PLANET DES BLAUEN FEUERS
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Über dieses E-Book
Als Gutachter des Interstellaren Kolonialamtes hat man es selten leicht; das ist für Rhinehart nichts Neues, arbeitet er doch bereits viele Jahren für die Behörde, die fremde Planeten zur Kolonisation frei gibt.
Die Frage ist nicht nur die, ob die neue Welt bereits intelligentes Leben trägt. Zahlreiche weitere Fragen stellen sich, und es gibt einen großen Personenkreis, der daran interessiert ist, welche Antworten Rhinehart darauf geben wird.
Dass auch der Ermittler bald vor immer mehr Rätseln steht, ist die Kehrseite der Medaille. Weshalb ist das Interesse an einer positiven Bewertung der Planeten Umbard und Tyon so ungewöhnlich groß? Welche Verbindung besteht zwischen seiner Behörde und der Hyperspace Incorporated? Was hat ein Schachgroßmeister damit zu tun, und was brachte die IMMIGRANT zum Absturz?
Planet des blauen Feuers erschien erstmals im Jahr 1979 als Band 211 der Reihe Zauberkreis Science Fiction. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine vom Autor überarbeitete neue Version des Romans.
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Buchvorschau
PLANET DES BLAUEN FEUERS - Karl-Ulrich Burgdorf
Das Buch
Als Gutachter des Interstellaren Kolonialamtes hat man es selten leicht; das ist für Rhinehart nichts Neues, arbeitet er doch bereits viele Jahren für die Behörde, die fremde Planeten zur Kolonisation frei gibt.
Die Frage ist nicht nur die, ob die neue Welt bereits intelligentes Leben trägt. Zahlreiche weitere Fragen stellen sich, und es gibt einen großen Personenkreis, der daran interessiert ist, welche Antworten Rhinehart darauf geben wird.
Dass auch der Ermittler bald vor immer mehr Rätseln steht, ist die Kehrseite der Medaille. Weshalb ist das Interesse an einer positiven Bewertung der Planeten Umbard und Tyon so ungewöhnlich groß? Welche Verbindung besteht zwischen seiner Behörde und der Hyperspace Incorporated? Was hat ein Schachgroßmeister damit zu tun und was brachte die IMMIGRANT zum Absturz?
Planet des blauen Feuers erschien erstmals im Jahr 1979 als Band 211 der Reihe Zauberkreis Science Fiction. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine vom Autor überarbeitete neue Version des Romans.
Der Autor
Karl-Ulrich Burgdorf, Jahrgang 1952.
Karl-Ulrich Burgdorf ist ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer, der auch die Pseudonyme Henry Wolf, C. T. Bauer, Arl Duncan und Harald Münzer verwendet hat.
Er absolvierte 1971 bis 1973 bei zwei Tageszeitungen Redaktionsvolontariate und studierte ab 1973 an der Universität Münster Publizistik, Politik und Soziologie.
Seit 1982 ist er freier Schriftsteller und Übersetzer. Er veröffentlicht vor allem phantastische Romane und Erzählungen sowie Comics. Unter dem vorwiegend von Wolfgang Hohlbein benutzten Pseudonym Henry Wolf verfasste er einige Romanhefte für die Reihe Gespenster-Krimi (in der Unterserie Raven), die später unter seinem eigenen Namen mehrere Neuausgaben erfuhren. Außerdem schrieb er – teilweise ebenfalls unter Pseudonym – als Gastautor für Serien wie Vampira, Damona King, Die UFO-Akten, Die Terranauten, Erde 2000, Fantasy – Götter, Krieger und Dämonen, und übersetzte Texte von Philip K. Dick, Orson Scott Card und John Schneider (das Stück My Werewolf für das Theater im Pumpenhaus, Münster).
1980 gab er dem damals noch unbekannten Autoren Wolfgang Hohlbein den Rat, sich als Heftroman-Autor beim Bastei-Verlag (für die Heftreihe Professor Zamorra) zu bewerben, was zu Wolfgang Hohlbeins erster professioneller Veröffentlichung führte.
In den Jahren 1978 und 1979 war er Redakteur des Magazins Science-Fiction-Baustelle und von 1986 bis 1991 Mitherausgeber des Informationsdienstes science fiction media. 2001 war Burgdorf Regieassistent bei der Loco-Mosquito-Produktion Fight Club - Das Ende vom Anfang und 2002 Mit-Organisator der Patrick Wildermann-/Loco-Mosquito-Werkschau RadikalRomanzen im Theater im Pumpenhaus, Münster.
Heute lebt er in Münster und ist, nachdem er sich für mehr als 15 Jahre aus dem literarischen Leben zurückgezogen hatte, seit 2013 wieder schriftstellerisch aktiv.
Vorbemerkung von Rainer Schorm
Als Gutachter des Interstellaren Kolonialamtes hat man es selten leicht; das ist für Rhinehart nichts Neues, arbeitet er doch bereits viele Jahren für die Behörde, die fremde Planeten zur Kolonisation frei gibt.
Die Frage ist nicht nur die, ob die neue Welt bereits intelligentes Leben trägt. Zahlreiche weitere Fragen stellen sich, und es gibt einen großen Personenkreis, der daran interessiert ist, welche Antworten Rhinehart darauf geben wird.
Dass auch der Ermittler bald vor immer mehr Rätseln steht, ist die Kehrseite der Medaille. Weshalb ist das Interesse an einer positiven Bewertung der Planeten Umbard und Tyon so ungewöhnlich groß? Welche Verbindung besteht zwischen seiner Behörde und der Hyperspace Incorporated? Was hat ein Schachgroßmeister damit zu tun und was brachte die IMMIGRANT zum Absturz?
Gestrandet auf dem Planeten Umbard ist Rhinehart gezwungen, Antworten zu finden. Auch auf die Frage, was seine Misere mit den blau leuchtenden Kugeln zu tun hat, die auf dieser Welt immer wieder auftauchen.
Die Suche nach diesen Antworten hat durchaus etwas von einem Schachspiel, obwohl die Erzählung sehr gradlinig verläuft. Sie ist spannend, und wer Rhinehart bei seiner Untersuchung folgt, wird immer wieder verblüfft sein, denn Karl-Ulrich Burgdorf nimmt den Leser mit auf eine regelrechte Überraschungstour. Der Autor selbst nennt diese bearbeitete und erweiterte Wiederveröffentlichung seinen Director’s Cut – ursprünglich erschien der Roman bereits im Jahre 1979. Dass er jetzt wieder greifbar wird, wird jeden freuen, der Spaß an Romanen hat, die einen Hang zum Krimi aufweisen. Dass diese Verbindung fruchtbar ist, sollte spätestens seit Isaac Asimovs Caves Of Steel um den Robot-Detektiv R. Daneel Olivaw bekannt sein.
Sie funktioniert auch hier. Viel Vergnügen beim Rätselraten!
PLANET DES BLAUEN FEUERS
1.
Irgendwann in der Nacht hatte es aufgehört zu schneien. Die Luft war eiskalt, der Himmel klar. Keine Wolke versperrte den Blick auf die Sterne.
Sorgfältig verschloß Rhinehart die Schleuse am Fuße seines Wohnturms. Mit Genugtuung stellte er fest, daß die Robotkommandos bereits dabei waren, den Schnee von den Straßen zu räumen. Die summenden Maschinen frästen sich mit einer Geschwindigkeit durch die teilweise noch meterhohen Schneewächten, die menschliche Arbeiter wohl nie hätten erreichen können. Ohne die Roboter, dachte Rhinehart, würde Norilsk wahrscheinlich im Schnee ersticken.
Er schlug den Kragen seiner Synthofelljacke hoch und stapfte hinaus in den sibirischen Morgen. Fasziniert beobachtete er, wie sein Atem in dicken Wolken hervorquoll. Rasch setzten sich feine Eiskristalle auf seinem Schnauzbart ab. Die Temperatur mußte bei wenigstens fünfunddreißig Grad unter Null liegen.
Die Straßen der Millionenstadt Norilsk waren um diese Zeit noch menschenleer. Wer jetzt auf dem Wege zur Arbeit war, benutzte für gewöhnlich die unterirdischen Schnellbahnen, deren Haltestellen sich direkt unter den Wohntürmen befanden. Rhinehart verzichtete aus alter Gewohnheit auf diese Annehmlichkeiten. Er verbrachte ohnehin den größten Teil seines Lebens in vollklimatisierten Büros oder Raumschiffen. Wenn er sich schon einmal auf der Erde aufhielt – was selten genug geschah – wollte er wenigstens diese kleine Chance ausnutzen, der künstlichen Einheitsumwelt des 26. Jahrhunderts zu entfliehen. Zudem war der Weg von Rhineharts Wohnturm bis zum Interstellaren Kolonialamt kaum einen Kilometer lang, so daß Rhinehart ihn gut zu Fuß zurücklegen konnte.
Während Rhinehart durch die leeren Straßen marschierte, richtete sich sein Blick unwillkürlich immer wieder hinauf zu den Sternen. Dort oben – ja, das war der Große Bär... Eigentlich merkwürdig, was die Alten in den Sternen gesehen hatten. Der Große Bär... Nicht sonderlich bärenähnlich, dachte Rhinehart belustigt. Heute kannte kaum noch jemand die antiquierten Bezeichnungen. Wenn man sich im 26. Jahrhundert über die Sterne unterhielt, dann sprach man von den Epsilon-Raumkuben, von den Zonen der ersten, zweiten und dritten Besiedlungsphase...
Ein aufdringliches Summen riß Rhinehart aus seinen Gedanken. Einer der Sehneeräumer kurvte um ihn herum, offenbar auf der Suche nach einer Fläche, die es noch vom Schnee zu befreien galt. Das Summen hatte Rhinehart gegolten und sollte ihn warnen, nicht in den Bereich der Räumvorrichtungen des Roboters zu geraten.
Rhinehart blieb stehen, bis die Maschine vorüber war.
Mittlerweile hatte er sein Ziel schon fast erreicht. Der Turm, der das Interstellare Kolonialamt beherbergte, sah nicht besonders eindrucksvoll aus – ein kleines, graues und eher unscheinbares Gebäude. Obwohl das IK eine der wichtigsten Behörden der Terranischen Föderation war, benötigte es nur wenig Raum. Der hermetisch abgeschirmte Computer, das Kernstück des IK, befand sich ohnehin tief unter dem Permafrostboden. Der Turm hingegen beherbergte nur einige Büros und eine stattliche Anzahl von Repräsentationsräumen, in denen bei gegebenem Anlaß die Delegationen von den Kolonialplaneten empfangen wurden. Auf die erlesene Einrichtung dieser Räume hatte man besonderen Wert gelegt. Die Konferenzsäle waren nicht von Innenarchitekten, sondern von Psychologen entworfen worden. »Wir müssen den Leuten aus den Kolonien eine gute Show bieten«, pflegte Sergej Polestschuk, Rhineharts Chef, diesen Aufwand zu erklären. »Dann merken sie wenigstens gleich, daß wir vom IK nicht irgendwer sind.«
Am Aufgang zum IK-Turm steckte Rhinehart seine Identifikationsmarke in die dafür vorgesehene Öffnung des Robotpförtners. Unbefugten war der Zutritt strengstens untersagt. Das IK arbeitete zwar nicht im Verborgenen, aber andererseits wollte man sich auch nicht zu tief in die Karten schauen lassen. Oft genug hatten die verschiedensten Interessengruppen versucht, Einfluß auf die Entscheidungen des IK zu nehmen.
Der Robotpförtner spuckte Rhineharts Identifikationsmarke wieder aus. Die Schleuse des Turms schwang auf.
Ein Schwall warmer Luft traf Rhinehart und ließ die Eiskrusten in seinem Bart schmelzen.
Um diese Zeit war das Foyer des IK-Turms noch fast menschenleer. Nur vor dem Antigravlift standen zwei junge Männer und unterhielten sich. Rhinehart kannte sie nicht, aber die Identifikationsmarken, die an den Revers ihrer Jacken steckten, wiesen sie als Außenagenten im ersten Dienstjahr aus.
Rhinehart befestigte die Plakette nun gleichfalls an seiner Jacke und zwängte sich an den beiden Männern vorbei in den Lift, wobei er einen kurzen Gruß murmelte. Die beiden Newcomer grüßten respektvoll zurück. Rhineharts Marke war dunkelrot – und das bedeutete eine Dienstzeit von mindestens zwanzig Jahren.
Genauer gesagt, arbeitete Rhinehart schon vierundzwanzig Jahre lang für das IK. Während dieser Zeit hatte er Dutzende von Planeten besucht und Erfahrungen gesammelt, von denen die jungen Außenagenten nur träumen konnten.
Langsam glitt Rhinehart im Schacht des AG-Lifts nach oben. Im achten Stockwerk griff er routiniert nach den Haltestangen und schwang sich aus dem Lift.
Sein Büro befand sich am Ende des mit dicken Synthoteppichen ausgelegten Flurs. Rhinehart öffnete die Tür mit einem elektronischen Schlüssel und schaltete das Licht ein. Die Felljacke warf er mit einer nachlässigen Bewegung über einen Sessel.
Bevor er mit der Arbeit begann, versorgte sich Rhinehart mit einem Becher heißen Kaffees aus dem Automaten neben dem Computerterminal, um die Kälte aus seinem Körper zu vertreiben. Dann aktivierte er das Terminal und machte es sich auf seinem Lieblingssessel bequem. Ganz unvorschriftsmäßig legte er die Füße auf die Kante des Terminals. Sein Blick schweifte über die Poster an den Wänden. Es waren echte, gedruckte Poster, keine Projektionen, und sie alle zeigten irdische Landschaften – weite Wälder, Strände, das Meer. Gerade der Aufenthalt auf fernen, exotischen Planeten hatte Rhinehart gelehrt, die Schönheiten des Heimatplaneten der Menschheit bewußt wahrzunehmen – und zu lieben.
Ein leichtes Flimmern in der Luft vor seinem Gesicht verriet Rhinehart, daß der Computer das Feldmikrofon aufgebaut hatte. Er nahm noch einen kräftigen Schluck Kaffee und begann dann, den Schlußteil seines am Vortag begonnenen Berichts über die Parrol-Mission zu diktieren.
Endlich mal wieder ein erfreulicher Bericht, dachte er. Am Ende werden die Worte stehen, für die die Auftraggeber jeder Planetenerkundung Milliarden zu bezahlen bereit wären: »IK-Gutachter Rhinehart erhebt keine Einwände gegen die Kolonisation von Parrol.«
Rhinehart als Bevollmächtigter des IK hatte die Macht, grünes Licht für Kolonisationsvorhaben zu geben. Rotes Licht hingegen durfte er nur sehr eingeschränkt verhängen. Wenn er trotz gegenteiliger Berichte eines Planetenerkundungs-Kommandos befand, daß ein Planet nicht zur Kolonisation geeignet war, wurde ein unabhängiges Gutachtergremium eingesetzt, um Rhineharts Einwände erneut zu überprüfen. Diesem Gremium gehörte Rhinehart nicht mehr an, allerdings wurde er für gewöhnlich im Rahmen der Anhörungen um eine zusätzliche mündliche Stellungnahme gebeten.
Nun, bei Parrol würde das nicht der Fall sein. Rhineharts Gutachten war uneingeschränkt positiv, und damit war die Mission endgültig abgeschlossen.
Am Comanschluß des Terminals flackerte plötzlich ein Lämpchen auf.
»…kein höheres tierisches Leben«, beendete Rhinehart ungehalten den Satz. »Berichtaufzeichnung unterbrechen, Comverbindung herstellen.«
Auf einem kleinen Bildschirm erschien das Gesicht von Sergej Polestschuk.
Weil Rhinehart dauernd irgendwo zwischen den Sternen unterwegs war, sah er den Chef des IK nur selten. Dadurch konnte er genau verfolgen, wie Polestschuk von seinem harten Job aufgefressen wurde. Bei jeder Begegnung schien der cholerische Russe gleich um ein