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Seattle Womanizer: Football-Romance
Seattle Womanizer: Football-Romance
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eBook364 Seiten5 Stunden

Seattle Womanizer: Football-Romance

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Über dieses E-Book

In einem Netz aus Macht, Intrigen und verbotenen Gefühlen brennt die Leidenschaft stärker als je zuvor.

Adam Manning gehört zu den mächtigsten und reichsten Männern von Seattle. Kaum jemand weiß, dass er neben seinem selbst geschaffenen Imperium Manning Inc. auch Boxkämpfe organisiert. Alles ändert sich, als er bei einem Kampf ausgerechnet seine persönliche Assistentin Mia trifft.

Nachdem sie in sein Geheimnis eingeweiht ist, will Adam sich nicht eingestehen, wie sehr er sich zu Mia hingezogen fühlt. Und auch Mia versucht, ihren Boss auf Abstand zu halten. Doch je öfter die beiden allein miteinander sind, desto mehr zeigt ihm ihre Nähe, was ihm schon lange in seiner Ehe fehlt.

Während Adam mit seinen Sehnsüchten und Schuldgefühlen ringt, stolpert Mia über ein Geheimnis, das Adams Leben grundlegend erschüttern könnte. Sein Imperium, seine Familie und seine Gefühle für Mia stehen plötzlich auf dem Spiel, und Adam wird nicht alles, was ihm wichtig ist, behalten können. Woran hängt sein Herz wirklich?

 

Band 3 der Manning Brothers-Serie ist das Endspiel der fesselnden Suche nach Liebe für die ruhmreichen Brüder des Footballs.

SpracheDeutsch
HerausgeberZeilenfluss
Erscheinungsdatum12. Sept. 2023
ISBN9783967142709
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    Buchvorschau

    Seattle Womanizer - Mrs Kristal

    1

    MIA

    Das große Fabrikgebäude am Stadtrand von Seattle erstreckt sich vor mir. Die Fassade besteht aus unzähligen roten Backsteinen, die ordentlich aufeinandergesetzt wurden. Dazu kommen große Fenster, die Licht ins Innere der Halle bringen, und riesige Stahltüren, die an einer Schiene zum Schieben befestigt sind. Von diesen Hallen gibt es einige in Seattle, und der Großteil von ihnen dient für verschiedene Veranstaltungen. Unter anderem Boxkämpfe, an denen der Freund meiner besten Freundin Tammie teilnimmt.

    Mein Outfit hat sich der düsteren Atmosphäre angepasst. Ich trage eine schwarze Skinny-Jeans, ein dunkelblaues Crop-Top und eine schwarze Lederjacke mit ebenfalls schwarzen Boots. Meine natürlichen Afrolocken trage ich offen. Vor der Arbeit glätte ich sie meistens oder fixiere sie mit viel Haarspray zu einem Dutt. Ich bin kein Fan dieser Frisur und eigentlich auch sehr stolz auf meine Haare, aber ich glaube, dass in den hohen Kreisen von Manning Inc. und als Assistentin des CEO diese Frisur besser ins Bild passt. Der Großteil unserer Kunden erwartet wohl ohnehin eine vollbusige Blondine vor dem Büro von Seattles wichtigstem Geschäftsmann Adam Manning. Meine afroamerikanischen Gene habe ich von meinem Vater geerbt. Diesen habe ich leider nie kennengelernt und weiß bis heute nicht, ob er weiß, dass es mich gibt. Meine leibliche Mutter war sechzehn Jahre alt, als sie mich zur Welt gebracht hat, und tief in die Drogenszene Seattles verstrickt. Meine Adoptiveltern haben mich zunächst mehrere Jahre als Pflegekind aufgenommen. Bis sie mich kurz nach meinem fünften Geburtstag adoptieren durften.

    Mit Widerwillen habe ich zugestimmt, Tammie heute zu begleiten. Wir kennen uns seit dem Kindergarten. Sie lebte damals mit ihren Eltern in unserer Straße. Als wir zum College gegangen sind, haben sich unsere Wege getrennt. Tammie studierte in Seattle und ich in Portland. Meine beste Freundin brach ihr Studium nach wenigen Wochen ab und jobbte in einer Bar als Kellnerin. Mir ist es schleierhaft, warum sie das getan hat, aber wir haben so oft über das Thema gestritten, dass wir das Thema beide umschiffen. Meiner Meinung nach hat sie ihr Leben verfrüht weggeworfen. Ihrem Freund Jack gehört ein Tattoo-Studio in Seattle. Dort hilft sie manchmal aus. Angeblich läuft es sogar so gut, dass er expandieren möchte. Dann frage ich mich aber, warum er ständig die Boxkämpfe auf sich nimmt.

    Für meinen eigenen Lebensweg sehe ich sowas nicht. Sicherlich war ich keine Einser-Schülerin, und auch mein Collegeabschluss war keine Glanzleistung, aber ich habe einen guten Job. Nach meinem Abschluss habe ich mich auf eine ausgeschriebene Stelle bei Manning Inc. beworben und den Job bekommen. Es ist nicht der bestbezahlte Job der Welt, aber es reicht, um mir eine Wohnung in Seattle zu nehmen, meine Lebensunterhaltskosten zu decken und meinen Studienkredit abzubezahlen. Der Collegefonds, den meine Eltern angelegt haben, hat nur das Nötigste an Kosten abgedeckt: einen Großteil der Studiengebühren und die Miete für mein Wohnheimzimmer. Für den Rest musste ich diesen furchtbaren Kredit aufnehmen. In den ersten Monaten unterstützte ich meine Vorgängerin. Als diese aber kündigte, um mit ihrem Mann nach Portland zu ziehen, habe ich ihren Job bekommen. Mr. Manning war der Meinung, dass er niemand Neues einstellen müsse. Ich hätte Cora die Monate zuvor unter die Arme gegriffen und wüsste über alles Bescheid. In den darauffolgenden Monaten und mit der Ankunft von Emilia, der Freundin seines kleinen Bruders Aiden, wurden wir zu einem richtig guten Team. Mr. Manning und ich verstehen uns sehr gut. Bereits wenige Wochen nach meinem Jobwechsel hat er mir, solange wir unter uns sind, das Du angeboten, das ich angenommen habe.

    Ich mag Adam. Vermutlich mehr, als ich es sollte, und dass er in seinen maßgeschneiderten Anzügen so wahnsinnig heiß aussieht, trägt auch nicht dazu bei, dass ich ihn weniger gut finde. Es ist eine alberne Schwärmerei meinerseits, die niemals Erwiderung finden wird. Adam ist nett zu mir, aber darüber hinaus gibt es keinerlei Gespräche zwischen uns, die nicht auf die Arbeit fokussiert sind. Wir unterhalten uns meist über Belangloses, wenn wir zusammen zu Mittag essen, oder er erzählt mir von seinen Kindern. Rose ist zweieinhalb Jahre alt, und Leila ist eineinhalb. Das ist wohl der wichtigste und ausschlaggebendste Grund, dass das alles nur eine dumme Schwärmerei ist. Er ist nicht nur zweifacher Vater, sondern auch noch verheiratet. Adam ist seit dem College mit seiner Frau Julie zusammen, das sind fast fünfzehn Jahre.

    Es ist absolut lächerlich, dass ich glaube, dass er mich manchmal ansieht, wie ein Mann eine Frau ansieht.

    »Mia.« Tammie kommt strahlend auf mich zu. »Ich freue mich so, dass du mitkommst.«

    Sie umarmt mich, und ich erwidere es. »Hi«, begrüße ich sie mit einem Kuss auf die Wange. »Danke für die Einladung. Du siehst heiß aus.«

    »Ja, oder?« Tammie dreht sich einmal im Kreis und grinst mich an. Sie trägt ein schwarzes Minikleid, eine Netzstrumpfhose und darüber eine zerrissene Jeansjacke. »Ich habe mir extra viel Mühe gegeben.«

    Tammie ist sicherlich nicht die klassische Schönheit, wie man sie sich vorstellt. Schon in unserer Jugend hatte sie immer wieder mit argen Gewichtsschwankungen zu kämpfen. Aktuell ist sie schlank, aber es kann binnen weniger Monate umschlagen. Sie selbst sagt, dass ihr dieser enorme Jo-Jo-Effekt nichts ausmacht. Manchmal weiß ich nicht, ob ich ihr das glauben kann. Ihre blonden Haare sind auf der linken Seite abrasiert und auf der rechten Seite schulterlang. Dazu hat sie am gesamten Körper, ausgenommen Gesicht und Hals, Tattoos.

    »Das sehe ich.« Lächelnd zwinkere ich ihr zu. »Weißt du, wann Jack dran ist?«

    »Er meinte, dass es vermutlich vor der ersten großen Pause so weit ist«, erwidert sie. »Wetten wir auf ihn?« Ich seufze. Tammie zerrt an meinem Arm. »Komm schon, Mia. Du kannst dich nicht immer raushalten.«

    »Ich bin nicht hier, um mich an illegalen Wetten zu beteiligen, Tammie«, rüge ich sie. »Du weißt genau, was ich davon halte. Ich bin mir sicher, dass sich hier auch Dealer und Junkies rumtreiben.« Ich sehe mich um und versuche, eine Person, auf die meine Anschuldigungen passen, ausfindig zu machen. Tammie winkt immer ab, wenn ich das sage, aber ich bin mir sicher. Bei einem der Kämpfe, nicht hier, sondern in einer anderen Halle, habe ich eindeutig gesehen, dass Koks verkauft wurde. Mir ist es egal, ob andere Menschen sowas nehmen, aber ich will damit nichts zu tun haben. Und Tammie hat mir hoch und heilig versprochen, dass Jack und sie nur zum Boxen hier sind. Ich glaube ihr.

    »Dealer und Junkies?« Sie verdreht die Augen, zeigt dem Security-Mann an der Tür ihren VIP-Pass und zieht mich hinter sich her in die Halle. Im Inneren ist es ohrenbetäubend laut. Ich verstehe kein Wort von dem, was Tammie sagt. »Ich wette zwanzig Dollar auf Jack.«

    »Mehr ist er dir nicht wert?«, frage ich und wackle mit den Augenbrauen. Tammie verdreht die Augen und zieht mich hinter sich zu einem der Wettstände. »Er sagt immer, dass ich nicht mehr setzen soll. Immerhin kann er immer mal einen Gegner erwischen, der ihn besiegt.« Zugegebenermaßen ist Jack eine Größe in Seattles Boxszene. Er gewinnt so gut wie jeden seiner Kämpfe und kann sich mittlerweile aussuchen, ob er einen Kampf annimmt oder nicht.

    »Na gut«, sage ich. »Dann gib deinen Einsatz ab.«

    Tammie grinst mich nochmal an und quetscht sich durch die Menschen hindurch, um ihren Einsatz abzugeben. Ich sehe mich um und lasse meinen Blick über die vielen Menschen gleiten. Es wird immer voller in der Halle. Tammie und ich haben Plätze ganz am Rand des Boxrings, sodass sie nach dem Kampf schnell zu Jack kann. Neben unzähligen Frauen, die vermutlich auf eine Nacht mit einem der Boxer aus sind, sind auch viele Männer anwesend. Ich möchte wetten, dass sie alle auf ihren Liebling setzen und sich mit ihren Gesprächen hochschaukeln, wer dabei das beste Näschen hatte. Ein gutes Näschen haben und Drogen sind nicht so weit voneinander entfernt. Ich sollte wirklich aufhören, Drogen und diese Kämpfe in einen Topf zu werfen.

    Tammie kann mir erzählen, was sie will, aber solche Veranstaltungen sind für Drogen prädestiniert.

    »Ich bin wieder da«, ruft meine beste Freundin. »Holen wir uns Getränke, suchen Jack, wünschen ihm viel Glück und setzen uns auf unsere Plätze?«

    »Sicher«, stimme ich ihr zu und lasse mich von ihr zunächst zum Getränkestand ziehen, wo wir uns ein Bier besorgen. Unsere nächste Station ist ihr Freund, der umringt von ein paar Männern steht und von seinem Trainer und Freund Walker die Hände bandagiert bekommt.

    »Hi, Baby«, meint Tammie, und ich muss grinsen, weil Jack es hasst, wenn sie ihn in der Öffentlichkeit so nennt. »Mia und ich wollen dir viel Glück wünschen.« Jack zieht Tammie an sich und küsst sie unanständig vor den Augen aller Anwesenden. Ich seufze verzückt auf und wünschte, mich würde ein Typ mal mit solch einer Leidenschaft küssen.

    Tammie löst sich von Jack und grinst mich an. »Wir können uns setzen.« Ich nicke und folge ihr durch die Halle zu unseren Plätzen, als ich eine mir sehr bekannte Person ausmache.

    Wie vom Donner gerührt bleibe ich stehen. »Ach du Scheiße«, rufe ich aus und schlage mir die Hand vor den Mund.

    Wenige Schritte von mir entfernt steht Adam Manning.

    Mein Chef ist auf demselben Box-Event wie ich. Das kann ich nicht glauben. Ich schließe meine Augen und öffne sie wieder, um sicherzugehen, dass sie mir keinen Streich spielen. Niemals hätte ich gedacht, dass er sich fürs Boxen interessiert. In seinen Anzügen und mit seiner formellen und langweiligen Art hätte ich ihn eher in die Kategorie Schach und Golf geschoben. Aber Boxen? Ich weiß, dass er bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr sehr erfolgreich Football auf der Position des Quarterbacks gespielt hat, so wie sein Bruder Aaron, aber nach mehreren schweren Kreuzbandrissen kam eine Profikarriere nicht mehr in Frage. Nun mischt er die Footballwelt anderweitig auf.

    »Mia?«, fragt Tammie und dreht sich zu mir herum. »Wo bist du mit deinen Gedanken?«

    »Mein … mein Chef«, stammle ich. »Er … er ist hier.«

    Ein wenig unbeholfen deute ich in Adams Richtung, und Tammie folgt meinem Blick. Sie zieht die Augenbrauen zusammen und lacht. »Der Typ in der Lederjacke und Jeans?«, erkundigt sie sich, und ich nicke.

    »Ja«, erwidere ich und bin doch selbst total überrascht von seinem Outfit. Ich habe Adam noch nie in Alltagsklamotten gesehen. Zwar begegnen wir uns einmal im Jahr auf den Geburtstagen von Emilia und Aiden, aber auch da trägt er in der Regel ein Hemd und eine schicke Hose. Ansonsten sehen wir uns nur im Büro.

    »Dass der sowas im Schrank hat«, murmelt meine beste Freundin. »Er ist doch sonst immer so ein Schnösel.« Ich werfe ihr einen genervten Blick zu. Auch wenn sie recht hat mit ihren Worten. »Sagst du hallo?«

    »Nein?«, erwidere ich, und mein Puls beschleunigt sich. Natürlich sage ich Adam nicht hallo. Wie bescheuert sieht das bitte aus, wenn ich ihm hallo sage? Er ist mein Chef und sicherlich nicht erpicht darauf, mich in seiner Freizeit zu sehen. »Auf keinen Fall sage ich ihm hallo. Am besten verschwinden wir in entgegengesetzte Richtung und –«

    »Aber unsere Plätze sind dort.« Tammie zeigt in die Richtung, in der Adam steht, und ich werfe den Kopf in den Nacken. »Tammie«, jammere ich. »Das kann doch nicht wahr sein. Es sieht seltsam aus, wenn ich an ihm vorbeigehe und –«

    »Wieso?«, fragt sie. »Es ist ja nicht so, dass du seinetwegen hier bist, oder?«

    »Das wäre ja noch schöner«, zische ich. »Ehrlich, ich … ich kann nicht an ihm vorbeigehen.«

    »Jetzt mach dich nicht lächerlich«, meint Tammie und greift nach meiner Hand. Sie will sich in Bewegung setzen, aber ich bleibe stehen. »Mia, verdammt. Komm jetzt, bitte.«

    »Ich kann nicht an ihm vorbeigehen. Was … was ist, wenn er mich sieht?«

    »Dann sieht er dich«, stöhnt sie und ist zunehmend genervt. »Wen interessiert es?«

    »Mich«, halte ich dagegen und Tammie auf. »Tammie, bitte. Er ist mein Boss und einer der einflussreichsten Männer Seattles. Ich darf nicht von ihm gesehen werden. Wer weiß, was er hier tut?«

    »Was soll er schon hier tun?«, fragt sie und zuckt mit den Schultern. »Freunde oder Bekannte treffen, ein Bier trinken und währenddessen sein Geld verjubeln. So wie all die anderen Kerle hier auch. Nur, dass er wohl mit Abstand am meisten davon hat.« Sie lacht über ihren Witz, aber mir ist nach wie vor nicht zum Lachen zumute.

    Adam ist Gerüchten zufolge mittlerweile Milliardär. Wenn man einigen Zeitungsartikeln Glauben schenken mag, ist er der reichste Manning-Bruder. Was mich nicht weiter wundert, wenn ich manchmal die Abrechnungen seiner Gagen als Manager sehe. Allein an Aaron verdient er dreißig Millionen Dollar im Jahr.

    »Ich glaube nicht, dass er hier ist, um sein Geld zu … verjubeln«, murmle ich. »Das ist doch gar nicht sein … sein Milieu. Er verkehrt in den besten Kreisen der Stadt und –«

    »Das eine schließt das andere doch nicht aus, oder?«, meint Tammie. »Und diese Events leben von reichen Leuten wie Adam, die ihr Geld in die Boxer stecken und hochwetten.«

    Ich verziehe den Mund und glaube nicht, dass er so ist. Vielleicht begleitet er auch jemand, so wie ich es tue.

    »Können wir jetzt endlich zu unseren Plätzen gehen?«, fragt Tammie. »Bitte, Mia.«

    »Können wir vielleicht außenherum gehen?«, frage ich und schaue wieder zu Adam. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich auch gesehen hat. Wir stehen nicht so weit auseinander, dass es nicht möglich wäre.

    »Du hast so einen Knall.« Tammie nimmt meine Hand, und ohne auf meine weiteren Proteste zu hören, zieht sie mich hinter sich her zu unseren Plätzen. Damit auch immer weiter auf Adam zu. Ich halte Ausschau nach seinen Brüdern, ob sie vielleicht auch hier sind. Vorstellen kann ich mir das nicht. Aaron wird zu Hause bei Louisa und ihrer Tochter Opal sein. Die Kleine ist ein halbes Jahr alt. Aiden wird ebenfalls zu Hause sein, weil Emilia hochschwanger ist mit ihrem ersten Kind.

    Mit gesenktem Kopf folge ich Tammie durch die Halle, um zu unseren Plätzen zu gelangen. Dass Adam hier ist, kann ich mir nach wie vor nicht erklären. Er passt nicht hierher. Er gehört in ein schickes Restaurant am Hafen oder in einen Club in Downtown, aber doch nicht in eine stillgelegte alte Fabrik, in der Boxkämpfe ausgetragen werden.

    Zu meinem Pech stoße ich mit jemandem zusammen und sehe erschrocken auf.

    »Tut mir leid, ich …«, setze ich an und verschlucke mich sogleich, als ein bekanntes Paar braune Augen auf meine trifft. »… habe nicht geschaut, wohin ich laufe.«

    Trotz der ohrenbetäubenden Lautstärke in der Halle breitet sich zwischen Adam und mir eine unangenehme Stille aus. Sein Blick trifft auf meinen, und er reißt erschrocken die Augen auf, als er mich erkennt. Mein Herzschlag beschleunigt sich, und ein Knoten bildet sich in meinem Bauch. Ich fühle mich verdammt unwohl in meiner Haut und möchte am liebsten wegrennen, aber er steht direkt vor mir. Das ist alles Tammies Schuld, weil sie keine fünf Meter außenherum gehen wollte.

    »Hallo«, stößt er aus und mustert mich. Ich presse die Lippen aufeinander und sehe an mir runter. In so einem sexy Outfit hat er mich noch nie gesehen. Im Büro trage ich knielange Röcke und züchtige Blusen. Meine Haare habe ich ordentlich zusammengesteckt und meine natürlichen Afrolocken geglättet. Aber andersrum ist es dasselbe Bild. Für mich ist es ebenso ein wahnsinnig ungewohnter Anblick. »Was machst du denn hier?«, will er wissen.

    »Ich bin mit meiner besten Freundin hier«, erkläre ich und deute auf Tammie. »Ihr Freund boxt.«

    »Ihr Freund …« Adam sieht zu Tammie und mustert meine beste Freundin für einige Sekunden. Dann sieht er wieder zu mir. »Wer ist ihr Freund?«

    »Jack Wellinger«, mischt Tammie sich in unser zugegebenermaßen peinliches Gespräch ein und reicht Adam die Hand. Das darf doch alles nicht wahr sein. Sie soll sich ihm nicht vorstellen, als wäre er ein Freund von mir. Er ist mein Boss! Tammie interessiert das überhaupt nicht. »Tamara Goldstein, aber alle nennen mich Tammie. Freut mich.«

    »Adam«, sagt er immer noch perplex und lässt seinen Nachnamen wissentlich unter den Tisch fallen. »Freut mich auch.«

    Ich muss dringend diese Unterhaltung kappen und Tammie zu unseren Plätzen schleusen. Wenn sie sich weiterhin mit Adam unterhält, wird das nicht gut für mich enden. »Wir müssen dann auch weiter«, klinke ich mich wieder in das Gespräch ein und greife nach ihrer Hand. »Es hat mich gefreut.«

    »Mich auch«, murmelt Adam, und ich nicke und zerre Tammie hinter mir her zu unseren Plätzen. Das war so peinlich, und ich hoffe, dass er morgen im Büro kein Wort über dieses Treffen verliert. Aber so überrascht wie er war, ist er vielleicht auch nicht scharf darauf, dass jemand weiß, dass er hier war.

    »Ich fand ihn nett«, meint Tammie und sieht mich lächelnd an. »Du nicht?«

    »Halt einfach die Klappe.« Ich schüttle mit dem Kopf und nehme einen großen Schluck von meinem Bier. »Hier sind unsere Plätze.«

    Ich zeige auf die Stühle und lasse mich auf einem nieder.

    Mein Blick gleitet erneut durch die Halle, und ich bleibe wieder an Adam hängen. Er steht mit dem Rücken zu mir und unterhält sich mit einem Mann, den ich schon ein paar Mal bei Boxkämpfen gesehen habe. Seine Glatze schimmert im Scheinwerferlicht und seine Arme sind komplett mit Tattoos bedeckt. Er ist deutlich breiter gebaut als Adam. Er wirkt so gar nicht wie ein Kerl, mit dem Adam abhängt.

    »Sag mal, Tammie …« Ich stoße meine beste Freundin an. »Wer ist der Typ neben Adam?«

    Sie sieht zu ihnen und grinst.

    »Das ist David … keine Ahnung, wie er weiter heißt«, erwidert sie. »Ihm gehört ein Box-Club in Seattle, und viele seiner Schützlinge boxen hier.«

    »Ach ja?«, murmle ich. »Interessant.«

    Es ist äußerst interessant, was Mr.Manning in seiner Freizeit treibt.

    2

    ADAM

    Ungläubig sehe ich mich in der alten Fabrikhalle am Stadtrand von Seattle um, aber kann Mia nicht mehr entdecken. Mich hat es wie ein Schlag getroffen, als sie in mich gelaufen ist. Was macht sie hier? Klar, ihre Freundin, die scheinbar die Freundin von Jack ist, hat sie mitgebracht, aber ich hätte niemals gedacht, dass sie solche Kontakte pflegt. Nichts gegen Tammie oder Jack. Wobei ich niemals gedacht hätte, dass jemand wie Tammie ihre Freundin ist. Ich werfe heute wieder mit Vorurteilen um mich.

    Aber Mia wirkt so gar nicht so, als wäre das ihr Umfeld. Mit den halbseitig abrasierten Haaren und Tattoos passt Tammie nicht zu meiner Assistentin. Aber das sage ausgerechnet ich. Ich passe wohl am allerwenigsten von allen hierher …

    Mia hat mich angesehen, als wäre ich ein Geist. Nachvollziehen kann ich es sehr gut. Das hier sind absolut nicht die Kreise, in denen man einen Mann wie mich vermutet. Mich stellt man sich in einem schicken Restaurant mit Kaviar und Sportwetten der anderen Art vor. Diese Wetten mache ich auch, vor allem wenn es zu einem Geschäftsabschluss führt, aber nicht privat. Der Boxsport ist seit fast zwanzig Jahren ein Hobby von mir. Nach meinen Kreuzbandrissen in der Highschool brauchte ich ein Ventil, um mich abzureagieren, und so bin ich zum Boxen gekommen. Mir war früh klar, dass ich das niemals beruflich machen möchte, aber es gefällt mir. Über Kontakte habe ich mit siebzehn David kennengelernt. Seither ist er mein bester Freund. Er betreibt einige Fitnessstudios und einen Box-Club in Seattle. Vor zwei Jahren hat er mich das erste Mal auf diese Kämpfe, und natürlich auch die Wetten, aufmerksam gemacht. Er meinte, dass das etwas für mich wäre, und wenn ich möchte, darf ich gern auf seine Jungs wetten. Zunächst habe ich das Wetten abgelehnt, aber ihn begleitet. Mittlerweile wette ich regelmäßig und schaue in seinem Club vorbei, wie fit die Jungs sind. Jack ist in der Szene ein Shootingstar. Sowas wie meine Brüder im Football. Ehrlich gesagt glaube ich, dass er mit der richtigen Unterstützung auch professionell boxen könnte. Außerdem sieht er wahnsinnig gut aus mit seinen blonden Haaren, den eisblauen Augen und seinem von oben bis unten mit Tattoos übersäten Körper. Bisher konnte ich ihn noch nicht davon überzeugen, einen Managementvertrag sowie Sponsoringverträge mit unseren Partnern bei Manning Sport Management zu unterschreiben. Er sagt, dass er das nicht braucht und ihm sein Tattoo-Studio und das Boxen als Hobby ausreichen. Ich kann niemanden zu seinem Glück zwingen, obwohl ich mit meinem Näschen für gute Sportler, die auch noch ein hohes Maß an Attraktivität besitzen, extrem reich geworden bin. Meine Rolex ist nicht vom Himmel gefallen, und mein Bentley kommt nicht von nichts. Mit meinem Talent, Spieler zu managen, bin ich reich geworden. Reicher, als ich es als Profispieler jemals hätte werden können. Meine Brüder verdienen sehr gut, und ohne Aarons üppiges Rookie-Gehalt hätten wir Manning Sport Management niemals hochziehen können. Doch mittlerweile stellt mein Gehalt das meiner Brüder in den Schatten. Meine Tätigkeiten als Manager haben mit Aaron am College angefangen. Mittlerweile haben wir ein Imperium in Seattle geschaffen, an dessen Spitze ich sitze.

    Dennoch möchte ich ab und zu auch mal mit Kumpels ausgehen, ein Bier trinken und der ganz normale Typ sein, der ich war, bevor ich meine erste Milliarde verdient habe. Manning Inc. ist vor einigen Monaten an die Börse gegangen und was soll ich sagen? Ich habe einfach ein verdammt gutes Näschen für Deals.

    Ich suche die Halle wieder nach Mia ab, aber finde sie nicht. Jack ist als Nächstes dran, und ich habe zweihundert Dollar auf ihn gesetzt. Ich hätte auch fünfhundert oder tausend Dollar setzen können, aber heute war mir nicht danach. Meine Anwesenheit auf diesen Events stört niemanden, und sollte doch jemand ein Foto von mir machen, habe ich es spätestens am nächsten Tag auf meinem Schreibtisch liegen, und die Person bekommt Post von meinem Anwalt. Dass nun aber meine Assistentin hier ist, rückt das alles in ein ganz anderes Licht. Noch dazu, weil Mia unfassbar heiß aussieht. Im Büro hat sie ihre natürlichen afroamerikanischen Locken zu einem Zopf zusammengebunden und geglättet. Heute hingegen trägt sie sie offen. Es steht ihr wahnsinnig gut, und ich frage mich, warum sie sich im Büro nie so zeigt. Ich kann nur raten, aber glaube, dass sie denkt, dass ich es nicht mögen könnte. Ihr Outfit ist wow. Die enge Jeans schmiegt sich perfekt an ihre Beine und betont ihren süßen Hintern. Dazu das knappe Top und die lässige Lederjacke. Sie sieht wahnsinnig gut aus, und würde ich sie nicht kennen, wäre sie mir heute Abend sicherlich ins Auge gefallen. Was aber nicht bedeuten soll, dass ich eine der zahlreichen anwesenden Frauen anflirte und abschleppe. Zum einen, weil ich verheiratet bin und meine Frau liebe, und zum zweiten, weil es ein Skandal wäre, wenn ich dabei erwischt werden würde und die Frauen plaudern würden.

    »Gehen wir zu unseren Plätzen?«, fragt David.

    »Sicher«, meine ich und lächle ihn an.

    David ist zwei Jahre älter als ich, siebenunddreißig, so wie ich verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Frau Gina ist wundervoll. Ich mag sie sehr gern, während Julie meint, dass sie merkwürdig sei. Demnach können wir uns auch kaum zusammen treffen. Meine Frau möchte sich mit diesen Leuten nicht sehen lassen. Was mich tierisch ärgert, weil David mir sehr wichtig ist. Er ist mein bester Freund. Ich darf auch nichts gegen ihre Freundinnen sagen. Ich schiebe die Gedanken an Julie beiseite und wende mich wieder an David.

    »Denkst du, Jack packt es heute?«, frage ich und schaue auf den noch leeren Ring.

    »Klar«, meint er. »Bist du immer noch an ihm dran?«

    Genervt stöhne ich auf. »Ja«, erwidere ich. »Er will nicht unterschreiben. Aber egal … Wir wollten heute nicht übers Geschäft reden.«

    »Gina hat gesagt, dass wir das sowieso nicht schaffen.« Ich lache und stimme ihm zu. »Da muss ich deiner Frau zustimmen. Wo ist sie überhaupt? Wollte sie nicht mit?«

    »Chiara ist krank, und Robin … er ist schwierig momentan.«

    »Er ist ein Teenager«, sage ich. »Natürlich ist er schwierig. Denk daran, wie du in dem Alter warst …«

    Robin ist fünfzehn und probiert sich aktuell aus. Im wahrsten Sinne des Wortes. David hatte sogar schon Sorge, dass er Drogen nimmt. Das wiederum halte ich für Blödsinn. Er ist ein kluger Junge, das macht er nicht. Er ist rebellisch und erinnert mich sehr an Aiden in dem Alter. »Mach dir keine Sorgen«, setze ich dennoch nach und klopfe meinem besten Freund auf die Schulter. »Robin ist ein guter Junge.« David nickt und lächelt mich an.

    »Sag mal«, meint mein Kumpel. »Wer war eigentlich die süße Freundin von Jacks Freundin, die in dich gerannt ist?«

    Ich schaue ihn erschrocken an, dass er das mitbekommen hat, und antworte ihm zunächst nicht. Unmöglich kann ich David sagen, wer sie war. Wenn er erfährt, dass ich eine blutjunge und noch dazu wunderschöne Assistentin habe, wird er mich ewig damit aufziehen. David weiß, dass die Ehe mit Julie in einer Krise steckt. Ich betrüge meine Frau nicht. Dennoch läuft es aktuell nicht. Auch im Bett. Das letzte Mal war es total verkrampft. Momentan habe ich das Gefühl, dass wir nur noch wegen unserer Töchter verheiratet sind. Sollte David jetzt erfahren, dass Mia für mich arbeitet, wird er mir nicht glauben, dass ich die Finger von ihr lasse. Wer kann es ihm verdenken? Sie ist wunderschön. »Keine Ahnung«, gebe ich mich unwissend. »Ich kenne sie nicht.«

    »Na gut«, meint er, und wir setzen uns in die erste Reihe am Ring. Von hier aus haben wir den besten Blick auf das Geschehen.

    Das Boxen ist eines der wenigen Dinge, denen ich neben der Arbeit und Zeit mit meiner Familie regelmäßig nachgehe. Ich arbeite an manchen Tagen zehn Stunden und länger. Absolut wahnsinnig, aber ohne dieses Pensum hätte ich es niemals so weit geschafft. Meine Arbeit macht mir Spaß, ich liebe es, Erfolge zu feiern und neue Sportler bei

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