Über diese Serie
Titel in dieser Serie (23)
- Hermann Bahr / Der Antisemitismus: Kritische Schriften in Einzelausgaben / Ein internationales Interview
3
Kurz bevor der Antisemitismus mit der Dreyfus-Affäre einen öffentlichen Höhepunkt erreichte und kurz bevor Theodor Herzl die Gründung eines eigenen jüdischen Staates forderte, unternahm der Kritiker Hermann Bahr einen europäischen Vergleich. In der damals noch jungen Form des Interviews forderte er Künstler, Politiker und Wissenschaftler in Deutschland, Frankreich, England, Belgien und Skandinavien auf, Stellung zur Konjunktur des Antisemitismus zu beziehen.?Zu seinen Gesprächspartnern zählten u.a. August Bebel und Theodor Mommsen, Ernst Haeckel und Henrik Ibsen, Jules Simon und Alphonse Daudet. In den daraus entstandenen 38 intellektuellen Physiognomien zeichnet sich ein Spektrum der verschiedenen historischen Ursprünge des modernen Antisemitismus um 1900 ab. Zur inhaltlichen Brisanz tritt die formale Innovation. - Als einer der ersten im deutschsprachigen Raum setzt Bahr in diesem Band voll und ganz auf eine neue journalistische Praxis: Das Interview.
- Hermann Bahr / Zur Kritik der Moderne: Kritische Schriften in Einzelausgaben
1
Mit "Zur Kritik der Moderne" veröffentlicht Hermann Bahr 1889 seine erste Aufsatzsammlung. Der Titel suggeriert Universalität, und tatsächlich behandelt der Mittzwanziger in Texten, die zwischen 1886 und 1889 entstanden sind, neben der zeitgenössischen Kunst und Literatur auch Themen aus dem Bereich der Ökonomie oder der Philosophie. In einem Brief an seinen Vater betont Bahr jedoch auch die gleichsam programmatische Einheit, die seine "Kritik der Moderne" auszeichne und begreift die hier versammelten Texte als "Kinder einer letzten und abgeschloßenen Weltanschauung und die Exemplifikation eines einzigen Gedankens".
- Hermann Bahr / Die Überwindung des Naturalismus: Kritische Schriften in Einzelausgaben
2
Als Fortsetzung der "Kritik der Moderne" ist auch der Band "Die Überwindung des Naturalismus" von 1891 das Produkt eines jungen, ungestümen und mitunter programmatischen Hermann Bahr. Neben der Überwindung des Naturalismus wird eine neue Psychologie, eine weniger epigonale Rezeption Karl Marx' oder eine Rehabilitation nur vermeintlich "unzüchtiger" Schriften gefordert. Die Aufsatzsammlung ist auch ein Ausweis des Erfolgs: so ergibt eine Auswahl aus knapp eineinhalb Jahren journalistischer Tätigkeit einen Sammelband von mehr als 300 Seiten.
- Hermann Bahr / Bildung: Kritische Schriften in Einzelausgaben / Essays
7
"Betrachtet man die Gegenwart, so wird zuletzt immer die Klage laut, es fehle uns an Cultur; mag der Einzelne Schönes leisten, im Ganzen sind wir schlecht." "Wollen wir Cultur, so müssen wir zuerst wieder Weise, Künstler und Helden haben. So stösst die Zeit, wo man sie auch angehen mag, immer wieder den Byron'schen Ruf aus: I want a hero." An thematischer Breite übertrifft der Band "Bildung" frühere Sammlungen - der um 1900 bereits weitgehend als Kulturjournalist etablierte Bahr wagt sich hier noch weiter über das Feld im engeren Sinn künstlerischer Themen hinaus, ohne darüber aber Fragen der Architektur, bildenden Kunst oder Literatur zu vernachlässigen. Der Titel und das breite Spektrum der Themen sind – auch hinsichtlich folgender Essaysammlungen wie dem "Buch der Jugend" (1908) oder der "Sendung des Künstlers" (1923) – programmatisch: die Vielfalt der Texte entspricht hier dem Befund ebenso wie dem Wunsch nach einer inneren Vielfalt des gebildeten Menschen. Dass diese Vielfalt ähnlich wie bei manch anderem "Modernen" immer wieder auch unter dem Aspekt der Entfremdung wahrgenommen und kritisiert wird, macht die "Bildung" zu einer abwechslungsreichen und kulturgeschichtlich ergiebigen Lektüre.
- Hermann Bahr / Renaissance: Kritische Schriften in Einzelausgaben
5
Der Band "Renaissance" erschien 1897 als weitere Fortsetzung der "Kritik der Moderne". Neben einer ausgiebigen Diskussion der "Decadence" beschäftigt sich Bahr darin mit Autoren wie Leopold Sacher-Masoch, Paul Verlaine, Alexandre Dumas, Oscar Wilde, Ferdinand Lasalle und Peter Altenberg. Daneben finden sich Essays zur Psychophysiologie des Gehens, zur Frage einer autonom weiblichen Literatur, sowie zur Kunst der Wiener und Münchner Secession.
- Hermann Bahr / Buch der Jugend: Kritische Schriften in Einzelausgaben
10
Selbst bereits Mitte 40, widmet Bahr das vorliegende Buch der Jugend. Künstlerische, kulturelle und nicht zuletzt politische Hoffnungen verlagert der (Mit)Begründer von "Jungösterreich" in eine neue Generation. Das Weisungsrecht des Älteren lässt sich Bahr jedoch nicht nehmen. So ist im "Buch der Jugend" die Zukunft der Theaterdekoration bereits durch Alfred Roller vorgezeichnet, die Architektur findet ihren Weg mit Josef Olbrich, die Musik wird von Hugo Wolf erneuert. Nicht unerheblich, dass zwei der Genannten 1908 bereits verstorben sind. Um das Ziel zu erreichen, aus der neuen Generation nicht bloß neue "Hofräte" zu machen, kümmert sich Bahr also um ihre Bildung: er empfiehlt Musik, Wissenschaft, Bücher - "Bücher zum wirklichen Leben". Zweifellos eine interessante Auswahl, die Bahr in den hier versammelten Essays trifft. Besieht man sich die nachfolgende Generation, wird man auch zugeben müssen, dass sie zu einem nicht unbeträchtlichen Teil angenommen wurde. Ist die erst vor zwei Jahrzehnten aufgekommene Avantgarde also bereits ein Vorbild? Jedenfalls gibt das "Buch der Jugend" wichtige Einblicke in eine Phase der ersten Konsolidierung.
- Hermann Bahr / Secession: Kritische Schriften in Einzelausgaben
6
In seinen Aufsätzen aus den Jahren 1897 bis 1900 begleitet Hermann Bahr die Entstehung der Wiener Secession. Ausführlich kommentiert er die ersten sechs Ausstellungen und führt durch das weltberühmte Secessions-Gebäude von Joseph Maria Olbrich. Im internationalen Vergleich mit Jugendstil, Secession und Art Nouveau in München, Berlin und Paris arbeitet Bahr den Eigensinn der österreichischen Secession heraus und versucht ihre Anliegen gegen ihren eigenen Erfolg zu retten. Daneben stehen Aufsätze gegen den Ringstraßen-Historismus und zur erneuten Vereinigung von Kunst und Handwerk im Vorfeld der 'Wiener Werkstätten', sowie längere Auseinandersetzungen mit dem Japonismus und dem ästhetischen Erziehungsprogramm Alfred Lichtwarks.
- Hermann Bahr / Studien zur Kritik der Moderne: Kritische Schriften in Einzelausgaben
4
Der vierte Band der Ausgabe unternimmt einen Vergleich der Gegenwartskultur zwischen Deutschland, Frankreich, Österreich und Spanien in den frühen 1890er Jahren. Neben einzelnen Essays zu aktuellen Bewegungen wie Décadence, Symbolismus oder Satanismus geht es um die Bereiche Literatur, Malerei und Theater. Für die Literatur formuliert Bahr hier das Programm des "Jungen Wien", für die Malerei bereitet er die österreichische Secession vor, und für das Theater diskutiert er den 'naturalistischen Stil' in Interviews mit den berühmtesten Schauspielern seiner Zeit.
- Hermann Bahr / Essays: Kritische Schriften in Einzelausgaben
12
In "Essays" von 1912 versammelt Hermann Bahr Texte aus beinahe 15 Jahren kulturjournalistischer und kunstkritischer Tätigkeit. Portraits (Goethe, Whitman, Otto Wagner) stehen neben programmatischen Essays (Impressionismus, Gegen die große Stadt), Artikel zu breiten kulturellen Strömungen (Modernisten, Barbaren) neben solchen, die sich konkreten Ereignissen oder Problemen widmen (Die Zukunft des deutschen Studenten, Rollenverweigerung). Die thematische wie zeitliche Breite dieser Sammlung macht sie zum wohl heterogensten Werk Bahrs, aber auch zu einer besonders abwechslungsreichen Lektüre.
- Hermann Bahr / Rede über Klimt / Gegen Klimt: Kritische Schriften in Einzelausgaben
8
Die sogenannten 'Fakultätsbilder', die Gustav Klimt im Auftrag des Unterrichtsministeriums für die Universität Wien anfertigte, waren ein Skandal. 1894 in Auftrag gegeben und daher in der programmatischen Zeit der Gründung und Etablierung der Secession entstanden, lösten bereits die vorab im Künstlerbund gezeigten Entwürfe einen andauernden und öffentlich ausgetragenen Konflikt aus. Dabei spielten nicht nur ästhetische Argumente, sondern auch die Stellung der Wissenschaft in der Gesellschaft, sowie der Sinn und Zweck staatlicher Kunstförderung und ihrer Einflußnahme eine erhebliche Rolle. Hermann Bahr hat an dieser Diskussion lebhaft teilgenommen. Der Band umfaßt die 1901 gehaltene 'Rede über Klimt', sowie einen von Bahr edierten und kommentierten Pressespiegel 'Gegen Klimt', der nicht nur eine neue Veröffentlichungsform erprobt, sondern zugleich auch eine einmalige historische Quellensammlung darstellt.
- Hermann Bahr / Austriaca: Kritische Schriften in Einzelausgaben
11
Um 1910 veröffentlicht Hermann Bahr zahlreiche Texte, die sich mit österreichischer Politik befassen. Bahrs Kritik am Beamtentum und der unzeitgemäßen "Kabinettspolitik" der österreichisch-ungarischen Monarchie lesen sich streckenweise wie Berichte aus Robert Musils Kakanien. Was den Gestus angeht, unterscheidet sich Bahrs Ansatz jedoch grundlegend von der Rückschau Musils; kurz vor dem Ersten Weltkrieg geht es ihm um die pointierte Beschreibung und mittelbar die Verbesserung konkreter österreichischer Missstände. Gemeinsam mit "Wien" (1907, Bd. XXII dieser Reihe) und der "Dalmatinischen Reise" (1909, Bd. XXIII) steht damit auch "Austriaca" (1911) im Zeichen eines Engagements, das seine Kraft gerade aus der eigenen Bescheidung auf konkrete, gleichsam tagespolitische Themen zieht.
- Hermann Bahr / Sendung des Künstlers: Kritische Schriften in Einzelausgaben
19
Unter ständigem Rückgriff auf Texte und Biographien bekannter Schriftsteller wie Goethe, Rimbaud, Dostojewski, Shakespeare, Stifter oder Grillparzer versucht sich Hermann Bahr in seiner späten "Sendung des Künstlers" (1923) den Geheimnissen von Kunstproduktion und -rezeption zu nähern. Dieser grundsätzliche Ansatz lenkt Bahrs Blick weg von historischen oder kulturellen Besonderheiten, die ihn in früheren Texten häufig beschäftigen. Die hier vor allem behandelte Literatur des 19. Jahrhunderts erscheint aus der eingenommenen Perspektive beinahe zeitlos.
- Hermann Bahr / Inventur: Kritische Schriften in Einzelausgaben
13
Die "Inventur" von 1912 veranschaulicht eine bedeutende Wende im Werk Hermann Bahrs. Während Bahr noch vor wenigen Jahren die Moderne als eine befreiende Entwicklung betrachtet hatte, betont er nun die Gefahren der modernen "Zerrissenheit" und sucht nach neuen Gewissheiten. Vor allem die Religion scheint eine solche Sicherheit zu geben. Im abschließenden Text "Selbstinventur" ist es das Vertrauen auf einen Bahrs Leben bestimmenden, göttlichen Plan, vor dem sich scheinbar heterogene Erinnerungen zur Autobiographie ordnen. Bahrs Leitsatz: "Niemals derselbe!" erhält nun einen Zusatz: "Niemals derselbe und. immer derselbe".
- Hermann Bahr / Dialog vom Tragischen/ Dialog vom Marsyas/ Josef Kainz: Kritische Schriften in Einzelausgaben
9
"Nämlich, seien wir ehrlich: wer in unserer Zeit, der kein Schwindler ist, hat denn noch 'Gesinnung', wer hat 'Charakter', wer bleibt sich denn, wie das bei den Liberalen hieß, wer bleibt sich denn 'treu'?" Hermann Bahr
- Hermann Bahr / Bilderbuch: Kritische Schriften in Einzelausgaben
15
In seinem "Bilderbuch" (1921) versammelt Hermann Bahr eine stattliche Anzahl von Portraits. Die zwischen 1910 und 1920 verfassten Texte behandeln dabei Künstler ebenso wie Politiker oder Wissenschaftler aus der Generation Bahrs bzw. seiner Vatergeneration. (so etwa: Gustav Mahler, Bismarck oder Ernst Mach). Diese Vielfalt an Namen und Themen schlägt sich aber keineswegs in der Form nieder, die sich hier vielmehr in einer für Bahr seltenen Konsequenz durchgezogen findet: politische Handlungen, wissenschaftliche oder künstlerische Werke werden in den vorliegenden Personenbildern zum relativ unproblematischen Ausdruck eines sich in solchen Beschreibungen immer deutlicher entfaltenden Individuums. Vor dem Halt suchenden Blick des späten Bahr entpuppt sich überraschenderweise gerade die einst so unstete und nervöse Moderne als eine Welt der festen Charaktere.
- Hermann Bahr / Expressionismus: Kritische Schriften in Einzelausgaben
14
Mit dem Buch "Expressionismus" stellt sich Hermann Bahr 1916 als einer der Ersten kompromisslos auf die Seite der jungen, neuen Malerei. Bahr geht es jedoch nicht nur um die Beschreibung eines künstlerischen Stils. Der Expressionismus ist ihm Ausdruck einer neuen Wahrnehmungsform; "notwendig" nicht nur hinsichtlich der Kunst-, sondern auch der kulturellen Entwicklung. Bahr begnügt sich demnach nicht mit einer Darstellung der rezenten Kunst und Kunstwissenschaft, sondern sucht die Wurzeln und Wirkungen des Expressionismus in der Wissenschaft der Wahrnehmung, in der Anthropologie, der Soziologie und der Philosophie. Schließlich sei der Expressionismus nichts Geringeres als der Ausdruck einer neuen "Beziehung des Menschen zur Welt".
- Hermann Bahr / Burgtheater/ Schauspielkunst/ Notizen zur neueren spanischen Literatur: Kritische Schriften in Einzelausgaben
16
"Der Abonnent hört auf, die bürgerliche Theaterkultur hört auf, ein von zuverlässigen Gewohnheiten gelenktes, durch einen festen Geschmack, der nicht einmal erst gut sein muß, um Halt zu bieten, gesichertes Publikum hört auf, damit hört auch die Notwendigkeit wie die Möglichkeit eines wechselnden Repertoires auf, das auch die Werke der Vergangenheit lebendig erhält, das deutsche Theater der letzten anderthalb Jahrhunderte hört auf. [.] Das alte Barocktheater kehrt wieder, und neben ihm kehrt das Wandertheater der deutschen Komödianten wieder, es sei denn, daß sich aus den Nebeln dieser Zeit allmählich doch wieder eine geistige Gewalt erhebt, neue Formen gebietend und damit, wie die Gesellschaft, so auch die Kunst umgestaltend." (Hermann Bahr, "Schauspielkunst")
- Hermann Bahr / Russische Reise: Kritische Schriften in Einzelausgaben
21
Im Tross einer Berliner Theatergruppe reist Hermann Bahr im Frühling 1891 nach St. Petersburg. Der als "Russische Reise" noch im selben Jahr veröffentlichte Bericht beschränkt sich jedoch nicht auf eine Beschreibung der Aufführungen des deutschen Ensembles. Vielmehr macht sich Bahr auf die Jagd nach den verschiedensten "Sensationen" für seine Nerven. Von der Eremitage geht es in öffentliche Bäder und Nachtlokale, Theateraufführungen werden abgelöst durch ausgiebige Diners und Bordellbesuche. Dabei prüft Bahr anhand neuer und ständig wechselnder Eindrücke die eigene Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit: bürgen doch erst Überraschung und Verstörung für die Relevanz einer "Impression", wie sie nicht aus dem Baedeker gezogen werden kann.
- Hermann Bahr / Selbstbildnis: Kritische Schriften in Einzelausgaben
18
Unter dem Titel "Selbstbildnis" legt Hermann Bahr 1923 ein umfassendes Verzeichnis der so zahlreichen wie unterschiedlichen Stationen und Selbst-Entwürfe seines Lebens vor. Der besondere Reiz dieser Autobiographie liegt in der Spannung zwischen dem Versuch, eine kohärente Entwicklung oder Entfaltung des eigenen Selbst anzudeuten und der Praxis, auch Disparates mitunter geradezu schonungslos zu verzeichnen. So oszilliert Bahrs "Selbstbildnis" zwischen tradierten biographischen Narrativen und einer Logik des Archivs, in dem nicht nur den Ereignissen der Zeit, sondern auch der Macht des Zufalls eine besondere Relevanz zukommt: "Den Reiz [.], den man meiner Persönlichkeit zuschreibt, hat sie daher, daß mir beschieden war, entscheidenden Menschen, entscheidenden Zeiten, entscheidenden Ereignissen zu begegnen."
- Hermann Bahr / Summula: Kritische Schriften in Einzelausgaben
17
In der "Summula" von 1921 entwickelt Hermann Bahr neue Lesarten von kanonischen Texten aus den Bereichen Literatur und Philosophie. Seine Fragestellungen stehen unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs: Kann die Zeit einen "geistigen Führer", einen "umfassenden Mann" überhaupt noch hervorbringen, oder muss man sich - wie Ernst Cassirer - mit der Orchestrierung des übergroßen und heterogenen "Geisterchors" bescheiden? Wo endet die Macht der Rationalität und wann muss sich der Mensch anderer Erkenntnismodi bedienen, wie müssten also die Bereiche von "Vernunft und Glaube" aufgeteilt sein? Wie stellt sich der Nationalismus bei Goethe oder Dostojewski, wie der Gedanke der Demokratie bei Whitman dar? War Österreich jemals ein Staat oder bloß ein Herrschaftsgebiet, und worin liegt überhaupt der Unterschied zwischen Herrschen und Regieren? Die zwischen 1913 und 1921 verfassten Texte entwerfen so das Bild einer Gesellschaft, die sich ihre Reglements erst zu geben hat.
- Hermann Bahr / Dalmatinische Reise: Kritische Schriften in Einzelausgaben
23
Bahrs Reisebericht, ein Auftragswerk ins Herz der Finsternis Österreichisch-Ungarischer Provinz, wurde durch das wenige Jahre später erfolgte Attentat auf den Thronfolger in Sarajewo zum bemerkenswerten Zeitbild. Am Beispiel der Verwaltung der Provinz Dalmatien schildert Bahr die letzten Atemzüge des monarchistischen Vielvölkerstaats.
- Hermann Bahr / Wien: Kritische Schriften in Einzelausgaben
22
Bahrs Versuch einer Herleitung der Wiener Gemütsverfassung geht von den Kelten bis zu den Habsburgern, sie bedient sich bei der Lebensgeschichte Grillparzers und der Sterbegeschichte Beethovens, sie beleuchtet den Einfluss des Barock und den Josephs des Zweiten. Fluchtpunkt des Textes aber bleibt ein in seiner Ambivalenz beinahe klassisches Verhältnis zur Stadt: "In seinem Buch 'Wien' haßt er Wien, wie man eine Speise haßt, die man zu oft genossen, oder eine Frau, die man zu oft geliebt hat." (Raoul Auernheimer, Neue Freie Presse, 24. 11. 1908)
- Hermann Bahr / Labyrinth der Gegenwart: Kritische Schriften in Einzelausgaben
20
Im "Labyrinth der Gegenwart" versammelt Bahr Artikel und Essays aus der zweiten Hälfte der 1920er. In diesen späten Texten zeigt sich Bahr immer noch auf der Höhe seiner Zeit - auch im "Labyrinth" wird neueste Literatur aus Kunst und Wissenschaft konsultiert, rezensiert und kritisiert. Wie in früheren Texten zeigt sich Bahr so als Vermittler, vor allem als Vermittler zwischen Generationen: etwa wenn er der deutschen Jugend die Lektüre Herders oder Goethes empfiehlt. Die Artikel situiert Bahr - wie bereits in früheren Textsammlungen - vor allem im Kontext aktueller gesellschaftspolitischer Probleme. Themen wie Religion, Rassentheorie oder die deutsche Außenpolitik rücken so aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick.
Hermann Bahr
Hermann Anastas Bahr (* 19. Juli 1863 in Linz; † 15. Januar 1934 in München) war ein österreichischer Schriftsteller, Dramatiker sowie Theater- und Literaturkritiker. Er gilt als geistreicher Wortführer bürgerlich-literarischer Strömungen vom Naturalismus, über die Wiener Moderne bis hin zum Expressionismus. (Wikipedia)
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