Im Bett mit ...
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Über dieses E-Book
Man muss im Bett ja nicht immer nur Schäfchen zählen. Tatsächlich gibt es kaum etwas, was man im Bett nicht machen kann: berühmt werden, Geschichte schreiben, Frieden machen, Krieg führen, um die Welt reisen. Für viele große Persönlichkeiten der Geschichte, von Odysseus bis Michael Jackson, von Shakespeare bis Marilyn Monroe, von Casanova bis Madame Pompadour, war das Bett eben nicht nur Schlafstatt, sondern Wirkstätte und Bühne. Und von solchen großen Betten erzählt dieses Buch wunderbar spannende Geschichten. Für Faule, Müde, Kranke und all jene, die finden, dass die Welt nicht größer sein müsste als ihr Bett. Immerhin kann man darin wenigstens ungestört lesen - wenn sonst nichts los ist!
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Buchvorschau
Im Bett mit ... - Johanna Fürstauer
waren.
Intermezzo I
Wohl gebettet – wohl gelebt
In den antiken Kulturen Athens und Roms gehörte das Bett mehr oder weniger zu den Statussymbolen des Bürgers. Selbst der Bescheidenste unter ihnen strengte sich an, seinen Freunden wenigstens ein Speisesofa zu präsentieren, wenn er sie zu einem seltenen Festmahl lud. Zum Schlafen begnügte er sich oft mit einem einfachen Strohsack, über den ein Umhang als Decke gebreitet wurde. Richtige Betten und gar eigene Schlafkammern waren das Vorrecht begüterter Familien, die über genügend Raum verfügten. Die wichtigste Schlafstätte war natürlich das Ehebett, für das der Mann zu sorgen hatte, ehe er seine Braut heimführte. Homer freilich lässt seinen Helden Odysseus ein Übriges tun: Mit eigenen Händen und ohne jede fremde Hilfe schnitzt er ein Bett, das fest in der Erde verwurzelt ist, und errichtet darum herum die Brautkammer, das spätere eheliche Schlafgemach, ehe er auf Brautfahrt geht. Einzig Penelope, seiner Erwählten, vertraut er das Geheimnis dieses Bettes an, das so selbst nach langer Trennung zum Signal ihres Wiedererkennens wird. Im Allgemeinen aber hatten die Männer nicht so viel Fantasie, ihren Frauen derart geheimnisumwitterte Lagerstätten zu bieten.
Die Funktionen eines Bettes waren vielfältig. Die größte Aufmerksamkeit widmete man dem Ehebett, wurde doch darin – wie allerorts und zu allen Zeiten – geschlafen, geliebt und gezeugt, wobei allerdings weder die Griechen noch die Römer allzu eifrig waren; sollte doch der Besitz, der das soziale Ansehen garantierte, nicht zu sehr zerstückelt werden. »Im ehelichen Bett liegt kaum der Gebärenden eine«, klagte der Moralist Seneca einst. Im Übrigen schliefen Ehepaare längst nicht immer in einem gemeinsamen Bett, man sparte sich dies vielmehr für besondere Gelegenheiten auf. Und auch dann blieb die Zweisamkeit oft nicht gewahrt. Meist schlief, auf einer Matte dezent in einen Winkel gedrückt, ein Sklave oder auch eine Sklavin, um im Bedarfsfall das Paar zu bedienen, wobei oft auch recht intime Dienstleistungen erwartet wurden. Man sieht, die Moralisten hatten damals schon gute Gründe, sich über die Sittenlosigkeit der Zeit zu beklagen. Zu besonderen Anlässen, wie etwa der Brautnacht, wurde das Ehebett festlich bekränzt und mit Blütenblättern bestreut, das beste Bettzeug und parfümierte Kissen hießen die Braut in ihrem neuen Heim willkommen. Der Rest freilich glich eher einer legitimen Vergewaltigung. Liebespaare fanden sich nur selten im gemeinsamen Ehebett. Die Oberschicht wusste um den Wert klingender Namen und klingender Münze: Ehebeziehungen wurden vor allem unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit angebahnt.
Wie es um die Betten der Griechen bestellt war, erfahren wir unter anderem aus einer Komödie des großen Spötters Aristophanes, in der die schlaue Athenerin Lysistrata, der ewigen Kriege zwischen Athen und Sparta überdrüssig, ihre Geschlechtsgenossinnen zum Liebesstreik aufruft: Sie weiß, wie man den Männern ihre Kriegsgelüste verleiden und sie zu angenehmeren Tätigkeiten animieren könnte. Denn: »Säßen wir zuhause, reizend geschmückt, und spazierten halbnackt im durchsichtigen Florgewand und mit glatt gezupftem Schößchen vor ihnen her, sodass unsere Männer brennen würden vor Verlangen, wir aber würden, statt ihre Begierde zu befriedigen, uns verweigern, oh, so schlössen sie eilends Frieden, dessen bin ich mir sicher!«
Also überredet sie ihre vernachlässigten Geschlechtsgenossinnen zu dieser raffinierten Anti-Kriegs-Therapie, um so den Frieden zu erzwingen. Eine ihrer Freundinnen steigert die Streikwirkung noch, indem sie vor ihrem sexgestressten Gatten so tut, als gäbe sie seinem Drängen nach. Die hartherzige Dame befiehlt ihrem Mann, zunächst das Ehebett wieder aufzubauen, das sie von ihren Sklaven hatte entfernen lassen. Aristophanes schildert diesen Vorgang mit sichtlichem Vergnügen und in allen Einzelheiten – für uns eine gute Gelegenheit, uns einen Einblick in die griechische Bettkultur zu verschaffen: Der nach den so offenherzig zur Schau gestellten Reizen seiner »besseren Hälfte« förmlich hechelnde Gatte wird zum willigen Sklaven und schleppt zunächst einen hölzernen Rahmen mit breit geflochtenen Gurten herbei, der als Grundgerüst für das Lager dient. Eine oder mehrere Binsenmatten folgen, darüber werden von der Gattin selbst gewebte Decken gebreitet; Kissen, die mit unterschiedlichem Tiergefieder gefüllt sind, vollenden das Ganze. Endlich, als alles an seinem Platz ist, erwartet der Gatte, vor Erregung schwitzend, seine Belohnung. Aber: »Nichts da«, bedeutet ihm die unwillige Schöne. »Macht erst Frieden mit euren Feinden, sonst wirst du in diesem Bett nie willkommen sein!« Kein Wunder, dass die Athenerinnen – wenn auch nur in der Fantasie des Dichters – ihren Liebesstreik binnen Kurzem siegreich beenden könnten!
Heute verbringt der Mensch etwa ein Drittel seines Lebens im Bett. In der Antike war es mehr als die Hälfte. Man erledigte dort seine Korrespondenz und seine Geschäfte, empfing Besuche, las und aß sogar auf dafür geeigneten Liegen. Die Philosophen in den Bibliotheken studierten die Schriften ihrer Vorgänger und Rivalen auf bequemen Ruhebetten, in den öffentlichen Bädern erholte sich die sportliche Jugend darauf von ihren Fechtübungen – ganz zu schweigen von den Betten für den Schönheitsschlaf der Damen. Und auch bei den Mahlzeiten und Festgelagen hatte ein speziell dafür konstruiertes »Bett«, das Triclinium, eine wichtige Rolle. Auf dieser dreisitzigen Liege wurden im Normalfall die Mahlzeiten eingenommen. Wir wissen vor allem über die Tischsitten der Römer gut Bescheid. Petronius, ein zu Neros Zeiten viel gelesener Autor, hat sie in seinem Satyricon beschrieben. Die Ausgrabungen in und um Pompeji förderten zahlreiche Häuser mit nahezu intakter Innenausstattung zutage, die seiner Schilderung recht geben. Auch auf Vasenbildern und Mosaiken können wir zechende und schmausende Gestalten auf einem Triclinium entdecken.
Bei größeren Gelagen und feierlichen Anlässen wurden mehrere dieser Möbel so platziert, dass sie einen Halbkreis um die Liege des vornehmsten Gastes bildeten. Dazwischen warteten Tische mit einer überbordenden Fülle an Delikatessen und Getränken darauf, von den Gästen geplündert zu werden, während ein Heer von Sklaven beiderlei Geschlechts dafür sorgte, dass kein Wunsch unerfüllt blieb. Für Damen, die besonders auf ihre Ehrbarkeit achteten, wurden auch Stühle bereitgestellt, die allerdings gegenüber den freizügigen Triclinien recht steif anmuteten. Die intime Nähe, die diese schufen, bot reichlich Gelegenheiten zum Flirten – manchmal aber auch leider zu einem gut getarnten