Heilpilze: Bedeutung, Anwendung, Verfügbarkeit
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Über dieses E-Book
Dieser Ratgeber stellt die wichtigsten Heilpilze detailliert vor. Sie erfahren alles Wesentliche zu Vorkommen, Anwendungsmöglichkeiten und -arten sowie möglichen Therapieerfolgen. Hierfür wurden alle relevanten wissenschaftlichen Studien der letzten Jahrzehnte berücksichtigt, hinzu kommt das Wissen der Erfahrungsheilkunde und letztlich kommen auch AnwenderInnen zu Wort, die über ihre Erfolge nach der Einnahme von Heilpilzen berichten.
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Buchvorschau
Heilpilze - Mag.a Eva Fauma
Inhalt
Ethnomykologie und Historie
Biologische Merkmale von Pilzen
Morphologie
Physiologie
Abteilungen der Pilze
Chytridiomycota
Zygomycota
Glomeromycota
Ascomycota
Basidiomycota
Trophie
Saprotrophie
Parasiten
Perthotrophie
Mutualisten
Symbiose von Pilz und Tier
Wirkstoffgruppen
Allgemeine Bemerkungen
Pilzinhaltsstoffe
Terpene
Sterole
Polyphenole
Polysaccharide
Beta-Glucane
Chitin
Ballaststoffe
Lektine
Ausgewählte Heilpilze
Agaricus blazei Murrill (ABM) (Mandelpilz)
Auricularia auricula-judae (Judasohr)
Coprinus comatus (Schopftintling)
Cordyceps sinensis (Raupenpilz)
Fomes fomentarius (Zunderschwamm)
Ganoderma lucidum (Reishi, glänzender Lackporling)
Grifola frondosa (Maitake)
Hericium erinaceus (Igelstachelbart)
Inonotus obliquus (Chaga)
Lentinula edodes (Shiitake)
Pleurotus ostreatus (Austernpilz)
Polyporus umbellatus (Eichhase)
Trametes versicolor (Schmetterlingstramete)
Anwendungsmöglichkeiten für Heilpilze – eine Übersicht
Erfahrungsberichte
Wichtige Vorabinformationen
Allergie
Bewegungsapparat
Bindegewebe
Blutfette und Blutzucker
Diabetes
Geruchs- und Geschmackssinn
Hormone
Infektionserkrankungen
Immunsystem
Kinderwunsch
Körpergewicht
Müdigkeit
Nervensystem
Verdauungstrakt
Präparate – Qualität – Sicherheit
Präparate
Pulver
Trockenextrakte
Flüssigextrakte
Wirkung und Effizienz
Anwendung und Dosierung
Pulver
Extrakte
Zulassung
Literatur
Die Autorinnen
Mag.a Eva Fauma
Dr.in med. Manuela Angerer
HEILPILZE
Bedeutung – Anwendung – Verfügbarkeit
Impressum
© Verlagshaus der Ärzte GmbH, Nibelungengasse 13, 1010 Wien, Österreich
www.aerzteverlagshaus.at
2. Auflage 2023 (1. Aufl. 2021)
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere das der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwendung, vorbehalten.
Umschlag: Lilja Hardarson, BA
Satz: Christine Dobretsberger, Wien, lineaart.at
Umschlagfoto: Roel Meijer (iStock)
Projektbetreuung: Hagen Schaub
ISBN: 978-3-99052-307-0
Sämtliche Angaben in diesem Buch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung und Kontrolle ohne Gewähr. Eine Haftung der Autorinnen oder des Verlages aus dem Inhalt dieses Werkes ist ausgeschlossen.
Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit – vor allem in Hinblick auf die Vermeidung einer ausufernden Verwendung von Pronomen – haben wir uns dazu entschlossen, alle geschlechtsbezogenen Wörter nur in eingeschlechtlicher Form – der deutschen Sprache gemäß zumeist die männliche – zu verwenden. Selbstredend gelten alle Bezeichnungen gleichwertig für Frauen und transsexuelle Personen.
Das Buch wurde in den Schriften Metaplus Normal, Minion Pro, Calibri, Futura light und Helvetica gesetzt.
Ethnomykologie und Historie
Pilze zählen weder zur Gruppe der Tiere noch zu den Pflanzen, sie stellen ein eigenes Reich dar. Und sie sind nach derzeitigem Kenntnisstand sogar weit vor allen anderen auf diesem Planeten entstanden, stellen somit die Urbesiedelung dar.
Wissenschaftler schätzen, dass Pilze schon vor etwa 900 Millionen bzw. 12 Milliarden Jahren gemeinsam mit Algen und Einzellern die Erde besiedelt haben. Pflanzen schmücken den Globus erst seit 440 Millionen Jahren, die Tierwelt steht ihnen mit 400 Millionen Jahren kaum nach. Der Mensch hingegen kam erst vor etwa 200.000 Jahren hinzu. Da hatten die Pilze schon eine Vielzahl an unterschiedlichsten Anpassungsformen hinter sich und konnten sich als erstes komplexes Lebewesen ungemein viele Habitate zu eigen machen.
Man schätzt, dass Pilze 25 % der Biomasse der Erde ausmachen. Ihre Mycelien und Hyphen durchziehen das Erdreich über alle Kontinente. In 1 g Walderde ist es möglich, Hyphen mit bis zu 1 km Länge zu finden.
Pilzsporen machen 50 % der Schwebeteilchen in der Luft aus und sie können Temperaturen von minus 190 °C und kälter überstehen. Es ist also möglich, selbst in der Antarktis Sporen aus Urzeiten zu finden.
Zu den ältesten Lebewesen zählt unangefochten der Hallimasch (Armillaria mellea). Der bislang größte wurde 2000 in Oregon (USA) entdeckt und wies eine Größe von 9 km² (= 1.200 Fußballfelder) auf. Sein Gewicht betrug annähernd 600 Tonnen und er lebte in 1 m Tiefe. Sein Alter wurde auf 2.400 Jahre geschätzt. Somit existierte er bereits zu Zeiten, als Hippokrates auf seinem Stein saß und seine Schüler auf Kos in medizinischer Lehre unterwies.
Mykologen (Pilzforscher) gehen von 1,5 bis 2 Mio. Pilzarten aus. Von höheren Pilzen gibt es Schätzungen zufolge 150.000 bis 1 Millionen Arten, wovon wiederum erst etwa 10 % bis heute wissenschaftlich beschrieben und 2.000 Arten davon genießbar sind. Für die Mykotherapie interessant sind 700 Arten, in denen bereits pharmakologische Wirkstoffe identifiziert wurden.
Somit sind Pilze nach den Insekten die artenreichste Organismengruppe. In Mitteleuropa und damit auch in Österreich kennt man an die 6.000 Pilzarten, wovon ca. 200 essbar sind.
Die ältesten bislang nachgewiesenen Pilze stammen aus der Hochlandflora Nordafrikas. Sie werden dem Paläolithikum zugerechnet und sind damit etwa 8.000 bis 9.000 Jahre alt. Frühgeschichtliche Felsmalereien aus Algerien (Tassiligebirge) zeigen tanzende Menschengestalten, die jeweils in einer Hand einen Pilz halten, von denen eine Linie zum verzierten Kopf führt. Damit wird wohl auf eine psychische Wirkung hingewiesen, die den Menschen offenbar schon früh bekannt war. Ähnliche Darstellungen wurden in Libyen, Ägypten und im Tschad gefunden.
Zu den ältesten historisch bedeutsamen Pilzen in Europa gehören der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) und der Birkenporling (Fomitopsis betulina), da sich Reste von ihnen im Gepäck des sogenannten Ötztalmannes („Ötzi") nachweisen ließen, der als Eismumie 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde und vor etwa 5.500 Jahren verstorben war. Weil beide eindeutig keine Speisepilze sind, müssen sie für den Ötztalmann eine andere Funktion gehabt haben, nachdem er sie mit sich führte.
Über Jahrtausende wurden Pilze in der Naturheilkunde genutzt. Der Birkenporling etwa wurde als Heilmittel bei Allergien, Hautproblemen, Verdauungsproblemen, Entzündungen, Schlaflosigkeit, eingeschränkter physischer und psychischer Leistungsfähigkeit sowie Konzentrationsproblemen verwendet und gilt bis in die heutige Zeit als das beste naturheilkundliche Mittel bei Sodbrennen, Reflux, Gastritis, Magenkrämpfen, Magengeschwüren und Blähbauch.
Der Zunderschwamm genießt seinen jahrhundertealten Ruf als das Mittel bei offenen Wunden. Er ist blutstillend, antiseptisch und wird als Wundpflaster direkt aufgetragen. Die Trama, die mittlere Schicht, wird nicht nur zum Räuchern und Vertreiben von Insekten entnommen, sie wird schon seit langer Zeit gerieben und zu Wundpflastern verarbeitet.
Erste schriftliche Belege zur medizinischen Nutzung von Pilzen finden sich in der Historia naturalis von Gaius Plinius Secundus (etwa 77 n. Chr.), in der Materia medica von Dioscurides (1. Jh. n. Chr.) und in zahlreichen Kräuterlehrbüchern der mittelalterlichen Klosterheilkunde.
Bereits um 300 v. Chr. entstand in China das Heilpflanzenbuch Shennong ben cao jing, das rund 1.000 Heilpflanzen auflistet, inklusive jener Pilze, die zu den Kräutern gezählt wurden.