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Drachenblut 4: Schwingen der Dunkelheit
Drachenblut 4: Schwingen der Dunkelheit
Drachenblut 4: Schwingen der Dunkelheit
eBook318 Seiten4 Stunden

Drachenblut 4: Schwingen der Dunkelheit

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Über dieses E-Book

Die Drachenblut Saga - die Bestseller Fantasy Serie aus den USA geht weiter!
Band vier

Die Magierin Ardelle, Ex-Pirat Tolemek, Scharfschützin Cas und Colonel 'Gratwanderer' Zirkander sind auf eigener Mission unterwegs. Ihr Ziel: herausfinden, woher die Fläschchen mit Drachenblut kommen, mit denen die feindlichen Cofah neuerdings ihre Waffen betreiben. Gibt es einen Weg, das kostbare Drachenblut herzustellen? Oder hat irgendwo tatsächlich ein Drache die letzten Jahrhunderte überlebt ...?

Atemlose Abenteuer, eine verbotene Liebe und ein sprechendes Schwert halten in Lindsay Burokers fulminanter Drachenblut Saga die Spannung bis zur letzten Seite. Für alle, die epische Fantasy für Erwachsene mit Romantik und einer Prise Humor lieben!

Über die Drachenblut Saga

Tausend Jahre sind vergangen, seit zuletzt ein Drache gesichtet wurde. Wissenschaft und Technologie haben die alte Magie verdrängt.

Doch es gibt Menschen, durch deren Adern noch immer Drachenblut fließt, entfernte Nachfahren der mächtigen Kreaturen von einst. Diese Menschen haben die Macht, Magie zu wirken, zu heilen und Waffen herzustellen, die Kriege entscheiden können. Wegen dieser Kräfte sind sie gefürchtet, und in den letzten Jahrhunderten wurden sie fast bis zur Ausrottung gejagt.

Die wenigen Überlebenden müssen einen Weg finden, die Magie von einst wieder aufleben zu lassen, oder sie werden für immer aus der Welt verschwinden.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum29. Apr. 2023
ISBN9783948684457
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    Buchvorschau

    Drachenblut 4 - Lindsay Buroker

    DRACHENBLUT

    Band 4

    Schwingen der Dunkelheit

    von Lindsay Buroker

    Zuerst 2015 erschienen unter dem Titel Patterns in the Dark (Dragon Blood Book 4).

    Titel: Drachenblut Band 4 – Schwingen der Dunkelheit

    Autorin: Lindsay Buroker

    Übersetzung: Jenny-Mai Nuyen

    Von Morgen Verlag

    Cover: Maria Spada

    Deutsche Erstveröffentlichung: Berlin 2023

    © 2023 Von Morgen Verlag, Berlin

    Alle Rechte vorbehalten.

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Epilog

    Nachwort des Verlags

    Lindsay Buroker

    Kapitel 1

    Der Zweimannflieger setzte auf einem frisch abgeernteten Taro-Feld auf, wobei die Räder so tief in den Schlamm sanken, dass Tolemek sich fragte, ob sie den Flieger je wieder ausgraben konnten. Zugegeben, auf der dschungelreichen Mavar-Insel gab es nicht gerade ausgefeilte Landebahnen oder Straßen, trotzdem schien dieses Feld keine gute Wahl zu sein. Tolemeks Meinung festigte sich, als braunhäutige Männer in Grasröcken aus dem Dorf rannten, das auf der anderen Seite des Feldes lag. Mehr als einer trug einen Speer.

    Tolemek beugte sich vor und berührte die Schulter von Leutnant Cas ‚Raptor’ Ahn, der Pilotin und neuen Liebe in seinem Leben, obwohl in letzter Zeit nur wenig Zeit für die Liebe blieb. „Sollen wir die Waffen auspacken oder ist das das Begrüßungskomitee?"

    Es überraschte ihn nicht, dass Cas’ Mark 500 Scharfschützengewehr bereits zwischen ihren Beinen ruhte. Er hatte sich an den Gedanken gewöhnt, dass sie manchmal damit schlief; schließlich war er dafür bekannt, mit ein paar Fläschchen Brandgift unter seinem eigenen Kopfkissen zu schlafen, zumindest in feindlichem Gebiet.

    „Der Vater des Obersts soll schon seit ein paar Monaten hier sein", sagte Cas. Sie schaute zu dem Flieger hinüber, der rechts vor ihnen gelandet war.

    Ihr Kommandant, Oberst ‚Gratwanderer‘ Zirkander, schien zu sehr damit beschäftigt zu sein, im Cockpit nach etwas zu kramen, als dass er die näherkommenden Dorfbewohner bemerkte. Seine Passagierin, die schwarzhaarige Magierin Ardelle Terushan, achtete mehr auf ihre Umgebung und hatte die Dorfbewohner im Blick. Der junge Pilot des dritten Fliegers, Leutnant Duck, beobachtete sie ebenfalls und tippte mit den Fingern auf den Feuermechanismus für die Maschinengewehre des Flugzeugs.

    „Das ist keine Antwort auf meine Frage, sagte Tolemek. „Es gibt viele Männer, die Zirkander gern erschießen würden. Sein Vater wird kaum beliebter sein.

    „Sicher nicht." Cas schnaubte.

    Zirkander setzte sich auf und wedelte mit einer Postkarte in der Luft. „Ich habe sie gefunden." Wenn er lächelte, wobei der Kinnriemen seiner Ledermütze bis zu seinem weißen Schal und seiner Pilotenjacke herabhing, sah er zugegebenermaßen nicht gerade wie ein verachtenswerter Schurke aus. Er war eher der schneidige Typ, mit dem die Frauen ins Bett und die Männer trinken wollten, aber Tolemek fand ihn tendenziell immer noch nervig. Zirkander schoss die Luftschiffe der Cofah schon länger ab, als Tolemek im Militär der Cofah war, und während Tolemeks Jahren als Pirat hatte Zirkander auch viele Piratenluftschiffe abgeschossen.

    Ardelle beugte sich vor, berührte Zirkanders Schulter und flüsterte etwas.

    „Ah, ja, sagte Zirkander und nickte in Richtung der Dorfbewohner. Nicht weniger als ein Dutzend von ihnen rannte mit wehenden Grasröcken über das schlammige Feld auf sie zu. Bald würden sie nahe genug sein, um die Speere zu werfen. „Möglicherweise ist dies keine genehmigte Landebahn.

    „Möglicherweise haben diese Leute noch nie ein Flugzeug gesehen und halten uns für Dämonen, die ihre Heimat plündern wollen", sagt Ardelle.

    „Dämonen? Ich hatte auf Kinder der Götter gehofft. Zirkander warf ein Bein über die Lippe des Cockpits und sprang auf den Boden, wobei der Schlamm in alle Richtungen spritzte. Nicht dass das noch einen Unterschied machte – sie alle waren nach dem Vulkanausbruch auf Cofahre ziemlich dreckig. „Gib mir Rückendeckung, ja?, rief er Ardelle zu und ging dann den Dorfbewohnern entgegen, nichts weiter als die Postkarte bei sich.

    Cas bewegte sich im Cockpit und stieß ein Grunzen aus.

    „Gibt’s ein Problem? Tolemek überlegte, ob er aussteigen oder in dem Flieger bleiben sollte. Als „Todbringer war er bei den meisten Völkern sogar noch unbeliebter als Zirkander. Aber die Piratenflotte, zu der er gehört hatte, war nie über diese abgelegene Insel hergefallen, und er bezweifelte, dass die Einheimischen je von ihm gehört hatten.

    „Normalerweise bittet er mich, ihm Deckung zu geben", brummte Cas. Sie stützte den Lauf ihres Gewehrs auf die Windschutzscheibe und hatte eindeutig die Absicht, ihn zu beschützen, ob Zirkander nun gefragt hatte oder nicht.

    „Er will wahrscheinlich nicht, dass die Eingeborenen von Kugeln durchlöchert werden", sagte Tolemek und versuchte, sich nicht davon stören zu lassen, dass Cas für einen anderen Mann Beschützerinstinkte hegte. Zirkander war schon viel länger ihr Kommandant, als Tolemek in ihrem Leben war. Ihre Sorge um Zirkander war nachvollziehbar. Aber das beruhigte ihn nur teilweise.

    „Ich würde nicht einfach so Eingeborene durchlöchern, sagte Cas. „Ich würde sie vielleicht anschießen, aber nicht durchlöchern.

    Als sich Zirkander näherte, wurden die Dorfbewohner langsamer und blieben stehen. Dann gingen drei von ihnen auf ihn zu, um mit ihm zu sprechen. Die anderen hielten ihre Speere an den Schultern, bereit zum Abschuss. Nicht alle dieser Holz- und Steinwaffen waren auf Zirkander gerichtet – auch Cas und Duck waren im Visier. Vielleicht waren es aber auch die Flieger, die die Eingeborenen nervös machten. Die Iskandier hatten ihre Flugzeuge den alten Drachen nachempfunden, mit bronzenen Rümpfen, ausgebreiteten Flügeln und Propellern an den Nasen von Reptilienschnauzen, die mit geblähten Nasenlöchern und Reihen von Reißzähnen bemalt waren.

    Tolemek konnte sich nicht vorstellen, dass Zirkander die Sprache der Eingeborenen beherrschte, aber das hielt ihn nicht davon ab, ausgiebig zu reden, während er auf den Vulkan in der Mitte der Insel, den Dschungel im Landesinneren und das Meer hinter den Feldern und dem Dorf deutete. Zum Schluss hielt er den Dorfbewohnern die Postkarte hin.

    „Ist das ein Bild seines Vaters?", fragte Tolemek.

    „Ja", sagte Cas.

    „Bist du dir sicher, weil du es schon mal gesehen hast, oder sind deine Augen besser als meine?"

    Als Antwort lächelte sie ihn nur über die Schulter an. Ihr schelmisches, sommersprossiges Gesicht war schmutzig von Asche und Motoröl, das beim Fliegen zurückflog und die Piloten bespritzte. Aber das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch. Ihr Lächeln war selten, und es erwärmte immer sein Herz – und andere Körperregionen.

    Zirkander drehte den Eingeborenen den Rücken zu, was entweder mutig oder dumm war angesichts der Speere, die immer noch auf ihn gerichtet waren, und schlenderte zurück zu den Fliegern. „Ich habe kein Wort von dem verstanden, was der Kerl gesagt hat, verkündete er, „aber entweder sind wir zum Abendessen eingeladen oder wir werden das Abendessen sein.

    „Haben sie deinen Vater erkannt?", fragte Tolemek. Das Abendessen und die Eingeborenen waren ihm egal. Der einzige Grund, warum sie hier gelandet waren, war Zirkanders Vater: Vielleicht konnte er die Blumen identifizieren, die Tolemeks Schwester Tylie an ihre Tür gemalt hatte, bevor die Cofah sie aus der Anstalt verschleppt hatten ... Das Gemälde und die in Rot geschriebene Botschaft hatten sich in Tolemeks Gedächtnis eingebrannt: Helft mir. Sie bringen mich hierher. Leider waren die tropische Umgebung und die Pflanzen im Gemälde die einzigen Anhaltspunkte, wo dieser Ort war. Wenn Zirkanders Vater ihnen nicht sagen konnte, wo die Blumen in dem Gemälde wuchsen, wäre ihre Reise reine Zeitverschwendung gewesen. Und Tolemek wusste nicht, wie viel Zeit ihm blieb, um Tylie zu retten.

    „Ja", sagte Zirkander fröhlich, als er seinen Flieger erreichte. Er hob eine Hand, um Ardelle herunterzuhelfen. Sie berührte ihn kurz, hüpfte aber ohne Hilfe in den Schlamm.

    „Scheinen sie darüber glücklich zu sein?", fragte Cas, ihr Gewehr immer noch im Anschlag. Einige der Dorfbewohner waren auf dem Rückweg über das Feld, aber ein paar warteten noch. Um die Neuankömmlinge zu führen oder um sie zu bewachen, war schwer zu sagen.

    „Nun, sie haben sich lange Blicke zugeworfen", sagte Zirkander.

    „Solange sie verstehen, was unsere Gewehre können", murmelte Cas.

    Tolemek kletterte hinunter, blickte in Richtung des Dschungels jenseits der gerodeten Felder und zog eine Papierrolle aus seiner Westentasche. Obwohl er sich das Wandgemälde seiner Schwester eingeprägt hatte, hatte er sich auch die Zeit genommen, während des Fluges eine Reproduktion zu zeichnen, die er den Leuten, denen sie begegneten, zeigen konnte. Tolemek bezweifelte, dass er das Glück hatte, bei der ersten Landung am richtigen Ort angekommen zu sein, aber er beäugte trotzdem die Vegetation ringsum in der Hoffnung, die Blumen auf dem Gemälde zu entdecken. Die von Reben umrankten Bäume, die tropischen Pflanzen und das dichte grüne Blätterdach waren passend, aber er sah keine der lila, blauen oder roten Blumen aus dem Bild.

    „Soll ich bei den Fliegern warten, Sir?, fragte Duck. „Die verschlagenen Typen dort sehen aus, als hätten sie Flausen im Kopf.

    Die Eingeborenen, die auf sie warteten, schienen sich tatsächlich für die Flieger zu interessieren, und zwar nicht auf eine heiter überraschte Weise. Einer zeigte immer wieder auf die Räder, und ein anderer starrte stirnrunzelnd auf die Schnauze von Zirkanders Flieger, während er seinen Speer schüttelte.

    „Bist du sicher, dass du nicht nur einem Abendessen voller herausfordernder kultureller Unterschiede entgehen willst, Duck?", fragte Zirkander.

    „Natürlich nicht, Sir. Aber ich könnte Wache halten und mich ein bisschen im Dschungel herumtreiben, um unsere Vorräte aufzufüllen. An den Bäumen da hinten hängen eine Menge Früchte. Vielleicht sind die lecker?" Der Leutnant war in einer sehr ländlichen Gegend von Iskandia aufgewachsen. Obwohl sich Tolemeks Sprachkenntnisse seit der Begegnung mit Cas und der Zeit, die er mit Zirkanders Team verbracht hatte, enorm verbessert hatten, bereitete es ihm manchmal noch Schwierigkeiten, Ducks Dialekt zu verstehen.

    „Lass uns warten, bis wir mit meinem Vater gesprochen haben, sagte Zirkander. „Er kann uns sagen, was die Eingeborenen von Fremden halten, die in ihrem Dschungel auf Nahrungssuche gehen. Außerdem glaube ich nicht, dass uns beim Abendessen Gefahr droht. Sie scheinen sich jedenfalls nicht in mich verliebt zu haben, obwohl ich ihnen mein charmantestes Lächeln geschenkt habe.

    „Weil es keine Frauen waren", sagte Ardelle trocken und gab ihm einen spielerischen Klaps.

    Tolemek hoffte, dass er und Cas ein Level von Vertrautheit erreicht hatten, bei dem sie ihn in der Öffentlichkeit so schlagen würde. Er bezweifelte allerdings, ob sie das je tun würde, selbst wenn sie verheiratet wären. Ardelle war schon nicht besonders flirtfreudig, aber Cas war so zurückhaltend, dass sie im Vergleich fast jede Frau lüstern erscheinen ließ.

    „Mir wurde gesagt, dass Männer mich auch charmant finden. Stimmt das nicht, Tolemek?" Zirkander wackelte mit den Augenbrauen.

    „Nein."

    „Verdammt. Man hat mich belogen." Zirkander trat auf Ardelle zu, nahm ihre Hand und winkte mit der anderen den Flugzeugen zu, während er sie leise etwas fragte.

    Sie nickte. „Das werde ich. Wir wollen doch nicht, dass jemand unsere besondere Fracht stiehlt."

    Die Fläschchen mit dem Drachenblut. Das meiste davon war mit Apex und Kaika auf dem Rückweg nach Iskandia, aber Tolemek war froh, dass sie noch etwas davon bei sich hatten. Womöglich würde es ihm helfen, seine Schwester zu finden. Und er hoffte, dass er etwas davon behalten konnte, um es in seinem Labor zu untersuchen, wenn das alles vorbei war.

    Zirkander streckte eine Hand in Richtung der Dorfbewohner aus. „Ich glaube, unsere Eskorte wartet auf uns."

    Duck schaute in Richtung Dschungel, als ob er sich danach sehnte, auf Erkundungstour zu gehen, aber er folgte seinem Kommandanten. Ardelle blieb kurz bei den Fliegern zurück, wahrscheinlich um einen magischen Schutz zu errichten, dann schloss sie zu ihnen auf. Tolemek und Cas bildeten das Schlusslicht, sie mit ihrem Gewehr im Arm und er mit ein paar handgefertigten Waffen und Fläschchen mit nützlichen Mixturen, die er in den verschiedenen Innentaschen seiner Weste aufbewahrte. Seine Werkzeuge und den Mikroskopkoffer hatte er im Flieger gelassen, aber seine Weste klapperte trotzdem leise, als sie durch den Schlamm gingen. Cas zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die Eingeborenen im Blick zu behalten, die sie murmelnd umringten und mit ihren Speeren auf das Dorf zeigten. Zwei Männer blieben bei den Flugzeugen zurück. Vielleicht dachten sie, die drachenähnlichen Maschinen könnten sich von selbst bewegen und Ärger machen.

    „Der Gedanke, dass Sie einen Vater haben, ist seltsamer als eine Wölfin mit zusätzlichen Zitzen, Sir", sagte Duck zu Zirkander, während sie über das schlammige Feld stapften.

    „Ja, das höre ich öfter." Zirkander schenkte seinem Leutnant ein Lächeln.

    „Ich meine, wahrscheinlich, weil Sie der Chef sind. Zumindest, seit ich dem Wolfsgeschwader beigetreten bin. Sie sind ein Held der Lüfte, also ist es schwer, sich vorzustellen, dass Sie ... Hat er Sie je übers Knie gelegt und Ihnen den Hintern versohlt, als Sie ein kleines Kind waren?"

    Cas schnaubte – zumindest vermutete Tolemek, dass das Geräusch aus ihrer Kehle ein Schnauben war.

    Zirkander hustete. „Ich ... glaube nicht, dass das eine angemessene Frage ist, die du deinem kommandierenden Offizier stellen solltest."

    „Darf ich sie stellen?", fragte Ardelle.

    „Nicht in der Öffentlichkeit, nein."

    „Später?"

    „Vielleicht. Um deine Frage zu beantworten, Duck, mein Vater war nicht oft da, als ich aufwuchs – und auch danach nicht. Meine Mutter war für die Disziplinarmaßnahmen zuständig."

    „Oh." Duck strich sich mit den Fingern durch sein kurzes dunkles Haar. „Hat sie Sie übers Knie gelegt?"

    Zirkander warf ihm einen strengen Blick zu. Tolemek hatte ihn noch nicht oft wirklich verärgert gesehen. Nur einmal, in der Nacht, als Zirkander Tolemek für eine Bedrohung für Ardelle – und die iskandische Hauptstadt – gehalten hatte.

    Zirkander antwortete nicht, doch Ardelle grinste. Dieses Bild musste ihr gefallen.

    Oh, es gefällt uns doch allen, sprach eine Stimme in Tolemeks Kopf. Jaxi. Er hatte seit der Schlacht am Vulkan nichts mehr von der sprechenden Seelenklinge gehört und schon gedacht, sie würde nicht mehr mit ihm reden.

    Ich habe ein Nickerchen gemacht. Ich musste hart arbeiten, um dich am Leben zu erhalten.

    Ja, wie ich höre, hast du dich ganz schön ins Zeug gelegt. Tolemek warf einen Blick auf Ardelles Hüfte, wo die Seelenklinge in einer unscheinbaren Scheide hing. Er war noch nie ein Freund von Schmeicheleien gewesen, aber es schien klug zu sein, sich auf die Seite eines mächtigen magischen Artefakts zu schlagen.

    Das ist es. Und ich springe nur in deinen Kopf, um dich zu warnen, dass du aufpassen sollst. Sie haben einen Schamanen im Dorf, und diese Leute mögen die Flugzeuge nicht. Sie haben schon Iskandier und Cofah gesehen und sogar ein oder zwei Luftschiffe, aber hier werden Drachengötter angebetet, und sie halten die Flugzeuge für Blasphemie. Ardelle und ich halten nach magischen Problemen Ausschau, aber du solltest das Scharfschützenmädchen bitten, nach weltlichen Problemen Ausschau zu halten.

    Kannst du sie nicht selbst fragen? Soweit Tolemek wusste, hatte Jaxi nie mit Cas „gesprochen", aber er war sich nicht sicher.

    Ardelle sagt, ich soll nicht ohne Vorwarnung in den Köpfen der Leute auftauchen.

    Mich hast du nicht vorgewarnt.

    Wir haben dich damals als Feind betrachtet. Zu seinen Feinden muss man nicht so höflich sein. Außerdem ist es einfacher, mit Menschen mit Drachenblut zu reden.

    Tolemek antwortete nicht darauf. Es war eine Überraschung – und ein Schlag für sein Ego – zu erfahren, dass einige seiner Erfindungen nicht nur aufgrund seines wissenschaftlichen Talents funktionierten, sondern weil er sie unwissentlich mit seinem latenten magischen Talent zum Laufen gebracht hatte. Im Nachhinein ergab das Sinn, denn er wusste, dass seine Schwester magisch begabt war. In ihrem Fall hatte er es nie als Fluch gesehen. Obwohl es sie geistig aus dem Gleichgewicht gebracht hatte und ihr Vater sie deswegen „zu ihrem eigenen Besten" in die Anstalt gesteckt hatte.

    Wir haben dir bereits gesagt, dass Drachenblut niemanden verrückt macht. Im Fall deiner Schwester war etwas anderes im Spiel.

    Ich weiß. Wir sind fast da. Lass mich mit Cas reden.

    Sie hatten das Ende des Feldes erreicht und liefen einen Pfad hinauf, der sich zwischen den Lehm- und Strohhütten hindurchschlängelte. Ein paar Doppelrumpfkanus waren an einem Steg festgemacht, der sich in die Lagune hinter dem Dorf erstreckte, aber es war klar, dass diese Leute nicht oft von ihrer Insel wegkamen. Alle Bewohnerinnen und Bewohner trugen einfache Grasröcke, und die meisten Frauen liefen mit nacktem Oberkörper herum wie die Männer. Sie flüsterten aus den Türöffnungen der Hütten und zeigten auf die Fremden.

    Tolemek war erleichtert, dass die meisten Finger auf Zirkander und nicht auf ihn gingen. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass Zirkander ihre Truppe anführte, oder daran, dass die Leute seinen Vater kannten und eine Ähnlichkeit sahen. So oder so, es war gut, dass Tolemeks Gesicht hier nicht bekannt war. Es gab zahlreiche Häfen, in denen der Totenmacher tot oder lebendig gesucht wurde. Aber meistens tot.

    „Ardelle meint, wir könnten Probleme bekommen, murmelte Tolemek zu Cas, als ihre Führer anhielten. „Anscheinend gibt es einen Schamanen.

    „Spricht das Schwert wieder mit dir?", murmelte Cas zurück.

    „Ich glaube, sie mag mich."

    Bilde dir bloß nichts ein. Ich spreche auch mit Ardelles Seelenschnüffler.

    Tolemek blinzelte. Ihrem was?

    Der Schönling, den die Mädchen in den Grasröcken anstarren.

    Ein Trio von Teenagermädchen, die sich hinter zum Trocknen aufgehängter Kleidung versteckten, schaute tatsächlich in Zirkanders Richtung und kicherte. Tolemek beschloss, dass das mehr mit der albernen Ledermütze zu tun hatte als mit überragender Attraktivität.

    Was auch immer du denken musst, um dich männlich zu fühlen, Todbringer.

    Findet Zirkander deine Zwischenrufe auch so unterhaltsam wie ich?

    Und zwar doppelt, das versichere ich dir. Ich bin sein Lieblingsseelenschwert.

    Cas stupste Tolemek in die Rippen und neigte ihr Kinn in Richtung einer der größeren Hütten. Ein grauhaariger Mann mit zahlreichen Halsketten und Knochennadeln, die seine Brustwarzen durchbohrten, trat heraus – völlig nackt, abgesehen von seinem Schmuck. In der Hand hielt er einen geschnitzten Knochenknüppel, der Tolemek die Haare auf den Armen zu Berge stehen ließ. Ein weiterer, älterer Mann folgte ihm, der eine Glatze hatte und ein Gewehr trug, das fast so schön war wie das von Cas.

    „Ich hoffe, das war nicht etwas, das sie dem Vater des Obersts weggenommen haben, nachdem sie ihn gegessen haben", murmelte Cas, während ihr Finger leicht auf dem Abzug ihrer Waffe ruhte.

    Der Gedanke, in dieser wachsenden Menschenmenge ein Feuergefecht zu beginnen, gefiel Tolemek überhaupt nicht. Er war gekommen, um Informationen zu bekommen, nicht um Menschen zu töten – und er wollte auch nicht getötet werden.

    „Mein Vater trägt keine Schusswaffen, sagte Zirkander. „Er ist ein friedliebender wissenschaftlicher Entdecker.

    „Und wenn die Eingeborenen nicht friedlich sind?", fragte Duck.

    Der nackte Mann – war er der Schamane? – stürmte auf Zirkander zu, den Knüppel in der einen Hand und sein beeindruckendes Geschlecht in der anderen. Niemand schien das seltsam zu finden.

    „Sie wollen dich einschüchtern, sagte Ardelle. „Ich glaube, sie gehören zu der Magnolus-Sekte.

    „Offensichtlich." Zirkander räusperte sich und bemühte sich sichtlich, dem Mann in die Augen zu schauen.

    Tolemek hatte noch nie von dieser Sekte gehört, aber er war plötzlich froh, dass Zirkander der Schönling war.

    Der Schamane blieb vor Zirkander stehen, zeigte auf sein Gesicht und brabbelte in einem gereizten Ton. Er zeigte auf einen Felsvorsprung am Strand, plapperte noch mehr, zeigte in die Richtung der Flieger und plapperte immer noch.

    Zirkander lächelte und hielt ihm seine Postkarte hin. Der Schamane schlug seine Hand weg.

    „Ardelle, sagte Zirkander, „hast du eine Idee, was ich hier am besten tun sollte?

    „Ja, aber ich glaube nicht, dass du es tun wirst."

    „Muss ich dafür meine Hose ausziehen?"

    „Und größer sein als er, ja."

    „Ähm, ich bin nicht so begeistert von der ganzen Situation wie er."

    Ardelle zog ihr Schwert und trat vor. Jaxis Scheide war vielleicht nicht so extravagant, aber die Seelenklinge selbst war eine andere Sache. Sie flammte sofort auf und leuchtete selbst im Dschungellicht blendend hell. Die Leute wichen zurück und hoben ihre Arme, um ihre Augen zu schützen. Die Hand des Schamanen umklammerte seinen Knüppel, aber Ardelle zuckte mit einem Finger, und die Waffe flog aus seinem Griff. Er knurrte und stürzte sich auf sie.

    Zirkander zückte eine Pistole, als Cas bereits nach vorne getreten und ihr Gewehr auf die Brust des Schamanen gerichtet hatte.

    „Nicht", rief Ardelle und alle blieben stehen, bis auf den Schamanen, der nach hinten flog und mit dem nackten Hintern im Sand landete. Sie richtete ihr Schwert auf den glatzköpfigen Mann neben ihm und starrte ihm in die kalten Augen. Ihr Gesicht war wie aus Granit gemeißelt.

    Tolemek bewegte sich unbehaglich. Er hatte nur selten gesehen, wie Ardelle ihre Macht zur Schau stellte, denn in Iskandia und auch in Cofahre konnte sie dafür als Hexe getötet werden. Sich zu vergegenwärtigen, wozu sie alles in der Lage war, beunruhigte ihn immer. Es gab einen Grund, warum die Menschen in früheren Jahrhunderten Angst vor Magiern gehabt und schließlich die Welt von den meisten von ihnen befreit hatten.

    Der kahle Mann sank auf die Knie und drückte seine Stirn in den Sand. Die anderen Dorfbewohner taten das Gleiche. Der Schamane folgte ihrem Beispiel nur sehr langsam, und er grinste, als er den Kopf senkte.

    Ardelles Augen weiteten sich und ihr Gesichtsausdruck wurde ärgerlich. „Das ist nicht das, was ich ... Ich habe nur versucht, den Schwanzwettbewerb zu gewinnen."

    „Gut, dass jemand dazu in der Lage war, sagte Zirkander. „Besteht die Möglichkeit, dass du herausfindest, wo mein Vater ist?

    Sie nickte. „Drüben auf der Landzunge. Sie sind nicht glücklich darüber, dass er schon so lange hier ist. Der Häuptling hofft, dass wir bald aufbrechen und ihn mitnehmen."

    „Was denkt der Schamane?"

    „Dass er mir ein Messer in die Brust stecken will – und dir auch."

    „Wieso in meine?", protestierte Zirkander.

    „Seine Frau hat dich bewundernd angeschaut."

    „Wunderbar. In Ordnung, Leute. Lasst uns zum Strand gehen, bevor sie es leid werden, den Sand zu küssen."

    Niemand erhob sich, um sie aufzuhalten, als sie zur Lagune gingen.

    „Ardelle?, fragte Tolemek. „Kommunizierst du geistig mit ihnen?

    „Jaxi tut es, ja. Wobei sie ihre Sprache nicht spricht. Das macht es schwieriger."

    Er rollte seine Skizze aus. „Kannst du oder kann Jaxi herausfinden, ob sie eine dieser Blumen kennen?"

    „Ich werde es versuchen. Ardelle schloss halb die Augen und wandte sich im Gehen zum Schamanen um, der sich aufgerichtet hatte und ihnen finster hinterherblickte. Sie drehte sich wieder nach vorne und schüttelte den Kopf. „Weder der Schamane noch der Häuptling hat Erinnerungen an solche Blumen.

    Kapitel 2

    Sie wurden verfolgt.

    Cas sah zwar niemanden, als sie den Strand entlang zurückblickte, aber der Dschungel schmiegte sich an die sandige Küste und war dunkel genug, um sich darin unbemerkt zu bewegen. Affen kreischten in den Baumwipfeln und ließen die Äste wackeln. Bunte Vögel krächzten und flogen davon, als ihre Truppe vorbeikam. Niemand hier schien sich über ihre Anwesenheit zu freuen, und Cas hoffte, das sie Zirkanders Vater finden und schnell wieder aufbrechen konnten.

    Sie spürte die angespannte Ungeduld, die von Tolemek ausging. Sie musste sich beeilen, um mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. Zirkander, Ardelle und Duck liefen ebenfalls

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