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Das Sechste Reich: Teil 1: Die Zehn Reiche, #6
Das Sechste Reich: Teil 1: Die Zehn Reiche, #6
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eBook731 Seiten8 Stunden

Das Sechste Reich: Teil 1: Die Zehn Reiche, #6

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Über dieses E-Book

Während Vuzgal im Bann eines Kampfwettbewerbs steht, untermauert der Stadtstaat seine Unabhängigkeit und Stärke.

Alva bereitet sich darauf vor, die verlorene Wasserebene zurückzuerobern.

Die Abenteurergilde schärft die Klingen, trainiert und kultiviert. Sie wappnet sich für einen Krieg – denn die Vereinigung der Mutwilligen soll ernten, was sie gesät hat.

Eriks und Rugrats Reisen führen sie ins Sechste Reich, in dem die Sonne auf Städte herabscheint, unter denen sich Verliese verbergen.
Nicht alles Wissen von der Erde wird dafür eingesetzt, zu helfen oder zu heilen.

Das Bestiengebirge wird unter dem Imperium vereint.

Begleite Erik und Rugrat auf ihrer epischen Fantasy-Reise – auch eine kleine Gruppe von Abenteurern kann eine Stadt gründen und ein Imperium errichten. Du stehst auf packende Videospielaction, Charakterübersichten, Plündern, Handwerk und dazu passende, realistische Technik mit magischen Fähigkeiten? Tja, warum liest du dann noch nicht?

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum16. Apr. 2024
ISBN9781990785627
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    Buchvorschau

    Das Sechste Reich - Michael Chatfield

    Das Sechste Reich

    Teil 1

    MICHAEL CHATFIELD

    Copyright © 2020 by Michael Chatfield

    Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch oder Teile davon dürfen ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Autors weder vervielfältigt noch in irgendeiner Weise verwendet werden. Davon ausgenommen sind kurze Auszüge in Buchbesprechungen.

    Titelbild von Jan Becerikli Garrido

    Umschlaggestaltung von Caitlin Greer

    Innengestaltung von Caitlin Greer

    ISBN Hardcover: 978-1-989377-80-2

    ISBN Paperback: 978-1-989377-82-6

    Inhaltsverzeichnis

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    Zurück zu alten Werten

    Emmanuel Fayad stand vor Adityas Büro. Im Außenposten Königshügel wurde überall gebaut. Mauern und Gebäude wuchsen fast täglich aus dem Boden. Wenn man auf Magier zurückgreifen konnte, gestaltete sich die Arbeit recht einfach.

    Aditya hatte die Fürstinnen und Fürsten der Außenposten um das Bestiengebirge herum auf seine Seite geholt, ihnen ihren Fähigkeiten entsprechende Posten zugewiesen und ihre Außenposten der Kontrolle von Königshügel unterstellt.

    Emmanuel begutachtete den Saum seines Gewands. Als sich die raue Holztür ächzend öffnete, schaute er auf.

    Heraus kam Pan Kun, Hauptmann von Adityas Wächtern und Anführer der neu gegründeten Armee des Bestiengebirges.

    »Entschuldige, dass du warten musstest, Außenpostenleiter Fayad. Wir haben nicht mit dir gerechnet. Fürst Aditya empfängt dich jetzt.«

    Pan Kun trat zur Seite und hielt die Tür für Fayad auf.

    »Danke.« Fayad betrat den Raum.

    Aditya erhob sich vom Schreibtisch mit dem Selbstvertrauen eines Mannes, der das eigene Schicksal und das anderer in der Hand hielt.

    »Fürst Aditya, danke, dass du mich empfängst.« Fayad faltete die Hände und setzte dazu an, sich zu verneigen.

    »Fürst Fayad, das ist nicht nötig. Du wolltest mit mir reden, und dafür stehe ich gern zur Verfügung.« Lächelnd hielt Aditya ihn von der Verbeugung ab.

    »Bitte sag, was du auf dem Herzen hast.« Aditya bedeutete ihm, den großen Fenstern mit Blick auf den Außenposten Königshügel Platz zu nehmen.

    »Der Ort wächst schnell.« Fayad blickte nach draußen.

    »Etwas aufzubauen, geht immer wesentlich langsamer, als etwas zu zerstören. Wir erschaffen lediglich eine hoffnungsvolle Grundlage«, erwiderte Aditya.

    Emmanuel saß auf der Couch gegenüber und beobachtete jede Bewegung Fayads. »Und wie sehen deine Pläne für die Zukunft des Außenpostens aus?«

    Aditya schmunzelte. »Ich bin nicht der Leiter von Königshügel. Darüber wird heute abgestimmt. Woher soll ich also wissen, was die Zukunft bringen wird?«

    Emmanuel musterte den Mann vor ihm. Oberflächlich mochte Aditya wie ein schlichter Mann wirken, aber er war ein wahrer Außenpostenleiter. Wer wusste schon, wie weit sein Einfluss reichte?

    »Zu den richtigen Bedingungen gelobt dir Schattengrat die Gefolgstreue.«

    »Und was würdest du im Gegenzug wollen?« Adityas Worte klangen scharf. Sein Blick blieb stet.

    »Gleichheit.«

    »Ach ja?« Aditya rieb sich das Kinn.

    »Du magst im Augenblick der vorläufige Ratsvorsitzende der Außenpostenleiter und die Galionsfigur von Königshügel sein, trotzdem wirst du bei der Versammlung heute so viele Stimmen wie möglich brauchen, um als wahrer Anführer des Bestiengebirges bestätigt zu werden. Bestimmt kannst du deine Pläne auch ohne diesen Posten umsetzen, aber ich könnte mir denken, dass es viel schwieriger wäre. Ich würde ein Bündnis eingehen, wenn ich dächte, dass du nur die Leitung im Bestiengebirge willst. Aber ich gelobe dir meine Gefolgstreue, weil ich weiß, dass dir das Bestiengebirge am Ende vollständig gehören wird, ganz gleich, was passiert.«

    Aditya zog die Augenbrauen hoch.

    Emmanuel fasste das Schweigen als Erlaubnis auf, fortzufahren. »Du unterhältst Bündnisse mit allen wichtigen Außenpostenleitern und hat ihnen Positionen zugedacht, die ihnen gefallen. Sie werden zu Säulen der künftigen Nation des Bestiengebirges. Selbst wenn du als Fürst von Königshügel ersetzt wirst, kontrollierst du eine mächtige Fraktion, die auf dich hört und dir gehorcht. Möglicherweise sogar eine Armee, die genauso denkt.«

    »Und was für eine Gleichheit schwebt dir vor?«, fragte Aditya ruhig.

    Emmanuel lächelte. Aditya hatte seine Pläne weder geleugnet noch bestätigt. Er räusperte sich und sah Aditya unverwandt an. »Vor uns liegt ein klarer Weg – das Tiergebirge. Einen oder Kontrollieren der Außenpostenleiter. Wer die Kontrolle über die Außenposten hat, der hat die Kontrolle über das Gebirge. Eine neue Nation wäre ein Problem für andere Nationen. Aber ein Handelskonglomerat, das sich über ein weitläufiges Gebiet erstreckt – damit können sie leben. Du hast viele Fürsten, darunter geschickte Kämpfer und gute Verwalter. Aber du hast nur wenige mit mächtigen Handelsbeziehungen. Ich möchte dir meine Dienste dabei anbieten, den Handel zwischen den Außenposten und den umliegenden Königreichen zu erleichtern.«

    »Für welche Gegenleistung?«

    »Schattengrat ist ein Händlerclan und übernimmt Posten aufgrund von Verdiensten. Wir wollen niemanden sagen hören, wir hätten sie durch Bestechung erlangt.« Emmanuel betonte die Worte mit einer Geste der Hand.

    »Manche werden es trotzdem sagen.«

    »Das ist deren Sache, solange die Leute, auf die es ankommt, die Wahrheit kennen. Ich unterstelle Schattengrat der Verwaltung von Königshügel zu denselben Bedingungen wie die anderen Fürsten, die sich dir angeschlossen haben.«

    »Mir angeschlossen? Sie haben die Eigenständigkeit ihrer Außenposten zu unser aller Vorteil aufgegeben.« Ein verschmitztes Lächeln breitete sich in Adityas Gesicht aus, verschwand jedoch schnell wieder. »Und was hat dich dazu bewogen?«

    Aditya wirkte weder schockiert noch überrascht, nur interessiert.

    »Da könnte ich viel nennen – deinen Reichtum, deine Werkzeuge, dein Militär. Deine schillernde Persönlichkeit.«

    Aditya schnaubte.

    »Du hast das Bestiengebirge in der Hand. Du bist direkt. Deine Pläne mögen im Verborgenen wirken, aber du gehörst nicht zu den Menschen, die einem mit der einen Hand Frieden anbieten und in der anderen einen Dolch halten. Du bist klug und besitzt als Rückhalt die nötige Stärke. Braucht man in den Zehn Reichen mehr als das?«

    Adityas Züge blieben unergründlich.

    Schließlich holte er einen Vertrag auf Mana-durchwirktem Papier hervor und legte ihn zwischen sie auf den Tisch. Angesichts der Kosten für solches Papier würde vielen Menschen im Ersten Reich der Atem stocken.

    »Eine Gewähr, dass ich nicht mit anderen spreche?«, sagte Emmanuel, als Aditya ihm einen Stift reichte.

    »Man kann nicht vorsichtig genug sein.«

    Emmanuel nickte, unterschrieb den Vertrag, und die Zehn Reiche banden ihn daran.

    »Pan Kun hat mir berichtet, dass die Männer deines Militärs zu den engagiertesten und am besten ausgerüsteten gehören. Sie werden mit meinen Rekruten trainieren müssen. Deine Händler behandeln wir wie unsere eigenen – 50 Prozent weniger Steuern, Schutz auf unserem Land. Ich werde deine Hilfe bei der Verwaltung des Handels brauchen. Du bist der vielleicht beste Geschäftsführer, den die Familie Fayad seit drei Generationen hervorgebracht hat. Die heimlich von dir kontrollierten Außenposten müssen sich auch anschließen. Alles andere hängt von jemandes Fähigkeiten ab.«

    Fayad lächelte.

    »Erwähnen, mein lieber Fürst Fayad, möchte ich noch, dass dich selbst ein Aufstieg durch die Reiche nicht vor meinem Zugriff bewahrt, falls ich erfahre, dass du mich oder das Bestiengebirge verraten willst.«

    »Ich verstehe.« Fayad breitete die Hände aus. Er hatte alle Geheimnisse offengelegt.

    Es klopfte an der Tür. Als sie sich öffnete, stand eine von Adityas Wächterinnen davor.

    »Fürst Aditya, die Versammlung zur Wahl des Leiters von Königshügel beginnt bald.«

    »Ah, Allnacht. In Ordnung, ich denke, wir sollten uns auf den Weg machen.« Aditya erhob sich und streckte Fayad die Hand entgegen. »Wir setzen den Vertrag heute Abend auf und schließen ihn ab.«

    »Verstanden.« Emmanuel schüttelte Aditya die Hand. Die Wächter schlossen die Tür, als Emmanuel das Arbeitszimmer verließ und zum weitläufigen Empfangsbereich ging, wo seine eigenen Wächter warteten.

    Sie begleiteten ihn auf dem Weg durch das Hauptgebäude. Die Fürsten, Fürstinnen und Abgesandten der Außenposten traten beiseite, als sie den Haupteingang durchquerten und mit dem Rest der Eintreffenden den Saal betraten.

    Die Tische bildeten die Form eines gestreckten D. Jene des geraden Strichs standen höher als jene des Bogens. Hinter dem hohen Tisch standen drei leere Stühle.

    Eine leise Erinnerung daran, dass es Adityas Ehrgeiz nicht stillen wird, nur ein Fürst im Bestiengebirge zu sein – er will über alles herrschen.

    Der große Saal füllte sich rasch, und die Leute nahmen ihre Plätze an der D-förmigen Tafel ein. Emmanuel begrüßte einige, die er kannte.

    Dann schlossen sich die Türen. Der alte Quan, der am Kopfende des Tischs saß, klopfte mit den Knöcheln auf das dichte Holz. Stille und Aufmerksamkeit kehrten ein, als er aufstand. »Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass es an der Zeit ist, uns zu überlegen, wer Königshügel und die darunter vereinten Außenposten leiten soll«, sagte der alte Quan. »Kommen wir zunächst zu den Nominierungen. Ihr könnt nur jemand anderen vorschlagen, nicht euch selbst. Ebenso wenig dürft ihr für euch selbst stimmen. In diesem Sinne schlage ich Fürst Aditya von Vermire vor.«

    In der Stille nach seinen Worten sahen sich die Anwesenden um. Der alte Quan nahm wieder Platz.

    »Ich schlage Fürst Gerroud vor«, kam von jemand anderem.

    Es folgten zwei weitere Nominierungen. Emmanuel schaute zu Aditya, der ruhig auf seinem Platz in der Mitte des Tischs saß und sich mit einem verhaltenen Lächeln umsah.

    Kennt er das Ergebnis schon?

    »Sind das alle Nominierungen?« Der alte Quan ließ den Blick um den Tisch wandern. Niemand sonst wollte jemanden benennen.

    »In Ordnung. Dann stimmen wir ab. Hebt die Hand für die Person, die ihr als Herrscher des Außenpostens Königshügel haben wollt. Für Fürst Aditya.«

    Der alte Quan hob die Hand. Während er den Blick in die Runde warf, folgten andere feierlich seinem Beispiel.

    Fayad sah sich um. Zu den erhobenen Händen gesellten sich rasch einige weitere.

    »Gut! Über 50 Prozent Zustimmung. Fürst Aditya, damit bist für drei Jahre der Leiter des Außenpostens Königshügel.«

    Aditya stand auf und verneigte sich vor den Anwesenden. »Ich danke euch für das Vertrauen in mich.«

    Emmanuel betrachtete die mürrischen Mienen am Tisch. Anscheinend hatte er seine Karten richtig ausgespielt. Fürst Aditya hatte nichts dem Zufall überlassen. Damit war die Entscheidung für die anderen Außenpostenleiter klar. Sie würden sich ihnen entweder anschließen oder zu potenziellen Bedrohungen für jene werden, die das Bestiengebirge einnehmen wollten.

    Ihm fiel nicht auf, dass Aditya keine Anstalten machte, sich auf einen der drei Stühle hinter ihm zu setzen.

    »Tja, das ist reibungslos vonstattengegangen.« Allnacht schob die Scheide von der Uniform weg, um sich nicht darauf zu setzen.

    »Leiter des Außenpostens Königshügel«, sagte Aditya, während er mit hinter dem Rücken verschränkten Händen eine Wandkarte des Bestiengebirges betrachtete.

    »Herrscher des Bestiengebirges«, sagte Pan Kun.

    Aditya schmunzelte und drehte sich zu seinen beiden Mitstreitern um. »Pan Kun, erzähl Fräulein Allnacht, was du mir gerade erzählt hast.«

    »Wir hatten einen Glücksfall. Das Königreich Gelabo hatte die letzten Jahre schlechte Ernten und wenig Geld. Die Bauern werden herkommen, um auf den Höfen zu arbeiten, solange sie sicher sind, und wir sollten weitere 2.000 Söldner bekommen. Anscheinend bezahlt Gelabo seine Rechnungen nicht.«

    »Militär in Friedenszeiten verursacht Ausgaben, die viele Königreiche scheuen.« Aditya schüttelte den Kopf. »Stellt sicher, dass in ihren Reihen keine Spione sind. Oder dass jemand vorhat, uns als Sprungbrett zu benutzen.«

    »Mittlerweile bist du schon genauso paranoid wie ich. Also habe ich dich gut unterrichtet.« Allnacht zwinkerte.

    Pan Kun schnaubte, und Aditya verdrehte die Augen.

    »Ich bin gerade zum Anführer gewählt worden, und meine Wächterin schaut auf mich herab. Ich denke, wir sollten noch mal abstimmen lassen!«

    »Was hat Emmanuel Fayad gewollt?«

    »Handelsrechte. Vielleicht einen Posten im Handelsbereich der Region. Ich habe ihm gesagt, wir legen ihm heute Abend einen Vertrag vor«, antwortete Aditya. »Im Hinblick auf Handel werden wir die Branchen der Außenposten unter unserer direkten Kontrolle verzweigen. Wenn wir selbst Waren herstellen und verkaufen können, statt nur als Umschlagplatz aufzutreten, steigern wir unsere Gewinne. So erlangen wir Hand in Hand mehr Handwerker und Geld.«

    »Also bist du mit Fürst Fayad einverstanden?« Allnacht schlang den Ellbogen um die Lehne ihres Stuhls.

    »Ich halte ihn für einen klugen Mann. Und ich habe ja dich, um sicherzustellen, dass er nicht klüger wird als ich.« Aditya zog eine Augenbraue hoch.

    »Keine Sorge, das gehört alles mit dazu. Vielleicht kann ich ein paar Handwerkslehrer dazu bewegen, Königshügel zu besuchen und den Leuten etwas beizubringen.«

    »Gut. Wir brauchen ein Marktzentrum für die umliegenden Gebiete. Wenn wir Handwerker haben, wird die Zahl der Händler und Käufer steigen. Händler haben in Königreichen und Imperien viel zu sagen.«

    »Hier ist eine Geländeübersicht.« Allnacht holte eine Karte aus dem Speicherring hervor und warf sie Aditya zu. »Damit wird sich deine Armee nie verirren. Ich habe Orte gekennzeichnet, an denen Ressourcen abgebaut oder angebaut werden können.«

    »Mittlerweile sollte mich wohl nichts mehr wundern.«

    »Ach, es ist schön, euch so aufgeregt zu erleben.« Lächelnd las Allnacht weiter ihre Berichte.

    »Irgendetwas über die Königreiche und andere Orte entlang unserer Grenze?«, fragte Aditya.

    »Sie warten ab, was passiert. Wie du gesagt hast, braucht das Bestiengebirge eine Menge Geld und Leute. Im Augenblick ähnelst du losem Sand. Wenn es dir gelingt, Händler anzulocken und die Außenpostenleiter zu einen, werden sie es sich zweimal überlegen, ob sie angreifen.«

    Aditya biss sich auf die Innenseite der Wange. »Ich habe einen ... Vorschlag.«

    »Welchen?«

    »Die Gründung einer Sekte.« Bevor Allnacht das Wort an sich reißen konnte, fuhr Aditya fort. »Die Außenpostenleiter werden zusammenarbeiten, aber die Menschen im Bestiengebirge kennen uns nicht. Die meisten der Leute, die umziehen mussten, haben in den von uns bekämpften Außenposten gelebt. Mit einer Sekte können wir ihnen Handwerke beibringen – und das Kämpfen. Wir bieten ihnen Sicherheit und Chancen, sie schenken uns ihre Loyalität.«

    Allnacht schwieg, während sie über die Idee nachdachte.

    »Darin sehe ich kein Problem. Hast du noch andere Pläne, die du umsetzen willst?«

    »Selbstversorgung – Ackerbau in einigen der sichereren Außenposten mit bestellbarem Land, damit wir uns nicht mit den schwankenden Lebensmittelpreisen herumschlagen müssen. Wenn wir genug Ernten haben, können wir sie an die verschiedenen Städte und Königreiche verkaufen. Die sind immer auf der Suche nach mehr. Außerdem müssen wir die Händler zurückholen. All die Kämpfe haben sie verscheucht. Händler sind das Lebensblut des Bestiengebirges. Wir brauchen sie für den Warenverkehr.«

    »Bei beidem kann ich helfen. Ich kenne einige Bauern, die in der Lage sein sollten, die Grundlagen zu vermitteln. Ich nehme Verbindung mit der Händlergilde auf, um den Handel anzukurbeln, aber du solltest Waren oder Münzen haben, um sie anzulocken.«

    »Keine Sorge. Ich arbeite bereits daran, die Straßen fertigzustellen und Lager in der Nähe von Standorten mit Ressourcen zu errichten. Es wird nicht lange dauern, bis sich eine neue Nation im Bestiengebirge erhebt«, sagte Aditya.

    Allnacht musterte ihn und Pan Kun. »Ich und meine Vorgesetzten sind zufrieden damit, was ihr bereits vollbracht habt.«

    Sie holte ein Buch sowie vier Fläschchen hervor und platzierte sie auf dem Tisch. »Dies ist ein Handbuch über Körperkultivierung. Nehmt die Tränke mit zum Heilhaus, dann hilft man euch dort dabei, eure Körper zu stählen. Ich habe das Gefühl, ihr werdet in den kommenden Tagen Ausdauer brauchen.«

    Pan Kun und Aditya standen auf, falteten die Hände und verneigten sich tief. »Danke, Fräulein Allnacht.«

    »Das Buch ist nur für euch beide. Mit der Zeit werdet ihr Zugang zu noch viel mehr erlangen.«

    Erik kratzte sich am wachsenden Gestrüpp im Gesicht, während er auf Gilly ritt. Rugrat, der seine Gesichtsbehaarung ebenfalls wuchern ließ, saß auf Georges Rücken. Sondereinsatzmannschaft 1, um die beiden herum verteilt, beschützte sie unterwegs. Sie befanden sich in den Wäldern westlich von Vuzgal auf dem Pfad, den sie von Aberdeen aus eingeschlagen hatten.

    Erik betrachtete seine Charakterübersicht.

    ==========

    Name: Erik West

    ==========

    Stufe: 59

    Rasse: Mensch

    ==========

    Titel:

    Aus dem Grab II

    Mana-Gesegneter

    Verliesmeister III

    Umkehralchemist

    Giftkörper

    Feuerkörper

    Stadtherr

    Erdseele

    Mana-Wiedergeburt

    ==========

    Stärke: (Basis 54) +41

    950

    ==========

    Geschicklichkeit: (Basis 47) +72

    654

    ==========

    Ausdauer: (Basis 57) +25

    1.230

    ==========

    Mana: (Basis 27) +79

    1.166

    ==========

    Mana-Regeneration: (Basis 30) +61

    73,80/Sek.

    ==========

    Ausdauer-Regeneration: (Basis 72) +59

    27,20/Sek.

    ==========

    Er hatte fast fünf Punkte verloren. Die Missionen und die Körperkultivierung brachten mehr Steigerungen der Werte ein als ein Aufstieg um zehn oder gar hundert Stufen. Beim Erreichen von Stufe 59 hatte er alle fünf Punkte in Ausdauerregeneration investiert. Falls er je eine schwere Verletzung erlitte, würde er Ausdauer brauchen, um zu überleben. Trotzdem war der Sprung so klein.

    Aus schierer Langeweile überprüfte Erik seine neueste Mission.

    ==========

    Mission: Stadtherr 2

    ==========

    Du hast die Missionsreihe Stadtherr freigeschaltet. Vergrößere dein Gebiet und deine Bevölkerung und beschütze, was du hast.

    ==========

    Anforderungen:

    Drei Monate lang durchgehend eine ständige Bevölkerung von mindestens 100.000 Menschen.

    ==========

    Belohnungen:

    +10.000.000 EP

    Aufrüstungen für Verteidigungsformation. Angreiferwerte verringern sich um 1 %.

    Möglichkeit, (2) Dorf-Ecksteine zu erschaffen.

    ==========

    »100.000 Menschen für drei Monate. Sieht nach ’ner Mission aus, die sich langsam entwickeln wird. Hat die Verteidigungsstärkungen für Vuzgal prima erhöht. Wie beim Verlies müssen wir in der Stadt sein, um die Aufrüstungen zu bekommen.«

    Erik beugte sich vor und kraulte Gilly am Hals. Sie legte den Kopf schief, damit er sie besser erreichen konnte.

    »Beeinträchtigt uns nicht wirklich. Sag, steigert sich deine Heilfertigkeit noch?«

    »Ja, langsam. Weißt du, ich müsste einfach mehr daran arbeiten. Zum Glück fehlen mir die Patienten. Ich hatte fast immer mit Kampfwunden zu tun. Aber zum Heilen gehört viel, das über Verletzungen durch Stiche, Schüsse oder magische Treffer hinausgeht.« Erik verstummte.

    »Was ist?«, fragte Rugrat.

    »Fertigkeitsstufen – sie verlaufen nicht einfach linear. Bei Spielen steigert man sie umso höher, je mehr man etwas tut. Manchmal muss man auch was Mächtiges erschaffen, um mehr Erfahrung zu sammeln. Das gilt für Anfänger, für Lehrlinge und teilweise für Gesellen – aber nicht für Experten. Es geht nicht nur darum, etwas ständig zu wiederholen, immer wieder dasselbe zu erschaffen. Die Zehn Reiche scheinen testen zu wollen, wie viel man weiß.«

    »Je mehr man zeigt, was man kann, und je besser man in verschiedenen Aspekten der gleichen Fertigkeit ist, desto höher wird die Stufe.«

    »Sieh mal einer an, du scheinst ja doch ein Hirn zu besitzen.« Erik grinste.

    Rugrat zeigte ihm den Stinkefinger, bevor er mit den Schultern zuckte. »Du hast nicht unrecht. Die verdammten Fertigkeitsstufen zu durchschauen, ist echt nicht einfach.«

    Niemm, Anführer von Sondereinsatzmannschaft 1, ritt auf seinem Panther zu ihnen herüber. Erik und Rugrat strafften die Schultern, als George und Gilly die Augen vollständig öffneten und einen schwachen Druck abstrahlten.

    »Ich glaube, wir haben es gefunden«, verkündete Niemm.

    »War ’ne gute Idee, dir den Titel Verliesjäger zu verleihen«, meinte Rugrat.

    »Könnte sein«, räumte Niemm ein.

    Rugrat hatte ihm den Titel Verliesjäger übertragen. Erik hatte dasselbe bei Gong Jin gemacht, dem Stellvertreter von Sondereinsatzmannschaft 2. Mittlerweile hatten beide Anführer und Befehlshaber den Titel. Da die künftigen Personenschützer kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung standen, würde es nicht mehr lange dauern, bis frisches Blut die Sondereinsatzmannschaften aufstocken würde. Dann würden Storbon und Gong Jin wie Niemm und Roska zu Sondereinsatzmannschaftsführern befördert.

    Erik und Rugrat hatten sich eine Weile abgekapselt, um an ihren Handwerksfertigkeiten und Kampftechniken zu arbeiten. Danach hatten sie beschlossen, sich um das während der Flucht aus Aberdeen entdeckte Verlies zu kümmern.

    »Tja, geh voraus. Mal sehen, womit wir’s zu tun haben«, sagte Erik.

    Niemm schnalzte mit der Zunge und übernahm mit seinem Reittier die Führung.

    »Schön, mal wieder was zu tun. Ich hab so viele Bücher über Formationen und Schmieden gelesen, mir kommt vor, mein Schädel könnte jeden Moment platzen«, sagte Rugrat zu Erik. Seine Augen leuchteten beinah in der Düsternis, während er mit dem Gewehr in der Hand die Umgebung betrachtete.

    »Ja, kann ich nachvollziehen. Ich stecke dabei fest, meine Alchemie zu verbessern. Hab’s mit Mühe und Not auf Stufe 73 geschafft.« Seufzend warf Erik einen Blick auf seine Fertigkeit.

    ==========

    Fähigkeit: Alchemie

    ==========

    Stufe: 73 (Geselle)

    ==========

    In der Lage, eine Wirkung einer Zutat zu erkennen.

    Zutaten sind 5 % stärker.

    ==========

    »Noch zwei, und du bist Experte«, merkte Rugrat an.

    »Ja, den Flammenpuppenspieler zu lernen, hat meine Kontrolle und Geschwindigkeit erhöht. Ich hab unter den Informationen aus Vuzgal auch Pillen auf Expertenstufe gefunden – Meisterliche Heilung und Aufstieg. Die erste Pille hilft dabei, Ausdauer und Gesundheit über einen längeren Zeitraum zu regenerieren. Sie kann jemanden von der Schwelle zum Tod zurückholen, ohne dass man sich darum kümmern muss. Die Pille Aufstieg ist ein Hilfsmittel, das bei der Mana-Kultivierung förderlich sein kann.«

    »Was ist mit dem Altersverjüngungsgetränk für den Ältesten Lu Ru?«

    »Ist mir noch nicht gelungen, ihn anzufertigen. Meine Kontrolle ist mit dem Flammenpuppenspieler zwar besser, aber jahrhundertealte Lidel-Blätter zu zerlegen, ist schwierig. Vorerst will ich nur mein Handwerk verbessern. Vielleicht ereilt mich später eine Eingebung.« Erik zuckte mit den Schultern.

    »Scheiße, ich bin einfach froh, dass wir ’n Verlies abchecken, statt Papierkram zu wälzen!«

    »Da haben wir es.« Niemm hielt inne und zeigte auf eine dunkle Stelle zwischen den Bäumen und Felsbrocken.

    Tian Cui, ebenfalls Mitglied von Sondereinsatzmannschaft 1 und geschickte Meuchlerin, trat aus dem Schatten. »Wir haben uns drinnen umgesehen. Der Eingangsbereich scheint sauber zu sein.«

    »Verdammt, was schleichst du dich so an? Hätte mir fast die Unterhose gebräunt«, schimpfte Rugrat.

    Tian Cui lächelte.

    Niemm holte sein Tonübertragungsgerät hervor. »Deni, Yuli und Lucinda, haltet hier draußen die Augen offen, während wir uns das Verlies ansehen. Wir wollen nicht, dass sich jemand an uns anschleicht.«

    Erik hörte die Antwort nicht, bevor Niemm wieder das Wort ergriff.

    »Der Rest von euch sammelt sich am Eingang zum Verlies. Yao Meng, du übernimmst die Spitze. Setsuko, direkt hinter ihm.«

    Alle stiegen von den Reittieren ab, da es in den beengten Verhältnissen des Verlieses schwierig wäre, beritten zu kämpfen.

    Gilly und George verkleinerten sich und ließen sich auf den Schultern ihrer Herrchen nieder.

    Erik kraulte abwesend Gillys Hinterkopf. Rugrat warf einen Monsterkern. George rannte in seiner Miniaturform los, hetzte freudig hinterher.

    Als er den Monsterkern fand, nahm sein Kopf wieder Normalgröße an. Mit zufriedener Miene verschlang er den Kern.

    Gilly biss Erik in die Finger. Sie hatte durch ihre Stählungen auf der Erdebene ihre Stärke erhöht. Die Brauntöne ihres Körpers schillerten fast so kräftig wie die Blautöne.

    »He«, schimpfte Erik. Obwohl er einen Körper wie aus Himmelseisen erreicht hatte, bohrten sich ihre kleinen Zähne in seine Haut.

    Sie gab einen schrillen Laut von sich und ließ seine Finger nicht los. In ihren Augen funkelte etwas Verspieltes.

    »Kleiner Satansbraten.« Erik holte ebenfalls einen Monsterkern hervor. Erst, als er ihn hochwarf, gab sie seine Hand frei. Sie rührte sich. Ihr Kopf wuchs, um den Kern aufzufangen, dann schrumpfte er wieder.

    Erik nahm die Gewichtsveränderung kaum wahr. Seit er den Körper wie aus Himmelseisen erreicht hatte, war er noch nicht an die Grenzen seiner Stärke gegangen. Bei den Kämpfen gegen Rugrat hatte er sich zurückgehalten, um seinen Freund nicht zu verstümmeln oder gar umzubringen. Beim Training warfen sie beide nicht alles ins Gefecht, um sich gegenseitig keine schweren Verletzungen zuzufügen.

    Beunruhigung stahl sich in Eriks Herz und Kopf, während er die besänftigte Gilly streichelte. Rugrat und er meinten oft scherzhaft, sie wären süchtig nach Kämpfen. Sind wir das wirklich?

    Die restlichen Mitglieder der Sondereinsatzmannschaft tauchten noch auf ihren Panthern aus dem Wald auf. Jedes der Tiere wies eine andere Zeichnung auf, weil ein Teil der Blutlinie erweckt worden war oder ihre Herrchen ihre Stärke durch die Fütterung mit Monsterkernen und Zutaten bestimmter Attribute erhöht hatten.

    Erik ließ den Blick über die Leute um ihn herum wandern.

    Storbon – ihn hatten sie als schwer verletzten Jungen, im Ersten Reich kennengelernt, wo für ihn keine Hoffnung auf Genesung bestanden hatte. Mittlerweile war er ein Mann. Erik hatte sich schwer ins Zeug gelegt, um ihn zu heilen. Aus Dankbarkeit war er Erik und Rugrat gefolgt. Seither war er zu einem der Stärksten in Alva geworden.

    Setsuko Kets Vater Fehim führte die Bauern von Alva an, und er selbst gehörte zu den mittlerweile berühmten ehemaligen Waldläufern, die Scharfschützen mit Repetiergewehren geworden waren. Yao Meng, vormals Allrounder, hatte sich als ihr Sprengstoffexperte herauskristallisiert, nachdem er Zeit mit Alchemisten und Han Wu von Sondereinsatzmannschaft 2 verbracht hatte. Yawen zählte zu den ruhigeren Mitgliedern, ein Ass mit Gewehr und Bogen. Niemm führte sie alle an, ein Nahkämpfer mit Schwert und Schild, der auch den Umgang mit Schusswaffen professionell beherrschte.

    Als Kundschafter fungierten Deni, ein Scharfschütze, Yuli, eine Elementarmagierin, und Lucinda, eine Tierbändigerin.

    Yao Meng und Setsuko stiegen ab und steuerten auf den Verlieseingang zu. Mit den Waffen im Anschlag rückten sie zwischen den Felsen hindurch in die Dunkelheit vor.

    Erik wirkte Nachtsicht an sich, als die Gruppe ihnen folgte. Sie zwängten sich zwischen den Felsen hindurch und fanden einen abwärts führenden Pfad aus Baumwurzeln, Erde und losen Steinen. Schließlich betraten sie eine finstere kleine Kammer mit einer Tür. Alle hatten die Gewehre schussbereit im Anschlag.

    Erde und Steine sorgten für einen unebenen Grund im gesamten Eingangsbereich des Verlieses. Es sah aus, als hätte sich etwas nach unten gegraben oder einen Weg herausgekrallt.

    Die Gruppe folgte Setsuko und Yao Meng. An einer Verzweigung bogen sie nach rechts.

    Das Verlies bestand aus feuchtem Stein mit Moos an den Wänden. Die hohe Decke aus grobem Fels wirkte unfertig.

    Sie kamen an in die Wände gehauenen Nischen vorbei zu einer weiteren Verzweigung. Da sie vor sich eine Sackgasse sahen, wandten sie sich nach rechts. Yao Meng trat aus der Reihe. Niemm zog ihn mit einem Ruck zurück.

    »Stolperdraht.« Er zeigte auf den Boden.

    Tian Cui trat vor, spürte dem Stolperdraht nach und entschärfte das Hindernis.

    »Was für eine Falle war das?«, fragte Niemm.

    »Bin mir nicht sicher. Wahrscheinlich mechanisch.«

    »Haltet die Augen offen«, wandte sich Niemm an die Leute vorn.

    Sie rückten weiter vor, folgten verschiedenen Korridoren. Unterwegs stießen sie auf keine Kreaturen, nur auf zwei weitere Sackgassen. Schließlich erreichten sie einen Raum mit Türen, breit genug für vier Personen.

    Yao Meng stürmte hindurch. Setsuko, Niemm und Storbon folgten ihm. Erik erblickte drei große, grünhäutige, menschenähnliche Kreaturen, die auf der Suche nach Nahrung durch das knöcheltiefe, dreckige Wasser in dem Raum wateten.

    Sumpfmonster galten als hirnlos. Ihnen lag nur daran, zu fressen und ihre Fäulnis zu verbreiten.

    Die vorderste Gruppe eröffnete das Feuer. Innerhalb von Sekunden endete es. Die Sumpfmonster waren völlig überrumpelt worden und hatten keine Zeit zum Reagieren.

    Trotzdem steckten ihre mächtigen Körper etliche Treffer weg, bevor sie zusammenbrachen.

    Das Team nahm sich Zeit, den Raum zu durchsuchen und die Kadaver der Sumpfmonster zu plündern.

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    3 x Eisenbarren irdenen Grads

    Streitkolben der Tapferkeit

    7 x Mana-Steine sterblichen Grads

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    »Keine schlechte Ausbeute«, befand Rugrat.

    »Schon ein bisschen mager im Vergleich dazu, was wir gewohnt sind«, entgegnete Erik.

    »Für jede andere Gruppe, die im Vierten Reich willkürlich ein Verlies erkundet, wäre die Ausbeute zufällig gut.«

    »Stimmt. Mein Gespür für Größenordnungen ist wohl ein bisschen durcheinander.«

    »Na ja, beim letzten Verlies, das wir erobert haben, war ja auch ’ne Stadt dabei.«

    Erik lachte und schaute zu Niemm. »Wohin jetzt?«

    Niemm setzte seinen Verliessinn ein, um die Gegend abzutasten. »Das da sollte die Richtung sein.« Niemm zeigte auf eine Wand mit einer Tür. »Tian Cui, du übernimmst die Spitze. Formieren. Weiter geht’s.«

    Yao Meng versetzte der Tür einen schnellen Tritt. Sie flog aus den Angeln und landete krachend im Korridor.

    Tian Cui rückte vor. Erik hörte ein Geräusch aus dem Gang.

    Menschenähnliche Kreaturen mit hängender Haut und Augen wie heißen Kohlen stürmten auf Tian Cui zu.

    Sie sank auf ein Knie und schoss mit dem Gewehr. Yawen befand sich hinter ihr und feuerte über sie hinweg. Erik sah zu. Er hielt sich zurück, um nicht die eigenen Leute zu treffen.

    Die Ghule starben zwar, aber sie erwiesen sich als zahlreich und schnell.

    Niemm stimmte Gebrüll an und stürmte mit einem Schild vor. Tian Cui und Yao Meng senkten die Waffen, als Niemm die Kreaturen traf und mit einer Schockwelle zurückschleuderte.

    Einer der Ghule entging dem Angriff, sprang los, packte Niemms Schild, krallte nach ihm und versuchte, ihm in die Hand zu beißen.

    »Zieht euch in den Raum zurück. Feuerreihe bilden«, rief Niemm, dessen Angriff den anderen eine Verschnaufpause verschafft hatte.

    Sie wichen zurück, während Niemm ein Schwert aus seinem Speicherring holte, es dem Ghul ins Auge rammte und ihn damit tötete. Dann folgte er rasch den anderen, als sich die restlichen Ghule schwerfällig auf die Beine mühten.

    Erik und Rugrat bildeten mit dem Rest der Mannschaft die Feuerreihe.

    »Bewegung!«, rief Deni.

    Niemm drehte sich um und ging aus dem Weg. Prompt schoss Deni mit dem Rest der Feuerreihe in den Gang hinaus, um die Ghule niederzumähen.

    »Feuer einstellen, Feuer einstellen!«, rief Erik. Im Korridor gab es nichts Lebendiges oder Untotes mehr – nur eine Ansammlung von Grabsteinen.

    Niemm entsandte Tian Cui und Yawen zum Auskundschaften des Verlieses.

    »Der Weg voraus sieht gut aus. Keine Fallen«, meldete Tian Cui.

    »Dann mal los«, sagte Niemm.

    Erik plünderte die Kadaver. Dabei fand er einige alchemische Zutaten, Mana-Steine und ein Paar Pantoffeln. Er war froh, dass sie mittlerweile andere Alchemisten hatten und er nicht mehr alles essen musste, um die Zutaten zu verstehen. Schaudernd dachte er an einige der Dinge zurück, die er in sich hineingestopft hatte, um ihre Eigenschaften herauszuarbeiten.

    »Was zum Geier will ein Ghul mit Hausschuhen? Wollte er sich die Patschefüßchen nicht schmutzig machen?«

    »Patschefüßchen?« Erik sah Rugrat blinzelnd an.

    »Was denn?« Er zuckte über die ungläubigen Blicke der anderen mit den Schultern.

    »Gehen wir weiter«, sagte Niemm.

    Sie folgten dem nächsten Korridor und traten an dessen Ende eine weitere Tür zu einem neuen Raum auf.

    Storbon rückte als Erster vor. Der Boden teilte sich, und ein Verlieskern stieg daraus auf.

    »Überprüft den Raum zuerst auf Fallen«, ordnete Storbon an.

    »Tja, anscheinend mussten wir diesmal gar nicht viel tun«, meinte Rugrat.

    »Hm,« brummte Erik. Eigentlich ein perfekter Verliesraubzug, aber er wollte mehr sehen, mehr tun, nicht nur ein dabei sein.

    »Hier ist ’ne Pfeilfalle.« Yao Meng zwängte den Mechanismus mit einem Dolch zwischen zwei Steinen der Wand heraus.

    »Ich glaube, sonst ist hier drin nichts«, verkündete Storbon nach einigen Minuten der Suche.

    »Na dann ...« Rugrat ging zum Verlieskern und pfiff vor sich hin, während er einige Befehle eingab. Der Kern fiel in seine Hand, als der Verlies um sie herum erbebte und in sich zusammenfiel.

    Mit einem Lichtblitz erschienen sie wieder am Eingang.

    Der Boden veränderte sich, während sie dorthin blickten, wo sich das Verlies befunden hatte.

    Alle starrten Rugrat an, der den Verlieskern hochwarf und auffing.

    »Was haben wir als Beute bekommen?«, fragte Erik.

    »Mechanische Fallen, Sensen, Pfeilfallen. Wir können Ghule, Sumpfmonster, Zombies und gruselige Insekten erschaffen. Äh, wir haben etwa 300 Mana-Steine sterblichen Grads. Und – ah. Sehe ich das richtig?«

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    Schreiberwerkzeuge auf Meisterstufe

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    Mit diesen Werkzeugen wird es einfacher, Drucke auf Meisterstufe zu erstellen.

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    Erhöhte Konzentration

    Effekte verstärken sich um 5 % bei Gegenständen auf Meisterstufe

    20 % bei Gegenständen auf Expertenstufe

    60 % bei Gegenständen auf Gesellenstufe

    Erhöht die Erfolgsaussichten bei einem Projekt um 10%.

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    »Darüber freuen sich die Schreiber bestimmt. Wer hätte gedacht, dass man so was hier draußen finden könnte?« Erik zuckte mit den Schultern.

    »Was habt ihr mit dem Verlieskern vor?«, fragte Storbon.

    »Alva ist schon ziemlich stark. Dasselbe gilt für Vuzgal.« Rugrat warf den Kern hoch und fing ihn wieder auf.

    »Warum nicht die Abenteurergilde?«, schlug Yao Meng vor.

    »Damit könnte sie die Stärke ihrer Leute erhöhen, um es mit der Vereinigung der Mutwilligen aufzunehmen«, sagte Erik.

    »Niemm.« Erik warf den Verlieskern.

    Niemm fing ihn auf.

    »Bring das zu Matt. Er sollte Übungsverliespläne haben. Besorgt dir Mana-Sammelformationen und Illusionsformationen, um das Verlies zu verstecken. Hab ich was ausgelassen?«, fragte Erik.

    »Was ist mit Waffen und Rüstungen auf niedriger Gesellenstufe? Und einer Eingreiftruppe?«, fragte Storbon.

    »Regenerationstränke verschiedener Art«, sagte Tian Cui.

    »Zauberschriftrollen für Notfälle und Ergänzungstränke wie Tarnung, Lebenserkennung und Nachtsicht«, fügte Yuli hinzu.

    »Bücher über Kampfkunst«, sagte Setsuko.

    »Verteidigungsformationen niederer Stufe für die Zentrale der Gilde?«, schlug Deni vor.

    »Das sollte reichen«, meinte Rugrat.

    »Niemm, sobald wir zurück sind, nimmst du die Hälfte der Mannschaft und bringst den Kern hin«, sagte Erik.

    »Ich werde mein erstes Verlies erschaffen.« Niemm grinste.

    »Sieh sich einer den Kerl an.« Erik musterte Niemm mit schiefgelegtem Kopf.

    »Na ja, macht schon wirklich Spaß, ein Verlies zu erstellen.« Rugrat zuckte mit den Schultern.

    »Treten wir den Rückweg an«, sagte Erik.

    Sie stiegen auf und ritten zurück nach Alva. Die Straßen nach Westen erwiesen sich als verlassen. Die Kämpfe in Aberdeen steuerten auf ihren Höhepunkt zu, Flüchtlinge strömten nach Osten. Vuzgal kam das zugute, denn sie machten in der Stadt Halt und gaben Geld aus, bevor sie entweder weiterzogen oder sich dort niederließen, um sich ein neues Zuhause zu schaffen.

    Auf der östlichen Straße reisten Händler und andere Menschen durch die Chaotischen Lande hin und her und hofften, sich in Vuzgal einen Namen zu machen.

    Erik tätschelte unterwegs Gilly. Gleichzeitig betrachtete er die Bäume, den Wald, die Sterne über ihnen. Irgendwie fühlte er sich erdrückt. Früher war immer er derjenige gewesen, der vorgeprescht war. Nun wurde er beschützt und verhätschelt. Durch Kampf fühlte er sich lebendig. Sogar mit dem Verlies war es zu einfach.

    Er empfang es zwar als unterhaltsam, das Geschehen im Fünften Reich zu beobachten, aber im Grunde wetteiferten alle darum, Akademien beizutreten. Erik wollte in keine Akademie. Er wollte sich Herausforderungen stellen, gegen Bestien kämpfen, gegen gleich starke oder stärkere Gegner antreten und gewinnen!

    In den vergangenen Monaten hatte er seine Körperkultivierung und Mana-Sammelkultivierung verbessert. Mittlerweile hatte er sich in mächtige Höhen aufgeschwungen, bei der Alchemie jedoch ging es nur im Schneckentempo voran, und auch sein Aufstieg durch die Stufen gestaltete sich quälend langsam.

    Vielleicht war es für Rugrat und ihn an der Zeit, wieder allein loszuziehen. Ein Lächeln erschien um Eriks Mundwinkel, bevor es sich übers gesamte Gesicht ausbreitete.

    Rugrat atmete durch die Nase. In einem beinah meditativen Zustand spähte er durch das Zielfernrohr seines alten M40. Er hatte das Gewehr den Schmieden geliehen, damit sie sich ansehen konnten, wie es funktionierte und wie die Komponenten zum Mark 1 genannten Repetiergewehr mit Zylinderverschluss zusammengesetzt waren. Mit dem Mark 1 waren sie erst in Massenproduktion gegangen, nachdem das halbautomatische M2 entwickelt und in Serie gegangen war.

    Mittlerweile hatten die Schmiede ein neues M1A2 erschaffen. Durch die Verwendung größerer Munition und robusterer Materialien konnte die Waffe mit der Durchschlagskraft eines Gewehrs von der Erde zur Bekämpfung leicht gepanzerter Fahrzeuge mithalten. Verteilt wurde es an Scharfschützen und Mitglieder der Sondereinsatzmannschaften.

    Trotzdem behielt das M40 einen besonderen Platz in Rugrats Herz.

    Langsam und kontrolliert blinzelte er, während er der Bewegung folgte, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

    »Der Wind nimmt zu«, meldete Erik.

    Rugrat schnalzte mit der Zunge. Seine Domäne erstreckte sich über den kahlen Berg. Er spürte die leichte Veränderung im Wind. In seinem Kopf liefen Berechnungen ab, um die Variablen auszugleichen.

    »Bewegung, 14 Grad«, sagte Erik. »Entfernung 1.400 Meter.«

    Der Wind kräuselte die über ihnen gespannte Tarnplane.

    Die beiden Männer lagen da wie Steine, während Erik das Zielgebiet mit seinem in den Zehn Reichen angepassten Spektiv absuchte.

    Rugrat verlagerte das Ziel. »Ich hab ’nen braunen Baum und ’nen kleinen Bach.«

    »Höher. Siehst du den Felsbrocken, aus dem seitlich ein Stück rausgebrochen ist? Links vom Bach«, gab Erik zurück.

    Rugrat schwenkte das Zielfernrohr wellenförmig über den Bereich, stimmte die Augen frisch auf Bewegung ein.

    »Gesichtet. Sieht wie ’n überdimensionierter Bär aus«, befand Rugrat, während er in Gedanken weitere Berechnungen anstellte. Er veränderte die Einstellungen am Zielfernrohr.

    Der Bär legte den Kopf schief und schnupperte, um sich zu vergewissern, dass sich keine anderen Bestien in der Umgebung aufhielten. Lass dir ruhig Zeit. Bleib noch ein Weilchen, köderte Rugrat das Tier in Gedanken, während er die Waffe entsicherte. Der Wind drehte, und Rugrat passte die Visierung entsprechend an. Braver mutierter Bär.

    Das Tier hörte auf, sich zu bewegen, und senkte den Kopf, um aus dem Bach zu trinken.

    Rugrat wirkte Durchdringungsschuss auf die Spezialpatrone im Lager des Gewehrs. Er atmete aus, als er den Abzug drückte.

    Ein Ruck ging durch die Waffe, als das Geschoss davonraste. Kies und Staub wurde aufgewirbelt.

    Rugrat lud durch, während er das Ziel beobachtete.

    Der Bär erstarrte, der Körper versteifte sich und brach dann mit einem roten Aufspritzen zusammen.

    »Guter Schuss«, lobte Erik ruhig und emotionslos.

    Rugrat spürte, wie eine Flutwelle an Erfahrung über ihn hereinbrach. Gleichzeitig trudelten Benachrichtigungen ein.

    »Ein Abschuss.« Erik löste das Auge vom Spektiv und schaute zu Rugrat, den der goldene Schein von Erfahrung umhüllte.

    »Verdammt. Ist cool, ein Meister zu sein«, sagte Rugrat.

    »Scheiße, echt?«, fragte Erik.

    »Oh Mann, ja, Kumpel.« Grinsend hob Rugrat die Hand. Erik lachte, und die beiden klatschten ab.

    »Scheiße, ich bin schon froh, wenn ich’s als Schütze zum Experten schaffe. Du bekommst deine Belohnung als Experte und Meister auf einmal. Anscheinend waren die Informationen richtig, die wir übers Handwerken bekommen haben.« Erik begann, seine Ausrüstung im Speicherring zu verstauen.

    »Trotzdem dumm. Auch wenn wir die Kenntnisse und Fähigkeiten haben, müssen wir sie erst den Zehn Reichen beweisen. Schießen über größere Entfernungen auf kleinere oder schwierigere Ziele. Die Zehn Reiche verlangen von uns nur, dass wir es demonstrieren. Ist dir schon ’ne Möglichkeit eingefallen, wie du das beim Heilen machen kannst?«

    »Du hältst das beim Schießen für lästig? Versuch’s mal beim Heilen. Man kann entweder ’ne Unmenge Patienten abarbeiten, um seine Fähigkeiten zu beweisen, oder man übernimmt ’nen echt üblen Fall und heilt ihn. Irgendwie krank. Man muss jemanden heilen, der unheimlich schwer verwundet ist, damit man seine Fertigkeiten verbessert, aber so ’ne Verletzung wünscht man niemandem. Mir wär lieber, es gäbe stattdessen ’ne schriftliche Prüfung oder einen Fragebogen.«

    »Ja, ist schon frustrierend«, pflichtete Rugrat ihm bei, als sich die beiden von ihrem Schützenstand entfernten.

    »Fertig?« Niemm wartete beim Rest der Sondereinsatzmannschaft, die über ihre beiden Herren wachte.

    »Ja. Schick die Jungs und Mädels los. Wir haben ’nen Grizzly erwischt.« Rugrat lächelte.

    »Und ist alles gut gegangen?«, fragte Niemm.

    Rugrat grinste.

    Erik seufzte und überprüfte sein Gewehr. »Er hat es mit einem verdammten Schuss zum Schützen auf Meisterstufe geschafft. Als Nächster bin ich dran. Wollen mal sehen, ob ich nicht aufholen kann.«

    Sie brauchten nicht lange, um den nächsten Schützenstand zu erreichen.

    Dort richteten sie sich ein, diesmal in vertauschten Rollen.

    »Also gut, wir nehmen den linken Rand, dort am Bach, den man zwischen den Bäumen sieht.« Rugrat zeigte hin.

    »Gesehen.«

    »Rechter Rand – der Felsvorsprung.«

    »Gesehen.«

    »Prima. Von links nach rechts. Aufteilung in Sektoren. Sektor Alpha geht vom Bach bis zum Hügel mit dem Baum.«

    »Auf der anderen Seite der Biegung des Bachs?«

    »Ja.«

    »Baum auf dem Hügel. Sieht aus wie ein abgestorbener Nadelbaum.«

    »Genau. Von dort ungefähr 400 Meter den Hang runter bis zu den umgestürzten Bäumen.«

    »Ja, da ist ’ne Öffnung in den Wald. Die Wurzeln ragen raus, und es hat ein paar andere Bäume mitgerissen«, sagte Erik.

    »Genau. Das ist Sektor Bravo. Und von dort bis zum Felsvorsprung reicht Sektor Charlie.« Rugrat rückte zur Seite und schob Steine weg, um es sich bequemer zu machen. »Soll ich’s noch weiter aufgliedern?«

    »Nein, das sollte reichen. Vergiss nicht, ich bin noch nicht mal zu 100 Prozent auf dem richtigen Weg, das Ziel anzusprechen«, sagte Erik.

    »Schon gut, wir gehen es gemütlich an. Ich übernehme den Sektor und die Entfernung, dann lenke ich dich näher zum Ziel.«

    »Klingt gut«, erwiderte Erik und senkte das Gewehr.

    »Hast du Dörrfleisch dabei?«, fragte Rugrat, während er das Fernglas von rechts nach links und von oben nach unten schwenkte, damit seine Augen aktiv blieben.

    »Sollte ich haben.« Erik sah in seinem Speicherring nach und holte mehrere Streifen heraus.

    »Bitte sehr. Aufmachen.«

    Rugrat öffnete den Mund, und Erik klemmte ihm das Dörrfleisch zwischen die Zähne.

    »Danke«, sagte Rugrat und kaute darauf.

    »Kein Ding, Kumpel.« Erik nippte an seinem Trinkschlauch und mümmelte ein eigenes Stück Dörrfleisch. Dann hob er das Gewehr wieder an, überprüfte seine Sektoren auf Bewegung und passte seine Position ein.

    Schweigend lagen sie da, während mehrere kleine Kreaturen ihr Schussfeld passierten.

    »Ich hab was Größeres. Linker Rand in Sektor Alpha, 550 Meter. Etwa zehn Strich rechts. Sektor B, Bereich 55.«

    »Hab ich.«

    »Auge ans Glas.«

    Erik blickte durch das Zielfernrohr. »Das Ziel ist eine graue, hirschähnliche Kreatur. An der Öffnung zwischen den Bäumen. Unterwegs zum Bachufer.«

    »Gut. Parallaxe und Striche prüfen.«

    Erik betrachtete die Kreatur und dachte an andere Tiere, deren inneren Aufbau er kannte. Er wählte ein perfektes Ziel und begann, den Druckpunkt des Abzugs zu suchen.

    »Bereit.«

    »Links, null Komma sechs.«

    Ein Schuss zerriss die Stille.

    Erik ließ das Zielfernrohr ausgerichtet.

    Die hirschähnliche Kreatur hob den Kopf, als das Geschoss ihre Rippen durchschlug.

    »Guter Schuss.«

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    Fähigkeit: Schütze

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    Stufe: 82 (Experte)

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    Fernkampfwaffen fühlen sich vertraut in deinen Händen an. Beim Zielen kannst du zweifach vergrößern. 15 % erhöhte Chance auf einen kritischen Treffer. Beim Zielen erhöht sich deine Geschicklichkeit um 20 %.

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    Beim Vorrücken zur Expertenstufe eines Schützen erhältst du als Belohnung einen zufällig ausgewählten Gegenstand im Zusammenhang mit dieser Fertigkeit.

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    Du hast das Buch Auge der Wahren Flugtechnik erhalten.

    +10.000.000 EP

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    Fähigkeit: Heimlichkeit

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    Stufe: 68 (Geselle)

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    Im Tarnmodus werde deine Sinne um 5 % geschärft.

    Bewegungen sind um 15 % leiser.

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    Beim Vorrücken zur Gesellenstufe der Tarnung erhältst du als Belohnung einen zufällig ausgewählten Gegenstand im Zusammenhang mit dieser Fertigkeit.

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    Du hast das Buch Stille Atmung, Lautlose Schritte erhalten.

    +100.000 EP

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    12.548.136/86.100.000 EP, bis du Stufe 60 erreichst

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    »Kein einziger Erfahrungspunkt durch den eigentlichen Abschuss. Die Kreaturen hier haben zu niedrige Stufen«, sagte Erik.

    »Wir können unsere Fertigkeiten trotzdem an ihnen einsetzen. Feiner Treffer übrigens. Sollte lecker schmecken. Sacken wir die Beute ein und kehren wir um«, schlug Rugrat vor.

    2

    Die Abenteurergilde macht mobil

    Der Sitzungssaal der Abenteurergilde erwies sich mit allen um den Tisch versammelten Niederlassungsleitern als überraschend voll.

    »Worum geht es hier?« Derrick verlagerte seine beiden Rapiere so, dass sie sich nicht am Stuhl verfingen, als er sich zurücklehnte und die gestiefelten Füße auf den Tisch hievte. Sein Stoffhemd klappte dabei auf.

    »Bedeck dich gefälligst!« Joan verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah wie eine niedliche jüngere Schwester, wenn man von ihrer Rüstung aus Bestienleder und den zahlreichen Dolchen absah. Oh, und von dem großen schwarzen Bogen auf ihrem Rücken. »Hat dein Hemd gerade zufällig alle Knöpfe verloren?«

    »Muss ja um was Großes gehen, wenn alle Niederlassungsleiter hergerufen worden sind«, meinte Kim Cheol gedehnt. Er war ein großer Mann mit freundlich wirkendem Gesicht und trug eine Rüstung, die den gesamten Körper bedeckte. Sein Helm wies Stoßzähne auf, wodurch er wie ein Keiler aussah. Er senkte die Hand auf den am Tisch liegenden Helm.

    »Immer noch so laut«, sagte Stephan. Der dünne Mann wirkte, als gehörte er eher in eine Bibliothek oder Akademie als in eine Söldnergilde.

    Derricks Blick wanderte zu Emilia, die eine Rüstung wie Kim Cheol trug. Nur erinnerte sie weniger an einen Kampfeber aus Eisen, sondern mehr an einen Paladin.

    »Schau woandershin, Derrick«, forderte sie ihn mit finsterer Miene auf.

    »Wollte nur sehen, ob du Lust hast, dein Schwert und deinen Schild gegen meine Klingen auf die Probe zu stellen.« Derricks Lächeln wurde breiter, und in seine trägen Augen kam Leben.

    »Ich würde dir doch nicht das hübsche Gesicht verletzen wollen«, erwiderte Emilia.

    »Ach, komm schon.«

    »Ich wäre interessiert.« Neben Derrick erschien eine Frau, die mit dem Daumen die Schärfe ihres Krummdolchs prüfte. Über eine Gesichtshälfte verlief eine Narbe. Eine Ledermaske bedeckte Mund und Nase. Das schwarze Haar trug sie streng zurückgebunden. Eine schwarze, biegsame Rüstung bedeckte ihre Gestalt.

    »Lin Lei«, sagte Stephan und blätterte eine Seite um.

    Sie flimmerte kurz, bevor sie hinter ihm erschien. Trotz der Maske merkte man ihr an, dass sie eine Schmollmiene aufgesetzt hatte.

    Derrick öffnete den Mund und schloss ihn wieder.

    »Selbst Derrick kann Lin Lei nicht besiegen«, meinte Joan und zwinkerte ihr zu.

    Lin Leis Wangen verzogen sich mit einem Lächeln.

    »Da draußen gibt’s noch reichlich andere, die kämpfen können«, sagte Kim Cheol und beschwichtigte Derricks Stolz.

    »Ihr scheint ja gut miteinander auszukommen.« Die Tür öffnete sich, als Blaze und Jasper eintraten. Blaze war mittleren Alters, was seine Stärke jedoch nur zu betonen schien und ihm ein imposantes Auftreten verlieh. Bevor er zum Anführer von Alva geworden war, hatte er sich fast sein Leben lang als Ritter verdingt. Nachdem Erik und Rugrat die Führung übernommen hatten, war er zum Dasein als Kämpfer zurückgekehrt. Mittlerweile unterstand die Abenteurergilde seiner Obhut. Er half dabei, Leute von Auszubildenden zu Abenteurern weiterzuentwickeln, denen es gelang, ihren Namen in den von ihnen bereisten Städten zu verbreiten. Einige davon waren zu der bunten Truppe von Niederlassungsleitern geworden, die derzeit den Besprechungsraum füllten.

    Jasper hingegen war jünger und vermittelte immer den Eindruck, das Irrenhaus der Abenteurergilde voll im Griff zu haben.

    Alle Niederlassungsleiter standen auf und verbeugten sich, sogar Derrick.

    Blaze und Jasper nickten, bevor sie ihre Plätze am Kopf des langen Besprechungstischs einnahmen. Jasper holte dicke Wälzer aus seinem Speicherring hervor und warf sie den Niederlassungsleitern zu.

    Lin Lei saß bereits aufmerksam auf einem Stuhl.

    Emilia schlug das große Buch vor ihr auf. »Ja«, sagte sie.

    Die Worte auf den Seiten

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