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Wie sage ich eigentlich …?: 30 Tipps für schwierige Gespräche
Wie sage ich eigentlich …?: 30 Tipps für schwierige Gespräche
Wie sage ich eigentlich …?: 30 Tipps für schwierige Gespräche
eBook312 Seiten3 Stunden

Wie sage ich eigentlich …?: 30 Tipps für schwierige Gespräche

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Über dieses E-Book

Wie sage ich eigentlich, dass du stinkst, dass ich ausziehe, dass ich weniger Kontakt möchte, dass ich Weihnachten woanders verbringe, dass ich keine Kinder will, dass ich einsam bin, dass ich nicht mit dir in den Urlaub fahren will, dass ich schwanger bin, dass ich schwer krank bin, dass ich sterbe, dass das Essen nicht schmeckt, dass du Hilfe brauchst, dass ich Hilfe brauche, dass mir dein Geschenk nicht gefällt, dass ich dich nicht mehr liebe, dass ich etwas Neues will, dass ich Angst habe, dass ich mir Sorgen mache, dass du mich nervst, dass mir alles zu viel wird, dass ich mich von dir trenne, dass dich das nichts angeht, dass ich dich nicht attraktiv finde, dass ich etwas anderes will, dass ich mich anders entschieden haben, dass ich mein Leben mit dir verbringen will?
Es gibt unzählige Situationen, bei denen es sich lohnt, im Vorhinein genau darüber nachzudenken, wie man etwas anspricht. Klarheit in der Aussage und Rücksichtnahme auf die Gefühle der anderen Person wollen genau abgewogen sein. Isabel García gibt 30 Kommunikationstipps, mit denen es gelingt, ehrlich mit sich selbst und wertschätzend mit dem Gegenüber umzugehen – privat und beruflich. Auf die quälende Frage »Wie sage ich eigentlich…?« gibt es endlich eine Antwort: »Sprich es aus!« Denn nur wer ehrlich mit sich und seinen Bedürfnissen umgeht und andere respektiert, führt das Leben, das er sich wünscht.
Mit Audiobeispielen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum28. März 2022
ISBN9783647994147
Wie sage ich eigentlich …?: 30 Tipps für schwierige Gespräche
Autor

Isabel García

Isabel García gehört zu den führenden Kommunikationsexpert:innen Deutschlands. Als ausgebildete Sängerin, Schauspielerin, Radiomoderatorin und diplomierte Sprecherin war sie schon einige Jahre erfolgreich, bevor sie sich dazu entschloss, andere Menschen beim Sprechen und Kommunizieren zu unterstützen. Denn ihre Überzeugung ist: Alle können erfolgreich kommunizieren, wenn sie sich selbst treu bleiben. Als Vortragsrednerin und Mentorin coacht sie andere und gibt im deutschsprachigen Raum Seminare im Bereich Kommunikation und Rhetorik. Sie hat bereits mehrere erfolgreiche Bücher und Hörbücher veröffentlicht und ist bekannt durch ihre Podcast-Reihe »Gut reden kann jeder«, die u. a. auf iTunes und Youtube veröffentlicht wird. Foto der Autorin: © Julia Grudda

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    Buchvorschau

    Wie sage ich eigentlich …? - Isabel García

    KAPITEL EINS

    »AB SOFORT WIRD ALLES ANDERS«

    ETWAS MITTEILEN, DAS UNSERE BEZIEHUNG VERÄNDERN WIRD

    Hape Kerkeling hat einfach gesagt: »Ich bin dann mal weg.«² So heißt sein Bestseller und es war sein damaliger Wunsch, den er so auf spielerische, leichte Art geäußert hat – empfehle ich allerdings nicht zur Nachahmung. Denn bei Hape Kerkeling ging es nur um eine Auszeit, die er sich auf dem Jakobsweg nahm. Doch wenn Sie z. B. Ihren Mann verlassen möchten, wären das keine netten Worte – noch nicht einmal ansatzweise: »Schatz, ich bin dann mal weg.« Das erinnert doch stark an diverse Erzählungen von Personen, die nach »Ich gehe nur mal eben Zigaretten holen«, nie wiedergesehen wurden.

    Wie kann ich also jemandem wertschätzend sagen, dass ich ihn oder sie verlasse? Oder wie kann ich meiner Führungskraft sanft erklären, dass ich kündige? Wie bringe ich meiner Mutter schonend bei, dass ich mit dreißig Jahren endlich ausziehen will? Welche Worte sollten als Erstes aus meinem Mund purzeln, damit sich das Drama in Grenzen hält?

    Zuallererst möchte ich einen wunderschönen Begriff von meinem Kollegen Jens Corssen einführen: das »Seelenband«.³ Sobald der Psychologe über gute Beziehungen spricht, lenkt er den Blick seiner Kundschaft erst einmal auf dieses unsichtbare Seelenband. Er meint, dass wir alles sagen und ansprechen können, wenn dieses Seelenband stark ist. Um es anders auszudrücken, falls Sie mit dem Begriff nichts anfangen können: Wenn die Beziehung gut ist, dann hält sie sehr viel aus.

    Deswegen wurde auch früher immer wieder in Kommunikationstrainings und -büchern gepredigt, dass wir uns bei Gesprächen auf die Beziehung konzentrieren sollten. Denn – so die damalige Aussage – 80 Prozent der Überzeugungskraft würde über die Beziehungsebene laufen und nur 20 Prozent über die Sachebene. Wer auch immer das gezählt haben mag. Doch ganz gleich, ob diese Prozentzahlen nun haargenau stimmen oder nicht, Sie haben bestimmt schon mal davon gehört.

    | Beziehungsebene

    Wer hats erfunden?

    Der Ursprungsgedanke kam von Sigmund Freud (Arzt, Neuro- und Tiefenpsychologe). Philip George Zimbardo und Floyd L. Ruch (Professoren für Psychologie) stellten dies in einem Eisbergmodell dar und Paul Watzlawick (Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler) hat die Metapher in die Kommunikation übertragen.

    Was bedeutet der Begriff?

    Bei der Beziehungsebene geht es um Emotionen und Gefühle füreinander. Wenn Gefühle und Emotionen komplett außen vor gelassen werden, wird es Sachebene genannt.

    Beispiele?

    Sachebene: »Im Wohnzimmer steht ein Sofa.« Beziehungsebene: »Es ist ein tolles Sofa in Knallrot. Ich liebe es. Es ist weich und ich kann es für meine Gäste in ein Schlafsofa umwandeln.«

    Sachebene: »Wir vertreten unterschiedliche Meinungen.«

    Beziehungsebene: »Nie verstehst du mich. Du lässt nie wieder von einer einmal gefassten Meinung ab. Immer willst du recht haben. Das macht mich so wütend.«

    Was bedeutet dies für Ihre Kommunikation?

    Wenn eine fremde Person Sie auf der Straße anspricht und Ihnen sagt, dass Sie einen hässlichen Mantel tragen, dann werden Sie sich zwar wundern, aber kaum Ihre Meinung zu Ihrem Lieblingsmantel ändern. Sagt Ihnen allerdings Ihre beste Freundin dasselbe, schauen Sie sich den Mantel daraufhin noch einmal kritisch an und fragen sich, ob sie recht haben könnte.

    Konzentrieren Sie sich daher auf die Beziehungsebene bei allen Menschen, die Sie gern überzeugen möchten. Diese nehmen Ihre Aussagen dann ernst und denken über sie nach.

    Sollten Sie mitunter Freundschaften in Ihrem näheren Umfeld beobachten, haben Sie vielleicht schon mal gedacht: »Kein Wunder, dass die Freundschaft nach dem Streit auseinanderbrach. Ich habe mich schon lange gewundert, warum die überhaupt befreundet sind.« Falls das Seelenband, diese Beziehung, nicht fest genug ist, dann kann es an einem Streit zerreißen. Und dies ist auch die große Angst, die wir haben, sobald wir etwas aussprechen möchten, was dem anderen vielleicht nicht gefallen wird.

    »Was ist, wenn unsere Beziehung daran scheitert?« – »Was ist, wenn er mich nun verlässt?« – »Was ist, wenn dies der berühmte Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt?«

    Gute Frage. Nächste Frage. Ob diese Beziehung stark genug ist, können nur Sie entscheiden beziehungsweise der Mensch auf der anderen Seite des Seelenbandes. Und im Zweifelsfall gilt es, den Schritt in ein unangenehmes Gespräch zu wagen. Auch auf die Gefahr hin, dass Sie sich geirrt haben und die Beziehung hinterher unwiderruflich zerstört ist.

    Warum?

    Für den Fall, dass die Beziehung oder das Seelenband schwach ist, hilft meistens auch keine spezielle Gesprächsstrategie. Falls Sie ungewollt schwanger geworden sind und sich unbändig darüber freuen, der Erzeuger allerdings nur auf eine Affäre aus ist, dann wird er sich wahrscheinlich nicht – von noch so schönen Worten – davon überzeugen lassen, dass er sich jetzt gefälligst darüber freuen soll.

    Ein Gespräch aus Angst vor Streit monatelang oder sogar jahrelang auf die lange Bank zu schieben, ist auch keine Strategie. Erstens ist das Baby während dieser Zeit wahrscheinlich schon zur Welt gekommen und zweitens schwächt eine Gesprächsvermeidung Ihre Beziehung erheblich.

    Ich möchte Ihnen damit Mut zusprechen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Seelenband beziehungsweise Ihre Beziehung stark ist, dann wird sie auch Meinungsverschiedenheiten aushalten. Mein erster Tipp wäre somit, dass Sie sich darauf konzentrieren, die Beziehung zu denjenigen zu stärken, die Ihnen wichtig sind. Indem Sie sich mehr auf das konzentrieren, was Sie verbindet, und weniger darauf, was Sie trennt.

    Ein Ehepaar aus meinem Bekanntenkreis hat sich einen Hund gekauft, das erste Mal in seinem Leben. Die meisten Freunde finden den Familienzuwachs knuffig und haben akzeptiert, dass dieses Ehepaar nun stets inklusive Hund auf einen Kaffee vorbeikommt. Eine Freundin des Ehepaars mag aber keine Hunde. Sie meinte: »Ich freue mich auf euren Besuch, aber lasst den Hund zu Hause.« Für Sie vielleicht eine verständliche Bitte, doch eine schwierige Aussage für diese neugebackenen Hundeliebhaber. Für das Ehepaar fühlte es sich genauso an, als wenn die Freundin sagen würde: »Ich freue mich über euren Besuch, aber lasst eure unerzogenen Kinder zu Hause.«

    1 TIPP 1: Seelenband stärken

    Stärken Sie das Seelenband beziehungsweise die Beziehungsebene, sooft Sie können. Eine Freundin, zu der Sie eine großartige, enge Bindung haben, wird mit Ihnen befreundet bleiben, auch wenn sie ab sofort immer mal wieder Ihren Hund ertragen muss.

    Fragen Sie sich als Hundebesitzer in so einer Situation: »Wollen wir mit dieser Person noch befreundet bleiben?« So fies diese Frage auch klingt, ich meine sie ernst. Denn bevor Sie sich kopfüber in ein Konfliktgespräch stürzen, dürfen Sie für sich herausfinden, ob es sich überhaupt lohnt. Dieses Ehepaar hat sich schließlich gegen die Freundin entschieden. Frei nach dem Motto: »Nicht ohne unseren Hund.«

    Falls Sie aber – sollten Sie mal in einer ähnlichen Situation stecken – diese Frage mit einem klaren JA beantworten, können Sie sich die nächste Frage stellen: »Wollen wir uns ständig mit ihr streiten?« Wenn hier ein NEIN folgt, dann können Sie sich fragen: »Wäre es für uns okay, den Hund beziehungsweise die unerzogenen Kinder zu Hause zu lassen?« Sie überprüfen Ihr »Was will ich?« oder »Was wollen wir?«. Diese Frage stellt sich kaum jemand, bevor er sich stunden-, tage-, wochen-, monatelang mit anderen streitlustig auseinandersetzt und um die sogenannte Wahrheit kämpft.

    2 TIPP 2: Was will ich?

    Finden Sie vor dem Gespräch heraus, was Sie sich vom Gegenüber beziehungsweise von der Beziehung oder dem Gespräch wünschen und erhoffen. Dies geht schnell mit provokanten Fragen, wie: »Will ich diese Freundschaft überhaupt?«, die Sie sich gedanklich beantworten.

    Wieso ich von der »sogenannten« Wahrheit spreche? Weil es DIE Wahrheit nicht gibt. Für das Ehepaar ist es sicherlich DIE Wahrheit, dass die Freundin egoistisch handelt. Für die Freundin ist es wahrscheinlich DIE Wahrheit, dass eben dieses Ehepaar egoistisch über ihre Bedürfnisse hinweg trampelt. Meine Wahrheit, deine Wahrheit, Ihre Wahrheit, eure Wahrheit, deren Wahrheit … Es gibt viele Wahrheiten und keine darf sich auf das Siegertreppchen stellen und laut herausbrüllen: »Ich bin DIE Wahrheit!«

    Jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit und bevor ich ein für mich schwieriges Gespräch beginne, gilt es, mir das vor Augen zu führen. Keiner hat DIE Wahrheit gepachtet, auch Sie nicht. Im gleichen Zusammenhang wird im Coaching gern davon gesprochen, dass nichts falsch oder richtig sei. Jeder Mensch empfindet etwas anderes als falsch oder richtig. Viele Hundeliebhaber:innen finden es völlig richtig, dass ihr Hund im Café auf einer gepolsterten Bank sitzen darf, und viele andere empfinden dies als falsch, weil sie nicht genau dort mit ihrer weißen Hose sitzen möchten, wo sich vorher der Hundepopo platzieren durfte.

    Was ist nun richtig oder falsch? Was ist die Wahrheit? Und wer will das entscheiden? »Komm iss, das ist lecker.« Nein, ist es nicht. Für mich war Grützwurst mit Rosinen nicht lecker. Da konnte meine Großmutter mich noch so begeistert anschauen und sagen: »Das ist lecker.« Das ist vielmehr eine Lüge, denn für mich war es – in meiner Welt – nicht lecker. Es war ihre Wahrnehmung, ihre Welt und meine Großmutter hat in solchen Momenten so gesprochen, als ob ihre Welt DIE Wahrheit wäre.

    Behalten Sie stets im Hinterkopf, dass Ihr Gesprächsgegenüber meistens eine komplett andere Wahrheit hat und es überhaupt keinen Sinn ergibt, die eigene Wahrheit auf Teufel komm raus zu verteidigen. Sie können darüber reden, warum dies Ihre Wahrheit ist, und dann können Sie dem anderen zuhören, wie er auf seine Wahrheit kommt, um als Nächstes gemeinsam eine Lösung zu finden – Ziel ist nicht, jemanden zu überzeugen, die eigene Wahrheit zu übernehmen.

    3 TIPP 3: Die Wahrheit

    Jedes Gehirn erschafft seine eigene Realität. Objektive Sinnesreize, die nicht zur eigenen Wahrheit passen, werden entweder nicht oder nur teilweise verarbeitet. Neue Informationen, die nicht zur eigenen Überzeugung passen, werden als weniger relevant bewertet. Somit gibt es nicht DIE Wahrheit, sondern 7.837.693.000 Wahrheiten – oder sogar einige mehr, falls zwischenzeitlich noch ein paar Babys geboren wurden. Ziehen Sie daher nicht für IHRE Wahrheit in den verbalen Krieg.

    Diese Suche nach den anderen Wahrheiten zahlt auf ein Grundbedürfnis ein: die Liebe! Bevor Sie jetzt sofort erschreckt das Buch zuklappen, nach dem Motto: »Erst ein Seelenband und nun noch die Liebe … Das ist mir zu esoterisch«, verspreche ich Ihnen, dass Sie von mir ganz konkrete Gesprächsvorschläge bekommen, die noch nicht einmal ansatzweise esoterisch oder spirituell anmuten. Und damit Sie auch der Liebe als Grundbedürfnis eine Chance geben, können Sie das Wort beim Lesen gedanklich stets in »Bindung« übersetzen, denn dies ist der Begriff aus der Hirnforschung für eines unserer Grundbedürfnisse.

    | Grundbedürfnisse

    Wer hats erfunden?

    Hierüber kann keine klare Aussage und auch keine allgemeingültige Definition geliefert werden, da dieser Begriff in vielen Wissenschaften völlig unterschiedlich verwendet wird: Medizin, Psychologie, Theologie, Rechtswissenschaft etc.

    Was bedeutet der Begriff?

    Unter dem Oberbegriff der Grundbedürfnisse werden einige Aspekte angeführt, welche die meisten zum Leben beziehungsweise Überleben brauchen.

    Beispiele?

    Körperliche Grundbedürfnisse: Atmung, Wärme, Trinken, Essen, Schlaf etc.

    Emotionale Grundbedürfnisse: Liebe, Partnerschaft, Nähe, Kommunikation, Anerkennung, Selbstverwirklichung, Sicherheit etc.

    Was bedeutet dies für meine Kommunikation?

    Am leichtesten können Sie mit jemandem reden, dessen Grundbedürfnisse befriedigt sind. Ist jemand kurz vorm Verdursten, fürchtet er im Krieg um sein Leben oder leidet er in einer Familie unter emotionaler Lieblosigkeit, dann ist diese Person im ersten Schritt damit beschäftigt, sich zu retten. Alles andere spielt keine Rolle.

    Während der COVID-19-Pandemie konnten Sie erleben, wie viele Menschen durch die Angst keine vernünftigen, beruhigenden Worte aufnehmen konnten. Das Gehirn war so mit dem Überleben beschäftigt, dass andere Ansichten nicht ankamen.

    Fühlt sich Ihr Gegenüber im Gespräch in solchen Fällen nicht geliebt, gehört, gesehen oder verstanden, dringen Ihre großartigen Worte und Anregungen nicht zu ihm durch.

    Mir persönlich ist es völlig egal, wie Sie dieses Grundbedürfnis nach Liebe nennen. Ich vereinfache meine Tipps gern mit einem einprägsamen Bild wie diesem, weil es die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Sie sich die Inhalte merken können. Trotz der simplen Metapher liegen diesem Bild natürlich viele wissenschaftliche Studien zugrunde. Die Hirnforschung ist sich darüber einig, dass ein soziales Verhalten und Gemeinschaftssinn das Belohnungssystem in unserem Gehirn aktivieren. Früher wurde dies nur vermutet, mittlerweile kann es wissenschaftlich belegt werden. Es ist also sehr förderlich, sich in Gesprächen auf die Liebe zu konzentrieren.

    Damit meine ich natürlich nicht, dass Sie jedem Menschen um sich herum stets sagen müssen: »Ich liebe dich.« Die Liebe beinhaltet: sich gesehen fühlen, Wertschätzung, Nähe, Respekt, Anerkennung und vieles mehr. Wenn ich also davon spreche, dass Sie bei Gesprächen darauf achten, dass sich Ihr Gegenüber geliebt fühlt, dann meine ich damit, dass es sich gesehen fühlt mit seiner eigenen Wahrheit und dem, was es für richtig hält. Und dass es sich respektiert fühlt und wertgeschätzt. Dadurch spürt es Nähe und Anerkennung.

    Wenn Sie sich in einem Konflikt befinden, weil Sie z. B. einem Freund sagen möchten, dass Sie gern weniger Kontakt zu ihm hätten, dann überprüfen Sie erst einmal, wessen Grundbedürfnis nicht befriedigt wird. Haben Sie persönlich den inneren Konflikt, weil Sie sich von ihm nicht gesehen fühlen? Würden Sie sich wünschen, dass Ihr Freund mal genau hinschaut und von allein erkennt, dass er Sie gerade mit Gedanken zumüllt, die Sie überhaupt nicht interessieren? Würden Sie sich freuen, wenn er selbst merken würde, wie aufdringlich er stets nach einem neuen Treffen fragt? Am besten noch mit emotionaler Erpressung à la: »Wir haben uns schon ewig nicht mehr gesehen. Du magst mich gar nicht mehr.«

    Bevor Sie mit ihm reden, ist es hilfreich zu erkennen, wer sich hier nicht geliebt fühlt. In diesem Beispiel wahrscheinlich beide. Denn Ihr Freund wäre vielleicht gern ihr allerallerallerbester Freund, den Sie jeden Tag treffen möchten und der jedes Geheimnis von Ihnen kennt. Da er dies nicht bekommt, fühlt er sich vielleicht nicht geliebt, somit nicht gesehen, nicht respektiert, nicht wertgeschätzt, die Bindung ist weniger stark, als er sie gern hätte.

    Wenn Sie dies im Hinterkopf behalten, dann werden Sie ganz anders ins Gespräch gehen. Anstatt »Du nervst« zu sagen, können Sie erkennen, dass Sie einfach unterschiedliche Bedürfnisse nach Nähe haben und unterschiedliche Ansichten von dieser Freundschaft. Über diese Unterschiede zu reden, ist kein Angriff. Falls Sie aber nur ein »Hör mal auf, so oft anzurufen« raushauen, befinden Sie sich durchaus im Angriffsmodus. Und bei Ihrem Freund wird während dieses Gesprächs sicherlich nicht das Belohnungszentrum im Gehirn angeknipst.

    4 TIPP 4: Grundbedürfnis Liebe

    Jeder Mensch strebt nach Lustvermehrung. Da eine gute soziale Bindung zu anderen Menschen das Belohnungssystem aktiviert, fühlt sich Ihr Gesprächsgegenüber besser, sobald sein Grundbedürfnis gestillt wurde. Der Neurobiologe Gerald Hüther meint: »Die durch Emotionen ausgeschütteten Botenstoffe des Dopamin- und Opiatsystems wirken wie Dünger auf Nervenzellen.«

    Dies schaffen Sie, indem Sie Ihr Gegenüber wertschätzen, respektieren und mit seinen eigenen Meinungen sehen.

    Bleiben wir ruhig noch eine Weile bei dem Beispiel mit dem Freund, der mehr Nähe möchte, als Ihnen lieb ist. Sie haben sich vor dem Gespräch überlegt, was Sie wollen, und herauskam: Ich will diese Freundschaft. Gut. Gleichzeitig kam allerdings auch heraus: Ich will weniger Nähe. Genauso gut. Wenn Sie nun noch im Hinterkopf behalten, dass Sie die einzig geltende Wahrheit nicht gepachtet haben, und Ihren Freund mit seinen Bedürfnissen nach mehr Nähe wahrnehmen, dann starten Sie ins Gespräch.

    Doch bitte nicht mit Aussagen, die sofort darauf abzielen, den anderen ändern zu wollen. Weniger »Du rufst zu oft an« und mehr »Ich mag nicht so oft telefonieren«. Sprechen Sie in den sogenannten Ich-Botschaften mehr darüber, was Sie empfinden, was Sie von sich offenbaren möchten und was Sie gern anders hätten, als nur darüber, was der Freund ändern soll. Für ein lösungsorientiertes Gespräch ist es hilfreich, wenn beide Parteien aus ihrer Sicht erklären, was sie stört und was sie gern anders hätten. Dadurch landen wir auf Augenhöhe und meines Erachtens ist nur auf dieser ein gutes Gespräch möglich.

    | Ich-Botschaft im

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