Geschichten vom Großen Bären
Von Richard Kiessler und Annika Brack
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Über dieses E-Book
Richard Kiessler
Richard Kiessler ist Publizist und war unter anderem Chefredakteur in der WAZ-Mediengruppe sowie diplomatischer Korrespondent für das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in Bonn. Seine Tochter Annika arbeitet beim Weltwirtschaftsforum in Genf.
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Buchvorschau
Geschichten vom Großen Bären - Richard Kiessler
1Wie ich den Großen Bären kennenlernte
An einem schönen Sommertag hatte ich mich in unserem Stadtpark ins Gras gelegt. Um mich herum spielten Kinder mit dem Ball oder liefen umher. Ihre Mütter und Väter hatten Liegestühle oder Wolldecken mitgebracht, andere grillten Fleisch und Würstchen.
Ich lag behaglich auf dem Rücken und blinzelte in die Sonne. Plötzlich bemerkte ich einen großen Schatten, der mir die Sonnenstrahlen nahm. Ich riss meine Augen auf und erschrak: Neben stand mir stand ein gewaltiger Koloss mit schwarz-braunem Fell. Ich zitterte, blieb aber liegen und versuchte mich nicht zu regen.
Vor mir stand ein riesengroßer Bär und guckte mich neugierig an.
Mir blieben vor Schreck die Worte im Halse stecken. Was sollte ich tun? Bloß nicht bewegen, dachte ich. Dann tut er mir nichts.
Plötzlich sagte der Große Bär mit tiefer Stimme: „Hallo, wie geht es Dir?"
Ein sprechender Bär! Sowas gibt es doch gar nicht, dachte ich. Gab es aber doch. Denn der Bär sagte: „Du musst keine Angst vor mir haben, ich tu Dir nichts."
Mir verschlug es noch immer die Sprache. Dann stammelte ich: „Mir geht’s gut. Aber was machst Du denn hier in unserem Stadtpark?"
„Ich passe auf, dass die Leute nicht einfach ihre Abfälle auf die Wiese werfen, behauptete er und setzte sich neben mich, „und wenn sie es doch tun, fletsche ich meine Zähne. Dann bekommen sie es mit der Angst zu tun, ha, ha...
„Wo kommst Du denn eigentlich her?", wollte ich wissen.
„Aus Kanada, brummte er vergnügt, „da leben alle meine Verwandten.
Ich beobachtete den Großen Bären. Sein Fell war dunkelbraun, fast schwarz. Er hatte große Füße mit Haaren auf der Unterseite. An seinen Vorder- und Hinterfüßen ragten jeweils fünf Zehen hervor mit über fünf Zentimeter langen Krallen. Und was für ein Gebiss mit breiten, flachen Backenzähnen hatte er!
Der Große Bär bemerkte meine neugierigen Blicke.
„Meine Krallen kann ich nicht einziehen, sagte er, „aber wenn Du willst, kann ich Dich trotzdem streicheln.
Mir lief ein Schauer über den Rücken. Von einer Bärenpranke gestreichelt zu werden? Das musste doch weh tun, dachte ich.
„Die Kinder da, rief der Große Bär und sprang auf, „haben keine Angst vor mir wie Du!
Er lief auf seinen Fußsohlen zu einer Gruppe kleiner Jungen und Mädchen. Er stützte sich auf seine vorderen Tatzen mit den scharfen Krallen und forderte die Kinder auf, auf seinen breiten Rücken zu steigen.
Bald saßen fünf oder sechs lachende Kinder auf dem Rücken des Bären und riefen: „Los, Großer Bär, wir wollen reiten!"
Der Große Bär trabte auf allen Vieren los, kreuz und quer über die große Wiese im Stadtpark. Und die Kinder auf seinem Rücken schrien vor Vergnügen.
Sie hatten keine Angst vor dem Bären.
Als sich der Große Bär wieder neben mich ins Gras legte, war er ein bisschen aus der Puste.
„Siehst Du, hechelte er, „die Kinder hier haben Vertrauen zu mir, weil sie wissen, dass ich ihnen nichts tue und mit ihnen spielen will.
„Ganz schön anstrengend für Dich", bemerkte ich.
„Ja, man kommt in die Jahre, antwortete er, „deshalb freue ich mich schon auf meinen Winterschlaf.
„Winterschlaf?", fragte ich.
„Ja, wir Bären ruhen uns bis zu fünf oder sechs Monaten im Jahr aus. Das solltet Ihr Menschen auch mal tun, statt ständig herum zu hetzen."
„Und wann fresst und trinkt Ihr in dieser Zeit?"
„Gar nicht, lachte der Große Bär, „wir legen vorher Vorräte an, um nicht zu verhungern.
„Was