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Bevor Du aufgibst: Überwinden von Traumen,  rituellem Missbrauch und Mind Control
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eBook344 Seiten4 Stunden

Bevor Du aufgibst: Überwinden von Traumen, rituellem Missbrauch und Mind Control

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Über dieses E-Book

Es gibt weit mehr Betroffene von rituellem Missbrauch und Mind Control als weithin bekannt ist und dieses Thema gelangt immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.
Überlebende von rituellem Missbrauch und auch anderen Traumen stehen vor der Aufgabe und großen Herausforderung, sich entgegen ihrer Programmierungen ihren Ängsten zu stellen, sich zu glauben, zu sich selbst zu finden und selbstbestimmt zu leben.
Auch bei solchen schwersten Schädigungen unterschiedlichster Art und Auswirkungen gibt es verschiedenste Möglichkeiten, wie Betroffene sich helfen können, um körperliche und seelische Verletzungen zur Heilung zu bringen.
Meine Lebensgeschichte soll Mut machen und zeigen, dass es möglich ist in ein gutes Leben zu finden. Alle in diesem Buch aufgezeigten detaillierten Wege der Bewusstseinsarbeit, in das Verständnis und die Annahme für sich selbst, sind in meinen Therapien vielfach erprobt und beschritten worden.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. Juni 2023
ISBN9783347769038
Bevor Du aufgibst: Überwinden von Traumen,  rituellem Missbrauch und Mind Control
Autor

Sandra Rasch

Sandra Rasch ist Spezialistin für diese Heilungsarbeit. Die ersten zwanzig Jahre ihres Lebens überlebte sie in einer satanistischen Sekte. Sie konnte sich vollständig daraus lösen und hat danach über dreißig Jahre daran gearbeitet, sich selbst und zunehmend auch ihren Klienten in neue Wege, Denk- und Verhaltensmuster zu führen. Sandra Rasch hat immer wieder die Hilfe von erfahrenen Therapeutinnen genutzt und gleichzeitig ist Eigenverantwortung der Boden dieses Weges. Deswegen bietet dieses Buch nicht nur detaillierte Anleitungen zur Selbsthilfe, sondern zeigt auch die psychischen und körperlichen Schwierigkeiten auf, mit denen auf diesem Heilungsweg zu rechnen ist – und wie sie überwunden werden können. Ihre große Erfahrung mit ihrer besonderen Bereitschaft zur Eigenverantwortung kommt Betroffenen ebenso zugute wie Begleitpersonen. Sandra Rasch lebt heute in Frieden mit sich ein Leben, das ihr entspricht und bietet ihre kompetente Unterstützung auch online an.

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    Buchvorschau

    Bevor Du aufgibst - Sandra Rasch

    Teil 1

    Meine Geschichte

    Missbrauch: rituell, körperlich, psychisch

    Die ersten zwanzig Jahre meines Lebens waren geprägt von absolutem Mind Control (gezielter Gehirnwäsche), von Gewalt, rituellem Missbrauch, Pädophilie, erzwungener Prostitution. Ich war in meiner Familie die Zweitgeborene und wurde zur stillen Dienerin konditioniert. Das heißt, dass ich nicht selbst denken durfte, und falls bemerkt wurde, dass ich doch eigenständige Gedanken hatte, wurden diese mit brutalsten Methoden im Keim erstickt. Es gab mich gar nicht. Ich hatte eine programmierte Amnesie und funktionierte wie ein Automat.

    Die mir einprogrammierten Konditionierungen umfassten jedes Lebensthema, sodass ich mit allen eigenen Bestrebungen grundsätzlich scheitern musste. Ich hatte nur so zu funktionieren, wie der Kult es mir abverlangte.

    Damit du weißt, worum es geht, zitiere ich hier eine neutral formulierte Liste der Sekten-Info¹. Das wirkt vielleicht sonderbar distanziert, aber so kann ich das, was ich erlebt habe, am ehesten benennen. Ich habe die Liste aus dem Internet kopiert und meine Kommentare hinzugefügt. Aufgrund eines Gerichtsurteils darf, will und werde ich nicht klar benennen, in welchem Umkreis und durch wen mir die hier aufgezählten Dinge zugefügt wurden.

    • Die Opfer sind in einer satanistischen Sekte aufgewachsen, deren Mitglieder häufig aus der eigenen Familie und Freunden der Familie bestehen.

    • In Kirchen oder an besonderen magischen Plätzen werden z.B. an satanistischen Festtagen magische Rituale gefeiert. – Es gibt viele für magische Rituale eingerichtete Orte, auch im Freien und auch in Privathäusern, und viele sekteninterne rituelle Anlässe.

    • Es treten Satanspriester auf, die häufig als „Kapuzenmänner" verkleidet sind. – Deren Kutten sind meist schwarz, manchmal auch weiß.

    • Während der okkult-satanistischen Rituale werden die Opfer zu sexuellen Handlungen gezwungen. – Sexuelle Perversionen und Folter sind Bestandteil der meisten Rituale.

    • Kinder werden gezwungen, bei der Verstümmelung von Tieren und Menschen anwesend zu sein oder aktiv daran teilzunehmen, menschliches Fleisch zu essen oder Urin, Sperma und Blut zu trinken. – Oft werden sie auch mit Blut bemalt.

    • Die Satanisten sind hierarchisch organisiert. In den höheren Ebenen befinden sich häufig Staatsanwälte, Ärzte, Priester, Industrielle, hohe Polizeibeamte, die auch international gut vernetzt sind. – Das macht die Vertuschung so effektiv. Ich habe überlebt und durfte aussteigen, weil die Täter sich, leider bisher zu Recht, so sicher waren, dass meine Aussagen nicht für eine juristische Verfolgung ausreichen würden. Die meisten Menschen können nicht einmal glauben, was ich erlebt habe.

    • Es werden Babys, Kinder und Erwachsene geopfert. – Ich musste immer wieder dabei zusehen, das geschieht auf brutalste Weise.

    • Durch Konditionierungsprozesse, die sogenannten Programmierungen, werden Kinder gefügig gemacht. Dabei werden auch bewusstseinserweiternde Drogen und Hypnose eingesetzt. – Je nach Rang und Aufgabe im Kult werden unterschiedliche Verhaltens- und Reaktionsweisen konditioniert. Dies geschieht auch durch Einsatz von verschiedensten Foltermethoden am ganzen Körper, denn Schmerz ist ein starkes Konditionierungsmittel.

    • Die Programme führen auch im Erwachsenenalter dazu, dass die Betroffenen sich, zum Beispiel auf eine bestimmte Melodie hin, wie unter Hypnose an einen bestimmten Ort begeben und dort den oder die Täter treffen. – Ich habe auf bestimmte Silben in vorprogrammierter Weise reagiert und wie gewünscht funktioniert. Ich war zum Beispiel auf die Silbe „an" programmiert, die löste in mir immer absoluten Gehorsam aus. Das geschah auch jedes Mal, wenn mein Name ausgesprochen wurde.

    • Was in der Internet-Liste nicht aufgeführt ist, ist der spirituelle Missbrauch. Ich kann mich daran erinnern, als Kanal Satans benutzt worden zu sein. Durch die Energien, die dabei durch mich flossen, fühlte ich mich kalt, dunkel, dreckig und böse. Alle positiven Begriffe wie Liebe, Fürsorge und so weiter wurden durch diesen speziellen Missbrauch in ihrer Bedeutung verdreht und mit dem Gegenteil belegt. Dadurch war jegliche Form von Liebe, Bewusstseinsentwicklung und das Spüren von Energien, Emotionen, feinstofflichen Phänomenen mit Todesängsten belegt.

    Ich habe mich selbst gehasst.

    Wer mehr wissen möchte, kann sich den Film Höllenleben 2 von Liz Wieskerstrauch ansehen². Dieser Film ist gut und zeigt vieles authentisch, und er bleibt genügend an der Oberfläche, um damals im ZDF gesendet werden zu können. Nur ein Hinweis hierzu: Da ich die Zweitgeborene bin, galt aus den damaligen Auffassungen heraus meine Schwester als die am schlimmsten Betroffene und so wurde auch der Film dramaturgisch aufgebaut. Die Wirklichkeit war jedoch anders und ich habe, abgesehen von der Konditionierung auf unterschiedliche Rollen, die gleichen oder ähnliche Übergriffe und Instrumentalisierungen erlebt wie meine Schwester.

    Zu meiner körperlichen Verfassung

    Erstaunlicherweise zeigt mein Körper keinerlei Narben. Erstens wurden die Folterungen und Brutalitäten so gewählt, dass sie kaum Narben hinterließen, und zudem wurde mein Körper so konditioniert, dass doch entstehende Narben sich unsichtbar machten. Dies wurde mir klar, als sich während meiner späteren Therapie immer wieder kleine dunkle Streifen unter den Fingernägeln zeigten. Mir waren Nadeln unter die Fingernägel gesteckt worden. Diese Streifen zeigen sich bis heute immer mal wieder, meinem Eindruck nach dann, wenn ein Thema, dass unter dieser Folter konditioniert wurde, von mir seelisch bearbeitet wird. Während meiner Ehe waren monatelang meine Schienbeine geschwollen und juckten. Dort war unter anderem die Erwartung einprogrammiert worden, immer verlassen zu werden.

    Während meiner gesamten Kindheit hatte ich einen empfindlichen und aufgeblähten Bauch, manchmal so schlimm, dass ich kaum mehr atmen konnte. Oft litt ich unter Krämpfen, wenn mein Darm in Wallungen kam. Die dauerten immer nur ein paar Minuten, dafür kamen sie öfter am Tag. Diesen Reizdarm habe ich immer noch und lebe entsprechend achtsam.

    Außerdem begleitete mich lange ein fehlendes Sättigungsgefühl. Wie viel ich auch aß, ich spürte im Magen nichts, bis mir vor Übersättigung übel wurde. Mein Verdauungssystem konnte mir nicht mehr melden, wann ich genug gegessen hatte. Im Grunde änderte sich das erst, als ich begann, meinem Körper mit großer Sorgfalt genau das zu geben, was er brauchte. Durch die beständig durch Rituale, Misshandlungen, Prostitution usw. unterbrochenen, sehr anstrengenden Nächte war ich vollkommen erschöpft und litt unter chronischem Ganzkörperschmerz.

    Da ich es nicht anders kannte und dieser Schmerz ständig vorhanden war, dauerte es lange, bis ich merkte, dass dies nicht normal war und anderen Leuten nicht ständig alles weg tut.

    Inzwischen weiß ich, dass sich in diesem Ganzkörperschmerz die unterdrückten Verletzungen zeigen, die mein Körper nicht als Wunde offen zeigen und heilen durfte, und auch der angestaute emotionale Schmerz. Der Körper ist in solchen Extremsituationen tatsächlich in der Lage, Verletzungen zu unterdrücken. Sie verschwinden dann innerhalb sehr kurzer Zeit, bleiben jedoch in den Zellen als Erinnerung gespeichert. Bei Multiplen Persönlichkeiten kann zum Beispiel eine der Persönlichkeiten eine bestimmte Krankheit wie Asthma haben, während eine andere Persönlichkeit in demselben Körper vollkommen gesund ist. Dieser Effekt beruht auf dem gleichen Prinzip der Abspaltung und Verdrängung.

    Die Erkenntnis, dass der Körper Verletzungen ausblenden und unterdrücken kann, sodass sie nicht sichtbar sind, hat eine hohe Bedeutung auch im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit von Erinnerungen Betroffener. Die Verletzungsinformationen bleiben aber in den Zellen gespeichert. Selbst die Gebärmutter kann sich nach einer Schwangerschaft zurückbilden, inklusive Jungfernhäutchen, und so tun, als wäre „nichts gewesen".

    Zudem gehen inzwischen einige mit dem Thema befasste Experten davon aus, dass sich durch tiefgreifende Traumatisierungen nachweislich der gesamte Stoffwechsel verändert. Bei mir hat sich eine Fibromyalgie manifestiert, das heißt wörtlich übersetzt „Muskelfaserschmerz". Vor einigen Jahren habe ich endlich die Therapie mit Guaifenesin nach Dr. Amand entdeckt und lebe jetzt fast normal. Ich habe Zeiten ohne Grundschmerz und bin erstaunt, was ich jetzt alles tun kann. Gleichzeitig ist der Umgang mit der Fibromyalgie ein Weg tiefer Erkenntnis, um den im Körper gespeicherten Schmerz zu lösen.

    Mein Körper entwickelte schon früh allergisches Asthma gegen Tiere und Hausstaub. Im Prinzip brauchte ich einen Hund nur von Weitem zu sehen, und schon bekam ich keine Luft mehr. Wenn du betroffen bist, kannst du dir denken, woher das kam, für die anderen Leser hier die Erklärung:

    Bei den Ritualen werden sehr oft auch Tiere benutzt. Sie werden entweder lebend gequält, oder sie werden geopfert, und bestimmte Körperteile werden für rituelle und sexuelle Handlungen verwendet. Und da alles im Körper und im Unterbewusstsein gespeichert wird, reagiert der Körper, sobald er ein Tier sieht. Außerdem war die Unterdrückung meines Selbst und meiner Entwicklung so groß, dass es mir schlicht den Atem raubte.

    Asthma ist zum größten Teil psychisch bedingt und das Schöne ist, dass ich im Rahmen meines Heilungsweges mein Asthma vollkommen heilen konnte.

    Grundsätzlich hatte ich damals ein eher schlechtes Körpergefühl. Es war so ziemlich auf die Grundbedürfnisse meines Körpers begrenzt und dabei eher zwiespältig, denn einerseits wusste ich aus Erfahrung, dass mich nichts so schnell umbringt und, ging entsprechend gelassen mit Verletzungen und Erkrankungen um. Andererseits habe ich vieles gar nicht wahrgenommen. Wenn ich mich zum Beispiel verbrannt hatte, also auch ein wenig schlimmer, war das für mich eine Nebensache. Ich spürte den Schmerz sehr gedämpft und habe Verletzungen einfach abgetan. Das war bei allem so, was mein Körper mir zeigte, und es war ein langer Weg für mich, meinen Körper bewusst fühlen und seine Botschaften wahrnehmen zu dürfen und zu können.

    Vielleicht war dies auch eine Programmierung, oder Selbstschutz: Ich achtete immer auf eine aufrechte Körperhaltung. Ich hatte kein Gramm Fett zu viel und war extrem beweglich. Mein Körper zeigte sich fit, egal wie belastet er gerade war. Ich habe immer gerne getanzt, auch Paartanz, und einmal sagte mir ein Tanzpartner, dass ich einen sehr harten Rücken hätte. Ich hatte eine sehr hohe Körperspannung und harte Muskeln, eine Art Körperpanzer, der mich so gut wie möglich schützte, und ein Gerüst, das die Fassade eines heilen normalen Lebens aufrecht erhielt.

    Ein weiterer großer Punkt sind die Zähne und das Zähneknirschen. Natürlich habe ich immer die Zähne zusammengebissen. Als Jugendliche habe ich mir eine Weile aus Trotz einfach die Zähne nicht mehr geputzt, weil ich den Tätern stinken wollte. Aber das hatte leider keine Auswirkung. Es war den Tätern egal, wie ich roch. Ohne dass mir die Zusammenhänge bewusst wurden, begann ich daher nach einer Weile meine Zähne wieder zu putzen. Das Dilemma war aber, dass ich sie immer zusammenpresste und knirschte.

    Als ich eine junge Frau war, versorgte mich eine Zahnärztin mit wenig haltbaren Kunststoff-Füllungen. Die knirschte ich dann so tief herunter, dass schon die Zahnhälse frei lagen. Da ich damals noch nichts hinterfragen konnte und die Ärztin mir sagte, alles sei soweit in Ordnung, nahm ich das zunächst einfach hin. Später kam ich zu einem anderen Zahnarzt, der mir erklärte, dass und warum er sich Sorgen um mein Kiefergelenk mache. Da war es aber schon zu spät, und ich habe meine durch das Zähneknirschen bedingten Fehlstellungen und Schäden erst vor kurzem mit hohem finanziellem Aufwand endgültig korrigieren lassen können. Vor zwanzig Jahren nahmen die Zahnärzte die Bisshöhe noch nicht ernst und konnten sie auch noch nicht vermessen. Ich habe im Mund auf beiden Seiten lange Narben in der Wangenhaut, dort, wo ich immer draufgebissen habe.

    Dazu kam, dass die Wurzeln meiner beiden oberen Frontzähne durch den ständigen brutalen oralen Missbrauch gebrochen waren, als ich noch ein Kind war. Der Zahnarzt damals wurde misstrauisch, und als er „die Erzeugerin" daraufhin ansprach, erstarrte ich auf dem Behandlungsstuhl. Es durfte nichts entdeckt werden, denn das führte immer zu Bestrafungen. Die durchgeführten Wurzelbehandlungen hielten nicht lange, und ein paar Jahre später war ich die Zähne los, was die GebissSanierung umso schwieriger machte.

    Immer wieder hatte ich Gesichtsschmerzen und Krämpfe in den Kiefermuskeln, wohl aufgrund der sich lösenden Erinnerungen und auch wegen des Zähneknirschens. Meine gesamte Schulter-, Rücken-, Nackenmuskulatur war ständig verspannt, und auch meine Nebenhöhlen waren chronisch gereizt. Viele Jahre lang floss mir aus den Nebenhöhlen ständig Sekret in den Hals.

    Ständig war ich müde, hatte einen niedrigen Blutdruck, und passend dazu war auch meine Körpertemperatur dauerhaft zu niedrig. Als Jugendliche und junge Frau nahm ich einige Zeit Kreislauftabletten. So fühlte ich mich etwas agiler, aber gefroren habe ich immer noch sehr schnell.

    Ja, und noch eine unangenehme Sache waren die Hämorrhoiden und die Fissuren im Genitalbereich. Die verschwanden manchmal, kamen aber immer wieder. Egal wie sorgfältig ich mich pflegte, sie brannten, und ich hatte sie auch während der Therapiezeit noch viele Jahre.

    Auch die Augen reagierten. Mit Anfang zwanzig in meiner ersten eigenen Wohnung hatte ich immer wieder kleine Entzündungen und Löcher in der Hornhaut. Diese Löcher lagen immer genau am Rand der Iris. Das ging etwa zwei Jahre so, und es fiel auch mit aufkommenden Erinnerungen zusammen. Denn was da an Bildern hochkam, konnte ich kaum aushalten, und die unterdrückte Wut brannte Löcher in meine Augen.

    Während meiner ersten Therapien als junge Frau habe ich meinem Körper kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hatte so viel mit meinen Erinnerungen und Gefühlen zu tun, dass ich das noch nicht konnte. Also blieb mein Körper noch einige Zeit unbeachtet und funktionierte weiter.

    Im Grunde begann ich erst in den Jahren meiner Ehe langsam meinen Körper wahrzunehmen.

    Es kam dann ein Punkt, an dem ich morgens aufgestanden bin und mich sofort wieder hingelegt habe. Ich fühlte mich leer und kraftlos. Um wieder funktionieren zu können, nahm ich Gingko-Präparate ein. Das holte mich wieder zurück und ich konnte vorsichtiger weitermachen. So lernte ich ganz allmählich, zu schauen, was mein Körper braucht, denn er war sehr ausgezehrt. Und ich brauchte, um ihn zu unterstützen, viel Geduld, Aufmerksamkeit und auch eine Freundin, die mir zeigen konnte, was meinem Körper gut tun könnte.

    Jahre später fand ich nach und nach heraus, dass mein Körper allein durch gute Ernährung nicht ausreichend zu Kräften kommen konnte. Ich begann mit Nahrungsergänzungsmitteln zu experimentieren.

    Ich hatte ständig viele Symptome, die kein Arzt ernst nehmen würde, die aber in ihrer Häufung schon eine Beeinträchtigung darstellten. Für mich war das normal. Ich habe das alles viele Jahre lang hingenommen, ohne zum Arzt zu gehen und ohne überhaupt ein Bewusstsein dafür zu haben, dass sich ein gesunder Körper, der gute Erfahrungen gemacht hat, anders anfühlen könnte.

    Der entscheidende Moment

    Ich war Anfang zwanzig und hatte meine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau in einem Geschäft für Bürobedarf vor kurzem abgeschlossen. Danach hatte ich den Beruf gewechselt und hockte nun im Büro. Es war ein furchtbarer Tag. Ich saß auf meinem Bürostuhl vor dem Schreibtisch und starrte Löcher in die Luft. Alle paar Minuten schob ich ein Blatt Papier auf dem Tisch hin und her, zu etwas anderem war ich nicht mehr in der Lage. An diesem Tag war noch eine jüngere Kollegin anwesend, und sie fragte mich, ob sie eher gehen könne. Ich erlaubte es ihr. In meinem Kopf herrschten eine Art Taubheit und gleichzeitig wildes Gedankengewusel. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war, und erinnerte mich wie gesagt überhaupt nicht an das, was mein Leben lang mit mir geschehen war. Aber ich war einfach am Ende, mein Geist und mein Körper waren völlig entkräftet. Schon lange dachte ich darüber nach, dass ich nicht mehr leben wollte, wozu auch? Mein Leben war erbarmungslos und gefühlskalt, niemanden interessierte, wie es mir ging oder ob ich überhaupt etwas wollte. Ich hatte nur zu funktionieren.

    Als Feierabend war, hatte ich einen Entschluss gefasst und fuhr zur Apotheke. Natürlich hatte ich nichts recherchiert, sondern ließ mir einfach die stärksten Schlaftabletten geben, die rezeptfrei erhältlich waren. Ich weiß noch, dass die Apothekerin fragte, warum ich denn drei Packungen brauchen würde, um sie mir dann aber trotzdem auszuhändigen.

    So fuhr ich zu dem Haus, welches ich damals mein Zuhause nannte. Es war niemand da, ich war allein. Ich schnappte mir eine Flasche Bier und die Tabletten, schluckte alles herunter und legte mich ins Bett. In meinem Kopf drehte sich alles, und ich wartete, was geschehen würde. Zu dieser Zeit kam die Erzeugerin, wie ich die Mutter nenne, wieder nach Hause.

    Langsam merkte ich, wie mein Körper schwerer wurde und meine Gedanken langsamer. Mir wurde schwindelig. Das Dauergerede in meinem Kopf wurde leiser, bis es schließlich verstummte. Und dann passierte es. Es erklang sehr leise und sehr weit weg, aber ich hörte es. Zum ersten Mal hörte ich mein Selbst sprechen.

    Und es sagte: „Ich bin hier, und ich will leben."

    Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. Ich wusste, das war ich selbst. Zum ersten Mal spürte ich einen eigenen Gedanken und meinen eigenen Willen. Also entschied ich, weiter zu leben.

    Mein erster eigener Willensimpuls reichte gerade, um mich aufzurappeln und auf den Flur zu taumeln. Dort sagte ich, dass ich Tabletten genommen hätte. Die Erzeugerin und ihr derzeitiger Freund packten mich ins Auto und fuhren ins Krankenhaus.

    Schon auf der Fahrt kam ein Großteil der Mischung aus Bier und Tabletten wieder heraus, doch im Krankenhaus bekam ich Salzlauge zu trinken. Das war eklig, aber es erfüllte seinen Zweck. Dann lag ich auf der Intensivstation, wurde jedoch nach einer Nacht wieder entlassen. Die Worte des Arztes waren für mich ein Schock. Er sagte wortwörtlich: Sie sind krank! Das gab mir erstmals die Bestätigung, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich war es gewohnt, keine eigenen Gedanken zu haben, alles einfach so hinzunehmen und alles zu glauben, was mir gesagt wurde. Da alle anderen immer richtig lagen und recht hatten, konnte alles ja nur an mir liegen. Ein Teil von mir glaubte das auch, aber als der Arzt mir sagte, ich sei krank, dachte ich: Nein, ich bin nicht krank, sondern das ist eine gesunde Reaktion auf das, was geschehen ist. Dieser Gedanke kam mir, obwohl das Geschehene mir ja noch durch meine Gedächtnisblockade verborgen war. Dem Krankenhauspersonal war allerdings aufgefallen, dass ich jedes Mal hochschrak, wenn jemand an meinem Bett vorbeiging, und oft kerzengerade im Bett saß, aber niemand interessierte sich für die Ursachen. So ging ich also wieder zurück „nach Hause", erfüllt von einer Panik, deren Ursache ich nicht kannte.

    In den folgenden Wochen wartete ich auf den von dem Arzt für mich beantragten Therapieplatz in einer Klinik. Ich war verwirrt und voller Angst und klammerte mich natürlich an die Erzeugerin. Ich schlief sogar bei ihr im Bett.

    Doch während ich bei ihr im Bett lag und sogar ihre Hand hielt, kam ein Moment, in dem ich das erste Mal wahrnahm: Ich halte mich an dem Falschen fest. Und als sie aufstand, war ich erleichtert. Doch damals änderte das noch nichts. Es war einfach ein kurzer Moment der Erkenntnis, der vorüberging.

    Ich musste dann zu einem Neurologen, und der versuchte herauszufinden, was mit mir los war. Als er feststellte, dass ich im Leben keinen Sinn sah und es für ausweglos und schrecklich hielt, sollte ich in eine Klinik.

    Das Komische war, dass ich noch nicht einmal wusste, weshalb ich alles so schrecklich fand, denn für mich war mein Leben ja die Normalität. Gut, hinter verschlossenen Türen war die Stimmung in der „Familie" nicht gut. Es wurde viel geschrien und gezankt, ich hatte einen Stiefvater, der mich, wie ich mich inzwischen erinnere, gerne gedemütigt hat, und meine Schwester war so früh wie möglich ausgezogen. Aber ich kannte es nicht anders. Letztlich war sogar meine Gefühlslage der Verzweiflung für mich normal.

    Mein erster Klinikaufenthalt

    Ein paar Wochen später konnte ich endlich in eine private Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, die Kosten des Aufenthaltes wurden von der Krankenkasse übernommen. Da diese Einweisung von dem Arzt aus dem Krankenhaus offiziell veranlasst worden war, wäre es aufgefallen, wenn die Erzeugerin mir diese Behandlung untersagt hätte. Außerdem hatte ich immer noch eine umfassende Amnesie, sodass die Täter vermutlich bei diesem Klinikaufenthalt keine Enthüllungen befürchteten.

    Die Einweisung in die Klinik war eine vollkommen neue Erfahrung für mich, und ich wusste nicht, was mit mir passieren würde. Die Erzeugerin brachte mich mit Sack und Pack zum Krankenhaus, und ich meldete mich auf der Station. Es war eine geschlossene Klinik. In den ersten Wochen herrschte Kontaktsperre, und nach ein paar Wochen war es erlaubt, alle 14 Tage am Wochenende nach Hause zu fahren. Da ich damals innerlich völlig von der Erzeugerin abhängig war, empfand ich die Heimfahrten als etwas Gutes.

    Die Zimmer hatten zwei Betten, und für mich fühlte es sich schrecklich an, das Zimmer mit einer Person zu teilen, die ich nicht kannte. Aber ich konnte das nicht sagen, ich konnte gar nichts sagen. Ich hatte auch keinen Bezug zu Menschen, keine Vorstellung davon, ob oder was sie fühlten, wie es ist, eine Absicht zu haben und etwas erreichen zu wollen.

    Im Aufnahmeformular der Klinik wurde ich gefragt, weshalb ich da sei, und ich schrieb: Ich bin zwischenmenschlich eine absolute Niete, und ich will lernen, wie das geht.

    Bis zu einem gewissen Grad schaffte ich das äußerlich gesehen auch. Nur jedes Vertrauen zu anderen Menschen fiel mir unendlich schwer.

    Meine Mitbewohnerin war sehr nett, und ich gewöhnte mich an das Doppelzimmer. Die große Herausforderung war für mich allerdings die Gruppentherapie. Da sollte ich etwas von mir erzählen, und das auch noch vor Leuten, die

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