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Twilight Imperium: Verborgene Herrscher
Twilight Imperium: Verborgene Herrscher
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eBook443 Seiten5 Stunden

Twilight Imperium: Verborgene Herrscher

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Über dieses E-Book

Die Galaxis steht am Rande des Krieges, doch noch besteht Hoffnung, dass das riesige Netz von Intrigen aufgedeckt werden kann, bevor es zu spät ist. Als die Agentin Amina Azad einen hacanischen Botschafter vor einem Attentat rettet, zieht sie ihn in ihre Ermittlungen über eine gewaltige Verschwörung hinein. Unsichtbare Kräfte destabilisieren die gesamte Galaxie, und das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt – denn gerüchteweise kehren die uralten "Herrscher der Galaxie" zurück. Verfolgt von Agenten Dutzender anderer Fraktionen, können Azad und der Botschafter nur etwas erreichen, wenn sie sich mit ihren Feinden verbünden. Aber selbst diese könnten kompromittiert sein – von einem geheimen Puppenspieler zum Handeln verleitet. Wie können sie einem Bündnis vertrauen, wenn sie alle sich selbst nicht vertrauen können? Der spektakuläre Abschluss der TWILIGHT IMPERIUM-Trilogie.
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum5. Mai 2023
ISBN9783986663209
Twilight Imperium: Verborgene Herrscher

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    Buchvorschau

    Twilight Imperium - Tim Pratt

    KAPITEL 1

    TERRAK

    Ich dokumentiere diese Chronik, damit im Falle meiner Gefangennahme und meines unvermeidlichen Todes die Wahrheit ans Licht kommen kann. Ich wurde einer ungeheuerlichen Tat beschuldigt, die ich nicht verübt habe … auch wenn ich nicht behaupten kann, dass ich generell unschuldig bin (die Fehler, die ich begangen habe, und das sind viele, werde ich zugeben, wenn es relevant ist).

    Und so begannen meine Probleme.

    Ich stand im obersten Stockwerk der Shilsaad-Station an einem riesigen Rundumfenster mit Blick auf die gefrorene Nova. Ich schwenkte eine Tasse hacanischen Sonnenweins und tat mein Bestes, eine Art wohlwollende Weisheit auszustrahlen. Einer der Hilfsdiplomaten der Mentak-Koalition, eine Menschenfrau mit hohen Wangenknochen und rasiermesserscharf geschnittenem Haar namens Coralee, schlenderte zu mir herüber. In der Hand hielt sie ein geriffeltes Glas mit einer Flüssigkeit, die zweifellos weniger stark alkoholisch war als mein Getränk. Die Mentak waren die Organisatoren dieser Veranstaltung, also hatte sie mehr Grund, einen klaren Kopf zu behalten, als ich.

    »Botschafter Terrak«, sagte sie und lehnte sich gegen das Geländer vor dem Panoramafenster. »Ich hatte gehofft, mit Euch unter vier Augen sprechen zu können.«

    Ich überragte die Menschenfrau um zwei Drittel eines Meters und wog sicher mindestens doppelt so viel wie sie, dennoch wich sie weder vor mir zurück noch zeigte sie Nervosität, wie es viele Menschen taten, wenn sie Vertretern meines Volkes so nahe kamen. Die Hacan ähnelten oberflächlich betrachtet einem nahezu ausgestorbenen Raubtier von der ursprünglichen Heimatwelt der Menschen, einer großen Raubkatze, die »Löwe« genannt wurde. Mit einem einschüchternden, aber edlen Tier verglichen zu werden, war manchmal durchaus nützlich, wenn man es mit Menschen zu tun hatte, doch diese Menschenfrau stammte nicht von Jord oder irgendeinem anderen Planeten innerhalb der Sol-Föderation. Sie war in der Multikulti-Gesellschaft der Mentak-Koalition aufgewachsen, was bedeutete, dass sie ihr ganzes Leben in der Gegenwart von Hacan verbracht hatte.

    Die Mentak-Koalition war eine Besonderheit in der Galaxie, denn hier lebten viele verschiedene Spezies eng zusammen, und das mehr oder weniger in Harmonie. Jetzt wollte ihre Regierung diese Koalition ausweiten und andere Kulturen, darunter auch meine, in eine große Allianz einbeziehen – und erstaunlicherweise schien dieser Plan sogar gelingen zu können. Der Zweck dieses Abends bestand darin, die letzten Details der recht hochtrabend benannten »Großen Union« zu besprechen, und unsere Zusammenkunft war nur eine von vielen, die vorab stattfanden und in einem großen Gipfeltreffen mehrerer Fraktionen auf der Heimatwelt der Koalition, Moll Primus, münden sollten. Dort sollte schließlich – zumindest in der Theorie – der Vertrag offiziell unterzeichnet werden. Vorausgesetzt, dass nicht schon vorher alles in die Brüche ging. Mehrere stolze und uralte Kulturen, von denen einige in der Vergangenheit miteinander verfeindet gewesen waren, davon zu überzeugen, sich zu einem einzigen großen Bündnis zusammenzuschließen, war ein heikles Unterfangen. Ich betrachtete die gesamte Idee eher mit zynischer Haltung. Die Große Union schien mir zu jener Sorte von Vorhaben zu gehören, die Zehntausende von Stunden kollektiver Arbeit erforderten, um am Ende bestenfalls ein symbolisches Ergebnis zu erzielen. Aber Diplomaten mussten sich ja irgendwie beschäftigen und bei solchen Unternehmungen gab es wenigstens immer reichlich Getränke.

    »Bin ich etwa so berühmt für meine Konversationskünste?«, fragte ich. Bevor sie antworten konnte, deutete ich auf die riesige, gefrorene Nova, die sich jenseits des Aussichtsfensters als unscharfes Panorama abzeichnete – auf den Stern, der im Moment seiner explosiven Ausdehnung für immer erstarrt war. Die wahre Helligkeit der Nova wurde durch eine Reihe von Blenden, Schutzschilden und Linsen verborgen, sodass es möglich war, dieses eingefrorene Bild stellarer Verwüstung direkt anzuschauen. »Was ist Eure Theorie?«

    »Über die gefrorene Nova?« Sie zuckte mit den Schultern. »Eine alte Zivilisation hat versucht, die Energie eines explodierenden Sterns zu nutzen, und das ist das, was von ihrer Sonnenbatterie übrig geblieben ist.«

    »Ah, die Ausbeutungshypothese.« Ich ließ den goldenen Wein in meinem Becher kreisen. »Ich selbst bevorzuge die Überlebenshypothese: dass dieses System die Heimat dieser uralten Aliens war und sie den Stern in Stasis versetzt haben, um ihre Welt vor der Zerstörung zu bewahren.«

    Sie legte den Kopf schief. »Eine Zivilisation, die in der Lage ist, die Ausdehnung eines Sterns zu unterbinden und ihn in permanente Kraftfelder einzuhüllen, könnte doch sicher einfach alles zusammenpacken und in ein System ziehen, das nicht kurz davorsteht, einer Supernova zum Opfer zu fallen, oder? Es ist ja nicht so, dass Sterne ohne Vorwarnung explodieren – diese Aliens hätten genug Zeit gehabt, sich vorzubereiten.«

    »Ihr unterschätzt den Reiz, der darin liegt, seine Heimat zu verteidigen«, erwiderte ich. »Manche Völker hängen sehr an der Wiege ihrer Zivilisation, selbst wenn sich Letztere schon über die gesamte Galaxie ausgebreitet hat. Eine Heimatwelt stellt zugleich die Wurzel und das Erbe der eigenen Identität als Volk dar. Diese Verbindung aufrechtzuerhalten kann für manche sehr wichtig sein.«

    Coralee schnaubte. »Soll das eine politische Anspielung sein? Weil ich von Gefangenen einer Strafkolonie abstamme und zusammen mit einem Dutzend anderer Spezies auf einer Raumstation aufgewachsen bin, bin ich nicht in der Lage zu verstehen, was kulturelle Identität bedeutet?«

    Ich blinzelte sie an. »Bei den Brennenden Sanden, nein. Ich glaube, Ihr überschätzt sowohl die Subtilität meines Scharfsinns als auch mein Interesse, Euch zu beleidigen.« Diese Aussage war nur zur Hälfte wahr.

    »Oh, ich bin nicht beleidigt.« Sie trank einen Schluck aus ihrem Glas, schaute zu mir auf und lächelte. »Ich bin meinem Volk gegenüber sehr loyal, Botschafter. Diese Loyalität hat bloß nichts mit unserer gemeinsamen Verbindung zu irgendeiner bestimmten Kugel aus Erde und Wasser zu tun. Moll Primus ist immer noch das Zentrum der Mentak-Koalition, aber es war vor langer Zeit auch unser Gefängnis, daher ist unsere Beziehung zu unserer Heimatwelt … komplex. Stattdessen bin ich unseren Idealen gegenüber loyal – dem Grundprinzip der Freiheit natürlich, aber auch dem Bestreben, etwas Neues und Starkes aus scheinbar nicht zusammenpassenden Teilen zu schmieden. Das ist es, was wir mit der Großen Union versuchen.«

    »Ich hege durchaus Sympathie für Eure Ziele. Aber die Entscheidung, der Union beizutreten, wurde ohne mein Zutun getroffen, also war meine persönliche Einstellung dabei nicht von Bedeutung.« Ich senkte den Kopf. »Ich bin natürlich ein bescheidener Diener der Emirate von Hacan … doch um ehrlich zu sein, bin ich hauptsächlich hier wegen der Drinks und der Gelegenheit, alte Freunde zu treffen.«

    »Seid nicht so bescheiden, Botschafter Terrak. Ihr seid eine Person mit Einfluss.«

    Mein offizieller Titel lautete »Sonderbotschafter«, was bedeutete, dass ich kein Botschafter für einen bestimmten Ort war, sondern die Emirate von Hacan an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Situationen vertrat, je nach Bedarf. Gelegentlich beriet ich meine Regierung in Handelsangelegenheiten und natürlich hatte ich hochrangige Freunde und Kontakte … Es war jedoch kein Geheimnis, dass ich mir meinen vorwiegend symbolischen Titel (und die damit verbundenen sehr realen diplomatischen Privilegien) durch die Bestechung der richtigen Amtsträger gesichert hatte. Schließlich war Reichtum die Quelle der Macht, politisch und anderweitig; das galt für die ganze Galaxie, auch wenn nur die Hacan dies offen zugaben.

    In meiner Heimat gab es ein Sprichwort: »Geld ist das Blut der Welt.« Wenn das Geld versiegte, dann starb die Welt. Ich hatte viel Zeit bei den anderen Fraktionen verbracht und allmählich gemerkt, dass sie es tatsächlich ernst meinten, wenn sie darauf bestanden, dass Reichtum weniger wichtig sei als Diplomatie (als ob Einfluss nicht gekauft werden könnte), militärische Macht (obwohl man immer größere und bessere Waffen erwerben konnte) oder das Streben nach Wissen (das unweigerlich zum Geldverdienen verwendet wurde). Früher hielt ich diese Leute für naiv. Inzwischen hatte ich akzeptiert, dass sie einfach anders waren.

    Meine diplomatischen Referenzen begleiteten mich überall hin und ich führte ein angenehmes Leben, indem ich von einer Botschaftsparty zur nächsten zog, an offiziellen Missionen zu interessanten Orten teilnahm sowie hier und da ein paar Gefallen eintauschte oder Bestechung betrieb. Schließlich musste man in strategischen Momenten ein paar Credits verteilen, um den reibungslosen Fluss des interstellaren Handels zu fördern, und ich gehörte zu jenen, die genau wussten, an wen man sich wenden musste und wie man die Leute umgarnen konnte. Augenscheinlich bestand der Zweck dieses Treffens darin, die Details von Freihandelszonen und kulturellen Austauschprogrammen zwischen den Unionsmitgliedern zu besprechen, was durchaus in meinen Arbeitsbereich fiel … In Wirklichkeit suchten alle Teilnehmenden der eingeladenen Fraktionen nach Vorteilen oder Schwächen, die sich ausnutzen ließen. Wie hätte es auch anders sein können, bei einer Raumstation voller Diplomaten und Politiker (und zweifellos auch ein paar Spionen)?

    Ich schüttelte den Kopf und meine Mähne wogte hin und her. »Ich habe Kontakte zu verschiedenen Regierungsstellen und kann gelegentlich einen Beschaffungsminister davon überzeugen, den einen oder anderen Lieferanten zu bevorzugen. Hin und wieder schaffe ich es, ein inoffizielles Treffen mit diesem oder jenem Amtsträger zu arrangieren. Aber ob die Emirate Eurer Großen Union beitreten werden und welche Bedingungen für den Handel und so weiter dabei vereinbart werden … Diese Entscheidungen liegen weit über meiner Gehaltsklasse.«

    »Jede Stimme, die sich dem Chor anschließt, macht das Lied umso stärker«, sagte Coralee. »Wir schätzen Eure Unterstützung. Wenn die Große Union Wirklichkeit wird, bedeutet das für uns alle mehr Reichtum und Sicherheit.«

    Ich hob meinen Becher und prostete ihr zu. »Euer Volk versteht es, herrliche Getränke auszuschenken – Ihr seid also auf dem besten Weg, mich für Eure Sache zu gewinnen.«

    »Ich hatte gehofft, Euren Sinn als Geschäftsmann ansprechen zu können. Wir hatten alle Probleme mit den immer dreister werdenden L1Z1X und den zersetzenden Schwärmen des Nekro-Virus, aber es gibt auch diese seltsamen neuen Bedrohungen, die in letzter Zeit aufgetreten sind: Diese albtraumhaften Eindringlinge am Rande des bewohnten Raums, das ungewöhnliche Verhalten der Creuss, die sogenannten Titanen, die einen alten Bergbaukolonieplaneten übernommen haben, dazu dieser mysteriöse Informationshändler auf einer abgelegenen Station, der aus unersichtlichen Gründen Einfluss aufkauft … Sie alle stellen eine Bedrohung für den reibungslosen Ablauf des Handels dar, meint Ihr nicht? Wenn wir uns zusammentun, können wir eine vereinte Front bilden und uns dem kommenden Chaos gemeinsam entgegenstellen.«

    »Veränderung liegt in der Natur der Galaxie«, sagte ich. »Und Chaos bietet stets Möglichkeiten, Profit zu schlagen. Das weiß auch die Mentak-Koalition. Eure Piratenflotten sind immer bereit, die Gunst der Stunde zu nutzen, wenn sich ein passender Moment ergibt, oder nicht? Ich bin nicht der Einzige, der es … interessant … findet, dass Ihr eine Allianz mit Völkern schmieden wollt, die Ihr in der Vergangenheit geentert und ausgeraubt habt.«

    Sie seufzte. »Selbst wenn Ihr denkt, dass die Mentak allesamt Piraten sind, solltet Ihr verstehen können, warum wir die zivilisierte Galaxie gegen existenzielle Bedrohungen verteidigen wollen. Piraten bevorzugen ruhige, berechenbare Handelsrouten, um dort Beute zu machen. Wir alle kennen die Geschichten von abgelegenen Welten, die von mysteriösen Invasoren unbekannter Herkunft ausgelöscht wurden. Niemand profitiert von dieser Art von … Störung.« Vielleicht ahnte sie, dass mir diese düstere Wendung des Gesprächs nicht sonderlich gefiel, und grinste plötzlich. »Außerdem können wir immer noch die Letnev überfallen und ausplündern. Diesen Zeitvertreib würden wir nie aufgeben.«

    »Das solltet Ihr auch nicht.« Während ich meinen Blick über die Anwesenden wandern ließ, entdeckte ich eine vertraute Silhouette auf der anderen Seite des Raumes – meinen alten Freund Qqurant von den Xxcha mit seinem unverwechselbaren rot-weiß gestreiften Panzermuster. »Wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet, ich sehe da jemanden, mit dem ich dringend sprechen muss.«

    Coralee versuchte nicht, mich aufzuhalten, indem sie nach mir griff, doch sie vertrat mir den Weg, um meine geschmeidige Flucht zu verhindern. »Können wir auf Eure Unterstützung zählen, Botschafter?«

    »Meine Unterstützung ist nicht so viel wert, wie Ihr zu glauben scheint, Coralee, aber wie gesagt, ich hege durchaus Sympathie für Eure Ziele und werde genau das sagen, wenn jemand mich danach fragen sollte.«

    Sie wirkte nicht unbedingt zufrieden, nickte jedoch und trat zur Seite, sodass ich nicht gezwungen war, sie vorsichtig zu packen und beiseitezuschieben.

    Ich schlenderte durch den kreisrunden Saal mit der gebogenen Fensterfront, in dem sich kleine Gruppen von Leuten, herumwuselnde mechanische Kellner und schwebende Drohnentabletts tummelten. Alle trugen die feinsten Gewänder, die ihre jeweilige Kultur zu bieten hatte: Die Panzer der Xxcha waren mit schimmernden Juwelen besetzt, die Menschen waren in schillernde Kleider oder elegante Anzüge gekleidet und die Hylar bewegten sich in eleganten, mobilen Wassertanks umher (und in einem Fall in einem filigranen, silbernen Exoskelett; Unterstaatssekretär Jhuri gehörte zu der amphibischen Unterart der Hylar, die ohne Unterstützung Luft atmen konnte). Die Hacan trugen förmliche Roben oder Schärpen (Letzteres war etwas gewagt und modern; natürlich trug ich ebenfalls eine Schärpe) und es waren sogar ein paar Yssaril vor Ort, die etwas auffälliger gekleidet waren als sonst, damit niemand über sie stolperte.

    Das Xxcha-Königreich, die Sol-Föderation, die Universitäten von Jol-Nar, die Emirate von Hacan und die Yssaril-Stämme: Wenn es nach der Mentak-Koalition gegangen wäre, hätten diese Fraktionen den Kern der Großen Union gebildet. Ich hatte Gerüchte gehört, dass die Mentak auch an den Clan der Zaar, die Naaz-Rokha und die Yin-Bruderschaft herangetreten waren, doch wenn dem so war, hatten diese Gruppen keine Vertreter zu diesem Gipfel geschickt. Das war mir durchaus recht; die Zaar waren deprimierende Zeitgenossen, die Yin waren Fanatiker und die Naaz-Rokha einfach nur seltsam, auch wenn es sich bei den Rokha genetisch gesehen um entfernte Cousins meines Volkes handelte. Laut meinen Quellen hatte die Koalition zudem versucht, das Naalu-Kollektiv zu kontaktieren, und zwar über Vermittler innerhalb der Zunft der Spione der Yssaril, die eine Beziehung zu dem zurückgezogen lebenden Schlangenvolk unterhielt. Die Naalu hatten sich wie immer unnahbar gegeben und die Einladung komplett ignoriert. Das war auch gut so. Den Schlangen wurden telepathische Kräfte nachgesagt und ich hasste die Vorstellung, dass jemand in meinem Kopf herumpfuschen könnte.

    Ich wandte mich Qqurant zu, der mit einem Krug in der Hand etwas abseits der Menge stand und ins Leere starrte. Der Xxcha arbeitete als Kulturminister und förderte die Kunst seines Volkes, indem er Touren und Ausstellungen in der ganzen Galaxie organisierte. Wie man hörte, war er selbst ein begabter Dichter, obwohl ich mit Xxcha-Gedichten nicht viel anfangen konnte: zu viel Wasser und Bäume und Trauer, nicht genug Feuer und Blut und Sex. Ich fragte mich, was mit ihm los sein mochte. Qqurant war einer der lebhaftesten und geselligsten Xxcha, die ich je kennengelernt hatte. Es wäre nicht fair gewesen, ihn als absoluten Partylöwen zu bezeichnen – Xxcha neigten nicht dazu, sich zu betrinken, auf Tische zu klettern und spontan ein Tänzchen aufzuführen –, doch man konnte ihn normalerweise dabei beobachten, wie er von einer Gruppe zur anderen trudelte, staubtrockene Witze riss und ironische Kommentare machte, die die allgemeine Atmosphäre der Wichtigtuerei durchbrachen und alle dazu brachten, sich zu entspannen und mehr als Personen zu interagieren statt als Staatsrepräsentanten. Qqurant und ich kannten uns seit dreißig Jahren und hatten gemeinsam buchstäblich Hunderte solcher Veranstaltungen besucht – dermaßen abwesend und distanziert wie heute hatte ich ihn allerdings noch nie erlebt.

    »Was ist los, Krötchen?«, fragte ich. Er hob sein schnabelbewehrtes Gesicht, seine Augen wirkten glasig und unfokussiert. Normalerweise nannte er mich »Kätzchen«, stattdessen sagte er nach einer langen Pause: »Ich grüße Euch … Botschafter Terrak.« Er schwieg kurz. »Ich hoffe …«, es folgte eine weitere Pause, »Ihr habt … einen angenehmen Abend.«

    Ich schaute mich um, und da wir außer Hörweite der anderen waren, kam ich näher. »Bei den Gleißenden Sternen, Krötchen, was ist los? Du musst etwas auf dem Herzen haben. Geht es den Mädchen gut?« Krötchen war vor zwanzig Jahren Witwer geworden, hatte jedoch zwei Töchter, die sein Ein und Alles waren.

    »Den Mädchen … meinen Töchtern … geht es gut. Sie setzen ihr Studium fort. Sie haben großen Erfolg … in ihren jeweiligen Fachgebieten. Es ist nett … von dir, dass du dich … nach ihnen erkundigst.« Qqurant schaute mich nicht wirklich an. Er schien überhaupt nichts anzuschauen.

    Ich konnte nicht verstehen, warum er sich so kalt und distanziert verhielt. »Wenn ich dich irgendwie beleidigt haben sollte, alter Freund …«

    Endlich fokussierte er seinen Blick auf mich. »Oh. Nein … bitte. Nimm … meine Entschuldigung … an. Ich bin … krank. Kein Grund zur … Sorge. Es wird mir … bald wieder gut gehen. Wenn du mich bitte … entschuldigen würdest.« Er wankte davon, aber anstatt zu gehen oder mit jemand anderem zu sprechen, stellte er sich einfach auf die andere Seite des Raumes und beobachtete die Anwesenden – oder gar nichts.

    Sehr seltsam. Ich entdeckte ein weiteres bekanntes Gesicht, eine Handelsvertreterin der Sol-Föderation namens Lillith, die sich gerade von einer Gruppe lachender, rotgesichtiger Menschen löste. Sie trug ein ziemlich gewagtes Arrangement aus Metallringen, die von Antigravitationsgeneratoren oder magnetischen Resonanzen oder so was in der Art in der Schwebe gehalten wurden. Drähte, die in ihr langes rotes Haar eingeflochten waren, sorgten dafür, dass sich die Strähnen unablässig bewegten, als würden sie im Wind wehen. Lillith neigte dazu, diejenigen mit ihrer bloßen Anwesenheit zu überwältigen, die nicht an sie gewöhnt waren, und es dauerte lange, bis man sich an sie gewöhnt hatte, was es ihr ermöglichte, Deals einzufädeln, die meist zu ihren Gunsten ausfielen. »Lil, du siehst heute Abend extrem abenteuerlich aus.«

    Sie wirbelte zu mir herum und lächelte. Ich war natürlich größer als sie, allerdings besaß sie den langen, schlanken Körperbau von jemandem, der außerhalb der Gravitation eines Planeten geboren worden war, und trug zudem beachtliche Absätze, sodass sie sich beinahe mit mir auf Augenhöhe befand. »Terrak, du alter Halunke! Ist deine Schärpe etwa blau umrandet? Was würden die verehrten Weisen sagen, wenn sie dich so gekleidet sähen?«

    »Nichts, was ich nicht schon gehört hätte.« Ich nahm sie beim Ellbogen und lenkte sie von den Ohren weg, die in unsere Richtung gespitzt wurden. »Hast du heute Abend schon mit Krötchen gesprochen?«

    »Nein, ich habe ihn noch nicht gesehen. Ist er hier? Ich suche nie nach Qqurant, er bahnt sich seinen Weg zu mir immer mit rücksichtsloser Zielstrebigkeit – du weißt ja, wie er ist.«

    Ich nickte. »Ja, normalerweise schon. Aber heute Abend stimmt irgendetwas nicht mit ihm. Ich habe ihn noch nie so … distanziert erlebt. Und ›distanziert‹ ist nicht mal das richtige Wort dafür.« Ich gestikulierte mit meinem Glas dorthin, wo Qqurant wie ein abgeschalteter Roboter herumstand. »Er war nicht einmal so, als sein Partner gestorben ist. Da hat er sich einfach in seine Arbeit gestürzt. Hast du etwas gehört, was diese Veränderung erklären könnte?«

    Lillith machte ein besorgtes Gesicht, doch ich konnte sehen, wie sich die Rädchen in ihrem Kopf drehten und sie überlegte, wie man Qqurants seltsame Abwesenheit zum Vorteil ihrer Fraktion nutzen könnte. Ein Grund dafür, dass Krötchen und Lillith eine unkomplizierte Freundschaft führen konnten, war allerdings, dass sich ihre Einflussbereiche kaum überschnitten. »Leider nicht. Der Arme. Ich werde selbst nach ihm sehen und dir Bescheid geben, wenn ich etwas höre. Ich hoffe, es geht ihm gut. Ich sage immer, er ist eine der wenigen wirklich guten Seelen, die man in unserer Welt treffen kann.«

    Ich gab mich beleidigt und riss in vorgespielter Empörung den Kopf zurück. »Was ist mit mir?«

    Lillith gluckste. »Wenn es darum geht, eine gute Person zu sein, wären wir beide nicht mal würdig, seinen Panzer zu polieren, und das weißt du ganz genau.«

    Ich bedankte mich bei ihr, drehte mich um und stolperte fast über eine Yssaril, die ich nicht gesehen hatte. Normalerweise sah man Yssaril nur, wenn sie es wollten; deswegen waren die kleinen Humanoiden auch derart gute Spione. »Habe ich gerade zufällig gehört, dass Ihr Euch Sorgen um Minister Qqurant macht?«, fragte sie mit leiser Stimme. Sie sprach in meiner Muttersprache und nicht in der intergalaktischen Umgangssprache, was mich überraschte, obwohl ich nicht so recht wusste, warum. Yssaril-Agenten besaßen ein ausgeprägtes Talent, was Sprachen anging. Lauschen war nun mal nutzlos, wenn man nicht verstand, was man da gerade mit anhörte. Diese Yssaril trug die Uniform des Sicherheitsdienstes der Station.

    »Ich habe mich nur nach dem Befinden eines alten Freundes erkundigt«, erklärte ich in der Handelssprache.

    Sie nickte und wechselte ohne mit der Wimper zu zucken die Sprache – und angesichts der großen Augen der Yssaril hätte man ein Wimpernzucken durchaus bemerkt. »Dem Minister geht es gut. Er ist nur sehr beschäftigt.«

    Wie merkwürdig. Die Xxcha nutzten die Dienste der Zunft der Spione nicht so häufig wie andere Kulturen, da sie offene Diplomatie der verdeckten Beschaffung von Informationen vorzogen, außerdem hatte Krötchen nichts mit der Art von Operationen zu tun, an denen die Zunft sich üblicherweise beteiligte.

    »Ich glaube, wir haben uns noch nicht kennengelernt. Ich bin Botschafter Terrak.«

    Ein Augenblick verging, bevor sie sagte: »Ich bin Kote Strom.«

    »Und woher kennt Ihr Krötchen?«

    »Durch … die Arbeit.« Sie wich einen halben Schritt zurück. »Ich wollte Euch nur beruhigen. Macht Euch keine Sorgen. Dem Minister geht es gut.«

    »Oh, das beruhigt mich zutiefst.« Ich ließ ein kleines, knurrendes Schnurren in meiner Stimme mitschwingen. »Lasst mich Euch in diesem Punkt beruhigen.«

    Die Yssaril huschte davon und verschwand hinter einer Gruppe von Menschen, die sich unterhielten. Wie seltsam. Ich rühmte mich für gewöhnlich damit, stets zu wissen, was hinter den Kulissen vor sich ging, aber hier waren eindeutig Kräfte am Werk, die Dinge taten, die ich nicht verstand, aus Gründen, die ich mir in diesem Moment nicht vorstellen konnte. Ich war soeben davor gewarnt worden, Krötchens sonderbares Verhalten genauer unter die Lupe zu nehmen, was natürlich nur meine Entschlossenheit verstärkte, genau das zu tun.

    Also drehte ich eine gemächliche Runde durch den Raum und schaute mich nach Krötchen um, der seinen letzten Standort verlassen hatte und weitergezogen war. Endlich entdeckte ich ihn in der Nähe der Wand, wo er in merkwürdig gebeugter Haltung herumstand. War da etwa ein Schimmern neben ihm, wie bei einem Yssaril, der seinen Nimm-mich-nicht-wahr-Trick einsetzte? Krötchen drehte sich abrupt um und ging auf die Aufzugsplattform zu, die zu dem Komplex unter uns führte – zu den Gästequartieren, Speisesälen und Tagungsräumen dieses Kongresszentrums und Luxushotels.

    Ich erwog, ihm hinterherzulaufen. Es wäre nicht schwer gewesen, mir einen Vorwand auszudenken, um ihm zu folgen. Aber … was hätte ich damit schon erreichen können? Ich würde genauso viel herausfinden, wenn ich mit einer Steinmauer reden würde.

    Irgendetwas ging hier vor sich. Wollte Krötchen mir mit seinem eigenartigen Verhalten eine Botschaft übermitteln? So wie jemand, der gefangen gehalten wurde, vielleicht etwas völlig Ungewöhnliches sagen würde, um zu signalisieren, dass etwas nicht stimmte, weil er nicht frei sprechen konnte? Vielleicht steckte mein alter Freund in Schwierigkeiten. Er war zwar ein Kulturminister und in nichts Gefährlicheres verstrickt als Rivalitäten unter Musikern, dennoch bewegte er sich in den Hallen der Macht … und diese waren voller Stachelgruben und Fallstricke.

    Ich stellte mich neben eine kristalline kinetische Skulptur, die mich vor den Augen der meisten Partygäste und des Sicherheitspersonals verbarg, und drückte einen unsichtbaren Knopf an einem meiner Armbänder. Mental sagte ich: »Catriona, ich möchte, dass du einen Xxcha-Kulturminister namens Qqurant überprüfst. Die Recherche soll mitteltief sein; vergleiche seine Verhaltensmuster mit der Datenbank und schicke mir eine Übersicht über alle Auffälligkeiten der letzten Zeit, insbesondere in finanzieller Hinsicht und in Bezug auf intime Beziehungen. Überprüfe auch eine Yssaril namens Kote Strom, nur ein einfaches Dossier, vorausgesetzt, du findest etwas – sie ist als Stationssicherheitskraft hier, aber ich frage mich, ob sie vielleicht zur Zunft der Spione gehört.«

    Ich schickte die Nachricht ab. Sie würde verschlüsselt und dann als Signalrauschen getarnt im routinemäßigen Kommunikationsverkehr der Raumstation gesendet werden, bevor sie schließlich von einem der vielen automatisierten Agenten meiner Beraterin abgefangen wurde. Catriona war freiberufliche Datenanalystin, und obwohl niemand besser war, was Marktforschung anging, waren ihre Fähigkeiten auch auf andere Bereiche übertragbar. Wenn etwas mit Krötchen nicht stimmte – vorausgesetzt, es spielte sich nicht ausschließlich in seinem ellipsenförmigen, geschuppten Kopf ab –, würde ich es bald wissen.

    Ich schlüpfte wieder in meine gewohnte Rolle, setzte mein übliches wissendes Lächeln auf und unterhielt mich scheinbar vergnügt mit den anderen Partygästen, bis es Zeit für unser offizielles Abendessen war. Ich landete an einem Tisch mit Lillith, was sehr lustig war – sie erzählte mir reihenweise skandalöse Geschichten über alte Bekannte. Das Essen war … befremdlich. Die kulinarische Tradition der Mentak-Koalition bestand natürlich aus einem bunten Gemisch, da die verschiedenen Spezies, die dort zusammenlebten, seit Jahrhunderten ihre eigenen Köstlichkeiten miteinander teilten. Unsere Gastgeber servierten uns voller Stolz Gerichte, die uns beinahe bekannt vorkamen, allerdings völlig falsch zusammengestellt oder zubereitet waren. Ich hatte mir das Fleischgericht nach hacanischer Art bestellt und bekam eine Platte mit gebratenem Caprid, was ja schön und gut war, allerdings war das Kotelett mit gemahlenen Gliederfüßern paniert und auf der völlig falschen Sorte Getreide serviert worden – und, was noch schlimmer war, man hatte das Getreide mit einer Art Ausfluss aus dem Tintenbeutel eines Kopffüßlers dunkelviolett eingefärbt. Lillith starrte mit blankem Entsetzen auf ihren Teller. Sie hatte sich für den Fisch entschieden – wer so viel Zeit mit den Hylar an den Universitäten von Jol-Nar verbrachte wie sie, musste allein aus Selbstschutz eine Vorliebe für Meeresfrüchte entwickeln – und der gebratene Amöben-Aal vor ihr war technisch gesehen ein Fisch, obwohl er eher wie eine Schlange mit verkümmerten Flossen wirkte und der Koch nicht einmal den Kopf entfernt hatte. Je weniger Worte man über die klebrige Soße verlor, die über den Aal geträufelt worden war, desto besser.

    Zum Glück gab es mehrere essbare Käsesorten, und wenn man die seltsamen Kerne vom Brot abbürstete, war es gar nicht so schlecht, sodass wir wenigstens nicht verhungern mussten. Krötchen war beim Essen nicht anwesend, obwohl er den größten Appetit aller Xxcha besaß, die ich je getroffen hatte. Auch Kote Strom konnte ich nirgends entdecken, was jedoch nicht hieß, dass sie nicht da war. Ich erkundigte mich bei einem der Mentak-Abgesandten, die im Raum umhergingen, nach Krötchens Verbleib. »Oh, der Minister musste sich um einige dringende Angelegenheiten kümmern«, entgegnete die Frau, »aber er wird am Morgen wieder zu uns stoßen.«

    Hmm. Nach den unvermeidlichen Reden, die bei solchen Anlässen stets geschwungen wurden, lehnte ich mehrere Angebote ab, mich mit anderen zusammenzusetzen, um nach der Mahlzeit ein paar Drinks, eine Wasserpfeife oder eine Tasse Tee zu genießen, behauptete stattdessen, ich müsse noch einige Berichte durchgehen, und fuhr mit dem Aufzug zur Etage hinunter, auf der sich mein Zimmer befand. In Wahrheit wollte ich sehen, ob Catriona schon etwas über Krötchen herausgefunden hatte.

    Ich betrat mein Zimmer und wandte mich der Tür zu, um sie abzuschließen. In diesem Moment knallte mir etwas in die Kniekehlen und brachte mich aus dem Gleichgewicht. Ich fing mich an der Tür ab und versuchte, mich umzudrehen, aber irgendetwas krabbelte meinen Rücken hinauf. Einen Moment später schlug eine Hand meinen Kopf so fest gegen die Wand, dass meine Sicht verschwamm und ich auf die Knie sank.

    Mein Kopf dröhnte wie eine Glocke und Schmerz pochte in meinen Gliedern, doch der fühlte sich weit entfernt an. Ich war schon lange nicht mehr in einen Kampf verwickelt gewesen und hätte nicht gedacht, dass mich jemand, der so klein war, derart schwer treffen konnte. Manchmal geht es weniger um Kraft, sondern mehr um die richtige Technik. Ich versuchte, aufzustehen, aber …

    Ich muss meine Aufzeichnungen später fortsetzen. Meine Wohltäterin schreit mir Fragen zu, und wenn einem jemand das Leben rettet, ist es nur höflich, zu antworten.

    DIE GEWEIHTEN 1

    Qqurant lag auf dem Boden in seinem Zimmer und fühlte sich, als würde er in einer friedlichen Wolke schweben. Das Denken fiel ihm in letzter Zeit schwer, allerdings musste er auch immer seltener denken. In den ersten Tagen seiner Bekehrung war Qqurant noch gezwungen gewesen, seinen Verstand zu gebrauchen und zu improvisieren, er hatte seinen Charme eingesetzt, Leute beschwatzt und Andeutungen gemacht – man hatte ihm zwar Aufträge erteilt, aber er hatte große Freiheiten besessen, wenn es darum ging, wie er sie erfüllte.

    Jetzt hatte er fast keine Freiheit mehr. Er bekam keine Aufträge mehr, bekam kaum noch Anweisungen, außer vorsichtig zu sein und keinen Verdacht zu erregen. Die letzten paar … Tage? Wochen? … waren ihm ein bisschen verschwommen vorgekommen. Hatte er Kätzchen heute Abend gesehen? Dieser alte … Nein, der Gedanke entglitt ihm, wie so oft in letzter Zeit. Qqurant machte das nichts aus. Es war ihm immer noch gestattet zu dienen, er wurde weiterhin für seinen Dienst belohnt, und so war in seiner Welt alles in Ordnung.

    Diese vertraute Stimme, oder eher ein Chor von Stimmen, sprach in seinem Kopf.

    Qqurant regte sich. »Meine … Lotsen?«

    »Es … ist mir ein Vergnügen … zu … dienen.«

    , flüsterten seine Meister und Qqurant war glücklich, denn er war nach wie vor fähig, eine solche Aufgabe zu erledigen, und aktiver Gehorsam stellte die höchste Form von Glückseligkeit dar.

    KAPITEL 2

    TERRAK

    Meine Retterin ist zufrieden und amüsiert sich, während wir unsere Reise beenden, also werde ich meine Schilderung fortsetzen. Ich würde diese Berichte gerne von unterwegs verschicken – Catriona würde dafür sorgen, dass sie die richtigen Leute erreichen –, doch ich wage es nicht, das Risiko einzugehen, meine Position zu verraten.

    Catriona hat nie auf meine Anfrage nach Informationen über Krötchen geantwortet, weshalb ich mich frage, ob meine ach so gut verschlüsselten Nachrichten abgefangen wurden. Wenn ja, traue ich mich nicht, mein Schweigen jetzt zu brechen, während die

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