Parker pocht auf Fair Play: Butler Parker 278 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Wie lange brauche ich denn noch bis Shepherd's Market, Mister Parker?« wollte Agatha Simpson ungeduldig wissen. »Sofern keine Verzögerungen eintreten, dürfte die Fahrt etwa eine Stunde dauern, Mylady«, antwortete Parker, der sein hochbeiniges Monstrum gerade durch Camberhurst lenkte. Zwei Minuten später, am Ausgang des Städtchens, stand jedoch fest, daß es mit der Heimkehr etwas länger dauern würde. Die schwarze Limousine, die unvermittelt aus einer Seitenstraße schoß, zwang den Butler zu einem Bremsmanöver, das Mylady mit deutlichem Mißfallen registrierte. »Hinterher, Mister Parker!« entfuhr es ihr grimmig. »Ich werde die Rüpel stellen und zur Verantwortung ziehen.« »Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte Parker gelassen und gab seinem altertümlichen Wagen die Sporen. Auf den ersten Blick wirkte das eckige Gefährt, in dem der Butler die resolute Dame von einem Kongreß britischer Kriminalschriftsteller in Brighton nach Hause chauffierte, wie ein ausgedientes Londoner Taxi. In der Tat hatte das schwerfällig wirkende Vehikel Tausende von Fahrgästen brav durch die Themse-Metropole befördert. Seit Parker den Wagen erworben und nach seinen speziellen Vorstellungen umgerüstet hatte, war daraus jedoch eine »Trickkiste auf Rädern« geworden, um die selbst James Bond ihn beneidet hätte. Neben schußsicherer Panzerung und einem hochbeinigen Spezialfahrwerk verfügte der schwarze Kasten über ein vielpferdiges Zusatztriebwerk, das der Butler jetzt aufröhren ließ. Durch diverse Kipphebel am Armaturenbrett, deren Funktion nur ihm selbst bekannt war, konnte Parker zusätzlich eine ganze Palette von Überraschungen auslösen, die schon manchen Verfolger in die Verzweiflung getrieben hatte. Kurz vor der nächsten Kreuzung hatte der Butler dicht zu dem Wagen der Verkehrssünder, einem älteren Daimler, aufgeschlossen und gab Blinkzeichen, um den Fahrer zum Anhalten zu bewegen. Doch der Mann am Steuer der Limousine dachte nicht daran, auf das optische Signal zu reagieren. Im Gegenteil: Er ließ zwar kurz die Bremslichter aufleuchten, bog dann aber überraschend nach rechts ab und gab unverzüglich wieder Vollgas.
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Parker pocht auf Fair Play - Günter Dönges
Butler Parker
– 278 –
Parker pocht auf Fair Play
Günter Dönges
»Wie lange brauche ich denn noch bis Shepherd’s Market, Mister Parker?« wollte Agatha Simpson ungeduldig wissen.
»Sofern keine Verzögerungen eintreten, dürfte die Fahrt etwa eine Stunde dauern, Mylady«, antwortete Parker, der sein hochbeiniges Monstrum gerade durch Camberhurst lenkte.
Zwei Minuten später, am Ausgang des Städtchens, stand jedoch fest, daß es mit der Heimkehr etwas länger dauern würde.
Die schwarze Limousine, die unvermittelt aus einer Seitenstraße schoß, zwang den Butler zu einem Bremsmanöver, das Mylady mit deutlichem Mißfallen registrierte.
»Hinterher, Mister Parker!« entfuhr es ihr grimmig. »Ich werde die Rüpel stellen und zur Verantwortung ziehen.«
»Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte Parker gelassen und gab seinem altertümlichen Wagen die Sporen.
Auf den ersten Blick wirkte das eckige Gefährt, in dem der Butler die resolute Dame von einem Kongreß britischer Kriminalschriftsteller in Brighton nach Hause chauffierte, wie ein ausgedientes Londoner Taxi. In der Tat hatte das schwerfällig wirkende Vehikel Tausende von Fahrgästen brav durch die Themse-Metropole befördert.
Seit Parker den Wagen erworben und nach seinen speziellen Vorstellungen umgerüstet hatte, war daraus jedoch eine »Trickkiste auf Rädern« geworden, um die selbst James Bond ihn beneidet hätte.
Neben schußsicherer Panzerung und einem hochbeinigen Spezialfahrwerk verfügte der schwarze Kasten über ein vielpferdiges Zusatztriebwerk, das der Butler jetzt aufröhren ließ. Durch diverse Kipphebel am Armaturenbrett, deren Funktion nur ihm selbst bekannt war, konnte Parker zusätzlich eine ganze Palette von Überraschungen auslösen, die schon manchen Verfolger in die Verzweiflung getrieben hatte.
Kurz vor der nächsten Kreuzung hatte der Butler dicht zu dem Wagen der Verkehrssünder, einem älteren Daimler, aufgeschlossen und gab Blinkzeichen, um den Fahrer zum Anhalten zu bewegen. Doch der Mann am Steuer der Limousine dachte nicht daran, auf das optische Signal zu reagieren.
Im Gegenteil: Er ließ zwar kurz die Bremslichter aufleuchten, bog dann aber überraschend nach rechts ab und gab unverzüglich wieder Vollgas.
Wenn der Unbekannte gehofft hatte, Parkers Privatwagen auf diese Weise abhängen zu können, sah er sich gleich darauf getäuscht. Zwar geriet Lady Agathas üppige Fülle bei dem unverhofften Manöver bedenklich ins Rutschen, aber das hochbeinige Spezialfahrwerk hatte mit dem Richtungswechsel nicht die geringste Mühe. Und der Rennmotor, dessen Qualitäten der Butler mit unbeweglicher Miene ausnützte, war der – offensichtlich frisierten – Maschine des Daimler ohnehin überlegen ...
Fahrer und Beifahrer der Limousine reagierten ausgesprochen beunruhigt, als sie feststellen mußten, daß der schwarze Kasten ihnen schon wieder auf den Fersen war. Fluchend trat der Mann am Steuer das Gaspedal bis zum Anschlag durch, fest entschlossen, dem Kontrahenten das Nachsehen zu geben. Aus dem Vorsprung, den er sich erhofft hatte, wurde trotzdem nichts.
Wieder bogen die Unbekannten in halsbrecherischem Tempo in eine Seitenstraße ab.
Parker zeigte erneut Geistesgegenwart und fahrerische Routine, während Mylady noch mal aus dem Gleichgewicht geriet und den Fahrstil wenig ladylike kritisierte.
Immer häufiger wechselten die Verkehrsrowdies jetzt die Richtung. Minuten später wäre es fast passiert: Beim Abbiegen geriet der Daimler aus der Bahn und hatte plötzlich Gras statt Asphalt unter den Rädern. Eine Böschung verhinderte jedoch Schlimmeres.
Wie ein Bob in der Steilkurve, zog die Limousine ihre Bahn und rüttelte die Insassen gründlich durch, bevor sie in spitzem Winkel wieder auf die Fahrbahn zurückkehrte.
Die lange Gerade, die folgte, gedachte Josuah Parker zu nutzen und setzte kurz entschlossen zum Überholen an. Doch der Daimlerlenker reagierte prompt und setzte die Fahrt im Slalomkurs fort, so daß an Vorbeikommen nicht zu denken war.
»So kriegen Sie die Lümmel nie, Mister Parker«, drang Lady Agathas baritonal gefärbte Stimme aus der Gegensprechanlage, die den schußsicher verglasten Fond mit dem Fahrerplatz verband. »Lassen Sie sich was Besseres einfallen. Meine Zeit ist sehr kostbar.«
»Ein Umstand, der meiner bescheidenen Wenigkeit durchaus bewußt ist, Mylady«, antwortete Parker in seiner stets höflichen Art. »Deshalb wird man sich noch eingehender als bisher befleißigen, Myladys Geduld nicht unnötig auf die Probe zu stellen.«
Augenblicke später sah der Butler die Chance kommen, sein Versprechen einzulösen. Und er nutzte die Möglichkeit, die sich unverhofft bot, ebenso kaltblütig wie erfolgreich.
In sanftem Bogen schwenkte die wenig belebte Landstraße nach links ab. Gleichzeitig wiesen Schilder auf einen linker Hand gelegenen Rastplatz hin.
Im wesentlichen bestand diese Oase der Ruhe aus einem breiten Schotterweg, der an verlassenen Sitzmöbeln aus Beton vorbeiführte und nach schätzungsweise zweihundert Metern wieder in die Straße mündete.
Der flüchtende Fahrer schien zu ahnen, daß Parker ihm durch diese Abkürzung den Weg abschneiden wollte. Deshalb zog er es vor, selbst nach links abzubiegen.
Dem Butler war auch dieses Manöver recht. Endlich hatte er freie Bahn und konnte zeigen, was wirklich unter der eckigen Haube des ehemaligen Taxis steckte.
Unter dumpfem Röhren katapultierte das Hochleistungstriebwerk den Wagen regelrecht nach vorn. Sekunden später hatte Parker den in dichter Staubwolke dahinrasenden Daimler überholt.
Gleich darauf schoß das schwarze Monstrum an der Einmündung vorbei, aus der der Daimler auf die Straße zurückkehrte. Der Unbekannte am Steuer der Limousine glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen, als er den hartnäckigen Verfolger plötzlich vor sich hatte.
Immerhin bewies der Mann Geistesgegenwart, riß das Steuer nach rechts und versuchte, in der Gegenrichtung zu entkommen. Er ahnte nicht, daß der Butler auch für diesen Fall vorgesorgt hatte.
Kurz vorher hatte Parker einen Kipphebel am Armaturenbrett umgelegt. Dadurch hatte sich eine Klappe am Heck seines Wagens geöffnet, und sogenannte Krähenfüße waren unter leisem Klirren auf die Fahrbahn gerieselt.
Es handelte sich um Stahlnägel, die im Winkel miteinander verschweißt waren. Diese Krähenfüße konnte auf den Asphalt fallen, wie sie wollten – immer zeigte eine der nadelscharfen Spitzen nach oben und wartete nur darauf, sich in einen prall gefüllten Reifen bohren zu können.
Der flüchtige Fahrer reagierte ausgesprochen verdutzt, als alle vier Pneus seines Wagens fast gleichzeitig unter Knallen und Zischen ihren Dienst aufkündigten. Auf das Fahr verhalten der Limousine hatte der Druckverlust unübersehbar nachteilige Folgen.
Das schwere Gefährt lief aus dem Ruder, während der Lenker ebenso hektisch wie erfolglos gegenzusteuern versuchte. Gleich darauf war die Fahrt an einem Baum zu Ende.
Glassplitter flogen. Die chrombewehrte Schnauze des Daimler erhielt durch den unsanften Stoß von außen ein völlig neues Design. Da der Wagen nach dem Abbiegen noch nicht in volle Fahrt gekommen war, verlief der Zwischenfall halbwegs glimpflich.
*
»Die Flegel sollen mich kennenlernen«, grollte Agatha Simpson, während Parker ihr behutsam beim Aussteigen half. Seite an Seite legte man die wenigen Schritte zu