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Max IV./I. Joseph: Letzter Kurfürst, erster König
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eBook245 Seiten2 Stunden

Max IV./I. Joseph: Letzter Kurfürst, erster König

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Über dieses E-Book

Max IV./I. Joseph – erst Pfalzgraf, dann Herzog, 1799 Kurfürst und schließlich 1806 erster König von Bayern: Keiner hätte bei der Geburt dieses Zweitgeborenen vermutet, welcher Aufstieg ihm gelingen sollte. Dabei dauerte es lange, bis er regierender Fürst wurde, wobei er nicht nur vom erbenlosen Tod einiger Familienmitglieder profitierte, sondern auch später von Napoleons Drang, die europäische Landkarte von Grund auf zu verändern.
Mit Max IV./I. Joseph (1756–1825) vollzog sich der Wandel vom Alten zum Neuen Bayern. Da er sich klug beraten ließ, insbesondere von seinem Minister Maximilian von Montgelas, sollte seine Regierungszeit viel dazu beitragen, dass gerade Bayern die Stürme im Gefolge der Französischen Revolution unbeschadet, ja sogar als Gewinner überstand.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum24. Aug. 2023
ISBN9783791762456
Max IV./I. Joseph: Letzter Kurfürst, erster König

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    Buchvorschau

    Max IV./I. Joseph - Katharina Weigand

    1Der Pfalzgraf

    ZWEITGEBORENER EINES ZWEITGEBORENEN

    Es war bei Max Josephs Geburt nicht wirklich zu erwarten gewesen, dass er an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert der Erbe fast aller noch verbliebenen Linien des Hauses Wittelsbach werden würde: der altbayerischen Linie sowie der pfälzischen Linien von Zweibrücken-Birkenfeld und Sulzbach. Denn am 27. Mai 1756 kam Max Joseph in Mannheim als zweitgeborener Sohn eines Zweitgeborenen zur Welt. Sein Vater, Pfalzgraf Friedrich Michael aus der Linie Zweibrücken-Birkenfeld, war der jüngere Bruder des seit 1735 regierenden Herzogs von Zweibrücken, Christians IV. Und auch Max Joseph hatte einen Bruder, den zehn Jahre älteren Karl August.

    Gleichzeitig aber wurde Max Joseph in eine Zeit hineingeboren, als immer mehr Zweige der wittelsbachischen Dynastie ausstarben, weil es entweder keinen männlichen Nachwuchs mehr gab oder zumindest keinen legitimen. Die Repräsentanten der bei Max Josephs Geburt noch existierenden wittelsbachischen Linien waren der bayerische Kurfürst Max III. Joseph, Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld sowie der pfälzische Kurfürst Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach. Alle drei Genannten sollten freilich sterben, ohne dass jeweils ein Thronfolger zur Verfügung stand.

    MAX JOSEPHS ELTERN

    Wie aber stellten sich die Familienverhältnisse des jungen Max Joseph dar? Die Ehe seiner Eltern sollte für damalige Verhältnisse auf spektakuläre Weise scheitern. Pfalzgraf Friedrich Michael verfolgte eine Karriere beim Militär, wie viele andere nachgeborene Prinzen regierender Häuser. Er befehligte einige Jahre in Diensten des französischen Königs das in Straßburg stationierte Regiment Royal Alsace. Anschließend war er Offizier in der Armee von Kurfürst Karl Theodor, um schließlich während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) als Feldmarschall für das Reich und für Maria Theresia zu kämpfen. Mit Blick auf den möglichen Erbschaftsanfall der Kurfürstentümer Pfalz und vor allem Bayern war Max Josephs Vater im Jahr 1745 zum katholischen Glauben übergetreten, weshalb seine vier Kinder – zwei Söhne, zwei Töchter – katholisch erzogen wurden.

    Kurfürst Max III. Joseph

    Der Sohn des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht (1742–1745 Kaiser Karl VII.) wurde 1727 in München geboren. 1745 folgte er dem Vater auf dem kurfürstlichen Thron. Noch im selben Jahr beendete Max III. Joseph die Auseinandersetzungen seines Vaters mit Wien (Österreichischer Erbfolgekrieg). Im Frieden von Füssen erkannte der junge Kurfürst die Pragmatische Sanktion an und versicherte, bei der anstehenden Wahl zum römisch-deutschen König den Gatten Maria Theresias, Franz Stephan von Lothringen, zu unterstützen.

    Max III. Joseph versuchte zwar in den folgenden Jahren, auch angesichts der immensen bayerischen Staatsschulden, neutral zu bleiben, kam dann aber nicht umhin, sich während des Siebenjährigen Krieges Österreich anzuschließen. Im Innern führte er als aufgeklärter Fürst diverse Reformen durch, außerdem gründete er die Akademie der Wissenschaften in München.

    Da seine Ehe kinderlos blieb, erneuerte Max III. Joseph mit den pfälzischen Zweigen seiner Dynastie die bestehenden Hausverträge, um so sicherzustellen, dass Bayern den Wittelsbachern erhalten blieb. Mit seinem Tod 1777 erlosch die altbayerische Linie der Wittelsbacher.

    Max Josephs Mutter, Maria Franziska, stammte aus der Sulzbacher Linie des Hauses Wittelsbach, sie war die Schwester der Gemahlin des pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor, Elisabeth Maria. Wegen der ständigen Abwesenheit ihres in militärischen Diensten stehenden Gatten ließ sich Maria Franziska auf ein Verhältnis mit einem Schauspieler ein, von dem sie schließlich sogar ein Kind erwartete. Dies aber nahm ihr Schwager Christian IV., der regierende Herzog von Zweibrücken, zum Anlass, Max Josephs Mutter Maria Franziska des Hofes zu verweisen, sie von ihren Kindern zu trennen und in ein Kloster zu verbannen. Erst nach dem Tod Friedrich Michaels 1767 ermöglichte ihr Kurfürst Karl Theodor zumindest die Rückkehr nach Sulzbach, wenn auch der Kontakt zu ihren Kindern unterbrochen blieb. Seit dem Tod des Vaters waren Karl August, Max Joseph und deren zwei Schwestern im Grunde genommen Waisen, obwohl ihre Mutter noch bis 1794 lebte.

    Pfalzgraf Friedrich Michael von Zweibrücken-Birkenfeld, Max Josephs Vater. – Gemälde von Johann Georg Ziesenis, 1749 (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek München).

    KINDERJAHRE UND ERZIEHUNG

    Da Christian IV., der Herzog von Zweibrücken, eine nicht standesgemäße Ehe führte und seine Söhne aus dieser Verbindung somit nicht sukzessionsfähig waren, lebte Max Josephs älterer Bruder, Karl August, als nächster Anwärter auf den Thron seines Onkels inzwischen am Hof in Zweibrücken. Max Joseph und eine seiner zwei älteren Schwestern wurden zuerst in Mannheim, am Hof des pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor, später dann ebenfalls in Zweibrücken erzogen. Während Karl August anscheinend ein schwieriger Charakter war, eroberte Max Joseph als Kind die Herzen aller, besonders am Mannheimer Hof. Seit dem Tod des Pfalzgrafen Friedrich Michael agierten Kurfürst Karl Theodor, dessen Gemahlin Elisabeth Maria sowie deren Schwester Maria Anna, verheiratet mit dem altbayerischen Wittelsbacher Herzog Klemens Franz, gemeinsam als Vormund der vier Kinder. Das ergab umso mehr Sinn, als – wie bereits erwähnt – die pfälzische Kurfürstin Elisabeth Maria sowie die in München verheiratete Herzogin Maria Anna Schwestern von Maria Franziska waren, also der Mutter der vier Halbwaisen.

    Zum Erzieher zunächst von Karl August, später auch von Max Joseph, bestellte der Herzog von Zweibrücken den Rousseau-Verehrer Agathon Keralio, dessen Aufgabe u. a. darin bestand, die jungen Pfalzgrafen zu Anhängern Frankreichs zu machen. Ansonsten versuchte Keralio, Max Joseph möglichst natürlich und im Geist der Aufklärung heranwachsen zu lassen. 1767 schieb Keralio diesbezüglich an Herzogin Maria Anna in München: »In Gesellschaft hat er [Max Joseph] besser abgeschnitten, als ich erwartet hatte; denn ich lehre ihn wenig oder richtiger gesagt gar nichts, was man Höflichkeit nennt aus Besorgnis, ihn falsch zu machen.« (zit. nach Bayern, Max I. Joseph, S. 34) Erfreuliche Anlagen waren beim jungen Pfalzgrafen offensichtlich vorhanden, von allzu großem Ehrgeiz war er allerdings nicht beseelt, wie sein Erzieher 1772 kritisch über seinen damals 16-jährigen Schützling feststellte: »Mit seinem guten Kopf könnte er die größten Fortschritte machen. Leider will er nicht allein arbeiten. Die Zeit, die man ihm zum Vorbereiten läßt, ist gänzlich verloren. Daraus folgt, daß man drei bis vier Unterrichtsstunden für eine Arbeit braucht, die in einer einzigen abgetan wäre. Lobenswert ist seine Folgsamkeit und Standhaftigkeit, solang die Lehrer bei ihm sind, seine Aufmerksamkeit, Intelligenz, sein guter Wille.« (zit. nach Bayern, Max I. Joseph, S. 52)

    Kurfürst Karl Theodor

    1724 geboren, entstammte Karl Theodor der wittelsbachischen Nebenlinie Pfalz-Sulzbach. Ohne darauf vorbereitet zu sein, trat er 1741 die Herrschaft im Herzogtum Sulzbach und ein Jahr später im Kurfürstentum Pfalz sowie im Herzogtum Neuburg an. 1777 fiel ihm, nach dem kinderlosen Tod Max III. Josephs, auch noch das Kurfürstentum Bayern zu. Seit 1778 regierte Karl Theodor, gemäß den wittelsbachischen Hausverträgen, im ungeliebten München, wohin er seine pfälzischen Räte mitbrachte, was ihm die massive Ablehnung von Seiten der bayerischen Bevölkerung bescherte. Am liebsten hätte er Bayern im Tausch Österreich überlassen, um im Gegenzug ein niederländisch-niederrheinisches Territorium mit den Zentren Mannheim, Düsseldorf und Brüssel zu erhalten. Letztendlich scheiterten diese Pläne am Widerstand der anderen wittelsbachischen Linien, aber auch am Widerstand Preußens, das einen österreichischen Machtzuwachs unbedingt verhindern wollte. Spätestens seit dem Ausbruch der Französischen Revolution verfolgte Karl Theodor eine scharf repressive Innenpolitik; während der Revolutionskriege bemühte er sich, außenpolitisch neutral zu bleiben. Bei seinem Tod 1799 hatte er trotz zweier Ehen keinen legitimen männlichen Erben vorzuweisen. Seine Territorien gingen daher 1799 an die pfälzische Nebenlinie des Hauses Wittelsbach, Zweibrücken-Birkenfeld, über.

    Max Joseph als Knabe. – Gemälde von Johann Georg Ziesenis, nicht datiert (Privatbesitz).

    Für den nachgeborenen Max Joseph war ganz selbstverständlich die militärische Laufbahn vorbestimmt; er sollte in die Fußstapfen seines Vaters treten. Im April 1770, im Alter von knapp 14 Jahren, erhielt der junge Pfalzgraf daher sein Patent als Oberst des Regiments Royal Alsace, das Herzog Christian IV. in Versailles für seinen darüber sehr erfreuten Neffen erwirkt hatte. Das bedeutete freilich nicht, dass Max Joseph ab 1770 bereits aktiven Dienst geleistet hätte. Stattdessen ging seine Ausbildung weiter, z. T. in Zweibrücken – wo ihn der Herzog am liebsten zu seinem Nachfolger bestimmt hätte, wäre da nicht der ältere Bruder Karl August gewesen –, und z. T. in Mannheim, am Hof Karl Theodors, der ebenfalls große Stücke auf Max Joseph hielt.

    NACHFOLGEPROBLEME, ERBSCHAFTSVERTRÄGE UND HEIRATSPLÄNE

    Als im August 1770 der aus der altbayerischen Linie der Wittelsbacher stammende Herzog Klemens Franz kinderlos starb, nahm jene Entwicklung endgültig ihren Anfang, die schließlich dazu führte, dass am Ende Max Joseph Erbe Zweibrückens sowie der beiden kurfürstlichen wittelsbachischen Linien werden sollte. Gleichsam als Reaktion auf den Tod des Herzogs wurden Ende Februar 1771 die bereits vorliegenden wittelsbachischen Hausverträge wieder einmal erneuert, womit verhindert werden sollte, dass – solange noch ein Zweig des Hauses Wittelsbach blühte – pfälzisches oder bayerisches Territorium vom Kaiser als heimgefallenes Lehen behandelt werden konnte. Und diese Gefahr bestand hinsichtlich Bayerns durchaus. 1771 waren sowohl Max III. Joseph in München als auch Karl Theodor in der Pfalz die letzten männlichen Vertreter ihrer Zweige.

    Etwas hoffnungsvoller konnte man in dieser Hinsicht zu Anfang in Zweibrücken in die Zukunft sehen, als sich Max Josephs älterer Bruder 1774 mit Maria Amalia von Sachsen vermählte. Der einzige Sohn des Paares starb jedoch bereits 1784, womit der Erbanspruch für das Herzogtum Zweibrücken für Max Joseph allmählich in greifbare Nähe rückte.

    Genau aus diesem Grund kam der Frage, wen er ehelichen würde, besondere Bedeutung zu. Dass er den Frauen sichtlich zugetan war, konnte niemand übersehen. Um aber nicht nur selbst Herzog oder gar Kurfürst zu werden, sondern den Thron anschließend an die eigenen Nachkommen weitergeben zu können – auch wenn diese Chancen zu dieser Zeit noch eher vage waren –, musste Max Joseph eine Prinzessin aus einem regierenden, also einem ebenbürtigen Hause zum Altar führen. Nur auf diese Weise wurde aus einem Sohn ein legitimierter Thronfolger. Allerdings versetzte der junge Pfalzgraf seine Verwandtschaft in den kommenden Jahren immer wieder in Aufregung, wenn seine jeweils aktuelle Liebschaft bzw. sein Schwärmen für diese oder jene Dame so gar nicht mit den Plänen übereinstimmten, die diesbezüglich in Zweibrücken, München und Mannheim geschmiedet wurden. Dazu kam, dass umgekehrt vor allem Wien Interesse an einer gerade nicht standesgemäßen Heirat hatte. Denn dann wären Max Josephs Söhne nicht sukzessionsfähig gewesen, während Österreich schon seit langer Zeit davon träumte, sein eigenes Territorium nach Norden hin zu vergrößern, indem es sich bayerisch-wittelsbachische Gebiete einverleibte.

    Die wittelsbachischen Hausverträge

    Im Jahr 1329 wurde der erste der sogenannten wittelsbachischen Hausverträge, der Hausvertrag von Pavia, geschlossen, nachdem sich die Dynastie in die Linien Pfalz und Bayern geteilt hatte. Weil man die wittelsbachischen Lande aber weiterhin gegenüber Kaiser und Reich als Einheit aufgefasst sehen wollte, wurde in diesem Vertrag gleichzeitig festgelegt, dass beim Aussterben einer Linie im Mannesstamm die andere Linie deren Territorien und Rechte erben solle. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Problem der weiteren Existenz des Hauses Wittelsbach akut: Nacheinander starben mehrere Linien aus. Bereits 1746 wurden von Max III. Joseph und Karl Theodor erste Schritte unternommen, die wittelsbachischen Territorien endgültig in einen »unveräußerlichen und unteilbaren Familienbesitz, ein Fideikommiß, das […] gegen alle Ansprüche Habsburgs und des Reiches gefeit war«, zu verwandeln. (Hammermayer, S. 1207) Weitere Schritte auf diesem Weg wurden 1761, 1766 und 1771 unternommen. Die sogenannte dritte Hausunion von 1774 »dehnte das Mitbesitzrecht der beiden Kurfürsten nicht nur auf die Reichslehen, sondern auch auf die gesamten beiderseitigen Territorien aus und erkannte es allen Anverwandten, d. h. der Linie Zweibrücken zu«. (Hammermayer, S. 1210) Diese dritte Hausunion war schließlich die rechtliche Basis sowohl für die Übernahme Bayerns durch Karl Theodor 1777 als auch für den Regierungsantritt des gebürtigen

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