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Schau nicht hin: Kunst als Stütze der Macht – Die Geschichte der Diven des NS-Kinos
Schau nicht hin: Kunst als Stütze der Macht – Die Geschichte der Diven des NS-Kinos
Schau nicht hin: Kunst als Stütze der Macht – Die Geschichte der Diven des NS-Kinos
eBook229 Seiten2 Stunden

Schau nicht hin: Kunst als Stütze der Macht – Die Geschichte der Diven des NS-Kinos

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Über dieses E-Book

GEFEIERT – GEFALLEN – VEREHRT. Die internationalen Künstlerinnen Zarah Leander, Marika Rökk, Lída Baarová und Kristina Söderbaum machten Karriere in der Filmindustrie Nazi-Deutschlands und erlangten damit Ruhm bis lange nach dem Krieg. Schlager wie Zarah Leanders "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n" sind noch heute Teil der Popkultur. Evelyn Steinthaler analysiert die vier Biografien als Paradebeispiele für das Zusammenspiel von Macht und Kunst. Sie spannt den Bogen bis zur aktuellen Debatte um die Trennung von Künstler:in und Kunstwerk. Heute mehr denn je brennt die Frage: Wofür lässt sich der:die Einzelne instrumentalisieren, ob auf der Bühne oder davor?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. Feb. 2024
ISBN9783218013390
Schau nicht hin: Kunst als Stütze der Macht – Die Geschichte der Diven des NS-Kinos

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    Buchvorschau

    Schau nicht hin - Evelyn Steinthaler

    „DIESE GROßE KLEINIGKEIT BIST DU"³

    Goebbels wollte Reichsminister für Kultur werden. Da ihm dies durch Hitler verwehrt blieb, machte sich der braune Chefpropagandist daran, alsbald in seinem Ministerium die Strukturen dafür zu schaffen, dass ihm und seinem Ministerium die Kontrolle über alle Kulturschaffenden in NS-Deutschland letztlich zukam: Die im September 1933 auf Goebbels’ Betreiben (und mit ihm im Vorsitz) installierte Reichskulturkammer diente dazu, die Gleichschaltung der Kultur durchzusetzen.⁴ Besonderes Augenmerk legte der Propagandaminister dabei auf den deutschen Film. Vollständiges Mitglied in der Reichskulturkammer und der jeweiligen Teilkammern⁵ konnte nur werden, wer einen „Ariernachweis⁶ vorlegen konnte und auch nicht „jüdisch versippt war, also keine jüdische Ehepartner:innen hatte. Künstlern wie etwa Hans Moser oder Heinz Rühmann war es wegen ihrer jüdischen Ehefrauen nur aufgrund von Sonderregelungen möglich, zu arbeiten. Das Regime übte auf solche Künstler:innen besonderen Druck aus, seine Erwartungen an die Künstler:innen-Elite in ihrer berufsbedingten Öffentlichkeit standen jenen an die Durchschnittsbürger:innen im Reich in nichts nach. Die Ufa-Stars gingen mit diesem Druck allerdings sehr unterschiedlich um.⁷

    Am 28. März 1933, nur wenige Tage, nachdem das „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda" eingerichtet worden war, sprach Goebbels im Berliner Hotel Kaiserhof vor vertretenden Mitgliedern der deutschen Filmindustrie.

    Kunst müsse, so der Propagandaminister, „mit ihren Wurzeln in das nationalsozialistische Erdreich vorgedrungen" sein.

    An Goebbels’ Rede ist neben der Eindeutigkeit der „völkischen" Ziele für das Kulturschaffen erwähnenswert, dass er Sergej Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin aus dem Jahr 1925 als filmisches Meisterwerk hervorhob. Eisenstein, dem dies zu Ohren gekommen war, verwehrte sich gegen das Lob aus Deutschland vehement in einem offenen Brief, der am 22. März 1934 in der Literaturnaja Gazeta abgedruckt wurde.

    Es bestanden in Deutschland schon sehr bald ab 1933 allzu klare Ideen über die nationalsozialistischen Ziele für den deutschen Film. Sowohl der Diktator als auch sein Propagandaminister wussten um die wichtige Rolle von Unterhaltungsfilmen in der Etablierung des NS-Systems. Sie waren wie ein Großteil der „deutschen Volksgemeinschaft selbst vom „Filmfieber gepackt.

    Ausgiebige Filmabende in Hitlers Refugium am Obersalzberg gehörten zur bevorzugten Abendgestaltung des Diktators.¹⁰ Vor allem von Hollywood-Produktionen und leichter Unterhaltung aus Deutschland soll Hitler angetan gewesen sein. Jeder im NS-Staat produzierte Film ging in einer kostenfreien Kopie an den Diktator. Fanden die Filme Eingang in seine private Filmsammlung, hatten die Filmschaffenden dies als besondere Auszeichnung zu verstehen.

    Kunst war „Chefsache, Hitler und Goebbels verstanden beide die ideologische Umformung der „deutschen Kunst und Kultur als dem System NS-Deutschlands inhärent, wohl nicht zuletzt mit derart großer Passion, weil sie beide selbst künstlerisch gescheitert waren. Und Film stand dabei einmal mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit, nicht zuletzt auch wegen der Bedeutung der Filmindustrie für die Exportwirtschaft des nationalsozialistischen Deutschlands.

    HANDLUNGSSPIELRÄUME

    Goebbels unterschied in seiner Rede im Berliner Kaiserhof keineswegs zwischen eindeutigen Propagandafilmen und jenen Unterhaltungsfilmen, die später über Jahrzehnte hinweg im deutschen und österreichischen Fernsehen immer wieder zu sehen waren und vereinzelt sogar noch in den 2020er Jahren ausgestrahlt werden (wie etwa am 5. Dezember 2020, MDR: Hallo Janine). Für ihn ging es um die Gesamtheit der deutschen Kunst.

    Besonders bemerkenswert ist dabei, dass das öffentlichrechtliche Fernsehen in Deutschland einem dieser vermeintlich so harmlosen Unterhaltungsfilme nach wie vor einen sehr prominenten Platz einräumt: Die im wilhelminischen Deutschland angesiedelte Komödie Die Feuerzangenbowle aus dem Jahr 1944 mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle gehört in den Weihnachtsfeiertagen zum Pflichtprogramm im deutschen Fernsehen. Im Weihnachtsprogramm der ARD wurde der Film etwa am 24. Dezember 2023 um 21.45 Uhr ausgestrahlt.¹¹ Rühmann war nicht nur der Star der Feuerzangenbowle unter der Regie von Helmut Weiss, sondern auch Produzent dieses Films, der den Menschen im nationalsozialistischen System auf seinen von der Vorsehung bestimmten Platz verweist. Der Film, von Hitler besonders geschätzt, verzichtete bei allem vordergründigem Humor nicht auf die rassistisch, biologistische Ideologie des Nationalsozialismus.¹²

    Der Spitze des Regimes in Berlin war bewusst, dass die Produktion einer Vielzahl an Filmen ohne wehende Hakenkreuzfahnen eine Notwendigkeit darstellte. Vor allem, um diejenigen für das System zu vereinnahmen, die in Deutschland lebten, aber der nationalsozialistischen Ideologie (noch) nicht anhingen und sich selbst in der inneren Emigration befindlich oder als unpolitisch verstanden.

    Dass diese Filme auf mehr oder weniger subtile Art und Weise nationalsozialistische Propaganda auch ohne all die zum „Hitler Gruß" erhobenen Arme transportierten, entging nicht nur oftmals dem zeitgenössischen filmbegeisterten Publikum, sondern auch Generationen danach. Letztere richteten ihren kritischen Blick oft auf berüchtigte, antisemitische und rassistische Hetzfilme wie Veit Harlans Jud Süß oder Gustav Ucickys Heimkehr, vergessend, welche Botschaften die vielen Unterhaltungsfilme des NS-Kinos transportierten, die durch die alliierte Filmzensur rutschten.

    Offensichtliche Propagandafilme (wie Kolberg, Die Rothschilds oder Hitlerjunge Quex) machten nur die Minderheit unter den Filmproduktionen im nationalsozialistischen Deutschland aus. Um das Verhältnis von Propagandafilmen und Unterhaltungsfilmen zu veranschaulichen: Unter den insgesamt 34 Filmen, die 1935 und 1936 in Deutschland produziert wurden, kamen nach Kriegsende gerade einmal vier auf den Index der Alliierten und wurden als nationalsozialistische Propaganda verboten.¹³

    Von den rund 1.150 Spielfilmen, die in Hitlerdeutschland von 1933 bis 1945 produziert wurden, waren nur knapp ein Sechstel direkte Propaganda.¹⁴

    Warum grenzte man sich in Deutschland und Österreich in den Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht eindeutig von all diesen Filmen ab? War es ein Mangel an Filmproduktionen oder der Umstand, dass diese Filme an eine Zeit erinnerten, die für viele die „gute alte Zeit" bleiben sollte? Oder wollte man sich einfach weiterhin darin üben, nicht hinzusehen bei allem, was das Regime, das diese Filme produzieren lassen hatte, verbrochen hatte – und das vielleicht man selbst oder Familienmitglieder aktiv unterstützt hat. War es schlichtweg eine Frage des die Wahrheit nicht ertragen Könnens?

    Wegzuschauen und Tatsachen auszublenden war nicht nur im Nationalsozialismus eine aktive, politische Handlung. An den Entscheidungen, wie in den Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit Künstler:innen der NS-Zeit und ihren Werken umgegangen wurde und wird, zeigt sich das anhaltende Missverständnis in unserer Gesellschaft, das sich auch auf das Heute übertragen lässt. Die übergriffigen Mächtigen gewähren zu lassen, funktioniert auch in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts noch immer allzu gut.

    Regisseur Harlan versuchte, sich nach dem Krieg einer Schuld zu entledigen, indem er betonte, dass der Propagandaminister bei Filmproduktionen immer das letzte Wort gehabt hätte und die Möglichkeiten für einen Regisseur innerhalb des Systems beschränkt gewesen wären.

    Trotz des immensen Drucks von Goebbels’ Seite wurden in Deutschland von 1933 bis 1945 aber auch Filme budgetiert und gedreht, die nicht den nationalsozialistischen Idealen entsprachen. Eine dieser Ausnahmen war etwa der 1943 gedrehte Spielfilm Große Freiheit Nr. 7 mit Hans Albers in der Hauptrolle. Helmut Käutners beeindruckender Film-Noir-Abgesang auf die Liebe und St. Pauli, der alles andere als ein Durchhaltefilm war, schaffte es nicht durch die Zensur für das „Reich", wurde aber in der Export-Fassung in den besetzten Staaten gezeigt.¹⁵ In Deutschland lief der Film erst am 9. September 1945 erstmals im Kino.¹⁶

    ABSAGEN ANS REGIME

    Hans Albers gehörte zu jenen Stars, die nach der „Machtergreifung" der Nationalsozialisten in Deutschland blieben. Er war weiterhin einer der großen Stars des deutschen Kinos, machte gleichzeitig kein Hehl daraus, dass er von der NS-Elite nicht viel hielt, und entzog sich so gut es ging ihrem Einfluss. Seine gute Freundin Marlene Dietrich verließ hingegen Deutschland Richtung Hollywood nach ihrem Welterfolg in Joseph von Sternbergs Der blaue Engel, in dem sie mit Albers vor der Kamera gestanden hatte. Sämtliche Versuche des Propagandaministers, sie nach Deutschland zurückzuholen, lehnte die gebürtige Berlinerin ab. Keines der Angebote Goebbels’ konnte die glamouröse Antifaschistin davon überzeugen, sich vor den propagandistischen Karren des NS-Regimes spannen zu lassen.

    1936 wurde Marlene Dietrich im Auftrag Goebbels’ von der deutschen Schauspielerin und Ehefrau ihres ehemaligen Schauspielagenten, Mady Soyka, kontaktiert. Dietrich solle für einen Film nach Deutschland kommen, ein Monat bräuchten die Dreharbeiten, 50.000 britische Pfund steuerfrei wurden ihr angeboten.¹⁷ Sie sagte Soyka unter Vorwand von vertraglichen Verpflichtungen ab und beantragte bald die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Im Juni 1939 wurde die Dietrich US-amerikanische Staatsbürgerin.¹⁸ Sie war über den Kurzwellendienst der BBC, in Deutschland ein sogenannter „Feindsender", zu hören und trat in Uniform der US-Army u. a. etwa auch zur Unterhaltung der US-amerikanischen Truppen auf. Am 4. April 1943 wurde Dietrich nach Algier geschickt, um dort vor Alliierten-Truppen aufzutreten.¹⁹

    Truppenbetreuung à la Marlene: ein Lächeln und ein Autogramm.

    Eines der Lieder, die Dietrich bei diesen Auftritten darbot, war übrigens die englische Version des Lale-Andersen-Schlagers „Lili Marlen", der im Jahr zuvor, 1942, von Andersen selbst gesungen in Deutschland verboten worden war. Dietrichs der US-Army so angetragene Öffentlichkeit entging auch Goebbels in Berlin nicht. In Deutschland wurde sie von der gleichgeschalteten Presse als Verräterin gebrandmarkt. Als sie nach dem Krieg mit der US-Army deutschen Boden betrat, besuchte Dietrich in Uniform auch Albers in seiner Villa am Starnberger See, wohin er sich vor den neugierigen Blicken aus Berlin zurückgezogen hatte.

    Dass so viele in Deutschland Marlene Dietrich die deutliche politische Positionierung gegen das NS-Regime nach Ende des Zweiten Weltkrieges öffentlich übelnahmen, zeigt, wie lange die Propaganda der Nationalsozialisten nachwirkte. 1960, als Dietrich im Rahmen einer Europatournee nach Deutschland zurückkehrte, wurde sie von Teilen der Öffentlichkeit gefeiert, gleichzeitig wurde ihr aber auch Landesverrat vorgeworfen. Als man sie fragte, warum sie sich in den USA auf Seiten der Alliierten gegen das nationalsozialistische Deutschland engagiert hatte, antwortete sie: „aus Anstand".²⁰

    Ablehnung im Nachkriegsdeutschland erfuhr auch die in London geborene Lilian Harvey, Tochter einer Engländerin und eines Deutschen. Sie verließ Deutschland, in dem sie zu einem seiner größten Stars geworden war, im Jahr 1939 ins französische Exil.

    Dass Harvey bereits seit den späten 1920er Jahren ein Superstar war und mit Willy Fritsch an ihrer Seite schon vor 1933 das Traumpaar des deutschen Kinos personifiziert hatte, wurde bei der Empörung über ihre undankbare Regime-Untreue ausgeblendet. Harvey hatte international gedreht und war nach Deutschland zurückgekommen, wo sie 1936 in Glückskinder, dem Babelsberg-Versuch einer Screwball-Komödie, an der Seite von Willy Fritsch zu sehen war. Die im Film wohlplatzierte, nationalsozialistische Kritik an den Vereinigten Staaten konnte dank der Gesangseinlagen wie „Ich wollt, ich wär’ ein Huhn" unter allgemeinem Gelächter ignoriert werden.

    Zwei im Pyjama: Willy Fritsch und Lilian Harvey in der Komödie Glückskinder.

    Vor ihrer Flucht ins Exil engagierte sich Harvey eigensinnig entgegen den Vorgaben des Regimes für Ufa-Stars. So hinterlegte sie 1937 für den inhaftierten Jens Keith, einen homosexuellen Choreographen, eine Kaution über 100.000 Reichsmark und verhalf ihm schließlich zur Flucht. Harvey ließ sich von mehrfachen Gestapo-Verhören nicht einschüchtern und legte gegen die Gestapo-Überwachung persönliche Beschwerde bei Goebbels ein. Sie hielt weiter Kontakt zu jüdischen Freund:innen, die sich noch in Deutschland befanden. Drohbriefe gegen sie häuften sich, und bei der NS-Spitze galt der widerspenstige Star bald als „politisch unzuverlässig". 1937 wurde Der Kongress tanzt mit Harvey in der Hauptrolle in Deutschland verboten, weil der Film das „nationalsozialistische Empfinden" verletzt hatte. Zu viele Gegner:innen des NS-Regimes und jüdische Künstler:innen waren an diesem höchst erfolgreichen Film aus dem Jahr 1931 beteiligt gewesen. Zudem kann die Erzählung Metternichs während des Wiener Kongress in diesem Film von Erik Charell auch als eine entlarvende Warnung vor einem totalitären Deutschland, das nur zwei Jahre später Wirklichkeit werden sollte, verstanden werden.

    1939 drehte Harvey, die noch immer zu Deutschlands Schauspielerinnen mit den höchsten Tagesgagen gehörte, mit Frau am Steuer ihren letzten Film für die Ufa, der im Mai 1939 in Wien Premiere hatte. Von den Dreharbeiten in Ungarn kehrte Harvey nicht mehr nach Deutschland zurück. Im Juni hatte der Film in Berlin Premiere. Harvey befand im zu diesem Zeitpunkt bereits in ihrem Pariser Exil.²¹

    Renate Müller, die dritte international erfolgreiche Schauspielerin Deutschlands, verließ Hitlers „Reich" auf völlig andere Weise als Dietrich und Harvey. Sie war der Inbegriff des aufgeweckten, strahlenden, blonden deutschen Mädels. Müller war bereits in der Weimarer Republik ein Star und international bekannt. In der für die NS-Zeit völlig untypischen Komödie Viktor und Viktoria²² aus dem Jahr 1933 über eine Frau, die einen Mann spielt, der eine Frau spielt, festigte sich Müllers Ruhm an der Seite Adolf Wohlbrücks, der selbst emigrieren musste.

    Wiederholt wurde Müller vom Propagandaminister zu Empfängen in der Reichskanzlei eingeladen und dabei direkt neben Hitler platziert.²³ Vermutungen, Goebbels hätte Müller für Hitler auserkoren, lassen sich nicht bestätigen. Als die Schauspielerin Goebbels’ dritter Einladung schließlich nicht mehr folgte, begann ihre Überwachung durch die Gestapo. Ein Auftrittsverbot Müllers stand für den Propagandaminister außer Frage, dafür war sie beim deutschen Publikum einfach zu beliebt.

    Renate Müller in ihrer Paraderolle als „Viktor" in Viktor und Viktoria.

    Goebbels setzte Müller in einer weniger deutlichen Art und Weise unter Druck: Die Bankkonten der Schauspielerin wurden überwacht, sie selbst wurde abgehört, und nachdem Müller regelmäßig zu ihrem emigrierten Geliebten, dem jüdischen Bankier Georg Deutsch, nach London reiste, wurde ihr gedroht, dass

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