittel

    Will der Mensch die Wahrheit hören?

    Relative oder absolute Wahrheit?

    Jesus Christus - der Grund des Glaubens (1995)

    Irreführende Jesusvorstellungen

    Das Wesen Jesu laut NT

    Glaube als Lebenshilfe (2015)

    Dankbarkeit

    Ehrlichkeit

    Arbeit und Geld

    Selbstbestimmung des Menschen und der Welt (1991)

    Einführung

    Die Selbstbestimmung unter historischem Aspekt

    Der Mensch ist auf Erfüllung angelegt

    Die Selbstbestimmung des Christen

    Fazit und praktische Folgerungen

    Der Plan Gottes - Antworten auf Probleme unserer Zeit (1992)

    Die Herrschaft des Menschen über die Natur

    Das Streben des Menschen nach Autonomie

    Die gesellschaftliche Verflechtung

    Die „Gleichschaltung" der Menschen

    Die Säkularisierung

    Der Plan Gottes

    Die Liebe

    Der Mensch: Bild und Gleichnis Gottes

    Christus, unser Wegweiser

    Warum nervt die Kirche? (2011)

    Wenn man die Nachrichten hört, die Zeitung liest oder sich im Bekanntenkreis unterhält, bekommt man den Eindruck, die Kirche sei eine echte Nervensäge. Sie hält dogmatisch am Althergebrachten fest, kümmert sich weder um die Meinung ihrer Mitglieder, noch um das Wohl ihrer Angestellten und Priester, obwohl sie selbst jede Menge Dreck am Stecken hat. Schon in der Vergangenheit hat sie Tausende unschuldiger Frauen als Hexen verbrannt, auf den Kreuzzügen aus Machtgier die friedliebenden Araber überfallen und Galileo Galilei untersagt, die Wahrheit über seine Gestirnforschungen zu verkünden.

    Während des Nationalsozialismus hat sie feige gekniffen, statt ernsthaften Widerstand zu leisten - Sinnbild dafür ist Papst Pius XII. - in den Nachkriegsjahren hat sie in ihren Kinderheimen ihre Schutzbefohlenen geprügelt und sexuell missbraucht und auch in unseren Tagen hören wir immer wieder von Vorfällen, die uns innerlich bewegen, emotional aufregen und uns an der Einfühlsamkeit der Kirche zweifeln lassen: Da verliert eine beliebte Angestellte eines katholischen Kindergartens ihre Arbeit, weil sie nach einer Scheidung wieder geheiratet hat. Ein junger Priester, der wegen seiner Natürlichkeit und seiner Volksnähe von allen Leuten hoch geschätzt wird, muss seine Berufung aufgeben, weil er sich in eine Frau verliebt hat und heiraten will. Konfessionsverschiedene Ehepaare können nach wie vor nicht gemeinsam die Hl. Eucharistie empfangen. In der Kirchenarbeit engagierte Frauen dürfen ihren Traumberuf „Priester" nicht ergreifen, Homosexuelle ihre von der Norm abweichenden Neigungen nicht ausleben und sogar in das Eheleben mischt sich die Kirche ein, indem sie die künstliche Empfängnisverhütung verbietet.

    Und damit dem Ganzen die Krone aufgesetzt wird, behauptet die katholische Kirche sogar, im Besitz einer unfehlbaren Wahrheit zu sein, sie hört nicht auf, zu predigen und zu missionieren, statt die Menschen mit einem anderen Glauben einfach in Ruhe zu lassen. Muss einen das nicht ärgern und aufregen? Es dürfte kaum eine Institution geben, die ein so miserables Medienecho hat wie die Kirche. Angefangen vom „ZDF über das Magazin „Spiegel, die „Süddeutsche Zeitung bis hin zum „Allgäuer Anzeigeblatt stoßen die meisten Medien in das gleiche Horn: Die Kirche „nervt uns!" Und nur zu oft haben sie mit ihren meist konzentriert vorgetragenen Kampagnen Erfolg, wie es das Beispiel um unseren ehemaligen Diözesanbischof Dr. Walter Mixa deutlich zeigt.

    Das Ansehen der katholischen Kirche in der Bevölkerung sinkt, die Unzufriedenheit mit vielen „von oben verordneten Maßnahmen nimmt zu und es gibt sogar Fälle, wo Priester in der Öffentlichkeit ungeahndet bespuckt wurden. Vielerorts rebelliert das Kirchenvolk und reklamiert für sich: „Wir sind Kirche, verbunden mit der Forderung, nunmehr die Geschicke der katholischen Kirche selbst in die Hand nehmen und sie demokratisch umgestalten zu können. Andere treten ganz aus und kehren der Kirche den Rücken, nicht ohne den Hintergedanken, sich in Zukunft die Kirchensteuer zu sparen. Sogar von den derzeit nur noch 12 Prozent verbleibenden regelmäßigen Besuchern des sonntäglichen Gottesdienstes in der katholischen Kirche fordern laut Allensbacher Jahrbuch über die Hälfte eine stärkere Anpassung der Lehre an den Zeitgeist. „Das zu tun, was Gott von mir erwartet sieht heute laut „Trendmonitor 2010 nur noch jeder zehnte junge Katholik zwischen 16 und 29 Jahren als Sinn seines Lebens an, eine Zahl, die mir persönlich fast noch zu hoch gegriffen erscheint.

    „Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! (Math. 8,26) riefen die Jünger einst beim Sturm auf dem Meer und angesichts der heutigen Situation könnten wir auch auf den Gedanken kommen, so zu rufen, was sicher nicht ganz falsch wäre. Aber wir wollen am heutigen Abend an dieser Stelle einmal einhalten und nachdenken. Sind „Der Spiegel und die linksgerichteten Medien tatsächlich dafür bekannt, dass sie sich um die Gefühle, die psychische Befindlichkeit und das Wohlergehen von katholischen Priestern Sorgen machen oder geht es ihnen beim Aufgreifen eines solchen Themas um etwas ganz anderes, für sie Entscheidenderes? Geht es ihnen bei ihrer Forderung, dass wiederverheiratete Geschiedene Zugang zu den Sakramenten haben darum, dass diese ihr Glück und ihr Seelenheil in der Kirche finden oder wollen sie in erster Linie der katholischen Kirche nur am Zeug flicken und ihrem Ansehen in der meist unbedarften und leicht zu beeinflussenden Öffentlichkeit schaden?

    Die Betrachtung des Gewissens und der Gebote

    Es liegt der Verdacht nahe, dass die katholische Kirche die säkularisierte Gesellschaft unserer Tage aus viel tieferen und schwerwiegenderen Gründen stört als allgemein vorgegeben wird. Die nicht gerade im Verdacht von zu starker Kirchenfreundlichkeit stehende Wochenzeitung „Die Zeit hat vor einiger Zeit (Nr. 40/2009) unter der Überschrift „Warum nervt die Kirche? einen interessanten Artikel veröffentlicht, aus dem ich kurz zitieren darf: Die Kirche „nervt erstens, weil sie muss. Diese Gesellschaft hat es vorzüglich gelernt, ihre Sünden und Abgründe ins wohlige Bad des Mainstreams zu tauchen. Das Böse nähert sich als Genosse Trend, sagt dann „ey du, wenn es für dich okay ist, dann ist es auch für mich okay. Dagegen muss eine Kirche stehen, sie muss Trennlinien zwischen Gut und Böse ziehen, muss den Konsens zerschneiden, bei allen Formen des Im-Stich-Lassens, bei Leben, Tod und Pflegeheim. Das ist die gute Kirche, die nervt, weil sie die Anstößigkeit des antiken Revolutionärs Jesus Christus am Leben erhält."

    Die katholische Kirche ist heute fast die einzige Bastion, die für das ungeschmälerte Lebensrecht der Menschen von der Zeugung bis zum natürlichen Tod eintritt, sich für alle – auch die ungeborenen – Behinderten einsetzt und ohne Vorbedingungen mit zig-Tausenden Ordensangehörigen und Helfern – oft unter Lebensgefahr – den Hungernden in der ganzen Welt hilft. Damit stört sie natürlich all jene, die aus ideologischen, finanziellen oder Forschungsgründen die Freiheit, alles zu tun, was sie wollen, über das Lebensrecht stellen.

    Ein Beispiel ist die Euthanasie. Wenn vor allem alte und kranke Menschen zur Belastung werden, euthanasiert man sie. Der erste Staat, der die Euthanasie gesetzlich geregelt hat, sind die Niederlande. Im Jahr 2007 wurde nach offizieller Statistik 2120 Menschen auf diese Weise das Leben genommen, das sind 1,4 Prozent aller niederländischen Todesfälle. Untersuchungen der Regierung kommen zu dem Schluss, dass wohl nur jeder zweite Euthanasiefall gemeldet wird und schätzungsweise 1000 Menschen jährlich ohne Einwilligung euthanasiert werden.

    Beispiel Abtreibung: Nach vorsichtigen Schätzungen werden in Deutschland jedes Jahr 200000 Kinder abgetrieben. Das sind seit 1970 über 8 Millionen Abtreibungen. Die Verhütungs- und Abtreibungsorganisationen verdienen jedes Jahr allein in Deutschland 7-stellige Summen.

    Bei der neuerdings in Deutschland erlaubten Präimplantationsdiagnostik werden die künstlich hergestellten Embryonen einem Qualitätscheck unterworfen, bevor sie eventuell in die Gebärmutter eingepflanzt werden. Bei natürlichen Schwangerschaften fördert die Bundesregierung mit Steuergeldern Programme, mit denen die werdenden Mütter gezielt Trisomie untersucht werden sollen, damit mongoloide Kinder frühzeitig abgetrieben werden können.

    So könnte man fortfahren, die stillschweigende Erosion des Lebensschutzes zu Gunsten von mehr Freiheit oder Profit anderer Menschen zu beklagen. Außer der katholischen Kirche findet sich aber kaum mehr eine Institution, die dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten versucht. Und das in einem Land, dessen erster Artikel der Verfassung lautet: Die Würde des Menschen ist unantastbar!

    Natürlich stört die Kirche mit ihrem uneigennützigen Einsatz zu Gunsten der Armen in den Entwicklungsländern oft auch die dortigen Regierenden und Land-Lords, die das Land lieber zu ihrem Vorteil und Profit nutzen oder die Bodenschätze ohne Rücksicht auf Verluste ausbeuten möchten. In Mexiko und in vielen Bereichen Südamerikas stehen meist nur die Ortspfarrer auf der Seite der armen Bauern, die sich dagegen wehren müssen, dass reiche Großgrundbesitzer oder große Handelsgesellschaften sie enteignen, um in großem Stil die Produkte anzubauen und zu vermarkten, die im reichen Europa gute Gewinne versprechen, wie Futtermittel, Sojabohnen und Mais. Ist es da ein Wunder, dass die Kirche als lästiger Störenfried angesehen wird, wenn sie sich dem in den Weg stellt? Dabei muss man nicht einmal ein gläubiger Katholik sein, wenn man den Lebensschutz, die Menschenrechte und die Bewahrung der Natur gegen alle anderen Interessen und seien sie auch mit noch so guten Gründen vorgetragen – mit aller Kraft verteidigt. Die Rede Papst Benedikts XVI. im Deutschen Bundestag am 22. September liefert eine sehr gute Grundlage dafür, nach welchen Vorgaben sich die politischen Entscheidungen bei wirklich wichtigen Dingen zu orientieren haben.

    Aber die Kirche nervt auch, weil sie mit klaren Anweisungen – den 10 Geboten – in das tägliche Leben der Menschen eingreift und dadurch unbequem wird. Immer heißt es, Du sollst nicht dieses und Du sollst nicht jenes. Als ob ich das im Grunde nicht selber wüsste! - Aber diese Notlüge erspart mir nun einmal eine lästige, lange Diskussion. - Aber meine Eltern selbst in mein Haus aufzunehmen und zu betreuen, das ginge nun wirklich zu weit!- Aber jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, das ist mir zu fromm. Gott hat sicher Verständnis dafür, wenn ich am Sonntagvormittag einmal ausschlafe oder meinen Lieblingssport betreibe. - Solche Gewissenskämpfe – sofern man sie überhaupt noch verspürt – tragen sicher nicht zur Beliebtheit der Kirche bei.

    Meist sieht man den Sinn der Gebote prinzipiell ja durchaus ein, vor allem wenn sie den bösen Nachbarn betreffen, für sich selbst schlüpft man aber gerne unten durch. (Ganz nebenbei: man stelle sich nur einmal vor, was passieren würde, wenn sich diese Leute auch über die Verkehrsregeln so nonchalant hinwegsetzen würden!) Aber umso größer ist dann die Befriedigung, wenn man in einer Zeitung liest, dass scheinbar auch die Kirche Fehler macht oder ungerechtfertigte hartherzige Forderungen stellt. Dann ist für Otto Taufscheinkatholik die Welt wieder in Ordnung, denn offensichtlich wirft die Kirche mit Steinen, obwohl sie im Glashaus sitzt, und zudem sind ihre Anforderungen insgesamt zu hoch, sodass man sich heutzutage nicht mehr danach zu richten braucht.

    Sie, liebe Stefanusfreunde, wissen natürlich, dass sich das seelische Gleichgewicht auf andere, urkatholische Weise viel leichter und nachhaltiger einstellen würde, wenn man nämlich zur Beichte geht und dort seine Schwächen und Sünden bekennt. Es ist eine gewisse Tragik der Kirche, dass sie dort, wo sie Normen und Gebote aufstellt, im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht, aber im Beichtstuhl, wo sie liebt, verzeiht und berät, völlig im Verborgenen bleibt. Die Vernachlässigung des Sakramentes der Buße durch die Gläubigen in der heutigen Zeit trägt ganz entscheidend zu ihrer Entfremdung von der Kirche bei.

    Und damit sind wir beim wichtigsten Punkt unseres Themas: Die Kirche ist ja in erster Linie nicht eine moralische Anstalt, die den Menschen vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen haben, sondern das pilgernde Volk Gottes, die Gemeinschaft der Gläubigen, die den durch Jesus Christus offenbarten Glauben angenommen haben und sich als Teil des unsichtbaren mystischen Leibes des Herrn verstehen. Um die Kirche als ständige lästige Mahnerin bei vielen moralischen Positionen zu schwächen, müssen die Gegner nur die Glaubensinhalte aushöhlen, damit die Gläubigen nicht mehr hinter ihr stehen, denn ein Reich, das uneins ist, zerfällt, wie schon Christus einmal sagte. Und leider haben sie dabei bei vielen Katholiken Erfolg, besonders bei jenen, die sich für aufgeklärt und theologisch gebildet halten. Diese innere Zerrissenheit unter den Gläubigen ist heute eines der Hauptärgernisse der ganzen westeuropäischen Kirche.

    Die Glaubensinhalte der Kirche

    In der Tat öffnen sich ja nicht alle Glaubensinhalte so ohne weiteres dem reinen Intellekt. Diese Schwierigkeiten der Gebildeten mit seiner Lehre hat Jesus vorausgesehen, als er in seinem wunderbaren Lobpreis an seinen Vater ausrief: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dieses vor Weisen und Klugen verborgen, den Kleinen aber geoffenbart hast. Ja, Vater, denn also ist es wohlgefällig vor dir. Alles ist mir von meinem Vater übergeben; und niemand kennt den Sohn als der Vater; und auch den Vater kennt niemand als der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will." (Math. 11, 25-27).

    Auch der Hl. Apostel Paulus weist in den ersten drei Kapiteln seines 1. Briefes an die Korinther auf das Anstößige des christlichen Glaubens hin, der sich nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft gründen soll. „Keiner täusche sich selbst. Wenn jemand unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, so werde er ein Tor, damit er weise werde. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. Es steht nämlich geschrieben: Er fängt die Weisen in ihrer Schlauheit. Und wiederum: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen in ihrer Nichtigkeit." (Kor 3, 18-21)

    Die ersten drei Kapitel des 1. Korintherbriefes erscheinen mir geradezu prophetisch in Hinblick auf die vielfach überheblichen Angriffe von Intellektuellen in unserer Zeit auf die Kirche geschrieben zu sein.

    Der Streit um die Inhalte der katholischen Lehre ist weder neu noch kann er einen im Glauben gefestigten Christen tatsächlich überraschen, denn Christus selbst hat in die Zukunft blickend vorhergesagt: „Glaubt nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert!Ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter, die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und die Feinde des Menschen werden seine Hausgenossen sein ... Und wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert." (Math. 10, 34-39). Hat man angesichts der Zwistigkeiten unter Klerus und Gläubigen nicht manchmal den Eindruck, dass diese Prophezeiung heutzutage in Erfüllung geht?

    Im Evangelium kommen sehr viele Stellen vor, in denen Jesus auf die künftigen Auseinandersetzungen um seine Lehre hinweist bzw. solche Auseinandersetzungen geradezu herausfordert, wenn er beispielsweise - ohne irgendeine Amtsgewalt hierfür zu besitzen - die Tische der Geldwechsler und Händler im Tempel um schmeißt und diese aus dem Tempel wirft oder wenn er die damaligen Theologen - die Pharisäer und Schriftgelehrten - als Heuchler und Natterngezücht beschimpft. Jesus bediente sich einer sehr unverblümten Ausdrucksweise bei der Verkündigung seiner Lehre - ich erinnere nur an die Vorfälle bei der Verheißung des Altarsakramentes (Joh 48ff) oder wenn er beispielsweise den Untergang von Bethsaida und Kapharnaum prophezeit (Math. 11, 20ff). Da nimmt er keinerlei Rücksicht auf die Gefühle der Zuhörer. Er war knallhart in seinen Aussagen, wenn es darum ging, der Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen.

    Und er möchte, dass auch wir Gläubige eindeutig Stellung beziehen. Wen die Auseinandersetzungen um die Kirche nicht aufwühlen oder wer glaubt, sich zwischen allen Meinungen hindurch lavieren zu können, den trifft das Wort an die Gemeinde von Laodicea aus der Geheimen Offenbarung: „Weder kalt bist du noch warm. O wärest du doch kalt oder warm!Da du aber lau bist und nicht warm noch kalt, so bin ich daran, dich aus meinem Munde auszuspeien. (Offb. 3, 15-16). Wer zu Kirche gehören will, also alle Kyriakoi - die zum Herrn Gehörigen - muss sich von ihr auch etwas sagen lassen; im Unterschied zu einer heute weit verbreiteten Auffassung dürfen wir uns nicht selbst als ihre Herren verstehen, die ihre Richtung bestimmen. Vielmehr sollten wir uns als Rebzweige betrachten, die am Weinstock bleiben müssen, um Frucht bringen zu können. Für uns gilt das Wort: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.

    Zentral ist die Menschwerdung Gottes

    Anders ist die Sachlage, wenn Nichtgläubige mit der kirchlichen Lehre konfrontiert werden. Schon allein die Tatsache, dass die Kirche beansprucht, mit ihrer Lehre im Besitz der Wahrheit zu sein, ja dass es überhaupt so etwas wie eine Wahrheit gibt - und nicht je nach Betrachtungsweise viele Wahrheiten, wie es im Zeitalter des Relativismus zu glauben modern ist, stellt für viele von ihnen ein Ärgernis dar. Mir ist das neulich wieder so richtig zu Bewusstsein gekommen, als ich den bekannten atheistischen Schriftsteller Michael Schmidt-Salomon (Mitbegründer der kirchenfeindlichen Giordano-Bruno-Stiftung) im Vorfeld des Papst-Besuches bei einer Diskussion im Fernsehen erlebte. Er machte sich darüber lustig, dass die Christen sich einbildeten, ein unendlich großer Schöpfer des ganzen Kosmos, der ja bereits seit Jahrmilliarden existiert, könne sich um ein so unbedeutendes Wesen wie den Menschen kümmern oder sich sogar um ihn sorgen. Bei seinem Spott gingen mir wieder einmal die Augen auf, wie unfassbar für den Verstand tatsächlich unser Glaube ist, dass dieser unendlich große Gott die Menschen nicht nur wahrnimmt, sondern sie sogar nach seinem Ebenbild geschaffen hat und sie wie ein Vater dermaßen liebt, dass er seinen Sohn geschickt hat, um sie vor dem Verderben zu retten. Dieses Wunder ist so groß, dass es die Fassungskraft des menschlichen Verstandes übersteigt. Ich empfehle Ihnen, dass Sie sich in einer stillen Stunde - am Besten, bevor Sie Ihre Gebetszeit beginnen - wieder einmal in dieses Geheimnis vertiefen. Sie werden dann viel andächtiger beten.

    Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ist das unfassbarste Geheimnis der Weltgeschichte, daran hängt der ganze christliche Glaube. Es ist eine unverdiente Gnade, dass wir daran glauben können, und es ist unsere Aufgabe, jedem Rede und Antwort zu stehen, der uns nach dem Grund unserer Hoffnung befragt, wie es im 3. Kapitel des ersten Petrusbriefes heißt. Jesus sagt es nach seiner Auferstehung selbst klipp und klar: „Gehet hin in alle Welt und verkündet die Frohbotschaft allen Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden." (Mk 16, 15-16)

    Wenn wir erst einmal das Unbegreifliche glauben, dass der allmächtige Schöpfergott seinen Sohn auf die Erde geschickt hat, um uns zu erlösen, dann sind all die anderen unfassbaren Wunder, die heute manchmal so umstritten sind, für den Gläubigen aus diesem Wissen heraus durchaus glaubhaft, nämlich dass dieser Gottessohn auch den Tod überwunden hat, dass er in der Hl. Eucharistie immer bei uns bleibt und dass z.B. seine jungfräuliche Mutter ohne Erbsünde empfangen wurde. Für Gott, der das ganze Universum und unsere Erde mit ihren geheimnisvollen Gesetzmäßigkeiten geschaffen hat, kann es doch nicht unmöglich sein, dass er die Frau, aus der sein Sohn Fleisch annehmen soll, mit ganz außergewöhnlichen Gnaden und Gaben ausstattet. Wenn man es sich etwas tiefer überlegt, dann haben all die Zweifelnden und Kritiker von katholischen Glaubenswahrheiten eines gemeinsam: Sie glauben nicht wirklich, dass der Stifter dieses Glaubens, Jesus Christus, der wahre Sohn Gottes ist, dem alle Gewalt gegeben ist. Und weil sich die katholische Kirche als der mystische Leib ihres Herrn Jesus Christus betrachtet, kann sie auch nichts davon aufgeben, was Christus gelehrt hat, auch wenn das der jeweilige Zeitgeist verlangt. Das ist der tiefste Grund dafür, weshalb die Kirche mit ihren Aussagen und Lehren in unserer Zeit immer wieder aneckt und Widerspruch findet.

    Gewissermaßen der Garant dafür, dass die Kirche von ihrem substantiellen Inhalt nichts aufgibt, ist der Hl. Geist, der ihr als Lehrer und Beistand zugesagt ist. Man muss sich doch sehr darüber wundern, dass in den 2000 Jahren des Bestehens der Kirche bei all den Stürmen, durch die sie gehen musste, nie der Kern der Lehre angetastet wurde, obwohl formal ihre Leitung schwachen Menschen anvertraut ist. Wie Sie sicher wissen, gab es in der Geschichte durchaus auch machtbesessene und lasterhafte Päpste, die ein durch und durch amoralisches Leben führten. Das hat zwar dem Ansehen der Kirche schwer geschadet und schadet ihr heute noch, aber in der Glaubenslehre ist sie dank der Leitung von Gottes Geist auch aus diesen Epochen unbeschadet hervorgegangen.

    Schon bei der Auswahl seiner Jünger hat Jesus ja nicht auf hoch gebildete Theologen und Schriftgelehrte gebaut, sondern auf einfache Menschen, wie Fischer und Zöllner, die ihn später bei seiner Gefangennahme aus Furcht verlassen sollten. Und ausgerechnet Petrus, der aus Menschenfurcht gewissermaßen meineidig geworden ist, bekommt die Leitung der Kirche übertragen - nach menschlichen Maßstäben unbegreiflich. Etwas schnoddrig möchte man sagen: so eine Personalpolitik kann nur einer betreiben, der entweder sehr tief in das Innere eines Menschen hineinschauen kann oder einfach auf den Hl. Geist vertraut. Wer dieses Selbstverständnis der Kirche kennt, wundert sich nicht darüber, dass Papst Benedikt XVI. bei seinem kürzlichen Besuch in Deutschland fast alle von den Medien und linkslastigen Theologen hochgespielten Erwartungen wie Seifenblasen platzen ließ und statt dessen den Glauben in Deutschland zu

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1