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Spirituelle Psychologie
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eBook395 Seiten4 Stunden

Spirituelle Psychologie

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Über dieses E-Book

Spiritualität und Psychologie sind nicht dasselbe - das dürfte inzwischen (hoffentlich) ein trivialer Satz geworden sein, der niemanden mehr allzu arg irritiert (obwohl, wer weiß?). In erheblichem Maße stellen die beiden darüberhinaus allerdings sogar zwei regelrecht "rivalisierende" Konzepte für ein tieferes Verständnis des Menschseins dar. Trotzdem oder gerade deswegen unternimmt es der Autor - von seinem geistigen und sozialen Herkommen her katholischer Theologe -, den Berührungspunkten zwischen Spiritualität und Psychologie nachzugehen. Das vorliegende Buch ist dabei weder eine "Psychologie der Spiritualität" noch eine "Spiritualität der Psychologie", sondern eine genuin spirituelle Betrachtung menschlich-alltäglicher Fragestellungen, die "uns" im "Westen" seit dem frühen zwanzigsten Jahrhundert kultur- und geschichtsbedingt als "psychologische" Fragestellungen vertraut geworden sind. Es zeigt sich nämlich, dass die typische "westlich-moderne" Psychologie als menschheitsgeschichtlich noch sehr junges Modell anthropologischer Weltsicht bislang durchaus sozusagen einige "geistige Kinderkrankheiten" aufweist, über die ihr die viel ältere Weisheit einer "interkulturell" verstandenen "universellen" Spiritualität heilend hinweghelfen könnte.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum28. Juli 2023
ISBN9798223975106
Spirituelle Psychologie
Autor

Joachim Elschner-Sedivy

Joachim Elschner-Sedivy, Lic. Theol., hat einen römisch-katholischen biographischen Hintergrund. Er wurde 1975 geboren. Seine Heimatstadt ist München.

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    Buchvorschau

    Spirituelle Psychologie - Joachim Elschner-Sedivy

    (0.) Einleitung

    „Es ist mit Meinungen, die man wagt, wie mit Steinen, die man voran im Brette bewegt: Sie können geschlagen werden, aber sie haben ein Spiel eingeleitet, das gewonnen wird." (Goethe) In diesem Sinne unternehme ich es, als einer, der sich mit Spiritualität beschäftigt, aber kein nach heutigen Begriffen wissenschaftlich ausgebildeter Psychologe ist, über Psychologie zu schreiben.

    ***

    Der große Schritt, den die Menschheit hundert Jahre nach Sigmund Freud vollziehen muss, ist der Schritt der Erkenntnis, dass es auch nicht die „Psychologie ist, die wesentlich ausmacht, was wir als Menschen wirklich sind. Wäre es die Psychologie, dann hätte die gesamte Menschheit bis vor dem Jahr 1900 im Grunde noch nicht gewusst, was sie wirklich ausmacht, denn „Psychologie in unserem heutigen Sinne gab es bis dahin noch nicht.

    ***

    Sigmund Freud nannte in seiner die Seele „entmythifizierenden Psychoanalyse den Menschen einen „Prothesengott. Daher scheint es mir folgerichtig, eine „spirituelle Psychologie unter das Motto der „Götterprothese zu stellen - auch wenn es in einer echten „spirituellen Psychologie keinesfalls um eine „Re-Mythisierung der Seele gehen kann. - „Der Mensch begreift niemals, wie anthropomorphisch er ist. (Goethe) „Anthropomorph nennen wir für gewöhnlich jene Götter oder Götzen, die der Mensch sich zurechtmacht - genau diesen Ausdruck aber wendet Goethe hier nun auf den Menschen selbst an. Die ganze Genialität dieser Beobachtung ist kaum auszuschöpfen. Seine in diesem Sinne zu verstehende „Selbst-Anthropomorphisierung" ist genau das, was der Mensch mit der modernen Psychologie beginnend siebzig Jahre nach Goethes Tod auf die Spitze zu treiben begonnen hat.

    ***

    Natürlich ist das Vorliegende keine im üblichen „positivistischen Sinne „wissenschaftliche Psychologie. Und erst recht keine „systematische oder gar „vollständige. Es sind - dem selbstbewussten, stolzen Titel zum Trotz (man muss sich ja nicht selber schon auf dem Buchdeckel „die Butter vom Brot nehmen) - „Notizen zum Thema Psychologie aus spiritueller Sicht. Es hat übrigens einen tiefen Grund, dass ich in diesem Buch so gerne Goethe zitiere, der sich so leidenschaftlich für einen Naturwissenschaftler hielt (seine „Farbenlehre schien ihm die wichtigste Leistung seines Lebens zu sein), obwohl ihn schon zu seinen Lebzeiten kaum jemand als solchen „für voll zu nehmen bereit war: Es ist völlig richtig, das jeweilige aktuelle innerste Selbstverständnis „der Wissenschaft immer wieder fundamental und rigoros in Frage zu stellen und in Zweifel zu ziehen. (Diejenigen, die jeweils nur die Ergebnisse der Wissenschaft in Zweifel ziehen, tun genau dies übrigens eben gerade nicht.) „Der Psychologie schrieb Goethe, ohne es zu wissen, in diesem meinem Sinne ins Stammbuch: „Auch einsichtige Menschen bemerken nicht, dass sie dasjenige erklären wollen, was Grunderfahrungen sind, bei denen man sich beruhigen müsste. (...) Die Geheimnisse der Lebenspfade darf und kann man nicht offenbaren; es gibt Steine des Anstoßes, über die ein jeder Wanderer stolpern muss. Der Poet aber deutet auf die Stelle hin. („Wilhelm Meisters Wanderjahre)

    ***

    Der deutsche Psychologe William Stern schrieb schon 1911: „Die Individualität ist die Asymptote der Gesetze suchenden Wissenschaft. (...) Wenn es in der Tat, wie es manche Wissenschaftstheoretiker wollen, alleinige Aufgabe der Wissenschaft ist, Allgemeingültiges zu finden, dann gibt es keine Psychologie der einzelnen Individualität. Die Psychologie als Wissenschaft kann mithin gar nicht anders, als die Individualität des Menschen letztlich nicht ganz ernst zu nehmen. Infolgedessen kommt sie der Spiritualität niemals auch nur ansatzweise wirklich ins Gehege. Die Spiritualität ist und bleibt die alleinige Königsdisziplin des sinnvollen und weisen Umgangs mit der konsequent anerkannten menschlichen Individualität. In Anlehnung an den traditionellen Ausdruck „Kurpfuscher zur Schmähung schlechter Ärzte prägte William Stern ferner den Begriff des psychologischen „Deutungspfuschers. Für mich impliziert diese Anregung logisch über eine nur noch kurze Distanz weitergedacht auch die eindringliche Warnung vor (pseudo-)spirituellen beziehungsweise vor (vermeintlich) „ganzheitlich-weltanschaulichen „Lehrpfuschern. Genau deshalb erscheint mir jeglicher „spirituellen Lehre zwingend eine gründliche „spirituelle Psychologie vorausgesetzt - obwohl es paradoxerweise eine „spirituelle Psychologie eigentlich gar nicht geben kann, wie aus unserem ersten William-Stern-Zitat hervorgeht. Aber Spirituelle sind geübt im Leben mit Paradoxen. Aus der von William Stern aufgezeigten „Unmöglichkeit einer Individualpsychologie ergibt sich, dass „spirituelle Psychologie immer nur „die singuläre Psychologie des je einzelnen Lesers oder Zuhörers hier und jetzt" sein kann.

    ***

    Eine „Wissenschaft namens „Psychologie kann es strenggenommen letztlich auch deshalb gar nicht sinnvoll geben, weil jeder einzelne Mensch aus lauter Subpersönlichkeiten besteht, von denen niemals hinreichend klar ist, welche von ihnen zu welchem Zeitpunkt mit welcher Intention und Berechtigung „ich sagt. Diese Erkenntnis bildet die paradoxe Grundlage der „Psychologie der Spiritualität. Das Erzählen und rekapitulierende „Durcharbeiten von „persönlichen Lebensgeschichten ist aus spiritueller Perspektive eine sehr ambivalente Prozedur: Es kann sich spirituell sowohl unterstützend als auch hemmend, blockierend und irreführend auswirken, und wir haben über den Effekt, den es im jeweiligen Einzelfall zeitigt, nie volle oder auch nur hinreichende Kontrolle. Daher sollte ein solcher autobiografischer Ansatz jedenfalls nicht als etwas betrachtet werden, das in den Mittelpunkt eines echten spirituellen Weges gehört.

    ***

    Jede theoretische Betrachtung trägt automatisch eine Größe und Wichtigkeit in die von ihr beobachteten Dinge hinein, die diesen im Alltagsleben nicht zukommt. Das ist quasi „Heisenberg für alle - die universelle Dimension der quantenphysikalischen „Unschärferelation, derzufolge sich das Beobachtete unvermeidlich durch die „bloße Beobachtung bereits essenziell verändert, so dass nie „die Sache an sich beobachtet werden kann, sondern gleichsam immer nur eine „Maske, welche die „Sache zum Zweck ihrer Beobachtung überall dort, wo sie beobachtet wird, auf geheimnisvolle Weise „immer schon trägt. Nirgendwo ist das freilich für den „reflektierten Normalmenschen (der wiederum vielleicht strenggenommen schon qua seines Reflektiert-Seins eben kein „Normalmensch mehr ist) so deutlich und unmittelbar beobachtbar wie auf der psychologischen Ebene. Ein spirituelles Buch darf beispielsweise nicht glauben, dass das, worüber es schreibt, im gewöhnlichen menschlichen Lebensalltag vordringlich oder „pur umsetzbar wäre - wer sich diesbezüglich in einen verkrampften Eifer für die Spiritualität hineinsteigert, wird paradoxerweise genau dadurch unspirituell. Das ist der Grund, warum es überhaupt kein echtes spirituelles Buch und überhaupt keinen echten spirituellen Medienbeitrag ohne eine gehörige Portion Humor, Selbstrelativierung der Spiritualität und Selbstdistanz „des Spirituellen als solchen geben kann. Analog zu Dietrich Bonhoeffers Satz: „Einen Gott, den ‚es gibt‘, gibt es nicht, der in der Sphäre der Religion eine ungeheure Provokation darstellt, müssen wir sagen: „Eine Spiritualität, die ‚es gibt‘, gibt es nicht" - als echte Spirituelle dürfte uns dieser Satz allerdings nicht einmal provozieren.

    ***

    Eine uralte Schlüsselfrage der Spiritualität lautet: Dient das Befriedigen psychologischer Bedürfnisse dem spirituellen Fortschritt? Darüber kann man legitimerweise geteilter Meinung sein. Ich werde diese Frage nicht entscheiden.

    ***

    Der eigentliche große Wert des „psychologischen Jahrhunderts liegt in folgendem Zusammenhang: Im „vorpsychologischen Zeitalter konnte man an „Weisheit durch Philosophie glauben, wie das besonders exemplarisch Montaigne durchexerziert hat; seit dem zwanzigsten Jahrhundert hat die „wissenschaftliche Psychologie die Möglichkeit des Glaubens an „Weisheit durch Philosophie ausgehöhlt - gleichzeitig aber hat die besagte wissenschaftliche Psychologie sich selbst bei weitem nicht als hinreichenden Ersatz für diesen Verlust ausweisen können. Diese Dynamik der Entwicklung hat uns letztlich geholfen, am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wieder verstärkt zur Spiritualität zurückzukehren. (Der Apostel Paulus bezeichnet sich pointiert als „Narren, nicht als Weisen.)

    ***

    Die spirituelle Sicht besteht darin, alles immer auf zwei Ebenen gleichzeitig zu betrachten: zum einen auf der transpersonalen Ebene, auf der die Richtungsangaben der Wahrheit einen absoluten, apodiktischen Charakter tragen; und zum anderen auf der Individuations-Ebene, deren irdische Fortgeltung in der echten Spiritualität nicht abgestellt oder ignoriert wird, auf der es darauf ankommt, alles in Balancen zu bringen. Die Ebene der Individuation ist die Ebene der klugen, „goldenen Mitte: ein Mittelmaß zwischen Alleinsein und nicht Alleinsein; ein Mittelmaß zwischen Arm-Sein und Reich-Sein; ein Mittelmaß zwischen Arbeiten und Nicht-Arbeiten; und so weiter. Auf der transpersonalen Ebene hingegen lässt sich eindeutig feststellen: Das Ziel ist „nicht denken, nicht zwei, nicht ich; hier ist es nicht zutreffend zu sagen: „ein bisschen Denken, ein bisschen Dualität, ein bisschen Ego. Für die Praxis der Spiritualität bedeutet die Zwei-Ebenen-Sichtweise, dass wir Spiritualität als einen Entwicklungsprozess zu verstehen haben, der im Moment des Erwachens unseres Bewusstseins in der Kindheit radikal bei Verfallenheit an das Denken, an Dualismus und an das Ego beginnt, und kontinuierlich in Richtung von „nicht denken, nicht zwei, nicht ich zu führen hat - ein Prozess, der dabei aber zu jedem jeweiligen einzelnen Zeitpunkt pragmatisch eine konkrete, realistische irdische Situation zu verwirklichen oder jedenfalls anzuzielen hat, die dem einstweiligen Noch-Weiterbestehen der individuellen menschlichen Person angemessen Rechnung trägt: Wir sind im jeweiligen Hier-und-Jetzt, das für die Spiritualität eine so große Rolle spielt, noch kein völlig aufgelöstes Ich, daher brauchen wir in unserem Alltag noch Strategien der Formverteidigung, wir brauchen bestimmte Vollzüge des Denkens und bestimmte pragmatische klare Dualismen. Entscheidend ist aus echt spiritueller Sicht, dass wir diese Faktoren unserer individuellen irdisch-menschlichen Existenz bewusst beanspruchen, mit Demut, selbstkritisch, und dass wir zu jedem Zeitpunkt möglichst wenig davon benötigen, möglichst ein bisschen weniger als andere, und möglichst weniger als wir selber „gestern noch davon gebraucht haben. Das - nicht irgendein blinder Radikalismus - sind die wahren Kennzeichen echter Spiritualität. - Die antiken Philosophen, die nur die „goldene Mitte empfahlen, hatten kein transpersonales Bewusstsein; sie hatten nicht unrecht, aber sie sahen nur „die halbe Wahrheit".

    ***

    Worum es in diesem Buch geht, möchte ich im Tone einer etwas leichteren Muse zunächst mit der Parabel der „zwölffach problematischen Wurst veranschaulichen: - „Ich habe keine Wurst: organisatorisches Problem. - „Die Wurst schmeckt nicht: Pseudo-Problem, auch ästhetisches Problem genannt. - „Wurst macht dick: gesundheitliches Problem. - „Ich habe eine Wurst, alle anderen aber haben keine: soziales Problem. - „Alle haben eine Wurst, nur ich nicht: rein psychologisches Problem. - „Weißwurscht nur bis um zwölf Uhr, nur gezuzelt und nur mit süßem Senf und Weißbier: pädagogisches Problem. - „Was ist in einer Wurst eigentlich drin?: wissenschaftliches Problem. - „Ihr mögt Krainer, wir mögen Weißwurscht: politisches Problem. - „Es ist nur noch eine Wurst für alle da: ethisches Problem. - „Was ist eigentlich eine Wurst?: philosophisches Problem. - „Darf man Wurst essen?: religiöses Problem. - „Werde ich immer eine Wurst haben?: spirituelles Problem. - Im vorliegenden Buch geht es, im Bild gesprochen, um die Konsequenzen der Einsicht, dass wir möglicherweise nicht immer eine Wurst haben werden. Es geht in diesem Buch also im Kern ausschließlich um den letzten Typus der präsentierten zwölf Fragetypen; die übrigen Fragetypen werden dabei zwar unvermeidlich gelegentlich „zweckgebunden mitberührt, sie stehen aber allesamt nicht „selber als solche" im Mittelpunkt.

    ***

    Bedingungslos erwünscht zu sein, prinzipiell beachtet und gewürdigt zu sein, vorbehaltlos angenommen zu sein, so wie man ist, wahrhaft und ohne alle Hintergedanken und ohne jede Zwecknutzensabsicht geliebt zu sein, geborgen zu sein, bejaht zu sein, gewollt zu sein, oder auch nur „nötig, „gebraucht, unabdingbar, unverzichtbar zu sein, und dadurch stabil sinnerfüllt zu sein, ist eine spirituelle Erfahrungsqualität, die sich für einen Menschen, dem kein Zugang zu Spiritualität gegeben ist, in „der Welt, in der äußerlichen irdischen Wirklichkeit, ohne massiven Selbstbetrug kaum bis schwerlich oder gar nicht erfahren lässt (nämlich nur an jenen fragmentarischen Punkten, an denen man das rare Glück hat, als noch weitgehend unspiritueller Mensch trotzdem bereits einem zutiefst spirituellen Menschen, geschweige denn einem „Heiligen, intensiv zu begegnen); dabei ist diese ersehnte positive Welterfahrungsqualität keine „Einbildung, sie ist nichts, was man sich „einreden kann - aber auch das wiederum kann man nicht überzeugend einfach „glauben, sondern man muss es existenziell erfahren, indem man einen Weg in die Spiritualität und mit der Spiritualität findet, der immer nur ein sehr persönlicher, ganz individueller Weg und als solcher immer nur gnadenhaft gegeben, immer nur aus „göttlicher Gnade (wie theologische Sprache es formuliert) subjektiv-perspektivisch jemandem eröffnet sein kann.

    ***

    In gewissem Sinne könnte man sagen, dass „Spiritualität darin besteht, „Religion um vier ihrer Wesensmerkmale zu bereinigen, die von der „reinen Spiritualität als redundant empfunden werden; diese vier „zu subtrahierenden Merkmale der Religion sind: erstens Opferkult und das dazugehörige Vorstellungssystem „kultischer Reinheit und separierter heiliger Orte und Zeiten, ferner „Sakramente sowie außerdem eine reiche liturgische, rituelle, feierliche, zeremonielle, traditions- und brauchtumliebende Vielgeschäftigkeit und Umtriebigkeit und geschwätzige „fromme Phrasendrescherei, die allen Arten von festlichen Aktivitäten, wie sie die meisten Menschen so sehr genießen, eine attraktive sakrale (oder vielmehr in den meisten Fällen rein pseudo-sakrale) Aura verleihen will und soll; zweitens sozial, solidarisch und gesellig multifunktional identitäts-, netzwerk- und milieubildende Institutionalisierung und Organisation, mit Strukturen, Amt, Autorität, Rechtlichkeit, Mitgliedschaft und Initiation; drittens ein „transzendenter geistiger Apparat für irdische Orientierungsklarheit in Gestalt von Doktrin und Dogma, Eschatologie und Apokalyptik, also ein spekulatives Lehrsystem aus Glaubenssätzen im Sinne von „Mental-für-wahr-Haltens-Sätzen, das sein überwiegendes Anwendungsfeld im weitesten Sinne der „Politik findet, einschließlich einer breiten Palette gesellschaftlicher Ausdrucksformen wie etwa des Martyriums oder auch der mehr oder weniger öffentlich angebotenen organisierten religiös motivierten Wohltätigkeit; und viertens eine mit kollektiver Identifikationsfunktion befrachtete Verquickung von Moral und Askese, in deren Folge einerseits die Moral zu etwas nicht mehr bloß problemfallweise-situativ, sondern pausenlos im Alltag Anzuwendendem wird und kaum noch „Adiáphora, kaum noch moralische „Neutra kennt - was dem ursprünglichen Sinn und Zweck der Moral fremd ist und bedeutet, dass diese „moralistisch" wird -, und andererseits die Askese, die ihrem ursprünglichen Wesen nach etwas sehr Individuelles ist, den engen Charakter von etwas Uniformiert-Verbindlichem annimmt.

    Die biblische Basis der im Vorliegenden skizzierten Spiritualität besteht im Verweis auf die biblische Grund-Dialektik zwischen „priesterlicher und „deuteronomistischer Theologie. Während die „priesterliche Theologie in der Bibel exakt mit den eben genannten vier Gesichtspunkten von „Religion zu identifizieren ist, hat die „deuteronomistische Theologie in der Bibel sich von diesen Aspekten in absteigender Reihenfolge der Intensität distanziert und befreit und sich ihrer entledigt; das bedeutet, von Kult- und Reinheitsdenken hat der „Deuteronomismus sich sehr weitgehend frei gemacht und verabschiedet; bei den beiden mittleren Punkten, dem - um es abgekürzt zu sagen - institutionellen und dem doktrinären, hängt der Grad der Reduktion wesentlich davon ab, ob wir vom älteren Deuteronomismus des Buches Deuteronomium sprechen, der noch stark institutionell und doktrinär geprägt ist, oder von jenem jüngeren und radikaleren Deuteronomismus, der sich insbesondere in den Jesaja-Kapiteln 49-56 sowie im Auftreten des Jesus aus Nazareth ausdrückt; was den vierten Gesichtspunkt, nämlich den „Moral-Askese-Komplex angeht, so findet sich weder im biblischen Deuteronomismus noch in den Traditionen der frühen Kirche eine effektive Relativierung desselben. Der authentische Jesus selbst mag zwar tatsächlich auch diesen vierten Punkt bereits relativiert haben - seinen Nachfolgern aber erschien eine derart radikale „rein-spirituelle Relativierung des Religiösen, die auch diesen letzten „Fixpunkt als solchen noch beiseite räumt, von Anfang an allzu schwer nachvollziehbar und allzu herausfordernd; wenigstens am „Moral-Askese-Komplex wollte man sich zu allen Zeiten der herkömmlichen Kirchengeschichte noch konkret-orientierend „festhalten" können. Die im vorliegenden skizzierte Spiritualität sieht sich, wie ihrer profund kritisch-bibeltheologisch begründeten Interpretation zufolge Jesus selbst bereits dies getan hat, in radikal-deuteronomistischer Tradition. Die betreffende kritisch-bibeltheologische Fundierung dieses geistigen Ausgangspunkts habe ich in einem anderen Buch zu liefern versucht; darauf sei an dieser Stelle nachdrücklich verwiesen, ohne dass ich hier auf diese notwendige biblische Grundlegung der hier geschilderten Spiritualität näher akademisch-analytisch eingehen kann (das zu tun würde den Rahmen sprengen) - der Zusammenhang ist allerdings äußerst wichtig.

    ***

    Dogmatik - die nichts anderes bedeutet als das, was in der Politik Ideologie genannt wird - als Grundlage unserer Orientierung, das geht nicht mehr. Stattdessen müssen wir unsere grundlegende Orientierung im Leben und in der Welt heute gewinnen aus einer klugen Kombination von persönlicher biografischer Erfahrung, vertrauenswürdigen Quellen abstrahierter Fundamentalerkenntnisse zu „reiner Spiritualität, kritischer, vor allem auch historisch-kritischer Bibelwissenschaft, „philosophia perennis, dem ästhetischen Geist nicht-egozentrischer Poesie, geduldig-kasuistischer rational-ethischer Einzelfallanalyse, differenzierter Kritik am überholten empirisch-psychologischen Menschenbild des zwanzigsten Jahrhunderts, praxisnaher Kommunikationstheorie, semantisch-etymologischer Reflexion unserer Verbalsprache, unvoreingenommenen Beobachtungen an der Geschichte, aufrichtig offen abwägendem realpolitischem Denken, streng gesichteten Ergebnissen soziologischer Forschung und den fortschreitenden Erkenntnissen der Naturwissenschaften. Allein „Spiritualität aber eignet sich als der Faden, mittels dessen sich dieses ansonsten allzu heterogene, disparate Bündel „existenziell tragbar zusammenbinden lässt. Im Rahmen dieses stets mitgesehenen größeren Zusammenhangs soll im Vorliegenden näher untersucht werden, welche Rolle speziell dem Verhältnis zwischen Spiritualität und Psychologie im so beschriebenen Erkenntnisgeflecht zukommt.

    ***

    Es ist wahr: „Spiritualität ist einer jener Begriffe, bei denen die Konnotationen bei weitem die Denotation übersteigen. Nachstehend möchte ich deshalb, um nicht allzu unbestimmte und unbegründete Begriffe zu verwenden, „Spiritualität wenigstens ansatzweise einmal auf eine pragmatische, phänomenologische und „materiale Weise zu definieren versuchen. Folgende „Ressourcen der Spiritualität - die sich übrigens allesamt analog zu vergleichbaren Ressourcen der Religiosität verhalten - lassen sich beobachten. Erstens, spirituelle Praktiken, das heißt charakteristisch spirituelle Übungsformen, zum Beispiel Gebet oder Meditation (in einer bestimmten vorgegebenen Körperhaltung), Rituale, Fasten, das Anlegen eigens zweckvorbehaltener devotionaler Kleidung, Vollzug eines devotionalen Namenswechsels, Verwendung einer besonderen Sprache, eines besonderen „frommen Jargons, und in dieser Sprache das Führen spezifisch „spiritueller Diskurse mit ganz bestimmten Inhalten und Themen, mit einer ganz bestimmten Agenda, mit kennzeichnenden Topoi, „Loci theologici oder „Commonplaces der „typisch spirituellen Reflexionsweise, unter gewissen allgemein geteilten Grundvorstellungen und Grundkonzeptionen, unter Voraussetzung eines (jeweiligen) bestimmten Curriculums an historisch-kulturell-semantischem Vorwissen, und auf der Grundlage bestimmter implizierter universeller Doktrinen, Denkschemata und Begriffsschablonen, mit gewissen „traditionellen Aussagen und Postulaten, „klassischen Lehren, charakteristischen Standpunkten, geistiges Heimatgefühl vermittelnden und den „übersinnlichen Stallgeruch des Metiers verströmenden Mehrheitsmeinungen, Konsens-Ansichten und Leit-Narrativen; hierzu gehört exemplarisch das fundamentale Dogma aller wahren Spiritualität, dass man sich der wahren Spiritualität kategorisch nicht wesentlich mittels Nachdenken, sondern eben nur mittels „Praxis annähern kann. Zweitens, spirituelle Orte, etwa „spirituelle Zentren und besondere Häuser (in religiös gebundener Spiritualität sind dies vor allem die Tempel, die Kirchen und die Klöster, man kann aber zum Beispiel auch an Museen denken) oder auch meditative Gärten und kontemplative Parks, und nicht zuletzt die „Wildnis, die „Wüste (in welcher konkreten Form auch immer). Drittens, spirituelle Zeiten, das heißt spirituelle Versammlungen und Feiern (in religiös gebundener Spiritualität ist dies die Liturgie), Exerzitien und Retreats sowie einschlägige Seminare und Kurse. Viertens, spirituelle Beziehungen; hierbei ist insbesondere die Gruppe und das „Milieu einer spirituellen Gemeinschaft oder spirituellen „Bewegung zu erwähnen; hier geht es um das Anstoßen einer einschlägigen sozialen beziehungsweise gesellschaftlichen Struktur und um geselliges sowie zwecknützliches - zum Beispiel karitativ engagiertes - Teilnehmen und Teilhaben an und in dieser themenzentrierten sozialen Struktur; vor allem in diesem Zusammenhang kommen auch verstärkt Symbole zum Einsatz (in religiös gebundener Spiritualität wären entsprechende Symbole beispielsweise die Kruzifix-Darstellung, die Kirchenglocken oder die Weihnachtskrippe; die soziale Dimension der „reinen Spiritualität benutzt zwar andere Symbole, weist aber ebenfalls ihre jeweilige spezifische Symbolkommunikation auf). Fünftens, „spirituelle Personen, „spirituelle Protagonisten, oder, genauer und besser gesagt, Personen in besonderen „spirituellen Rollen, die als besondere Verkörperungen, „Kristallisationspunkte, Identifikations- und Integrationsfiguren, Exponenten und Repräsentanten der Spiritualität fungieren (in religiös gebundener Spiritualität sind dies Priester, Pastoren, also „Seelsorger, und Mönche; allgemeiner sind es „Heilige und „Gottesnarren, spirituelle Lehrer und geistliche Begleiter, die oder der jeweilige persönliche „Anamchara, oder, am elementarsten: die Mutter, der Vater - ihre zutiefst spirituelle Funktion ist übrigens überhaupt die wichtigste Funktion, die alle Mütter und Väter als solche zu er- füllen haben, und es hat gravierende Folgen für die gesamte Menschheit, wann immer Mütter oder Väter das nicht wissen und keinen Bezug zu diesem Aspekt ihrer Rolle haben). Sechstens, „spirituelle Situationen, das sind „existenzielle Situationen wie zum Beispiel das (sogenannte) Sterben eines Menschen, die Geburt eines Menschen, die „Satori-Erfahrung eines Menschen, die „Natur-Erfahrung („Natur existiert nämlich in Wirklichkeit immer nur als subjektive Situation), Krankheit, Unfall, Armut, Hunger, Gefängnis, Katastrophenlage, Flucht und Vertreibung oder Kriegserfahrung (spirituell betrachtet ist es freilich wichtig, solche Situationen nicht ohne hinreichende Grundlage in unserer persönlichen objektiven äußeren Wirklichkeit bloß von unserem Denken und unserer Phantasie erzeugen zu lassen). Und siebtens, spirituelle Medienprodukte wie Texte, Bücher, Videos, Blogs, Podcasts, spirituelle Musik oder spirituelle bildnerische Kunstwerke, überhaupt alle Erzeugnisse sinnlich schön gestaltender und schöpferisch ausdrückend deutender Kunst, die sich bewusst auf ihre spirituelle Bedeutung und Aussage konzentrieren (das spirituelle Medienprodukt „Nummer Eins ist weiterhin die Bibel). Diesen verschiedenen „materialen Aspekten von Spiritualität gegenüber darf man sich nun aber nicht „selektiv verhalten, man darf sie nicht „gegeneinander ausspielen, andernfalls würde man die Spiritualität sozusagen aus ihrem Gleichgewicht bringen; man darf keinen dieser Aspekte isoliert absolut setzen; denn keiner von ihnen manifestiert Spiritualität jemals hinreichend allein ohne die übrigen - aber auch wenn man alle diese „materialen Aspekte ausgewogen zusammennimmt, zusammenführt und „zusammenschaut, „besteht echte Spiritualität in dieser Summe ihres Phänomenalen immer noch nicht. An diesem Punkt will ich nun nicht weiter versuchen, spekulative Worte für ein großes Geheimnis zu finden; allerdings mag der Hinweis wertvoll sein, dass nicht zuletzt alle diejenigen, die im Hinblick auf den spirituellen Weg zusätzlich zu dem Dienst, den sie damit „sich selbst leisten, auch ihren Mitmenschen einen irdisch-konkreten besonderen, konturiert gestalteten Dienst zu leisten sich berufen fühlen, bei der Konzeption ihrer entsprechenden Impulse und Angebote sich tunlichst umfassend an den eben genannten Punkten ausrichten sollten. (Dabei ist sogleich ergänzend anzumerken, dass „spirituelle Situationen freilich immer nur „genutzt, nicht „geschaffen werden können, und dass insbesondere eine ausgeprägte „spirituelle Rolle wirklich sinnvoll am ehesten durch Kombination mit der religiösen Amtsrolle, der Wissenschaftlerrolle, der Künstlerrolle oder der Politikerrolle zustande kommt, und, wo diese „klassischen sozialen Rollen-Optionen individuell sämtlich nicht in Betracht kommen, besser gänzlich weggelassen werden sollte.) Diese „phänomenale Analyse der Spiritualität spielt für unser vorliegendes „experimentelles Aufeinanderprallen-Lassen spiritueller und psychologischer Weltergründungs-Perspektiven die Rolle einer wichtigen „soliden Voraussetzung und Grundlage.

    ***

    Aus einem eher „operationalen Blickwinkel betrachtet hingegen könnte man „Spiritualität meines Erachtens am relativ treffendsten definieren als eine bestimmte Art und Weise des Erzielens einer tiefen Stimmigkeit und Schlüssigkeit im Gefüge der Orientierungs-, Motivations- und Entscheidungsgrundlagen einer menschlichen Person, und ich würde der Griffigkeit halber behaupten, dass die besagte Art und Weise auf dem sehr einfachen theoretischen „Schlüsselcode von „Sünde und „Gnade - unter Voraussetzung eines zutreffend tiefen zeitgemäßen Verständnisses dieser „antiquierten theologischen Begriffe - sowie auf dem daraus folgenden, zuerst in der Zen-Tradition besonders pointiert formulierten praktischen Prinzipien-Dreisatz „Nicht-Denken, Nicht-Zwei, Nicht-Ich beruht. Deshalb ist auch das vorliegende Buch, wie die meisten meiner Bücher, zentral entlang dieses letzteren „Dreisatzes gegliedert.

    ***

    Wir rätseln darüber, weshalb Gott so ungeheuer komplexe menschliche Biografien arrangieren muss, für gleichwohl kategorisch unvollkommen bleibende, fragile Wesen, die dann so schnell sterben und wieder verschwinden - wir rätseln darüber so lange, bis wir einerseits die noch unendlich größere Komplexität der göttlichen Wirklichkeit und andererseits die unendliche Einfachheit des spirituellen „Nicht-Denken, Nicht-Zwei, Nicht-Ich" entdecken, das immer schon in uns angelegt war und ist.

    ***

    In der Bibel drückt sich entschieden die Vorstellung aus, dass der Prophet, durch den Gott seine Wahrheit in der Welt kund tut, ein ausgesprochen unzulänglicher Mensch ist, weil gerade dieser Umstand die Größe Gottes unterstreicht. In einer christlich und biblisch grundierten Spiritualität ist dieser Gedanke auf alle spirituellen Autoren zu übertragen. Meines Erachtens mit der Konsequenz, dass christliche und biblisch fundierte spirituelle Literatur niemals direktive Ratschläge erteilen kann, was der spirituelle Sucher zu tun oder zu lassen habe.

    ***

    Spiritualität ist eine Daseinsauffassung, welche den philosophischen Dualismus zwischen objektivistisch-realistischer und solipistischer Weltsicht transzendiert, indem nach spirituellem Verständnis jeder Mensch zwar in seiner je eigenen Wirklichkeit lebt, dies aber gemäß kosmischer Fügung eben genau zu dem Zweck tut, dass alle diese Individualwirklichkeiten sich quasi wie Mosaiksteine zu einer größeren Meta-Wirklichkeit zusammensetzen, innerhalb derer die einzelnen Individualwirklichkeiten doch immer auf gewisse Weise und in gewissem Maße auch untereinander anschluss- und verständigungsfähig sind und auf dieser Grundlage sich austauschen, einander dienen und einander bereichern.

    ***

    Spiritualität ist kein „Hobby, sondern sie ist ein existenzielles „Vorzeichen des Daseins („Vorzeichen im quasi-mathematischen Sinne von „Signum oder „Operator"), unter dem allein es für den spirituellen Menschen überhaupt möglich ist zu existieren. In dieser Feststellung besteht eine weitere Grundvoraussetzung für den Sinn jeder ernsthaften Auseinandersetzung zwischen psychologischer und spiritueller Daseins-Perspektive.

    ***

    Ich schreibe, weil ich mir selber Bescheid sagen muss. Wenn man mich fragen würde, woher ich die Themen nehme, über die ich schreibe, wüsste ich es gar nicht. Aber solange ich immer wieder, und eigentlich unaufhörlich, mir selbst dringlich Bescheid sagen muss, schreibe ich.

    ***

    In gewissem Sinne schreibe ich „spirituelle Literatur für unspirituelle Leute. Die „spirituelle Literatur für spirituelle Leute ist in ihrem Tonfall sehr „erleuchtet; dafür eigne ich mich nicht. Sondern „mit dem gewissen Wumms, „mit Herz und Schmackes: So müssen meine Texte sein. Nicht etwa weil ich tatsächlich immer so wäre, sondern weil ich selber mich an dieser Leitmarke ausrichten muss. Die „besinnliche latente „Sub-Weinerlichkeit" vieler herkömmlicher spiritueller Texte finde ich unerträglich, und sie führt auch letztlich nicht weiter - mich nicht und sicherlich viele andere auch nicht.

    ***

    Den Plan, eine praktisch-systematische „Spiritualitätspädagogik zu verfassen, der angesichts des „üblichen unter der Rubrik „Spiritualität firmierenden Büchermarktes gewiss naheliegend scheint, habe ich aufgegeben, beziehungsweise er ist in mir nie sonderlich weit gediehen; denn diese Intention würde bedingt durch den förmlichen Rahmen, in dem sie sich von vornherein bewegt, am Ende wohl doch wieder nur ein weiteres Exemplar der üblichen „Lehr- und Handbuch-Durchschnitts-Tristesse der notorischen „spirituellen Literaturszene hervorbringen. Meine Schriften „beschreiben keine Praxis, sondern sie „sind eine Praxis: Der Leser „meditiert idealerweise meine Texte, indem er sie liest. (Im alten „Lectio-divina-Konzept der benediktinischen Mönche ist „meditatio im Unterschied zu „contemplatio ein durchaus „intellektueller Vorgang - und der „contemplatio notwendig vorausgesetzt.) Das vorliegende Buch ist, wie alle meine Bücher, ein „Text, mit dem man längerfristig alltäglich leben soll. Genau das tue ich mit meinen eigenen Texten übrigens auch selbst - ich habe es nicht nur beim Schreiben getan (das lange dauerte), sondern ich nutze sie auch zu einem entsprechenden „lebens-begleitenden, „transbiografischen Wieder-Lesen. Das mache ich natürlich mit echt spirituellen Texten anderer Autoren genauso; freilich empfände ich vermutlich weit weniger Motivation und Inspiration zu eigenem Schreiben, wenn ich das Gefühl hätte, dass es bereits eine große Menge an wirklich geeignetem, wirklich „gutem" entsprechendem Text auf der Welt gibt, was trotz der quantitativ durchaus hohen Produktion im sogenannten Fach der „spirituellen

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