Die Bruderschaft des Regenbogens
Von Uwe Goeritz
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Über dieses E-Book
Der Autor verwendet eine Sprache, die im Kontext des historischen Erzählens authentisch wirkt. Die Dialoge sorgen für Lebendigkeit und besondere Nähe zum Geschehen. Bildliche Beschreibungen erschaffen besondere Eindrücke vor dem inneren Auge des Lesers. Der Text richtet sich an ein historisch interessiertes Publikum.
Fazit: Ein weiteres, lesenswertes Abenteuer, das den Leser in die spannende Zeit der Reformation und des Bauernkrieges zum Ende des Mittelalters entführt.
Uwe Goeritz
Uwe Goeritz, Jahrgang 1965, wuchs in Sachsen auf. Bereits in frühester Jugend begann er sich für die Geschichte seiner Heimat, besonders im Mittelalter, zu interessieren. Aus dieser Leidenschaft und nach intensiven Recherchen zum Leben im Mittelalter entstand, mit "Der Gefolgsmann des Königs", sein erster historischer Roman, der die Geschichte des Volkes der Sachsen vor dem Hintergrund großer geschichtlicher Umwälzungen plastisch darstellt. In seinen Geschichten verdeutlicht er die Zusammenhänge und stützt sich dabei auf historische Quellen und Forschungsergebnisse über das frühe Mittelalter. Er lebt heute mit seiner Frau in Leipzig.
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Buchvorschau
Die Bruderschaft des Regenbogens - Uwe Goeritz
Inhaltsverzeichnis
Die Bruderschaft des Regenbogens
Ein kleines Boot
An der Pforte des Klosters
Eine neue Idee
Der lange Weg
Zwei Pfarrer in einer Kirche
Was ist die Wahrheit?
Leben in Abgeschiedenheit
Ein gefährliches Buch
Die Flucht aus dem Kloster
Ein Mönch auf Wanderschaft
Die Hungerrevolte
Vor den Toren der Stadt
Der große Haufen
Bauern und Mönche
Ein ferner Ruf
Eine blutige Schlacht
Flucht durch den Wald
Zurück im Kloster
Gegenüberstehen
Der Abt
Bleiben oder gehen
Auf in die Zukunft
Gewissensfragen
Ein neuer Weg
Zeitliche Einordnung der Handlung
Die Bruderschaft des Regenbogens
Mit seinen Hammerschlägen am Tor der Schlosskirche zu Wittenberg brachte Martin Luther am 31. Oktober 1517 die Kirche symbolisch zum beben. Mit der Verkündung seiner Thesen erschütterte er die seit mehr als tausend Jahren fest geführten Fundamente und den Reichtum der Kirche sowie des Papstes. Seine Thesen waren die Grundlage der Reformation und des später folgenden Bauernkrieges.
Diese Geschichte handelt von zwei Mönchen, die in den Strudel der Reformation gelangen. Wie wird sich ihr Leben entwickeln und wie werden sie sich entscheiden? Für den friedlichen Weg Luthers oder der kämpferischen Müntzers? Sie handelt aber auch von den Menschen, denen nicht diese Wahl blieb, sondern die als letzten Ausweg den Kampf um ihr Leben aufnehmen mussten.
Sie alle waren Teil einer Bewegung, die nur hundert Jahre später in einen großen europäischen Krieg mündete und heute noch in der Teilung zwischen evangelischer und katholischer Kirche deutlich zu sehen ist. Aber auch die heute gesprochene deutsche Sprache kommt aus der Übersetzung der Bibel durch Luther.
Die handelnden Figuren sind zu großen Teilen frei erfunden, aber die historischen Bezüge sind durch archäologische Ausgrabungen, Dokumente, Sagen und Überlieferungen belegt.
1. Kapitel
Ein kleines Boot
Mit ein paar Ruderschlägen zog der Steuermann das kleine Ruderboot in die Mitte des Flusses. Der Junge am Bug hielt seine Hand ins Wasser und schaute den Wellen hinterher, die seine Finger im Wasser hinter sich ließen. Er war etwa dreizehn Jahre alt und bisher hatte er den elterlichen Bauernhof nicht oft verlassen.
Bis gestern Abend hatte er noch bei der Ernte geholfen und heute früh war er in ein neues Leben aufgebrochen. Der elterliche Bauernhof konnte nicht mehr alle ernähren. Zu groß waren die Abgaben, so dass sich der Vater entschlossen hatte seinen zweitältesten Sohn in das Kloster zu schicken. „Der Abt nimmt uns unser Korn, dann soll er uns auch einen Esser abnehmen." hatte er seine Entscheidung begründet, obwohl eine Begründung nicht notwendig gewesen wäre. Viele Winter über hatte der Junge Hunger gehabt, nur selten konnte er sich wirklich satt essen.
Er schaute nach vorn und dachte daran, was ihn wohl im Kloster erwarten würde. Langsam zog der Kahn dahin, von der Strömung getrieben. Das Boot war etwa zwei Meter breit und fünf Meter lang. Viele Kisten und Säcke standen auf dem Boot. Links und rechts des gemächlich dahin strömenden Flusses säumten kleine Bäume und Sträuchern das Ufer. Der Junge hatte den Schiffer in der letzten Stadt beim beladen gesehen und einfach gefragt, ob er ein Stück mitfahren könne. So kam er zwar auch nicht viel schneller voran, aber er musste wenigstens nicht laufen.
Er hatte einen Brief seines Dorfpfarrers dabei, den er im Kloster vorzeigen sollte. Darin war noch einmal alles beschrieben, was der Pfarrer mit dem Abt besprochen hatte. Der Junge, Thomas war sein Name, konnte zwar nicht lesen, war aber sonst sehr gescheit. Noch in der Dunkelheit hatte er sich von Vater, Mutter, dem älteren Bruder und den beiden jüngeren Schwestern verabschiedet, dann hatte er sich selber auf den Weg in das Kloster gemacht. Jetzt war es etwa Mittag und noch vor Einbruch der Dunkelheit wollte er in dem Kloster sein, sonst müsse er vor dem Tor auf der Wiese schlafen und das wollte er eigentlich nicht.
Sanft schaukelte der Kahn hin und her, die Wärme der Sonne sorgte dafür, dass der Junge im Bug des Schiffes einschlief. Nach einer ganzen Weile weckte ihn der Ruf des Schiffers vom Heck des Bootes. Verschlafen rieb sich der Junge die Augen und schaute nach vorn. Der Fluss machte eine sanfte Biegung und direkt in dieser Biegung standen auf der rechten Seite ein paar Häuser und eine kleine Kapelle. Schnell nahm er sein Päckchen auf, dass er neben sich gelegt hatte. Während der Schiffer zum Ufer steuerte stand der Junge auf.
Das Boot schwankte leicht als es am Ufer anlegte und der Junge hielt sich an der Bordwand fest, um nicht ins Wasser zu fallen. Er blickte sich um, rief „Danke schön." zum Schiffer, der ihm freundlich zunickte, und sprang dann an Land in das Gras. Das Boot legte wieder ab und der Junge schaute noch eine Weile hinterher, bevor er sich zu dem Kloster umdrehte, das ja seine Heimat für die nächste Zeit oder auch für immer werden würde. Eine hohe Mauer umgab das ganze Kloster und von hier aus sah er nur die Dächer darüber hinausragen. Er sah nach links und rechts und suchte den Eingang.
Etwas versteckt, direkt in der Mauer eingelassen und durch ein Gebüsch verdeckt, war eine kleine Holztür, nicht weit von ihm entfernt. Mit seinem Päckchen auf dem Rücken, in dem alle seine Habseligkeiten waren, machte er sich auf zu dieser Pforte. Beherzt klopfte er an und wartete. „Soll ich noch mal klopfen?" fragte er sich in Gedanken, als er schon eine ganze Weile gewartet hatte.
In dem Moment als er erneut klopfen wollte schwang das Tor mit einem knarren auf. Ein älterer Mönch mit grauen Haaren stand in der Tür und sah den Jungen fragend an. Wortlos überreichte Thomas dem Mönch seinen Brief. Dieser überflog die Zeilen und winkte den Jungen ohne ein Wort herein. Hinter den beiden schloss sich das Tor wieder.
Der Mönch führte den Jungen über einen großen Hof zu einem kleinen, einzeln stehenden, Haus in der Mitte des Klosters. Dort angekommen zeigte er auf eine Bank neben dem Eingang und sagte zu dem Jungen „Warte hier." Dann ging er mit dem Brief hinein. Thomas setze sich auf die Bank und schaute sich um. Auf der anderen Seite des Hofes war ein großes langes Gebäude, an das sich eine kleine Kapelle anschloss. Rings um den Hof waren kleinere Gebäude, offenbar Scheunen oder Ställe, denn sie sahen genauso aus, wie die Scheune auf seinem elterlichen Bauernhof.
Nach einer ganzen Weile öffnete sich die Tür wieder und der Mönch bat Thomas in das Haus hinein. In einem kleinen Zimmer saßen zwei andere Mönche und ein etwas dickerer Mann von offensichtlich höherer Stellung, wie Thomas an seiner vornehmen Kleidung sofort sah. Der Mann hatte den Brief in der Hand und sprach den Jungen an „Ich bin der Abt dieses Klosters und du möchtest also in mein Kloster eintreten? ohne eine Antwort abzuwarten sprach er weiter „Dies hier ist Mönch Andreas, er wird sich um dich kümmern und wenn du fragen hast, dann frage ihn.
Damit zeigte er auf einen der Mönche in dem Raum und verließ das Zimmer durch eine Tür in einen anderen Raum.
Andreas, ein Mönch der etwa zehn Jahre älter war als der Junge, stand auf und kam um den Tisch herum. „Wie ist dein Name? fragte er den Jungen. „Thomas.
antwortete der und schaute zu dem Älteren auf. „Ich werde dir dein Zimmer zeigen und dir alles geben was du in der nächsten Zeit brauchst. Komm mit. sagte Andreas und führte den Jungen aus dem Raum hinaus auf den Hof. Vor der Tür zeigte Andreas auf das lange Gebäude auf der anderen Hofseite und sagte „Dort drin sind unsere Wohnräume. Oben Wohnen wir, unten sind die Schreibräume und der Speisesaal.
„Oben." dachte der Junge, bisher kannte er nur einstöckige Häuser, aber hier musste er erst eine Treppe nach oben steigen. Ein dunkler langer Gang wurde