Entdecken Sie mehr als 1,5 Mio. Hörbücher und E-Books – Tage kostenlos

Ab $11.99/Monat nach dem Testzeitraum. Jederzeit kündbar.

Bis dass der Tod uns scheidet...: Perfekte Ehe. Perfekte Manipulation. Perfekter Schein.
Bis dass der Tod uns scheidet...: Perfekte Ehe. Perfekte Manipulation. Perfekter Schein.
Bis dass der Tod uns scheidet...: Perfekte Ehe. Perfekte Manipulation. Perfekter Schein.
eBook279 Seiten3 Stunden

Bis dass der Tod uns scheidet...: Perfekte Ehe. Perfekte Manipulation. Perfekter Schein.

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Liebe und Leid an der Seite eines Narzissten an den Schauplätzen Chicago (USA) und Wien (Österreich): Alexander und Emilia gelten als ideales Paar. Doch es existiert mehr als nur eine Wahrheit hinter der perfekten Beziehung. Er nimmt ihr ihren Beruf, ihre Familie, ihre Freunde, ihre Lebensfreude - ihre Identität. Aber das Schicksal in Form eines unheilbaren Gehirntumors bringt die Wahrheit und Alexanders Geheimnis im Angesicht des Todes ans Licht. Ein Roman über einen ameri­kanischen Traum, der für Emilia zum Albtraum wird.
SpracheDeutsch
HerausgeberWeishaupt, H
Erscheinungsdatum16. Feb. 2025
ISBN9783705904279
Bis dass der Tod uns scheidet...: Perfekte Ehe. Perfekte Manipulation. Perfekter Schein.
Autor

Angela Nowak

The author: Dr. Angela Nowak holds a doctorate in communications and works as a freelance writer. She lived in the United States for more than a decade. She processed impressions from this time in this incredible and moving novel, Till Death Do Us Part.

Ähnliche Autoren

Ähnlich wie Bis dass der Tod uns scheidet...

Ähnliche E-Books

Krimi-Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Bis dass der Tod uns scheidet...

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Bis dass der Tod uns scheidet... - Angela Nowak

    1.png

    Impressum

    ISBN 978-3-7059-0427-9

    E-Book 2025

    Coverfoto: AdobeStock

    © Copyright by Herbert Weishaupt Verlag, A-8342 Gnas

    T +43 3151 8487, F +43 3151 84874

    e-mail: verlag@weishaupt.at

    e-bookshop: www.weishaupt.at

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller Teile ist

    urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des

    Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für

    Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und

    die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen und

    digitalen Systemen.

    Personen und Handlung sind frei erfunden.

    Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

    sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Inhalt

    Impressum

    PART 1

    PART 2

    PART 3

    Die Autorin

    PART 1

    Das Mondlicht erhellte den Raum und schuf eine magische Atmosphäre. Es war weit nach Mitternacht. Emilia lag wach und konnte nicht schlafen. Die Konturen vom Körper ihres Ehemannes Alex ließen sich im Dämmerlicht gut erkennen. Sein im Schlaf entspanntes Gesicht mit den buschigen dunklen Augenbrauen und schmalen Lippen war ihr zugewandt. Seine Atemzüge waren gleichmäßig. Sie beobachtete die Linien in seinem Gesicht, an der Stirne, um die Augen. Lachfalten und Falten, die das Leben zeichneten. Sie betrachtete ihn, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen. Er war ihr fremd und doch vertraut. Sie fühlte – nichts.

    *****

    „Welcome to the United States of America", begrüßte Emilia und Alexander ein Schild bei der Ankunft am Flughafen O‘Hare am International Terminal 5 in Chicago. Emilia musste sich kneifen, um sicher zu sein, nicht zu träumen. Alex und sie starteten an einem warmen Sommertag in ihr neues Leben fern der österreichischen Heimat im amerikanischen Bundesstaat Illinois.

    Sie waren beide fasziniert vom American Way of Life. Zahlreiche Urlaube in den Staaten vor ihrem Umzug bekräftigten ihre Entscheidung, hier leben zu wollen. Alex war für einen weltweiten Konzern tätig und übernahm als CEO die Agenden für Nord- und Südamerika. Der Hauptsitz seines Unternehmens lag in Chicago. Emilias Job als freie Fotografin ermöglichte ihr, diese Tätigkeit auszuüben, ohne an einen bestimmten Ort gebunden zu sein.

    Emilia kannte das Haus, das sie nun bewohnen würden, nur anhand von Internetseiten und Fotos. Alex war schon einige Male zuvor ohne sie nach Chicago gereist und hatte die Immobilie mithilfe von realtors ausgewählt.

    Die Fahrt im Leihwagen von O‘Hare nach Prospect Heights, einem Ort nahe Chicago, verlief turbulent. Noch nie zuvor hatte Emilia in einem zivilisierten Land so viele Schlaglöcher, pot holes, gesehen und gespürt. Ein Ausweichen war aufgrund der regen Verkehrslage und trotz mehrfacher Fahrspuren oftmals unmöglich. Ein Wunder, dass die beiden ohne Reifen- und Autoschaden ihr Ziel erreichten.

    „Wir sind gleich bei unserem neuen Heim. This will be our happy place." Alex konnte die Freude in seiner Stimme kaum verbergen.

    Emilias Neugierde wuchs. Die ersten Eindrücke der neuen Umgebung waren positiv. Eigentlich war alles genauso, wie sie es sich gedanklich und anhand der Fotos vorgestellt hatte. Nur in der Realität wirkte alles viel größer und mondäner. Sie bogen von der optisch unspektakulären Hauptstraße mit Geschäften und Mehrfamilienwohnblöcken ab, und vor ihnen erstreckte sich unerwartet das Szenario einer Fotoserie aus Homes & Interiors. Die Privatstraßen breit angelegt, die gepflegten Rasenflächen kurz geschnitten, die Hecken wie mit dem Lineal gerade getrimmt. Keine wie in Österreich meist üblichen Gartenzäune zwischen den einzelnen Häusern, die aufgrund ihrer Größe wohl eher als mansions, also Villen, zu bezeichnen waren. Die Architektur mit ihren Terrassen beim Haupteingang, front porches, gefiel Emilia sofort. Die Farbauswahl ebenso: weiß, gelb, grau, hellblau, pink. Keine Villa glich der anderen. Und jede verfügte über mindestens drei Garagen. Man sah hier einfach andere Dimensionen als in Österreichs Wohngegenden. Wow. Sie war beeindruckt. Und ihre Begeisterung steigerte sich noch, als die beiden vor ihrem zukünftigen Domizil am Ende einer Sackgasse anhielten. So oder so ähnlich musste sich ein Kind zum ersten Mal in einem candy store fühlen. Emilias Augen strahlten.

    Alex und Emilia (kurz A&E) hatten das Haus mit five ­bedrooms und four bathrooms gemietet. Die Innenwände waren frisch in zarten Pastelltönten gestrichen und in den Schlafzimmern waren cremefarbige Teppiche verlegt. Emilia verwunderte, dass Spannteppiche en vogue waren – die gab es doch in Österreich schon seit Jahren nicht mehr. Beim Abschreiten der unzähligen Räume fiel ihr Augenmerk auf den großen, imposanten Kamin im Wohnzimmer.

    Das Leben im Haus war ausgerichtet auf Bequemlichkeit: es gab eine Wäscherutsche vom Obergeschoss in die Waschküche, d.h. man musste die Schmutzwäsche nicht händisch im Haus herumtragen. Weiters waren der offene Kamin zusätzlich mit einem Gasanzünder und der Eisschrank mit Eiswürfelspender und Kaltwasser ausgestattet, im full finished basement (Keller), gab es u.a. einen Spielraum für Kinder und Erwachsene mit Pool Billard, Tischtennistisch und Schachbrettecke; Emilia entdeckte ein eigenes Haustelefon für das Telefonieren innerhalb der einzelnen Stockwerke, einen Gemüsezerkleinerer in der Küchenspüle und zwei Backöfen in Augenhöhe. Full finished basements in upscale homes hatten nichts gemein mit einem Keller in Österreichs Einfamlienhäusern. Vielmehr handelte es sich um eine weitere Wohnetage im Haus, ausgestattet mit Küche und Barbereich, Bad, Toilette, Schlafraum und vor allem einem Entertainmentbereich, bestehend z. B. aus Spielautomaten, Dartspiel, Billardtisch, Couchecke mit TV-Gerät oder sogar einem eigenen Movie-Raum mit XL-TV-Screen, mehreren Sitzgelegenheiten und Popcornautomat. Bei interessanten American football oder baseball games diente das basement gerne als Rückzugsort für Sportbegeisterte.

    Das Haus erstreckte sich über 600 Quadratmeter Wohnfläche und mehr als 1500 Quadratmeter Garten. Nicht übel für einen Zwei-Personen-Haushalt. Der Blick von der hinteren Terrasse in den back yard war an Idylle nicht zu überbieten. Von der Terrasse führte eine Holztreppe hinunter in den Garten, der mit unterschiedlich großen Büschen und Bäumen bepflanzt war, durch dessen Dickicht ein Bächlein, der Cherry Creek, floss. Emilia vernahm das ungewöhnlich laute Zirpen von Zikaden. Im Garten tollten wilde kleine graue Hasen und hellbraune Eichkätzchen herum. Und wie der Zufall es wollte, erblickten A&E beim ersten gemeinsamen Gang durch den Garten an einem der hohen Bäume entlang des Creeks zwei wuschelige raccoons, also Waschbären. Obwohl diese Tiere eher als nachtaktiv galten, boten sie zur nachmittäglichen Begrüßung ein spielerisches Schauspiel.

    Welcome to paradise.

    Nicht weit entfernt vom Haus befand sich der Lake Arlington, ein künstlich angelegter See, den Emilia von nun an für ihre täglichen Joggingrunden nutzte. Das neue Zuhause fühlte sich an, als würde sie schon immer hier leben. Life was good.

    Bereits am nächsten Tag wurden die Umzugskartons und Möbel geliefert. Gute Planung war alles. Vorhandenes Personal half beim Aus- und Einräumen. Emilia brauchte nur Anweisungen geben. Alex umarmte seine Frau.

    „Bist du glücklich?"

    Wie konnte jemand in ihrer Situation nicht glücklich sein? Hatte sie nicht alles, wovon sie je zu träumen wagte? Einen Mann, der attraktiv, fürsorglich, anziehend und erfolgreich war. Einen Partner, der sie liebte und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Ein Traumhaus an einem traumhaften Ort.

    Happy wife, happy life.

    Alex war in seinem neuen Job voll ausgelastet und kaum zu Hause. Er verschwand morgens ins Büro, während Emilia noch schlief, kam selten vor 19 Uhr abends heim und arbeitete bis tief in die Nacht am Computer. Es war von Vorteil, dass er generell wenig Schlaf benötigte, um ausgeruht und fit zu sein.

    Jeden Morgen, bevor er das Haus verließ, kam er zu ihr ans Bett und gab ihr ein Abschiedsküsschen und verließ sie mit den Worten:

    „I love you Emmi." Er nannte sie liebevoll Emmi, als Kurzform für Emilia.

    Sie liebte dieses Ritual, und die beiden hatten noch ein weiteres: War er abends am Nachhauseweg, rief er sie vom Auto aus an und sie erzählten sich von ihren täglichen Erlebnissen, und wenn er dann endlich in die Einfahrt einbog, erwarteten Nala (ihr Hund) und sie ihn schon freudig an der Eingangstüre. Ein Kuss für die geliebte Ehefrau und eine Streicheleinheit für Nala folgten. Die Freude und der Glanz in seinen Augen, wenn er seine kleine Familie ansah, war priceless. Sie waren seine beloved family, sein Ein und Alles.

    *****

    Heute hatte Emilia die amerikanische Führerscheinprüfung bestanden und somit endlich einen Ausweis mit Foto und Adresse (in den USA stand die Wohnadresse am Führerschein). Es waren 29 Fragen schriftlich am Computer zu beantworten, was ihr, obwohl nicht native English speaking, mühelos gelang. Es folgten 20 Minuten Autofahren im Verkehr, downhill einparken und rückwärts fahren. Danach wurde vor Ort ein Foto gemacht und fünf Minuten später hielt sie den begehrten Führerschein in Händen. Das schnelle Verfahren kostete nur zehn Dollar. Der Führerschein war vier Jahre gültig, danach musste man erneut zur Prüfung antreten.

    Das Leben in und um Chicago war interessant, multikulturell und ereignisreich. Alex verstand es bestens, Emilia zu verwöhnen, sei es mit einem überraschenden Helikopterflug über Chicago oder einer privaten Bootstour am Lake Michigan, erlesener Picknickkorb inklusive. Ein weiteres besonderes Erlebnis für Alex und Emilia war der Besuch einer Kirche.

    Die Kirche Willow Creek Church erinnerte in ihrer Dimension an die große Wiener Stadthalle (Veranstaltungshalle), war aber architektonisch schöner und der Außenbereich umgeben von weitläufigen Grünflächen. In einer der Hallen fand ein Vortrag statt. Der Saal bot Platz für einige Tausend Leute. Er war ausgestattet mit bequemen Sesseln wie im Kino und nach oben verlaufenden Sitzreihen und Balkonsitzgelegenheiten wie in einem Theater. Vorne thronte eine riesige Bühne mit Orchester und an den Seiten zwei große Videomonitore. Thema des Vortrages lautete: The Great Chicago Fire from 1871 – questions for God in tragedy. Zu Beginn spielte eine zehnköpfige Live-Band mit Orchester moderne (Bibel) Songs zum Mitsingen und Mitklatschen (es herrschte Konzertstimmung), dann wurde der bekannte US-Schauspieler Jim Caviezel auf der Bühne live interviewt (das Szenario wirkte wie in einer TV-Talkshow). Emilia kannte und mochte den überaus charismatischen und attraktiven Schauspieler, und sie saß nur fünf Meter von ihm entfernt! Caviezel spielte u.a. Jesus Christus im Kinofilm „Der Leidensweg / Die Passion Christi" von Mel Gibson.

    Es wurden Filmausschnitte von Jim auf Videowänden gezeigt. Danach sprach der Priester der Kirche über das Thema. Was für ein Unterschied zu einer Messe in einer österreichischen Kirche. Pfarrer und Anwesende auf der Bühne waren alle gekleidet in Jeans. Die Atmosphäre war lässig. Keine Kanzel und Predigt, Ministranten und Gebete, sondern ein interessanter und teilweise humorvoller Vortrag, untermalt mit Videobildern von Chicago und passenden Bibelzitaten (mit Bezug zu Gott) – umgelegt thematisch in die heutige Zeit. Es war ein Kirchenevent mit Konzertfeeling und Filmstarkontakt. Für A&E ein tolles Erlebnis.

    Der Alltag in USA gestaltete sich sehr unterschiedlich von dem in Österreich. Viele Dinge waren sehr effizient und bequem. Andererseits musste man meistens zu den jeweiligen shopping malls oder Supermärkten lange Autofahrten in Kauf nehmen. Dafür wurde man mit ausreichend Gratis­parkplätzen belohnt. Typisch für USA waren klimatisierte Räumlichkeiten, egal ob im Eigenheim oder unterwegs in Restaurants, Hotels, Geschäften – einfach überall, wo es Wände gab.

    Einkaufen im Supermarkt machte Emilia zu Beginn richtig Spaß, man benötigte dafür aber jede Menge Zeit. Es gab für jede Art von Nahrungsmittel eine gigantisch große Auswahl. Schnell einmal eine Packung Chips zu besorgen, war eine Challenge. Meterlange Reihen des Knabbergebäcks in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen und Packungsgrößen luden zum Kaufen ein. Sie war überfordert und fasziniert zugleich. Manche Supermärkte waren größer als Baumärkte in Österreich und hatten überdies 24 (!) Stunden durchgehend geöffnet, wie Woodman’s Food Market im nahen Ort Buffalo Grove. An den Kassen wurden die Einkäufe vom Personal in Gratis-Tüten eingepackt und es folgte die Standardfrage: „Do you need help outside?" Diese Frage wurde auch gestellt, wenn man nur zwei Äpfel in der Tüte hatte. Beim Zahlen an der Kasse wurde sie immer mit ihrem Vornamen begrüßt und angesprochen, sobald das Personal diesen an ihrer Kreditkarte gelesen hatte. Very consumer friendly. Überdies hatten generell fast alle Geschäfte täglich, also auch sonntags, bis 22 Uhr geöffnet.

    Nach Einkaufserfahrungen in allen Supermärkten der Umgebung war Whole Foods Market Emilias bevorzugte Supermarktkette für Lebensmitteleinkäufe. Whole Foods Market bot Bio-Lebensmittel (organic food) und andere qualitativ hochwertige Produkte zu ebenso hohen Preisen an. Sich gesund zu ernähren hatte ihren Preis in USA.

    Emilia staunte über die Art des Lebensmitteleinkaufes in den Staaten. Nicht nur das gigantische Angebot an Lebensmittel, sondern auch die Auswahl an täglich frisch zubereiteten Speisen war beeindruckend. Innerhalb der riesigen Whole Foods Markets gab es mehrere Buffets zur Selbstbedienung für food to go. Zur Auswahl standen cold und hot food. Unzählige Behältnisse mit Salat- und Gemüsevariationen, chafing dishes (Behälter zum Warmhalten von Speisen) für gebratenen Tofu, gekochtes und gegrilltes Huhn, Fischvariationen, Kartoffeln gebraten, gekocht, in Form von French Fries, Süßkartoffel Pommes, Suppen, Nudelgerichte, Reisgerichte, mexican food, indian food, asian food, vegetarian und vegan food. Ein Paradies für foodies und Personen, die sich selbst nicht gerne an den Herd stellten.

    Typisch amerikanisch war auch das Einkaufen mit coupons, Gutscheinen mit Preisnachlässen. Diese gab es für alles und jenes, das es käuflich zu erwerben gab, beispielsweise Elektronik, Kosmetik, Nahrungsmittel, Ölwechsel beim Auto, Restaurantbesuche und sogar für den Besuch beim Arzt. Mit der Sonntagsausgabe der Tageszeitung Chicago Tribune erhielt man in Plastikfolie als Beilage verpackt einen gigantischen Stapel an Werbekupons. Anlässe für sales, also Preisnachlässe, gab es andauernd, beispielsweise early bird sales, d.h. Konsumenten stellten sich frühmorgens bei den shops an, um bei der Eröffnung ganz vorne mit dabei zu sein und Rabatte zu ergattern. Es gab auch den nightowl sale, wo die Konsumenten in Schlangen um Mitternacht vor den stores warteten, um einzukaufen.

    Ein weiteres amerikanisches shopping Merkmal waren buy one, get one free-Angebote. Ein Stück Ware bezahlte man, das zweite gab es gratis dazu. Galt ebenso für Waren aller Art, inklusive Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel. Emilia kaufte sich einen großartigen, superweichen Cashmere-Pullover und bekam einen weiteren gratis dazu. Ein Schnäppchen! Und das Beste war, man konnte die Ware mühelose umtauschen, auch ohne (!) Rechnung und in vielen shops bis zu drei Monate später.

    Aber nicht nur Supermärkte, auch Banken warben für Neukunden. Als Emilia ein Konto bei einer der größten US-Banken eröffnete, bekam sie einen 50-Dollar-Gutschein dazu zum Shoppen oder für Benzin an der Tankstelle. Für jeden ihrer Einkäufe mittels Kreditkarte wurde ein reward (Belohnung) gutgeschrieben. Per Email wurde man über die Rewardsumme informiert und wie man diese einlösen konnte. Emilia wählte aus einer Liste von Geschäften ein großes Warenhaus und bekam einen 100 $-Gutschein zugeschickt. How cool was that.

    Alex und Emilia waren – so ferne es sein Beruf erlaubte – sehr viel unterwegs und erkundeten Land und Leute.

    Was A&E besonderen Spaß bereitete, war der Besuch von open air music festivals. Ein besonderes jährliches Highlight fand in einem anderen Vorort Chicagos, in Highland Park, statt. Zwischen Roger Williams Avenue und Green Bay Road befand sich der sogenannte Ravinia District. Das Ravinia Festival fand jährlich zwischen Juli und September statt und war ein Freiluft-Musikfestival der Sonderklasse. Das Festivalgelände war rund 15 Hektar groß und am Programm standen Events aller Musikrichtungen, von Klassik, Rock, Pop bis zu Country Musik. Es gab eine überdachte Tribüne mit Sitzplätzen und eine große Picknickwiese mit Videoleinwänden und Lautsprecher. Zwischen den Rasenabschnitten waren asphaltierte Wege angelegt, daneben befanden sich diverse Restaurants und Food Trucks. Doch das Außergewöhnliche waren die privaten Picknicks. Alex und Emilia kamen bei ihrem ersten Besuch aus dem Staunen nicht heraus. Sie kamen zum Konzert mit zwei Klappstühlen und ein paar Snacks und fühlten sich schon bestens ausgerüstet. Die anderen Konzertbesucher rückten an mit Handwägen voll mit Klappstühlen, Liegestühlen mit Armlehnen und Fußstützen, Tischen, Sonnenschirmen, Geschirr – kein Plastik- oder Wegwerfgeschirr, sondern Porzellanteller, (Sekt)Gläser, Silber-Essbesteck, Weinflaschen, Tiefkühltruhen, Tisch-Griller, Unmengen an Speisen, angerichtet auf Servierplatten wie in einem Restaurant, ganze (!) Torten und riesige Kerzenleuchter – es war unglaublich anzusehen. Als es zu später Zeit dunkel wurde, beleuchteten die vielen mitgebrachten Kerzen die Grünfläche und gaben der chilligen Atmosphäre noch einen Boost. Es herrschte Romantik pur. Alex und Emilia hielten sich an den Händen und summten zur Musik von Dolly Parton („Nine to five), Jennifer Hudson („And I am telling you I am not going), Josh Groban („You raise me up") und vielen anderen Stars. Die Stimmung war unglaublich schön, einzigartig und unvergesslich. Im Publikum wurde getanzt und mitgesungen, gegessen, getrunken und gefeiert. Und nach Ende der Veranstaltung wurde alles von den Besucher­Innen weggeräumt, ohne eine Müllhalde zu hinterlassen, und ohne Gedränge und Gerangel bei den Ausgängen ging wieder jeder seiner Wege. AmerikanerInnen waren Meister im geduldigen Anstellen und geordneten Verlassen von Events ohne Schubsen und Drängen.

    Als Alex seiner Sekretärin am nächsten Tag erzählte, wie dürftig deren Picknick-Ausrüstung war, erhielt er wenige Tage später als Geschenk eine Picknicktasche mit Gläsern, Tellern, Besteck und Servietten. Die Grundausstattung für A&Es nächste Konzertbesuche.

    Ohne Arbeitsbewilligung (Greencard) musste Emilia ihre Tage nun anders gestalten als im Joballtag, was anfänglich sehr gewöhnungsbedürftig für sie war. Während Alex mit seinem neuen Job voll ausgelastet war, tat sie also das, was amerikanische Upper Class Ehefrauen in der Nachbarschaft alle taten: Sie praktizierte socializing (Geselligkeit). Keine der Ehefrauen übte einen Beruf aus, aber alle waren unvorstellbar busy. Nichtstun konnte ganz schön anstrengend sein, schmunzelte Emilia. Wie wahr das wirklich war, sollte sie bald erfahren.

    „Behind every successful man is a busy woman", wurde sie von ihrer zukünftigen womanhood belehrt.

    Kaum waren die beiden eingezogen, folgte eine Einladung bei den landlords, den Eigentümern ihres gemieteten Hauses. Emilia wurde mitgeteilt, dass es sich nur um eine kleine Zusammenkunft von einigen Leuten handeln würde, um Alex und sie der Nachbarschaft vorzustellen. No big deal, so dachte sie.

    „Was soll ich anziehen?"

    „Fine casual. No black tie. Steht auf der Einladung."

    „Und was bedeutet fine casual bei den Amis? Jeans? Kleid? High Heels? Sneakers?"

    „Keine Ahnung. Hauptsache du siehst so umwerfend aus wie immer. Trage etwas Figurbetontes, dass deine schlanken Beine zur Geltung bringt."

    Alex war keine große Hilfe.

    Sie entschied sich für Designer Black Denim Jeans, flache Tod’s Loafers und ein weißes no name T-Shirt. Understatement war schließlich nie verkehrt.

    Sie sollte sich irren.

    Am Weg zu den landlords hielten sie bei einem Blumengeschäft. Emilia besorgte einen Strauß mit unterschiedlichen weiß- und zartrosafarbenen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1