Julius Caesar: Feldherr und Staatsmann
Von Maja Nielsen
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Über dieses E-Book
Wie das Leben der Legionäre »in echt« gewesen ist, vermittelt ein besonderer Experte: Experimentalarchäologe Marcus Junkelmann weiß, was es heißt, mit 30 Kilo Marschgepäck in Ledersandalen über die Alpen zu ziehen.
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Buchvorschau
Julius Caesar - Maja Nielsen
I.
Zwei Legionäre
Als Tiberius die Kaserne verlässt, dämmert es bereits. Die Stadt ist in ein fahles Licht getaucht. Seit der Imperator tot ist, wirkt Rom wie ausgestorben. Auf den Straßen ist es so still wie in einem Grab. Dabei ist heute die ganze Stadt auf den Beinen, um dem großen Caesar die letzte Ehre zu erweisen. Der alte Soldat irrt wie ein verlorenes Kind durch die leeren Straßen. Schließlich erreicht er das Marsfeld, wo der Leichnam aufgebahrt ist.
Was für ein gespenstischer Triumphzug!, fährt es Tiberius durch den Kopf, als er die riesige Menge der Trauernden erblickt, die gekommen ist, um Abschied zu nehmen. Die Menschen tragen Geschenke als Totengabe bei sich. Jeder will dem Imperator auf seiner Reise zu den Göttern etwas mitgeben. Tiberius reiht sich ein. Der Zug kommt nur langsam voran. Mit jedem Schritt hin zu dem Scheiterhaufen, auf dem man Caesar aufgebahrt hat, drückt ihn die Trauer schwerer nieder. Verstohlen wischt er sich die Tränen fort. Ein junger Legionär hält ihm seine Feldflasche hin. „Trink, Kamerad!, sagt er mitfühlend. „Spül den Kummer herunter.
Dankbar lässt der Alte den schweren Wein durch die Kehle rinnen. Als Tiberius die Flasche wieder absetzt, sagt er mit rauer Stimme zu dem Grünschnabel: „Weißt du, mein Freund, ich war auf all seinen Feldzügen dabei: in Spanien, in Gallien, in Griechenland, in Afrika. Sogar als Caesar den Rubikon überschritt, marschierte ich an seiner Seite."
Zenturio
Ein Zenturio kommandiert die Zenturie, mit etwa 80 Mann die kleinste, aber wichtigste taktische Einheit der römischen Armee. In der Schlacht kämpfen die Zenturionen immer in vorderster Linie. Die lateinische Schreibung ist centurio, „Kenturio ausgesprochen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die eingedeutschte Schreibweise „Zenturio
verwendet.
„Dann kanntest du Caesar sicher besser als ein einfacher Soldat wie unsereins", sagt der junge Legionär bewundernd.
„Ich kannte den alten Kahlkopf schon, als er noch Haare auf seinem Schädel hatte. Dem konnte schon als jungem Kerl wie dir keiner was vormachen."
„Ich würde gern mehr von ihm erfahren!, bittet der Junge. „Mein Name ist übrigens Marius. Ich bin cornicen – Hornbläser. Ich diene in der 3. Legion.
„Tiberius, Zenturio der 10. Legion, antwortet der andere und gibt nach einem weiteren kräftigen Schluck die Flasche zurück. Dann fährt er fort: „Wenn ich dir wirklich von Caesar erzählen soll, braucht es mindestens die halbe Nacht.
„Wir haben Zeit, sagt der Junge. „Der tote Caesar läuft uns nicht weg.
„Auch wahr. Und die Geschichten wären es wohl wert", willigt Tiberius schließlich ein.
Die beiden lassen sich am Straßenrand nieder. Der junge Soldat legt ein paar vergessene Holzscheite übereinander und entzündet sie geschickt.
„Wenn ich nur an sein Piratenabenteuer denke …, murmelt der Zenturio und lacht plötzlich so schallend, dass Marius zusammenfährt. „Fünf Wochen war er in den Händen der Halunken. Am Ende wünschten sie, sie hätten die Finger von ihm gelassen …
Und in der Erzählung des Alten wird Caesar wieder lebendig.
Die Insel Pharmakussa vor der Küste Kleinasiens, 75 v. Chr.
„He, Barbar, komm runter von deinem Baum. Nun mach schon. Setz deinen lahmen culus in Bewegung!"
Als habe er nichts gehört, blickt der Pirat von seinem Ausguck angestrengt aufs Meer hinaus. Der Nordwind ist abgeflaut, das Meer liegt glatt wie Seide da. Zahlreiche kleine Inseln kann man in der Ferne ausmachen, aber kein Segel weit und breit. Und bei der Flaute, die jetzt herrscht, wird wohl auch heute wieder kein Lösegeld für den Gefangenen eintreffen.
„Barbar, ich warte, ruft der junge Römer ungeduldig von unten. „Trommel deine Kumpane zusammen. Sie sollen vollzählig hier erscheinen.
Römische Namen
Der Name eines römischen Bürgers besteht aus zwei Teilen: Vorname und Nachname (Name des Familiengeschlechts), z. B. Gaius Julius. Hinzu kommt ein Beiname, der den Namensträger charakterisiert. Der Name Caesar ist ein solcher Beiname. Angeblich führt ihn Caesar selbst auf einen Vorfahren zurück, der im Punischen Krieg einen Elefanten tötete (das punische Wort für Elefant lautet caesar). Später entwickelt sich aus Caesars Beinamen der Titel der römischen Kaiser.
Der Gefangene heißt Gaius Julius Caesar. Er stammt aus einer römischen Adelsfamilie, gehört dem ehrwürdigen Geschlecht der Julier an. Für diese Geisel werden die Piraten gutes Geld einstreichen. Er ist mehr wert als alle anderen Gefangenen zusammen, die sie auf der Insel festhalten. Zuerst wollten sie nur 20 Talente Lösegeld von den römischen Behörden für ihn fordern. Als der junge Gaius davon Wind bekam, spie er Gift und Galle vor Empörung. „Ihr seid ja wohl auf den Kopf gefallen. Wisst ihr nicht, was ihr mit mir für einen guten Fang gemacht habt?!" Als stultissimi – Dummköpfe – hat er sie beschimpft. Und darauf bestanden, dass sie mindestens 50 Talente für ihn fordern. Mehr als zehn Säcke Silber! Der Julier weiß, was er wert ist. Mit seinen 25 Jahren hat er ein Selbstbewusstsein wie ein altgedienter Senator. Seit fünf Wochen sind seine Diener nun schon unterwegs,