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California Dreaming: Ein Oderbruch-Roman
California Dreaming: Ein Oderbruch-Roman
California Dreaming: Ein Oderbruch-Roman
eBook464 Seiten5 Stunden

California Dreaming: Ein Oderbruch-Roman

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Über dieses E-Book

Alexandra aus dem Oderbruch trifft am Bahnhof Seelow den amerikanischen Studenten Chester – und es ist Liebe auf den ersten Blick. Während sich die beiden Welten, die hier aufeinandertreffen, als so unterschiedlich entpuppen, wie der Kalte Krieg und die Flower-Power-Bewegung. Die anfängliche Leichtigkeit dieser ersten Liebe wird erschüttert, als die Schockwellen des Prager Frühlings die brandenburgische Provinz erreichen und die Welt der beiden jungen Menschen auf den Kopf stellen.
SpracheDeutsch
HerausgeberAnthea Verlag
Erscheinungsdatum30. Okt. 2025
ISBN9783899984620
California Dreaming: Ein Oderbruch-Roman

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    Buchvorschau

    California Dreaming - Paul Rehfeld

    Personenverzeichnis

    Alexandra Winter

    Abiturientin aus Seelow – Gründerin der Band CLUB 67

    Harry Winter

    Alexandras Vater – Institutsleiter in Müncheberg

    Elke Winter

    Alexandras Mutter – Lehrerin an einer Erweiterten Oberschule

    Uwe Winter

    Alexandras Bruder – Schüler

    Ingrid Ripinski

    Schwester von Elke Winter – Eisenbahnerin

    Chester Freeman

    US-Amerikaner aus Kalifornien – Student

    Greg Freeman

    Chesters Vater – Biologe

    Audrey Cummings

    Chesters Mutter – Exfrau von Greg Freeman

    Tom Rodriguez

    Lebensgefährte von Audrey Cummings

    Karl Labudde

    Leiter des Kulturhauses Seelow

    Alfred Dietz

    Spitzname „Alfi" – Drummer der Band CLUB 67

    Michael Remet

    Spitzname „Mick" – Sänger der Band CLUB 67

    Dieter Götze

    Spitzname „Didi" – Gitarrist der Band CLUB 67

    Enola

    Medizinmann der Pueblo-Indianer

    Historisch verbürgte Personen, die in die Romanhandlung eingebettet wurden:

    Nero Brandenburg

    Rundfunkjournalist aus Westberlin (1941-2022)

    Arthur Klitzke

    Vorsitzender der ehemaligen LPG Golzow (1925–2008)

    An jenem Tag

    Dienstag, 25. Juni 1968. 7 Uhr.

    Am Morgen besteigen auf dem Flughafen von San Francisco der Biologieprofessor Greg Freeman und sein neunzehnjähriger Sohn Chester eine Boeing 720 der PanAm nach New York. Von dort aus wollen sie nach London weiterfliegen. Sie werden in der britischen Hauptstadt einen Zwischenstopp einlegen, bevor es dann am Folgetag weitergeht nach Westberlin. Das Ziel der Amerikaner ist die DDR. Auf der Ostberliner Seite der Grenze wird sie ein hochrangiger Abteilungsleiter der Akademie der Wissenschaften in Empfang nehmen. Anschließend geht es per Pkw auf direktem Wege nach Müncheberg, einer brandenburgischen Kleinstadt östlich von Berlin. In der dortigen Zentralforschungsanstalt für Pflanzenzucht hat man bereits seit Tagen alles für die Ankunft der beiden vorbereitet.

    10 Uhr.

    Wegen „Stromausfall" hat der Biologielehrer Franz Muhme heute deutlich früher Schulschluss und fährt im gemächlichen Tempo mit dem Fahrrad nach Hause. Seine Familie ist noch nicht zuhause. Nach einem schnellen Imbiss in der Küche legt er sich in seinem Arbeitszimmer für ein halbes Stündchen aufs Ohr. Danach wartet sein Labor im Keller auf ihn. Dort hat er vor ein paar Tagen einige Essenzen im Reagenzglas angesetzt. Bereits seit Jahren experimentiert er mit dem Extrakt halluzinogener Pilze zur Behandlung von Depressionen. Er plant sogar, ein Buch über seine Versuche zu veröffentlichen. Einen Wissenschaftsverlag konnte er bereits dafür begeistern. Noch weiß er nicht, dass sich auch die Staatssicherheit für seinen Versuchskeller interessiert.

    12 Uhr.

    In der Mittagspause telefoniert Arthur Klitzke, der Vorsitzende der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Golzow, mit dem Wetterdienst in Potsdam. Das Gespräch dauert nicht lange. Arthur lächelt zufrieden und legt auf. An den nächsten Tagen wird es im Oderbruch sonnig und trocken sein. Die auf Hochtouren laufende Getreideernte kann ohne Unterbrechung fortgesetzt werden. Seine Mähdrescherbesatzungen sind bereit. Gedroschen wird auch heute bis der Nacht-Tau einsetzt. Auch die Küchenfrauen wissen, dass in den nächsten Tagen im Zweischichtsystem gearbeitet werden muss. Sorgen machen dem Vorsitzenden die fehlenden Arbeitskräfte bei der Strohbergung. Er hofft, dass sich noch ein paar Oberschüler freiwillig melden werden.

    13 Uhr.

    Um die Mittagszeit vertiefte sich in der Musikredaktion des

    Radiosenders RIAS in Westberlin der Moderator Nero Brandenburg in das Cover der Beatles Doppel-LP White Album, studiert die Titelliste der Scheibe Bookends von Simon & Garfunkel und kreuzt auf der Hülle der Stones-Langspielplatte Beggars Banquet mehrere Songs an. Er notiert sich all jene Lieder auf einem Zettel, die aktuell unter den Top-Twenty der englischen Hitparade zu finden sind. In der nachmittäglichen Treffpunkt-Sendung wird er sie nachher spielen.

    14 Uhr.

    Im großen Saal des Kulturhauses in Seelow sitzen in den ersten beiden Reihen die knapp sechzig Schulabgänger des Abiturjahrgangs 1968 der Erweiterten Oberschule Seelow gespannt auf ihren Plätzen. Hinter ihnen die feierlich gekleideten Eltern, Großeltern und Geschwister. Der Saal ist proppenvoll. Die Schüler tun zwar cool, sind aber mächtig aufgeregt. Lebhaft plaudernd rutschen sie auf ihren Stühlen hin und her. Ab morgen ist Schluss mit Schule, dann wartet das echte Leben auf sie.

    Farblich dominiert in diesen Stuhlreihen das Blau der FDJ. Fast jeder trägt die wenig geliebte Einheitsbluse. Direktor und Parteisekretär haben dies so vorgegeben. Lediglich die Auswahl von Rock oder Hose blieb jedem selbst überlassen. Doch das Thema - Was darf ich heute anziehen? - ist banale Nebensache, denn es gibt die heiß ersehnten Abschlusszeugnisse. Die große Bühne des Saals ist festlich geschmückt. Ganz links in hat man die Staatsflagge der DDR, das blaue FDJ-Banner mit der aufgehenden Sonne und daneben die Fahne der Sozialistischen Einheitspartei aufgestellt. Nicht weit davon steht das Rednerpult. Vorn am Bühnenrand wurden mit Krepppapier umwickelte Blumentöpfe aufgebaut. Gelb blühende Dahlien wechseln sich ab mit blauen Kornblumen. Dort, wo an den Kinoabenden normalerweise die Filmleinwand hängt, prangt heute der Schriftzug in Gold:

    VORWÄRTS!

    GEMEINSAM LERNEN UND ARBEITEN

    FÜR FRIEDEN UND SOZIALISMUS

    Das Raunen im Saal verstummt sofort und jeder erhebt sich von seinem Platz, als das Streichquartett des Kleisttheaters Frankfurt/Oder die ersten Töne der Nationalhymne spielt. Als alle wieder sitzen, tritt eine Schülerin der elften Klasse vor. Sie rezitiert das Goethe Gedicht PROMETHEUS. Kaum, dass die erste Zeile Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst ... gesprochen ist, wird der linientreue Parteisekretär Rudolph rot vor Wut und ballt ärgerlich die Faust. Da hat ihm der parteilose Deutschlehrer Leo Nagel einen bösen Streich gespielt und ihm dieses Kuckucksei ins zeremonielle Nest gelegt. Die beiden Männer sind erbitterte Gegner, wenn es um politische Ansichten geht. Für die heutige Feierstunde war nach den Plänen von Rudolph an dieser Stelle des Programms ein revolutionäres Gedicht von Erich Weinert vorgesehen. Und stattdessen nun dieser adlige Verseschmied Johann Wolfgang von und zu ... Rudolph sinnt auf Rache. Es wird erneut mucksmäuschenstill im Saal als Schuldirektor Gellert ans Rednerpult tritt. Er sortiert ein letztes Mal sein Manuskript, zieht das Mikrofon zu sich heran, räuspert sich kurz und liest nochmal still die ersten Sätze. Seine Abiturrede passt er in jedem Jahr an die aktuellen politischen Gegebenheiten an und berücksichtigt die Vorgaben der Abteilung Volksbildung.

    „Liebe Abiturienten, liebe Eltern, verehrte Gäste...", beginnt er mit sonorer Stimme seinen Vortrag und hebt an zu einer ausführlichen Laudatio auf die marxistisch-leninistische Bildungspolitik der Partei der Arbeiterklasse und das weltweit einzigartige Schulsystem der DDR. Vier, fünf Redeseiten später wird er endlich konkret und lobt die guten Ergebnisse in den drei Abschlussklassen, freut sich, dass kein Schüler durch die Prüfungen gefallen ist und gibt bekannt, dass die gesamte Klassenstufe 12 einen Notendurchschnitt von Zweikommadrei erreicht hat. Dann zählt er auf, wer von den Jungen sich für eine Offizierslaufbahn bewarb, wen es für drei Jahre zur NVA ziehen wird, welche der Mädchen ein Pädagogikstudium ins Auge fassen und wieviel Prozent bereits einen Studienplatz sicher haben. Nur kurz vermerkt er, dass alle Schüler neben dem Abitur auch einen Beruf erlernten, entweder als Schlosser, Maurer, Agrotechniker, Rinderzüchter oder Buchhalter. Zum Schluss prangert er wortreich die jugendfeindliche Bildungspolitik der Bonner Ultras an und betont, dass in Westdeutschland nur die Kinder gut betuchter Eltern das Abitur ablegen dürfen, während in der DDR jeder Vierzehnjährige mit entsprechenden Leistungen die EOS besuchen darf. Zum Glück klingt das Finale seiner Rede deutlich versöhnlicher. Ihm fällt ein, dass unter den Gästen im Saal auch Verwandte aus der Bundesrepublik Deutschland sitzen könnten. Schließlich wünscht er den jungen Menschen alles Gute für ihren weiteren Lebensweg, nickt kurz ins Publikum, faltet das Skript zusammen und nimmt in der Stuhlreihe der Lehrer wieder Platz. Parteisekretär Rudolph drückt ihm anerkennend die Hand. Als der Beifall verebbt ist, tupft sich Direktor Gellert nochmals den Schweiß von der Stirn. Er hat sich auch heute tüchtig in Rage geredet. Am Wetter liegt sein Schweißausbruch nicht, denn im Freien herrscht eine untypische Sommerkühle von 18 Grad Celsius. Der Himmel ist bewölkt. Über Seelow sind am Vormittag bereits zwei Regenschauer hinweggezogen.

    Franz Schuberts Streichquintett C-Dur D 956 ist verklungen. Nun werden die ehemaligen Zwölftklässler in Zehnergruppen auf die Bühne gerufen. Dort erhalten sie ihr Zeugnis, eine rote Nelke und nehmen die Glückwünsche von Direktor, Parteisekretär und Klassenlehrer entgegen. Die Einteilung der sechs Gruppen erfolgte ausschließlich nach dem Zensuren-Durchschnitt. Das heißt, die erste Gruppe auf der Bühne hat die schlechtesten Noten des Jahrgangs. Hingegen werden in der letzten Gruppe die Einser-Schüler und die Jahrgangsbesten vertreten sein.

    Im vierten Gruppenaufruf ist Alexandra Winter aus der Klasse 12 D1 dabei, von ihren Freunden nur Alex genannt. Sie ist eine gute Schülerin, lediglich in Physik reichte es nur zur Drei auf dem Zeugnis. Einsen bekam sie für deutsche Sprache, Englisch und Musik, der Rest sind solide Zweien. Die einen Meter achtzig große junge Frau fühlt sich höchst unwohl hier oben. Sie überragt die neben ihr stehenden Mädchen um Haupteslänge und ist wenig amüsiert, von hunderten Augenpaaren angestarrt zu werden. Als sie wieder an ihrem Platz sitzt, atmet sie erst einmal durch und schaut sich dann mit zufriedener Miene ihr Zeugnis an. Ein paar Reihen hinter ihr sitzen Mutter Elke und der fünfzehnjährige Bruder Uwe. Ihr Vater, der Chef eines Forschungsinstituts, ist leider nicht im Saal. Dieser Umstand betrübt sie sehr, denn Alex und ihr Papa haben ein sehr gutes Verhältnis. Ihn beorderte ein dringender ministerieller Anruf nach Berlin. Ebenfalls nicht dabei sind Alexandras Freunde Mick, Didi und Alfi. Die vier machen gemeinsam Tanzmusik und haben vor zwei Jahren die Beatband CLUB 67 gegründet. Die Jungs sind ein Jahr jünger als sie und gehen auch auf die EOS. Im nächsten Jahr werden auch sie ganz vorn auf der Bühne stehen.

    Wenig später ist die Veranstaltung beendet. Ihre Fortsetzung finden die Feierlichkeiten im Familienkreis an der heimischen Kaffeetafel. Die drei zwölften Klassen haben ihre Abschlussparty für den kommenden Samstag geplant. Dann jedoch ohne Eltern und Geschwister. Von den Lehrkräften wurden nur die Lieblingslehrer eingeladen. Parteisekretär Rudolph und Direktor Gellert stehen nicht auf der Gästeliste.

    15 Uhr.

    Der Vater von Alexandra, Dr. Harry Winter, hat in Berlin zu tun. Er ist der Chef der Müncheberger Anstalt für Züchtungsforschung. Der Minister für Landwirtschaft hat ihn in die Hauptstadt beordert. Die beiden Männer kennen sich schon lange und sind sehr vertraut miteinander. Dr. Winter erläutert seinem Gegenüber, weshalb die Apfelbäume aus Belorussland nur halb so ertragreich sind wie die eigenen DDR-Züchtungen. Der Minister ist mit dieser Auskunft wenig zufrieden. Denn das Politbüro hat ihn beauftragt, unbedingt die Bäume des Großen Sowjetischen Bruders auf der Agrarmesse in Minsk einzukaufen.

    16 Uhr.

    Erwin Kosterra, der Zweirad-Verkäufer des IFA-Fahrzeuggeschäfts in Seelow, legt letzte Hand an bei einem rotlackierten SCHWALBE-Moped. Zum wiederholten Mal wischt er mit einem Tuch über den Kotflügel. Einer besorgten Eingebung folgend, ob der Motor auch wirklich anspringt, dreht er den Zündschlüssel herum und betätigt den Kickstarter. Das knatternde Geräusch und die blauen Abgaskringel sorgen für Beruhigung. Mit zufriedenem Grinsen schaltet er die Zündung wieder aus. Das Moped ist das Abiturgeschenk von Alexandras Onkel für seine Nichte. Noch heute soll es an die Empfängerin übergeben werden. Den rotglänzenden Roller will er eigenhändig an seinen Bestimmungsort kutschieren. Die gemeinsame Probefahrt ist noch für denselben Abend geplant. Alexandra ahnt nichts von diesem Coup, nur die Eltern wissen davon.

    17 Uhr.

    Seit geraumer Zeit rutscht Alexandra an der heimischen Kaffeetafel auf ihrem Stuhl hin und her. Sie wartet ungeduldig darauf, dass die Verwandten und Nachbarn nach der kleinen familiären Abiturfeier nun endlich gehen. Erst dann kann auch sie das Haus verlassen und sich mit den Jungs ihrer Band im Proberaum treffen. Eine Flasche Pfefferminzlikör hat sie bereits heimlich in ihrer Schultertasche deponiert. Als aber der Onkel plötzlich mit dem Moped vor der Tür steht und kräftig hupt, rennt sie vors Haus, macht einen Luftsprung und fällt dem Bruder ihres Vaters mit einem Jauchzer um den Hals. Vergessen ist das Treffen mit der Band. Jetzt wird erst einmal eine ausgiebige Runde mit der SCHWALBE gedreht.

    18 Uhr.

    In der Gaststätte Zum Schwarzen Adler palavern drei junge Musiker an einem Tisch in der Nähe des Eingangs. Sie trinken bereits ihr drittes Bier und warten auf das Eintreffen ihrer Bandleaderin Alexandra. Sie wollen sie zum erfolgreichen Abitur auf ein Bier einladen und ihr anschließend im Proberaum der Beatband CLUB 67 ein Ständchen bringen. Als sie zwei Stunden später immer noch nicht eingetroffen ist, ahnen sie, dass wohl irgendetwas dazwischengekommen sein muss.

    19 Uhr.

    Nach der spontanen Spritztour mit dem neuen Moped quer durch Seelow steht Alexandra endlich vor der Tür zum Proberaum ihrer Band. Sie ist überwältigt von diesem aufregenden Tag: Erst die feierliche Zeremonie im Kulturhaus; dann die zahlreichen Glückwünsche und Geschenke für ihr super Zeugnis; gefolgt von den nervigen Fragen zu ihrer beruflichen Zukunft. Schließlich der Papa, der sie einfach in die Arme nahm und ihr ins Ohr flüsterte, man würde demnächst gemeinsam nach Prag fliegen. Und zu guter Letzt die Sache mit der schicken roten SCHWALBE. Mehr geht eigentlich nicht an diesem Tag.

    Doch jetzt warten die Jungs ihrer Band auf sie. Bestimmt haben die drei etwas Aufregendes für sie vorbereitet, diskrete Tuscheleien deuteten dies bereits seit Wochen an. Alexandra vergewissert sich kurz, dass die Flasche Pfefferminzlikör noch unbeschädigt in ihrer Schultertasche ruht. Dann zieht sie mit einem Ruck die eiserne Tür zum Proberaum auf und kann es nicht fassen: Alfi, Mick und Didi, alle drei barfuß in schwarzer Schlaghose und mit weißem Oberhemd, haben den Raum optisch total verwandelt. Sie reißt Mund und Augen auf, ist sprachlos, stolpert über ein herumliegendes Kabel und landet in den Armen von Mick, der sie gekonnt auffängt. Eine Schrecksekunde später drückt Alfi auf den Wiedergabeknopf des Tonbandgerätes.

    Aus den Boxen erklingen die ersten Takte der französischen Marseillaise, sie gehen über in das All you need is love der Beatles und enden im Love-Love-Love-Chorus des Songs. Nun tritt Mick in die Mitte, in der Hand hält er einen Blumenkranz von der Größe eines Fahrradreifens. Alfi und Didi nehmen mit feierlicher Geste den Kranz und legen ihn Alexandra sorgsam um die Schulter. Mit verschmitztem Gesicht sprechen sie im Chor: „Alex. Wir gratulieren dir!" Schließlich können sie ihr Lachen nicht mehr halten und prusten einfach los. Spontan fällt sie jedem um den Hals. Auf einem Tischchen an der Wand stehen vier gefüllte Sektgläser. Mick reicht jedem einen Kelch. Aufgeregt stoßen sie an und stürzen den warm gewordenen Inhalt hastig hinunter.

    Immer noch vor sich hin kichernd geht sie ein paar Schritte zur Seite: „Jungs, bitte lasst mich mal schauen, was ihr hier für mich gezaubert habt." An den Wänden hängen raumhohe Tapetenbahnen. Sie sind so bemalt, als würde man sich im Innern eines Hippie Musikclubs befinden. Belustigt studiert sie die Wortfetzen, liest halbe Sätze und erkennt wild gemalte Zeichen. Alles grell bunt und in total verrückter Schrift:

    FLOWER POWER # SAN FRANCISCO NIGHTS ? SCHLUSS MIT DEM VIETNAMKRIEG ∆ THE MAMAS AND THE PAPAS € GREATFULL DEAD Ω ROLLING STONES ≤ THE WHO ‰ WOODSTOCK FESTIVAL ◊ HAIR ↓ THE AGE OF AQUARIUS ÷ LSD ‡ PSYCHEDELLIC MUSIC ∏ BLUMENKINDER FOR EVER π SCHLUSS MIT DEM KONFORMISMUS ◊ JESUS CHRIST SUPER STAR # EASY RIDER ∏

    I`M THE WALRUS #

    SGT. PEPPER’s LONELEY HEARTS CLUB BAND ∑JANIS JOPLIN Ω JIMI HENDRIX π LUCY IN THE SKY WITH DIAMONDS ® MELANIE # SEX, DRUGS AND ROCK’n ROLL ± LIVE FAST, LOVE HARD, DIE YOUNG ¤ JEFFERSON AIRPLANE & CREAM ? DEAR PRUDENCE !

    Alexandra ist baff. Das ist also die Überraschung, das ist das fantasievolle Gesicht ihrer wunderbaren Band. In der Schule sind sie die braven Jungs, ecken niemals an und nehmen diszipliniert am FDJ-Studienjahr teil. Aber hier! Hier können sie sich so richtig austoben. Im Proberaum schlägt im Takt der Beatmusik ihr mutiges Herz. Sie geht nochmal von einem zum anderen und küsst ihn herzhaft auf den Mund. Dann packt sie die Flasche Pfeffi aus und füllt die Sektgläser mit dem grünen Gebräu. Erneut heißt es Prost, Prost. Schnell entfaltet der Alkohol seine euphorisierende Wirkung, die psychodelische Musik tut ihr Übriges. Alles ein bisschen hemmungslos. Dann drückt Alfi auf die Stopptaste. Schlagartig wird es leise im Raum. Nur das Knistern der zahlreichen Kerzen ist zu hören. Die drei Musiker nehmen ihre Instrumente zur Hand. Der Schlagzeuger gibt den Takt vor. Mick hat den Beatles-Song MICHELLE umgedichtet. Die drei singen:

    Alex, ma belle.

    Diese Worte sing` wir nur für dich

    Alex, ma belle.

    We love you, we love, we love you

    Geh nicht so schnell

    denn morgen früh wird`s wieder hell

    Alex ma belle

    Huh, huh, huh, huh. ...verklingt der Männerchor.

    Dann kommt die Reihe an Alexandra. Auch sie hat etwas vorbereitet. Die Tasche mit den Utensilien steht noch vor dem Proberaum. „Wartet kurz. Ich bin gleich wieder zurück", eilt sie hinaus. Als sich die Tür wieder öffnet, betritt eine als Janis Joplin verkleidete Alex den Raum. Sie trägt zu ihrem Minirock eine weit fallende, tief ausgeschnittene Bluse im Hippie Look. Den Kopf ziert ein breitkrempiger Hut, und auf der Nase sitzt die Joplin typische große Brille. Eine lange Kette um den Hals vervollständigt die Verkleidung. Unter der Bluse trägt sie nichts. Alex ist angefixt und will mit ihrem Aufzug die Boys ein wenig kirre machen. Zudem hat der Alkohol sie mutig werden lassen. Ohne sich noch mit irgendeiner Vorrede aufzuhalten, greift sie nach der Akustikgitarre und verblüfft ihre Zuhörer nicht etwa mit einem Joplin Song – dazu ist ihre Stimme nicht ausdrucksstark genug – sondern mit der Chuck Berry-Nummer Let´s twist again. Und schon gehts los: Mit dem rechten Bein klopft sie den Takt. Gekonnt bearbeiten ihre flinken Finger die Gitarrensaiten. Oberkörper und Kopf zucken rhythmisch in alle Richtungen. Doch Alfi, Didi und Mick hören nur mit halbem Ohr hin. Sie sind total abgelenkt und haben den Tunnelblick. Ihre Augen werden magisch angezogen vom wilden Tanz ihrer Brüste, die unter dem dünnen Stoff der Bluse auf und nieder hüpfen.

    Als völlig überraschend Hausmeister Jürgen Brandt in der Tür steht – ihn hatte das aus dem Kellerfenster scheinende Licht neugierig gemacht – bekommt dies von den Feiernden niemand mit. Musik, Alkohol und Superstimmung haben dafür gesorgt, dass alles, was von außen kommt, vom Gehirn nicht aufgenommen werden kann. Der nette Brandt schaut eine Weile zu, denkt schmunzelnd an seine eigene Jugend zurück und verlässt unbemerkt die Feierstätte. Die schwere Kellertür wirft er beim Herausgehen mit viel Schwung ins Schloss. Der Wumms holt die vier Musiker mit einem Schlag in die Realität zurück.

    ***

    Die Warnung des Barkeepers

    San Francisco. North Beach. Juni 1968.

    Greg Freeman tupft sich mit einer Papierserviette den Mund ab, bevor er das Glas Orangensaft austrinkt. Dieses Wochenendfrühstück ist ganz nach seinem Geschmack. Spiegeleier mit Speck, Toastbrot, Erdnussbutter, Orangenmarmelade und dazu Kaffee ohne Ende. In der geräumigen Wohnküche sitzt er seinem neunzehnjährigen Sohn Chester gegenüber, der sein Frühstück längst beendet hat und in einem Kulturjournal blättert. Der örtliche Radiosender kündigt für diesen Sommertag stattliche 89,6 Grad Fahrenheit an. Die beiden Männer wollen den Tag im Strandbad Baker Beach verbringen, eine bei den Einheimischen beliebte Badestelle in Sichtweite der Golden Gate Bridge. Doch bevor sie sich auf den Weg machen, gibt es noch etwas Wichtiges zu besprechen.

    „Hör zu Chet. Für unsere Europatour sind jetzt alle Formalitäten erledigt. Du weißt ja, worum es geht. Chester hört nur mit halbem Ohr hin, das Kinoprogramm an diesem Wochenende beansprucht seine gesamte Aufmerksamkeit. Den Vater nervt die geistige Abwesenheit des Sohns: „Jetzt leg doch mal die Zeitung weg, Chet! In vier Tagen reisen wir ab. Verstehst du? Wir sind dann für drei Monate weg von zu Hause. Wissen deine Freunde schon Bescheid?

    „Dad, ich bin kein kleiner Junge mehr. Das habe ich längst geklärt, gibt dieser leicht pikiert zurück. „Ja schon gut, beruhigt sich Greg. „Gestern waren übrigens unsere Reisepässe in der Post. Stell dir vor, das Außenministerium hat uns sogar Reisedokumente der Vereinten Nationen beschafft. Damit genießen wir diplomatische Immunität! Er blickt ihn zufrieden an. „Auf der ganzen Welt, setzt er feierlich hinzu.

    „Ja und …?"

    „An keiner Grenze darf man dich oder mich kontrollieren. Niemand darf uns oder das Gepäck durchsuchen."

    „Und was ist gut daran?"

    „Na einfach alles, wir sind freie US-Bürger, keiner kann uns was."

    Der alte Freeman geht nach nebenan ins Arbeitszimmer. Dort nimmt er die Pässe, die Flugtickets und ein eng beschriebenes Blatt Papier vom Schreibtisch. Als erstes schiebt er dem Sohn den auffällig roten Reisepass über den Tisch. Dessen Interesse ist nun endlich erwacht. Er nimmt ihn zur Hand und zeichnet mit dem Finger das geprägte UNO-Signet auf dem Deckel nach. Das Umblättern der Seiten wird von einem spontanen Kichern unterbrochen. Belustigt klopft er sich auf die Schenkel, er hat sein Passfoto entdeckt und amüsiert sich über das fremde Gesicht. Der Vater unterbricht ihn und legt ihm ein eng beschriebenes Blatt Papier hin: „Hier schau dir das an!"

    „Was ist damit? „Das ist unser Reiseplan für die nächsten Monate. Am Donnerstag geht es los.

    Europareise Juni bis September 1968

    Start:

    15. Juni 1968 / San Francisco

    Ziel:

    Ost-Deutschland, GDR

    Das Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg

    Aufenthaltszeit: 15 Wochen

    Reisedauer: 5 Tage

    Entfernung: 6.800 miles

    Donnerstag Abreisetag

    Abflugzeit SF-Airport: 7:10

    Flugzeit mit PanAm: 4:20

    Ankunft New York: 14:30 incl. Zeitverschiebung

    Aufenthalt in NY: 17 h

    Freitag Weiterflug nach London

    Abflugzeit JFK-Airport: 8:20

    Flugzeit BOA: 7:20

    Ankunft London: 20:20 incl. Zeitverschiebung

    Aufenthalt in London: 36 h

    Sonntag Weiterflug nach Berlin-Tempelhof mit Lufthansa

    Abflugzeit Heathrow-Airport: 10:20

    Flugzeit: 2:15

    Ankunft Berlin: 12:35

    Aufenthalt in Westberlin: 24 h

    Montag Weiterreise nach Ost-Deutschland / Müncheberg

    Taxifahrt vom Hotel zum Grenzübergang Friedrichstraße

    Grenzpassage zu Fuß

    In Ost-Berlin werden wir erwartet von einem Beauftragten der Akademie der Wissenschaften.

    Von Ost-Berlin nach Müncheberg ca. 60 km mit dem Auto.

    Ankunft in Müncheberg: ca. 18 h

    Aufenthalt in Müncheberg bis 30. September 1968

    Rückreise am 1. Oktober 1968

    Wieder zu Hause am 3. Oktober 1968

    Chester studiert sorgfältig den Plan. Mit dem Zeigefinger stupst er auf das Wort Ost-Deutschland.

    „Hey Dad, deine Europatour ist okay. Aber was zum Teufel hast du denn mit den Kommunisten in der Ostzone am Hut. Was willst du dort machen? Davon hast du mir noch gar nichts erzählt. Da herrschen doch die Sowjets, und alle müssen Russisch sprechen."

    „Also Chet, es ist Quatsch, was du sagst. Ich habe Freunde, die waren schon mal dort. Da spricht man ganz normales Deutsch. An den Schulen ist Russisch zwar Pflichtfach, doch soweit ich weiß, ist Ost-Deutschland ein eigener Staat. Sie nennen sich German Democratic Republic."

    Für Chester ist das alles zu wenig an Information: „Jetzt erzähl doch mal, was DU dort zu tun hast. Und womit ICH mir die Zeit vertreiben kann. Schließlich wollen WIR volle drei Monate dortbleiben."

    „Ich gehe an die Forschungsanstalt für Pflanzenzüchtung, setzt er hinzu. „Studienhalber! Dort experimentiert man mit resistenten Obstsorten. Trockenheit und Schädlingsbefall sind die großen Themen. Die Deutschen haben ´ne Menge Erfahrung auf diesem Gebiet. Und ganz wichtig ... die Vereinigung der kalifornischen Obstfarmer ist an diesen Erfahrungen interessiert. Sie finanzieren mir deshalb diese Studienreise.

    Chester grinst spitzbübisch: „Kannst du denn mit Äpfeln und Birnen Geld verdienen?"

    Greg lächelt: „Yes, I can! Aber mir geht es nicht nur um die Dollars. Als Wissenschaftler arbeite ich vor allem für den Fortschritt. Er weist mit der Hand in die Runde: „Und wenn`s um Geld geht, schau dich einfach mal um! … Das alles hier. Mein Auto, das Cottage in der Sierra Nevada, habe ich mir in meinem Beruf erarbeitet. Nicht schlecht, was?

    Chester nickt: „Aber das ist ja nicht nur dein Verdienst. Als Mum noch bei uns war, hat sie auch für uns gesorgt."

    Der Vater winkt ab: „Lass das jetzt mal sein mit der Mum. Ihr geht es gut in Texas auf der Farm."

    „Okay Dad … DEIN Plan für East-Germany sind also die Obstbäume, aber was mache ICH dort den lieben langen Tag?"

    Greg überlegt nur kurz: „… du willst doch ab nächstem Jahr in LA Theater und Malerei studieren. Und damit kannst du dich in Ost-Deutschland den ganzen Tag beschäftigen. In Berlin gibt es viele Gemäldesammlungen und zwei Kunsthochschulen, eine in West- und eine in Ost-Berlin. Dort kann man sich für Seminare und praktische Übungen anmelden. Zum Beispiel lebende Modelle im Zeichensaal malen. … nackt oder bekleidet, in Öl oder mit Pastell"

    Chester verzieht das Gesicht: „Menschen malen finde ich langweilig. Ich mag Landschaften."

    „Dann lass uns nach Dresden fahren, dort war August der Starke König. Er liebte die Kunst und konnte Eisenstangen verbiegen. In der Gemäldegalerie Alte Meister werden super erhaltene Landschaftsbilder ausgestellt. Glaub mir. Wir werden uns keinen Tag langweilen. Garantiert!" Chester nickt ergeben und schweigt. Jetzt hat er keine Fragen mehr. Der Vater greift nach dem Frühstücksgeschirr und stellt es ins Spülbecken. Die Lebensmittel kommen in den Kühlschrank. Wenig später verlassen die Männer mit den Badesachen unterm Arm das Haus.

    *

    New York. Vier Tage später.

    Um die Mittagszeit sind sie mit der Frühmaschine auf dem Kennedy-Airport gelandet. Für die Stadt, die niemals schläft, haben die beiden nicht mehr als 17 Stunden Zeit zur Verfügung. Und eine Mütze Schlaf brauchen sie schließlich auch noch. Deshalb gibt es fürs Sightseeing nur einen einzigen Programmpunkt, es ist der Herzenswunsch von Vater Freeman. Die Hafenrundfahrt über den Hudson River mit dem Besuch der Einwanderungsinsel Ellis Island. Als das Schiff dort anlegt, bittet Greg den Sohn, mit ihm als Letzter von Bord zu gehen. Drei, zwo, eins zählt er, als sie einen großen Schritt von der Laufbohle auf den festen Boden machen. Als der Vater unvermittelt auf die Knie fällt und die Erde küsst, schaut Chester ihm verständnislos zu.

    Der alte Freeman wendet den Kopf nach oben: „Vor sechsundvierzig Jahren haben meine Eltern das erste Mal amerikanischen Boden betreten. Mich, den dreijährigen Knirps, trug der Vater auf dem Arm. Mit feuchten Augen und Pathos in der Stimme fährt er leise fort: „An diesem Tag ließen wir Deutschland für immer hinter uns. Wir betraten die Neue Welt, … Amerika ... das Gelobte Land. An die alte Heimat erinnerten nur noch unsere abgetragene Kleidung und zwei Koffer mit Habseligkeiten. Das Einzige, was blieb, war die geliebte deutsche Muttersprache. Doch in der Öffentlichkeit war mit Deutsch Schluss, es wurde ausnahmslos Englisch gesprochen. Mühsam für meine Eltern, doch unumgänglich. Als Kind hatte ich es deutlich leichter, ich bin zweisprachig aufgewachsen, wie du.

    Chester schweigt betreten. Ihn berührt der Gefühlsausbruch des Vaters zutiefst. So hat er ihn noch nie erlebt. Liebevoll reicht er dem Knieenden die Hand und zieht ihn wieder hoch. Ein paar Schritte weiter lesen sie auf einer Schautafel, dass über Ellis Island etwa zwölf Millionen Einwanderer in die Vereinigten Staaten gekommen waren. Kreuz und quer durchstreifen Vater und Sohn die Insel, keine Ecke wird ausgelassen. Greg sprudelt über seine Kindheit und die Jugend alles heraus, was ihm grad durch den Kopf schießt. Obwohl Chester dies nicht zum ersten Mal hört, ist hier, an diesem historischen Ort, seine Aufmerksamkeit deutlich höher als sonst. Zum Ende ihres Rundgangs genießen sie von der Südspitze der Insel einen grandiosen Blick auf die grün glänzende Freiheitsstatue von Liberty Island.

    Der Abend bleibt kurz. Nach einem schnellen Essen sinken sie müde und glücklich in ihr Hotelbett. Bereits am frühen Morgen beginnt die Weiterreise nach London. Auf die beiden wartet ein achtstündiger Atlantikflug. Kaum, dass das Flugzeug seine vorgesehene Flughöhe erreicht hat, sinkt Chesters müder Kopf auf die Schulter des Vaters. Als ihn die Stewardess dreißigtausend Fuß über dem Wasser anstupst, wird er nur mühsam wach. Sie will wissen, ob er das Käsesandwich mit Kaffee oder Tee haben möchte. Der Angesprochene mag keins von beiden, er bestellt eine Cola und vertieft sich in den Anblick des Ozeans unter ihm. Als die Westküste von Irland am Horizont auftaucht, geht der Pilot in den Sinkflug über. Bis zu den Landefeuern von London-Heathrow ist es nun nicht mehr weit.

    *

    London. Hotel EXCELSIOR. Blue Sky Bar.

    Greg ordert beim Barkeeper seinen nächsten Whisky. Chester bevorzugt ein Ginger Ale. Müde von fünf Stunden Zeitverschiebung und stressigem Sightseeing wollen sie nach einem ereignisreichen Tag jetzt nur noch den obligatorischen Absacker nehmen, bevor es ins Bett geht.

    Am Morgen war man gleich nach dem Frühstück aufgebrochen in Richtung Buckingham Palace. Unterwegs im Taxi spielten sie belustigt die Möglichkeit durch, die Queen vielleicht beim Nachmittagstee zu treffen. Pünktlich zur Mittagszeit hatten sie sich zu den zahlreichen Zuschauern gesellt, die auf das zeremonielle Changing Of The Guards warteten. Die berittenen Soldaten in ihren rotgoldenen Uniformen imponierten ihnen gewaltig. So etwas wünschten sie sich auch für die US-Army. Ihre Diskussion

    endete bei der Frage, ob dem amerikanischen Präsidenten solche Operettenuniformen vielleicht gefallen könnten.

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