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PROCURATOR - Erster Roman der GERMANICUS-Trilogie
PROCURATOR - Erster Roman der GERMANICUS-Trilogie
PROCURATOR - Erster Roman der GERMANICUS-Trilogie
eBook367 Seiten4 Stunden

PROCURATOR - Erster Roman der GERMANICUS-Trilogie

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Über dieses E-Book

Wir schreiben das Jahr 1988 nach Christi Geburt...

Das Römische Imperium kämpft noch immer gegen die Barbaren...

Mit den modernsten Waffen halten die Römer die Barbaren des Nordens in Schach. Größte Gefahr droht dem Imperium jedoch von den Zaims – einem Geheimbund, der mysteriöse Morde begeht.

Der Procurator Germanicus Agricola erhält den Auftrag, diesen Geheimbund mit seinen Truppen zu vernichten. In seinem ausgeklügelten Plan hat er sich selbst die Rolle des Köders zugedacht. Doch nicht nur die Zaims haben es auf ihn abgesehen: Während er mit seinen Sandgaleeren das Land durchquert, versuchen finstere Mächte das Reich von innen zu zerstören...



»Ein ungemein spannendes Buch, das gelungenste Debüt eines jungen Autors der letzten Jahre...«

  • Science Fiction Chronicle



»Eine faszinierende und lebendige Welt... ein Roman der Sonderklasse.«

  • Science Fiction Review

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum31. Aug. 2018
ISBN9783743879041
PROCURATOR - Erster Roman der GERMANICUS-Trilogie

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    Buchvorschau

    PROCURATOR - Erster Roman der GERMANICUS-Trilogie - Kirk Mitchell

    Der Autor

    Kirk Mitchell, Jahrgang 1950.

    Kirk (John) Mitchell ist ein US-amerikanischer Autor. Er beschäftigt sich vor allem mit Science Fiction und Alternative History und schreibt Romane zu Filmen. Teilweise schreibt er auch unter dem Pseudonym Joel Norst.

    Im deutschsprachigen Raum wurde er hauptsächlich durch seine Germanicus-Trilogie bekannt: Procurator (1984, dt.: Procurator, 1988), The New Barbarians (1988, dt.: Imperator, 1989) und Cry Republic (1989, dt.: Liberator, 1990).

    Mitchell studierte an der University of Redlands Englische Literatur und machte seinen Abschluss magna cum laude. Bevor er sich mehr der Schriftstellerei zuwandte, absolvierte er zunächst eine Ausbildung an der San Bernardino County Sheriff’s Academy und diente danach eine Weile als Hilfssheriff in einem Indianerreservat im Osten der Sierra Nevada, wo er zusammen mit einigen Paiute, Shoshone, und Comanche auf Wüstenpatrouille ging. Diese Erfahrung löste ein anhaltendes Interesse an den Kulturen dieser Völker und an ihrem modernen Stammesleben aus. Er beendete seine Karriere in der Strafverfolgung im Rang eines SWAT Sergeant von Südkalifornien.

    Seit 1983 ist er hauptberuflich als Schriftsteller tätig.

    Zu seinen bekanntestens Roman-Adaptionen von Filmen zählen (teilweise verfasst unter dem Pseudonym Joel Norst): The Delta Force (1986), Lethal Weapon (1987), Colors (1988), Mississippi Burning (1989) und Backdraft (1991).

    Sein aktuellster Roman ist Under The Killer Sun: A Death Valley Mystery (2011).

    Der Apex-Verlag veröffentlicht Neu-Ausgaben seiner Romane Procurator, Imperator und Liberator.

    Das Buch

    Wir schreiben das Jahr 1988 nach Christi Geburt...

    Das Römische Imperium kämpft noch immer gegen die Barbaren...

    Mit den modernsten Waffen halten die Römer die Barbaren des Nordens in Schach. Größte Gefahr droht dem Imperium jedoch von den Zaims – einem Geheimbund, der mysteriöse Morde begeht.

    Der Procurator Germanicus Agricola erhält den Auftrag, diesen Geheimbund mit seinen Truppen zu vernichten. In seinem ausgeklügelten Plan hat er sich selbst die Rolle des Köders zugedacht. Doch nicht nur die Zaims haben es auf ihn abgesehen: Während er mit seinen Sandgaleeren das Land durchquert, versuchen finstere Mächte das Reich von innen zu zerstören...

    »Ein ungemein spannendes Buch, das gelungenste Debüt eines jungen Autors der letzten Jahre...«

    Science Fiction Chronicle

    »Eine faszinierende und lebendige Welt... ein Roman der Sonderklasse.«

    Science Fiction Review

    PROCURATOR

    Prolog

    Jedes Jahr zum Anlass des Festes pflegte der Statthalter gemäß der Wahl des Volkes einen Gefangenen freizulassen. Damals hatten sie einen besonderen Gefangenen - sein Name war Barrabas. Der Statthalter rief daher die ganze Menge zusammen und fragte: »Wen wollt ihr, dass ich freilasse: Barrabas - oder Jesus, von dem es heißt, er sei der von Gott gesandte Messias?« Während Pilatus auf dem Thron des Richters saß, erhielt er eine Botschaft von seiner Frau, die ihm ausrichten ließ: »Lass die Hände von diesem Gerechten. Ich hatte seinetwegen einen beängstigenden, schweren Traum.«

    Doch die Priester und die Ältesten überredeten die Menge, um Barrabas zu bitten, für Jesus hingegen sollten sie die Todesstrafe fordern. Also fragte der Statthalter ein weiteres Mal: »Wen soll ich freigeben?«

    Die Menge rief: »Barrabas.«

    Pilatus fragte dagegen: »Was soll ich mit Jesus tun, von dem man sagt, er sei der heilige Herrscher der Juden?«

    Sie schrien alle zusammen: »Schlagt ihn ans Kreuz!«

    Mit sorgenvoller Miene versank der Statthalter nun in Gedanken. Und als er daraus erwachte, verdoppelte er die Wachen beim Fest und befahl, Jesus freizulassen. Aus der Menge erhob sich daraufhin ein großes Geschrei gegen ihn an.

    Aber Pilatus blieb unnachgiebig.

    Der Statthalter... gab viel auf seine Frau und ihre Träume.

      I.

    Als man ihn zum ersten Mal lebend gesehen hatte, war der Wachtposten auf dem Bahnstein der Station auf und ab gegangen. Die Kälte des Februars sog ihm Dampfwolken aus dem Mund. Von Zeit zu Zeit sah er sich über die Schulter nach der Schienengaleere vom Bosporus nach Parthia um, die in wenigen Augenblicken in pneumatischer Geräuschlosigkeit vorbeigleiten würde.

    Vielleicht hatte er davon geträumt, diesen Ort zu verlassen; der Dienst im Osten Anatoliens war alles andere als angenehm. Sämtliche Kampfhandlungen fanden in den Novo Provinces gegen die kürzlich entdeckten Barbaren statt. Und die Mädchen hier standen zu sehr unter dem Einfluss ihrer sonderbaren Religion, als dass man seinen Spaß mit ihnen haben konnte.

    Als die Schienengaleere schließlich in einem Schleier aus grünen, roten und weißen Lichtern vorbeigerauscht war, fand man den Wachposten mit dem Gesicht nach unten auf dem Eis. Er war tot. Aber an seinem Körper war nichts zu sehen.

    Innerhalb von nur einer Stunde hatte in der Garnison von Firat das Gerücht die Runde gemacht, dass der Soldat durch die Haarspitzen verblutet war und seine Augäpfel in ihren Höhlen wie überreife Granatäpfel zerplatzt waren. Nach zwei Stunden hieß es, angeblich hätte einer der barbarischen Zaims oder Heiligen Männer gegen den Legionär zusammengeballt.

    Die Zusammenballung war das, was die Römer in jenen schneebedeckten Außenposten entlang der Großen Arterie in diesem Winter am meisten fürchteten.

    Wie der Zufall es wollte, war Germanicus Julius Agricola, der Militärstatthalter von Anatolien, seit zwei Stunden von Nova Antiochia aus unterwegs, als seine Schienengaleere in der Station von Firat haltmachte, um aufzutanken. Das stärkte die Moral der Männer erheblich, die glaubten, Germanicus sei wegen der Zusammenballung gekommen. In Wirklichkeit stand er am Anfang einer einmonatigen Inspektionsreise.

    Germanicus trat hinaus auf den Bahnsteig, um sich die Beine zu vertreten, und wurde von einem ungestümen »Ave, Procurator!« aus dem Mund einer großen Zahl von Soldaten empfangen, die sich um die Station drängten.

    Germanicus wandte sich an seinen Adjutanten, den Parther Marcellus. »Findet heraus, was hier vorgeht, Oberst.«

    »Jawohl, Procurator.«

    Dann begann Germanicus auf- und abzugehen, genau wie es der nun tote Legionär wenige Stunden zuvor getan hatte. Der Procurator war ein untersetzter Mann von fünfzig Jahren. Er hatte immer kräftig ausgesehen, und als Kind hatten seine Freunde ihm den Spitznamen Taurus - der Bulle - gegeben. Er hatte offene, haselnussbraune Augen, die in den Leuten unverzüglich den Wunsch weckten, sie hätten mehr für ihn getan - auch wenn sie ihr Bestes gegeben hatten.

    Trotz all der Autorität, die er ausstrahlte, lag jedoch ein Zug sarkastischen Humors, sogar von zurückhaltender Traurigkeit um seinen Mund.

    Um zehn Schritte seinem Atem, der in der Luft hing, voraus, kam Oberst Marcellus vom Hauptquartier der Garnison zurückgeeilt. »Nun?«, fragte Germanicus.

    »Eine Zusammenballung. Die Männer sind überzeugt davon, einer der hiesigen Zaims hat einen Legionär getötet.«

    »Welchen Zaim hat man im Verdacht?«

    »Den ältesten Heiligen Mann des Dorfes Firat«, sagte Marcellus. »Soll ich seine Kreuzigung anordnen?«

    »Nein, wartet. Ruft meinen Arzt. Wir werden uns zunächst die Leiche ansehen.«

    Ein paar Minuten später bahnten sich Germanicus, Marcellus und Epizelus, der griechische, Arzt des Procurators, ihren Weg durch knietiefen Schnee zum Badehaus der Legionäre, wo der Leichnam aufbewahrt wurde, bis ein Isis-Priester aus der Provinzhauptstadt herkommen konnte. Gelber Dampf wallte an der Decke entlang. Der Tote war auf einer Bank neben dem Einweichbecken aufgebahrt worden. Ein Auge stand ein wenig offen.

    »Kann man der Sache Glauben schenken?«, fragte Germanicus im Flüsterton, denn fünf oder sechs Legionäre, die sich in der Nähe herumdrückten, hingen an jedem Wort, das er sagte.

    Der Doktor runzelte die Stirn. »Vorsatz kann nicht aus menschlichem Gewebe abgeleitet werden, Procurator. Kann man Vergewaltigung mit Samenspuren beweisen?«

    »Ich bin kein Rechtsgelehrter. Ich möchte eine Antwort haben - ja oder nein.«

    »Geduld, Herr.« Epizelus wandte sich an einen germanischen Centurio, der Wasser auf heiße Steine goss. »Wer ist der Tote?«

    »Er sein Gaius Paulus, Herr.«

    »Wie alt?«

    »Vierundzwanzig.«

    »Irgendwelche Krankheiten, von denen Ihr wisst?«

    »Jawohl, Syphilis in Ephesus diesen Sommer.«

    Epizelus schüttelte den kahlen Kopf und sagte zu Germanicus: »Wie oft muss ich Euch noch darum bitten, diese verdammten Örtlichkeiten an der Küste zu schließen?«

    »Und die Vergewaltigung von Anatolierinnen um das Zehnfache anwachsen zu lassen?« Schweigend sah Germanicus zu, wie der Doktor die Augen des Toten aufhielt, auf seine weiße Brust pochte und seine Genitalien befingerte. »Was könnt Ihr sonst noch sagen, Epizelus?«

    »Dies ist ein römischer Erwachsener von vier- oder fünfundzwanzig Jahren, etwa hundertacht Pfund, sechs Fuß groß«, antwortete er.

    »Ist das alles? So viel kann ich selber sehen.«

    »Ich werde die Erlaubnis zu einer Sektion benötigen.«

    »Ihr habt sie.«

    »Und etwas Ruhe, um ungestört zu arbeiten.«

    »Alle hinaus!«, rief der Procurator barsch.

    »Euch eingeschlossen, Procurator«, sagte Epizelus. »Oberst Marcellus mag bleiben, um meine Beobachtungen aufzuzeichnen - mit Eurer Zustimmung, natürlich.«

    Während ihn draußen die Winternacht in Eiseskälte einhüllte, musterte Germanicus den Centurio. Heißer Dunst stieg von der Uniform des Mannes auf. Es sah aus, als koche er unter seinen Kleidern. »Wie ist Euer Name, Centurio?«

    »Rolf, Herr.«

    »Ein guter Name. Seid Ihr ein guter Soldat?«

    »Jawohl«, antwortete er ernst.

    »Kommt und zeigt mir, wo dies geschehen ist.«

    Nahe bei der Station stand eine Gruppe Soldaten und rauchte Lungenkraut. Nach ihrem Aussehen zu urteilen, waren sie Veteranen. Eine raue Stimme fragte: »Procurator, was hat den Burschen niedergestreckt?«

    Germanicus lächelte. »Flatulenz.«

    »Wie bitte, Herr?«

    »Furzen. Ich werde die Köche maßregeln.«

    In ihrem Gelächter klang noch immer Beunruhigung mit. Aber Germanicus wusste, dass er ein Gegengerücht in Umlauf gesetzt hatte. Wie konnte es eine echte Zusammenballung sein, wenn der Procurator selbst Witze darüber riss?

    Ein Lichtpunkt schoss im Bogen zum Himmel hinauf und explodierte in einem Funkenschauer. »Heute Nacht schon Leuchtkugeln?«, fragte Germanicus.

    »Jawohl, Herr«, sagte Rolf. »Die ganze Nacht, jede Nacht jetzt - um die Wickelköpfe davon abzuhalten, sich zur Arterie zu schleichen. Wir nie wissen, wann nächster Angriff kommen.«

    Germanicus hatte seine Feldflasche mit Essig dabei, den Soldatentrank aus dreitausend Jahren von Feldzügen und Okkupationen. Nichts stillte besser den Durst. Er bot etwas davon Rolf an, der das Gelass zur Hälfte leerte.

    Der Germane spuckte das meiste von dem, was er getrunken hatte, in den Schnee. »Kein Wein. Wäre ich Procurator, müsste es gallischer Wein sein.«

    Germanicus lachte. Als oberster Befehlshaber von Anatolien herrschte er über dreihunderttausend Quadratmeilen. Sein Zuständigkeitsbereich umfasste die alten Provinzen Galatien und Cappadocien sowie das untergegangene Königreich Armenien. Wenn der Kaiser das Amt nicht vor langer Zeit infolge der blutigen Ereignisse nach der Verschwörung der Prokonsuln abgeschafft hätte, wäre Germanicus der oberste Prokonsul des Imperiums gewesen. Aber er hatte immer noch Essig in seiner Feldflasche.

    »Was für eine Art Legionär war dieser Paulus?«, fragte Germanicus.

    Der Germane zuckte die Achseln, bevor er sprach, was darauf hindeutete, dass es da irgendein Problem gab, über das er nicht reden wollte. »Er in Ordnung gewesen, Herr. Gut mit dem Pilum wie mit der Klinge.«

    »Hatte er es mit Frauen?«

    »Hier keine Frauen, Herr, die willig sein.«

    »Waren es Jungs, Centurio?«

    Der Mann sagte nichts.

    Germanicus schaute finster drein. »Das ist es also, warum der Zahn ihn sich vorgeknöpft hat.«

    Sie sprangen die Stufen zum Bahnsteig hinauf. Im Licht der Station konnte Germanicus den Centurio besser sehen.

    Der Mann war ein Krieger, so viel war klar - er war deutlich größer als sechs Fuß, ein kräftig gebauter Germane, ohne eine Spur von Fett auf den Rippen. Seine rötlichen Handrücken waren goldgefleckt wie Lachshaut, und er hatte einen vollen, blonden Schnurrbart. Der Veteran wusste genau, wie er in Anwesenheit eines Höherrangigen dastehen musste, ohne einen Fußbreit seiner eigenen ruhigen Würde aufzugeben.

    »Wie lang seid Ihr schon im Dienst, Centurio?«, fragte Germanicus.

    »Zwanzig Jahre, Herr.«

    »Wo habt Ihr dem Kaiser gedient?«

    »Zuerst vier Jahre bei der Leibgarde in Rom.«

    »In der Tat?« Germanicus nickte anerkennend. Der Centurio sah wie aus dem Ei gepellt aus, so dass er durchaus bei den Männern des Kaisers gewesen sein konnte.

    »Dann ich wechseln zur Sechsten Legion.«

    »Aus welchem Grund?«, wollte Germanicus wissen.

    »Um nach Germanien heimzugehen und bei meinem Vater sein, wenn er sterben. Drei Jahre dort. Vier auf Feldzügen gegen die neuen Barbaren.«

    »Wie habt Ihr sie aufgespürt?«

    »Die falschen Hunde sein wirkliche Meister des Überfalls aus dem Hinterhalt«, sagte der Germane respektvoll. »Dann drei Jahre in Hibernia.«

    »Unter meinem alten Kommando bei der Dritten also?«

    »Nein, nach Euch, Herr.«

    »Aha, und was habe ich euch dort hinterlassen?« Das war eine Fangfrage. Germanicus könnte das augenblickliche Unbehagen des Mannes spüren. Hibernia war ein einziger Schlamassel, ganz gleich, wer dort Befehlshaber war. Dieser Germane war ein zu alter Hase, um in jedes Fettnäpfchen zu treten, und ein zu alter Soldat, um irgendwem um den Bart zu gehen. »Ist es auf der Insel besser geworden?«, fragte Germanicus.

    »Ich war froh, als ich weg war, Herr.« Rolf blieb in einem Lichtkreis auf dem Bahnsteig stehen und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. »Hier sein es, wo ich stehen. Und Paulus sein direkt gegenüber auf anderer Seite der Arterie. Die letzte Position des Legionärs war jetzt von der Schienengaleere des Procurators verdeckt.

    Germanicus ließ den Blick umherschweifen, als hinge ein wichtiger Tatbestand möglicherweise wie eine Spinne in der Luft. »Welchen Eindruck machte Paulus beim Essen?«

    »Keinen anderen als sonst auch.«

    »War er nervös?«

    »Nicht nervöser als gewöhnlich.«

    Unter Germanicus' Führung gingen sie durch die Schienengaleere zum gegenüberliegenden Bahnsteig, wo der Legionär auf- und abgegangen war. Dort war nichts zu sehen außer einem hellen rötlichen Fleck auf dem Eis, wo der Mann zusammengebrochen war. »Habt Ihr Paulus gesehen, unmittelbar bevor die Schienengaleere zwischen euch kam?«

    »Ja, Herr.«

    »Und was hat er getan?«

    Krähenfüße sprossen in den Augenwinkeln des Centurio. »Er sehen nach der Schienengaleere, die schnell näherkommen. Aber ganz plötzlich er schauen hinter sich - als ob jemand hinaufkriechen, um ihn zu überraschen. Dann die Bos-Parthia kommen zwischen uns. Gleich darauf die Schienengaleere sein fort und Paulus sein tot am Boden.«

    »Was habt Ihr getan?«

    »Ich geben Alarm.«

    Oberst Marcellus kam mit erhitztem Gesicht durch die Schienengaleere. »Procurator!«

    »Habt Ihr Neuigkeiten?«

    »Jawohl«, sagte der Oberst ernst. In dem von oben herabfallenden nackten Licht war er eine kerzengerade Gestalt mit einer Adlernase und feuchten, brütenden Augen in der Farbe von Korkrinde. In den Handschuhen sahen seine Finger wie weiße Federbüsche aus - seine parthischen Vorfahren waren von königlichem Blut.

    »Wartet in meinem Quartier«, wies Germanicus Marcellus an, dann warf er Rolf einen scharfen Blick zu. »Was haltet Ihr von dieser Zusammenballungs-Geschichte?«

    »Es sein so, Herr. Zwei Tage vor heute Nacht dieser Zaim stolzieren prahlerisch herum und prahlen, er sein bereit, einen Römer zu töten, ohne ihn auch nur mit einem Finger zu berühren.«

    »Was redet man so in der Kaserne?«

    »Die Männer sagen, es sein ganz gewiss der Zaim gewesen. Nicht der geringste Zweifel, Procurator.« Der Centurio zog die Stirn in Falten. »Das sein mein Rat - nicht zulassen, dass die Zahns ihre alte Macht zurückgewinnen.«

    »Ich habe nicht die Absicht, das zuzulassen. Und was Euch angeht: Holt Eure Sachen und teilt Eurem Tribun mit, dass Ihr bis auf weiteres zu meinem Stab abkommandiert seid.«

    »Herr, mein Tribun sein ein sehr junger Offizier, der hier noch nicht recht Bescheid wissen.«

    »Ihr habt Eure Befehle, Centurio.«

    Der Mann nahm blitzartig Haltung an.

    »Seid in einer halben Stunde an Bord meiner Schienengaleere. Wegtreten.«

    Der Germane trabte den Bahnsteig hinab. Sein herabhängender Schnurrbart verstärkte den Eindruck, dass er betrübt war. Stabsdienst war keine Aufgabe für einen Mann, der das Schlachtfeld liebte. Schon gar nicht Dienst im Stab des Procurators.

    Marcellus erhob sich von der Liege, als Germanicus den Wagen betrat, obwohl der Procurator murmelte: »Schon gut, schon gut.«

    »Epizelus hat ein paar recht interessante Dinge herausgefunden, Herr.«

    »Zum Beispiel?«

    »Die Geschlechtskrankheit des Legionärs war im Abklingen begriffen. Sie spielt bei seinem Tod keine Rolle.«

    »Das wird seine Eltern freuen. Was sonst?«

    »Das, woran der Mann gestorben ist, nenne man ein Aneurysma.«

    »Und was ist das?« Germanicus lehnte sich auf seiner eigenen Liege zurück und nahm einen Schluck Essig aus der Feldflasche.

    »So gut wie ich es beschreiben kann, Herr, hat sich ein Blutgefäß in Paulus' Kopf aufgebläht und ist geplatzt.«

    »Charicles, bring dem Oberst Wein«, befahl Germanicus seinem betagten Diener. »Für einen jungen Burschen eine merkwürdige Art zu sterben, was, Marcellus? Seid Ihr für mich noch einmal auf die Zusammenballung zu sprechen gekommen?«

    »Das bin ich. Der Doktor kennt nichts dergleichen in der ärztlichen Wissenschaft. Er legt Euch nahe, Euch mit solchen hochgeistigen Fragen an Oberst Crispa zu wenden.«

    Bei der Erwähnung der Frau schwiegen die Männer plötzlich.

    Charicles tappte von der verräucherten Messe her durch den Gang; seine Zungenspitze lugte aus einem Mundwinkel hervor, während er ein Weinservice auf einem Tablett balancierte. »Guten Abend, die Herren.« Er lächelte, als hätte er einen Scherz gemacht. Aber es war nicht seine eigene Bemerkung, die ihn belustigte, sondern Marcellus' Anspielung auf Crispa.

    Der alte Mann hatte Marcellus und Germanicus seit einer Weile zugehört. Er war sicher, dass er als einziger wusste, dass diese Offiziere beide die blasse, blonde gotische Schönheit liebten. Und das war kein Wunder: Trotz ihres hohen Ranges war sie eine sinnliche junge Frau mit verführerischen, fast gehetzten aquamarinblauen Augen. »Sonst noch etwas, Procurator?«

    »Für mich nichts. Wir werden einen Centurio mitnehmen. Sieh zu, dass er irgendwo eine Koje bekommt.«

    »Das wäre wohl der Germane?«, fragte Charicles voller Widerwillen.«

    Germanicus klopfte dem Diener auf den gebeugten Rücken. »Trag es mit Fassung, alter Freund. Das ist die einzige Art, die ich kenne, seinen Seelenfrieden zu bewahren.«

    »Aber ein Germane, Herr.«

    Marcellus leerte seinen Becher mit einem einzigen Zug. »Nun, ich muss mich aufmachen, um das Auftanken zu überwachen. Irgendwelche weiteren Befehle, Herr?«

    »Ja, stellt fest, wo, zum Hades, Crispa ist.«

    »Sofort, Procurator.«

    Als er allein war, machte Germanicus seinen Brustharnisch los und legte ihn beiseite. Er war sich vor Marcellus töricht vorgekommen. Es ärgerte ihn, dass man ihm seine Gefühle für Crispa ansehen konnte, obwohl sie immer leicht zu erkennen gewesen waren, seit sie in seinem Hauptquartier in Hibernia aufgetaucht war: eine schlanke Tribunin mit Augen, die für ihr Gesicht zu groß und für ihr Alter zu wissend waren. Sie war ihm wie die schöne Tochter einer anderen Welt erschienen, die nur in das Imperium gekommen war, um von allen um sie herum mit Bewunderung bedacht zu werden.

    Aber der Procurator hatte das Räderwerk seiner Zuneigung nie in Bewegung gesetzt. Er hatte das ausgeprägte Gefühl, dass der Schwung dieser Leidenschaften, einmal ins Rollen gebracht, nicht zu bremsen war.

    Außerdem hatte er eine Ehefrau in Ostia, die von schlechter Gesundheit war. Er würde sich sein Vergnügen nicht zum Preis ihres Leidens verschaffen.

    Noch zwei Monate, und er würde wieder zu Hause sein - im Ruhestand. Das würde eine Erleichterung bedeuten. Er würde die Tage damit verstreichen lassen, an der Spitze der Landzunge unter dem Olivenbaum zu sitzen, dessen Blätter im Winter von der Salzgischt zerfressen wurden. Dort auch lag die Asche seines Sohnes versteckt. Er hatte Virgilia, seine Frau, belogen, als er ihr gesagt hatte, dass die Asche des jungen Tribuns über der Quelle des Tiber verstreut worden war. Sie sollte keinen Punkt haben, auf den sie ihren Kummer konzentrieren konnte.

    Als seine Dienstzeit jedoch kürzer und kürzer wurde, lastete auf seinem Vorsatz, Crispa aus dem Weg zu gehen, eine solche Spannung wie auf einer bis zum Äußersten durchgezogenen Bogensehne. Nicht, dass es ihm an Willenskraft gefehlt hätte. Als er bemerkte, dass er an zu vielen seiner freien Abende zu tief in den Becher schaute, gab er den Wein auf und rührte nie wieder etwas anderes als Essig an. Als ihm Epizelus darüber hinaus erklärte, dass fortgesetztes Rauchen von Lungenkraut ihn um seinen wohlverdienten Ruhestand bringen konnte, nahm Germanicus die Tonpfeife aus dem Mund und zerbrach sie.

    Es war beinahe so, als bereite es ihm Freude, sich von Dingen zu trennen, die er begehrte.

    Seine Treue war zu einer Art Legende geworden. Die Legionäre unter seinem Kommando hatten eine Ballade komponiert, in der Germanicus Helena und Cleopatra nackt in seiner Kammer fand - ein paar Schönheiten hieß es da - und beide streng ermahnte, in seinem Bett gäbe es keine Ringkämpfe.

    Alles wäre einfacher gewesen, wenn Crispa ihm nicht erklärt hätte, was sie für ihn empfand.

    Es war während des Bürgerkriegs in Hibernia geschehen. Germanicus ordnete gerade die Inspektion einer Garnison an der Westküste der Insel an, als ein besorgter Ausdruck über Crispas Gesicht ging. Diese Tribunin war normalerweise derart pflichtbewusst und eifrig, dass Germanicus zu reden aufhörte und dann fragte: »Was ist los?«

    »Brecht - brecht nicht auf, Herr.«

    »Was?«

    »Nicht heute«, sagte sie. Ihre Augen waren nun feucht vor Verlegenheit.

    Germanicus lächelte, damit die anderen nicht von dem angesteckt wurden, was sie aus der Fassung brachte, was auch immer es war. Leute, die Tag für Tag unsichtbare Gefahren ertragen müssen, werden so abergläubisch wie Schafhirten. »Kommt, Tribunin«, sagte er fröhlich, »Ihr fahrt in meiner Sandgaleere.« Als er die Marmorstufen seines Hauptquartiers hinabgegangen war, hatte ihn ein flüchtiges Trugbild aufgeschreckt: Auf der Sonne lag ein Blutstropfen.

    Charicles klopfte mit seinen harten Knöcheln an das Schott. »Procurator!«

    Germanicus wurde aus seinen Erinnerungen gerissen. »Ja?« Sein Herz raste bereits wegen der Schärfe in der Stimme des alten Mannes.

    »Marcellus sieht Feuer im Norden!«

    »Wo ist er?«

    »Auf Eurem Ballistae-Verteidigungsdeck.«

    Germanicus rannte durch den Gang und polterte die Metalltreppe zu der Plattform im hinteren Teil seines Wagens hinauf. Marcellus starrte über das schneebedeckte Dach der Station hinweg in die Ferne.

    »Hochexplosive Feuergarben in unregelmäßigen Abständen direkt über der Antenne der Station, Herr.«

    »Wann war die letzte?«

    »Erst vor ein paar Augenblicken.«

    Germanicus lehnte sich mit den Unterarmen auf die Reling. »Wer, im Namen des Mars, kann dort in einen Kampf verwickelt sein?«

    Marcellus gab keine Antwort.

    »Ihr glaubt doch nicht... oder doch?«, fragte der Procurator.

    »Der Bordfunker hat die letzten zehn Minuten über ihre Signatur durchgegeben. Keine Antwort.«

    Plötzlich leuchteten orangefarbene Feuer auf, die ein paar Sekunden lang ihr Leben verstrahlten, dann klang tiefes Krachen aus der Dunkelheit herüber.

    So war es jedes Mal, wenn eine Revolte begann: Eine einzelne römische Einheit musste es ausbaden, und die Barbaren bekamen einen leichten Sieg geschenkt. Übelkeit schnürte Germanicus den Magen zu. Er hatte ihr kein Feldkommando übertragen wollen.

    »Geht hinunter zum Fernmeldewagen. Marcellus, und leitet das Abtasten persönlich.«

    »Jawohl, Herr.«

    Charicles brachte ihm einen Marderpelzmantel und einen großen Becher warmen Essig. »Sie kann auf sich aufpassen, verehrter Herr«, sagte der alte Mann leise.

    »Bei Jupiter, ich hoffe es.« Germanicus kostete von der bitteren Flüssigkeit.

    Im Norden flammten weitere orangefarbene Feuer auf.

    Sie waren von derselben Farbe wie diejenigen, die er an jenem Tag in Hibernia draußen vor dem Fenster der Sandgaleere gesehen hatte, als er Crispas Warnung ignoriert hatte und trotzdem auf Inspektionsreise gegangen war. Innerhalb weniger Herzschläge war die Sandgaleere auf der Straße in ein ausgebranntes Wrack verwandelt worden. Mit versengten Haaren waren Crispa und er den Flammen im letzten Augenblick durch die Luke am Heck entkommen.

    Sie waren in einen so grausamen Überfall aus dem Hinterhalt geraten, dass sie sich einfach nur an einen Steinwall pressten und auf den Tod warteten. Das Krachen der Pili und die Geräusche der griechischen Feuerwerfer, die ölige Flammenblitze über den Himmel spritzten, vereinigten sich zu einem Lärm wie kaskadenartig herabstürzendes Wasser.

    Crispas Augen waren dicht an seinen.

    Plötzlich verließen ein Tribun und ein Centurio ihre Deckung und stolperten in der Hoffnung, die Masse der Angreifer umgehen zu können, über ein steiniges Feld. Aber ein Feuerbogen zischte aus einem Dickicht und umschloss sie mit Flammenarmen. Sie brachen zusammen, als bestünden sie aus Spatzenknochen und Reispapier. Augenblicke später war nichts mehr von ihnen übrig.

    »Verdammt!«, knurrte Germanicus.

    »Ist ja schon gut«,

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