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Die Irrungen und Wirrungen der Altersfreigaben bei Computer- und Videospielen

REPORT | Die Idee zu diesem Report entstand bereits vor 26 Jahren. Damals eroberte Windows 95 den PC und verdrängte das bis dato dominierende Betriebssystem MS- DOS. Zudem waren die Rechner inzwischen leistungsfähig genug, um alte Spieleklassiker zu emulieren. Das wiederum machte sich Publisher Activision in seiner Sammlung Atari 2600 Action Pack (1995) zunutze, die 15 alte VCS-Spiele vereinte. Mit an Bord war River Raid von 1982: ein Shoot-‘em-Up-Urgestein, in dem der Spieler mit einem Flugzeug über einen Fluss flog und Schiffe sowie andere Flieger abschoss.

Die Sammlung erntete gute Kritiken, nur hatte Activision offenbar eines nicht bedacht: River Raid war seit 1984 eines der ersten in Deutschland indizierten Spiele überhaupt, weshalb das Action Pack hierzulande eigentlich weder beworben noch öffentlich hätte verkauft werden dürfen.

Es dauerte sieben weitere Jahre, bis im November 2002 eine weitere Sammlung namens Activision Anthology erschien – diesmal für die PlayStation 2. Im Zuge dessen stellte der Publisher einen Antrag, damit die Rechtslage in Deutschland geklärt ist. Dem wurde stattgegeben und River Raid am 31. Januar 2003 von der Liste der indizierten Spiele gestrichen.

Nun die Pointe: Beide Sammlungen bekamen eine Altersfreigabe der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle, kurz USK. Und deren Urteil lautete: Freigegeben ohne Altersbeschränkung!

Der Richtigkeit halber sei gesagt: Im Netz geistern Coverbilder der deutschen PS2-Version herum, die einen „Ab 6 Jahre“-Sticker zieren. Allerdings spricht die USK auf ihrer offiziellen Webseite unmissverständlich von einer Freigabe ohne Altersbeschränkung. Und letztlich ist es auch egal, ob die Sammlung nun ab 0 oder 6 Jahren frei gegeben wurde. Fakt ist: Innerhalb von zwei Dekaden drehte sich der Jugendschutz komplett um 180 Grad. Aus einem Spiel, das laut offizieller Begründung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (kurz BPjS) „emotionssteuernde und aggressionssteigernde Eigenschaften“ habe und den Spieler „in die Rolle eines kompromisslosen Kämpfers und Vernichters hineindenken“ solle, wurde plötzlich eine harmlose Ballerei, die man guten Gewissens Grundschulkindern anvertrauen könne.

Natürlich handelt es sich hierbei um ein Extrembeispiel,

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