Beziehungskosmos: Eine Anleitung zur Selbsterkenntnis
Von Felizitas Ambauen und Sabine Meyer
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Über dieses E-Book
Wir tauchen ein in die Schema-Arbeit: Journalistin Sabine Meyer und Psychotherapeutin Felizitas Ambauen nehmen die Leser*innen an die Hand und führen sie auf leicht verständliche und nahbare Art an psychologische Kernfragen heran. So wie man es aus ihrem erfolgreichen Podcast "Beziehungskosmos" kennt. Es geht um Prägungen aus der Kindheit und daraus entstehende Beziehungsmuster. Um unflexible Glaubenssätze, die unsere Weltsicht beengen und um starre Schemata, die wenig Entwicklungsspielraum lassen. Es geht um Emotionen und Bedürfnisse und darum, wie wir eine immer tiefere Verbundenheit zu uns selbst und unserem inneren Kind erlangen können. Dieses Buch hilft, sich selbst und Beziehungen im Allgemeinen besser zu verstehen.
Dies ist ein psychologisches Fachbuch sowie ein persönliches Arbeitsbuch mit vielen konkreten Übungen und Reflexionsfragen. Schritt für Schritt führt dieses Buch zu mehr Selbsterkenntnis und in Richtung Schema-Integration.
PS: Das Buch funktioniert mit und ohne Podcast!
Felizitas Ambauen
Felizitas Ambauen ist eidg. anerkannte Psychotherapeutin in eigener Praxis mit Schwerpunkt Paartherapie und Schema-Arbeit. Sie verbindet kognitiv-behaviorale und schematherapeutische Ansätze mit der ressourcenorientierten Psychologie. Gemeinsam mit ihrem Partner hat sie das Workshop-Konzept "PAARCOURS - beziehungsweise werden" entwickelt. Gemeinsam mit Sabine Meyer produziert sie den erfolgreichen Podcast "Beziehungskosmos".
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Buchvorschau
Beziehungskosmos - Felizitas Ambauen
BEZIEHUNGSKOSMOS –
Nach dem Podcast nun endlich
auch das Buch!
Journalistin Sabine Meyer und Psychotherapeutin Felizitas Ambauen nehmen uns an die Hand und führen uns auf leicht verständliche und nahbare Art an psychologische Kernfragen und die Schema-Arbeit heran.
Die beiden Autorinnen unterstützen uns, Prägungen aus der Kindheit und die daraus entstandenen Beziehungsmuster zu erkennen. Sie richten das Augenmerk auf unflexible Glaubenssätze und starre Schemata, welche wenig Entwicklungsspielraum zulassen. Sie spüren vernachlässigten Grundbedürfnissen und Gefühlen nach. Dieses Buch ist eine liebevolle Begleitung auf dem Weg zur Selbsterkenntnis – mit dem Ziel, immer tiefere Verbundenheit zu sich selbst und seinem inneren Kind zu erlangen. Es ist ein psychologisches Fachbuch und ein persönliches Arbeitsbuch mit konkreten Übungen sowie Reflexionsfragen.
«Diese Frauen werden Ihre Beziehung verbessern!»
Sonntags-Zeitung
«Der Beziehungskosmos gewinnt Gold!»
Suisse Podcast Award of the Year 2023
TitelBibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage
© 2023, Arisverlag
(Ein Unternehmen der Redaktionsbüro.ch GmbH)
Schützenhausstrasse 80
CH-8424 Embrach
www.arisverlag.ch | www.redaktionsbüro.ch
Illustration: © Lynn Grevenitz / Kulturkonsulat GbR
Umschlaggestaltung und Satz: Lynn Grevenitz / Kulturkonsulat GbR
www.kulturkonsulat.com
Lektorat: Katrin Sutter und Red Pen Sprachdienstleistungen e.U.
Druck: CPI books GmbH, www.cpibooks.de
ISBN Print: 978-3-907238-23-3
E-Book-Erstellung: CPI books GmbH, Leck
ISBN E-Book: 978-3-907238-32-5
INHALT
1. Vorwort – Oder Willkommen im Beziehungskosmos
Sabine Meyer – Journalistin
Felizitas Ambauen – Psycho- und Paartherapeutin
2. Einleitung – Oder was uns wichtig ist
3. Wer bin ich – Oder die Ebenen der Prägung
Biologische Ebene
Individualpsychologische Ebene
Gesellschaftlich-kulturelle Ebene
4. Ballon & Ziegelstein – Oder Ressourcen & Altlasten
Reflexionsfragen
Sabine fragt Feli
5. Schema-Therapie – Oder der theoretische Hintergrund
Wie läuft eine Schema-Therapie ab?
Sabine fragt Feli
6. Schema-Modell – Oder die vier Modi im Überblick
Erwachsenen-Ich – Regie
Autoritäre Stimmen – maladaptive Glaubenssätze
Inneres Kind – Gefühle und Bedürfnisse
Bewältigungsstrategien – Schema-Coping
Reflexionsfragen
Sabine fragt Feli
7. Schemata – Oder wie starre Muster entstehen
Wie entsteht ein Schema?
8. 18 negative Schemata – Oder wenn der Auto-Pilot übernimmt
Die 18 negativen Schemata nach Young
Weshalb sind es negative Schemata?
Bedürfnisdomäne 1: Abgetrenntheit / Ablehnung
Bedürfnisdomäne 2: Autonomie / Leistung
Bedürfnisdomäne 3: Beeinträchtigter Umgang mit Begrenzungen
Bedürfnisdomäne 4: Fremdbezogenheit / Aussenorientierung
Bedürfnisdomäne 5: Übertriebene Wachsamkeit / Gehemmtheit
9. Emotionale Grundbedürfnisse – Oder was wir alle brauchen
Bindung und Sicherheit
Autonomie und Selbstwirksamkeit
Realistische Grenzen und Selbstkontrolle
Selbstachtung und Wertschätzung
Spontaneität, Lust, Spiel und Spass
Freiheit, Bedürfnisse zu erleben und mitzuteilen
10. Autoritäre Stimmen – Oder über maladaptive Glaubenssätze
Das Zuhause der autoritären Stimmen
Wer sind meine autoritären Stimmen?
Über nicht hilfreiche Glaubenssätze
Wie entstehen solche Glaubenssätze?
Lernen am Modell
Fordernde autoritäre Stimmen
Strafende, schuldinduzierende autoritäre Stimmen
Reflexionsfragen
Sabine fragt Feli
11. Übungen zu den autoritären Stimmen
«Die 10 Gebote»
«Familienstempel»
«Schemaskop»
«Hugo»
12. Grundwerte – Oder wie ich meinem inneren Kompass folge
Hinter die autoritären Stimmen schauen
Ein Leben im Sinne unserer Grundwerte
Die Grundwerte auf der Beziehungsebene
Sabine fragt Feli
13. Übungen zu den Grundwerten
«Der Anfang der Kette»
«Leuchtturmsätze»
«Landkarte der Errungenschaften»
«Memento mori»
«Meine Vision»
14. Das innere Kind – Oder wie echte Selbstfürsorge gelingen kann
Was ist das Ziel der Arbeit mit dem inneren Kind?
Alte, schemagebundene Gefühle und Reaktionen
Aktuelle, situationsadäquate Gefühle und Reaktionen
Innere Kind-Anteile
Verletzbarkeit
Ärger / Wut
Mangel an Disziplin und Struktur / Impulsivität
Glück / Unbeschwertheit
Sabine fragt Feli
15. Übungen mit dem inneren Kind
«Wie geht es Dir? – Was brauchst Du gerade?»
«Spieglein, Spieglein an der Wand»
«Kind im Schatten»
«Gefühlsbrücke»
«Selbstumarmung»
«Wut-Brief»
«Imagination»
16. Schema-Coping – Oder über die Masken, die wir anziehen
Wie entstehen diese Coping-Strategien?
Fight – Überkompensation, Kampf, Blenden
Flight – Gefühls- und Situationsvermeidung, Verleugnung
Freeze – Unterwerfung, Erduldung, Überanpassung
Schema-Coping im Kopf
Wenn Grundbedürfnisse sich konkurrenzieren
Die Maske ablegen
Der Fehler im System
Sabine fragt Feli
17. Übungen zum Schema-Coping
«Maskenball»
«Kompass»
«Kleidertausch»
18. Schema-Chemie – Oder der «Nähe-Dis-Tanz»
Die vier Bindungsmuster
Die sichere Bindung – alles im grünen Bereich
Die abweisend-vermeidende Bindung – deal but not feel
Die ambivalent-verstrickte Bindung – feel but not deal
Schema-Chemie
Flight – Flight
Flight – Freeze
Freeze – Freeze
Fight – Freeze
Fight – Fight
Sabine fragt Feli
19. Polysecure – Oder wieso wir mehr als eine sichere Bindung brauchen
«You are my one and only!»
«Du bist alles, was ich will!»
Ein Blumenstrauss an Beziehungsformen
Über breitere Beziehungsnetze
20. Integration – Oder wo wir auf dem Weg zur Selbsterkenntnis hinwollen
Schema-Integration
21. Positive Schemata – Oder vom Auto-Piloten in die Regie
Die 18 positiven Schemata
Wie entsteht ein positives Schema?
Bedürfnisdomäne 1: Bindung / Sicherheit
Bedürfnisdomäne 2: Autonomie und Selbstwirksamkeit
Bedürfnisdomäne 3: Gesunde Grenzen / Struktur
Bedürfnisdomäne 4: Wertschätzung / Anerkennung / Selbstwerterhöhung
Bedürfnisdomäne 5: Spiel, Lust, Spass, Spontaneität
22. Erwachsenen-Ich – Oder wissen, wer ich bin!
Es ist ein langer Weg
Sabine fragt Feli
23. Übungen zum Erwachsenen-Ich
«Ballonfahrt»
«Ressourcen-Collage»
«Netzwerk-Analyse»
24. Dankbarkeit – Oder ein Brief zum Schluss
Über die Dankbarkeit
Unsere Dankbarkeitsbriefe
Dank
Podcast-Folgen & Literaturliste
Anmerkungen & Literaturverzeichnis
1
VORWORT — ODER WILLKOMMEN IM BEZIEHUNGSKOSMOS
Willkommen im Beziehungskosmos. Bevor wir tief in die Schema-Arbeit eintauchen, möchten wir Euch ein wenig von uns erzählen.
Wir, das sind Sabine Meyer, Journalistin aus Zürich, und Felizitas Ambauen, Psycho- und Paartherapeutin aus Nidwalden.
Seit Anfang 2020 machen wir gemeinsame Sache: erst den Podcast «Beziehungskosmos»; im Frühjahr 2022 kamen Live-Auftritte hinzu – und jetzt haben wir zusammen unser erstes Buch geschrieben. Niemals hätten wir uns bei der ersten Aufnahme erträumen lassen, dass wir als unabhängiger, werbe- und sponsoringfreier Podcast einmal zu den meistgehörten der Schweiz gehören und dann noch ein Buch schreiben würden.¹ Wir freuen uns riesig!
Dass wir gemeinsam unterwegs sind, muss wohl Schicksal sein. Kennengelernt haben wir uns bei einer Radiosendung im Sommer 2019. Sabine, damals noch Redaktorin bei «Input», einem Gesellschaftsformat von Schweizer Radio und Fernsehen SRF, lud Felizitas als Expertin zum Thema «Mental Load» ein. Es war das erste und einzige Mal, dass Sabine eine Fachperson live in ihrer «Input»-Sendung hatte, denn normalerweise wurde alles im Vorfeld aufgezeichnet. Felizitas war sogleich offen für dieses Experiment und schrieb in der Bestätigungsmail: «Liebe Sabine, cool! Ja gerne, halte mir den Nachmittag frei. Ich bin noch für vieles zu haben, wenn Du willst. » Rückblickend erscheint uns das wie eine Prophezeiung.
Der Auftritt von Felizitas im Radio lief gut, doch wirklich entscheidend und noch viel besser war, was danach geschah: Anstatt wie üblich die Expertin gleich zum Ausgang zu begleiten, kamen wir ins Gespräch und Stunden später zur Erkenntnis, dass wir beide unglaublich gerne über den Menschen und sein Verhalten nachdenken und dass wir das zusammen besonders gerne tun. Und wir stellten fest, dass wir viel mehr zu sagen gehabt hätten, als es in der kurzen Zeit am Mikrofon möglich gewesen war.
Ein Gedanke führte zum nächsten. Auf jeden Fall verabschiedeten wir uns mit dem Satz: «Also komm, wir machen zusammen einen Podcast.» Ein weiteres Treffen und sechs Monate später sassen wir in einem Podcast-Studio in Zürich und nahmen unsere allererste Folge auf – «Beziehungskosmos» war geboren. Und Sabine meinte danach: «Wenn das vierhundert Leute hören, dann können wir für Schweizer Verhältnisse bereits zufrieden sein.» Nun, es wurden etwas mehr … Heute sind es mehrere zehntausend pro Folge. Offensichtlich geniessen es auch andere, mit uns über den Menschen und sein Verhalten nachzudenken und sich selbst besser kennenzulernen.
Wieso nun aber ein Buch? Die Idee schlummerte schon länger in uns beiden. Immer wieder hörten wir von Hörer*innen, die sich seitenweise Notizen zu unseren Folgen machten. Wir bekamen Mails, in welchen gewünscht wurde, dass wir Übungen nochmals genauer erklären, und auch bei den Aufnahmen kamen wir ab und zu an den Punkt, an dem wir dachten: «Ach, das wäre jetzt super, wenn wir auf ein Modell verweisen könnten.» Und so war irgendwann klar: Wir schreiben ein Buch zum Podcast!
Dieses Buch soll Euch auf leichtfüssige, aber fundierte Art und Weise in die Welt der Psychologie mitnehmen. Die Basis dazu bietet uns, genauso wie im Podcast, die sogenannte Schema-Arbeit – für Felizitas die psychologische Richtung, mit welcher sie in den letzten Jahren intensiv gearbeitet hat. Es geht um Prägungen aus der Kindheit und daraus entstehende Beziehungsmuster; um unflexible Glaubenssätze, die unsere Weltsicht beengen, und um starre Schemata, die wenig Entwicklungsspielraum lassen. Es geht um Gefühle und Bedürfnisse und darum, wie wir eine immer tiefere Verbundenheit zu uns selbst und unserem inneren Kind erlangen können. Dieses Buch soll dazu beitragen, sich selbst und Beziehungen im Allgemeinen besser zu verstehen.
Es ist ein Sachbuch, das Theorie vermittelt und Euch die Schema-Arbeit genauer erklärt, aber es ist ebenso ein Arbeitsbuch, das Euch anhand ganz konkreter Übungen die Möglichkeit bietet, Euch mit Euch selbst und Euren Beziehungen auseinanderzusetzen. Zudem findet Ihr am Ende der Kapitel Reflexionsfragen, die Ihr gedanklich oder – noch viel besser – schriftlich beantworten könnt. Wir empfehlen Euch, dass Ihr Euch dafür ein schönes Notizheft zulegt, das Euch auf diesem Prozess begleitet. So könnt Ihr jederzeit Eure Gedanken und Erkenntnisse aufschreiben – und bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt wieder durchlesen. Denn es ist gut möglich, dass sich Eure Erkenntnisse im Laufe der Zeit verändern. Die Notizen der Anfangszeit können wichtige Puzzleteile sein.
Das Buch ist aus unserem Podcast heraus entstanden. Dieser ist jedoch keine Vorbedingung, um dieses Buch zu lesen. Deshalb: Ganz herzlich willkommen an alle, die uns an dieser Stelle zum ersten Mal begegnen. Wir freuen uns, dass auch Ihr dabei seid.
Wer dennoch Lust hat, Buch und Podcast zu verbinden, findet jeweils die passenden Podcast-Folgen mit einem Kopfhörersymbol an der passenden Stelle im Text. Ganz hinten im Buch gibt es zudem eine Liste aller Podcast-Folgen von März 2020 bis Ostern 2023.
Ein Wort an unsere Leser*innen, die kein Schweizerdeutsch sprechen: Lasst Euch nicht davon abschrecken, dass unser Podcast im Dialekt gesprochen ist. Aus zuverlässigen Quellen aus Deutschland und Österreich wissen wir, dass man sich schnell reinhört. Wer es sich zu Beginn erleichtern will, kann die Abspielgeschwindigkeit reduzieren. Zudem findet Ihr unter der folgenden Fussnote eine kleine Einstiegshilfe. So wird der Podast sogar noch zum Sprachkurs!²
In diesem Buch sprechen wir vornehmlich nicht-psychopathologische Schema-Aktivierungen an. Aktivierungen also, die zwar schmerzhaft und störend sind, die uns aber nicht daran hindern, trotzdem ein hinreichend zufriedenes Leben zu führen. Wir sprechen über Schema-Aktivierungen, die uns in unserer Alltagsführung und unseren Beziehungen nicht grundsätzlich blockieren. Es kann aber auch sein, dass man durch seine Muster, die Lebensumstände oder eine psychische «Störung»³ komplett lahmgelegt wird und ein gutes Leben nicht mehr möglich ist. Dann braucht es professionelle Begleitung. Gewisse Schema-Prägungen sitzen so tief, dass sie nicht ohne Psychotherapie aufgelöst werden können. Da reichen kein Buch zur Selbsterkenntnis und kein Podcast aus. Wenn Ihr merkt, dass Ihr feststeckt oder Ihr Euch in einer Abwärtsspirale befindet, scheut Euch nicht davor, Unterstützung von einer Fachperson zu holen. Die professionelle Sicht von aussen und passende psychotherapeutische Interventionen sind hier von grossem Wert und manchmal unerlässlich. Dieses Buch ersetzt keine Psychotherapie.⁴ 36
Nun, bevor wir loslegen, ein paar Worte über die Therapeutin Felizitas Ambauen und die Journalistin Sabine Meyer, denn letztlich spielen in beiden Berufen das professionelle Selbstverständnis, die Haltung und das Menschenbild eine ganz zentrale Rolle.
SABINE: «ICH BIN D’ SABINE MEYER, JOURNALISTIN.»
Dass ich Journalistin geworden bin, darüber staune ich noch heute. Es hat sich irgendwie, wie so vieles in meinem Leben, einfach so ergeben. Ein Bauchgefühl, dem ich gefolgt bin. Kein konkreter Plan.
Eigentlich wollte ich als Kind Zoodirektorin werden. Und anders als viele Berufskolleg*innen, habe ich auch nie mit Mikrofon und Kassetten gespielt. Hatte nie den Wunsch, anderen zu erklären, wie die Welt funktioniert. Im Gegenteil: Ich stand und stehe bis heute nur ungern im Zentrum. Beobachte lieber, was um mich herum geschieht. Aber vielleicht ist es genau das, was mich heute als Journalistin ausmacht. Es geht nicht um mich. Sondern um mein Gegenüber, um die Umwelt.
Dass ich überhaupt in den Journalismus eingestiegen bin, hat mit Israel und Palästina zu tun. Als Jugendliche hat mich dieser Konflikt im Nahen Osten enorm beschäftigt. Ich konnte nicht glauben, dass ein Konflikt so lange dauern konnte und es keine Lösung zu geben schien. Ich wollte wissen, wer im Recht und wer im Unrecht war. Also las ich Artikel um Artikel. Mit den Antworten war ich jedoch nie zufrieden. Alles schien mir gefärbt und gefiltert. Ich wollte mir selbst eine Meinung bilden, selbst an der Quelle sein, selbst Fragen stellen. Und ich erinnere mich, wie ich damals ein Stelleninserat der Auslandredaktion von Radio DRS in der Zeitung entdeckt, ausgeschnitten und an die Wand meines Kinderzimmers gepinnt habe. Da wollte ich hin!
Und da bin ich hingekommen. Nicht in die Auslandredaktion, aber zum damaligen Radio DRS – heute Radio SRF. Viele Jahre war ich im Nachrichtenjournalismus tätig, habe unzählige Interviews mit Politiker*innen geführt und es genossen, schnell und auf die Sekunde präzis zu arbeiten. Aber wirklich aufgeblüht bin ich immer dann, wenn es um den Menschen ging. Wenn ich Schicht um Schicht freilegen und eine Geschichte erzählen konnte. Dabei ging es mir nicht einfach um «schöne» Geschichten, sondern um «echte» Geschichten, die das Leben schrieb. In seiner Komplexität und Vielschichtigkeit. So wechselte ich nach einigen Jahren in die Hintergrundredaktion. Hier konnte ich mir für Gespräche Zeit nehmen und auf mein Gegenüber eingehen. Hier ging es nicht mehr darum, jemanden zu «knacken» und eine Antwort zu provozieren, sondern zu erfassen und zu vertiefen. Und dann kam dieses neuartige Format «Podcast». Während die meisten darunter nur Bahnhof verstanden, war ich sogleich Feuer und Flamme. Erst als Hörerin – und schon bald als Macherin. Mit diesem Format war wieder ganz viel möglich, was beim Radio undenkbar geworden war. «Das ist genau mein Ding», soll ich damals zu einem Radio-Kollegen gesagt haben. Und ja: Es ist mein Ding!
Seit bald zwanzig Jahren bin ich nun in der Medienbranche unterwegs und auch wenn ich nicht über alle Entwicklungen in diesem Bereich glücklich bin, so bin ich immer noch von Herzen gerne Journalistin. Erachte es als Privileg und bin mir meiner Verantwortung bewusst. Als Privileg, weil ich Fragen stellen darf (und muss), die anderen so vielleicht nicht erlaubt und möglich wären. Weil ich in Leben und Welten eintauchen kann, mit denen ich sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Vieles erlebe ich aus erster Hand und ungefiltert. Als Verantwortung empfinde ich es, weil mir Menschen vertrauen. Sie übergeben mir ihre Geschichte, damit ich daraus etwas Neues mache. Und ich werde gehört. Ich habe die Macht, Themen zu setzen – oder eben nicht. Und so ist es mir stets ein Anliegen, Geschichten so zu erzählen, dass sich die Personen, die sie mir anvertraut haben, wiedererkennen. Und ich möchte Leben und Perspektiven ins Rampenlicht rücken, die sonst vielleicht überhört oder übergangen würden.
Mit meiner Arbeit – die ich inzwischen als freie Journalistin ausübe – möchte ich Menschen anregen, über Dinge nachzudenken, auch mal ihre eigene Welt hinter sich zu lassen. Möchte sie ermutigen, dass sie da hinschauen, wo es unangenehm ist – im Wissen, dass auch das zum Leben gehört. Ich möchte zum Denken anregen und Menschen in Bewegung bringen, sodass wiederum etwas anderes in Bewegung kommt. Und mit dem Beziehungskosmos – deshalb ist diese Arbeit so unglaublich erfüllend – ist genau das möglich.
SABINE: «UND MIR VIS-À-VIS …»
FELI: «FELIZITAS AMBAUEN, PSYCHO- UND PAARTHERAPEUTIN.»
Psychotherapeutin werden, das wollte ich erst nicht. Denn diese Nische war schon besetzt von meiner Mutter. Sie arbeitete als Psychologin und nichts lag mir als Jugendliche ferner, als in ihre Fussstapfen zu treten. Auch wenn es mich schon damals brennend interessierte, wie ich zugeben muss. Auch wenn ich all ihre Bücher las und nie genug davon kriegen konnte zu erfahren, wie andere Menschen dachten und fühlten. Nach der Matura studierte ich also zunächst etwas anderes – durchaus ein wenig aus dem trotzigen Kind-Modus heraus –, nämlich Ethnologie und Medienwissenschaften. Doch bei beiden Fachrichtungen fehlte mir der direkte Bezug zum Individuum. Richtig gefesselt war ich immer erst, wenn es um die Psyche von Einzelpersonen oder um Beziehungen ging. Mir dämmerte, dass ich wohl nicht mehr viel länger vor der Entscheidung weglaufen konnte, mich meiner wahren Passion zuzuwenden, auch wenn es die Domäne meiner Mutter war. Eines Tages ging ich sehr spontan zum Sekretariat der Uni und meldete mich für Psychologie an. Ohne gross zu überlegen oder es mit anderen zu besprechen. Es fühlte sich in dem Moment einfach richtig an! Am Abend erzählte ich meiner besten Freundin und meinen Eltern davon. Die Antwort von allen war: «Endlich!» Und das finde ich auch.
Nach dem Psychologie-Studium in Bern schloss ich das Psychotherapie-Studium in Basel an. Der Schwerpunkt dort lag auf der kognitiven Verhaltenstherapie. Zufällig – zumindest hatte ich das vorher nicht gewusst – war die Schema-Therapie in Basel ein gewichtiger Teil der Psychotherapieausbildung und ich habe nebst dem Studium über 50 der 100 obligatorischen Selbsterfahrungsstunden mit einer Schema-Therapeutin verbracht. Und so viel Wichtiges über mich gelernt.
Es war Liebe auf den ersten Blick! Nun machte alles Sinn. Ich hatte den Rahmen gefunden, den ich lange gesucht hatte, innerhalb dessen ich psychotherapeutisch arbeiten wollte.
Die Schema-Therapie setzt mit ihren Interventionen und dem Fokus auf die Gefühle und Bedürfnisse der Menschen genau dort an, wo ich hinwill: das Innerste eines Menschen. Dorthin, wo man tief mit sich verbunden zu sein lernt und wegkommt vom Denken. Die emotionsfokussierte Arbeit stellt das Zentrum dar. Und gleichzeitig bietet das Modell der Schema-Therapie auch einen Rahmen, in den alles kognitiv und verhaltenstherapeutisch eingeordnet werden kann. Jede*r findet einen ersten Ansatzpunkt, um am Schluss zum wahren Selbst zu gelangen.
Ich liebe Menschen. Und Beziehungen. Ich wollte gute Therapiebeziehungen, gute Beziehungen meiner Klient*innen zu sich selbst und gute Beziehungen zwischen ihnen und ihren Liebsten. Da war ich in der Schema-Therapie und mit dem humanistischen und gestalttherapeutischen Hintergrund meiner Mutter, den ich mir bereits in der Jugend angelesen hatte, richtig. Hunderte von Stunden hatte ich als ihre Assistentin bei systemischen Familienaufstellungen zugebracht und mit jedem Tag war ich faszinierter – und verstand ich die Zusammenhänge besser.
Meine ganz grosse Leidenschaft gehörte aber den Paarbeziehungen. Einzelpsychotherapie liebte ich, aber sassen mir Paare gegenüber, dann wurde meine Faszination riesengross. Dafür brannte ich. Und so verschob sich über die Jahre meine Tätigkeit nach und nach immer mehr hin zu diesen Beziehungsbrennpunkten. Und das Schema-Modell liess sich darauf fabelhaft anwenden. Vor über 10 Jahren bot ich die ersten Workshops dazu an, weil ich merkte, dass die Paare in Gruppen oft gelöster waren, weil sie sich nicht direkt angesprochen –