Abschied vom Angeln
Von Wolfgang Schorat
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Über dieses E-Book
Und nun, wenn der ehemalige Angler Fische sieht,winkt er ihnen lächelnd zu. Und die Fische winken zurück.
Wolfgang Schorat
Ich schreibe seit ich den ersten Griffel in Hennstedt in der Hand hielt. Ich schreibe auch weil mir mit dem Schreiben die Möglichkeit gegeben ist das zu verschreiben was ich sonst einem Menschen oder Gorilla oder Krokodil oder Pirol nicht mittel und unmittelbar im Gespräch mitteilen könnte, weil es einfach zu lang ist. Und da die heutige Sprache ja eine rational fixe und schnelle Sprache geworden ist wo alles immer blitzeblank punktgemäß flott gesprochen werden soll und muss, ist mir das Schreiben eine angenehmere vollkommenere Form der Kunst Illusionen weiter zu geben die eventuell irgendwann mal zur Wahrheit führen könnten. Ich schreibe also viel und gerne. Ich schreibe aus meinem Innenleben. Ich schreibe über menschliche Verhältnisse. Ich schreibe fiktiv, Fiktion, Gedichte und Theaterstücke. Ja ich schreibe viel.
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Buchvorschau
Abschied vom Angeln - Wolfgang Schorat
1973
12.7.2002 Heinrich Heine Str. 17
34596 Bad Zwesten
ABSCHIED VOM ANGELN
Der große Fisch schwamm neben seiner Geliebten die etwas kleiner war. Dann tauchten beide in die Tiefe des Flusses, bloß um dann mit erhöhter Geschwindigkeit wieder den Weg nach oben zu suchen. Senkrecht jagten sie sich gegenseitig immer schneller werdend bis der größere von ihnen das Männchen die Wasseroberfläche durchschwamm um mit voller Wucht einige Meter in die Luft zu gleiten dabei elegant seine Schwanzflosse hin und her wedelnd bis die Schwerkraft ihn wieder auf den Weg Richtung Fluss fallen ließ. Elegant tauchte er in das fließende Wasser des sauber vor sich hin lächelnden Flusses.
Der Fluss an dieser Stelle dort wo er sehr, sehr tief war floss ruhig vorbei an Wiesen die ihre Kühe und Störche und Kiebitze trug.. Ab und an jodelte ein Austernfischer der sich an einem der kleinen Sandbänke aufhielt seinen Tages Song.
Die beiden Störe waren dabei ihren Paarungsritualen weitere tänzerische Fortsetzungen folgen zu lassen. Immer wieder wurde die Wasseroberfläche durchbrochen um den Lufttanz über der Eider zu machen. Rohrdommeln schauten verblüfft mit ihrem starren Blick durch die großen schönen Schilffelder auf den Fluss und schauten sich das Schauspiel auch gerne an, denn das war Abwechslung im alljährlichen Eiderprogramm. Schnaubend tauchte der Kopf eines Seehunds auf der Oberfläche der Eider auf. Er schaute sich auch gerne den Hochzeitstanz dieser großen Fische an die ja sonst immer den Flussboden abschwammen, aber während ihrer Paarung genau ins gegenüber schwammen aus Lust am Leben aus Freude und Schönheit da zu sein und sich dem Kräfterausch der Paarung hinzugeben.
Da unten im sauberen Wasser der Eider lebte eine sehr große Vielfalt an Lebewesen. Immense Mengen von Aalen bevölkerten die Windungen und Löcher die Schluchten und Ästewelten am Boden der Eider. Große Mengen Hechte standen überall. Die winzigsten direkt am Pflanzenwuchs der Uferzone und die größten am tiefsten Boden. Zander schwammen in Familiengruppen durch das saubere Wasser. Große Barsche leuchteten im Sonnenlicht wenn sie regungslos vor dem Schilf dösten. Überall sangen Vögel. Der Schilfrohrsänger hatte in den großen Schilfwäldern, die die Ufer verschönerten seine Welt gefunden. Auf den Wiesen stolzierten Störche und suchten Frösche Insekten Mäuse oder Schlangen. Aber auch Käfer. Auf den umgebenden Wiesen waren viele Kiebitze. Bachstelzen, Schafstelzen flogen jubelnd und zwitschernd am Fluss entlang. Manchmal waren auch Schnepfen zu hören die auf dem Weg zum Watt waren oder zu den bei Ebbe brach liegenden Eiderflächen die vor dem Schöpfwerk dem damals einzigen ja, der Eider lagen.
Vor dem Schöpfwerk war eine große Bucht.
Wenn Wasser bei Flut in die Eider gelassen wurde war die große Bucht ein Getöse an Wirbeln und Rasereien der Wasserströmungen und dort in den Strömungen direkt an der Wasseroberfläche schwammen dann große Rapfen auf der Suche nach kleinen Fischen. Das war aber auch die Stelle wo die Lachse in die Eider kamen und Reusen als Stellnetze hatten damals und auch noch heute jedes Jahr ihre Lachse die sich falsch geführt in den Reusen fangen ließen.
Damals, nach dem zweiten Weltkrieg war der Fluss noch ein Fluss der die Ebbe- Flut Systematik mit lebte. Trotz des kleinen Schöpfwerks heute, hat die Eider ja das große Eiderschöpfwerk weit draußen in der Nähe der Nordsee, und das hat aus der Eider einen mehr ruhigen Fluss gemacht den nun viel mehr große Flächen Wasserpflanzenwuchs hat und viel mehr Karpfen und Schleien, er ist ein mehr stehendes Gewässer geworden. Und Störe, Störe sind bis jetzt nicht mehr bei ihrer Luftakrobatik gesehen worden, auch Seehunde zeigen sich nicht mehr. Das große Schöpfwerk der Eider würde einfach zu viel zerstören.
Damals nach dem Krieg sausten noch Fischottern durch die Eider und gigantische Mengen an Glasaalen kamen jedes Jahr an den sauberen Flussufern die Eider hoch-geschwommen. Milliarden und noch mehr. Das waren dann Fressorgien für alle anderen Fischsorten die diese durchsichtigen winzigen Aale die aus dem Saragossameer dort tausende von Kilometern entfernt im Westatlantik der Küste Amerikas geschlüpft waren in den riesigen Saragossatangwäldern
Rotaugen und Rotfedern, Blei, Brachsen, Schleie, Karauschen, Stichlinge, Döbel, das waren einige Sorten an Fischen die auch in der Eider lebten, und zwar in sehr großen Mengen. Ob jemand jemals einen Stör mit der Angel gefangen hatte ist mir unbekannt. Oder ob jemals einer im Netz gefangen wurde auch. Womöglich früher noch bevor das erste Schöpfwerk an der Eider war, als die Eider noch total frei war, wohl dann, da muss der Fluss auch von Lachsen voll gewesen sein, aber immerhin mir ist bekannt das im Jahr bis zu 50 Lachse in den Reusen gefangen wurden. Und als ich das letzte mal beim Fischer war in Horst an der Eider, da war auch wieder ein 12 Pfund Lachs in der Reuse gefangen worden.
Dieser Fluss und der winzige Bach Töschen in Hennstedt haben mich damals mitgeprägt. Geformt wurde der Blick für die Natur und seine immense Vielfalt. Das Ohr wurde wachsam für solche schönen Stimmen und Gesänge des Pirols oder das klappern der Störche auf dem Hausdach gegenüber der Wohnung meiner Großmutter in Hennstedt. Die frischen Düfte des Wassers mit seiner immensen völligen freien Trägerschaft für alles was sich darin bewegen wollte, konnte und musste. Da wurden die Sinne aufgeweckter durch das schöne Spiel der Kiebitze die zwischen den Kuhherden lebten oder den Schafen.
Da stand ich als 3 jähriger am Ufer der Eider und sah wie der selbst gemachte Schwimmer aus einem Korken plötzlich weg war und mein Vater auch, ich ihn aber hören konnte, und dann die Angel anhob wobei ich merkte da ist was dran, und zwar was kräftiges, aber ich ließ nicht los, bloß meine kleinen gelben Stiefel die sanken immer tiefer in den Schlick der an der Stelle war, bis mein Vater dann kam und den einfachen Bambusstock ohne Rolle in die Hand nahm. Es war ein sehr großer Aal, fast 3 Pfund.
Oder aber diese Blicke und das erfassen des Wassers an den kleine sauberen Sandstränden an der Eider aus denen dann das Schilf wuchs, und aus denen dann plötzlich der schier unendlich dahingleitende Strom der Glasaale vorbeizog, das Staunen, über solch eine Menge an Lebewesen.
In diesem sauberen Wasser schwamm meine Mutter im Sommer ab und an über den Fluss, sie war eine gute Schwimmerin und hatte mir auch viel von den Seeüberquerungen die sie gemacht hatte erzählt als sie noch als Kind in Allenstein lebte in Ostpreußen. Auch mein Vater war aus Ostpreußen, Altseckenburg. Da hatten sie damals einen Bauernhof-Getreide Kartoffeln und einiges anderes. Das war in der Nähe des Kurischen Haffs, überall Seen, Wälder, Pilze, Elche, Hirsche und ab und an Wölfe. Er wollte Förster werden, dann kam der Krieg und mit 21 war er 1944 nochmal bei