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Kunststück Gesundheitsverhalten: Körperliche Aktivität und das Un[ter]bewusstsein
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eBook137 Seiten1 Stunde

Kunststück Gesundheitsverhalten: Körperliche Aktivität und das Un[ter]bewusstsein

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Über dieses E-Book

Die „moderne Welt“ befreit von jeglicher körperlichen Belastung. Vieles ist einfacher und anscheinend besser geworden. Tatsächlich ist dies jedoch ein Trugschluss.
Zahlreiche Krankheitsbilder lassen sich auf den Mangel an Bewegung zurückführen. Ausgehend von dem Problem einer „Gesellschaft ohne Bewegung“ beleuchtet das Buch die Bedeutung eines körperlich aktiven Lebensstils. Betrachtet man die körperliche Aktivität aus einem interdisziplinären Blickwinkel, so wird klar, dass ein bewegtes Leben einem Kunststück gleicht, einer Kunst, die nicht immer rational erklärbar ist.
Wo die aktuelle Gesundheitspsychologie und die Sportwissenschaft an ihre Grenzen stoßen, spannt diese Arbeit den Bogen zur Neurowissenschaft und dem menschlichen Un[ter]bewusstsein.

Das Buch ist sowohl für Studenten, Sportwissenschaftler, Gesundheitspsychologen und Neurowissenschaftler als auch für Freizeitsportler und Laien interessant.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum25. Juni 2013
ISBN9783848246717
Kunststück Gesundheitsverhalten: Körperliche Aktivität und das Un[ter]bewusstsein
Autor

Thomas Münch

Der Autor Thomas Münch studierte an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd Gesundheitsförderung, Sport, Deutsch und kath. Theologie. Im Rahmen seiner Abschlussarbeit befasste er sich mit den Gründen eines inaktiven Lebensstils. Als passionierter Sportler betrachtet er auch privat seit Langem mit Skepsis das Bewegungsverhalten in den Industrienationen, insbesondere in Deutschland.

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    Buchvorschau

    Kunststück Gesundheitsverhalten - Thomas Münch

    Literaturverzeichnis

    1. Einleitung

    Bereits im 17. Jahrhundert warnte der französische Philosoph Blaise Pascal vor mangelnder Bewegung, und auch Hippokrates war die positive Wirkung von körperlicherAktivität bewusst. Dennoch sind im 21. Jahrhundert immer weniger Menschen körperlich aktiv. Zwar ist der Nutzen eines gesundheitsfördernden Lebensstils und damit die Bedeutung eines sportlich aktiven Lebens gemeinhin bekannt, doch an dessen Umsetzung sowie der Vermeidung von Risikoverhalten wie Rauchen, Alkoholkonsum, Sonnenbaden oder körperlicher Inaktivität mangelt es nach wie vor. So ist es nicht verwunderlich, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO 2006) die körperliche Inaktivität zu den meist verbreiteten gesundheitlichen Risiken in den Industrieländern zählt. Tatsächlich lassen sich zahlreiche Morbiditäts- und Mortalitätsfälle (Krankheits- und Todesfälle) auf mangelnde Bewegung zurückführen. Hält man sich dies vor Augen, so stellen sich eine Reihe grundlegender Fragen: Wie lässt sich gesundheitsgefährdendes Verhalten erklären? Was bewegt uns trotz der Kenntnis der Gefahren beziehungsweise der Einsicht in den Nutzen einer gesunden Lebensweise zu unserem Verhalten? Was hält uns von einer gesundheitsfördernden Lebensweise ab, und warum sind wir oftmals nicht in der Lage, ein für die Gesundheit förderliches Verhalten aufzunehmen? Fragt man nach diesem Warum, so forscht man nach der Kunst eines gesunden Lebens, denn das Gesundheitsverhalten scheint eine einzigartige, komplizierte Kunst, ja ein Kunststück zu sein. Unter einem Kunststück verstehen wir allgemein eine besonders komplizierte Handlung, die besonderer Leistungen und Fähigkeiten bedarf. Auch die hohe Kunst eines gesunden Lebens basiert auf dem Wissen um Fähigkeiten und Fertigkeiten, die nicht allen Menschen zugänglich zu sein scheinen. Offensichtlich bedarf es sehr viel mehr als ausschließlich guter Vorsätze, um das „Kunststück Gesundheitsverhalten" zu meistern. Zahlreiche Disziplinen sind schon lange damit beschäftigt, die genauen Mechanismen dieser Kunst zu untersuchen und zu verstehen. Die aktuelle Gesundheitspsychologie beispielsweise begegnet den oben genannten Fragen mit rationalen, also vernunftorientierten Theorien, wie zum Beispiel Der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen 1985) oder dem Sozial-kognitiven Prozessansatz gesundheitlichen Handelns (Schwarzer 1992). In vielerlei Hinsicht haben sich diese Modelle bewährt. Dennoch sind sie immer wieder der Kritik ausgesetzt, essenzielle Faktoren menschlichen Verhaltens außer Acht zu lassen. Denn gerade der rationale Verstand, der uns so einzigartig und zu einer vermeintlich überlegenen Art auf diesem Planeten macht, scheint sich oftmals unter ein unbekanntes, unbewusstes Wissen um Formen, Funktionen, Zusammenhänge und Vorlieben unterzuordnen. Dabei tauchen in diesem Zusammenhang immer wieder das Bauchgefühl, die Intuition, das Un[ter]bewusste oder die impliziten Einstellungen auf. Doch gerade diese Begriffe hinterlassen in unserer weitgehend rationalen und nüchternen Welt einen mystischen Eindruck. Die Vorstellung, in bestimmten Situationen nicht überlegt zu handeln, bereitet vielen von uns Angst. Dennoch, müssen wir uns wohl, den Erkenntnissen der kognitiven Psychologie und der Neurowissenschaft über unbewusste Prozesse entsprechend, damit abfinden, dass tausende Entscheidungen in unseremAlltag unbewusst gefällt werden. Damit stellt sich auch angesichts der aktuellen Modelle der Gesundheitspsychologie die Frage, ob das menschliche Verhalten allein durch rationales, bewusstes Abwägen und Entscheiden erklärbar ist, oder ob es um eine unbewusste Komponente erweitert werden sollte. Besonders in der Sozialpsychologie wird seit Langem explizit auf das Einwirken von automatischen, unbewussten Prozessen auf das Verhalten verwiesen. Die sozialpsychologische Verhaltensforschung geht bei der Verarbeitung von Informationen über sich und über die Umwelt von einem expliziten, kontrollierten und einem impliziten, unkontrollierten Modus aus. Danach können Einstellungen auf einer bewussten und einer unbewussten Ebene existieren. Besonders mit Blick auf das Gesundheitsverhalten und insbesondere hinsichtlich der körperlichen Aktivität spielen kontrolliertes, bewusstes sowie unkontrolliertes, unbewusstes Verhalten eine wichtige Rolle. Jedoch wird bislang die Erforschung automatisch, unbewusst ablaufender Prozesse, speziell in Zusammenhang mit körperlicher Aktivität, vernachlässigt. Betrachtet man indes die eingangs erwähnte Brisanz eines inaktiven Lebens, so erscheint ein Ausklammern des Unbewusstseins geradezu fahrlässig. Im Folgenden sollen deshalb die neueren Erkenntnisse über unsere unbewusste Steuerung aufgezeigt werden. Ziel ist es, eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Disziplinen der Sportwissenschaft, der Gesundheitspsychologie und der Neurowissenschaft zu schlagen.

    Zentrales Anliegen dieses Buchs ist dabei das Aufzeigen der existenziellen Notwendigkeit eines körperlich aktiven Lebensstils. Hinterfragen wir gemeinsam die Ursachen eines körperlich inaktiven Lebens und verschaffen wir uns mithilfe der Verhaltensmodelle der Gesundheitspsychologie, der Sozialpsychologie und der Neurowissenschaft einen Einblick in das menschliche Verhalten und besonders in die „Macht des Unbewussten, um das gesammelte Wissen schließlich in ein neues Modell zu integrieren. Dabei wird deutlich werden, dass mit steigender Kenntnis über das menschliche Verhalten und unsere unbewussten Prozesse das Gesundheitsverhalten einem Kunststück gleicht, bei dem oftmals ein „Sportmuffel im Un[ter]bewusstsein die Fäden zieht.

    2. Verhalten und Gesundheit

    2.1 Verhalten

    Der Mensch ist, wohl einzigartig auf dieser Welt, fähig, sein Verhalten zu reflektieren und zu beeinflussen. Er ist in der Lage, zu erkennen und zu begreifen, was das eigene Verhalten für ihn und zum Beispiel für seine Gesundheit bedeutet. Doch gerade mit Blick auf das Gesundheitsverhalten hat es den Anschein, dass diese Fähigkeit bei vielen Menschen verkümmert oder einfach nicht greift. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO 1995) sind in den Industrieländern 70 bis 80 Prozent der Todesfälle auf den Lebensstil bezogene Krankheiten zurückzuführen (vgl. Weitkunat & Moretti 2007, S. 18). Auch zahlreiche Autoren berichten davon, dass bestimmte gesundheitsrelevante Verhaltensweisen das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko erhöhen (vgl. Schlicht & Brand 2007; Fuchs, Göhner & Seelig 2007; Brehm et al. 2006; Fuchs 2003; Woll 2004; Woll et al. 2004). Zudem kann man heutzutage aufgrund unzähliger Gesundheitsförderungskampagnen davon ausgehen, dass die negativen Wirkungen von bestimmten Risikoverhaltensweisen wie zum Beispiel dem Rauchen oder körperlicher Inaktivität hinreichend bekannt sind. Vor diesem Hintergrund wirkt ein ungesunder Lebensstil unverständlich und seltsam. Doch warum fällt es uns so schwer, gesundheitsbewusst zu leben? Weitkunat und Moretti liefern eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen: „[Die Menschen sind,] des Lebens überdrüssig […]. Tatsächlich gehört der Suizid zu den häufigsten Risiken, die mit Infektionen und anderen Todesursachen um die Daseinsverkürzung konkurrieren. Begehen also Raucher und Trinker in Wirklichkeit eine Art Suizid in Zeitlupe? (Weitkunat & Moretti 2007, S. 20). Viele würden diese Aussage entschieden verneinen. Doch stellen wir uns dazu einige hypothetische Fragen: Würden wir uns freiwillig einer Überdosis an Medikamenten aussetzen oder von einem Hochhaus springen, obwohl die Konsequenzen bekannt sind? Sicherlich nicht, und dennoch liegen wir Jahr für Jahr an den Stränden der Welt und lassen unsere Haut von der Sonne „schmoren. Auch hier sind uns die Konsequenzen bekannt. Zur Erinnerung: Im Jahre 2006 wurden in Deutschland 8.470 Neuerkrankungsfälle von malignem Melanomen der Haut, schwarzem Hautkrebs, bei Frauen diagnostiziert, Tendenz steigend. 1.021 Fälle führten 2006 zum Tode. Als externer Hauptrisikofaktor wird dabei UV-Exposition durch Sonne und Solarium angegeben (vgl. Robert-Koch-Institut, 2010). Sind wir der Freitodhypothese doch näher, als wir glauben, oder einfach nur töricht?

    Leider ist die Erklärung nicht so einfach und offenkundig, denn die Ursachen für ungesundes Verhalten sind vielfältig. Das menschliche Verhalten ist ein komplexer Prozess, der immer noch nicht vollständig erforscht ist. Heute geht man in der neueren Verhaltensforschung davon aus, dass menschliches Verhalten nicht ausschließlich auf bewusste Entscheidungen zurückzuführen ist. In vielen alltäglichen Situationen wirken externe Faktoren auf uns ein. Zudem werden wir ständig sowohl von kontrollierten als auch von unkontrollierten Prozessen wie zum Beispiel Gewohnheiten beeinflusst. Ob bewusst oder unbewusst, eine bedenkliche Abweichung von einem vernünftigen Lebensstil ist offensichtlich.

    Die WHO unterstreicht diese Brisanz in ihrem Weltgesundheitsbericht von 1995. In diesem Report führt

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