Geld und Preise in der DDR, Teil II: Eine Zusammenstellung zum Geld, zu Einkommen, Ausgaben und Preisen in der DDR
Von Rainer Geike
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Außerdem wurde das Thema zeitlich nach "vorn" erweitert, um die Abschnitte zur Währungsreform 1948, zum Geldumtausch 1957, zu Wohnungsbau-Obligationen ab Ende der 1950er Jahre. Mit der ebenfalls behandelten Abschaffung der Lebensmittelkarten 1958 war auch eine umfassende Preisreform verbunden, viele der bis zum Ende der DDR gültigen Preise wurden damals festgelegt.
Ein ebenfalls umfangreicher und sehr interessanter Abschnitt beschäftigt sich mit dem Hauskauf, dem dazu gehörigen Kredit und den notwendigen Handwerkerleistungen. Die zusammengestellten Handwerkerrechnungen machen den ungeheuren bürokratischen Aufwand deutlich, der mit dem Festhalten an konstanten Preisen für die Bevölkerung trotz steigender Material- und Personalkosten verbunden war.
Der "rote Faden" wird im zweiten Teil durch das Thema "Preise" gebildet. Ein Ausweis der über lange Zeit konstant gehaltenen Preise sind die vielen heute noch vorhandenen Sachzeugen aus Kunststoff oder Metall mit "eingeprägtem" Preis.
Mit vielen Dingen sind zusätzliche Erinnerungen verknüpft. Das betrifft beispielsweise Werbung / Propaganda auf Rechnungen oder das Ausfuhrverbot für hochwertige Konsumgüter. Oder einfach auch die Veränderung von Gepflogenheiten - kommt der Gasmann jeden Monat und kassiert den fälligen Beitrag oder werden Monatspauschalen vom Konto abgebucht?
Rainer Geike
Der Autor: Rainer Geike, Jahrgang 1954, geboren in Berlin-Friedrichshain, war im "Hauptberuf" Diplomingenieur für Verfahrenstechnik. Daneben galt sein Interesse schon seit der Schulzeit Münzen und Geldscheinen (Numismatik), Wappen (Heraldik) und der Geldgeschichte. Ein Schwerpunkt der letzten Jahre war dabei das Thema Geld, Einkommen, Ausgaben und Preise in der DDR.
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Rezensionen für Geld und Preise in der DDR, Teil II
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Buchvorschau
Geld und Preise in der DDR, Teil II - Rainer Geike
1. Gedanken zur Einführung
Im vorgerückten Alter - so etwa, wenn man die 50 überschritten hat - kommen die Fragen nach der Vergangenheit. Man sucht die alten Fotos raus und stellt fest, das so vieles nie fotografiert wurde: die Wohnung, die Arbeit in der Küche und im Garten, die Arbeit in Büro oder Werkhalle - der Alltag eben.
Aber auch andere Fragen tauchen vielleicht auf. Was haben die Wohnung und deren Einrichtung gekostet? Und wie teuer war das erste Auto? Was hat dieses und jenes gekostet? Und wie viel Geld haben wir damals eigentlich verdient? Und wenn das eigene Hobby mit Münzen und Geldscheinen zu tun hat – und man häufig gefragt wird – was es denn damals für das Geld zu kaufen gab, beschäftigt man sich auch mit den letztgenannten Fragen nach Einkommen und Preisen. Die Beantwortung dieser Fragen ist aufwendig, aber mindestens ebenso interessant wie die Beschäftigung mit Bildern und Texten auf den Geldzeichen.
Viele Dinge scheinen so fest im Gedächtnis verankert, dass sie nicht vergessen werden können. Das Geld, mit dem man täglich bezahlt, gehört sicher dazu. Aber wie viele aus der Generation 75+ wissen noch, dass es bis 1964 DM-Ost und DM-West gab, das erste Geld in der DDR eben auch „Deutsche Mark" hieß?
Aus der Beschäftigung mit diesem Thema entstanden 2008 ein Vortrag zum Thema „Das Geld - was war es wert? im Numismatik-Verein und 2010 ein erster Überblicksartikel im Jahrbuch des Vereins. Die Vereinsfreunde erzählten, es wäre der erste Artikel gewesen, den auch ihre Frauen gern gelesen hätten. Im Laufe der Jahre haben viele Vereinsfreunde, Nachbarn, Kollegen, Freunde und Verwandte Material zum Thema beigesteuert. 2012 erschien ein zweiter Beitrag zum Thema „Ehekredit
.
Das gesammelte Material ist im Laufe der Jahre mehr geworden. Die von Freunden und Bekannten beigesteuerten Dokumente und Belegstücke füllen mittlerweile etliche Ordner und Kisten. Und auch für jede beantwortete Frage sind mindestens zwei neue aufgetaucht. Sehr schnell kamen zu den zwei ersten Beiträgen viele weitere Seiten Text und Abbildungen zusammen. 2014 war daraus ein ganzes Buch geworden, gedruckt in der Hochschuldruckerei und verteilt an Verwandte und Bekannte. 2020 habe ich das Buch noch einmal geringfügig überarbeitet und als „richtiges" Buch drucken lassen.
In diesem ersten Buch „Geld und Preise in der DDR - Was bekamen wir für unser Geld?" waren die Schwerpunkte
Münzen und Geldscheine
„Brutto und „Netto
sowie die festen monatlichen Ausgaben,
Sparen auf Sparbuch und im Wäscheschrank
Ehekredit
Öffentlicher Personenverkehr
Autokauf
Zeitungen und Fernsehen - Bezug über den Postzeitungsvertrieb
Gaststätten und Speisekarten / Preise für dies und das.
Von Käufern, die das Buch über den Handel erworben haben, habe ich keine Rückmeldung. Bekannte aber, die das Buch von mir erhalten haben, sind begeistert. Und forderten die Beschäftigung mit vielen weiteren Themen und auch mit der Zeit vor 1970, der ungefähren zeitlichen Grenze im ersten Buch.
Angeregt durch entsprechende Sachzeugnisse habe ich das auch getan. Die dabei erhaltenen Ergebnisse für die Zeit vor 1970 sind sicher genau so interessant wie die die 1970er und 1980er Jahre betreffenden. Aber man kann eben nicht beim Lesen nicken und sagen, ja so wars. Auch heute 80jährige waren zur Währungsreform 1948 noch Kinder. Und auch 1958 bei der Abschaffung der Lebensmittelmarken noch sehr jung.
Die Menge der seit 2015 neu dazu gekommenen Beiträge, teils gedruckt, teils (nur) im Bekanntenkreis verteilt, füllt nun ein zweites Buch. Die Mehrzahl der Themen basiert entweder wieder auf persönlichen Daten und Erinnerungen oder auf „Sachzeugnissen" aus dem Bekanntenkreis einschließlich der dazu gehörigen Geschichten.
Neu dazu gekommen sind die Themen „Stipendium und „Rente
als Einstieg in das Gebiet der Einkommen, ergänzt um Lohnstreifen und das Thema Lohnsteuern und SV-Beitrag.
Ein ebenfalls umfangreicher und sehr interessanter Abschnitt beschäftigt sich mit dem Hauskauf, dem dazu gehörigen Kredit und den notwendigen Handwerkerleistungen. Die zusammengestellten Handwerkerrechnungen machen den ungeheuren bürokratischen Aufwand deutlich, der mit dem Festhalten an konstanten Preisen für die Bevölkerung trotz steigender Material- und Personalkosten verbunden war.
Der Schwerpunkt der Betrachtungen liegt also zunächst wieder in den 1970er und 1980er Jahren, allerdings ergänzt um die oben bereits genannten Abschnitte zur Währungsreform 1948 sowie zur Abschaffung der Lebensmittelkarten 1958. Denn damit war auch eine umfassende Preisreform verbunden, viele der bis zum Ende der DDR gültigen Preise wurden damals festgelegt.
Der „rote Faden wird im zweiten Teil, nach Währungsreform, Renten und Stipendien durch das Thema „Preise
gebildet. Spannend finde ich, dass mit vielen Dingen zusätzliche Erinnerungen verknüpft sind. Das betrifft beispielsweise die Werbung / Propaganda auf Rechnungen oder das Ausfuhrverbot für hochwertige Konsumgüter. Oder einfach auch die Veränderung von Gepflogenheiten - kommt der Gasmann jeden Monat und kassiert den fälligen Beitrag oder werden Monatspauschalen vom Konto abgebucht?
Immer wieder wird versucht, Einkommen oder Preise aus vergangenen Zeiten umzurechnen oder mit heutigen Werten zu vergleichen. Bei gleicher Preisstruktur kann das funktionieren, bei völlig anderer Preisstruktur ist es praktisch aussichtslos. Je nach dem zum Vergleich herangezogenen Produkt - Gegenstand oder Dienstleistung - ergeben sich unter Umständen völlig unterschiedliche „Bilder".
Bier war im Laden vergleichsweise teuer. Ein halber Liter normales Pils kostete in der Flasche 0,91 M. Das entsprach 18 einfachen Brötchen a 5 Pfennig. Oder man vergleicht den Bierpreis mit der Miete unserer ersten 2½-Zimmer-Wohnung (54,95 m²) in Halle-Neustadt, in der wir von 1977 bis 1985 gewohnt haben. Die Warmmiete für unsere Genossenschaftswohnung - also inkl. Warmwasser und Heizung - betrug 81,30 M. Davon hätte man 89 Halbliterflaschen Pils kaufen können. Verglichen mit heutigen Preisen war entweder das Bier sehr teuer oder die Miete sehr niedrig - beides ist mit Sicherheit zutreffend.
Der Einzelpreis einer Berliner Zeitung betrug 15 Pfennig und der der BZ am Abend (heute Berliner Kurier) 10 Pfennig. Der Gegenwert von 6 Ausgaben der Berliner Zeitung oder von 9 Ausgaben der BZ am Abend ergab jeweils eine Flasche Pils!
Wie auch im ersten Buch habe ich mich bemüht, wo immer sinnvoll und möglich, den Text durch Anmerkungen zu ergänzen, teils zur Erklärung von heute nicht mehr verständlichen Begriffen oder Sachverhalten, teils als Quellenangabe für weitere Recherchen.
Abschließend gilt mein ganz herzlicher Dank all denen, die mit Dokumenten, Sachzeugnissen und / oder Informationen zum Entstehen des Buches beigetragen haben. Danke! Danke! Danke!
2. Neues Geld brauchte das Land
2.1 Währungsreform 1948 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)
Eine Währungsreform war im Nachkriegsdeutschland dringend notwendig, das war allen klar - Besatzungsmächten und Bevölkerung. Warenangebot und vorhandene Geldmenge passten überhaupt nicht zusammen. Die vier Alliierten hatten sich bis 1948 auf Grundsätze einer solchen Reform geeinigt. Parallel bereiteten die westlichen Alliierten jedoch eine separate Währungsreform vor. Auch in der Sowjetunion wurden erste Vorbereitungen für eine Währungsreform in Deutschland getroffen.
Abb. 2.1: Titelthema der Berliner Zeitung vom Mittwoch, dem 23. Juni 1948
Am 19. Juni 1948 wurde sie angekündigt, die Deutsche Mark, am 21. Juni wurde sie in den Westzonen eingeführt. Damit war Deutschland, lange vor der Gründung der beiden deutschen Staaten, endgültig gespalten.
Als sich die Gerüchte über eine bevorstehende separate Währungsreform im Westen verdichteten, waren eigene Arbeiten zur Herstellung neuer Geldscheine noch längst nicht abgeschlossen. Es musste eine sehr schnelle Lösung gefunden werden. Diese „schnelle" Lösung für den Osten bestand in Klebemarken oder Kupons, mit denen die bisher genutzten Rentenmark- und Reichsmarkscheine beklebt wurden, sie bildeten für vier Wochen eine Übergangslösung. Nicht beklebt wurden die ebenfalls im Umlauf befindlichen Scheine, die auf Mark der Alliierten Militärbehörden lauteten. Ohne diese schnelle Aktion wären gewaltige Massen von im Westen ungültig gewordenem Geld in den Osten geströmt.
Abb. 2.2: Auszug aus dem Befehl des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland Nr. 111 (Berliner Zeitung 23.6.1948)
Die Grundsätze der Währungsreform wurden am 22. Juni in den Tageszeitungen vorgestellt, am 23. Juni war es das dominierende Thema (Abb. 2.1). Entsprechend dem Befehl Nr. 111 des Marschalls Sokolowskij sollte im Zeitraum vom 24. bis zum 28.6. der komplette Geldumtausch stattfinden (Abb. 2.2). Im Handel waren die alten - nicht beklebten - Scheine nur bis zum 25.6. zugelassen.
Noch während die Vorbereitungen zur Währungsreform im Osten Deutschlands inkl. der Stadt Berlin liefen, ordneten die Militärkommandanten der drei Westmächte am Morgen des 23.6. die Einführung der D-Mark auch in den westlichen Sektoren Berlins an, die bisher von der Währungsreform der westlichen Besatzungszonen ausgenommen waren.¹
Die Währungsreform im Osten diente zunächst, wie auch im Westen Deutschlands, der Reduzierung der Bargeldmenge. Pro Kopf wurden 70 Mark im Verhältnis 1:1 getauscht. Beträge bis 5000 Mark pro Familie wurden im Verhältnis 10:1 getauscht, für darüber hinaus gehende Beträge musste der rechtmäßige Erwerb nachgewiesen werden. Spareinlagen bis 100 Mark wurden im Verhältnis 1:1, bis 1000 Mark im Verhältnis 5:1 getauscht. Weitere Regelungen betrafen Versicherungen (Umwertung 3:1) und seit Mai 1945 gesperrte Konten. Löhne, Gehälter, Renten und Preise von Waren und Dienstleistungen blieben unverändert. Die Konten staatlicher / kommunaler Betriebe wurden 1:1 umgestellt, für andere Betriebe hing die zu Vorzugsbedingungen umgestellte Geldmenge von Umsatz und Lohnmenge ab. Als „Personaldokument" musste beim Geldumtausch die Lebensmittelkarte für den laufenden Monat vorgelegt bzw. abgegeben werden.
Abb. 2.3: Aushang vom 23.6.1948 zur Währungsreform, [SLUB, Deutsche Fotothek, Foto von Renate & Roger Rössing]
Abb. 2.3 zeigt ein Foto aus Leipzig mit einem Aushang vom 23. Juni, der über wichtige Punkte der Währungsreform informiert. Aushänge waren zu dieser Zeit sicher ein wichtiges Informationsmedium, neben Radio und Zeitung. Unter der Überschrift „Die Stadtverwaltung teilt mit" heißt es
„Alle städtischen Kassen- und Zahlstellen sind am 23. Juni 1948 für fällige Zahlungen bis 18 Uhr geöffnet; nur Steuerzahlungen dürfen nicht mehr angenommen werden.
Alle Geschäfte, Theater, Kinos usw. sind heute wie üblich geöffnet. Die Theater-, Kinokassen usw. verkaufen die Eintrittskarten heute, am 23. Juni 1948, zu den bisherigen Preisen, am 24. und 25. Juni 1948, gegen Neugeld bzw. zum zehnfachen Betrag des bisherigen Geldes.
Ab 23. Juni 1948, 15 Uhr, befindet sich in jedem Verwaltungsgebäude der 8 städtischen Verwaltungsbezirke eine Auskunftsstelle über die Währungsfragen für die Bevölkerung. Die Stadtverwaltung bittet in allen Zweifelsfragen diese Auskunftsstellen aufzusuchen. Diese sind am 23. Juni 1948 bis 21 Uhr, in den folgenden Tagen von 8 bis 21 Uhr geöffnet.
Bei den Leipziger Verkehrsbetrieben kommen am 24. Juni 1948 neue Fahrscheine zur Ausgabe. Diese dürfen nur gegen Neugeld bzw. am 24. und 25. Juni 1948 zum zehnfachen Betrag des bisherigen Geldes verkauft werden. Gültig bleiben lediglich die Wochen-, Monatskarten und die grünen 16-Fahrtenkarten für Berufstätige bis zum 30. Juni 1948."
In Abb. 2.4 werden vier mit Kupons beklebte Scheine gezeigt, diese selbst stammten aus den Jahren 1933 bis 19422. Die Basisscheine waren als Zahlungsmittel gültig bis zur Währungsreform. In den Westzonen waren sie nach der Währungsreform noch bis Ende August zu einem Zehntel des Nennwerts gültig, in der SBZ galten sie mit Kupon bis zum 28.7.1948, zum Nennwert.
Viele Menschen befürchteten damals, dass sich die aufgeklebten Kupons von den Geldscheinen lösen könnten, das Geld wäre dann wertlos gewesen. Und auch ein schief aufgeklebter Kupon wie auf dem abgebildeten 10-RM-Schein konnte Ärger bringen.³
Abb. 2.4: Beispiele für mit Kupons beklebte Scheine, sie waren vier Wochen gültig
Nach der vom 24. bis 28. Juni 1948 durchgeführten ersten Etappe der Währungsreform mit der Ausgabe der „Kuponmark war es vier Wochen später so weit. Die mit Kupon beklebten Scheine wurden in neue, auf 1948 datierte Geldscheine der „Deutschen Notenbank
getauscht. Die neue Währungsbezeichnung lautete „Deutsche Mark der Deutschen Notenbank" bzw. kurz „Deutsche Mark". Bis 1964 gab es damit DM (West) und DM (Ost).
Gesetzliche Grundlagen für diese zweite Etappe waren die „Verordnung zur Regelung des Umtausches der im Umlauf befindlichen Reichsmark und Rentenmark mit aufgeklebten Spezialkupons in Deutsche Mark der Deutschen Notenbank" vom 20.7.1948 und der Befehl des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland Nr. 124 vom 24.7.1948.
Die genannte Verordnung sah zwei Varianten für die praktische Umsetzung des Geldumtausches vor. Zum einen natürlich der Umtausch in der Sparkasse oder der Bankfiliale. Hier überprüfte der Buchhalter das ausgefüllte Formular und übergab es dem Kassierer. Die das Geld abliefernde Person übergab das Geld dem Kassierer und erhielt von diesem das neue Geld.
Abb. 2.5: Erklärung zum Umtausch in neue Banknoten, S. 1 des Formulars - Angabe von Namen,