In Himmlers SS-Sicherheitsdienst und Mielkes Staatssicherheit
Von Torsten Haarseim
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Über dieses E-Book
„Rolf“ wurde nach West-Berlin geschickt, um den, von der CIA gesteuerten, Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen zu infiltrieren. Später, während eines inszenierten Kuraufenthaltes, sollte Wedekind einen mutmaßlichen SS-Mann des KZ Auschwitz entlarven. „Rolf“ erfüllte seine Aufträge stets „ordnungsgemäß“, aber ohne Ergebnisse für das MfS. Konnten sie einem SD-Offizier vertrauen? War er in West-Berlin von der CIA angeworben worden?
Diese spannende, mit zahlreichen Originaldokumenten aus der Zeit von 1939 bis 1977 untermauerte, Dokumentation entlarvt zugleich die Verbrechen des Nationalsozialismus, als auch die ungenierte Zusammenarbeit des MfS mit solchen Tätern.
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Buchvorschau
In Himmlers SS-Sicherheitsdienst und Mielkes Staatssicherheit - Torsten Haarseim
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
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Impressum
Torsten Haarseim, »In Himmlers SS-Sicherheitsdienst und Mielkes Staatssicherheit«
www.edition-winterwork.de
© 2015 edition winterwork
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlag: Torsten Haarseim
Druck/E-BOOK: winterwork Borsdorf
ISBN Print 978-3-86468-911-6
ISBN E-BOOK 978-3-86468-912-3
In Himmlers SS-Sicherheitsdienst und Mielkes Staatssicherheit
Torsten Haarseim
edition winterwork
Vorwort
Die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts ist auch eine Geschichte von Kriegen, von Leid und dem Elend vieler Menschen, aber auch von Treue und von Verrat, von Macht und Karrieren, von Aufstieg und Fall.
Am Beispiel eines Mannes werden Facetten dieser Geschichte erzählt. Dieser Mann war Erwin Rogalsky. Später trug er den Namen Erwin Wedekind. Er lebte von 1909 bis 1983 und steht beispielhaft für viele Menschen dieser Generation. Anhand zahlreicher Dokumente werden die Stationen seines bewegten Lebens dargestellt und beschrieben. Wedekind hat individuelle Schuld auf sich geladen, er hat sogar gemordet. Es ist jedoch nicht Ziel der vorliegenden Dokumentation darüber zu richten. Ziel ist es vielmehr am Beispiel des Erwin Wedekind-Rogalsky Geschichte zu erfahren, Geschichte zu begreifen und aus der Geschichte zu lernen.
Gardelegen, 17. Dezember 2014
Torsten Haarseim
Kapitel 1 Die Verhaftung des SS-Generals bei Gardelegen
Im Frühjahr 1945 stand das Dritte Reich kurz vor seinem Zusammenbruch. Der Zweite Weltkrieg näherte sich dem Ende.
Die Stadt Gardelegen in der Altmark liegt zirka sechzig Kilometer nördlich Magdeburgs und damit in der Mitte des damaligen Deutschen Reiches. Bis auf einen Bombenangriff am 15. März 1945 gab es kaum größere Zerstörungen in der Region rund um Gardelegen. Im Zusammenhang mit dem Vorrücken der Alliierten wurden Häftlinge aus den Konzentrationslagern auf sogenannte Todesmärsche geschickt. Die Arbeitskräfte sollten dem Reich erhalten bleiben. Mitte April 1945 endeten mehrere Todesmärsche in der Region. Über 3.000 KZ-Häftlinge waren mit Güterzügen in Mieste und Letzlingen angekommen. Sie stammten aus den Außenlagern des Konzentrationslagers Dora-Mittelbau bei Nordhausen und aus dem Konzentrationslager Hannover-Stöcken. Von Mieste und Letzlingen mussten die Häftlinge dann zu Fuß nach Gardelegen marschieren. Wenige Stunden bevor amerikanische Soldaten die Stadt erreichten, wurden viele von ihnen am 13. April 1945 in der Feldscheune Isenschnibbe bestialisch ermordet.[1] Am 14. April erreichte das 2. Bataillon des 405. Infanterie-Regiments der 102. US-Infanterie-Division die Stadt Gardelegen.[2]
Den Vormarsch der regulären US-Truppen begleitend, rückten auch Spionageabwehr-Teams des CIC, des Counter Intelligence Corps,[3] vor. Das Counter Intelligence Corps arbeitete während des Krieges in sogenannten Detachements[4]. Das waren Teams mit jeweils fünf Offizieren und bis zu achtzehn Soldaten. Sie waren den einzelnen US-Divisionen oder Armeekorps unterstellt und hatten die Aufgaben die militärischen Verbände mit wichtigen Informationen zu versorgen und den schnell vorstoßenden Kampftruppen den Rücken freizuhalten. Dazu kontrollierten sie die Nachschubwege und versuchten deutsche Kampfverbände, welche sich noch versteckt hielten, aufzuspüren und zu melden.[5]
Die Aufklärung von Kriegsverbrechen und die Suche nach den Tätern gehörten ebenfalls zu den Aufgaben der CIC-Ermittler. So wurde zum Beispiel Gerhard Thiele, der mit der Leitung beauftragte NSDAP-Kreisleiter von Gardelegen, gesucht. Er war für das Massaker in der Gardeleger Feldscheune Isenschnibbe verantwortlich.[6]
Im Kreis Gardelegen war das 35. CIC-Detachement im Einsatz. Während die CIC-Agenten nach deutschen Wehrmachtsgruppen und Reichsbeamten suchten, die sich im Kreis Gardelegen versteckt hielten und Überfälle auf Konvois und rückwärtige Militärinstallationen verübten, gelang ihnen die Festnahme zweier hochrangiger Generäle.[7] Am 24. April 1945 wurden bei Wannefeld, zwölf Kilometer südlich Gardelegens, der Generalleutnant Martin Unrein, vormals Kommandeur der Panzer-Division „Clausewitz"[8] und in Hottendorf, zehn Kilometer östlich der Stadt, der SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Heinz Jost verhaftet.[9]
Bild 1.jpegBild 1: SS-Brigadeführer und Generalmajor
der Polizei Heinz Jost, 1941/1942, Foto: Dürr
Quelle: BArch, Bild 10IIII Duerr 055-12
Der SS-General Heinz Jost, der ehemalige Leiter des SD-Amtes Ausland,[10] hatte seit Januar 1945 in Hottendorf gelebt. Himmler hatte den SD bereits 1931 als „Sicherheitsdienst des Reichsführers SS" geschaffen.[11] Im Frühjahr 1933 erhielt der SD ein eigenes Zentralamt und eine eigene Organisation im gesamten Reichsgebiet.[12]
Scan Dok 1.jpegDokument 1: Einschreiben an Heinz Jost mit
Wohnanschrift Luthäne/Altmark vom 11.01.1945
Quelle: BArch, 2009/D-3874, BDC, SSO,
SS-Führerpersonalakte Heinz Jost, Blatt 58
Als Leiter des SD-Amtes Ausland war der SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Jost einer der ranghöchsten Repräsentanten im SS-Sicherheitsdienst, dem NS-Unterdrückungs- und Vernichtungsapparat, der für die Ermordung von Millionen Menschen in den besetzten Gebieten verantwortlich war. Heinz Jost wohnte in seinem Haus Luthäne abgelegen im Wald. Das Haus befand sich zwei Kilometer nördlich Hottendorfs.
Bereits seit 1927 Mitglied der NSDAP, wurde Jost im März 1933 Polizeipräsident in Worms und im September 1933 Polizeidirektor in Gießen. Seit Juli 1934 war Heinz Jost hauptamtlich im Sicherheitsdienst tätig und von 1939 bis 1941 Amtschef des SD-Amtes Ausland im Reichssicherheitshauptamt.[13] Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) war, kurz nach dem Überfall auf Polen, am 27. September 1939 als Zusammenschluss des Hauptamtes Sicherheitspolizei, dem die Kriminalpolizei und auch die Gestapo unterstellt waren und des Hauptamtes Sicherheitsdienst gegründet worden.[14] Reinhard Heydrich wurde von Himmler zum Leiter des RSHA und Chef der Sicherheitspolizei und des SD ernannt.[15]
Im August 1939 hatte SS-Brigadeführer Heinz Jost von Reinhard Heydrich den Auftrag erhalten, polnische Uniformen für den Überfall auf den Sender Gleiwitz und weitere Grenzobjekte zu beschaffen und in die SD-Schule Bernau zu bringen. Dort wurden die ausgewählten Männer für den Überfall ausgerüstet und vorbereitet.[16] Im März 1942 wurde Jost Leiter der Einsatzgruppe A und Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Ostland in Riga.[17]
Scan Dok 2.bmpDokument 2: Dankesbrief von Heinz Jost an Heinrich Himmler
vom 23.07.1942 Quelle: BArch, 2009/D-3874, BDC, SSO,
SS-Führerpersonalakte Heinz Jost, Blatt 35
Scan Dok 3.tif