Grenzgänger, Pfadfinder, Arrangeure: Mittlerorganisationen zwischen Unternehmen und Gemeinwohlorganisationen
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Über dieses E-Book
Die vorliegende Publikation lädt zu einer Diskussion ein, die diesem relativ neuen Tätigkeitsfeld mehr Anerkennung verschaffen soll. Gleichzeitig beschreibt sie eine Tätigkeitsform, die in Organisationen aller Provenienz an Bedeutung gewinnen wird: die systematische Erschließung der Außenwelt zum Zwecke der Befähigung zur geschäftlichen sowie zur gemeinwohlorientierten Kooperation. Zum Adressatenkreis dieser Veröffentlichung gehören daher die verschiedenen Akteure im Feld gesellschaftlicher Kooperationen unter Einschluss der Wirtschaft. Zu ihnen zählen gemeinnützige Organisationen, Kommunen, Verbände, Unternehmen und nicht zuletzt die unterschiedlichen Mittleragenturen selbst.
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Rezensionen für Grenzgänger, Pfadfinder, Arrangeure
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Buchvorschau
Grenzgänger, Pfadfinder, Arrangeure - Verlag Bertelsmann Stiftung
14.9.2007).
I Hintergrund, Kontext, Perspektiven
Brückenbauer für neue Kooperationen zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen. Zur intermediären Rolle von Mittlerorganisationen
Gisela Jakob, Heinz Janning, Gerd Placke
Neue Kooperationen zwischen Unternehmen und Non-Profit-Organisationen stellen hohe Ansprüche an alle Beteiligten. Wirtschaftsunternehmen und gemeinnützige Organisationen aus den Bereichen Soziales, Kultur, Umwelt und Bildung repräsentieren gesellschaftliche Bereiche, die sich in Aufgaben, Handlungslogiken und Entscheidungsprozeduren unterscheiden und verschiedene Organisationskulturen verkörpern. Dies erschwert Kontakte und Partnerschaftlichkeit, wenn es um eine Zusammenarbeit beim bürgerschaftlichen Engagement geht. Lokale Anlaufstellen der Engagementförderung wie Freiwilligenagenturen, Bürgerbüros, lokale Netzwerke oder auch privatgewerbliche Unternehmens- und Organisationsberatungen haben in den letzten Jahren verstärkt die Rolle als Mittlerorganisationen im Bereich von Corporate Citizenship übernommen. Sie bahnen Kontakte zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen an, bieten neue Aktivitäten wie Freiwilligentage oder die Marktplatz-Methode ¹ an und entwickeln passgenaue Projekte, die Möglichkeiten zum Austausch eröffnen und im Gemeinwesen sichtbar werden. Die erfolgreiche Vermittlungstätigkeit durch solche intermediären Organisationen hat den Vorteil, dass der Aufbau neuer Kooperationsbeziehungen zwischen Unternehmen und Non-Profit-Organisationen professionell betrieben und systematisch angelegt werden kann. Dies bestätigen die Erfahrungen in Ländern wie den USA, Großbritannien und den Niederlanden, in denen es bereits seit längerem eine Tradition solcher intermediärer Akteure im Bereich von Corporate Citizenship gibt. Die Entwicklung in Deutschland befindet sich dagegen noch am Anfang.
Solche Kooperationen und Projekte kommen nur zustande, wenn alle Beteiligten einen Nutzen daraus ziehen, wenn dabei auch das Gemeinwesen und das soziale Umfeld vor Ort gewinnen und wenn es entsprechende Rahmenbedingungen in den verschiedenen Organisationen gibt. Darüber hinaus stellen solche Partnerschaften neue Anforderungen an die Beteiligten: an Unternehmen und gemeinnützige Organisationen ebenso wie an Kommunalpolitik und -verwaltung und an die Mittlerorganisationen. Wenn die intersektoralen Prozesse erfolgreich verlaufen, verändern sie das Verhältnis zwischen den Akteuren, stellen eingefahrene Wege der Zusammenarbeit, z. B. zwischen öffentlichen und freien Trägern, in Frage und bringen neue Formen der Zusammenarbeit, aber möglicherweise auch neue Verwerfungen und Konflikte hervor. Ähnlich wie bei der Engagementförderung insgesamt bedarf es förderlicher Rahmenbedingungen und Gelegenheiten, um neue Kooperationen zu erproben. Dabei können die Mittlerorganisationen eine besondere Rolle übernehmen, da sie als intermediäre Akteure über Wissen und Können aus den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und ihren Organisationen verfügen. Im Idealfall übernehmen sie Aufgaben als Initiatoren, Projektentwickler, Vermittler und Berater.
Mit dem vorliegenden Autorenband geht es darum, die Anfänge erfolgreicher Vermittlungstätigkeiten und gute Beispiele zu dokumentieren und eine Diskussion anzustoßen, die sich mit Fragen der Infrastruktur zur Anbahnung von sektorübergreifenden Kooperationsprozessen in Deutschland befasst. Im Folgenden werden die Voraussetzungen für gelingende Vermittlungsaktivitäten herausgearbeitet, damit verbundene Anforderungen an Wissen und Können der Profis in den Mittlerorganisationen skizziert und auf notwendige Rahmenbedingungen wie eine angemessene Ressourcenausstattung und die Einbindung in kommunale Prozesse verwiesen.
Erste Verständigungen und offene Fragen. Zur Debatte um das bürgerschaftliche Engagement von Unternehmen
Dass Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und als Spender und Stifter tätig werden, ist keineswegs ein neues Phänomen, sondern beruht auf langen Traditionen philanthropisch motivierten Handelns einzelner Unternehmer und Unternehmensfamilien oder ist der guten Einbindung von Handwerksbetrieben sowie klein- und mittelständischen Unternehmen in das lokale Gemeinwesen geschuldet (vgl. Enquete-Kommission »Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements« 2002: 467 ff.). Das Neue an der aktuellen Debatte um die Verantwortungsübernahme von Unternehmen und neue Kooperationen mit lokalen Partnern resultiert allerdings aus einer Neubewertung der gesellschaftlichen Rolle von Unternehmen, die sich sowohl aus Anforderungen in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit als auch aus gesellschaftlichen Veränderungen speist. Anforderungen globalen Wirtschaftens und ein damit verbundener hochflexibler Einsatz von Mitarbeitern in international tätigen Unternehmen erfordern neue Maßnahmen zur Personalentwicklung ebenso wie zusätzliche Aktivitäten der Unternehmen, um in dem jeweiligen lokalen Gemeinwesen sichtbar zu werden (vgl. Riess 2006). Die Entwicklung bei den Unternehmen korrespondiert und wird befördert durch Verschiebungen im Verhältnis zwischen (Sozial-)Staat, Markt und Zivilgesellschaft, wie sie sich seit einiger Zeit in Deutschland beobachten lassen. Politische und gesellschaftliche Akteure richten dabei ihren Blick stärker als bislang auf Wirtschaftsunternehmen und erwarten von ihnen vermehrt Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und Anforderungen.
Eine solche neue gesellschaftliche Rolle von Unternehmen lässt sich nicht mit zufälligen, philanthropisch motivierten Beiträgen wie einzelnen Spenden umsetzen, sondern erfordert systematische und auf Wirkung angelegte Aktivitäten unternehmerischen bürgerschaftlichen Engagements. Demzufolge kristallisiert sich in der Debatte ein Verständnis von Corporate Citizenship als »das gesamte koordinierte, einer einheitlichen Strategie folgende und über die eigentliche Geschäftstätigkeit hinausgehende Engagement eines Unternehmens zur Lösung gesellschaftlicher Probleme« heraus (Westebbe und Logan 1995: 7). Unternehmen integrieren damit neue Aktivitäten und stellen Ressourcen in Form von Geld, Personal, Wissen und Sachmitteln bereit, um damit gesellschaftliche Probleme zu bearbeiten. Dies tun sie allerdings nicht selbstlos, und ihr Engagement ist keineswegs nur moralisch begründet, sondern verbindet sich bei strategisch verstandenen Projekten mit konkreten Unternehmenszielen und trägt auch zum geschäftlichen Nutzen bei, weil es Interessen des engeren Geschäftsfelds berücksichtigt und das Know-how des Unternehmens einfließen kann. Die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung wird auf diese Weise Teil der Geschäftsstrategie (vgl. Lang und Solms Nebelung o. J.; Schöffmann 2001). Die Nutzenerwartungen können ganz unterschiedliche sein und von Zielsetzungen für die Personalentwicklung bis hin zu Wettbewerbsvorteilen beim Absatz von Produkten und Dienstleistungen reichen. Die Verbindung des gesellschaftlichen Engagements mit Unternehmenszielen soll sicherstellen, dass dabei die Ressourcen des jeweiligen Unternehmens in Form von Wissen und Kompetenzen gesellschaftlich fruchtbar werden und dazu beitragen, dass ein kontinuierliches Engagement und länger dauernde Kooperationsbeziehungen zustande