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Pirat Sockenfuß
Pirat Sockenfuß
Pirat Sockenfuß
eBook261 Seiten3 Stunden

Pirat Sockenfuß

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Über dieses E-Book

Bisher war der 10-jährige Tim eigentlich ein ganz normaler Junge. Doch als er einen Hilferuf seines Großvaters erhält, wird auf einen Schlag alles anders. "Rette mich, du bist der Einzige, der es kann", bittet ihn sein Großvater - doch eigentlich ist dieser schon seit zwei Jahren tot! Als Tim diesem geheimnisvollen Hilferuf auf den Grund geht, gerät er mitten in das größte Abenteuer seines Lebens. Tim findet sich von einer Sekunde auf die andere in einer Piratenwelt wieder, wo er durch eine Heldentat zum "Pirat Sockenfuß" wird. Unterstützt von einigen neuen, teils ziemlich "schrägen" Freunden, macht er sich auf die Suche nach dem Geheimnis seines Großvaters. Sollte dieser etwa noch am Leben sein? Und wird Tim es schaffen ihn zu retten?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum11. Jan. 2014
ISBN9783842314207
Pirat Sockenfuß
Autor

Ralf Scherlinzky

Obwohl der aus Heilbronn stammende Familienvater Ralf Scherlinzky die Schreiberei schon immer als sein größtes Talent bezeichnet hatte, war er eigentlich nie auf die Idee gekommen ein eigenes Buch zu schreiben. Dies änderte sich schlagartig, als er gemeinsam mit seinen Kindern eine Piratengeschichte schreiben wollte. Beim Schreiben der Kurzgeschichte entwickelte sich recht schnell die Storyline für ein ganzes Buch. Angetrieben von zwei Kindern, die tagtäglich der weiteren Handlung entgegen fieberten, entstand der "Pirat Sockenfuß". Doch nicht nur seine Kinder waren Feuer und Flamme - auch der Autor selbst war mit Begeisterung bei der Sache. Herausgekommen ist eine fesselnde Geschichte mit "abgedrehten" Charakteren, die viel Spielraum für Fantasie bietet - und zwar nicht nur für Kinder, sondern auch für jung gebliebene Erwachsene...

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    Buchvorschau

    Pirat Sockenfuß - Ralf Scherlinzky

    autor@pirat-sockenfuss.de)

    1. Das unheimliche Gemäuer

    „Tim! Tiiihim!!! Tim zuckte zusammen, als Frau Zimmermann versuchte, zu ihm durchzudringen. Er war mal wieder während der Deutsch-Stunde am Träumen. „Guten Morgen, Tim! Die anderen packen schon zusammen. Willst du etwa alleine hier bleiben?. Tim sah sich überrascht um. Tatsächlich hatten seine Klassenkameraden die Hefte und Bücher schon längst in den Ranzen verstaut und einige standen schon an der Tür und warteten auf ihn. Tim packte hastig seine Sachen zusammen.

    Pedro, sein Nebensitzer, grinste ihn verschmitzt an: „Du warst wohl wieder meilenweit weg! Wieder vom aufregenden Piratenleben geträumt?. Tims ohnehin schon roter Kopf hatte die Farbe einer Tomate angenommen. „Wohin gehen wir?, fragte er verlegen. „Du hast wieder gar nichts mitbekommen, meinte Pedro. „Komm jetzt endlich, ich erzähl’s dir, so lange wir hoch laufen.

    Tim war ein schlaksiger, blonder Junge, der gerade zehn Jahre alt geworden war. Zum Geburtstag hatte er einen Säbel und eine Augenklappe bekommen, und seither stellte er sich immer wieder vor, wie es wäre ein Pirat zu sein. Überhaupt hatte Tim eine lebhafte Fantasie, und wenn er von etwas zu träumen begann, brachte er damit sowohl seine Eltern als auch seine Lehrer oft zur Verzweiflung.

    Tim kannte das alte Gemäuer am Waldrand oben auf dem Hügel von den Erzählungen seines Großvaters. Er hatte ihm früher immer gruslige Geschichten von Dingen erzählt, die er auf dem Dachboden der alten Schule gefunden hatte. Zwar konnte er sich nicht mehr an die Einzelheiten erinnern, doch fand er das Haus irgendwie unheimlich und hatte immer einen weiten Bogen darum gemacht.

    Der Direktor ihrer Schule plane, so erzählte Pedro weiter, aus dem alten Gebäude ein Schulmuseum zu machen. Da die Schule knapp bei Kasse war, habe er die Renovierung zur Projektarbeit für die vierte Klasse gemacht. Deshalb würden sie in den kommenden beiden Wochen die meiste Zeit dort verbringen, um alte Möbel, Kisten und Bücher auszuräumen. Seine Klassenkameraden tuschelten aufgeregt und schienen sich auf die neue Aufgabe zu freuen. Tim dagegen hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, als sie den Hügel hochmarschierten.

    Nachdem sie schnaufend oben angekommen waren, teilte Frau Zimmermann die Klasse in drei Gruppen ein. Tim mochte sie nicht besonders, meinte sie doch, die drei Jungen in der Klasse mehr fordern zu müssen als die Mädchen. „Ihr seid Männer, keine Memmen", pflegte sie jedes Mal zu sagen, wenn sich die Jungs über die unfaire Behandlung beschwerten.

    Tim und Pedro schauten sich genervt an, da sie schon wussten, was jetzt wieder kommen würde. Da die Klasse nur aus drei Jungs, aber aus zwölf Mädchen bestand, würde Frau Zimmermann die beiden wieder in verschiedene Gruppen stecken. Das war jedes Mal so, denn sie behauptete, es sei am Gerechtesten, wenn in jeder Gruppe einer der Jungs wäre. Laura, Sonja, Sarah und Annika kicherten, als Tim ihnen zugeteilt wurde. Ausgerechnet diese vier ständig kichernden Hühner, dachte sich Tim, der vor den Mädchen natürlich nicht zeigen konnte, dass ihm die Sache mit dem alten Schulgebäude eigentlich unheimlich war.

    „Gruppe Pedro räumt die unteren Zimmer aus, Gruppe Nico nimmt den ersten Stock, sagte Frau Zimmermann, „und Tim und seine Mädels gehen auf den Dachboden! Wieder kicherten die Mädchen, und Sarah warf ihm ein paar verstohlene Blicke zu. Tim wäre am liebsten im Erdboden verschwunden, und er wusste nicht, was ihm unangenehmer war – das Kichern der Mädchen oder die Tatsache, dass er ausgerechnet den Dachboden ausräumen sollte.

    „Bringt die Sachen runter in die Eingangshalle, und dort schaue ich mir an, ob etwas dabei ist, was wir im Schulmuseum ausstellen können, fuhr Frau Zimmermann fort. „Also, los geht’s, an die Arbeit!

    Pedro stürmte mit seiner Gruppe gleich los, und auch Nico, der dritte Junge, rannte mit seinen Mädchen gleich die Treppe hoch. Laura, Sonja, Sarah und Annika schauten Tim fragend an, worauf er ein kaum hörbares „Also gut" von sich gab.

    Zögernd stapfte er den Mädchen hinterher die Treppe hoch. „Wo geht’s eigentlich auf den Dachboden?, fragte Annika, und die fünf schauten sich fragend an. Nirgends war eine weitere Treppe zu sehen, die nach oben führte. „Ach, Tim, hallte Frau Zimmermanns Stimme aus der Eingangshalle nach oben, „am Ende des Korridors ist eine Luke in der Decke, die müsst ihr aufmachen um die Treppe runterzuklappen, und dort geht es dann nach oben".

    Sie gingen den langen dunklen Korridor entlang, an dessen Wänden überall verstaubte Gemälde mit alten Portraits hingen. Sie fragten sich, wer diese Leute wohl waren. „Irgendwie schauen die unheimlich aus", meinte Sarah, und Tim und die anderen stimmten ihr zu. Ihre Schritte wurden schneller, doch kurz bevor sie am Ende des Ganges angekommen waren, stockte Tim der Atem.

    Der Mann, der ihn aus dem vorletzten Bild auf der linken Seite anstarrte, kam ihm bekannt vor. Da hing ein Portrait seines Großvaters! Zwar hatte er auf dem Bild noch wesentlich mehr Haare als der Großvater, den er kennen gelernt hatte, und auch von dem langen Bart wusste er nur aus Erzählungen, aber die Narbe unter dem linken Auge war unverkennbar. Sie hatte die Form eines Ringes, und Tim hatte seinen Großvater oft danach gefragt, doch dieser wollte nie darüber sprechen, wie er an diese Narbe gekommen war. Tim wischte mit der rechten Hand den Staub von dem Portrait. Am unteren Rand des Gemäldes stand mit schwungvoller Schrift „Jakob Springer. „Tim, lass doch die alten Schinken da hängen, hier ist die Luke, rief Sarah. Tim blieb noch einen kurzen Moment stehen, dann riss er sich los und ging zu den Mädchen.

    Die Tür zum Dachboden war zwei Meter über ihnen. Sie war in dem dunklen Korridor kaum zu erkennen. „Und wie kriegen wir das blöde Ding jetzt auf?, fragte Annika. „Vielleicht gibt’s hier eine Leiter zum Hochsteigen oder eine Stange, mit der wir die Luke öffnen können, überlegte Tim. Er schaute nach oben und ging ein paar Schritte rückwärts. Plötzlich machte es einen Rumms und Staub wirbelte auf.

    „Tim?, fragten die Mädchen, „alles klar bei dir dort drüben?. „Mist, ich bin über irgendwas gestolpert und habe mir den Kopf angeschlagen. Schaut aus wie eine Stange. Ich glaube, die gehört zur Luke. Tim rieb sich die Beule an seinem Kopf und zog die Stange hinter sich her. „Helft mir mal – das mulmige Gefühl in seinem Bauch war längst einer Abenteuerlust gewichen. Zu fünft hievten sie die Stange nach oben, was gar nicht so einfach war. Beim zweiten Versuch schafften sie es dann, sie in den Griff einzuhängen. Sie zogen daran, und mit einem Ruck sprang die Luke auf und krachte nach unten. Vor ihnen führte eine steile Treppe nach oben, die zu ihrer Überraschung sogar beleuchtet war.

    Die fünf schauten sich fragend an, und es schien, als wartete jeder darauf, dass einer der anderen den ersten Schritt wagte. Tim blickte nach oben, wo er außer dicken Spinnweben nichts erkennen konnte. „Nun geh schon vor, Du Held, trieb Sarah Tim an. Er musste schlucken, dann gab er sich einen Ruck und setzte den Fuß auf die unterste Treppenstufe, die laut knarrte. Zaghaft ging Tim weiter – nicht ohne sich nach den Mädchen umzudrehen, die ihm gespannt zuschauten. „Los, kommt schon, die Treppe beißt nicht, blaffte er die vier an und stapfte die knarrenden Treppenstufen ehrfürchtig hoch. Es roch modrig und alt.

    Oben angekommen entfuhr ihm ein lautes „Wow!. „Was ist los, ich will es auch sehen, rief Annika und drängelte sich an den anderen vorbei nach oben. Direkt vor ihnen hing ein großes Bild an der Wand, aus dessen Mitte sie ein Furcht erregender und ziemlich echt aussehender Pirat anstarrte. Tim stand wie angewurzelt da, und erst allmählich konnte er sich von dem Blick des Piraten lösen. Der Pirat – das fiel ihm erst jetzt auf – schien mit dem Zeigefinger direkt auf ihn zu deuten. In der anderen Hand hielt er einen Säbel, der eigentlich viel zu groß für ihn war. Er stand an Bord eines Schiffes, das einst ein mächtiges Piratenschiff gewesen sein musste, das aber große Löcher in den Planken hatte und dessen Segel in Fetzen herunterhingen. Das Schiff trug die kaum noch lesbare Aufschrift „Jakob", und Tim wunderte sich, wieso es den Namen seines Großvaters trug.

    Bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, drängten die Mädchen an ihm vorbei, um das Bild zu begutachten. „Und so etwas wollen die wegwerfen?, fragte Sarah, und sie waren sich schnell einig, dass das Gemälde eines derjenigen Dinge war, die sie unbedingt Frau Zimmermann für das Schulmuseum geben mussten. „Irgendwie hat der Kerl Ähnlichkeit mit Kermit, dem Frosch, lästerte Laura, und Sonja fügte hinzu, dass er vielleicht auch quaken könne. Die Mädchen kicherten, und Tim hatte das mulmige Gefühl, dass sie besser keine Witze über den Piraten machen sollten. „Alte Spaßbremse", grummelte Laura, bevor sie sich von dem Gemälde lösten und sich in die rechte Hälfte des Dachbodens aufmachten. Beim Weglaufen drehte sich Tim nochmal um.

    Der Zeigefinger des Piraten zeigte immer noch auf ihn, obwohl er jetzt mindestens vier Meter weiter rechts stand. Ihm lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Hatte der Pirat auf dem Gemälde tatsächlich seinen Arm bewegt? Er blieb wie angewurzelt stehen. Das konnte er sich nur eingebildet haben, aber dennoch... Tim bewegte sich langsam zurück, und auch jetzt schien ihn der Arm des Piraten zu verfolgen. Er spürte einen dicken Kloß in seinem Hals. Inzwischen stand er wieder direkt vor dem Gemälde, und der Pirat schaute ihm mit klarem Blick in die Augen, während sein Zeigefinger noch immer auf ihn zeigte.

    Tim starrte ungläubig auf das Bild, und sein Erstaunen wich einem Gefühl des Entsetzens, als er entdeckte, dass die kaum lesbare Aufschrift „Jakob plötzlich einem krakeligen Schriftzug mit den Buchstaben „TIM gewichen war. Alles um ihn schien sich im Kreis zu drehen, und einen Moment lang hatte er sogar den Eindruck, als würde ihm der Pirat zuzwinkern. „Sarah! Annika! Sonja! Laura! Kommt schnell!, rief er atemlos, und die Mädchen stürmten herbei. „Was ist denn los?, fragte Annika, deren Haare mit Staub bedeckt waren, „wir haben gerade einen Karton gefunden, der voller... – „Da, der bewegt sich, unterbrach Tim sie mit panischer Stimme, „und da steht plötzlich mein Name drauf! Die Mädchen schauten sich verwundert an. „Du liest zu viele Piratengeschichten, stellte Sarah belustigt fest, „Dort steht ‚Jakob’ und der Pirat steht noch genauso da wie vorher. Komm mit, du Spinner. Sie nahm Tims Hand und zog ihn hinter sich her. „Schau Dir lieber mal den Karton an, den wir gefunden haben, da sind viele Bücher drin, und alle sind ganz verstaubt.

    Tim hörte gar nicht richtig zu. Er war sich sicher, dass das, was er gerade gesehen hatte, keine Einbildung gewesen war. Gedankenlos blätterte er in einem Buch mit der Aufschrift „Englische Geschichte – das 18. Jahrhundert", während er versuchte, das Gesehene zu verarbeiten. Ein Gemälde, das sich bewegt und das seinen Namen kennt? Er schüttelte den Kopf und ging auf eine Tür zu, die hinter dem Bücherkarton in einen Nebenraum führte. Tim schob mit der Hand die Spinnweben zur Seite, die am Türrahmen hingen. Er musste sich bücken, um überhaupt durch die Tür zu kommen, denn sie war höchstens einen Meter zwanzig hoch. Auch wenn der Raum dahinter leer war, erinnerte er ihn irgendwie an sein Zimmer zuhause. Er stellte sich in die Mitte und drehte sich einmal um die eigene Achse. Der Raum war ungefähr genauso groß und hatte dieselbe Dachschräge wie sein eigenes Zimmer daheim. Irgendwie wurde das Ganze hier immer verwunderlicher – und die Ähnlichkeit mit seinem Zimmer half nicht gerade dabei, das mulmige Gefühl loszuwerden. Tim wollte den leeren Raum schon wieder verlassen, als ihm ein kleines Loch in der Wand auffiel, das er zuerst gar nicht bemerkt hatte.

    Die Neugier trieb ihn nochmal zurück, denn das Loch schien nicht nur ein Mauseloch zu sein. Er kniete auf den Boden und schaute hinein. Dort drin schien irgendetwas angebracht zu sein, was er nicht genau erkennen konnte. Er steckte die Hand hinein und ertastete einen Schalter.

    Er überlegte kurz, dann drückte er mit dem Finger dagegen. Plötzlich hörte er ein Knarren hinter sich. Er drehte sich um und sah, wie sich etwas aus der Wand heraus schob. Tim staunte nicht schlecht, als er sich das Ganze anschaute. Es schien eine Art Geheimfach zu sein, in dem sich eine große Truhe befand, wie er sie schon oft in Filmen über Piraten gesehen hatte. Sein Herz schlug schneller, und er untersuchte das massive Vorhängeschloss, mit dem sie verriegelt war. Was sich wohl darin befand? Er rüttelte am Schloss, aber wie er schon erwartet hatte, ließ es sich nicht öffnen. Die Abenteuerlust kehrte zu ihm zurück und er überlegte hin und her, wie er das Schloss knacken könnte.

    „Tim, wir brauchen hier einen starken Mann, der uns hilft, diese alten Bücher runter zu tragen, hörte er Sonja rufen. „Kannst Du uns bitte helfen? Er hörte ihre Schritte näher kommen. Hektisch schob er das Fach wieder zurück in die Wand und schaffte es gerade noch, bevor Sonja im Zimmer stand. „Was machst Du denn hier in dieser leeren Rumpelkammer, fragte sie ihn, und er stammelte verlegen „Ich, äh, ach nichts, ich wollte gerade wieder zu Euch kommen. Er blickte noch einmal zu der Stelle zurück, an der er gerade noch die Truhe gesehen hatte, dann duckte er sich und folgte Sonja aus dem Raum hinaus.

    „Hier, wir nehmen am besten den ganzen Karton mit runter. Die Bücher sind total eingestaubt und sind es bestimmt nicht wert, in ein Museum zu kommen, sagte Sonja. Die Mädchen standen schon bereit und warteten nur noch darauf, dass Tim ihnen beim Tragen half. „Nimm Du ihn da vorne, Annika und ich nehmen ihn hinten und Sarah und Sonja stützen den Karton auf den Seiten ab, bestimmte Laura. Tim hob den Karton vorne an und war überrascht, dass er trotz der vielen Bücher nicht allzu schwer war.

    Sie schleppten den Karton in Richtung Treppe, wo sie unweigerlich an dem Gemälde des Piraten vorbeigehen mussten. Tim wurde es ganz heiß und er wusste nicht, ob er hinschauen sollte oder nicht. Sie waren schon fast vorbei, als er dem Drang nachgab, zum Bild schauen zu müssen. Der Finger am ausgestreckten Arm des Piraten war auf ihn gerichtet und es war ihm so, als hätte der Pirat erneut mit dem Auge gezwinkert.

    2. Der Zimmer-Zwilling

    „Macht schon, auf geht’s – Tim drängte zur Treppe und schob die anderen vor sich her, und beinahe wäre Annika gestolpert und die Treppe hinuntergefallen. „Blödmann, was soll das?, fuhr sie ihn an, nachdem sie sich am Türrahmen abgefangen hatte. Tim murmelte etwas, das sich wie „’tschuldigung anhörte, und er war froh als sie endlich den Dachboden verlassen hatten. Draußen angekommen, zeigten sie Frau Zimmermann die Kiste und holten sich von ihr das Okay, die Bücher in den Container werfen zu dürfen. „Ihr könnt gleich hier bleiben, wir gehen jetzt wieder zurück.

    Pedro stand schon ganz erwartungsfroh da und begrüßte seinen Freund mit einem freudestrahlenden „Hey, Pirat, alles klar?. Tim zuckte bei dem Wort Pirat zusammen, ließ sich aber nicht anmerken, dass ihm immer noch dieses mulmige Gefühl im Bauch steckte. Sollte er Pedro von dem geheimnisvollen Gemälde erzählen? Wahrscheinlich würde ihn dieser genauso auslachen wie es die Mädchen getan hatten. Deshalb beschloss er, die Geschichte erstmal für sich zu behalten. „Ja, alles klar, wieso auch nicht, sagte er und fragte Pedro, ob dieser etwas Interessantes gefunden hat. „Stell Dir vor, da war ein altes Radio", sprudelte es aus ihm heraus, und Tim war froh, dass Pedro nicht nachfragte, was er selbst alles entdeckt hatte. Tim hörte kaum zu, als Pedro das alte Radio bis ins letzte Detail beschrieb, rätselte er doch immer noch, was es mit dem geheimnisvollen Piraten-Gemälde auf sich hatte.

    Inzwischen war auch Nicos Gruppe aus der alten Schule herausgekommen und hatte ein paar Kisten mit altem Krempel in der Eingangshalle abgestellt. „Das reicht für den Anfang mal. Ihr könnt jetzt nach Hause gehen und wir treffen uns morgen zu ersten Stunde wieder hier am Eingang", sagte Frau Zimmermann.

    Tim war froh, dass er sich gleich auf den Heimweg machen konnte. Er radelte den Fahrradweg an der Hauptstraße entlang und bog dann am Ortsende rechts ab, so wie er es jeden Tag machte. Kurz bevor er an der Haustüre angelangt war, drehte er sich noch mal um und schaute den Hügel hinauf. Dort oben stand das alte Schulgebäude einsam und verlassen und schaute unheimlicher aus als jemals zuvor. Tim kramte in seiner Hosentasche nach dem Hausschlüssel, doch außer einem zusammengeknüllten und noch feuchten Papiertaschentuch war dort nichts drin. „Igitt, dachte sich Tim und ärgerte sich darüber, dass er den Schlüssel schon wieder zuhause hatte liegen lassen. Er drückte ein paar Mal auf die Klingel, so lange, bis sein Vater endlich aufmachte. „Ich frage mich, wozu ich dir den Schlüssel gegeben habe, grummelte dieser ärgerlich, da ihn Tim bei der Arbeit gestört hatte. Mit einem „Mh überging Tim den Kommentar seines Vaters. „Papa, wo haben wir eigentlich das alte Fotoalbum von Opa Jakob?. Tims Vater runzelte die Stirn. „Was willst du denn damit? Da musst du deine Mutter fragen. Ich glaube, sie weiß wo es ist. Wieso bist du eigentlich schon zuhause?". Tim erzählte ihm von dem Schulprojekt, merkte aber schnell, dass sein Vater mit den Gedanken schon wieder bei der Arbeit war und die Antwort gar nicht wirklich hören wollte.

    Es war halb zwölf, und es würde noch mindestens eine Stunde dauern, bis seine Mutter mit seiner Schwester Luisa nach Hause kam. Die Mutter arbeitete morgens in der Bücherei und holte auf dem Rückweg immer Luisa vom Kindergarten ab. Meist war sie nach ihrer Heimkehr total gestresst, musste sie doch gleich für drei hungrige Mäuler das Mittagessen kochen. Petra Jakobsen war die jüngste der drei Töchter von Jakob Springer, und es war irgendwie ein lustiger Zufall gewesen, dass sie ausgerechnet einen Mann geheiratet hatte, dessen Nachname zum Teil aus dem Vornamen ihres Vaters bestand. Tim hatte sich darüber nie große Gedanken gemacht, doch das heutige Erlebnis warf ein ganz anderes Licht auf den Namen. Tim Jakobsen – irgendwie passte sein Name genau zu dem Schild des Schiffs auf dem Gemälde. Tim schüttelte den Kopf. Das alles war ihm ein Rätsel. Er beschloss, in sein Zimmer zu gehen und sich am Computer etwas abzulenken.

    Sie wohnten in einem alten Haus, in dem schon seine Mutter und sein Großvater aufgewachsen waren. Nachdem dieser gestorben war, hatte er dessen altes Zimmer oben unter dem Dach bekommen, in dem er alle Freiheiten hatte, die ein Zehnjähriger haben konnte. Er ging nach oben, warf seinen Ranzen in die Ecke, schaltete den Computer an und startete sein Lieblings-Computerspiel „Das Geisterschiff".

    Tim steuerte

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