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Im Schatten des Weltkriegs: Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945
Im Schatten des Weltkriegs: Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945
Im Schatten des Weltkriegs: Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945
eBook763 Seiten9 Stunden

Im Schatten des Weltkriegs: Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945

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Über dieses E-Book

Im Schatten des Zweiten Weltkriegs versuchte die kroatische Ustasa-Bewegung, gewaltsam einen ethnisch homogenen Nationalstaat zu schaffen. Die Zerschlagung Jugoslawiens durch die Wehrmacht versetzte die Ustasa in die Lage, ein Terrorregime zu etablieren, das sich vornehmlich gegen Serben, Juden und Roma richtete. Damit entfesselte die Ustasa einen Bürgerkrieg, dem etwa 500 000 Menschen zum Opfer fielen.
Korb fragt nach den Motiven, Interessen und Handlungsspielräumen der Ustasa, nach dem Verlauf des Gewalteinsatzes und nach dem Zusammenspiel von Bürgerkriegsdynamiken und Brutalisierung. Dabei beschreibt er eine komplexe Spirale der Gewalt, an der kroatische, serbische, deutsche und italienische Akteure beteiligt waren. Seine Studie erschließt auf eindrückliche Weise die Vielschichtigkeit des Geschehens und gibt damit der Holocaust- wie Gewaltforschung eintscheidende neue Anstöße.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum29. Mai 2013
ISBN9783868545784
Im Schatten des Weltkriegs: Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945

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    Buchvorschau

    Im Schatten des Weltkriegs - Alexander Korb

    Gewalt.

    I. Gewaltraum und Gewaltakteure: Kroatien, die Ustaša und die Besatzungsmächte

    23 Jahre lang hatte der zunächst als Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründete jugoslawische Staat in Frieden existiert. Doch in den Jahren vor dem deutschen Angriff 1941 befand sich die Gesellschaft in einer schweren Krise. Politische und soziale Auseinandersetzungen verliefen immer stärker entlang ethnisierter Linien. Das Misstrauen der gesellschaftlichen Gruppen untereinander nahm stetig zu, und das Vertrauen der Bürger in den Staat sank. Die integrativen Kräfte vermochten die Spannungen nicht auszugleichen. Gleichwohl waren der einsetzende Bürgerkrieg und die Massengewalt nicht das zwangläufige Telos der Geschichte Jugoslawiens. Noch im Jahr 1940 war die Strahlkraft der Idee, dass alle südslawischen Völker eine gemeinsame Nation bildeten, nicht verbraucht. Und auch wenn die Ustaša keineswegs eine marginale Bewegung war, besaß sie alleine nicht die Kraft, Kroatien in die Unabhängigkeit zu führen. Es bedurfte der Entscheidung der Achsenmächte, damit der Unabhängige Staat Kroatien (USK) entstehen konnte und um Jugoslawien zu vernichten.¹

    Die in Jugoslawien einsetzenden gewaltsamen Dynamiken waren nicht etwa der Ausdruck ethnischen Hasses in einem zum Scheitern verurteilten Vielvölkerstaat. Mark Mazower hat darauf hingewiesen, dass die Massengewalt auf dem Balkan im 20. Jahrhundert »nicht der spontane Ausbruch eines urzeitlichen Hasses, sondern der wohl überlegte Einsatz organisierter Gewalt gegen Zivilisten durch paramilitärische Kommandos und Armeeeinheiten« war. Die Nationalisten, so Mazower weiter, mussten extreme Gewalt anwenden, »um eine Gesellschaft auseinander zu brechen, die sonst fähig war, die weltlichen Brüche zwischen Klassen und Ethnien zu ignorieren«.²

    Um dieses Auseinanderbrechen der jugoslawischen Gesellschaft bzw. des jugoslawischen Staates zu verstehen, wendet sich die Arbeit zunächst der Geschichte des Raums und seiner Bewohner zu, um dann auf den kroatischen Separatismus in Kroatien einzugehen, der schließlich zur Gründung eines kroatischen Staates unter der Ustaša im Jahr 1941 führte.

    Nationsbildung in Jugoslawien

    Die Ethnisierung der multireligiösen Gesellschaften Südosteuropas, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts in vielen Regionen rasch vollzog, gilt als der wichtigste Erklärungsansatz für die Zunahme ethnischer Gewalt vor und während der Balkankriege und der Weltkriege. Zu Recht wird betont, dass der Siegeszug von »genetisch-objektiven« Nationsmodellen dazu führte, dass die nationalen Eliten in Kategorien von homogenen, voneinander abgrenzbaren Völkern zu denken begannen. Gerade die Unmöglichkeit, eindeutige Grenzen zwischen den Völkern des Balkans herzustellen, verlieh den imaginierten Bildern über den Bestand, die Größe und die Bedeutung von Nationen ihre Kraft. Dabei gingen die selbst ernannten nationalen Erwecker von ethnisch kompakten Kernen der Nation aus, die bereits im Mittelalter bestanden hätten. Das Postulat von der Einheit von Volk und Raum diente dabei der Legitimation nationalterritorialer Ansprüche, selbst wenn die eigene ethnische Gruppe nicht die Bevölkerungsmehrheit stellte. Wissenschaftler untermauerten Gebietsansprüche, indem sie behaupteten, dass die Geschichte und die ethnische Abstammung entscheidend seien für die Zugehörigkeit zur Nation, und nicht etwa Religion, Sprache, Kultur oder Identität als Kriterien, die vor allem unter dem sogenannten osmanischen Joch aufgegeben worden waren.³ Solche Narrative bildeten die Begleitmusik zu tatsächlich erfolgenden Nationsbildungen. Bei diesen handelte es sich indes nicht um ein »Erwachen« bereits im Kern bestehender Nationen, sondern um langwierige und verschlungene Prozesse, die, wenn überhaupt, erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem vorläufigen Abschluss kamen.

    Das jugoslawische Gebiet lag an der Schnittstelle mehrerer Reiche und war somit ein Schauplatz von Kriegen wie auch von Migration, Handel und Kulturaustausch. Es verdankte seine kulturell wie sozial heterogene Bevölkerung den imperialen Wirkungen der frühen Neuzeit und des 19. Jahrhunderts. Christliche Flüchtlinge aus dem osmanischen Sultanat flohen zu Tausenden auf das Gebiet der Habsburger Monarchie und wurden von der kaiserlichen Verwaltung in den Grenzgürteln angesiedelt. Auf der osmanischen Seite der Grenze arbeiteten zumeist christliche Leibeigene auf den Ländereien einer muslimischen Elite. Serbien war seit dem frühen 19. Jahrhundert ein unabhängiges Fürstentum. Kroatien-Slawonien gehörte zum ungarischen, Dalmatien hingegen zum österreichischen Reichsteil der Habsburger Monarchie. Bosnien und Herzegowina waren ein österreichisch-ungarisches Kondominium, das bis 1908 nominell zum Osmanischen Reich gehörte. Nach der Besetzung Bosniens und der Herzegowina durch Österreich-Ungarn im Jahr 1878 wanderten etwa einhunderttausend Muslime aus dem Land aus, während etwa ebenso viele Tschechen, Deutsche, Ungarn und Slowaken in das Gebiet einwanderten.

    Die politischen und sozialen Alltagserfahrungen der Bevölkerung spielten sich also zu sehr unterschiedlichen Bedingungen ab. Gerade in den Jahrzehnten, in denen die südslawischen Schriftsprachen entwickelt wurden, die Alphabetisierungsquote der Bevölkerung stieg und in der Folge erstmalig breite Bevölkerungsschichten an politischen Prozessen partizipierten und nationales Bewusstsein die Massen erreichte, war die südslawische Bevölkerung auf ganz unterschiedliche Staaten wie Österreich-Ungarn, Serbien und das Osmanische Reich verteilt. Da das spätere Territorium des USK ausschließlich Gebiete der ehemaligen Habsburger Monarchie umfasste, ist vor allem die spezifische k.u.k.-Vorgeschichte des Raums von Interesse. In den Jahrzehnten vor dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns strebte das politisch-nationale Bewusstsein der katholischen, orthodoxen und muslimischen Religionsgruppen immer weiter auseinander. Dies lag zum einen an der angesprochenen nationalen Politisierung der Bevölkerungsgruppen und an der politischen Konkurrenz zwischen Österreich-Ungarn und Serbien. Vor allem aber schürte die Administration der Doppelmonarchie Animositäten, indem sie die ethnoreligiösen Gruppen gegeneinander ausspielte. Beispielsweise blieben die seit osmanischer Zeit bestehenden sozialen Ungleichheiten zwischen muslimischen Grundbesitzern und ihren christlichen Landarbeitern in Bosnien aus herrschaftsstrategischen Gründen unangetastet. Serbische Kleinbauern und Landarbeiter liefen somit nicht nur Sturm gegen die politische Bevormundung durch die Monarchie, sondern zugleich gegen eine Sozialordnung, die muslimische Grundbesitzer bevorzugte.

    Ethnisierte Spannungen bis zum Ersten Weltkrieg

    Donald Bloxham hat unlängst die Bedeutung imperialer Traditionslinien aus der Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs für den Holocaust betont. Massengewalt wird auch bestimmt durch die historischen und sozialen Bedingungen des Raums, in dem sie stattfindet.⁵ Die ethnonationale Gewalt des Zweiten Weltkriegs in Zusammenhang mit längerfristigen Linien europäischer Geschichte wie dem Zusammenbruch der mittelost- und südosteuropäischen Imperien seit den 1870er Jahren, den kriegerischen Dekaden zwischen 1875 und 1925 sowie den meist gewaltsamen ethnischen Homogenisierungsprozessen in den Staaten Mittelost- und Südosteuropas zu analysieren, bietet die Chance, Gewaltprozesse auf lange Sicht zu betrachten und auf diese Weise nach Spezifika zu fragen, die durch die historischen Bedingungen in bestimmten Geschichtsregionen beeinflusst sind. Im jugoslawischen Raum eskalierte die Gewalt im Ersten Weltkrieg. Kroaten, Slowenen und Bosnier zogen aufseiten der Mittelmächte in den Krieg, während Serbien und Montenegro sich der Entente anschlossen und seit 1916 einem brutalen österreichischen Besatzungsregime unterworfen waren. Vor dem Hintergrund des Scheiterns der österreichischen Offensiven gegen Serbien griffen die Besatzungstruppen zu drakonischen Gewaltmaßnahmen gegen die als fünfte Kolonne der Feindmächte denunzierten orthodoxen Christen.⁶ An den Gewalttaten beteiligte sich auch die einheimische Bevölkerung: So berichtete der spätere österreichisch-ungarische Finanzminister Josef Redlich (1869–1936) in seinen Tagebüchern schockiert von einem »Rassenkrieg« in den südöstlichen Teilen der Doppelmonarchie: »In Syrmien […] seien 10000 Serben als Verräter getötet worden, ganze Landstriche seien an der Save und an der Donau entvölkert. [Auch] in Bosnien würde die systematische Ausrottungspolitik gegen die Orthodoxen ins Werk gesetzt.«⁷ Seiner Einschätzung zufolge war die kroatische Frank-Partei für das »Schreckensregime« verantwortlich – jene nationalistische Partei, in der viele spätere Ustaše politisch sozialisiert wurden.

    Abb. 2: Der Westbalkan 1877. Der spätere USK bestand je zur Hälfte aus ehemaligen habsburgischen und osmanischen Territorien.

    © Tobias Stiefel

    Da die während des Ersten Weltkriegs in Mittelosteuropa gegen die Zivilbevölkerung gerichtete Gewalt jedoch kaum erforscht ist, lassen sich weder das Ausmaß solcher Gewalttaten noch ihre Bedeutung für spätere Ereignisse zuverlässig interpretieren.⁸ Insofern wäre es vorschnell, direkte Linien zu den Massenmorden während des Zweiten Weltkriegs zu ziehen. Doch vertiefte der Erste Weltkrieg die Kluft zwischen den ethnoreligiösen Gruppen. Dies lag vor allem an den Gewalterfahrungen, unter denen insbesondere die serbische Bevölkerung zu leiden hatte. Serbien zählte bei Kriegsende zu den Siegern des Weltkriegs, und das Gefühl war weit verbreitet, dass es sich die serbische Nation durch ihren Einsatz im Krieg und durch ihren Blutzoll verdient habe, die Bedingungen für den neu zu bildenden jugoslawischen Staat zu diktieren.⁹

    Jugoslawien, 1918–1941

    Die Frage, wie die Stellung der Nationen zueinander aussehen sollte und ob die Schaffung einer supraethischen südslawischen Nation gelingen würde, bildete den Prüfstein für das Gelingen oder Scheitern des neuen Staates Jugoslawien. Und bald sollte sich zeigen, dass die Integration in einen gemeinsamen Staat nicht gelang. Die Ausgangsbedingungen für Serben, Kroaten, Bosnier, Slowenen, Albaner und Makedonier waren zu unterschiedlich. Das ursprünglich supranational konzipierte Jugoslawien beschleunigte schließlich die Nationalisierungsdynamiken: Mazedonier, Muslime und Kroaten versicherten sich in ihrer Ablehnung Jugoslawiens und der serbischen Dominanz immer mehr ihrer nationalen Identitäten.¹⁰ Die »kroatische Frage« und die »makedonische Frage« begannen, alle anderen politischen Auseinandersetzungen zu dominieren.

    Dabei hatte die Gründung des jugoslawischen Staates vielversprechend und vor allem friedlich begonnen. Anders als in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas und trotz der während des Krieges erfolgten Gewalt kam es auf jugoslawischem Gebiet nach 1918 zu keinen imperialen Zerfalls- oder Bürgerkriegen.¹¹ Jedoch konkurrierten ganz unterschiedliche Vorstellungen darüber, was Jugoslawien sein sollte. Deren Unvereinbarkeit offenbarte sich bei den Diskussionen um eine jugoslawische Verfassung in den Jahren nach 1919.¹² Die unterschiedlichen (Gewalt-)Erfahrungen, die die Bewohner Kroatiens und Bosniens auf der einen und die Serbiens auf der anderen Seite während des Ersten Weltkriegs gemacht hatten, trugen dazu bei, dass das Modell einer vereinten südslawischen Nation nicht Wirklichkeit wurde. Auch erfolgte der staatliche Zusammenschluss nicht ganz freiwillig, führten doch vor allem die italienischen Begehrlichkeiten in Bezug auf kroatisches Territorium dazu, dass die Vereinigung die südslawischen Gebiete der zerfallenden Doppelmonarchie mit dem Königreich Serbien alternativlos schien. Zwar wurde der Staat 1918 als Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründet, doch bedeutete dies keine Autonomie der Titularnationen, denn konstruiert werden sollte eine südslawische Nation mit drei Namen. Noch schlechter stand es um den Status der nicht namensgebenden Nationalitäten. Eine nationale Gleichberechtigung wurde zu keinem Zeitpunkt erreicht. Die nichtserbischen Nationalitäten fühlten sich diskriminiert, und die serbischen Eliten, die dem neuen Staat sein Gesicht gaben, mussten erkennen, dass diese nicht bereit waren, in der neuen Nation aufzugehen. Die schleppend verlaufende Integration der ehemals österreichisch-ungarischen Regionen in den ehedem serbischen und nun gemeinsamen Staat verlief so schleppend, dass dieser bis zum Juni 1921 ohne Verfassung blieb. Dass am serbischen Nationalfeiertag, dem Veitstag (an dem auch der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand ermordet worden war), eine zentralistische Verfassung gegen den erklärten Willen der nichtserbischen Föderalisten durchgesetzt wurde, versinnbildlichte die Probleme des Staates. Diesem gelang es nicht, unterschiedliche historische Erfahrungen und Vermächtnisse in einem Staat auf pluralistische Weise zu integrieren. So scheiterte Jugoslawien damit, ein einheitliches Steuersystem für die unterschiedlichen Landesteile zu entwickeln und die wirtschaftlichen Bedingungen zu harmonisieren. Auch ein Dialog zwischen der serbisch-orthodoxen und der katholischen Kirche kam nie zustande. Die Bürger akzeptierten den jugoslawischen Staat zwar, waren aber nicht mit ihm zufrieden.¹³ Nach dem Verklingen einer kurzen Einheitseuphorie zeigte sich bald, dass der traditionelle serbische Zentralismus und das Bestreben nach Autonomie in Kroatien nur wenig kompatibel waren. Diese Kollision führte zu einem Dauerkonflikt, der fast ausschließlich entlang nationalisierter Linien verhandelt wurde.

    Fast alle jugoslawischen Nationalitäten waren in der Beamtenschaft und Armee des zentralistischen jugoslawischen Staates im Vergleich zu den Serben stark unterrepräsentiert.¹⁴ Die tatsächliche Diskriminierung durch den serbisch dominierten Staat und die (vor allem kroatische) Verweigerung, sich mit eben diesem Staat zu identifizieren, verstärkten sich gegenseitig. Die Missachtung föderaler Interessen in Kroatien, Slowenien, Bosnien und Makedonien führte zu handfesten wirtschaftlichen Konflikten, und meist waren die Konflikte zwischen Peripherie und Zentrum ethnisch aufgeladen.¹⁵ So waren ethnisierte Konflikte zwar die Regel, aber dennoch nicht zwangsläufig: Beispielsweise fühlten sich sowohl serbische als auch kroatische Dalmatier von Belgrad benachteiligt und forderten Autonomie¹⁶, und auf nationaler Ebene arbeiteten kroatische und serbische Oppositionsparteien jahrelang eng zusammen. Die für einen Ausgleich serbischer und kroatischer Interessen streitende Unabhängige Demokratische Partei sorgte in den Gegenden, in denen sie politisch stark war, für ein entspanntes kroatisch-serbisches Klima. Bei den Wahlen im Dezember 1938 bekam die jahrelang an Regierungen beteiligte Kroatische Bauernpartei (HSS) auch 600000 serbische Stimmen.¹⁷ In anderen Landesteilen wie in Bosnien hingegen wurden die Ressourcenkämpfe am erbittertsten und deutlichsten entlang ethnisierter Grenzen verhandelt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die osmanische Lehnsordnung abgeschafft, die muslimische Großgrundbesitzer gegenüber serbischen Kleinbauern und Pächtern stark bevorzugte und die bis 1918 in Kraft geblieben war. Muslimische Großgrundbesitzer wurden enteignet und auf ihren Liegenschaften meist serbische Kleinbauern und Kriegsveteranen eingesetzt.¹⁸ In denjenigen Regionen, in denen sich wirtschaftliche Konkurrenz mit gesellschaftlicher Ethnisierung vereinte, reichten 1941 gewaltsame Anstöße von außen, um die Lage zum Eskalieren zu bringen.

    Der Jugoslawismus vermochte die territoriale Konkurrenz serbischer wie kroatischer Nationalisten nicht aufzuheben. Beide forderten Gebiete in Bosnien, und zwar als integrale Bestandteile ihrer Nationen. Tomislav Dulić hat darauf hingewiesen, dass, würde man die Landkarten mit den Gebietsforderungen der Ustaše und der Četnici übereinanderlegen, nur das eigentliche Serbien und die Gegend um Zagreb nicht zwischen den beiden Parteien umstritten wären.¹⁹ Gegenseitiges Vertrauen, das der supranationale Staat voraussetzte, war nicht vorhanden. Stattdessen führte die nationalistische Durchdringung der politischen Landschaft das Land in die Blockade. Die Demokratie war dysfunktional, und die politische Krise wurde durch die prekäre Wirtschaftslage verschärft.²⁰ Zunehmend entfremdeten sich auch serbische Nationalisten vom jugoslawischen Gedanken. Extremistische Gruppierungen bedienten sich immer mehr einer Sprache der Gewalt, und Attentate als Mittel der politischen Auseinandersetzung waren keine Einzelfälle. Zu diesem Zeitpunkt öffneten sich radikalnationalistische kroatische und makedonische Jugendgruppen für die Idee, den jugoslawischen Staat mit Gewalt zu bekämpfen. Daraus erwuchsen Organisationen wie die »Innere Makedonische Revolutionäre Organisation« und die Ustaša, die sich beide rasch radikalisierten und sich 1929 in der Deklaration von Sofia auf ein gemeinsames Vorgehen gegen das Königreich Jugoslawien verständigten.²¹ Im Jahr 1934 gelang es den beiden Organisationen in einer gemeinsam ausgeführten Operation, den jugoslawischen König zu ermorden. Die Tatsache, dass die Regierung im Anschluss an das Attentat den Ausbruch bewaffneter Aufstände in Kroatien befürchtete, bezeugt, dass sich der Staat seiner Existenz nicht mehr sicher war.²²

    Die letzte jugoslawische Regierung unter Ministerpräsident Dragiša Cvetković (1893–1969)²³ erklärte den serbisch-kroatischen Ausgleich schließlich zur obersten Priorität, denn die Zerschlagung der supraethnischen Tschechoslowakei durch das Münchner Abkommen im Herbst 1938 erhöhte auch den Druck auf das Königreich Jugoslawien. Im August 1939, eine Woche vor dem deutschen Überfall auf Polen, wurde den kroatischen Autonomieforderungen entsprochen und die kroatische Banschaft (Banovina Hrvatska) gegründet.²⁴ Doch erfolgte diese Übereinkunft zu spät, um wirksam Vertrauen zu schaffen. Stattdessen schuf sie neue Probleme, da serbische, slowenische und muslimische Politiker nun ihrerseits die Gründung nationaler Entitäten forderten. Auch wurden die Interessen der bosnischen Muslime dem serbisch-kroatischen Ausgleich geopfert. Innerhalb der kroatischen Banschaft kam es zu Spannungen zwischen der kroatischen Mehrheit und der serbischen Minderheit. Letztere machte mit 800000 Menschen ein Fünftel der Gesamtbevölkerung aus, dennoch waren ihr keinerlei Minderheitenrechte zugestanden worden. Im Gegenteil, serbische Lehrer und Beamte wurden in großer Zahl entlassen. In der Folge mobilisierte eine panserbische Bewegung für die Sezession vom kroatischen Landesteil. Bestehende Veteranenverbänden dachten gar an einen bewaffneten Aufstand, und lokale Konflikte führten gelegentlich bereits zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Zeitgenossen verglichen die Lage der Serben in der Banschaft mit jener der Kroaten im jugoslawischen Gesamtstaat der 1930er Jahre.²⁵ Obgleich der Protest 1940 erlahmte, war das politische Klima vielerorts vergiftet.

    Abb. 3: Die Gliederung des Königreichs Jugoslawien vor dem Zweiten Weltkrieg. 1939 wurde ein autonomer kroatischer Landesteil geschaffen.

    © Tobias Stiefel

    Während bis in die 1920er Jahre die verbreitete Ablehnung des jugoslawischen Staates keine Spannungen in den serbisch-kroatischen Beziehungen zur Folge hatte, änderte sich dies sukzessive in den 1930er Jahren. Serbische und kroatische Politiker suggerierten zunehmend, dass die Interessen der einen auf die Kosten der anderen gingen. In Kroatien wurden Serben zunehmend mit der Politik des jugoslawischen Regimes identifiziert. In der Spätphase Jugoslawiens kam es in nichtserbischen Landesteilen immer häufiger zu körperlichen Angriffen auf Vertreter und Sympathisanten des Regimes.²⁶ Das politische Spektrum wurde durch die Auseinandersetzungen radikalisiert, und sowohl die Ustaša als auch nationalistische serbische Gruppen hatten Zuwächse auf Kosten demokratischer Parteien zu verzeichnen.²⁷ Auch die Gründung der Banschaft veränderte das politische System in Kroatien grundlegend: Hatte vor 1939 die Forderung nach Autonomie die gegensätzlichen politischen Strömungen in der HSS vereint, desintegrierte die heterogene Partei nach 1939 zusehends, da sich die hohen Erwartungen nicht erfüllten, die mit der kroatischen Autonomie verbunden waren. Es gelang vor allem der Ustaša, das entstehende politische Vakuum zu füllen.²⁸ Im Gesamtstaat trat derweil die deutsche Dominanz immer deutlicher zutage, nicht zuletzt durch antijüdische Gesetze, welche die jugoslawische Regierung 1940 erließ und durch die Antisemitismus zu einem Teil der staatlichen Rechtsordnung wurde. So war Jugoslawien bereits von inneren Konflikten zerrissen, als der deutsche Angriff erfolgte. Nach der Zerschlagung des Staates begannen die Herrscher der neuen nationalen Untereinheiten damit, diese ethnisch zu homogenisieren.

    Die Entstehung der Ustaša

    Wie andere faschistische Bewegungen in den Nachfolgestaaten der Habsburger Monarchie war die Ustaša geprägt durch das ethnisierte Klima in der Monarchie, durch den Weltkrieg und den Zerfall des Reiches. Und wie viele andere Organisationen hatte die Ustaša parlamentarische Wurzeln und baute auf einer Partei auf, die sich in der Monarchie für kroatische Interessen eingesetzt hatte.²⁹ Der Begründer der Ustaša, Ante Pavelić (1889–1959), war keine drei Monate jünger als Hitler und wie dieser in der Donaumonarchie aufgewachsen. Mangels einer Biografie sind die entscheidenden Stationen seines Lebens schwer zu bewerten, doch lässt sich festhalten, dass auch ihn das ethnisierte Klima in der Monarchie prägte. Sein Vater, ein Gleisarbeiter, wurde häufig innerhalb Kroatiens und Bosniens versetzt. So wurde Pavelić in der Herzegowina geboren und ging später in den bosnischen Städten Travnik und Jajce zur Schule, also an Orten mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit und kulturell sehr selbstbewussten kroatischen und serbischen Minderheiten. Während seines Jurastudiums in Zagreb engagierte er sich in der nationalistischen Jugendorganisation »Junges Kroatien«. Im Unterschied zu Hitler – und zu den meisten anderen faschistischen Führern im Europa der 1930er Jahre – war Pavelić kein Weltkriegsveteran. Stattdessen promovierte er beim Vorsitzenden der separatistischen Kroatischen Partei des Rechts (HSP), Aleksandar Horvat, und stieg 1915 als Anwaltsanwärter in dessen Kanzlei ein. Diese enge Verbindung aus beruflichen, politischen und auch privaten Interessen bildete den Beginn von Pavelić’ steiler Karriere in der HSP, für die er in den Zagreber Stadtrat gewählt wurde und deren Vorsitz er schließlich übernahm. Bei den Wahlen 1927 wurde Pavelić als einer von nur zwei Abgeordneten des »Kroatischen Blocks«, eines überparteilichen Bündnisses, ins Belgrader Parlament gewählt.

    In den 1920er Jahren konnten die in der HSP organisierten Nationalisten weitgehend ungestört agitieren, bildeten aber eine Splittergruppe im Schatten der kroatischen Bauernpartei, die meist auf einen über zwanzigfachen Stimmanteil kam.³⁰ Erst die Aufhebung des Parlaments und die Einschränkung nationalistischer Agitation im Jahr 1929 trieben Pavelić und andere Parteimitglieder der HSP in die Illegalität. Die Folge war ein zunehmend rechtsextremistischer Kurs und eine stärkere Ausrichtung der Bewegung auf faschistische Partner im Ausland. Im Wiener Exil gründeten Pavelić und einige Gefolgsleute 1930 die »Ustaša – Kroatische Revolutionäre Organisation« (UHRO) – und schworen, den bewaffneten Kampf gegen Jugoslawien aufzunehmen, Ustaša bedeutet nichts anderes als Aufständischer.³¹ Vom Exil aus warb Pavelić um internationale Unterstützung für den Kampf. In Jugoslawien hatte die Bauernpartei in Folge des Todes ihres Führers Stjepan Radić (1871–1928), er war einem Attentat zum Opfer gefallen, an Popularität eingebüßt. Die Ustaša wusste diese Veränderungen zu nutzen.

    Das Alleinstellungsmerkmal der Ustaša war, dass sie als einzige politische Bewegung in Kroatien kompromisslos die Sezession von Jugoslawien forderte und sich jeder Mitarbeit im Staat verweigerte. Diese Haltung verlieh ihr ab Mitte der 1930er Jahre zunehmende Popularität. Im Vergleich mit anderen faschistischen Bewegungen nahm sich die Ustaša jedoch eher klein aus. Dies lag vor allem an der wirkungsvollen Repression des jugoslawischen Staates, was die Ustaša dazu zwang, den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten ins Ausland zu verlegen. Ein Teil des ehemaligen kroatischen k.u.k.-Personals hielt sich in Wien auf, das in Serbien nach wie vor den Kriegsgegner von 1914 sah. Auch in anderen europäischen sowie amerikanischen Metropolen waren kroatische Emigranten aktiv und sammelten Geld für die Ustaša. Vor allem aber spielte sich das Leben der Ustaše in jenen Nachbarstaaten Jugoslawiens ab, denen an der Revision der Versailler Friedensordnung gelegen war. In Italien und von 1931 bis 1934 auch in Ungarn betrieb die Ustaša Trainingslager, die bis 1941 von ca. 1000 Männern durchlaufen wurden.³²

    Mit der Ermordung des jugoslawischen Königs Alexander in Marseille gelang der Ustaša 1934 ein spektakulärer Schlag, der ihren Bekanntheitsgrad schlagartig erhöhte. In der Folge setzten jedoch europaweit Repressionen ein, die die Spielräume der Bewegung stark einschränkten.³³ Im Deutschen Reich wurden alle Aktivitäten der Ustaša verboten, und die Gestapo stellte das beschlagnahmte Material den jugoslawischen Fahndern zur Verfügung.³⁴ In Italien wurden die Ustaše auf die Insel Lipari, einen traditionellen Verbannungsort im Tyrrhenischen Meer, überführt und auf verschiedene Gefängnisse verteilt. Ein italienisch-jugoslawischer Freundschaftsvertrag im Jahr 1937 engte die Handlungsspielräume der Ustaša zusätzlich ein. Anlässlich des Besuchs Hitlers in Italien im Mai 1938 ordnete die Polizei an, das Entweichen Einzelner »mit allen notwendigen Mitteln« zu verhindern. Offenbar traute die italienische Polizei den Ustaše selbst Anschläge auf Hitler zu.³⁵ Verantwortlich für die Internierung der Ustaša-Emigranten war der Generalinspektor der Polizei, Ercole Conti, in seine Zuständigkeit fiel auch die Errichtung von Konzentrationslagern für Roma und Antifaschisten.³⁶ Die Internierung bedeutete jahrelanges Lagerleben auf engem Raum, in dem Langeweile und Gewalt den Alltag prägten.

    »Keine Arbeit, ständige Verfolgung durch die Italiener, eine schwarze Zukunft ohne Aussicht auf Besserung vor Augen, all dies führte zu nervösen Zusammenbrüchen bei vielen der Gefangenen, und häufig kam es zu Ränken, gegenseitigen Vorwürfen, Manifestationen von Unzufriedenheit, und sogar Drohungen gegen die italienische Wachmannschaft«,

    so lautet die Nachkriegsaussage eines ehemaligen Ustaša-Exilanten.³⁷ Erst der serbisch-kroatische Ausgleich im Jahr 1939 führte zu einem erneuten Schwenk der italienischen Außenpolitik. Die Ustaša erschien wieder als ein nützlicher Spaltpilz, der gegen Jugoslawien eingesetzt werden konnte, sodass sich die Bedingungen für die Exilanten wieder verbesserten.

    Wie bereits erwähnt, bestand die zentrale Forderung der Ustaša in der Unabhängigkeit des von ihr reklamierten Territoriums. Darüber hinaus verfügte sie über kein ausgefeiltes Programm. Wie andere faschistische Bewegungen manifestierte sich ihre Programmatik vor allem in ihrer Praxis, in der Mobilisierung von Leidenschaften und in der Ausübung von Gewalt. Ihre Ideologie stand im Austausch mit der Praxis und war wandelbarer Bestandteil derselben, nicht aber deren Ursache. Die rassistische Herrschaft der Ustaša manifestierte sich auf Umzügen, Großveranstaltungen sowie im Gruppenalltag der sehr hierarchisch organisierten und männlichen Ustaša-Miliz und ihrer Zellen. Konsens und Zustimmung zur Ustaša-Herrschaft wurde über die Beteiligung an Plünderungen oder Gewalttaten hergestellt.³⁸

    Die sieben Jahre, in denen mehrere Hundert Ustaša-Aktivisten auf den Liparischen Inseln interniert waren, beeinflussten die jungen Männer außerordentlich. Die Führung hatte permanenten Zugriff auf die Aktivisten, die die Inseln nicht verlassen konnten, vermittelte ihnen täglich, dass das serbische Regime für ihr Los verantwortlich sei und schürte während der ereignislosen und entbehrungsreichen Internierungszeit den Wunsch nach Rache und Vergeltung. Das Gewaltniveau in den Lagern war hoch, was von der Ustaša stolz affirmiert wurde.³⁹ Bei der Umsetzung ihrer nationalen Ziele galt die Anwendung von Gewalt nicht nur als notwendig, sondern als heilige Pflicht eines jeden Mitglieds. Messer, Revolver, Maschinengewehr und Zeitbombe seien die Glocken, die die Wiedererstehung des unabhängigen Kroatien verkünden würden, so eine Flugschrift der Bewegung aus dem Jahr 1932.⁴⁰ Im Publikationsorgan »Ustaša« wurde zu Beginn der 1930er Jahre angekündigt, dass Blut in Strömen fließen müsse, sobald die Zeit der Rache gekommen sei.⁴¹ Auch pflegte die Ustaša einen Kult des Todes, der die Toten der Bewegung zu Märtyrern machte und ihr Sterben verherrlichte.

    Damit setzte sie sich von traditionellen Parteien ab und verstand sich vielmehr als Bewegung. Wie für die deutschen Nationalsozialisten und die italienischen Faschisten war für das Selbstverständnis der Ustaša die politische Praxis wichtiger als die ideologische Programmatik. Ihre Grundsätze waren auf einem nur zwei Seiten langen Dokument aus dem Jahr 1933 fixiert. Wenig von dem, was die politische Praxis während des Krieges prägen sollte, stand im Programm, und vieles aus dem Programm wurde durch die Praxis obsolet.⁴²

    ufflay (1879–1931), Mile Budak (1889–1945, das Attentat fand 1932 statt), Josip Predavec (1884–1933) und Stjepan Duić (1877–1934) wurden Mordanschläge durch Agenten des Regimes verübt. Die brutalen, aber oft konfusen und hilflosen Methoden führten zu einer Solidarisierung vieler Kroaten mit der Ustaša.⁴³ Im Jahr 1937 erließ die jugoslawische Regierung eine Amnestie, um die politische Lage zu beruhigen. Etwa die Hälfte aller Ustaše entschied sich für eine Rückkehr aus dem Exil. Dies führte indes zu einer Intensivierung ihrer Aktivitäten in Kroatien und letztlich zu ihrer Stärkung. Einige der Aktivisten begannen, sich in den bewaffneten Gliederungen der HSS zu engagieren.⁴⁴ Gleichzeitig wurde die Ustaša weiterhin unterdrückt, und Hunderte Aktivisten waren in Gefangenenlagern interniert.⁴⁵ Die im Lande verbliebenen bzw. dorthin zurückgekehrten Vertreter der Ustaša galten als moderater als die bis zuletzt in eingeschworenen Gemeinschaften im Exil isolierten Kämpfer. Manche kooperierten politisch mit der HSS, andere hatten ein relativ gutes Verhältnis zu kroatischen Kommunisten – zumindest während der gemeinsam in jugoslawischen Gefängnissen verbrachten

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