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Silvesterfräsch
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eBook316 Seiten3 Stunden

Silvesterfräsch

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Über dieses E-Book

Was sind Silvesterfräsch?
Das erfährt, wer die Anekdoten von Reiner Pötzsch liest. Sie liefern wahre Begebenheiten aus dem Erzgebirge, geschehen in der Zeit zwischen den vierziger und neunziger Jahren. In erzgebirgischer Mundart und hochdeutsch erzählt der Autor mit einem Augenzwinkern vom Leben auf dem Land, von Rindern, Pferden und Kaninchen, LPGn, Traktoren, Tälern und vor allem von den Menschen, die hier wohnen.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum26. Okt. 2023
ISBN9783947141944
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    Buchvorschau

    Silvesterfräsch - Reiner Pötzsch

    Vor- und Nachkriegszeit bis 50er Jahre

    Dr grusliche Hamwaag

    Meine Leit warn zu denn Zeitpunkt, wu die Geschicht passiert is, noch net verheirat. Se warn bei dr Tante Hilde in Schwarzbach zu Besuch gewasen.

    Of ne Hamwaag sei of ne Emmler-Waag immer zwee Gestalten hinner se hergerannt. Sei se stieh gebliem, standen aah die zwee Gestalten. In grußer Angst sei meine Leit de Emmler nunter gerannt.

    Erseht als e annersch Pärchen entgeng kam, ham se gesah, des bei denne aah zwee Gestalten mietgange sei. Do ham meine Leit gemerkt, des se vor ihrn Schatten ausgerissen si.

    Meine Eltern waren zu dem Zeitpunkt, als diese Geschichte geschah, noch nicht verheiratet. Sie waren zu einem Besuch bei meiner Tante Hilde in Schwarzbach.

    Auf dem Heimweg sind ihnen auf dem Emmler-Weg immer zwei Gestalten gefolgt. Blieben meine Eltern stehen, standen auch die beiden Gestalten. In großer Angst rannten meine Eltern die „Emmler" auf und ab. Erst als ein anderes Paar entgegenkam, sahen sie, dass dieses Paar auch von zwei Gestalten verfolgt wurde.

    Da merkten sie, dass sie vor ihrem Schatten geflüchtet sind.

    Is Gespenst of ne Gottsacker

    Des, wos iech itze niederschreib, hot sich wirklich in Lauter zugetrong. Mei Onkel Helmut war bei der Geschicht miet drbei. Is war Aafang dr deisicher Gaar.

    Of ne Gottsacker in Lauter hot sich in de letzten Wochen immer öfter e Gespenst rimgetriem. Wenn mer de Bergstroß nauslief, kaa mer fast ne ganzen Gottsacker ieberblicken.

    Viel Lauterer Leit hams mit dr Angst zu tu kriecht un net weniche sei beim Bierchemaaster vierstellich worn un ham bei dr Polezei Aazeich gemacht.

    Dr Stadtpolezeier hot sich draufhieh e manniche Nacht im de Ohrn geschlong. Endlich hot er des weiße Gespenst gesaah, aber eh er hiekam wars schie wieder verschwunden.

    Mei Onkel hot zu der Zeit im Lauterer Rathaus gewuhnt, un dr Helmut war e ganz uerschrockener Kerl. Jedenfalls ham sich in dr Folgezeit dr Polezeier mit senn Kollech aus Aue, ne Bierchemaaster un ne Onkel Helmut of de Lauer gelecht. Nooch e paar Toong hatten se Glick.

    Is Gespenst is iebern Gottsacker geschwebt. Die Viere ham des Gespenst eigekreist, un mei Onkel hot ne aans mit dr Faust iebera Kopp gehaut. Is Gespenst is wie e Boxer nooch ne KO-Schloch ze Buden gange un blieb lieng.

    Dann hamse der Gestalt is weiße Betttuch vom Kopp gezung. Zur grußen leberrasching der vier mutichen Kerln hot sich des Gespenst als dr Kirnsdiener entpuppt.

    Dr Kirch kunnt der de nächsten Tooch net diene, denn dr Schloch vom Helmut hat sei Wirking hinterlassen un er is aah aus senn Amt entlassen worn.

    Zur Gerichtsvorhandling donoch befreecht, worim er des gemacht han, war sei Antwort: „Iech wollt, des de Leit wieder an Gespenster glaam un sunntichs öfter in de Kirch kumme, im ne rächten Glaam mietkrieng."

    De Aazeich geng menn Onkel wang Körpervorletzing hot er zerickgezung.

    Was ich hier aufschreibe, hat sich tatsächlich in den dreißiger Jahren in Lauter zugetragen. Mein Onkel Helmut war bei der Geschichte dabei.

    Auf dem Friedhof hat sich in den letzten Wochen immer öfter ein Gespenst herumgetrieben. Wenn man die Bergstraße hinauslief, kann man fast den ganzen Friedhof überblicken. Viele Lauterer haben es mit der Angst zu tun bekommen und sind beim Bügermeister gewesen oder haben bei der Polizei Anzeige erstattet.

    Der Stadtpolizist hat sich daraufhin so manche Nacht um die Ohren geschlagen. Endlich konnte er das weiße Gespenst erspähen, aber ehe er hinkam, war es wieder verschwunden.

    Mein Onkel hat zu der Zeit im Lauterer Rathaus gewohnt; er war ein ganz unerschrockener Mann. Jedenfalls haben sich in der Folgezeit der Polizist aus Lauter, sein Kollege aus Aue, der Bürgermeister und mein Onkel Helmut gemeinsam auf die Lauer gelegt. Nach ein paar Tagen hatten sie Glück. Das Gespenst kam über den Friedhof geschwebt. Die vier kreisten es ein, und mein Onkel hat ihm eins mit der Faust über den Kopf gegeben.

    Das Gespenst ist wie ein Boxer nach dem K.O.-Schlag zu Boden gegangen und liegen geblieben. Da haben die vier der Gestalt das weiße Betttuch vom Kopf gezogen. Zur großen Überraschung der mutigen Männer entpuppte sich das Gespenst als der Kirchendiener.

    Der Kirche konnte er in den nächsten Tagen nicht mehr dienen, denn der Schlag meines Onkels hat seine Wirkung nicht verfehlt, und außerdem ist er aus dem Amt entlassen worden.

    Zur Gerichtsverhandlung befragt, warum er das denn getan habe, war seine Antwort: „Ich wollte, dass die Leute wieder an Gespenster glauben und sonntags öfter in die Kirche kommen und den rechten Glauben finden."

    Die Anzeige gegen meinen Onkel wegen Körperverletzung hat er zurückgezogen.

    Is warn mol klaane Gansle

    Als iech noch in de Grundschul ging un aah speeter noch, bie iech oft mit meiner Mutter de Wasch mangeln gange. Mit ne Handwoong wor dr gruße Wäschkorb nauf zum Friedrich Max gezung. Mei Mutter hot de Wasch auf- un ohgedockt un iech hob de Mangel bewecht. Is war e mechanische Mangel un is mit ner grußen Handkurbel beweecht worn. Dr gleiche Waag war bis zum Siegel am Bahnhuf gewasen. Dort stand e elektrische Mangel. Aber von solng moderne Zeich wollt mei Mutter nischt wissen un zu tu hom. Do drfier hat se Angst.

    Heit wars wieder e mol su weit. Als iech von dr Schul hamgangen bie, hob iech beim Friedrich de Mangel bestellt un am Noochmittich gings nauf zum Max.

    Mir warn mit ne Mangeln ball fartich, do hob iech hinten beim Fischer Walther e lautes Gröhln gehärt.

    Dr Walt hat drei Gunge gehat. Die warn zu der Zeit ebber zwischen 3 un 6 Gaar alt. Dem Gegröhl musst iech doch emol noochgieh.

    Oh du grußes Elend, wos iech do gesaah hob, des die drei Gunge aagericht hatten. In Reih un Glied long do bestimmt 10 klaane Gansle tut of ne Buden. Is nächste hatten de zwee grußen Gunge schie in dr Zerr.

    Aaner hot is Gössel zwischen de Baa genumme und dr ännere hot am Kopp gedreht.

    Iech bie natierlich gleich drzwischen gange un hob des Treim beend. Zu der Zeit war su e Gössel viel wert un net aafach zu ersetzen. Ebber de Hälft von der klenn Gänseschar kunnt iech su noch retten.

    Speeter hot mir mol dr Fischer Klaus, dr Gruße von die drei, erzehlt, des se an denn Ohmd hungrich ins Bett mussten, un vierher hots e tichtiche Tracht Priegeln gahm.

    Als ich noch zur Grundschule ging und auch später musste ich meiner Mutter beim Wäschemangeln behilflich sein. Mit dem Handwagen wurde der große Wäschekorb zum Friedrich Max gezogen. Meine Mutter dockte die Wäsche auf und ab und bewegte die Mangel. Es war eine mechanische Mangel und wurde mittels einer großen Handkurbel in Bewegung gesetzt.

    In etwa gleicher Entfernung standen elektrisch betriebene Mangeln beim Siegel und Apfelstedt. Aber von solchem modernen Zeug wollte meine Mutter nichts wissen. Davor hatte sie schlechthin Angst. Heute war wieder einmal Mangeltag, und auf dem Heimweg von der Schule hatte ich den Termin vereinbart.

    Wir waren mit dem Mangeln fast fertig, da hörte ich im Hof vom Fischer Walter ein lautes Gröhlen. Dem Gröhlen musste ich nachgehen!

    Der Walter hatte drei Söhne, damals etwa 3-6 Jahre alt. Ach du großes Elend, was ich da sah! In Reih und Glied lagen da bestimmt 10 Gössel (junge Gänse) tot auf dem Boden. Das nächste Gössel hatten die beiden älteren Jungen bereits im Griff.

    Einer klemmte das Gössel zwischen die Beine und der andere drehte am Kopf. Ich ging natürlich gleich dazwischen und setzte dem Treiben ein Ende. Zu dieser Zeit waren Gössel viel wert und nicht so leicht zu ersetzen. Etwa die Hälfte der Gössel konnte ich so noch retten.

    Später einmal sagte mir der Fischer Klaus, der älteste der Jungen, dass sie an diesem Abend hungrig ins Bett mussten, und vorher gab es eine mächtige Tracht Prügel.

    Mey, wer hat die Welt erschaffen?

    Die Geschicht is an dr Miepner Schul tatsächlich passiert.

    Friher wars normal, des dr Konfirmantenunterricht in dr Schul ohgehalten wor. In dr Miepe hot dr Kanter sugar in dr Schul gewuhnt. Aah noch, als iech dort zum Unterricht gange bie. Heit hats frisch geschneit un zur grußen Paus durften de Kinner naus of ne Schulhuf un e paar Runden laafen.

    Dr Schnee war natierlich e Vorlocking, e Schneeballschlacht ze voranstalten. Ne May Alwin un ne Meichsner Hans war des ze aafach. Se ham Zielschießen gemacht. Dr Zufall wollts, aaner von beeden hot is Ziel net getroffen, aber e Fansterscheib, die gleich ze Bruch gange is.

    Zu der Zeit war e Fansterscheib e klaane Kostbarkeit. In dr nächsten Stund hat de Klasse Religionsunterrich beim Kanter. Die beeden konnten sich aafach net konzentriern un hatten ihre Gedanken när bei der Fansterscheib.

    Des is aah ne Kanter aufgefalln un im die beeden miet in Unterricht eizubezieh, hot er ne May Alwin gefreecht: „May, wer hat die Welt erschaffen? Do drauf antwortit dr Alwin stotternd: „Iech und dr Meichsner!

    Diese Geschichte ist an der Markersbacher Schule wirklich passiert.

    Früher war es die Regel, dass der Konfirmanten- bzw. Religionsunterricht in der Schule stattfand. In Markersbach hat der Kantor sogar in der Schule gewohnt. Das war auch noch so, als ich dort zur Schule ging. Heute hatte es frisch geschneit und zur großen Pause durften die Schüler raus auf den Schulhof und ein paar Runden laufen. Der Neuschnee war natürlich eine Verlockung, eine zünftige Schneeballschlacht zu veranstalten.

    Dem Mey Albin und dem Meichsner Hans war das zu wenig. Sie veranstalteten ein Zielschießen. Der Zufall wollte es, dass einer von beiden das Ziel verfehlte, und eine Fensterscheibe ging zu Bruch. Zu der Zeit war eine Fensterscheibe eine kleine Kostbarkeit.

    In der nächsten Stunde stand für die beiden „Sünder" Religionsunterricht beim Kantor auf dem Stundenplan. Die beiden konnten sich nicht auf den Unterricht konzentrieren, und ihre Gedanken kreisten nur um die zerbrochene Fensterscheibe.

    Das fiel auch dem Kantor auf. Um den Albin und den Hans in den Unterricht einzubeziehen, fragt er den Albin: „Mey, wer hat die Welt erschaffen?"

    Darauf antwortete der Albin stotternd:

    „Ich und der Meichsner!"

    Dr Zug soll warten

    Dr Baumann Heinz hot in de letzten Kriegsgaar en Beruf in dr Landwirtschaft ergriffen. Dozu war er of ne klenn Rittergut im Mecklenburgischen in dr Lehr. Dr Ort loch einiche Kilometer von dr nächsten Bahnstation wag.

    Wenn dr Gutsvorwalter in de Kreisstadt wollt, musst dr Zug genutzt wern. Amol hot er sichs rächt speet ieberlecht, de Raas aazetraten. Ganz fix hot dr Heinz dann ne Aaspänner fertich machen missen.

    Dr Gutsverwalter is dann eilichst lusgefahrn un hot ne Heinz beauftracht: „Heinz, rufe die Bahnstation an, der Zug soll auf mich warten!"

    Is hot immer geklappt. En Gutsverwalter konnt mer net stieh lassen.

    Der Baumann Heinz hat in den letzten Kriegsjahren einen Beruf in der Landwirtschaft ergriffen. Dazu war er auf einem kleinen Rittergut im Mecklenburgischen in der Lehre. Der Ort lag einige Kilometer von der nächsten Bahnstation entfernt.

    Wenn der Gutsverwalter in die Kreisstadt wollte, musste er mit dem Zug fahren. Einmal hatte er sich recht spät überlegt, die Reise anzutreten. Ganz schnell hat der Heinz dann den Einspänner fertigmachen müssen.

    Der Gutsverwalter ist dann eiligst losgefahren und hat den Heinz beauftragt: „Heinz, rufe die Bahnstation an, der Zug soll auf mich warten!"

    Es hat immer geklappt. Einen Gutsverwalter konnte man nicht stehen lassen.

    Is kaputte Baa

    Is war gleich nooch ne Krieg. Wer die Zeit erlabt hot, waß, doss is Assn meh als knapp war.

    Drei Kerl aus dr Scheib wollten denn Engpaß ieberwindn. Se hattn ausgeguckt, wenn se racht geschickt vierginge, des ben Fischer Walt of dr Dorfstroß in dr Miepe e klane Sau zi huln war, die emende knapp zwee Zantner gewung hot. Mit denn Flaasch vun dr Sau wern de Familien e ganzes Stick hiekumme.

    Dr Plan war ganz aafach. Dr Linn fuhrit for e Fuhrgeschäft in Scheimbarg enn klenn Pritschnwong. Do drmiet sollt de Sau „ohgehult" wern. De Weibsen hattn se eigeweiht. Eh de Manner am speeten Ohmd fortgefahrn sei, wor schie dr Waschhauskessel agefeiert, domit is Wasser zum Briehe haaß wor.

    Geng elfe in dr Nacht ham sich dr Linn, dr Rich un dr Fritz of ne Waag gemacht. Is Auto ham se hinnern Leingwongschuppen of dr Dorfstroß ohgestellt. Dort kam net gleich jemand vorbei.

    Ausgerüst mit ne 10-pfünder Hammer sei die dreie in Fischer Walt sen Stall nei. Dr Saustall befand sich in dr Schei un in Walt sei Schlofstub loch of dr annern Seit vom Haus. Wenn se schie viersichtich hantiern täten, kunnt dr Walt nischt hährn.

    Su wars aah. De Sau ham se gleich gefundn. Domiet de Sau kenn Krach machit, ham se ihr e Deck ims Maul gebundn. Dr Rich un dr Linn knieeten nahm dr Sau nieder un ham se festgehalten. Dr Fritz sollt mit ne grußen Feistel dr Sau aans of ne Kopp schlong un se beteime. Dr Plan ging aber net auf.

    Beim Aushehm is dr Fritz mit ne Feistel an Deckenbalken hänge gebliem un hot net dr Sau ihrn Kopp, sonnern in Rich sei Knie getroffn. Vor Schmerz kunnt dr Rich gar net schreie.

    Statt dr Sau ham die annern zwee ne Rich mit ne dicken Knie hamgebracht. Is Sauschlachten musst ausfalln.

    Folgende Geschichte begab sich kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges.

    Wer diese Zeit erlebt hat, weiß, dass das Essen mehr als knapp war. Drei damals noch junge Männer aus dem Ortsteil Unterscheibe wollten den Engpass überwinden. Sie hatten ausgeschaut, wenn sie es geschickt anstellen würden, dass ein kleines Schwein beim Fischer Walter in der Dorfstraße in Markersbach zu holen war. Das Tier mag etwa zwei Zentner gewogen haben. Mit dem Fleisch vom Schwein wären die Familien eine ganze Zeit hingekommen. Der Plan war ganz einfach.

    Der Linus fuhr für ein Fuhrgeschäft in Scheibenberg einen kleinen Pritschenwagen. Damit sollte das Schwein „abgeholt" werden. Ihre Frauen hatten sie eingeweiht. Bevor die Männer am späten Abend wegfuhren, wurde im Waschhaus bereits der Waschkessel angeheizt, damit das Wasser zum Brühen bereits warm genug würde. Gegen 23 Uhr hatten sich Linus, Richard und Fritz auf den Weg gemacht. Das Auto parkten sie am Leichenwagenschuppen, nicht weit entfernt vom Fischer Walter seinem Anwesen. An der Stelle kam selten jemand vorbei.

    Ausgerüstet mit einem 10-Pfünder Fäustel sind die drei in den Stall eingebrochen. Der Stall befand sich in der Scheune und dem Walter sein Schlafzimmer auf der anderen Hausseite.

    Wenn die Diebe vorsichtig vorgingen, konnte der Walter nichts hören.

    Das Schwein hatten sie gleich gefunden. Damit dieses keinen Lärm macht, banden sie ihm einen Sack ums Maul. Der Richard und der Linus knieten neben der Sau nieder und hielten sie fest. Der Fritz sollte mit dem Fäustel auf den Kopf des Tieres schlagen und sie betäuben. Der Plan ging aber nicht auf!

    Beim Ausholen blieb der Fritz an der Decke hängen und traf nicht den Kopf der Sau, sondern das Knie vom Richard.

    Der Richard konnte vor Schmerz nicht einmal schreien. Statt der Sau haben die beiden anderen den Richard mit dem dicken Knie heimgebracht. Das Schweineschlachten musste ausfallen.

    Ne Fischer Gerhard sei neies Fahrrod

    Nooch ne Krieg war alles knapp worn. Ze Assen gobs kaum un annersch Zeich gleich gar net. Aber de Leit sei erfinderisch.

    Su wor of de Fahrreder of de Felng Hartgummi aufgezung. Des hat denn Vorteil, des mer net eifahrn kunnt. Aber is hot mörderisch gerumpelt un die Tratmieln war schwer vierwarts ze beweng. Su e Rod hat aah dr Fischer Gerhard zammgestoppelt.

    Is war ebber im Juni 1945, de Russen sei noch durch ne Ort gezung un ham Kontrolln in alle Wuhninge durchgefiert un aah einiches konfisziert, unner annern Autos, Motorreder un Fahrreder.

    Dr Ger is von dr Schul eham gefahm un in dr Kurf bei dr Gemeinde hot er is freihändich fahrn probiert. Des hot aah geklappt. Gengieber, beim Wachler Max standen e paar Russen, die des gesaah ham. Freihändich fahrn war e wos Neies! Des ging vielleicht när mit su ner Hartgummiberafing!

    De Russen ham ne Gerhard aagehalten, sei Rod waggenumme un ne dorfier e Damerod mit ganz neier Berafing gahm. Dr Ger hot sich fix of sei neies Rod geschwunge un is ham gefahrn. Iech glab kaum, des de Russen freihändich Rod fahrn kunnten!

    Nach dem zweiten Weltkrieg war alles knapp geworden. Zu Essen gab es wenig und andere Sachen oft noch viel weniger. Aber die Menschen sind erfinderisch.

    So wurde, weil es keine echte Fahrradbereifung gab, Hartgummi auf die Felgen aufgezogen. Das hatte den Vorteil, dass man nicht einfahren konnte. Aber das Rad war schwer zu bewegen und gerumpelt hat es mächtig!

    So ein hergerichtetes Rad besaß auch der Gerhard. Es war wohl im August 1945. Die Russen hatten von der „Freien Republik Schwarzenberg Besitz ergriffen, und in allen Haushalten wurden Kontrollen durchgeführt. Autos, Motorräder und auch Fahrräder wurden „konfisziert.

    Der Gerhard fuhr mit seinem Rad von der Schule nach Hause, und in der Kurve am Gemeindeamt fuhr er freihändig. Russen, die gegenüber beim Wagler Max standen, sahen das. Freihändig fahren war für sie neu. Das Rad mussten sie haben! Das ging wahrscheinlich mit den Hartgummireifen am besten.

    Die Russen hielten den Gerhard an, nahmen ihm das Rad weg, und dafür erhielt der Gerhard ein fast neues Damenrad. Der Gerhard hat sich schnell aufs neue Rad geschwungen und fuhr so schnell es ging nach Hause. Ich glaube nicht, dass die Russen freihändig fahren konnten!

    De Bunne un de Erbsen ham mir gefrassen!

    Nooch ne zweeten Waltkrieg wor an ehemaliche Landarbiter un Klaabauern zur sugenannten Budenreform Land gahm worn. Unner annern sei in dr domolichen Ostzone, speeter de DDR, alle Rittergieter aufgetaalt worn.

    Viele Imsiedler un Flichtlinge aus Ostpreißen, Schlesien usw. (heit soocht mer Vortriemne), ham domols Land erhalten un e klaanes Heisel mit ne Stall wor for se gebaut. Suweit in de ehemalichen Rittergieter noch e bisl Vieh stand, ham se aah des miet erhalten. For die Leit war des e neier Start ins Laam un gleichzeitich wurd de Grundloch geschaffen, for de iebriche Bevölkering e bisl wos zum Assen ze prodeziern.

    Speeter, als de erschten Traktornstatione (MAS = Maschinenausleihstationen) erricht worn, sei solche Neibauernbetriebe durch ne Staat aah annerweilich unterstitzt worn. Ieber de MAS gobs aah Dingemittel un Saatgut.

    For de Friehgaarschaussaat hat dr Röhlich Günth, domols Brigadier dr MAS in Beierfald, Saatgut fiers Futtergemenge schieh im Harbst

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