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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie
Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie
Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie
eBook606 Seiten8 Stunden

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie

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Über dieses E-Book

Im spektakulären zweiten Teil der Blutdrachen-Trilogie begleitet der Leser Rebekka und ihren Kampfgefährten, den Freiherrn von Steinborn, auf ihrer Suche nach einer Waffe gegen den Drachen, der die Welt zu vernichten droht. Ihr Weg beginnt in Rumänien, wo sie die Unterstützung Vlad Tepes‘, des berüchtigten Pfählers und Mitglieds des Drachenordens gewinnen – aber dann überschlagen sich die Ereignisse und die Welt steht Kopf. Freunde werden zu Feinden, Hilfe naht von unerwarteter Seite und inmitten der ungeklärten Fronten spürt Rebekka, wie der Drache in ihr zunehmend an Macht gewinnt. Als ein zweiter Drache erwacht und sein Wirt eine Armee von Untoten erschafft, entbrennt ein verzweifelter Kampf, dem Schuldige wie Unschuldige zum Opfer fallen ...

Stimmen zum Buch:

„Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, Seite um Seite musste ich umblättern, bis ich endlich erfuhr, was aus den mir mittlerweile so vertrauten Protagonisten geworden ist – erst dann konnte ich wieder schlafen!“ Robert F. auf Facebook

„Die Geschichte von Rebeka hat mich sofort gefesselt, obwohl ich den ersten Teil der Triologie nicht gelesen hatte! Habs aber schon auf meinem kindle und bin schon auf die Vorgeschichte gespannt! Klare Empfehlung von mir!“ Astrid K., Probeleserin

„Nach „Pesthauch“ konnte ich als eingefleischter Fantasyfan die Fortsetzung der Drachen-Trilogie kaum erwarten und ganz ehrlich: Merkt euch den Namen Ralph G. Kretschmann, Leute! Muss man unbedingt gelesen haben!“ Armin B. per E-Mail
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum30. Mai 2014
ISBN9783957039569
Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie

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    Buchvorschau

    Leichentuch - Ralph G. Kretschmann

    Epilog

    Prolog

    In ihrer Überheblichkeit hatten sie die alten Götter gerufen und die Götter hatten sie erhört. Es waren dunkle Götter und sie brachten den Tod über die Welt. Die Menschen taten sich zusammen und kämpften gegen die schwarzen Götter und es gelang ihnen, die Götter zu bannen. Die Schamanen zerteilten die geschlagenen Götter in sieben Teile und sie versteckten die Teile und sie glaubten die alten Götter besiegt. Aber das Böse lässt sich nicht so einfach vernichten, wie es gerufen werden kann und die sieben Teile wurden zu sieben Drachen. Die Drachen schliefen, doch von Zeit zu Zeit erwachten sie und wieder fiel Dunkelheit über das Land und Pest und Krieg hielten fette Ernte. Die Drachen wüteten, bis sie besiegt wurden, aber sie konnten nicht getötet werden. Wurde ein Drache besiegt, sein Körper vernichtet, dann ging das Böse in ihm auf den über, der ihn besiegt hatte. Dann ruhte das Böse, bis der Blutdurst den Drachen wieder erweckte.

    1. Kapitel

    Der Gestank, der in der Luft lag, erinnerte mich an den Beginn dieses Abenteuers, vor gar nicht so langer Zeit, in einer Stadt im Norden, in der die Pest grassiert hatte. Doch hier war es nicht die Pest, die ihren giftigen Atem in der Abendluft verströmte. Vor dem sich verdunkelnden Himmel zeichnete sich ein Wald von aufragenden Pfählen ab, die groteske Formen hatten. Wir mussten uns unseren Weg hindurch bahnen, obwohl wir um diesen grausigen Ort lieber einen großen Bogen geschlagen hätten. Es gab keinen anderen Weg, der uns dorthin geführt hätte, wohin wir wollten.

    Ich lenkte mein widerstrebendes Pferd durch diesen grausigen Wald aus gepfählten Leibern. Hunderte, vielleicht tausende von verwesenden Kadavern säumten die Straße, aufgespießt auf Pfosten und Pfähle, Kadaver in allen Stadien der Verwesung. Wolken von Fliegen summten und erfüllten die Luft mit einem teuflischen Geräusch, das vom Krächzen der Raben unterbrochen wurde. Der Gestank von verwesendem Fleisch drang in unsere Nasen und ich musste mich beherrschen, um mich nicht zu übergeben.

    Ich hatte diesen Gestank schon oft gerochen, wenn nach einer Schlacht die Toten auf dem Feld der Ehre zerfielen, aber dies hier war etwas anderes. Es war vor allem anderen die unnatürliche Ordnung, die mich erschreckte. Auf dem Schlachtfeld liegen die Gefallenen dort, wo der Tod sie ereilt hat, wo das Schwert oder die Kugel ihr Leben beendete. Hier aber waren die Leichen ordentlich aufgespießt, als ob sie planvoll geopfert worden waren. Sicher, ich wusste, dass dem nicht so war, aber ich konnte mich dieses Gefühls nicht erwehren.

    Und ich vermochte nicht, den Blick abzuwenden. Wie unter Zwang musterte ich die Kadaver, die auf den Pfählen steckten. Es schienen ausschließlich männliche Leichen zu sein. Einige waren schon so verwest, dass sie nur noch aus Knochen zu bestehen schienen und tief an den Pfosten heruntergesunken waren. Was alle aber gemein hatten, war ihre durchweg orientalisch anmutende Kleidung. Einige trugen noch immer ihre Turbane und weiten Pluderhosen, zerrissen, zerfetzt und von geronnenem Blut getränkt.

    Ich warf einen Blick über die Schulter. Hinter mir ritt meine Begleiterin, obwohl genau genommen ich der Begleiter war. Ihr Schicksal und das meine waren auf unerklärliche Weise miteinander verbunden. Rebekka ritt mit versteinerter Miene zwischen den Leichenpfählen hindurch, bemüht, Haltung zu bewahren. Auf den ersten Blick mochte man glauben, unsere kleine Reisegruppe bestände nur aus Männern, denn Rebekka trug enge lederne Hosen und einen weiten Mantel aus schwarzem Stoff, der ihre reizvollen Rundungen vor den Blicken anderer verbarg. Hinter ihr ritten unsere drei Begleiter, denen man den Ekel vor dem, was sich unseren Augen und Nasen bot, deutlich ansah. Keiner sprach ein Wort.

    Wir hatten noch einige Meilen vor uns und ich fragte mich, wie weit sich dieser Wald aus Toten noch erstrecken mochte. Irgendwo, irgendwann musste dieses Grauen doch ein Ende haben. Der schmale Weg, den wir nehmen mussten, wand sich zwischen den zerklüfteten Hängen entlang. Kein Baum stand mehr auf diesen Berghängen. Alle waren abgeholzt worden, um als Pfähle zu dienen, auf denen die Leichen aufgespießt worden waren, und nur die Stümpfe der abgeschlagenen Bäume hielten sich wie hölzerne Krallen im farnbedeckten Boden fest. Die Sonne verschwand hinter den Bergen und tauchte das Grauen in eine gnädige Dunkelheit, die den Horror vor unseren Augen verbarg.

    Die Dunkelheit erschwerte das Vorwärtskommen, aber niemand verlangte in dieser Umgebung, ein Lager für die Nacht zu errichten. Stumm ritten wir weiter, versuchten den Gestank zu ignorieren, so gut es eben ging. Es ging auf Mitternacht zu, als sich die enge Schlucht in ein weites Tal öffnete. Der Mond stand tief am Nachthimmel und warf ein fahles Licht auf unseren Weg.

    Ich zügelte mein Reittier und drehte mich zu meinen Mitreisenden um. Rebekka hatte ein Tuch vor ihr Gesicht gezogen und ich konnte nur ihre dunklen Augen erkennen. Hinter ihr ritt mein Diener Heinrich, der mich schon in meinen Militärzeiten begleitet hatte, ein kampferprobter Veteran. Ihm folgte Rascott von den britischen Inseln. Er schwieg sich beharrlich darüber aus, woher er genau stammte und ich wusste noch immer nicht, ob Rascott sein Vor- oder Nachname war. Den Schluss bildete der wohl bekannteste Mann in unserer Gruppe. Wir nannten ihn meist Michael oder Michel, nach seiner französischen Herkunft. Er war ein Mann, der nicht viel Aufhebens um sich machte und dem seine Berühmtheit eher unangenehm zu sein schien.

    Er nannte sich Michael von der lieben Frau, seit er sich uns angeschlossen hatte, was aber nur die deutsche Übersetzung seines französischen Geburtsnamens war. Sein Ruf als Pestarzt war immens, sein Name in ganz Europa geachtet. Er sprach Deutsch mit nur leichtem Akzent, sodass ihn kaum jemand für einen Franzmann gehalten hätte, der nicht über ein gewisses Maß an Bildung verfügte. In Montpellier, wo er zu Hause war, kannte man ihn als Michel de Notre-Dame. Die gelehrte Welt kannte ihn als Nostradamus. „Michael, wie weit, meint Ihr, haben wir es noch?" wandte ich mich an den berühmten Mann. Nostradamus, der alles andere als ein geübter Reiter war, lenkte sein Pferd neben das meine und hielt das Tier an.

    Er trug einen weit geschnittenen Kutschermantel und einen seltsam anmutenden Hut mit hochgeschlagener Krempe, der sein Gesicht fast völlig verhüllte. „Wenn ich mich recht entsinne sagte er mit seiner leisen, singenden Stimme, bei der sich das „ch immer beinahe wie ein „sch anhörte. „Wenn ich die Karten richtig im Kopfe habe, dann sollte sich Cetatea Poenari am Ende dieses Tals befinden. Vielleicht noch eine gute Stunde des Weges.

    Ich nickte und sah zu Rebekka hinüber, die ihr Pferd ebenfalls angehalten hatte. „Ihr habt es gehört?" Rebekka nickte stumm. Sie gab dem Pferd die Sporen und ritt wortlos an mir vorbei. Noch immer lag der Geruch von Verwesung in der klaren Nachtluft, wenn auch nicht mehr mit der gleichen Penetranz, die er zwischen den gepfählten Kadavern gehabt hatte. Rascott lenkte seinen Falben an mir vorbei und hob kurz die Hand. Er war kein Mann von vielen Worten und es erstaunte mich, als er mich ansprach.

    „Lasst uns den Rest des Weges nur so schnell wie möglich hinter uns bringen. Je eher wir diesem unheiligen Ort den Rücken kehren, desto besser! Außerdem muss ich gestehen, dass ich einen nicht unbeträchtlichen Hunger verspüre und, ich gebe es gern zu, mich der Arsch schmerzt! Wir sitzen seit dem Morgengrauen im Sattel und ich wünschte mir schon, ich könnte mit meinem Pferd tauschen! Mein Diener Heinrich nickte. „Ich schließe mich dem Herrn von den Inseln an., brummte er.

    „Je eher mein Hintern sich aus diesem Sattel erheben kann, desto besser! Ich drückte die Schenkel leicht zusammen und mein Pferd setzte sich in Bewegung. Michel hatte sich nicht verschätzt. Nach gut einer weiteren Stunde erreichten wir die Festung, die sich wie ein schwarzer Schatten gegen den Nachthimmel abzeichnete. Die Zitadelle lag auf einem Bergrücken und einige erleuchtete Fenster wiesen uns den Weg. Der Anstieg war steil und unsere erschöpften Pferde mühten sich, doch endlich standen wir vor den Toren von Poenari. Die Fallgitter waren herabgelassen, doch standen die Wachen an den Seiten und sahen uns kommen. Wir wurden erwartet und man hatte sie angewiesen, uns Einlass zu gewähren. Pflichtbewusst fragte mich der Befehlshaber der Nachtwache nach dem ausgemachten Passwort, ohne dessen Nennung er uns keinen Einlass gewähren durfte. „Draculea., antwortete ich und der Wachhabende nickte kurz. Knirschend hob sich das schwere Eisengatter und wir ritten in den Burghof.

    Obwohl es weit nach Mitternacht war, kamen die Stallknechte und führten die erschöpften Tiere in die Stallungen. Ein hochgewachsener Mann begrüßte uns im Namen seines Herrn und bat uns, ihm zu folgen. Ein Mahl sei für uns bereitgehalten worden und sein Herr erwarte uns schon. Schweigend folgten wir dem finster dreinblickenden Mann durch die von Fackeln beleuchteten Gänge in einen Saal mit hoher Decke. Eiserne Leuchter mit Dutzenden von Kerzen tauchten den Raum in ein flackerndes Licht. In einem über mannshohen Kamin brannte ein wärmendes Feuer. In der Mitte des Saals stand ein mächtiger Eichentisch, an dessen Ende unser Gastgeber auf uns wartete.

    Als wir eintraten, erhob er sich und kam uns entgegen. Er nickte dem Mann zu, der uns hereinbegleitet hatte, woraufhin der wortlos verschwand. Knarrend schloss er die Eichentür hinter sich. „Lang ist es her, dass wir uns zuletzt sahen! Vlads Stimme war tief und klangvoll. Seine dunklen Augen musterten mich eindringlich. „Die Zeit ist gnädig mit Euch umgegangen, Freiherr. Ich lachte leise. „Das mag Euch so erscheinen, Vlad, doch glaubt mir, wenn ich sage, dass dies nur der äußere Schein ist! Ein Schmunzeln huschte über Vlads Gesicht. Sein gepflegter Schnurrbart verbarg die ein wenig zu kurze Oberlippe, sodass man nie sicher war, ob er lächelte oder einen grimmigen Mund zog. „Seid mir willkommen!

    Dann wandte er sich den anderen zu. „Auch Euch grüße ich! Jeder Freund des Freiherrn von Steinborn sei mir jederzeit ein willkommener Gast! Vlad wies auf die Speisen, die auf der Tafel bereitstanden. „Setzt Euch! Ihr müsst hungrig sein nach dem langen Ritt! Wir folgten nur zu gern seiner Aufforderung und ich stellte ihm meine Gefährten vor, während wir uns an dem kalten Braten und dem hervorragenden Wein gütlich taten.

    Vlad hörte aufmerksam zu, ohne eine Miene zu verziehen. Er blickte Nostradamus eindringlich an, musterte Rascott und Heinrich aufmerksam. Als ich ihm Rebekka vorstellte, neigte er den Kopf. Sie zog überall die Blicke der Männer auf sich, doch Vlad war kein Mann, der sich vom Äußeren einer schönen Frau gefangen nehmen ließ. Ihn interessierte mehr der Mensch dahinter, mochte er männlich oder weiblich sein. Als ich geendet hatte, blickte er wieder zu mir herüber. „Hattet Ihr eine angenehme Reise?", fragte er und es war mehr als reine Höflichkeit, dass er danach fragte. Wir hatten schon in Budapest von den marodierenden Türkenbanden erfahren, die die Walachei unsicher machten.

    „Nun, abgesehen von dem unerfreulichen Anblick der vielen Leichen war unsere Reise ohne Probleme, gab ich zur Antwort. „Wir wurden nur vom Gestank verwesenden Fleisches belästigt, doch nicht von irgendeinem Menschen. Vlad nickte. „Ja, wirklich kein angenehmer Anblick, nicht wahr? Aber er erfüllt seinen Zweck. Er hält mir diese vermaledeiten Osmanen vom Leib. Ich glaubte ihm aufs Wort. Niemand würde es riskieren, sich mit einem Herrscher anzulegen, der dermaßen drakonische Strafen verhängte. „War es wirklich nötig, all diese Menschen so grausam hinzurichten?, wollte ich wissen. Vlad lachte leise und mir lief ein Schauer den Rücken hinab. „Seht Ihr, wie gut die Abschreckung funktioniert? Selbst Ihr glaubt, ich habe dies getan! Aber glaubt mir, es war nicht halb so, wie es scheinen mag.

    Die meisten der Gepfählten sind in der Schlacht gefallen und viele habe ich aus allen Teilen der Walachei hierherbringen lassen, um sie zur Schau zu stellen. Das Pfählen ist eine türkische Art der Hinrichtung und es bereitet ihnen mehr Furcht als alles andere! Sie fürchten mich mehr als den Scheitan, ihren Teufel, und das ist nur gut so!"

    „Also ist das … ein Trick von Euch? Ich war einigermaßen erstaunt. „Ich muss sagen, es zeugt von Raffinesse und Kaltblütigkeit!

    „Und die ist nötig, um sich die Muselmanen vom Halse zu halten! Mehmed der Dritte ist kein gütiger Herrscher und er hält nicht viel vom Koran und dem Propheten, auch wenn er vorgibt, das zu tun. Er ist nur an seinem Machterhalt interessiert und der Glaube ist für ihn ein schärferes Schwert, als es Kanonen sein können! Vlad verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Ich kenne diesen verdammten Schweinehund nur zu gut!

    Ich wusste, dass Vlad als junger Mann einst als Geisel bei dem Sultan gefangen gehalten worden war und dass ihm dort nichts Gutes widerfahren war. Vlad hatte mir gegenüber einmal Andeutungen darüber gemacht, doch hatte ich nie etwas Genaueres erfahren. Er sprach nicht gern über seine Gefangenschaft. Ich hatte das immer respektiert.

    „Sei‘s drum! Vlad erhob sich aus seinem beschnitzten Sessel und trat an das flackernde Kaminfeuer. „Sultan Mehmed ist wohl nicht der Grund Eures Besuchs, Freiherr, wenn ich Euer Schreiben richtig interpretiere. Ihr habt auf meine Mitgliedschaft in einem gewissen Orden angespielt ... Er drehte sich auf dem Absatz um und blickte in die Runde. „Schon mein Großvater und nach ihm mein Vater waren Draculea. Waren Mitglieder im Drachenorden. Und nach ihnen bin nun ich der Woiwode und damit der hiesige Vertreter des Ordens. Doch sagt mir – worum geht es Euch wirklich?"

    Es sah ihm ähnlich, direkt zum Punkt zu kommen. Schon damals, als wir gemeinsam gegen die Türken gekämpft hatten, war er ein Mann gewesen, der ohne Umschweife auf den Kern eines Problems zu sprechen gekommen war. Ich hatte das immer bewundert, auch wenn es ihn bei anderen in Verruf gebracht hatte. Aber ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Noch nicht! „Natürlich um Drachen, was dachtet Ihr? antwortete ich. „Wir brauchen Euer Wissen. Das Wissen des Drachenordens. Ich deutete auf Michel. „Wir brauchen Eure Bibliothek! Mein Freund hier aus dem Frankenreich muss unter allen Umständen ein bestimmtes Buch finden, um großes Unheil abzuwenden!"

    Vlad war bei der Erwähnung des Drachen in der Bewegung erstarrt. „Euer Ernst? Ich nickte stumm und auch Rebekka und Michel nickten zur Bestätigung. „Es geht wahrhaftig um … Drachen? Ich glaubte immer, die Erzählungen um die Taten meiner Ahnen seien … nun, Sagen! Jetzt schüttelte ich den Kopf. „Sind sie nicht."

    „Wir glauben … nein, wissen, dass ein Drache dabei ist zu erwachen! Zum ersten Mal seit unserer Ankunft erhob Rebekka ihre Stimme. „Der Drache schläft noch, doch wenn er erwacht, werden die Türken Euch wie Schmusetiere erscheinen. Er ist ein Monstrum, wie Ihr noch keines erlebt habt! Und Euer Vorfahr, Vlad der Erste, hat einst geholfen, ihn zu bannen. Er war ein tapferer Mann und wir hoffen, dass wir mit Hilfe seines Wissens in der Lage sein werden, der Gefahr zu begegnen.

    Vlad betrachtete Rebekka mit gerunzelter Stirn. „Ihr sprecht von ihm, als hättet Ihr ihn gekannt, doch das kann ja wohl nicht sein, so jung, wie Ihr seid!"

    Rebekka neigte den Kopf und ihr Haar fiel ihr in die Stirn. „Natürlich nicht, doch habe ich die Geschichte von einem erfahren, der damals mit ihm gekämpft hat." Das entsprach sogar in gewisser Weise der Wahrheit. Rebekka verfügte über das gesammelte Wissen des Heiligen Georg, des Drachentöters, des Vampirs, der den Fluch des Drachen auf sich geladen hatte. Sie hatte ihn getötet. Nicht mit Absicht, aber sie war es gewesen, die ihn aus dem Leben genommen hatte, wenn auch nur durch einen unglücklichen Zufall, und so war der Fluch auf sie übergegangen. Wir waren aber schon vor unserer Abreise übereingekommen, Vlad nicht in Rebekkas Geheimnis einzuweihen. Es war besser, wenn er nicht wusste, dass der erwachende Drache in ihr schlief.

    Vlads Beiname „Draculea" bezog sich auf den Drachenorden, der sich vor Generationen begründet hatte, um die Gefahr durch die Drachen zu bekämpfen. Es war dem Orden nicht vergönnt gewesen, einen wirklichen Sieg zu erringen, aber er hatte seinen Beitrag geleistet. Vlads Großvater hatte mit Sankt Georg gegen einen der Drachen gekämpft. Zu guter Letzt hatte Georg den Drachen besiegt und Vlad der Erste hatte mit knapper Not überlebt. Damals hatte der Drachenorden eine Reihe von Gegenständen zusammengetragen, von denen es hieß, sie seien in der Lage, einen Drachen zu töten. Um diese Gegenstände ging es uns. Rebekka hatte nicht nur den Fluch von dem sterbenden Georg übernommen. Seine Erinnerungen waren jetzt ihre Erinnerungen.

    Sie kannte seine Geheimnisse, mit dem kleinen Unterschied, dass sie diese nicht erinnerte wie etwas, das sie selbst erlebt hatte. Sie hatte mir erzählt, welch seltsames Gefühl es war, wenn die Erinnerungen des Vampirs in ihr hochkamen. Sie kamen nicht zuverlässig, sondern wie eine Eingebung, wie eine Vision. Vielleicht würde sich das im Lauf der Zeit noch ändern, wenn Rebekkas Verwandlung fortschritt. Noch war sie nicht zur Gänze so, wie der Vampir es gewesen war, doch war es nur eine Frage der Zeit, bis es so weit war. Ihr Blutdurst war noch nicht erwacht. Sie hatte geschärfte Sinne und auch ihre körperliche Stärke hatte zugenommen. Sie schlief nur noch wenige Minuten in jeder Nacht, nahm kaum noch Nahrung zu sich und es wurde immer weniger.

    Rebekka schob den Stuhl zurück, in dem sie gesessen hatte, und erhob sich. Sie war fast einen Kopf kleiner als der hochgewachsene Woiwode. Rebekka trug ihre ledernen Hosen, den breiten Waffengurt mit den Vorderladepistolen und ihren Dolchen, einen ledernen Überrock und hohe Reiterstiefel. Die Reisekleidung verbarg ihre weiblichen Formen. Das war von Nutzen und ersparte unangenehme Fragen, denn in diesen Zeiten war es ungewöhnlich, wenn eine Dame auf Reisen war. Oft trug Rebekka zusätzlich noch einen ledernen Hut mit einer Gesichtsmaske, die auch ihre Züge verbarg. Obwohl Rebekka kleiner war als der Woiwode, hätte ich bei einem Zweikampf der beiden mein Geld auf die zierliche Frau gesetzt. Denn Rebekka war ein Vampir. Oder würde es in Bälde sein. Und sie war unsterblich.

    „Euer Großvater, sprach Rebekka weiter, „hat seine Taten in einem Buch aufgeschrieben, und ebenso eine Liste mit Dingen, die geeignet sein sollen, einen Drachen zu bekämpfen. Wir brauchen einige dieser Dinge, Graf Vlad, und hofften, Ihr würdet uns helfen, sie zu finden. Oder wenigstens das Buch, welches Euer Großvater verfasste. Vlad blickte Rebekka lange in die Augen. Ich hätte gern gewusst, was in diesen Momenten in seinem Kopf vor sich ging. Dann nickte er langsam.

    „Ich werde Euch mit allem helfen, was mir zur Verfügung steht, aber ich fürchte, dass dies nicht viel sein wird ..." Er holte tief Luft und fuhr fort: „Nicht viel sein kann! Das Buch, von dem Ihr spracht, ich sah es als Junge. Das war, bevor mein Vater mich als Geisel in die Hände der Türken übereignen musste, in unserem damaligen Wohnsitz. Doch der liegt seit dem Kriege gegen die walachischen Aufrührer in Trümmern. Die Bibliothek … in alle Winde zerstreut, verbrannt oder vergessen. Ich weiß nicht, wo das Buch verblieben ist, und selbst wenn es Euch gelänge, das Buch zu finden, so bezweifle ich, dass Ihr es würdet lesen können.

    Schon damals, als mein Vater es mir gezeigt hat, konnte keiner, der es versuchte, sein Buch lesen. In welcher Schrift mein Großvater es auch immer verfasste, er hat meinem Vater das Geheimnis nicht mehr mitteilen können, bevor er verstarb. Ich fürchte, sein Geheimnis ist auf immer verloren."

    „Oh, darüber macht Euch nur keine Sorge!, warf ich ein. „Dafür ist mein Freund hier der Garant! Wenn einer in der Lage ist, das Buch zu entziffern, dann Michel de Notre-Dame, genannt Nostradamus!

    Bei der Nennung seines Namens neigte mein französischer Freund seinen Kopf und lächelte Vlad schmal an. Ich verschwieg, dass auch Rebekka eine gute Chance hatte, die Worte lesen zu können. Dazu befähigte sie das Wissen des Vampirs, das ihr zur Verfügung stand. Hatte sie die Schrift erst vor Augen, würden Georges Erinnerungen in ihr das Geschriebene lesbar machen. So hofften wir zumindest. Auf meinem Gut hatte Rebekka ohne Schwierigkeiten lateinische Texte lesen können. Dabei hatte sie diese Sprache nie erlernt. Aber Georg hatte fließend Latein gesprochen, sowie einige andere Sprachen mehr. Und dieses Wissen war auf sie übergegangen.

    „Könntet Ihr uns sagen, wo der damalige Sitz Eurer Familie lag? Dann würden wir versuchen, die Spur dort aufzunehmen ..." Ich erhob mich ebenfalls und auch Michel und mein treuer Heinrich standen von ihren Stühlen auf. Nur Rascott blieb sitzen. Ein Blick zu ihm hinüber ließ mich schmunzeln. Rascott war auf seinem Sitzplatz eingeschlafen, was mich nicht verwunderte, nach dem langen Ritt, den wir gerade erst hinter uns gebracht hatten. Vlad hob seine schmale Hand.

    „Ich selbst werde Euch den Weg weisen. Ich werde Euch auf Eurem Weg begleiten. Zurzeit scheint es nicht so, als seien neue Angriffe der Muselmanen zu erwarten und ich denke, dass nichts meine Anwesenheit hier zwingend erforderlich machen würde. Ich werde Euch begleiten! Doch nicht heute Nacht. Ich habe Zimmer für Euch vorbereiten lassen. Lasst uns morgen in aller Frühe reiten!"

    Er klatschte in die Hände, woraufhin sofort ein Diener erschien. Vlad wies ihn an, uns zu den vorbereiteten Räumen zu geleiten, und verabschiedete sich dann zur Nacht. Der Diener führte uns durch die nur spärlich beleuchteten Gänge der Zitadelle. Jedem von uns wurde ein eigenes Zimmer zugewiesen. Ich betrat meinen Raum als Letzter, die anderen waren schon mit ihrem wenigen Gepäck in den vorbereiteten und sogar geheizten Räumen, denn obwohl es keine kalte Nacht war, strahlten die dicken Mauern der uralten Festung selbst im heißesten Sommer eine beißende Kälte aus.

    Das Gelass war mit einem großen Bett, einem Schrank, Tisch und Stühlen eingerichtet und von einer gewissen heimeligen Atmosphäre. Dicke Gobelins hingen an den Wänden und ein wollener Teppich bedeckte den Boden. Ich warf meine Reisetasche in eine Ecke und begann mich zu entkleiden. Der Tag war mehr als anstrengend gewesen und ich wollte mich sofort zur Ruhe betten, denn am Morgen würden wir wieder im Sattel sitzen und mein geschundener Hintern brauchte Erholung. Entsprechend ungehalten mochte meine Aufforderung einzutreten geklungen haben, als es sacht an der Tür pochte. Rebekka betrat das Zimmer, noch in Hosen und Bluse gekleidet. „Entschuldigt, dass ich Euch störe!" Sie blickte mich fragend an, wartete auf eine Äußerung. Ich lud sie mit einer Geste ein, sich zu setzen.

    „Ihr dürft mich jederzeit stören., sagte ich und meinte es wahrhaftig so, wie ich es sagte. Rebekka und mich verband mehr als nur ein gemeinsam erlebtes Abenteuer. „Ich wollte mit Euch über Vlad Draculea reden, begann sie. „Traut Ihr ihm? Ich meine, würdet Ihr ihm Euer Leben anvertrauen?" Sie hob den Blick und sah mich direkt an.

    „Das habe ich schon, antwortete ich. „Vlad rettete mir einst das Leben, als wir mit Matthias Corvinus gegen die Türken kämpften. Wenig später tat ich für ihn ebensolches und so kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass wir einander unsere Leben schulden. Weshalb fragt Ihr, Rebekka? Habt Ihr Grund, ihm zu misstrauen? Wenn ja, sagt ihn mir!

    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, einen Grund vermag ich nicht zu nennen. Jedenfalls keinen triftigen. Es ist … ein Gefühl. Nennt es eine Vorahnung! Ein düsteres Gefühl beschleicht mich, das ich nicht näher benennen kann. Doch wenn Ihr sagt, der Mann genieße Euer Vertrauen, so soll mir das reichen, meine Zweifel zurückzustellen. Ihr wisst, dass ich nicht um mein Leben fürchten muss. Wohl aber um das Eure ..."

    Ich nickte. Rebekka war unsterblich geworden, als der Drache auf sie übergegangen war. Es gab kaum etwas, das ihr gefährlich werden konnte. Ich betrachtete die schöne Frau vor mir und wie schon so oft stieg ein bekanntes Verlangen in mir hoch. Aber auch diesmal kämpfte ich das Gefühl hinunter. Rebekka war etwas, das nicht für mich bestimmt war. Vielleicht, wenn ein Signal von ihr ausgegangen wäre … doch dem war nicht so. Sie hatte sich zu Georg hingezogen gefühlt und ich war mir sicher, dass sie das Bett geteilt hatten. Sie betrachtete mich als Freund, als Bruder und in gewissem Maß als Beschützer, doch nicht mehr, so sehr ich mir auch das Gegenteil wünschen mochte. „Eure Sorge ehrt mich, doch seid versichert, dass mir von Vlad keine Gefahr droht."

    „Nun, dann will ich es dabei belassen. Sie erhob sich, zögerte und sprach erneut: „Eines noch … Denkt Ihr, dass wir das Buch finden werden? Ich zuckte mit den Schultern. „Denken? Ja, ich hoffe es. Es wird sich zeigen! In keinem Fall werden wir aufgeben. Ich versprach, Euch bei der Suche nach den Waffen des Drachentöters zu helfen und ich werde mich an dieses Versprechen halten, komme, was da wolle und sei es der Tod selbst!"

    „Sagt das nicht!, beschwor sie mich. „Man soll das Unglück nicht beschreien ... Abrupt wandte sie sich um, ging zur Tür. „Ich wünsche Euch eine gute Nacht!" Sie zog die Tür hinter sich zu und ich war wieder allein. Es brauchte eine geraume Weile, bis der Schlaf zu mir fand. Rebekkas Worte gingen mir nicht aus dem Kopf. Sie war viel mehr als ein Mensch und wenn sie Vorahnungen hatte, so wäre es leichtsinnig und töricht, sie einfach zu ignorieren und in den Wind zu schlagen.

    2. Kapitel

    Grothe stocherte die schwache Glut im Herd mit dem rostigen Schüreisen auf und warf eine Handvoll Reisig auf die Asche. Nach ein paar Augenblicken züngelten Flammen aus dem trockenen Bündel und ein flackernder Schein erhellte die armselige Hütte. Einige Holzscheite lagen bereit und das Feuer wärmte Grothes kalte Hand. Ihm war nur noch eine verblieben. Am Stumpf des linken Arms trug er einen grob geschmiedeten Haken, der mit einer ebenso schlichten Manschette aus Pferdeleder befestigt war. Der Krieg hatte ihn gezeichnet, wie so viele andere. Vor die Wahl gestellt, an Wundbrand zu sterben oder die verletzte Hand zu opfern, war die Entscheidung nicht schwer gewesen.

    Grothe konnte nicht schlafen in dieser Nacht. Es war windstill, ein leichter Regen fiel aus tief hängenden Wolken auf das Strohdach seiner Hütte, aber er fand einfach keine Ruhe. So war er von seinem Lager aufgestanden, um vielleicht ein paar anstehende Reparaturen zu machen. Sein Messer brauchte einen neuen Griff, ein Topf musste mit einem neuen Henkel versehen werden, sein Wams war an einer Naht aufgeplatzt. Es gab genug zu tun. Grothe entschied sich, dem Messer den nötigen Griff zu schnitzen. Trotz seiner fehlenden Hand war er geschickt im Umgang mit den Werkzeugen und verrichtete im Dorf sogar einige leichte Schmiedearbeiten. Es war ein heruntergekommenes Kaff mit kaum mehr als fünfzig Bewohnern, in dem er lebte.

    Die Hütten waren krumm und schief, manche kaum mehr als bessere Ställe, es gab keine Kirche und manchmal schien es ihm, als habe die Welt vergessen, dass es dieses Dorf überhaupt gab. Grothe suchte unter den Hölzern nach einem, das als Griff herhalten mochte, aber keines war passend. Eines war zu kurz, ein anderes nicht breit genug. So warf er sich endlich sein altes ledernes Cape um die mageren Schultern und trat in den Regen hinaus. Wenn es an einem nicht mangelte in dieser vergessenen Gegend, dann war das Holz.

    Er hatte am Rand des Dorfes, in der verlassenen Schmiede, einen kleinen Vorrat an Holz angesammelt. Darunter würde sich schon ein passendes Stück finden. Der Regen tropfte herab und Grothe brauchte nur wenige Minuten, um die Schmiede zu erreichen. Die Wände waren windschief, aber das Dach hielt noch stand. Er hielt die mitgebrachte Laterne hoch und suchte nach dem Stapel trockenen Eichenholzes, der ihm das passende Griffstück für sein Messer liefern sollte. Mit dem Haken an der Linken zog er Scheit um Scheit beiseite. Ein schön gemasertes Stück fiel ihm ins Auge und er zerrte daran, aber es wollte sich nicht aus dem Stapel lösen. Grothe griff mit der Rechten zu und zerrte daran.

    Ein Knacken ließ ihn aufsehen, aber da war es schon zu spät und der alte Balken, an dem der Stapel angelehnt war, gab nach und stürzte krachend neben ihm zu Boden. Lehm und Dreck rieselten herab und verklebten sich an seinem nassen Cape. Fluchend und hustend rappelte Grothe sich hoch. Er hatte Glück gehabt! Wie leicht hätte ihn der umstürzende Balken treffen können! Es war nur eine Zwischenwand, zu der der Balken gehört hatte, und so hielt sich der Schaden in Grenzen. Grothe leuchtete, um sich den Schaden zu besehen. Ein großes Loch klaffte hinter dem Holzstapel, dort, wo zuvor die Wand gewesen war.

    Dahinter konnte er einen Hohlraum erkennen. Das Licht der Laterne fiel auf steinerne Stufen. Hinter der Wand befand sich eine Treppe, die nach unten führte. Neugierig beugte sich Grothe vor. Keines der Häuser im Dorf hatte auch nur einen Keller, denn der Ort war auf felsigem Grund errichtet worden, und diese Treppe schien schon vor vielen Jahren hinter der Wand versteckt worden zu sein. Wo mochte sie hinführen? Grothe stieg über die Hölzer und den Lehmschutt hinweg und testete vorsichtig die obere Stufe der Treppe. Sie gab nicht nach und so beschloss er, zu erforschen, wohin diese Treppe führen mochte. Er nahm ein paar kienige Knüppel Kiefernholz mit, die ihm als Fackeln dienen konnten, sollte die Laterne verlöschen, denn um nichts in der Welt wollte er mitten in der Nacht in der Dunkelheit, in der Tiefe, plötzlich ohne Licht dastehen.

    Die Treppe war erstaunlicherweise trocken und stabiler, als zu erwarten gewesen war. Sie führte tief hinab und wand sich dabei einige Male. Die Wände waren aus exakt behauenen Steinen gefügt und bildeten über ihm einen halbrunden Himmel. Nach einer geraumen Zeit änderte sich die Oberfläche von behauenem Stein. Waren die Wände anfangs glatt gewesen, so zeigten sie jetzt Muster, die ihm unbekannt waren. Der Zierrat wechselte, die Schnörkel und Ornamente wurden immer aufwendiger und schließlich stand Grothe vor einer wuchtigen Tür aus Eichenbohlen, die mit schweren Eisenangeln an der Wand befestigt waren. Es gab kein Schloss, keinen Riegel oder anderen Mechanismus, sodass Grothe endlich gegen das Türblatt drückte. Ohne Widerstand schwang die Tür knarrend und knarzend nach innen auf.

    Das Licht der Laterne fiel in einen weiteren Gang, der rechtwinklig von dem abzweigte, der ihn hierher geführt hatte. Vorsichtig tastete sich Grothe weiter vor. Der Gang weitete sich und schlussendlich öffnete sich vor ihm ein unterirdischer Saal von unfassbarer Größe, der mit einem reichen Zierrat geschmückt war. Eiserne Fackelhalter an den Wänden trugen die Reste hölzerner Fackeln. Im schwachen Licht der Laterne konnte er die Decke nicht erkennen. An den Wänden standen die modernden Reste von Möbeln, die einstmals prächtig gewesen sein mussten. Manche waren mit bronzenen Schilden versehen gewesen, die nun am Boden lagen. Die Nägel hatten sie nicht mehr am Holz halten können, als dieses zerfiel. Ein Wappen zierte einige davon, das einen Drachen zeigte, der sich in den eigenen Schwanz zu beißen schien. Und dann sah Grothe etwas, das ihm einen kalten Schauer den Rücken herunterlaufen ließ. Zwischen den vermodernden Brettern einer Kiste glänzte ein goldener Schein im flackernden Licht. Konnte das sein? War dies seine Chance, aus der elenden Armut zu entkommen? Er bückte sich und sein Herz schlug ihm bis zum Halse. Er hielt eine große Goldmünze in der Hand.

    Die Laterne, die an seinem Haken baumelte, fiel ihm fast hinunter. Grothe entzündete einen der Kienspäne und richtete sich auf, die Münze fest umklammert, als fürchte er, jemand würde sie ihm jeden Moment entreißen. Die einfache Fackel erleuchtete den Raum ein wenig besser, als es die kleine Laterne vermocht hatte. Grothe sah sich um. Das Gewölbe, in dem er sich befand, war um einiges weitläufiger, als er vermutet hatte. Er konnte die rückwärtige Wand von seinem Standpunkt aus nicht erkennen. Grothe war von Natur aus ein neugieriger Mensch und er konnte es sich nicht verkneifen, wenigstens ein klein wenig weiter in den Raum hineinzugehen. Im Schein von Fackel und Laterne erkannte er, dass der ganze Raum bis zur Decke hoch mit Reliefs verziert war. An den Wänden, den Säulen, die sich in regelmäßigen Abständen zur Decke streckten, die sich seinem Blick entzog, an Vorsprüngen und Sockeln wanden sich Fabelwesen in- und umeinander.

    Drachen, schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf. Die gleichen, die auf die Münze geprägt waren. Tausende von Abbildern mussten es sein, die sich da durcheinander-schlängelten. Er stapfte weiter und achtete kaum darauf, wohin ihn seine Schritte brachten. Fasziniert starrte auf die seltsamen Wesen, die sich seinen Augen darboten. Grothe hielt inne und drehte sich um seine Achse, beleuchtete die Reliefs und kam aus dem Staunen nicht heraus. Vor ihm ragte ein Schatten auf, hoch und dunkel wie ein Fels mitten im Raum. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass es sich um eine riesenhafte Statue handelte. Sie war so groß, dass er ihre Umrisse nicht erkennen konnte. Grothe trat einen Schritt zurück und strauchelte, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.

    Es war ein kleines Wunder, dass die Laterne nicht verlosch. Er rappelte sich fluchend wieder auf und schaute nach, worüber er gestolpert war. Der Boden zu seinen Füßen, der anfangs glatt und staubig dagelegen hatte, war mit Knochen übersät. Grothe erkannte Rippen, Langknochen und Schädel. Es mussten Hunderte von Skeletten sein, die da versammelt waren! Das kalte Grauen schlich in ihm hoch. Er war kein ängstlicher Mensch, aber das war selbst für einen hartgesottenen Soldaten wie ihn zu viel. Wie von Furien gehetzt rannte er den Weg zurück, den er gekommen war, die Münze in seiner Faust fest umklammert. Erst in der Schmiede kam er wieder zu Sinnen und schalt sich einen Narren. Da waren nur Knochen gewesen! Was konnten ihm Knochen schon anhaben? Die, denen die Gebeine gehört hatten, waren tot! Seit Jahren tot! Grothe beschloss, wieder hinunterzusteigen. Aber er wollte verdammt sein, wenn er sich nicht besser vorbereiten würde! Er starrte auf die goldene Münze und die Gier bemächtigte sich seiner. Er würde sich diesen Schatz, den er da entdeckt hatte, nicht nehmen lassen!

    3. Kapitel

    Ich hatte Heinrich bei den Pferden zurückgelassen. Wir anderen waren in die Ruine aufgestiegen, allen voran Vlad Draculea. Er kannte den Weg und führte uns durch die Trümmer der Burg. Rebekka sprang leichtfüßig direkt hinter ihm über die herumliegenden Felsen, gefolgt von Rascott und Nostradamus. Ich bildete den Schluss unserer kleinen Expedition, denn mein Bein schmerzte mich seit einiger Zeit vermehrt. Oben angekommen bot sich uns zum einen ein atemberaubender Blick in das bewaldete Tal, auf der anderen Seite ein Bild von Tod und Zerstörung. Dies musste einmal ein prächtiger Bau gewesen sein, bis er von den tobenden Horden geschleift worden war. Vlad deutete auf einen halb eingestürzten Torbogen, der sich schwarz von Ruß vor uns erhob. „Dort lag einst die Bibliothek meines Vaters. Wie Ihr seht, steht nichts mehr davon. Wie ich Euch sagte ..."

    Rebekka stieg wortlos an Draculea vorbei und blickte sich um. Georgs Erinnerungen liefen vor ihrem inneren Auge ab. Er, der Vampir, der Drachenträger, war hiergewesen, lange vor Vlads Geburt. Sie erinnerte sich. ER erinnerte sich. Damals ragten hier zwei Stockwerke von Regalen hoch, voll von Büchern, von uraltem Wissen und Weisheit. Jetzt lag alles in Schutt und Asche. Zielstrebig sprang sie über die Steine. Am Stumpf einer Säule blieb sie stehen und sah sich um. „Helft mir! Hier war … wurde mir berichtet, das Regal mit den verbotenen Schriften. Es war mit einem schmiedeeisernen Gitter gesichert, damit kein Unbefugter gegen den Willen des Ordens an die gefährlichen Bücher herankam."

    Vlad runzelte die Stirn. Woher nur hatte diese geheimnisvolle Frau ihre Informationen? Vlad zweifelte insgeheim daran, dass sie die Wahrheit sagte, was die Quelle ihrer Informationen anging, aber er war zu höflich, dies offen auszusprechen. Ich sah, dass es in dem Woiwoden arbeitete. Rebekka begann, die Trümmer beiseitezuräumen und Rascott trat zu ihr und packte mit an. Auch ich begann Steine beiseitezuwerfen und nach einigen Augenblicken schloss sich Vlad unseren Bemühungen an.

    Nur Michel de Notre-Dame blieb am Rand des Trümmerfeldes stehen. „Ich bin zu alt für dergleichen und mein Rücken protestiert schon vom Aufstieg hier herauf, Ihr mögt mir verzeihen!" Er setzte sich auf einen der größeren Blöcke, der einmal das Kapitell einer Säule gewesen sein mochte, und öffnete seinen Beutel, um Wein und Brot hervorzuholen. Nostradamus war mit Abstand der Älteste von uns und keiner nahm ihm seine Zurückhaltung übel. Nach einer Weile hatten wir eine gute Menge der Steintrümmer beiseitegeschafft, als Rebekka sich aufrichtete und ein Stück Holz hochhielt. Es war angekohlt, aber man konnte noch gut die Schnitzereien erkennen, die sich auf einer Seite entlangzogen. Vlad trat neben sie und betrachtete das Stück Brett.

    „Ihr erstaunt mich!, sagte er verhalten. „Ich erinnere mich an dieses Muster … es war an den Regalen, von denen Ihr gesprochen habt. Mich deucht, Ihr habt wahrhaftig das Gesuchte gefunden!

    „Nur ein Brett von einem Regal, sagte Rebekka. „Nur ein Brett. Wir suchen nach etwas viel Kostbarerem, wie Ihr wisst, Graf! Sie legte das Brett beiseite und beugte sich wieder über die Trümmer. Wir gruben noch eine geschlagene Stunde weiter und immer mehr Holzstücke traten zutage, bis wir endlich die Fliesen erreichten, die den Boden der Bibliothek gebildet hatten. Dann sprang plötzlich Rascott auf und hielt ein Buch in die Höhe. Er knurrte zufrieden und reichte das angekohlte und zerfetzte Relikt an Vlad.

    Der Woiwode musterte die Reste des Buches und reichte es dann an Rebekka. „Eine Bibel!" Rebekka nickte. Das war nicht, wonach wir Ausschau hielten, aber es war ein deutliches Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Rascott wühlte weiter an der Stelle, an der er fündig geworden war. Der Bibelrest hatte unter einer mächtigen Steinplatte hervorgeschaut und nun zog er ein weiteres Blatt darunter hervor.

    „Da ist noch mehr., bemerkte der wortkarge Mann. „Aber diese Platte ist schwer. Vielleicht zu schwer!

    „Wir brauchen etwas, das wir als Hebel benutzen können", schlug Vlad vor und ich gab ihm recht. Die Steinplatte war eine Wandverkleidung von erheblichem Gewicht, geziert vom Wappen des Drachenordens, dem Drachen, der sich in den Schweif beißt, dem Uroboros gleich. Der Färbung nach vermutete ich, dass die Platte aus Granit war. Wir entschlossen uns, nach einem Baumstamm oder Balken Ausschau zu halten, den wir als Hebel einsetzen konnten.

    Rascott und Vlad stiegen am Hang hinunter, um zu sehen, ob sie dort etwas finden konnten, das uns dienlich sein mochte, Michel und ich sahen uns in den Trümmern der Burg um. Rebekka blieb bei der Platte zurück. Wir fanden einen angesengten Eichenbalken, den wir mit Mühe zu unserer Fundstelle schleppten. Nostradamus fluchte den halben Weg auf Französisch. Körperliche Arbeit war sein Ding nicht. Er war ein Mann des Geistes. Kurz nach uns kamen auch Vlad und Rascott zurück. Sie hatten einen Stamm gefunden, der ebenfalls tauglich zu sein schien. Wir entschieden uns, beide Hölzer miteinander zu verschnüren und sie zusammen als Hebel zu nutzen. Mit vereinten Kräften gelang es uns, die Steinplatte anzuheben und zur Seite zu drücken.

    Darunter kam ein verbogenes Gitter zum Vorschein, unter dem wir Papier und Stücke von Pergament erkannten. „Das ist … muss es sein! Rebekka kniete nieder und streckte die Hand zwischen den Gitterstäben hindurch. Sie zerrte ein altes Stück Pergament hervor, auf dem in geschwungener Schrift ein Text zu sehen war. Sie reichte das Stück an Nostradamus, der es eingehend betrachtete. „Dies scheint mir Griechisch zu sein., diagnostizierte er. „Euklid, wie mir scheint." Also nicht, wonach wir suchten.

    Es wäre auch wunderlich gewesen, gleich auf Anhieb das richtige Buch zu finden. Ich beugte mich vor und versuchte, das Eisengitter hochzuziehen, aber es hing zwischen Steinen und Regaltrümmern fest. Erst mit unserem bewährten Hebel gelang es uns, die verbogenen Stäbe zu befreien. Nun lagen die darunter verschütteten Bücher frei vor uns. Ich schlug vor, nicht jedes einzeln zu betrachten, sondern alles, was noch genug Substanz hatte, einzusammeln und die Funde dann in Ruhe zu sichten. Wir verbrachten den ganzen restlichen Tag damit, die Fetzen und Stücke zu bergen.

    Michel trug sie vor die Trümmer der Burg zu einer kleinen Wiese, die einmal der Vorplatz am Eingang gewesen war. Endlich erreichten wir den Boden und hatten einen stattlichen Haufen von Büchern, Einzelseiten und Pergamenten gesammelt. „Sei es, dass Ihr unter diesen Relikten findet, was Ihr sucht, in jedem Fall danke ich Euch, denn sicherlich habt Ihr mir wiedergegeben, was meiner Familie gehörte und was uns durch aufsässige Zerstörer genommen worden war. Dafür danke ich Euch!" Vlad senkte seinen Kopf und ich glaubte ihm, dass er dies ernst meinte. Traditionen galten seiner Familie mehr, als sie für mich oder Rebekka waren.

    Wir begannen damit, unsere Funde zu den Pferden hinunterzutragen. Der Himmel zog sich zu und es war kaum ratsam, die stark mitgenommenen Papiere dem Regen auszusetzen. Heinrich hatte stoisch auf unsere Rückkehr gewartet und half, die Bücher und Papiere in den Packtaschen zu verstauen. Wir waren fast damit fertig, als mir auffiel, dass Rebekka nicht bei uns war. Obwohl ich wusste, dass sie diejenige von uns war, der am wenigsten Gefahr drohte, beschlich mich Sorge. Vielleicht, weil sie eine Frau war und meine Beschützerinstinkte mich dazu nötigten. Ich bat die anderen, auf mich zu warten, und stieg erneut den Berg hinauf. Auf halber Strecke kam mir Rebekka entgegen, wohlbehalten und mit einem befremdlichen Lächeln um die Mundwinkel. „Wo bleibt Ihr denn nur? Sie hob die Brauen und zuckte die Schultern. „Oh, ich habe mich nur versichert, dass wir nicht etwas übersehen haben!

    „Und? Haben wir?, wollte ich wissen. Sie winkte ab. „Es scheint, als hätten wir alles Brauchbare, das zu finden war, in unserem Besitz, lieber von Steinborn. Wir können reiten! Ich fand das Benehmen meiner Gefährtin seltsam. Rebekka war aber in den letzten Wochen ohnehin verändert und so hielt ich meinen Mund und trabte mit ihr zu unseren Mitreisenden zurück. Heinrich hatte die Pferde bereit, als wir unten ankamen, und wir schwangen uns in die Sättel. Die Nacht war nahe und wir würden es heute kaum zurück zu Draculeas Festung schaffen. Vlad hatte dies vorausgesehen und so hatten wir Zelte und Wegzehrung für ein Nachtlager im Gepäck. Als die Dunkelheit ein Weiterreiten in den dunklen Wäldern unmöglich machte, schlugen wir also unser Nachtlager auf. Wir hatten drei Zelte mit uns, so dass wir je zu zweit in einem Zelt nächtigen mussten.

    Heinrich teilte sich eines mit Rascott, Vlad und Nostradamus das zweite und das dritte Zelt war das Nachtlager für Rebekka und mich. Vlad schien die Gesellschaft des Franzosen zu genießen. Die zwei disputierten bis spät in die Nacht hinein über Gott und die Welt. Heinrich und Rascott, beide nicht die redseligsten Männer, legten sich als Erste zur Ruhe. Gegen Mitternacht lagen auch Rebekka und ich unter unseren Decken. Ich war schon fast eingeschlafen, als mich ihre Hand berührte. Ich schrak zusammen, als sie mich ansprach. „Ich habe es!, flüsterte sie leise, bemüht, von den anderen nicht gehört zu werden. Ich drehte mich zu ihr um und setzte mich auf. Rebekka legte einen Finger auf ihre Lippen und gebot mir zu schweigen. „Deshalb bin ich zurückgeblieben! Sie zog ein angekohltes kleines Büchlein unter ihrem Wams hervor. Auf dem schwarz verfärbten ledernen Einband prangte das Wappen des Drachenordens. „Ich habe Euch nicht alles gesagt, was mir aus den Erinnerungen unseres Freundes Georg zugeflossen war, dort oben in der Burg."

    „Was meint Ihr?", flüsterte ich, ebenso leise wie sie.

    „Georg wusste genau, wo das Buch zu finden war! Er war dabei, als Vlad der Erste es dort versteckte! Sie wussten, dass sie dieses Buch sicherer verbergen mussten als die anderen sogenannten gefährlichen Werke. Es war unter einer Bodenplatte versteckt, in einem Hohlraum, von dem nur Vlads Großvater und Georg selbst Kenntnis hatten. Deshalb bin ich zurückgeblieben. Ich wollte nicht, dass es einer der anderen zu Gesicht bekommt. Besonders nicht Vlad Draculea ..."

    „Und? Könnt Ihr es lesen? Rebekka nickte. „Ja, ich denke, das kann ich! Sie schob das Buch unter ihr Wams zurück. „Zumindest kann ich die Worte lesen … aber ich erkenne die Bedeutung der Worte nicht. Es … ergibt keinen Sinn."

    „Michel mag es deuten können ..., flüsterte ich. „Er ist schon fast … hellsichtig, was diese Dinge angeht und mag uns eine große Hilfe sein!

    Rebekka nickte. „Das hoffe ich! Doch will ich warten, bis wir aus dem Herrschaftsbereich unseres hilfreichen Gastgebers Draculea heraus sind. Das Gefühl ... Sie stockte und warf einen Blick in die Richtung, in der das Zelt stand, in dem Vlad und Michel ruhten. „Es wird immer stärker. Ich fühle, dass eine Gefahr von ihm ausgeht, auch wenn ich diese nicht benennen kann! Sie drehte sich um und wandte mir den Rücken zu. Ich nickte nur, auch wenn sie dies nicht sehen konnte, und zog meine Decke über die Schulter. Ich musste Rebekka vertrauen, auch wenn ich nicht ihrer Meinung war. Vlad Draculea war in meinen Augen ein integrer Mann und ich verstand ihre Zweifel nicht. Aber wir hatten schon so viel Unglaubliches gesehen, dass ich mich einer Verteidigung des Woiwoden enthielt. Das schwache Licht des Lagerfeuers vor dem Zelt ließ mich nur wenig erkennen, aber ich konnte Rebekkas Atem hören. Ich wusste, dass sie nicht schlief. Sie brauchte kaum Schlaf und würde über uns wachen, wenn wir anderen unseren Träumen nachhingen, aber ich fand trotzdem keine Ruhe. Zu viel ging mir durch den Kopf. Erst gegen Morgen schlief ich für ein paar Stunden ein.

    4. Kapitel

    Grothe hatte sich mit Fackeln und Werkzeug ausgerüstet und in der folgenden Nacht stieg er wieder hinunter in den Raum, den er tief unter der Schmiede gefunden hatte. In den rostigen Resten der Truhe

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