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Warum die Blaubeeren rot werden, wenn sie noch grün sind . . .: Märchenhafte Geschichten
Warum die Blaubeeren rot werden, wenn sie noch grün sind . . .: Märchenhafte Geschichten
Warum die Blaubeeren rot werden, wenn sie noch grün sind . . .: Märchenhafte Geschichten
eBook273 Seiten3 Stunden

Warum die Blaubeeren rot werden, wenn sie noch grün sind . . .: Märchenhafte Geschichten

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Über dieses E-Book

Ist Ihnen eigentlich bekannt, dass unsere schönen Waldbeeren/Blaubeeren beinahe nur grün oder bestenfalls rot geblieben wären?

Wussten Sie, dass unser liebstes Wintersportgerät, der „Ski”, auf eine Erfindung von Zwerg Ringelzipf zurückgeht?

Können Sie sich vorstellen, an welcher Stelle die Jung-Zauberin Trina Schnatter ihr Hexenzeichen trägt?

Haben Sie schon erfahren, was aus dem letzten Zwerg des Siebengebirges geworden ist?

Sehen Sie! Höchste Zeit also, sich um dieses Wissen zu bemühen!

Das vorliegende Buch „Warum die Blaubeeren rot werden, wenn sie noch grün sind” gibt Ihnen nicht nur die Antworten darauf, sondern erzählt Ihnen noch viel mehr und schenkt Ihnen hoffentlich ganz viel Spaß beim Lesen!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum18. Sept. 2014
ISBN9783735713810
Warum die Blaubeeren rot werden, wenn sie noch grün sind . . .: Märchenhafte Geschichten

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    Buchvorschau

    Warum die Blaubeeren rot werden, wenn sie noch grün sind . . . - Dietmar Röser

    Für Ingi

    INHALTSVERZEICHNIS

    Warum die Blaubeeren rot werden, wenn sie noch grün sind

    Nina und das Haus im Wald

    Ringelzipfs Erfindung

    Inga und der Troll

    Das Mädle und der Butzbär

    Agathe oder Die Kuh im Hochhaus

    Der Schwefel - Sepp

    Der dicke alte Omnibus und die sieben kleinen Autos

    Im Geisterwald

    Die Zeitmaschine

    Der Schneemann, dem es zu kalt wurde

    Die schönste Jahreszeit

    König Winters Tochter

    Der steinerne Riese

    Der Drache mit den drei Köpfen

    Der Kaiser mit den drei Drachen

    Krach - Wau - Peng, die Lärmhexe

    Der Reiskornzähler

    Warum die Pinguine einen Frack tragen

    Illulli, die kleine weiße Robbe

    Billabong und Wullumullu

    Kurumbinchen, die kleine grüne Kokosnuß

    Wie der Papagei zu seinem schönen Gefieder kam

    Der Igel und die Haselmaus

    Die Nachtigall und die Elster

    Der Igel und die Haselmaus (2)

    Der kleine Sonnenstrahl

    Die kleine Rose

    Die drei Herzen

    Der Schleierfall

    Das Denkmal einer unsterblichen Liebe

    Die Fee aus dem Weihrauchland

    SchuBu, der Speichergeist, und Müffi, das Kellergespenst

    Trina Schnatter und der Zauberknilch

    Der letzte Zwerg des Siebengebirges

    WARUM DIE BLAUBEEREN ROT WERDEN, WENN SIE NOCH GRÜN SIND . . .

    Zwerg Rotzipf lebte vergnügt am Waldesrand. Seine Hauptbeschäftigung bestand darin, sich um seine Waldbeerenzucht zu kümmern. Vor seiner Höhle hatte er Stauden angelegt. Im Winter standen diese ziemlich dürr, wie Reisig. Aber im Frühling, wenn der Schnee geschmolzen war, kamen kleine, grüne Blättchen, und bald sah das ganze Gebiet wie ein großes Gebüsch aus. Vergnügt spazierte Rotzipf unter ihnen einher. Bald ließen sich auch kleine, kugelrunde Kügelchen entdecken, die an dünnen Stielen saßen. Nun hatte Rotzipf viel zu tun, alle diese Kügelchen schön grün anzumalen, genau wie die Blätter. Diese Kügelchen wurden groß und reif, und Rotzipf prüfte immer, ob sie schon gut waren, indem er die Kügelchen ein bisschen an der Unterseite eindrückte. Waren sie reif, blieb eine kleine Vertiefung. Dann erntete Rotzipf sie und bewahrte sie in seiner Hütte auf. Wenn er Hunger hatte, bereitete er sich ein Beerenmus, das ihm sehr gut schmeckte, oder er tauschte die Beeren gegen etwas anderes ein. Sein Freund Fitzliputz zum Beispiel war sehr gelehrt. Er war ein Kenner und Liebhaber von Pilzen; so konnte er Steinpilze von Morcheln unterscheiden und Pfifferlinge von Champignons.

    Fitzliputz aß die Waldbeeren sehr gern, und er schenkte dem Rotzipf dafür schöne frische Pilze. Große Liebhaber der Waldbeeren waren auch Wichtel und Pichtel. Sie tauschten bunte Häherfedern, die sie gefunden hatten, oder Haselnüsse gegen ein Körbchen Waldbeeren.

    Aber unter den Haselnüssen waren auch schon mal taube, denn der dicke Wichtel und der kleine Pichtel waren rechte Schlingel, und sie freuten sich, wenn sie Rotzipf ein bisschen beschummelt hatten.

    Bei dem ganzen Zwergenvolk waren die Waldbeeren von Rotzipf äußerst beliebt, und er war sehr stolz darüber. Damit auch schließlich jeder wusste, dass diese schönen süßen Beeren mit den winzig kleinen Körnchen, die so hübsch knacken, wenn man darauf beißt, und den kleinen Dellen an der Unterseite, auch wirklich von Rotzipf stammten, ließ er sich etwas Besonderes einfallen : Er malte die Beeren rot an, so rot wie seine Mütze. „Rotzipf-Beeren" wurden sie jetzt genannt, und das ganze Zwergenvolk war verrückt danach. Man bot Rotzipf alles Mögliche für ein Körbchen an : Bunte Vogelfedern und hübsche, glitzernde Steine, Möbel aus Baumrinde für seine Höhle und sogar eine Bettdecke, die aus Mäusehaaren gestrickt war. Rotzipf war sehr glücklich darüber und freute sich jedes Jahr über die Ernte.

    Eines Tages passierte jedoch etwas sehr Aufregendes. Rotzipf begab sich morgens wieder zu seinen Beerensträuchern. Die Früchte glänzten schön rot; Rotzipf hatte sie vor kurzem alle angemalt – wie seine Mütze, denn sie begannen, allmählich reif zu werden.

    Am Abend vorher, das muss als Erklärung gesagt werden, hatte ein Grillenwettfiedeln stattgefunden. Einhundert Grillen hatten sich bei Vollmond auf der Elfenwiese eingefunden, um vor dem Zwergenvolk aufzuspielen. Es war ein gewaltiges Gezirpe und Gefiedel geworden. Immerhin ging es ja um die „Goldene Elfenfiedel" als ersten Preis. Rotzipf gehörte zu den Preisrichtern, und für die Preisrichter gab es kostenlos große Humpen voll Blütennektar. Rotzipf hatte, das muss man zugeben, manchen Humpen ausgeschlürft und dann in dieser Nacht recht tief geschlafen. Und nun, an diesem Morgen, schlenderte er vergnügt zwischen seinen Beerenstauden umher, summte die Melodie, die am vergangenen Abend als schönstes Grillengezirpe mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden war, und freute sich an seinen schönen roten Beeren, die so rot leuchteten wie seine Mütze. Ganz plötzlich verstummte Rotzipf. Die Melodie, die er gesummt hatte, brach ab, er rieb sich die Augen, zwickte sich ins Ohrläppchen, um zu sehen, ob er schon wach sei oder noch träume.

    Anscheinend träumte er noch – da fehlten doch in einer Ecke seiner Pflanzung an den Stauden sämtliche Beeren. Weg – alle Beeren! Ratzekahl leer waren die Stauden; nur eine einzige Beere, die nicht so gut geraten war, hing noch da. Also träumte Rotzipf doch nicht – die schönen roten Beeren waren gestohlen worden, einfach weg. Rotzipf brach in ein solches Jammern aus, dass das ganze Zwergenvolk zusammenlief, um sich die Sache anzusehen. Gar mancher musste sich noch den Schlaf aus den Augen wischen, um festzustellen, dass es in dieser Ecke an den Stauden keine „Rotzipf-Beeren" mehr gab.

    Man versuchte, den armen Rotzipf zu trösten und schimpfte weidlich über die Diebe. Denn die Beeren, die dem Rotzipf gestohlen worden waren, konnte man nicht mehr selber essen. Aber wer mochte es gewesen sein?

    Die Eichhörnchen? Nein, die knackten lieber Nüsse und suchten Tannensamen in den Zapfen. Die Ameisen? Aber so viele Beeren auf einmal hätten die Ameisen gar nicht so schnell wegschleppen können. Außerdem arbeiteten sie lieber tagsüber und schliefen nachts.

    Die Maulwürfe? Aber die Maulwürfe kamen ja gar nicht aus ihren Gängen heraus, und wenn die Zwerge etwas von ihnen wollten, mussten sie schon zu ihnen hinabsteigen. Die Mäuse? Sie waren allerdings immer hinter etwas Fressbarem her, aber sie waren mit den Zwergen befreundet; sie taten ihnen schon mal einen Gefallen, wenn es galt, in irgendeine Ritze zu kriechen, in die ein Zwerg nicht hineinkam. Außerdem lieferten sie ihre schönen weichen Schwanzhaare, aus denen sich die Zwerge Halstücher, Westen oder Bettdecken strickten. (Deswegen haben alle Mäuse kahle Schwänze!)Dafür halfen die Zwerge beim Bau von Mauselöchern und Gängen. Da Mäuse alles annagen, hätte man Reste mit den Nagespuren der scharfen Mausezähne gesehen.

    Also ein Vogel? Aber die Beeren hingen unter den Blättchen, so dass man sie von oben fast gar nicht sehen konnte; es genügte, wenn ein Zwerg sie von unten sah. Gewiss, der diebischen Elster könnte man so einen Diebstahl zutrauen; aber die flog nachts nicht in der Gegend herum. Außerdem hätte sie sich selbst verraten, weil sie den Schnabel nicht halten konnte.

    Die Fledermäuse? Die zuckten durch die Gegend und sausten hierhin und dorthin – die hatten gar keine Zeit, Rotzipf-Beeren zu stehlen.

    Blieb noch die Eule. Aber dieser Hinweis – er kam von Wichtel und Pichtel – wurde vom ganzen Zwergenvolk zurückgewiesen. Die Eule war ein weiser, alter Vogel, der nachts besser sehen konnte als am Tag, lautlos durch die Luft glitt und vieles wusste, was nachts geschah, von dem Tiere und sogar die Zwerge oft keine Ahnung hatten. Man fragte sie viel um Rat, weil sie über Dinge und Ereignisse nachdachte. Dann machte sie ganz große Augen, die wie Edelsteine leuchteten, knappte mit dem Schnabel, dass man sich richtig erschrecken konnte, und gab Auskunft. Nein, die Eule kam als Diebin nicht in Frage. Es hätte sich auch keiner getraut, sie überhaupt danach zu fragen.

    Außerdem erinnerte sich Wutzelputzel, dass er sie letzte Nacht noch gesehen hatte, wie sie mit ausgebreiteten Flügeln am Waldrand weit weggesegelt war.

    Sollte etwa jemand vom Zwergenvolk selbst das gewesen sein? Bei dieser Frage entstand große Unruhe.

    Wie hätte man das feststellen können?

    Die Beeren waren sauber abgepflückt. Fußspuren? Rotzipf hatte zuerst nicht darauf geachtet, und inzwischen war das gesamte Zwergenvolk unter den Stauden herumgetrampelt, um sich den Schaden zu besehen.

    Da kam Fitzliputz auf eine großartige Idee: Rotzipf hatte doch alle Beeren rot wie seine Mütze angemalt. Also mussten doch diejenigen, die die Beeren aufgegessen hatten, eine rote Zunge haben. Also bat Fitzliputz alle Zwerge, ihre Zunge herauszustrecken. Jeder tat es, und Fitzliputz und Rotzipf sahen sich von allen die Zungen an – aber alle Zwerge hatten rote Zungen. Zwar schien es, als ob Wichtel und Pichtel etwas rötere Zungen hätten, aber so genau ließ sich das nicht feststellen.

    Ziemlich ratlos ging das ganze Zwergenvolk auseinander.

    Am nächsten Morgen lief Rotzipf wieder zu seinen Beeren – und siehe da, es waren wieder welche gestohlen worden. Rotzipf war so betroffen, dass er sich jammernd auf den Boden warf. Wieder strömte das ganze Zwergenvolk zusammen. Rotzipf und Fitzliputz fragten jeden einzelnen Zwerg, ob er etwas von den Beeren genommen hätte. Alle schüttelten den Kopf, und jeder zeigte sogar freiwillig seine Zunge. Aber alle Zwergenzungen waren rot, und Rotzipf war untröstlich.

    Auch sein Freund Fitzliputz wusste keinen Rat. Als die übrigen Zwerge gegangen waren, kratzte er sich noch immer hinter den Ohren und zupfte am Zipfel seiner schönen blauen Zipfelmütze und schaute sie nachdenklich an. Plötzlich strahlte er von einem Ohr zum anderen:

    „Ich hab‘s, Rotzipf! Ich habe die Lösung! Wir färben deine schönen Rotbeeren in Blaubeeren um! Und diese Farbe machen wir so stark, dass jeder, der die Blaubeeren pflückt und isst, eine leuchtende rötlich-blaue Farbe an den Fingern und auf der Zunge hat. Und wenn sich jemand auf die Beeren setzt, hat er die Farbe noch ganz woanders!" Fitzliputz und Rotzipf glucksten vor Lachen und machten sich sofort an die Arbeit.

    In einem Kessel kochten sie die Mütze von Fitzliputz, so dass eine blaue Brühe entstand. Damit malten sie alle Rotbeeren an; und als die Farbe trocken und in die Beeren eingezogen war, sahen sie außen wie innen bläulich-violett aus so wie die Finger und die Zunge von Fitzliputz und Rotzipf, die zur Probe ein paar gegessen hatten. Müde und doch voll gespannter Erwartung legte sich Rotzipf auf sein Lager aus weichem trockenen Moos und deckte sich mit der aus Mäusehaaren gestrickten Decke zu.

    Die Nacht war dunkel; Wolken verhüllten den Mond und die Sterne.

    So würde den Dieben der Unterschied in der Beerenfarbe wohl nicht auffallen.

    Gleich nach dem Aufwachen sprang Rotzipf aus dem Bett und lief zu seiner Beerenpflanzung. Der Boden war noch zertreten vom Vortag, so dass man nicht erkennen konnte, ob neue Fußspuren hinzugekommen waren. Aber in der Beerenpflanzung sah es noch schlimmer aus als an den beiden Tagen vorher. Noch viel mehr Beeren waren gestohlen worden.

    Rotzipf brach in ein noch lauteres Lamento aus, und wieder stürzte das gesamte Zwergenvolk herbei, alle noch sehr verschlafen. Sie gähnten, rieben sich die Augen und setzten sich die Zipfelmützen zurecht. (Denn kein Zwerg zeigt sich in der Öffentlichkeit ohne seine Zipfelmütze.)

    Wutzelputzel kam sogar mit Pantoffeln und im langen weißen Nachthemd mit roten Herzen darauf. Rotzipf erklärte, was schon wieder passiert war und fragte jeden einzelnen, ob er von den Beeren gegessen hätte. Kopfschütteln und Entrüstung bei den Zwergen. Die meisten zeigten sogar freiwillig ihre Zunge: alle Zwergenzungen waren rosa-rot. Auch Wichtel und Pichtel schüttelten den Kopf, als sie befragt wurden; sie machten große Augen, pressten die Lippen zusammen und sagten durch die Nase: „E-em, e-em!, was so viel hieß wie „Nein, nein!

    Da winkte Rotzipf seinem Freund Fitzliputz. Beide pflückten ein paar Beeren, die sie entweder aßen oder zwischen den Fingern zerdrückten, dann zeigten sie ihre Zungen und ihre Finger. Und sie erklärten, warum aus den Rotbeeren nun plötzlich Blaubeeren geworden waren. Alle Zwerge sagten „Aha!", und dann bat Rotzipf den Wichtel und den Pichtel, die Zungen herauszustrecken und die Finger zu zeigen. Beide taten es, und zur Verwunderung aller Zwerge hatten Wichtel und Pichtel ganz blaue Zungen und Finger.

    Es erhob sich ein großer Lärm der Überraschung und des Zorns.

    Unter Führung von Oberzwerg Wutzelputzel marschierte man zur Höhle von Wichtel und Pichtel. Und bei der Untersuchung fand man tatsächlich mehrere Körbchen mit Blaubeeren.

    Rotzipf erhielt die gestohlenen Beeren zurück. Und für die bereits aufgefutterten Beeren mussten Wichtel und Pichtel Ersatz in Form von Haselnüssen liefern, wobei Oberzwerg Wutzelputzel eigenhändig jede Nuss wog und beklopfte, um festzustellen, ob sie auch nicht taub wäre. Außerdem mussten die beiden jeden Abend ihre Zipfelmützen an Wutzelputzel abgeben, solange die Blaubeeren noch nicht geerntet waren, weil ja bekanntlich kein Zwerg ohne seine Zipfelmütze herumläuft – nicht einmal im Dunkeln.

    Seitdem malt Rotzipf in seiner Pflanzung jedes Jahr die Beeren an: Im Frühjahr, wenn sie noch klein sind, zuerst grün, später rot und dann, wenn sie reif werden, blau. Und unten drückt er jeder Beere eine kleine Delle rein, um festzustellen, ob die Beere auch gut ist.

    Und jeder, der sie pflückt, bekommt blaue Finger, und wenn er sie isst, eine blaue Zunge. Aber im Unterschied zu Wichtel und Pichtel sollte man bei einem Menschen, wenn er eine blaue Zunge hat, nicht annehmen, dass er geschwindelt hat. Er hat wohl nur Blaubeeren gegessen.

    NINA UND DAS HAUS IM WALD

    Es war einmal ein hübsches junges Mädchen, das hieß Nina. Sie hatte helle Augen und konnte herzlich lachen, und jeden, der mit ihr sprach, ließ sie mit einem Lächeln zurück.

    Wenn sie Zeit hatte, dann ritt sie mit ihrem Pferd aus. Sie streifte durch die Wiesen oder ließ ihr Pferd einen Waldweg entlang traben, wo der weiche Boden den Hufschlag verschluckte und sie nur das Rauschen des Windes in den Wipfeln hörte und den Duft des Waldes atmen konnte.

    Als sie eines Tages wieder mal auf einem Ausritt unterwegs war, kamen ihr auf der Straße drei junge Männer entgegen. Sie hatten grellbunte Hosen an, trugen die Haare grün, gelb und violett gefärbt und hatten Ringe durch die Nase und Sicherheitsnadeln durch die Ohren gesteckt. Einer schwenkte ein Kofferradio, aus dem mit voller Lautstärke ein metallisch hämmerndes Dröhnen tönte, dass Ninas Pferd den Kopf hochwarf, ihn schüttelte, die Ohren zurücklegte und unruhig zur Seite tänzelte. „Ruhig, Brauner, ruhig!" beschwichtigte Nina ihn, tätschelte seinen Hals und nahm die Zügel etwas kürzer.

    „Ey, Tussi, rief einer der drei ihr zu, „Disco-time! Schieß dein Hopp-Hopp in den Wind und mach mit uns ein Fass auf! Das wird tierisch stark! Echt, ey! Nina lachte nur, gab ihrem Braunen die Zügel, setzte leicht die Hacken ein und ritt davon. „Ey, stark, ey, echt super!" riefen die drei hinter ihr her; mehr fiel ihnen nicht ein.

    Auf dem Weg, neben dem sie weiterritt, hörte sie plötzlich ein Auto kommen. Es bremste scharf neben ihr, so dass sie wieder ihr Pferd beruhigen musste. In einem roten Sportwagen saß ein junger Mann; er hatte einen rasanten Haarschnitt, trug eine Sonnenbrille, und um den Hals glänzte ein Goldkettchen ebenso wie an seinem Handgelenk. Er drehte das Radio etwas leiser, das den Motor übertönt hatte, und schnippte mit den Fingern. „Hey, Girly! Das eine PS, auf dem du da herumtrabst, kannst du doch echt vergessen! Hast du schon mal zweihundert PS am Stück erlebt? Komm her, der Platz neben mir ist zufällig gerade frei! Steig ein, und ich zeige dir die Welt, wie du sie noch nie erlebt hast! „Ich glaube kaum, meinte sie und legte den Kopf mit einem leichten Lächeln zur Seite, „dass gerade du der Richtige dafür bist!" Sie gab ihrem Braunen einen aufmunternden Klaps, setzte leicht die Hacken ein und preschte davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Sie lenkte in einen Feldweg ein und ließ ihrem Pferd die Zügel. Es jagte dahin, und sie richtete sich im Sattel auf. Der Wind wirbelte ihr Haar durcheinander und strich über ihr glühendes Gesicht. Sie spürte das Klopfen der Hufe auf dem Boden, fühlte, wie das Pferd kraftvoll ausgriff, und ihr eigenes Herz schlug den Takt mit. Jetzt stand sie sogar, leicht vorgeneigt, in den Steigbügeln. Sie hatte das Gefühl, der Wind wehe durch sie hindurch, und so leicht war ihr, dass sie am liebsten mit der Lerche emporgeflogen wäre, die gerade aus dem Feld nebenan trillernd in den Himmel stieg.

    Als der Weg in einen Wald mündete, fiel das Pferd in Schritt, es warf den Kopf hoch, schüttelte sich, schnaubte kräftig und ging dann gleichmäßig ruhig weiter. Nina fühlte sich von der kühlen Waldluft umweht; wenn sie durch eine Kiefernlichtung kam, atmete sie den warmen harzigen Duft, dann legte sich wieder der kühle grüne Umhang um sie, und das Blätterdach schloss sich über ihnen.

    Eine Waldmeise sang unbekümmert, und nur das Zaumzeug jankte leicht im Takt des Schrittes. Sie hätte so bis ans Ende der Welt reiten können – aber plötzlich tat ihr Pferd einen Stolperer. „He, Brauner! Aufpassen! Sie nahm die Zügel hoch und sah nach unten; vermutlich war ihr Pferd über eine Wurzel gestolpert. Aber wo war denn der Waldboden? Eine kaum noch unterscheidbare schwarze Fläche, und die Bäume bildeten auch schon eine dunkle Wand. Ein schmaler Streifen einer dunkel-licht-blauen Seide schien der Himmel zu sein; zwei Sterne glitzerten als goldene Pünktchen über ihr, und ein verblassender roter Saum verriet, dass die Sonne schon lange hinter dem Horizont verschwunden sein musste. Was war das denn? Hatte sie mit offenen Augen geträumt? Ihr Brauner war so brav seinen Weg gegangen, dass sie völlig in die schöne Stimmung versunken war. Jetzt hieß es aber schleunigst umzukehren. Inzwischen war es so dunkel geworden, dass sie besser abstieg und das Pferd am Zügel führte. Es rieb seinen Kopf an ihrer Schulter und wurde ein bisschen getätschelt. Schnobernd suchten die weichen Nüstern an ihrer Hosentasche. „Na, ist ja gut! sagte Nina. Sie hatte immer eine Handvoll Haferflocken oder etwas zu knabbern für ihr Pferd in der Tasche und nahm eine Portion, die sie ihm unter die Nase hielt. Mit vorsichtig zurückgezogenen Lippen nahm der Braune sie auf.

    Der helle Abendhimmel hatte sich allmählich in ein dunkles Samtblau verwandelt; hellgolden glitzerten die Sterne. Den Waldboden konnten die beiden nur noch erahnen – und so setzten sie vorsichtig Fuß vor Fuß und Huf vor Huf. „Das kann ja heiter werden! dachte Nina. Als sie nachmittags losgeritten war, schien die Sonne, es war warm, und so war ihr gar nicht der Gedanke gekommen, dass sie eine Jacke brauchen könnte. Und eine Übernachtung hier mitten im Wald war auch nicht so ganz nach ihrem Geschmack. Ein rötlichgelber Schein in den Baumkronen verriet, dass der Mond aufgegangen war, und als er höher stieg, rieselte silbernes Licht zwischen den Ästen auf den Waldboden. Die schwarzen Baumriesen wiegten sich leise, reckten ihre langen Arme und ächzten ab und zu. Und dann schien auch noch ein unheimliches, schwarzes Etwas um sie herumzuzucken. Nina wurde es doch allmählich unbehaglich. „Gibt es denn hier nirgendwo ein Haus? fragte

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